| Titel: | Ueber die Gasvacuum-Maschine des Hrn. Samuel Brown. | 
| Fundstelle: | Band 47, Jahrgang 1832, Nr. LVII., S. 341 | 
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                        LVII.
                        Ueber die Gasvacuum-Maschine des Hrn.
                           Samuel Brown.
                        Aus dem Mechanics' Magazine N. 468. S. 294; auch im
                           Recueil
                                 industriel, September 1832, S. 274.
                        Brown's Gasvacuum-Maschine.
                        
                     
                        
                           Jedermann, der mit der Geschichte der Erfindungen auch nur etwas bekannt ist, wird
                              sich erinnern, welches Aufsehen und welchen Laͤrm die
                              Gasvacuum-Maschine des Hrn. Samuel Brown vor
                              einigen Jahren unter den
                              Mechanikern machte, welche Erwartungen sie rege machte, und wie wenig deren Erfolg
                              entsprach.Wir verweisen unsere Leser hieruͤber auf das polyt. Journal Bd. XV. S. 124, Bd. XXVIII. S. 391, Bd. XXXVI. S. 404. A. d. R. Die Maschine kam wegen ihres Mißlingens in gaͤnzliche Vergessenheit;
                              nur der Erfinder selbst ließ sich nicht entmuthigen, sondern sezte seine Versuche
                              mit unermuͤdlichem Fleiße und seltener Ausdauer fort, welche nun zulezt auch
                              durch ein vollkommenes Gelingen gekroͤnt wurden, indem er behaupten zu
                              koͤnnen glaubt, daß die Maschine nicht nur den Gefahren der Dampfmaschinen
                              nicht unterliege, sondern auch wohlfeiler als irgend eine Dampfmaschine betrieben
                              werden kann.
                           In einem Circular, welches Hr. Brown am 1. Mai 1832
                              erließ, zeigt er nun an, daß er bereit sey, jedem Auftrage auf Gas-Maschinen
                              von jeder beliebigen Kraft zu entsprechen, und daß er nicht nur deren Dauer und
                              Thaͤtigkeit fuͤr eine Reihe von Jahren, sondern auch das versichere,
                              daß deren Betrieb jaͤhrlich um die Haͤlfte weniger Kosten veranlaßt,
                              als der Betrieb irgend einer Dampfmaschine von gleicher Kraft, welche unter
                              denselben Verhaͤltnissen arbeitet. Er beruft sich hiebei auf folgende
                              Maschinen, die er bereits errichtet hat, und welche Jedermann arbeiten sehen kann.
                              Eine solche Maschine arbeitet naͤmlich am Croydon-Canale, und schafft
                              Wasser von einem niedrigeren auf ein hoͤheres Niveau; eine zweite befindet
                              sich zu Soham in der Grafschaft Cambridge, wo sie zum Trokenlegen eines Theiles des
                              Middle-Fen benuzt wird; eine dritte arbeitet zu Eagle Lodge, Old Brompton, wo
                              sich auch noch eine vierte befindet, deren Bauart etwas von jener der drei anderen
                              verschieden ist, indem sie so eingerichtet ist, daß man das Wasser auf jede
                              Hoͤhe und aus jeder Tiefe pumpen kann, und daß sich dieselbe uͤberdieß
                              zum Betriebe jeder Maschine benuzen laͤßt. – Das Circular ist mit
                              mehreren sehr guͤnstigen Zeugnissen ausgestattet.
                           (Im Original folgt nun die Beschreibung der Gasvacuum-Maschine am
                              Croydon-Canale ganz so wie im polytechn. Journale
                              Bd. XLVI. S. 321.)
                           Folgende, von Hrn. Brown mitgetheilte Aufklaͤrungen
                              werden einen Begriff von der Wichtigkeit der Erfindung desselben geben,
                              vorausgesezt, daß die Thatsachen, die er anfuͤhrt, auch ganz richtig
                              sind.
                           Die Kunst Gas zu erzeugen befindet sich, wie Hr. Brown
                              sagt, noch in der Kindheit; taͤglich wird sie aber durch neue Entdekungen
                              bereichert. Eo weiß man z.B. gegenwaͤrtig, und dieß duͤrfte keine der
                              unwichtigsten Thatsachen seyn, daß ein Kubikfuß Gas einen leeren Raum von 40 Fuß zu
                              erzeugen im Stande ist, waͤhrend man bisher glaubte, daß man mit einem
                              Kubikfuß Gas auch nur einen leeren Raum von einem Kubikfuß hervorbringen
                              koͤnne.
                           Hr. Brown richtete seine Aufmerksamkeit anfangs nur auf
                              die Vervollkommnung der Maschinen; war ihm diese gelungen, so zweifelte er auch
                              keinen Augenblik, daß er im Stande seyn wuͤrde. Gas so wohlfeil zu erzeugen,
                              daß die Maschine mit den besten Dampfmaschinen in Concurrenz treten koͤnnte.
                              Er brachte sechs volle Jahre mit Versuchen, von denen viele sehr kostspielig und
                              schwierig waren, hin, um den ersten seiner beiden Zweke zu erreichen; in neuerer
                              Zeit stellte er nun auch in lezter Hinsicht viele Versuche an, welche
                              saͤmmtlich einen mehr oder minder guͤnstigen Erfolg gehabt, und das
                              Problem der Erzeugung von Gas, welches beinahe nichts kostet, geloͤst haben
                              sollen. Die Behauptung, daß die beiden obigen Zweke nun durch das
                              Gasvacuum-Princip erreicht sind, wird durch die Resultate der Versuche
                              vollkommen außer Zweifel gesezt; man braucht die Maschinen nur arbeiten zu sehen, um
                              sich hievon zu uͤberzeugen.
                           Bei der Erzeugung des Gases nach der gewoͤhnlichen Methode, d.h. bei der
                              Erzeugung desselben in Retorten, welche in Oefen erhizt werden, hat notwendig ein
                              Verlust an Brennmaterial, welches diese Lesen verzehren. Statt. Nach dem neuen
                              Systeme des Hrn. Brown, nach welchem die Retorten in
                              Kohksoͤfen erhizt werden, wird hingegen gerade das, was bisher Verlust
                              veranlaßte, eine Quelle des Gewinnes, indem alle Kohle in Kohks, Theer und Gas
                              verwandelt wird, und indem die beiden ersten Artikel beinahe uͤberall die
                              Kosten des Brennmateriales mehr als deken koͤnnen und muͤssen.
                              Folgende Resultate einer Reihe von Versuchen, welche unter Leitung eines
                              ausgezeichneten Mechanikers mit der Gasvacuum-Maschine am
                              Croydon-Canale angestellt wurden, werden dieß bestaͤttigen.
                           
