| Titel: | Ueber die Bereitung des Chesterkäses in England. Von Hrn. James W.*** | 
| Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. XLVI., S. 218 | 
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                        XLVI.
                        Ueber die Bereitung des Chesterkaͤses in
                           England. Von Hrn. James W.***
                        Aus dem Journal des connaissances usuelles. October
                              1833, S. 169.
                        Ueber die Bereitung des Chesterkaͤses in
                           England.
                        
                     
                        
                           Die Chesterkaͤse stehen nicht bloß in England sehr in Gunst, sondern haben
                              selbst in Frankreich einen solchen Ruf erhalten, daß sich die Société royale d'Agriculture veranlaßt fand, auf die
                              Einfuͤhrung der Fabrikation dieser Art von Kaͤse einen Preis
                              auszuschreiben. Dieß veranlaßt uns auch folgende detaillirte Beschreibung der
                              Bereitung dieser Kaͤse mitzutheilen.
                           
                        
                           Von der Bereitung des Lab.
                           Wenn der Kaͤlbermagen von dem Fleischer kommt, so reinigt man denselben von
                              dem Speisesafte, dem Schleime und den sonstigen darin enthaltenen Substanzen, indem
                              man ihn entweder auswischt, oder etwas auswaͤscht. Ist dieß geschehen, so
                              fuͤllt man ihn beinahe ganz mit Salz, und bringt hierauf auf den Boden eines
                              Topfes eine Schichte Salz, auf welche man den Kaͤlbermagen flach ausgebreitet
                              legt. Der Topf soll so groß seyn, daß er drei solcher Kaͤlbermaͤgen in
                              einer Reihe fassen kann. Jede Reihe wird mit Salz bedekt, und wenn man eine
                              hinreichende Menge solcher Schichten in den Topf gebracht, so fuͤllt man
                              denselben endlich vollends mit Salz, und bedekt ihn mit einem Teller oder mit einer
                              Schieferplatte, um ihn in diesem Zustande an einen kuͤhlen Ort zu stellen, an
                              welchem man ihn so lange aufbewahrt, bis im naͤchsten Jahre die Zeit zur
                              Kaͤsebereitung gekommen.
                           Ist diese Zeitperiode eingetreten, so nimmt man saͤmmtliche
                              Kaͤlbermaͤgen zugleich aus dem Topfe, laͤßt die Salzlake
                              abtropfen, und breitet sie dann auf einem Tische aus, auf welchem man sie an beiden
                              Seiten mit feinem Salze uͤberstreut. Nachdem man hierauf mit einer Teigrolle
                              uͤber die Kalbermaͤgen gefahren, um das Salz in dieselben eindringen zu machen, stekt man
                              durch jeden derselben ein kleines Stuͤk Holz, um sie auf diese Weise
                              ausgespannt troknen zu lassen.
                           Ist dieß geschehen, so bringt man die Kaͤlbermaͤgen in ein oder in
                              mehrere offene Gefaͤße, und gießt dann 3 Pinten reines Wasser per Stuͤk Kaͤlbermagen darauf. Nach 24
                              Stunden nimmt man sie heraus, um sie in andere Gefaͤße zu bringen, in welchen
                              man sie, nachdem man eine Pinte frisches Wasser per
                              Stuͤk zugegossen, neuerdings 24 Stunden verweilen laͤßt. Bei dem
                              Herausnehmen der Kaͤlbermaͤgen aus diesem zweiten Wasser
                              schuͤttelt man dieselben leicht mit der Hand in der Fluͤssigkeit,
                              womit die Bereitung vollendet ist.
                           Die beiden Aufguͤsse, die man auf diese Weise erhaͤlt, werden
                              zusammengegossen und durch ein feines Seihetuch geseiht; dann sezt man der
                              Fluͤssigkeit mehr Salz zu als zur Saͤttigung derselben noͤthig
                              ist, d.h. so viel, daß sich nicht alles Salz aufloͤsen kann, sondern daß eine
                              Quantitaͤt davon unaufgeloͤst auf dem Boden zuruͤkbleibt. Jeden
                              zweiten Tag, und im Sommer alle Tage, nimmt man den emporsteigenden Schlamm von der
                              Fluͤssigkeit ab, und da sich am Boden des Gefaͤßes immer etwas
                              unaufgeloͤstes Salz befinden muß, so muß oͤfters auch frisches Salz
                              zugesezt werden, indem sich jenes Salz, welches fruͤher aufgeloͤst
                              war, zum Theil durch die Krystallisation abscheidet, und dann mit dem Schaume
                              abgenommen wird.
