| Titel: | Neue verbesserte Methode den Talg aus verschiedenen fettigen Substanzen zu bereiten, und ihn zum Behufe der Fabrikation von Kerzen und zu anderen Zweken zu reinigen, worauf sich Charles Watt, Chirurg von Clapham, Grafschaft Surrey, am 27. September 1832 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. XLVII., S. 225 | 
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                        XLVII.
                        Neue verbesserte Methode den Talg aus
                           verschiedenen fettigen Substanzen zu bereiten, und ihn zum Behufe der Fabrikation von
                           Kerzen und zu anderen Zweken zu reinigen, worauf sich Charles Watt, Chirurg von Clapham, Grafschaft
                           Surrey, am 27. September 1832 ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. October 1833, S.
                              130.
                        Methode den Talg aus verschiedenen fettigen Substanzen zu
                           bereiten.
                        
                     
                        
                           Die Erfindung des Hrn. Watt besteht darin, daß er rohes
                              Fett, Talg, Schmer, oder andere fettige Substanzen mit Wasser auskocht, welches eine
                              schwache Aufloͤsung von aͤzendem Alkali, es mag dieß einfach oder mit
                              etwas Ammonium verbunden seyn, enthaͤlt, indem er waͤhrend des Kochens
                              geringe Mengen dieser alkalischen Aufloͤsung zusezt, und dabei die Verseifung
                              sorgfaͤltig vermeidet. Wenn der Talg hierdurch von jenen thierischen
                              Substanzen befreit worden, welche Gallerte, Eiweiß, Faserstoff und
                              Faͤrbestoff enthalten, laͤßt er ihn sich sezen, um ihn hierauf mit
                              siedendem Wasser, dem eine geringe Quantitaͤt Saͤure zugesezt worden,
                              zu behandeln, und bei einer gelinden, am besten durch Dampf erzeugten Waͤrme so lange
                              auszukochen, bis der Schaum, der sich oben auf dem Talge bildet, niedersinkt. Zulezt
                              wird der Talg endlich, nachdem er einige Minuten lang ruhig gestanden, neuerdings in
                              Wasser ausgekocht, um ihm die Saͤure zu benehmen. Zur genaueren
                              Erklaͤrung seines Verfahrens gibt der Patenttraͤger nun folgende
                              ausfuͤhrliche Beschreibung desselben nebst der Angabe jener
                              verhaͤltnißmaͤßigen Quantitaͤten von Wasser, Alkalien und
                              Saͤuren, die er am besten geeignet fand, wobei er jedoch bemerkt, daß er sich
                              nicht lediglich auf diese Verhaͤltnisse allem beschraͤnke, da
                              dieselben nach der Guͤte und Beschaffenheit des rohen Materiales hier und da
                              eine kleine Abaͤnderung erleiden duͤrften.
                           Nachdem ich, sagt der Patenttraͤger, in das Schmelzgefaͤß auf jedes
                              Hundert Steine (den Stein zu 8 Pfunden) rohen, zu reinigenden Materiales
                              beilaͤufig 15 Gallons Wasser gegossen, bringe ich dieses Wasser zum Sieden,
                              indem ich auf irgend eine Weise Dampf in das Schmelzgefaͤß leite, oder indem
                              ich den Kessel auf irgend eine andere Weise erhize. Ich gebe jedoch hierbei dem
                              Dampfe den Vorzug, weil er nicht so schaͤdlich auf den Koͤrper, das
                              Gefuͤge und die Farbe des Talges einwirkt, wie dieß bei der directen
                              Einwirkung des Feuers der Fall ist. Dann bringe ich in dieses Wasser eine
                              Aufloͤsung von Pottasche, Soda etc., welche Alkalien ich jedoch am liebsten
                              in aͤzendem Zustande anwende; oder ich bringe statt dieser Alkalien eine
                              entsprechende Menge alkalischer Erden, wie z.B. Kalk, in das Wasser. Das
                              Verhaͤltniß, welches ich hierbei befolge, ist ein solches, daß die
                              Aufloͤsung beilaͤufig 1 1/2 Pfund Alkali auf hundert Steine der rohen
                              fettigen Substanz enthaͤlt.
                           Ist dieß geschehen, so bringe ich das rohe Fett, nachdem es vorher in kleine
                              Stuͤke zertheilt worden, in das Schmelzgefaͤß, in welchem ich dann die
                              ganze Masse zum Sieden bringe. Waͤhrend dieses Siedens seze ich in
                              gehoͤrigen Zwischenraͤumen, d.h. beilaͤufig alle 15 bis 20
                              Minuten, so viel alkalische Aufloͤsung zu, daß beilaͤufig jedes Mal
                              ein Pfund Alkali darin enthalten ist. Diesen Proceß unterhalte ich nun so lange, bis
                              alle Gallerte, alles Eiweiß, aller Faserstoff und alle sonstige thierische Substanz
                              abgeschieden ist, und bis die Fettkluͤmpchen saͤmmtlich verschwunden
                              sind, und der ganze Talg auf die Oberflaͤche des Wassers emporgestiegen ist.