                              
                                 21 Bushels kleine Kohlen, welche
                                    22 Shill. per Chaldron kosteten und mit welchen
                                    zwei     Oefen zwei Mal geladen wurden,
                                    gaben:
                                 
                              
                                 
                                 35 Bushels der besten Kohks, welche zu
                                    27     Shill. per Chaldron verkauft wurden.
                                 
                              
                                 24 Bushels eben solche Kohlen, mit
                                    welchen,     drei Retorten zwei Mal und
                                    drei andere     Retorten drei Mal geladen
                                    wurden, gaben:
                                 36 Bushels Retorten-Kohks, welche um
                                    22     Chill. per Chaldron verkauft wurden.
                                 
                              
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 50 Bushels kleine Kohlen gaben also
                                 71 Bushels Kohks.
                                 
                              
                           Nach diesen Resultaten berechnen sich die jaͤhrlichen Kosten und der Ertrag
                              der Croydon-Gasmaschine wie folgt:
                           
                           Kosten.
                           
                              
                                 50 Bushels kleine Kohlen zu 22 Shill. per Chaldron, fuͤr
                                    21    Stunden, oder 417 Chaldrons
                                    fuͤr 300 Tage, machen
                                 458 Pfd. St.
                                 14 Shill.
                                 
                              
                                 Lohn des Maschinenwaͤrters zu 5
                                    Shill. des Tages und Kohlen    zu 3 Shill.
                                    per Woche
                                   85    –
                                 16  –
                                 
                              
                                 Ausbesserungen an der Maschine, an den
                                    Oefen, Retorten    etc., 25 Procent von 300
                                    Pfd. St.
                                   75    –
                                  0  –
                                 
                              
                                 Oehl, fuͤr die Maschine, Leder
                                    fuͤr die Klappen etc. zu 2
                                    Shill.    per Woche
                                     5    –
                                   4  –
                                 
                              
                                 7 Procent von dem Werthe des
                                    Gebaͤudes
                                   35    –
                                   0  –
                                 
                              
                                 Grundsteuer fuͤr die
                                    Gebaͤude
                                     7    –
                                   0  –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                                                                           Summa
                                    der Kosten
                                 666 Pfd. St.
                                 14 Shill.
                                 
                              
                           Ertrag.
                           
                              
                                 35 Bushels der besten Ofenkohks oder in 300
                                    Tagen 292    Chaldrons, jeden zu 26 Shill.,
                                    gibt
                                 379 Pfd. St.
                                 12 Shill.
                                 
                              
                                 36 Bushels Retortenkohks oder in 300 Tagen
                                    300 Chaldrons,    jeden zu 22 Shill.,
                                    gibt
                                 330    –
                                   0  –
                                 
                              
                                 16 Gallons Theer in 24 Stunden aber in 300
                                    Tagen 4800    Gallons, jeden zu 3 Pence,
                                    gibt
                                   60    –
                                   0  –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa des Ertrages
                                 769 Pfd. St.
                                 12 Shill.
                                 