                           Eine halbe Pinte dieses Praͤparates reicht im Allgemeinen auf 60 Pfd.
                              Kaͤse hin. Wenn man einen Theil dieser Fluͤssigkeit zum Gebrauche
                              nehmen will, so muß daher die ganze Masse gut umgeruͤhrt werden.Man kann diesem Lab einen sehr angenehmen aromatischen Geschmak geben, wenn
                                    man ihm etwas Pfeffer, Muskatenbluͤthe und Gewuͤrznelken
                                    zusezt.A. d. O.
                              
                           
                        
                           Von der Faͤrbung des Chesterkaͤses.
                           Zur Faͤrbung des Kaͤses bedient man sich gewoͤhnlich der
                              spanischen Annotta (einer Art von Orleau), statt der aber, seit diese Methode
                              allgemeiner geworden, gewoͤhnlich ein verfaͤlschter Faͤrbestoff
                              verkauft wird. Auf 60 Pfd. Kaͤse braucht man nur eine halbe Unze
                              aͤchte spanische Annotta. Hat man eine bedeutende Menge Rahm von der Milch
                              zur Butterfabrikation abgenommen, so ist etwas mehr Faͤrbematerial
                              nothwendig, weil magerer Kaͤse eine groͤßere Quantitaͤt zur
                              Faͤrbung bedarf.
                           Die Anwendung der Annotta geschieht auf folgende Weise. Man bindet eine hinreichende
                              Menge davon in ein Luͤmpchen, welches man in eine halbe Pinte heißen Wassers
                              bringt, in welchem man dasselbe die ganze Nacht uͤber laͤßt. Dieser
                              Aufguß wird dann des
                              Morgens in die Buͤtte gegossen, in der die Milch mit dem Labaufgusse
                              enthalten ist, worauf man auch das Luͤmpchen in die Milch einweicht und es so
                              lange gegen die flache Hand reibt, bis dasselbe keinen Faͤrbestoff mehr
                              abgibt.
                           
                        
                           Von der Art und Weise die Milch gerinnen zu
                                 machen.
                           Bekanntlich haͤngt nicht nur die Menge, sondern auch die Guͤte der
                              geronnenen Milch, in Hinsicht auf die Dichtheit großen Theils von der Zeit ab,
                              welche die Milch zum Gerinnen braucht. Eben so weiß man auch, daß diese Zeit selbst
                              wieder von der Menge und der Staͤrke des angewendeten Coagulums oder Lab's,
                              von dem Zustande der Atmosphaͤre und von der Warme der Milch abhaͤngt.
                              Es scheint, daß man in dieser Hinsicht einen sicheren Maßstab oder Fuͤhrer
                              noͤthig haͤtte, und doch richtet man sich in den Maiereien hierbei nur
                              nach dem aͤußeren Gefuͤhle: das Thermometer der Milchmaͤdchen
                              zu Chester befindet sich in ihren Fingerspizen. So wird die Temperatur der Milch,
                              wenn man sie in die Naͤpfe bringt, nach der angenommenen oder vorausgesezten
                              Temperatur der Milchkammer und jener der aͤußeren atmosphaͤrischen
                              Luft regulirt. Man beruͤksichtigt auch die Menge und die Staͤrke des
                              Labaufgusses, damit die Milch die gehoͤrige Zeit zum Gerinnen brauche, welche
                              Zeit gewoͤhnlich 1 1/3 Stunden betraͤgt. Wenn z.B. die Milch, welche
                              Abends von 20 Kuͤhen gemolken worden, die ganze Nacht uͤber an einem
                              kuͤhlen Orte gestanden, so nimmt man um 6 Uhr Morgens sorgfaͤltig den
                              Rahm davon ab, nachdem man vorher alle Luftblasen abgeschaͤumt hat. Dieser
                              leztere Theil, der nicht zur Kaͤsebereitung tauglich ist, wird in ein
                              Butterfaß, der Rahm hingegen in einen Kessel gebracht. Waͤhrend das Milchweib
                              mit dieser Arbeit beschaͤftigt ist, melken die Maͤgde die
                              Kuͤhe, nachdem sie unter dem Ofen, in welchem sich ein zur Haͤlfte mit