                              Ich sorge hierbei vorzuͤglich dafuͤr, daß waͤhrend des Siedens
                              mit der alkalischen Aufloͤsung keine Verseifung eintrete, und sollte dieß ja
                              geschehen, so seze ich noch eine groͤßere Menge zerschnittenen Fettes dazu,
                              bis sich der Talg wieder von dem Alkali abscheidet und auf der Oberflaͤche
                              zum Vorscheine kommt. Die ganze Quantitaͤt Alkali, welche bei diesem
                              Verfahren erfordert wird, um eine Tonne fetter Substanzen zu behandeln, betraͤgt nicht mehr
                              als 6 bis 7 Pfunde. Manchmal und besonders wenn die rohen Fette schon alt sind, seze
                              ich dem Wasser waͤhrend des Aussiedungsprocesses auf eine Tonne Fett
                              beilaͤufig 1 Pfund basisch-kohlensaures Ammonium oder eine Pinte
                              reines fluͤssiges Ammonium zu.
                           Wenn das rohe Material auf diese Weise in geschmolzenen Talg verwandelt, d.h. wenn
                              der Talg von der Gallerte, dem Eiweiß, dem Faserstoffe und den sonstigen
                              groͤberen Substanzen befreit worden, so lasse ich ihn eine kurze Zeit
                              uͤber, d.h. bis er klar wird, stehen, um ihn dann in das
                              Reinigungsgefaͤß zu bringen, welches aus Holz oder uͤberhaupt, aus
                              einer solchen Substanz bestehen muß, die weder von einfachen, noch von
                              zusammengesezten Saͤuren angegriffen wird. In dieses Reinigungsgefaͤß
                              gebe ich jedoch vorher so viel Wasser, daß dessen Boden 2 bis 3 Zoll hoch damit
                              bedekt ist; dann seze ich etwas verduͤnnte Saͤure zu, und siede das
                              Ganze mit Huͤlfe von Dampf oder auf eine andere Weise so lange, bis aller
                              Schaum auf dem Talge verschwindet. Auf jede Tonne Talges wende ich beilaͤufig
                              3 Pfund Schwefelsaͤure an, die vorher mit 3 Gallons Wasser verduͤnnt
                              worden.
                           Im Falle noch mehr rohes Material geschmolzen oder zubereitet werden soll, wird das
                              Wasser und das Alkali, welches sich wegen seiner groͤßeren Schwere am Boden
                              des Gefaͤßes unter den abgeschiedenen thierischen Stoffen befindet,
                              ausgepumpt oder abgelassen, so daß die festen Theile in dem Schmelzgefaͤße
                              zuruͤkbleiben, im Falle sie noch einige Kluͤmpchen Fett enthalten,
                              oder im Falle wegen ihrer groͤßeren Dike noch etwas geschmolzener Talg in
                              denselben zuruͤkgeblieben seyn sollte. Hierauf wird neuerdings frisches
                              Wasser und alkalische Aufloͤsung oder alkalische Erde in demselben
                              Verhaͤltnisse wie das erste Mal zugesezt, und der Proceß ganz auf dieselbe
                              Weise regulirt.
                           Ist dieß geschehen, so wird das darunter stehende Wasser neuerdings ausgepumpt oder
                              abgelassen, und wenn irgend Fettkluͤmpchen zuruͤkbleiben, wieder
                              Wasser und alkalische Aufloͤsung zugesezt, von der man in diesem Falle jedoch
                              nur halb so viel anwendet, als das erste Mal bei dem frischen Fette;
                              uͤbrigens regulirt sich dieser Zusaz am besten nach der Menge der
                              zuruͤkbleibenden Kluͤmpchen.
                           Die festen oder groben Theile, welche zuruͤkbleiben, nachdem aller Talg von
                              denselben abgeschieden worden, werden bei einer gelinden Hize getroknet und dann
                              gepreßt, oder zu irgend einem geeigneten Zweke verwendet.
                           Wenn der Schaum niedergekocht worden, so ist dieß ein gutes Kennzeichen, daß der Talg
                              in gehoͤrigem Zustande ist, um ihn sich sezen zulassen. Wenn der Talg nun mit
                              den verduͤnnten Saͤuren gekocht worden und sich hinlaͤnglich gesezt hat, so wird er
                              in ein anderes Gefaͤß geleitet, in welchem man ihn einige Minuten lang mit
                              Wasser aussiedet, um ihm alle anhaͤngende Saͤure zu benehmen. Auch
                              dieses Wasser erhize ich mittelst Dampf, und sollte das Sieden allein nicht
                              hinreichend seyn, so ruͤhre ich die Masse waͤhrend dieses Siedens
                              gehoͤrig um. Wenn sich der Talg nun endlich nach diesem dritten Aussieden
                              gehoͤrig gesezt hat, so wird er in die Kuͤhlgefaͤße abgezogen,
                              worauf er dann auf die gewoͤhnliche Weise weiter behandelt werden kann.