                              
                           Es ergibt sich also aus dieser Berechnung, daß die Maschine, deren Wirkung eine
                              continuirliche ist, nicht nur in ihrer Unterhaltung nichts kostet, sondern,
                              abgesehen von dem Werthe der Arbeit, welche sie leistet, noch einen Ertrag von
                              jaͤhrlichen 102 Pfd. Sterl. 18 Shill. abwirft, die der
                              Canal-Gesellschaft jezt zu Gut kommen, waͤhrend sie fruͤher
                              fuͤr die Unterhaltung der Dampfmaschine jaͤhrlich 275 Pfd. Sterl.
                              auslegen mußte. Die Preise der Kohlen und der Kohks werden zwar nicht an allen Orten
                              gleich seyn, allein aus obigen, zu Croydon erhaltenen Resultaten kann man
                              uͤberall sehr leicht den Ertrag und die Kosten der Maschine berechnen.
                           Man hat Hrn. Brown eingeworfen, daß sich diese Vortheile
                              nicht uͤberall, und namentlich nicht an solchen Orten bewaͤhren
                              wuͤrden, wo der Absaz fuͤr Kohks nicht so leicht waͤre. Dagegen
                              antwortet nun aber Hr. Brown, daß Brennmaterial zu den
                              ersten Lebensbeduͤrfnissen gehoͤrt, und daß man also uͤberall
                              einen guten Absaz fuͤr ein Brennmaterial finden muͤßte, wenn man
                              dasselbe um 5 Procent wohlfeiler gibt, als das sonst gewoͤhnliche
                              Brennmaterial zu haben ist. Zur Zeit, als die Gasfabrikation erst begann, waren die
                              Kohks ein Artikel, dessen sich Niemand bedienen mochte; so wie dieselben aber
                              bekannter wurden, so wie man deren gute Eigenschaften mehr und mehr kennen lernte,
                              nahm deren Absaz und Verbrauch so zu, daß sie gegenwaͤrtig an den meisten
                              Orten im Preise der Steinkohlen oder selbst noch hoͤher stehen.
                           Hr. Brown kuͤndigt uͤbrigens denjenigen,
                              welche befuͤrchten koͤnnten, daß ihnen die Erzeugung des Gases aus Kohle nicht genug
                              Gewinn abwerfen wuͤrde, an, daß er auch eine Methode ausfindig gemacht habe,
                              nach welcher man aus Wasser allein mittelst einer kleinen und wenig Brennmaterial
                              verzehrenden Maschine Gas zu erzeugen im Stande ist. Diese neue
                              Gaserzeugungs-Methode duͤrfte, wie er glaubt, besonders zum Treiben
                              der Schiffe, die man gegenwaͤrtig mit Dampf treibt, geeignet seyn. Das
                              Steinkohlengas, sagt Hr. Brown, ist nicht das einzige
                              Gas, welches zum Betriebe seiner Maschine taugt; das Gas braucht nicht gereinigt zu
                              seyn, wie dieß bei dem Leuchtgase der Fall seyn muß; jedes Gas, welches Hize und
                              Expansionskraft genug besizt, ist fuͤr seinen Zwek geeignet. In Gegenden, in
                              welchen es Torf oder Holz in Ueberfluß gibt, kann man eben so gut Torf und Holz zum
                              Betriebe der Maschine anwenden; sehr gut ließe sich z.B. das Gas benuzen, welches
                              bei der gegenwaͤrtigen Methode Holzkohlen und brennzelige Holzsaͤure
                              zu erzeugen, verloren geht. Welche Vortheile eine solche Fabrikation in manchen
                              Gegenden gewaͤhren muͤßte, muß Jedermann einleuchten, der den
                              Verbrauch der brennzeligen Holzsaͤure in manchen Fabrikstaͤdten kennt.
                              In Glasgow allein verbraucht man z.B. woͤchentlich 10,000 Gallons dieser
                              Saͤure, und um sich dieses Quantum zu verschaffen, laͤßt man
                              gegenwaͤrtig eine Menge Gases unbenuzt entweichen, welche, wenn man sie zum
                              Betriebe von Gasmaschinen benuzen moͤchte, hinreichen wuͤrde, um z.B.
                              so viel Mehl zu mahlen, als die ganze Stadt bedarf! Die Gasmaschine scheint sich
                              naͤmlich ganz besonders zur Anwendung auf Muͤhlen zu eignen. Jedermann
                              weiß, daß die Wasserraͤder unter allen Triebkraͤften das beste Mehl
                              geben, und um nun so viel Wasser zu heben, als zur Speisung eines solchen
