| Titel: | Nachträgliche Versuche über die Stärke und Festigkeit des Acacienholzes. Von Hrn. Peter Barlow jun. | 
| Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. XXXIII., S. 129 | 
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                        XXXIII.
                        Nachtraͤgliche Versuche uͤber die
                           Staͤrke und Festigkeit des Acacienholzes. Von Hrn. Peter Barlow
                           jun.
                        Aus dem London and Edinburgh Philosoph. Magazine and Journal
                                 of Science, No. 1. Julius 1832, S.
                                 17.Unter dem Titel: The London and Edinburgh
                                    Philosophical Magazine and Journal of Science. Conducted by Sir
                                 David Brewster, Richard Taylor and Richard Phillips. Third Series, erscheint nun
                                 vom 1. Julius 1832 an die Fortsezung des ehemaligen Philosophical Magazine and Annals of
                                    Philosphy, in Verbindung mit dem Edinburgh Journal of Science, welches bisher Sir Brewster Quartalweise herausgab, und welches
                                 fuͤr sich aufgehoͤrt hat. Es ist dieß nun die dritte Modification,
                                 die dieses Journal erleidet; unserer Meinung nach hat es dabei durchaus nicht
                                 gewonnen, und besonders vernachlaͤssigt Hr. Phillips sehr die chemische Literatur, fuͤr welche in der That
                                 gegenwaͤrtig in England keine besondere Zeitschrift existirt; die Hefte
                                 jenes Journals sind groͤßten Theils mit Artikeln gefuͤllt, die in
                                 die Lehre von der Elektricitaͤt und dem Magnetismus, und in das Gebiet
                                 der hoͤheren Optik einschlagen.A. d. R.
                           
                        Nachtraͤgliche Versuche uͤber die Staͤrke und
                           Festigkeit des Acacienholzes.
                        
                     
                        
                           Ich druͤkte in meiner lezten Abhandlung uͤber die Staͤrke
                              verschiedener HolzartenVergl. Polyt. Journal, Bd. XLIV. S.
                                       381 mein Bedauern daruͤber aus, daß die Versuche mit dem Acacienholze
                              nicht genuͤgender ausfielen. Da nun Hr. Bevan in
                              seinen Bemerkungen uͤber meine Versuche dasselbe Bedauern aͤußerte, so
                              suchte ich das Stuͤk Acacienholz auf, welches unversehrt geblieben war, und
                              bei welchem, wie gesagt worden, der Strik waͤhrend des Versuches brach, um
                              mit diesem Stuͤke den Versuch auf eine vollkommnere Weise zu wiederholen.
                              Leider konnte ich aber nur mehr ein kleines Stuͤk von dem Baume finden, von
                              welchem das erst erwaͤhnte Stuͤk abgeschnitten worden, und selbst
                              dieses Stuͤk war nicht aus dem Inneren, sondern mehr gegen die Rinde hin
                              genommen. Es hatte eine specifische Schwere von 710, war 27 Zoll lang und hatte 1
                              1/2 Zoll im Gevierte; es wurde bei 25 Zollen gestuͤzt. Die Biegung betrug bei
                              dem Auflegen der ersten 400 Pfd. 0,075, wobei die Elasticitaͤt noch
                              unveraͤndert schien, indem die Biegung bis auf 0,125 zunahm, und so blieb,
                              bis das Holz endlich bei einer Last von 896 Pfunden brach.
                           Nach diesem Resultate wird der Werth von 8 in meiner Tabelle S = 1w/4ad² = 1659 seyn,
                              eine Zahl, die, obschon sie kleiner ist, als die fuͤr das Acacienholz
                              angegebene, doch die Durchschnittsstaͤrke des Eichenholzes
                              uͤbersteigt.
                           Die Elasticitaͤt dieses Holzes wird (w = 448 und
                              δ = 0,3 Zoll angenommen) E = l³w/ad³δ = 4609000 betragen, mithin auch groͤßer
                              seyn, als jene des Eichenholzes. Nimmt man den Modulus der Elasticitaͤt nach
                              Hrn. Bevan's Formel an, so erhaͤlt man m = l³H/4d²δ = 3738426, eine Zahl, die geringer ist, als
                              jene, die Hr. Bevan aus seinen Versuchen uͤber das
                              Acacienholz berechnete. Das Stuͤk, mit welchem ich meinen Versuch anstellte,
                              war jedoch offenbar ein schlechteres Stuͤk, als jenes, welches ich bei meinem
                              ersten Versuche anwendete, indem es an einigen Stellen den Splint an sich trug.
                           Hr. Bevan druͤkte den Wunsch aus, daß ich lieber
                              den Modulus der Elasticitaͤt als den Werth von E
                              haͤtte angeben sollen, und sagte: „waͤre dieß geschehen, so
                                 wuͤrde sich ergeben haben, daß die Zaͤhigkeit des
                                 Memel-Tannenholzes im Vergleiche mir dessen Gewicht groͤßer ist,
                                 als jene der uͤbrigen Holzarten.“ Bei aller Achtung, die ich
                              vor den Kenntnissen des Hrn. Bevan hege, sehe ich jedoch
                              nicht ein, welchen Vortheil die Betrachtung des Gewichtes des Holzes gibt,
                              ausgenommen es handelt sich um die Bestimmung der Biegung, die das Holz durch seine
                              eigene Schwere erleidet: ein Fall, der sich bei Bauten doch selten ereignet.
                           Um ein Beispiel des Gesagten zu geben, will ich nur bemerken, daß der Werth von E oder die Elasticitaͤt des Tunkabohnenholzes 1
                              1/2 Mal groͤßer ist als jene des Memel-Tannenholzes; d.h. es
                              erforderte, um denselben Grad von Biegung zu erreichen, ein 1 1/2 Mal
                              groͤßeres Gewicht, und ist folglich in meiner Tabelle durch eine Zahl
                              ausgedruͤkt, welche dasselbe Verhaͤltnis traͤgt. Der Modulus
                              ist jedoch geringer, wenn wir Hrn. Bevan's Formel
                              anwenden.
                           Bemerkt muß jedoch werden, daß die beiden Formeln auf denselben Grundsaͤzen
                              beruhen, naͤmlich darauf, daß die Biegung in dem Verhaͤltnisse des
                              Cubus der Laͤnge getheilt durch die Breite in den Cubus der Dike abweicht; so
                              daß man daher Hrn. Bevan's Zahl in allen Faͤllen aus der meinigen
                              erhalten kann, wenn man sie mit 576 multiplicirt und durch die specifische Schwere
                              theilt.
                           Ein Fehler, der sich in die Formel in meiner fruͤheren Abhandlung
                              eingeschlichen hat, hat vielleicht Hrn. Bevan irre
                              gefuͤhrt. Im Kopfe der 6ten Columne der Tabelle soll es naͤmlich statt
                              E = l³w/4ad³δ heißen: E = l³w/ad³δ. Die
                              Zahlen in der Tabelle selbst sind jedoch saͤmmtlich richtig.
                           Die Fragen des Hrn. Bevan bin ich leider nicht vollkommen zu beantworten im Stande.
                              Den Preis der verschiedenen Holzarten per Kubikfuß kann
                              ich nicht angeben; eben so wenig kann ich die aͤußersten Biegungen angeben,
                              da sie nicht fuͤr sehr wichtig gehalten, und folglich nicht registrirt
                              wurden. Was die Zeit betrifft, so dauerte jeder Versuch 15–20 Minuten.