| Titel: | Ueber einige Verbesserungen an der Barker'schen Mühle. Von Hrn. James Whitelaw. | 
| Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. LXXV., S. 339 | 
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                        LXXV.
                        Ueber einige Verbesserungen an der Barker'schen Muͤhle. Von
                           Hrn. James
                              Whitelaw.
                        Aus dem Franklin Journal im Repertory of
                                 Patent-Inventions. Mai 1833. S. 290.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Ueber einige Verbesserungen an der Barker'schen Muͤhle.
                        
                     
                        
                           Die Muͤhle ist in der Zeichnung Fig. 42 so vorgestellt,
                              als arbeitete sie etwas von der Mauer eines Gebaͤudes entfernt. Oben an dem
                              Scheitel der Zeichnung und hinter den Winkelraͤdern sieht man eine gußeiserne
                              Manerplatte, an der das Lager oder Kissen befestigt wird, auf welchem sich die
                              horizontale Welle, die zur Bewegung der innerhalb des Gebaͤudes befindlichen
                              Maschinerie dient, dreht. An der unteren Seite dieser Platte ist ein gußeiserner
                              Trog oder Behaͤlter, durch welchen das Wasser in die Muͤhle geleitet
                              wird, festgemacht. Dieser Trog endigt sich in einen Cylinder, dessen aͤußerer
                              Durchmesser so klein ist, daß sich der Cylinder genau in den aufrechten Cylindern
                              der Muͤhle bewegen kann. Dieser Cylinder ist so lang, und die Loͤcher
                              an dessen Boden sind so geformt, daß das Wasser mit derselben Geschwindigkeit und in
                              derselben Richtung, wie in den aufrechten Cylinder der Muͤhle eintreten kann.
                              In dem Trogcylinder befindet sich ein kleinerer Cylinder, durch welchen sich die
                              aufrechte Welle bewegt, und an dem oberen Theile ist ein erweitertes Stuͤk,
                              welches mehrere Baͤnder traͤgt, durch die die Welle staͤtig
                              erhalten wird. Unter dem Trogcylinder befindet sich der Cylinder der Muͤhle,
                              welcher aus Holz besteht, und, wie die Zeichnung zeigt, mit Reifen versehen ist. Am
                              Grunde dieses Cylinders sind die Arme der Muͤhle, die eine gebogene Form
                              haben, befestigt. Hinter der Muͤhle befindet sich eine Nische, in der sich
                              die Arme bewegen, und am Grunde dieser Nische ist ein kreisfoͤrmiger Trog
                              angebracht, der zur Aufnahme des aus der Muͤhle austretenden Wassers dient,
                              und den man in der Zeichnung aus den beiden am Grunde derselben angedeuteten
                              Ellipsen ersieht. Unter der Muͤhle sieht man ein vierekiges Loch, welches zur
                              Aufnahme des Blokes dient, in welchem sich das untere Ende der aufrechten Welle
                              dreht. Die uͤbrigen Theile der Zeichnung sind schon an und fuͤr sich
                              so deutlich, daß keine weitere Beschreibung derselben noͤthig ist.
                           Die Kruͤmmung der Arme ist der wesentliche
                              Unterschied zwischen dieser und der Barker'schen
                              Muͤhle. Diese Kruͤmmung ist eine solche, daß das Wasser, wenn die
                              Maschine arbeitet, in einer geraden Linie von dem
                              Mittelpunkte gegen das Ende der Arme laͤuft. In Folge dieser Einrichtung wird
                              dem Wasser keine Centrifugalkraft mitgetheilt, und es erhaͤlt ferner auch
                              keine kreisende Bewegung durch die Arme, wie sie diese erhalten wuͤrde, wenn
                              die Arme gerade waͤren.
                           Die Natur der Kruͤmmung der Arme f, g, h, i, a
                              wird aus Fig.