                              Wasserrades noͤthig ist, gibt es nichts Besseres, als die
                              Gassaͤulen-Maschine. Wo sich immer ein Wasserbehaͤlter
                              anbringen laͤßt, kann auch ein Wasserrad mittelst einer solchen Maschine
                              getrieben werden, und zwar ohne irgend einen anderen Verlust an Wasser, außer jenem,
                              der sich durch die Verdampfung ergibt: ein Verlust, den eine einfache Pumpe in
                              weniger als einer Stunde ersezen koͤnnte. Eine auf diese Weise getriebene
                              Muͤhle wuͤrde im Sommer nicht leicht wegen Wassermangel und im Winter
                              nie wegen des Gefrierens des Wassers still stehen muͤssen. Ein anderer
                              Vortheil waͤre der, daß man dergleichen Muͤhlen leicht an jedem Orte
                              errichten koͤnnte, und nicht erst die Nachbarschaft von Fluͤssen oder
                              Baͤchen suchen muͤßte. Auch zum Betriebe von Sagemuͤhlen taugt
                              die Maschine sehr gut, und leicht koͤnnte hier eine solche Maschine mittelst
                              der Abfaͤlle der Sagemuͤhle in Gang erhalten werden.
                           Die Saͤulenmaschine zu Eagle-Lodge ist jener am Croydon-Canale
                              aͤhnlich; sie
                              uͤbt aber eine weit groͤßere Kraft aus, indem deren Cylinder 4 Fuß 8
                              1/2 Zoll im Durchmesser hat. Sie macht in einer Minute 4 bis 5 Hube, und hebt mit 4
                              Huͤben so viel Wasser auf eine Hoͤhe von 12 Fuß, daß ein
                              Wasserbehaͤlter, der 3000 Gallons faßt, dadurch gefuͤllt wird. Im
                              Durchschnitte werden also durch jeden Hub 750 Gallons auf 12 Fuß gehoben, was der
                              Kraft von zehn Pferden gleichkommt. Wir haben bei dieser Berechnung jedoch bloß die
                              Hoͤhe zwischen dem Wasser und dem Entleerungspunkte angegeben; das Wasser muß
                              aber in dem Cylinder um 6 1/2 Fuß uͤber die Entleerungsroͤhre steigen,
                              so daß die ganze Hoͤhe eigentlich 18 1/2 Fuß betraͤgt.
                           Die zweite zu Eagle-Lodge befindliche Maschine unterscheidet sich von den
                              uͤbrigen Brown'schen Maschinen dadurch, daß sie wie die gewoͤhnliche
                              Dampfmaschine durch einen Balken getrieben wird, welcher an dem einen Ende an dem
                              Kolben des Gasvacuum-Apparates, an dem anderen Ende hingegen an einer Pumpe,
                              durch welche das Wasser gehoben wird, befestigt ist. Diese Maschine eignet sich
                              hauptsaͤchlich zum Heben des Wassers aus tiefen Bergwerken; es soll daher
                              auch in Glamorganshire eine solche errichtet werden. Bei den Versuchen, welche mit
                              diesen Maschinen gemacht wurden, wurden drei Retorten mit 6 Bushels
                              gewoͤhnlichen Steinkohlen beladen, welche 2100 Kubikfuß Gas, 9 Bushels
                              Retortenkohks und eine ansehnliche Menge Theer gaben. Die Oefen, in denen sich die
                              Retorten befanden, wurden mit 8 Bushels Kohlen gespeist, welche nicht weniger als 12
                              Bushels Ofenkohks gaben, und welche die drei Retorten 24 Stunden lang geheizt
                              erhielten, so daß also vier Eintraͤge in die Retorten gemacht werden konnten,
                              und daß man mit dieser Quantitaͤt Brennmaterial 8400 Fuß Gas zu erzeugen im
                              Stande war.
                           Hr. Brown versichert, daß er Saͤulenmaschinen zu
                              verfertigen im Stande ist, welche mit jedem Hube 4000 Gallons und uͤberhaupt
                              jede beliebige Masse Wasser mit Leichtigkeit zu heben im Stande sind.
                           ––––––––––
                           Um unsere Leser auch mit den Ansichten der Gegner dieser neuen Maschine bekannt zu
                              machen, wollen wir dem eben gegebenen Artikel auch noch einen Aufsaz des Hrn.
                              Aristide Vincent aus dem Journal
                                 des connaissances usuelles Octbr. 1832, S. 194 anhaͤngen. Hr. Vincent aͤußert sich naͤmlich mit folgenden
                              Worten:
                           