                              Wasser gefuͤlltes Beken befindet, ein Feuer angezuͤndet. Sobald alle
                              Abendmilch abgeschaͤumt ist, bringt man Alles in die
                              Kaͤsebuͤtte bis auf 9/4 eines Kessels, d.h. bis auf 12–16
                              Liter, die man unmittelbar in das Beken mit heißem Wasser bringt und im Marienbade
                              erwaͤrmt. Dann wird die Haͤlfte der auf diese Weise im Kessel erhizten
                              Milch sogleich in die Kaͤsebuͤtte, die andere Haͤlfte hingegen
                              auf den Rahm gegossen, der sich, wie bereits bemerkt worden, in einem anderen Kessel
                              befindet. Auf diese Weise wird der Rahm fluͤssig und so aufgeloͤst,
                              daß er eine homogene gleichfoͤrmige Fluͤssigkeit bildet. In diesem
                              Zustande gießt man ihn in die Kaͤsebuͤtte, und zwar zuweilen mit
                              saͤmmtlicher Morgenmilch, von der man sorgfaͤltig alle jene Luftblasen
                              abnimmt, die sich bilden, wenn man die neue Milch in die Kaͤsebuͤtte
                              gießt. Hierauf sezt man
                              den Lab und den Farbestoff in den oben angegebenen Verhaͤltnissen zu,
                              ruͤhrt Alles gut um, und sezt den Dekel auf die Buͤtte, uͤber
                              den man endlich noch ein reines Tuch breitet. Die zum Gerinnen noͤthige Zeit
                              betraͤgt 1 1/2 Stunde, und waͤhrend dieser Zeit beobachtet man die
                              Operation oͤfter. Wenn sich, wie dieß oͤfter geschieht, der Rahm auf
                              die Oberflaͤche begeben sollte, ehe die Milch noch zum Gerinnen kommt, so muß
                              man die ganze Masse umruͤhren, damit der Rahm innig mit der Milch vereinigt
                              werde; und diese Operation muß so oft wiederholt werden, als der Rahm vor dem
                              Beginnen des Gerinnens emporsteigt. Sollte das Gerinnen zu lange Zeit nicht
                              eintreten, so laͤßt sich dasselbe dadurch beschleunigen, daß man mit einem
                              Stoke stark auf verschiedene Seiten der Buͤtte schlaͤgt. Wenn das
                              Milchweib glaubt, daß die Milch zu kalt in das Gefaͤß gebracht worden sey,
                              und diese Kaͤlte das Gerinnen hindere, so gießt sie warmes Wasser oder warme
                              Milch zu, oder taucht einen mit heißem Wasser gefuͤllten Kessel zum Theil in
                              die Milch unter. Alles dieß muß jedoch vor dem Beginne des Gerinnens geschehen; denn
                              so wie die Milch auch nur unvollkommen zu gerinnen anfaͤngt, so wuͤrde
                              ein großer Theil des Rahmes in Molken uͤbergehen, wodurch ein großer Verlust
                              entstuͤnde. Eben so muß noch vor dem Gerinnen neuer Lab zugesezt werden, wenn
                              man finden sollte, daß dessen Menge nicht hinreiche. Wurde die Milch hingegen zu
                              warm in das Gefaͤß gebracht, so muß man mit derselben Vorsicht zu
                              entgegengesezten Mitteln schreiten. Gewoͤhnlich laͤßt man die
                              Operation so gut als moͤglich gehen, bis die erste Portion Molken abgenommen
                              worden; diese Portion laͤßt man dann abkuͤhlen, und gießt sie hierauf
                              wieder in das Gefaͤß zuruͤk, um auch die Milch dadurch
                              abzukuͤhlen. Bildet sich der Kaͤsestoff zu schnell, sey es weil die
                              Milch zu heiß oder der Lab zu stark war, so entsteht weniger und haͤrtere
                              geronnene Milch, als wenn die Milch zu spaͤt in das Gefaͤß gebracht,
                              und zu wenig Lab angewendet wurde. In diesem lezteren Falle ist die geronnene Milch
                              sehr weich; um jedoch diesem Fehler abzuhelfen, nimmt man einen Theil der gebildeten
                              Molken, und gießt sie, nachdem man sie erwaͤrmt, wieder in das Gefaͤß
                              zuruͤk. In 1 1/2 Stunde wird, wenn Alles gut geht, das Gerinnen geschehen.
                              Man bestimmt den gehoͤrigen Punkt des Gerinnens, indem man mit dem
                              Ruͤken der Hand sanft auf die Oberflaͤche der Milch druͤkt.
                           
                        
                           Von der Behandlung der geronnenen Milch.
                           Wenn die Milch sehr heiß in das Gefaͤß gebracht worden, so wird die geronnene
                              Milch sehr fest seyn; in diesem Falle nimmt man nun ein gewoͤhnliches Messer, und macht damit
                              in Entfernungen von einem Zolle von einander Einschnitte von der Tiefe der Klinge in
                              das Gerinnsel, worauf man gegen diese Einschnitte noch andere aͤhnliche
                              Einschnitte fuͤhrt, die sich mit denselben in rechten Winkeln kreuzen. Die
                              Molken, welche in diesen Einschnitten emporsteigen, haben eine schoͤne
                              blaßgruͤne Farbe. Die Kaͤsemacherinn und zwei Gehuͤlfinnen
                              brechen nun dieß Gerinnsel, indem sie die Haͤnde mehrere Male in das
                              Gefaͤß eintauchen, und dabei alle Staͤke, die ihnen in den Weg kommen,
                              zerreiben. Nach dieser Operation, welche ungefaͤhr eine halbe Stunde lang
                              dauert, wird das Gerinnsel eben so lang mit einem Tuche zugedekt, damit sich
                              dasselbe seze. Wenn die Milch zu kalt zum Gerinnen gebracht wurde, so wird das
                              Gerinnsel weich seyn, und die Molken werden nicht gruͤnlich, sondern milchig
                              aussehen; in diesem Falle bedient sich nun die Kaͤsebereiterinn nicht des
                              oben erwaͤhnten Messers, sondern sie taucht so lange ein erwaͤrmtes
                              Gefaͤß 1–2 Zoll tief in das Gerinnsel unter, bis saͤmmtliche
                              Theile mit dem Gefaͤße in Beruͤhrung kamen. Ist dieß geschehen, so
                              wird das Gerinnsel auf die beschriebene Weise, jedoch mit groͤßerer Vorsicht
                              gebrochen: das kalte Gerinnsel braucht naͤmlich mehr Zeit zum Zerbrechen, als
                              das warme; nach vollendetem Brechen kehrt man die Masse um, und laͤßt sie
                              sich sezen. Wenn die Masse eine halbe Stunde lang ruhig gestanden, so nimmt man die
                              Molken ab und bringt sie in Kessel, waͤhrend man das Gerinnsel
                              zuruͤklaͤßt. Dann trennt man den Boden der Buͤtte mittelst
                              einer halbkreisfoͤrmigen Scheidewand, die nicht sehr genau paßt, in zwei
                              Theile, bringt alles Gerinnsel auf die eine Seite, und legt dann ein Brett darauf,
                              welches man mit einem Gewicht von 50 Pfd. belastet, damit durch diesen Druk die
                              Molken ausgetrieben werden, und am Boden der Buͤtte abfließen, um hierauf in
                              die Kessel gebracht zu werden. Wenn durch die Gewalt des Drukes auch einige
                              Stuͤke Gerinnsel ausgetrieben werde, so sammelt man diese mir einem Messer,
                              und bringt sie neuerdings unter das Gewicht. Diese Operation wird noch zwei Mal
                              wiederholt, wobei man das Serum oder die Molken jedes Mal in dem Maße, als sie aus
                              dem Gerinnsel abtropfen, in die Kessel bringt. Dann wird die ganze Kaͤsemasse
                              uͤber und uͤber gekehrt, auf die andere Seite der in der Buͤtte
                              angebrachten Scheidewand gewendet, und noch ein Mal neuerdings zerschnitten und
                              ausgepreßt. Hierauf nimmt man das Gewicht und das Brett ab, und zerschneidet die
                              Masse in mehrere Stuͤke von 8 bis 9 Zoll im Gewichte, welche man aufeinander
                              aufschichtet, und dann mit einem Brette und Gewichten beschwert. Dieses Zerschneiden
                              und Aufschichten wird noch ein Mal wiederholt, bis keine Molken mehr abfließen. Es
                              braucht wohl nicht bemerkt zu werden, daß, wenn diese Operationen sorgfaͤltig geschehen, die
                              Molken gaͤnzlich aus dem Kaͤse abfließen werden, und daß die
                              Guͤte des Kaͤses um so groͤßer seyn wird, je weniger Molken
                              darin zuruͤkbleiben.