                              „Mehrere Journale haben mit großem Applause angekuͤndigt, daß es
                                 einem Hrn. Brown gelungen sey, das
                                 Kohlenwasserstoffgas statt des gewoͤhnlichen Wasserdampfes als Triebkraft
                                 zu benuzen, und daß diese neue Benuzung des genannten Gases mit so großen
                                 Vortheilen verbunden sey, daß der Dampf nothwendig von dem Gase aus dem Felde geschlagen werden
                                 muͤsse. So wichtig und noͤthig es ist, nuͤzliche
                                 Entdekungen auf jede moͤgliche Weise bekannt zu machen und in Aufschwung
                                 zu bringen; eben so nothwendig ist es auch, im Interesse der Industrie und der
                                 Industriemaͤnner vor irrigen Ankuͤndigungen und Ansichten zu
                                 warnen, damit nicht allenfalls Unternehmer, die nicht so wissenschaftlich
                                 gebildet sind, daß sie die ihnen gemachten Vorschlaͤge gehoͤrig zu
                                 wuͤrdigen im Stande sind, zu Versuchen und Speculationen verleiten
                                 werden, die nur fruchtlos seyn koͤnnen, und bei denen sie nur ihr Capital
                                 einzubuͤßen erwarten duͤrfen. Ich glaube daher die Erfindung des
                                 Hrn. Brown mit all jener Unparteilichkeit und Umsicht
                                 untersuchen zu muͤssen, welche ein Gegenstand von solcher Wichtigkeit
                                 erheischt.
                              
                           
                              Hr. Clément, welcher auf den vielen Reisen, die
                                 er in England machte, gleichfalls von der Gasmaschine sprechen hoͤrte,
                                 stellte folgende Berechnungen daruͤber an, um zu zeigen, welche Vortheile
                                 man bei derselben zu erwarten hat.
                              
                           
                              
                                     1000 Liter
                                    Gas, welche man fuͤr eine 6stuͤndigeBeleuchtung braucht,
                                    kosten
                                 0 Fr. 36 Cent.
                                 
                              
                                     100 Kub.
                                    Meter kommen folglich auf
                                 36 –
                                 
                              
                           
                              
                                     Der
                                     durch  die  Verbrennung  des erzeugte
                                    leere Raum betraͤgt     Der
                                    absorbirte Sauerstoff    175
                                        Der aͤquivalente
                                    Stikstoff    655
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 Gasgemisches100 Kub. Mtr.
                                    830      –
                                 in
                                 der
                                    LuftTotal-Volum.    mithin930
                                    Kub. Mt.
                                 
                              
                           
                              Die Ausdehnung im Augenblike der Explosion betraͤgt 6 Mal dieses
                                 Volumen.
                              
                           
                              Der nach dem Abkuͤhlen in dem Cylinder entstehende leere Raum ist also =
                                 930 × 5/6 = 775 Kub. Meter.
                              
                           
                              Die mechanische Kraft dieses leeren Raumes = 775 × 10,40 = 8060
                                 Dynamien.Die Dynamie ist eine Einheit einer mechanischen Kraft, welche jener Kraft
                                       gleich ist, die durch den Fall eines Kubikmeters Wasser von einer Hohe
                                       eines Meters gleich ist. A. d. O.
                                 
                              
                           
                              Fuͤr dieselbe Summe von 36 Fr. koͤnnte man sich, die 100 Kil. zu 75
                                 Cent, gerechnet, 36/0,75 = 4800 Kil. Dampf verschaffen, und die mechanische
                                 Kraft dieses Dampfes von 4800 Kil. waͤre = 17,89 = 85872 Dynamien.
                              
                           
                              Hieraus ergibt sich also, daß sich die mechanischen Kraͤfte des Gases und
                                 des Dampfes wie 10: 106 zu einander verhalten; d.h. daß man fuͤr 36 Fr.
                                 Dampf beinahe 11 Mal mehr mechanische Kraft erhaͤlt, als wenn man
                                 dieselbe Summe auf Erzeugung von Kohlenwasserstoffgas verwendet.
                              
                           
                           
                              Aus den Notizen, welche der Morning Herald
                                 uͤber die Gasmaschine des Hrn. Brown gibt,
                                 wuͤrde sich, vorausgesezt, daß diese Angaben richtig sind, ergeben, daß
                                 die Gasmaschine nicht nur keine Auslagen verursacht, sondern selbst einen
                                 bedeutenden Gewinn abwirft, indem die Steinkohle, welche das Gas liefert,
                                 zugleich auch an Kohks und Theer mehr ertragen wuͤrde, als die Maschine
                                 verbraucht.
                              
                           
                              Wenn wir nun aber auch annehmen, daß sich in diesen Angaben gar keine
                                 Uebertreibung eingeschlichen habe, so folgt daraus doch noch keineswegs, daß die
                                 neue Maschine (in Frankreich) vor der Dampfmaschine den Vorzug verdiene, und
                                 zwar
                              
                           
                              1) weil zur Erzeugung des Gases große Retorten noͤthig sind, die gewiß
                                 eben so viel kosten, als die Dampfkessel, und welche nicht nur denselben
                                 Gefahren von Explosionen, sondern auch noch dem weit haͤufigeren
                                 Verbrennen ausgesezt sind;
                              
                           
                              2) weil die durch die Destillation der Steinkohlen erzeugten Kohks in Frankreich
                                 bisher nur in Paris Absaz und Kaͤufer finden wuͤrden. In Paris
                                 wuͤrde daher hie Gasmaschine, wenn sie ja mit Vortheil angewendet werden
                                 kann, allein benuzt werden koͤnnen; in allen uͤbrigen Orten
                                 Frankreichs muß sie hingegen, wie dieß aus der oben gegebenen Berechnung
                                 erhellt, weit hinter den Dampfmaschinen zuruͤkbleiben.
                              