                           Nach dieser vorlaͤufigen Operation bringt man den Kaͤse oder das
                              Gerinnsel in einen Kessel und schneidet es in drei beinahe gleiche Theile. Einen
                              dieser Theile bringt man in einen Kessel, in welchem ihn zwei Weiber mittelst der
                              Haͤnde so sorgfaͤltig als moͤglich zerbroͤkeln. Ist die
                              Masse grob zermalmt, so sezt man ihr eine gute Handvoll Salz zu, welches bei dem
                              Zermalmen gehoͤrig mit der Masse vermengt wird, und dann bringt man das erste
                              Drittel, wenn es hinreichend zermalmt worden, in eine Kaͤsehuͤrde,
                              welche man auf die Buͤtte stellt, und mit einem groben Tuche auskleidet. Der
                              zweite und dritte Theil des Kaͤses oder des Gerinnsels werden auf gleiche
                              Weise behandelt, und ebenfalls in Kaͤsehuͤrden gebracht. Das Zermalmen
                              dauert mehr oder weniger lang, je nachdem die Milch waͤrmer oder
                              kaͤlter zum Gerinnen gebracht wurde; nie braucht man jedoch uͤber eine
                              halbe Stunde dazu.
                           
                        
                           Von der Art und Weise den Kaͤse in die
                                 Kaͤsehuͤrden (éclisses)
                              zu bringen.
                           Wenn der Kaͤse gehoͤrig zermalmt worden, so wird er in kegel-
                              oder pyramidenfoͤrmige Kaͤsehuͤrden von der Form eines
                              Tannenzapfens gebracht; damit der Kaͤse nicht herausfallen kann, werden die
                              vier Eken des Tuches, womit die Model ausgekleidet sind, auf dem Scheitel des Models
                              umgeschlagen, worauf dann drei Weiber, indem sie ihre Haͤnde gegen den Kegel
                              anlegen, denselben ohne Erschuͤtterung, aber mit einiger Kraft, horizontal
                              zusammendruͤken. Sobald der Kaͤse auf diese Weise fest genug geworden,
                              bringt man ein kleines vierekiges Brettchen an, unter welches man einen Zipfel des
                              Tuches umschlaͤgt, und belastet dann die Form mit einem Gewichte von 50
                              Pfunden. Hierauf stekt man mehrere Staͤbchen aus starkem Eisendrahte in den
                              Kegel und durch die Loͤcher, die sich an den Seiten der
                              Kaͤsehuͤrde befinden. Ist dieß geschehen, so haben die Weiber nichts
                              weiter zu thun, als diese Staͤbchen auszuziehen und wieder einzusenken, und
                              die durch den Druk ausgetriebenen Theilchen des Gerinnsels wieder an Ort und Stelle
                              zu bringen: eine Operation, welche so lange fortgesezt wird, bis die Molken, welche
                              anfangs in großer Menge abflossen, nur mehr tropfenweise absikern. Um diese Zeit
                              wird dann das Gewicht und auch die Eisenstaͤbchen entfernt; ein Weib faßt die
                              Zipfel des Tuches, waͤhrend die beiden anderen das Gerinnsel bis zur
                              Haͤlfte der Tiefe des Kegels so fein als moͤglich zerreiben. Wenn
                              nun der obere Theil auf diese Weise zerbrochen und zerrieben worden, so legt man
                              wieder ein Gewicht darauf, und stekt auch wieder die erwaͤhnten
                              Staͤbchen auf die angegebene Weise ein, wo dann sogleich wieder eine große
                              Menge Molken abzufließen beginnt. Diese Operation wird so lange fortgesezt, bis kein
                              Tropfen Kaͤsewasser mehr ausfließt, und nun fassen zwei Weiber die vier
                              Zipfel des Tuches, die Staͤbchen werden ausgezogen, und das dritte Weib nimmt
                              die Kaͤsehuͤrde ab, und waͤscht sie in warmen Molken aus.