                           
                              Zu Paris brauchte man, um eine gegebene mechanische Kraft zu erhalten, eine 10
                                 bis 11 Mal staͤrkere Maschine, als man brauchte, wenn man den Dampf als
                                 Triebkraft anwendete. Eine solche ungeheure Maschine wuͤrde nothwendig
                                 weit mehr kosten, als eine kleine Dampf-Maschine, indem beide Maschinen
                                 beinahe aus denselben Theilen bestehen, nur daß diese Theile an der Gasmaschine
                                 weit groͤßer sind, als an der Dampfmaschine. Berechnet man nun hiernach
                                 das Interesse des Unterschiedes der Preise, so wird man finden, ob die Kosten
                                 nicht in beiden Faͤllen gleich sind.
                              
                           
                              In den Provinzen wuͤrde eine Brown'sche Maschine nothwendig eine sehr
                                 ungluͤkliche Speculation seyn, indem sich hier zu den groͤßeren
                                 Kosten der Maschine auch noch die Werthlosigkeit der Ruͤkstaͤnde
                                 der Destillation gesellen wuͤrde.
                              
                           
                              Man hat schon zu verschiedenen Malen versucht, die Ausdehnung der Luft, des
                                 Wassers, des Schießpulvers etc. statt des Wasserdampfes zu benuzen; allein alle
                                 diese Agentien geben keine so wohlfeile Triebkraft, als der Dampf, wie dieß aus
                                 folgender Tabelle erhellt.
                              
                           
                           
                              
                                 
                                       Triebkraͤfte.
                                    Mechanische    
                                       Kraft  von 1 Kil.
                                    Mechanische  Kraft von 650
                                       Waͤrme- Einheiten.650 Waͤrme-Einheiten
                                             sind naͤmlich die Hize, welche zur Erzeugung von 1 Kil.
                                             Dampf noͤthig ist. A. d. O.
                                            
                                       Bemerkungen.
                                    
                                 
                                    
                                    Dynamien.
                                     Dynamien.
                                    
                                    
                                 
                                    Wasserdampf
                                       17,58
                                         7,58
                                    
                                    
                                 
                                    Weingeistdampf
                                         6,80
                                       17,77
                                    Alle diese Dampfe kommen
                                    
                                 
                                    Aetherdampf
                                         3,46
                                       20,00
                                        sehr hoch zu
                                       stehen.
                                    
                                 
                                    Terpenthindampf
                                         2,54
                                       11,00
                                    
                                    
                                 
                                    Queksilberdampf
                                         2,65
                                       31,80
                                    
                                    
                                 
                                    Kohlensaͤure bei
                                       150Atmosphaͤren
                                         7,19
                                       21,57
                                    
                                    
                                 
                                    Ausdehnung der Luft
                                          –
                                       22,65
                                    
                                    
                                 
                              
                           
                              Das Product der mechanischen Kraft, welches sich aus der Ausdehnung des Wassers
                                 ergibt, verhaͤlt sich zu der mechanischen Kraft des Dampfes wie 1 :
                                 500.
                              
                           
                              Das Verhaͤltniß der mechanischen Kraft der Ausdehnung der Metalle zu jener
                                 des Dampfes verhaͤlt sich wie 1 : 1200.
                              
                           
                              1000 Dynamien kommen mit Dampf auf 0 Fr. 90 Cent.; mit Schießpulver hingegen auf
                                 23 Franken zu stehen. Verhaͤltniß = 1000 : 7,30.
                              
                           
                              Ein Schuß mit einem 24 Pfuͤnder kommt mit Dampf auf 0 Fr. 14 Cent., mit
                                 Schießpulver hingegen auf 8 Fr.!“