                              Hierauf wird der Kaͤse mit einem frischen reinen Tuch bedekt, umgekehrt in
                              die Kaͤsehuͤrde gebracht, neuerdings uͤber die Buͤtte
                              gebracht und bis zur Haͤlfte seiner Tiefe auf die angegebene Weise
                              zerbroͤkelt, und endlich wieder mit einem Gewichte belastet, mit
                              Staͤbchen durchstekt etc. Dieses Verfahren wird zwei bis vier Stunden lang
                              fortgesezt, damit auch der lezte Tropfen Molken aus dem Kaͤse entfernt
                              werde.
                           
                        
                           Von dem Pressen des Kaͤses.
                           Wenn nun auf diese Weise kein Kaͤsewasser mehr aus dem Kaͤse
                              ausgetrieben werden kann, so wird der Kaͤse neuerdings in der Huͤrde
                              umgekehrt, und diese leztere wieder mit warmen Molken abgewaschen. Das Tuch, dessen
                              man sich dieß Mal bedient, muß groͤßer und feiner seyn, als das
                              fruͤhere, und dabei so gelegt werden, daß es den ganzen Kaͤse, dessen
                              Masse hoͤher ist, als die Raͤnder der Huͤrde, vollkommen
                              umhuͤllt. Damit der Kaͤse die Form beibehalte, die er haben muß, nimmt
                              man ein Stuͤk Holz oder Eisenblech von 3 Zoll Breite, und bringt dieses rund
                              um den Kaͤse herum außerhalb des Tuches an. Hierauf wird der Kaͤse in
                              die Presse gelegt, in der man ein starkes, vollkommen ebenes Brett darauf legt, und
                              dann die Presse allmaͤhlich herablaͤßt. Die Kraft dieser Presse muß 14
                              bis 1500 Pfd. betragen.
                           Sobald sich der Kaͤse unter der Presse befindet, werden neuerdings
                              Staͤbchen aus starkem Eisendrahte von 18 bis 20 Zoll Laͤnge, welche
                              Staͤbchen an dem einen Ende spizig, an dem anderen hingegen mit einem
                              Schluͤssel ausgestattet sind, eingestochen. In der Huͤrde und in dem
                              Reifen sind in Entfernungen von einem Zolle von einander zur Aufnahme der
                              Staͤbchen Loͤcher angebracht. Da die Presse gegen die Wand gelehnt
                              ist, so kann man die Staͤbchen nur in einen Theil der Kaͤse auf ein
                              Mal einsteken. Man laͤßt jedoch eben so viele Loͤcher ohne
                              Staͤbchen, als man solche damit besezt, damit man dieselben wechseln kann,
                              und faͤhrt mit dem Ausziehen und Wiedereinsezen derselben bis zum
                              naͤchsten Tage fort: je mehr Loͤcher man waͤhrend dieser Zeit
                              macht, um so besser ist es. Bei jedem Ansteken wird der Kaͤse zur
                              Haͤlfte unter der Presse umgekehrt, damit die Staͤbchen auch in jenen
                              Theil gebracht werden koͤnnen, der oben gegen die Mauer gerichtet war.
                           Wenn der Kaͤse eine halbe Stunde in der Presse gewesen, so nimmt man ihn
                              heraus, und kehrt ihn mit einem neuen reinen Tuche in der Huͤrde um. Wird nun
                              der Kaͤse auf diese Weise zum ersten Male aus der Presse genommen, so legt
                              man ihn in warme Molken, in welchen man ihn hoͤchstens eine Stunde lang
                              laͤßt, um ihn hierauf wieder herauszunehmen, abzutroknen, und, nachdem er
                              erkaltet, neuerdings wieder in die Presse zu bringen. Dieß geschieht, damit die
                              Rinde des Kaͤses fester und haͤrter werde. Nach 10 Uhr Abends kehrt
                              man den Kaͤse neuerdings mit einem frischen reinen Tuche in der Huͤrde
                              um, und den naͤchsten Tag Morgens um dieselbe Stunde geschieht dasselbe noch
                              ein Mal. Man wendet jedoch keine Staͤbchen mehr an, wenn der Kaͤse vom
                              zweiten Tage zur Presse bereit ist; der erste Kaͤse wird dann herausgenommen,
                              noch ein Mal in der Huͤrde mit einem neuen Tuche umgekehrt, und endlich 12
                              bis 13 Stunden lang in eine andere Presse gebracht. Die beiden
                              naͤchstfolgenden Tage wird der Kaͤse neuerdings in der Huͤrde
                              umgekehrt, wobei man jedes Mal sehr reine und sehr feine Tuͤcher nimmt, damit
                              die Rinde des Kaͤses so wenig Spuren als moͤglich von den
                              Eindruͤken dieser Tuͤcher an sich trage.
                           
                        
                           Von dem Einsalzen des Kaͤses.
                           Vier bis fuͤnf Tage, nachdem der Kaͤse gepreßt worden, bringt man ein
                              feines Tuch unter denselben, welches nur zum Ausfuͤttern der Huͤrde
                              dient, und welches man nicht uͤber den Kaͤse empor reichen
                              laͤßt, wie dieß bei den fruͤheren Operationen der Fall war. Hierauf
                              legt man den Kaͤse bis zur Haͤlfte in die Salzlake, wobei man die
                              obere Flaͤche desselben mit Salz bedekt. In dieser Lake laͤßt man ihn
                              drei Tage lang, wobei man ihn taͤglich umkehrt, jedes Mal oben gut einsalzt,
                              und bei jeder Operation zwei Mal die Waͤsche wechselt. Nach dieser Zeit nimmt
                              man den Kaͤse aus der Huͤrde, und ersezt diese durch einen
                              hoͤlzernen Ring, dessen Hoͤhe beinahe der Dike des Kaͤses
                              gleichkommt. Man sezt den Kaͤse hierauf auf eine Schichte Salz, auf der man
                              ihn 8 Tage lang laͤßt, indem man ihn hierbei auch von Oben salzt und
                              taͤglich umkehrt. Nach Ablauf dieser Zeit wird der Kaͤse mit lauem
                              Wasser abgewaschen, dann mit einem Tuche abgetroknet und 7 Tage lang getroknet,
                              worauf man ihn wieder mit lauem Wasser abwaͤscht, mit einer Buͤrste
                              abreibt, und mit einem Tuche abtroknet. Zwei Stunden nach dieser Operation befettet
                              man ihn endlich an allen Seiten mit beilaͤufig 2 Unzen frischer Butter, und gibt ihn
                              dann an die waͤrmste Stelle der Kaͤsekammer.
                           
                        
                           Von der Kaͤsekammer.
                           Waͤhrend der 7 ersten Tage wird der Kaͤse taͤglich leicht
                              gekrazt und mit frischer Butter befettet. Dann laͤßt man in der Mitte einer
                              jeden Seite des Kaͤses einen kreisfoͤrmigen Raum von 4 bis 5 Zoll im
                              Durchmesser, welchen man nicht krazt. Die Kaͤse werden uͤbrigens
                              taͤglich umgekehrt, und im Sommer taͤglich drei Mal, im Winter
                              hingegen nur zwei Mal gekrazt. Bei diesen Vorsichtsmaßregeln laͤßt sich's
                              leicht verhindern, daß sich die Kruste der Kaͤse in der warmen Kammer erhebe.
                              Die Kaͤsekammern befinden sich gewoͤhnlich uͤber den
                              Stallungen, damit in denselben jener maͤßige Grad von Waͤrme
                              unterhalten werde, der zum Reisen des Kaͤses so wesentlich nothwendig ist.
                              Die beste Dachbekleidung fuͤr eine solche Kammer ist Stroh, welches am
                              waͤrmsten haͤlt. Ehe man die Kaͤse in die Kammer bringt, muß
                              auf dem Boden eine gute Schichte Stroh oder besser noch Grummet ausgebreitet werden,
                              weil die Knoten des Strohes leicht Eindruͤke in der Rinde der Kaͤse
                              erzeugen.