                                 43 erhellen. Es sey naͤmlich a der
                              Mittelpunkt und a b die Entfernung bis zum Mittelpunkte
                              der Muͤndung, aus welcher das Wasser abfließt. Man nehme ferner an, daß die
                              concentrischen Kreise 1, 2, 3 diese Entfernung in gleiche Theile theile, und daß b f der Entfernung gleich sey, durch welche das Ende der
                              Arme geht, waͤhrend ein Theilchen Wasser von dem Mittelpunkte a bis zu b, dem Ende der
                              Arme fließt. Man theile ferner bf in dieselbe Anzahl von gleichen Theilen, in
                              welche ab getheilt ist, und ziehe dann von diesen
                              Eintheilungspunkten aus die Linien ca, da, ea, gegen den
                              Mittelpunkt. Da nun die Bewegung des Wassers eine gleichfoͤrmige ist, und da
                              eben so auch die Arme eine gleichfoͤrmige Bewegung haben, so wird,
                              waͤhrend sich die Arme von f bis e bewegen, ein Theilchen Wasser, welches den Mittelpunkt
                              in dem Augenblike verlaͤßt, in welchem sich' der Arm in f befindet, waͤhrend dieser Zeit von a bis 1 gelangt seyn, wo dann die Punkte i und 1 zusammenfallen werden. Wenn sich die Arme ferner
                              von f bis d bewegen, so wird
                              das Wasser von a bis 2 gelangt seyn, wo dann die Punkte
                              h und 2 zusammenfallen werden u.s.f. Wenn das Wasser
                              endlich bei 3 anlangt, so wird der Punkt g in den Armen
                              mit 3 zusammenfallen, und wenn sich das Theilchen Wasser bis zu dem Punkte b bewegt, so werden auch die Arme bis zu demselben
                              Punkte gelangt seyn, so daß f und b zusammenfallen.
                           Da nun bei dieser Einrichtung die Bewegung des Wassers weder durch die
                              Centrifugalkraft, noch durch irgend eine andere Kraft vermehrt wird, bis die
                              Geschwindigkeit des Endes der Arme groͤßer wird, als die Geschwindigkeit des
                              Wassers, so hat man bei der Schaͤzung der Kraft, welche diese Maschine
                              ausuͤbt, wenn sie sich mit irgend einer Geschwindigkeit, die geringer ist als
                              jene des Wassers, bewegt, nichts weiter in Betracht zu ziehen, als die Wirkung, die
                              eine Quantitaͤt Wasser, welches jene Geschwindigkeit hat, die ein
                              Koͤrper beim Herabfallen von dem Scheitel der Muͤhle bis zur
                              Hoͤhe der Muͤndungen des Wasserstrahles erreicht haben wuͤrde,
                              hervorbrachte, wenn sie sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen
                              wuͤrde.
                           Das Gewicht, welches die Muͤhle stellen oder zum
                                 Stillstehen bringen wuͤrde, muß dem Gewichte einer Wassersaͤule
                                 gleich seyn, deren Hoͤhe zwei Mal so hoch ist, als jene des Wassers in
                                 der Muͤhle auf einer Basis, welche die Summe der
                                 Flaͤchenraͤume der Brunnenmuͤndungen ausmacht. Denn es
                              ist offenbar, daß, wenn die Muͤndungen verschlossen wuͤrden, auf alle
                              Seiten ein Druk entstehen muͤßte, der dem Gewichte der Wassersaͤule in
                              der Muͤhle gleich waͤre. Werden nun aber die Muͤndungen
                              geoͤffnet, so wird der Druk auf die gegenuͤberliegende Seite so
                              bleiben, wie er fruͤher war, und da nun das Wasser durch einen gleichen Druk
                              in Bewegung gesezt wird, so wird die Gegenwirkung oder Reaction (indem Wirkung und
                              Gegenwirkung gleich und einander entgegengesezt sind) einen anderen, dem
                              fruͤheren gleichen Druk auf die den Muͤndungen gegenuͤber
                              liegenden Seiten ausuͤben. Hinaus folgt also, daß diese beiden Kraͤfte
                              einen Druk geben
                              werden, der dem Gewichte einer Wassersaͤule gleich ist, welche zwei Mal so
                              hoch ist, als die Hoͤhe des Wassers in der Muͤhle, die Summe des
                              Flaͤchenraumes der Brunnen- oder Grubenloͤcher als Basis
                              angenommen.
                           Wenn sich die Muͤhle mit der Geschwindigkeit des
                                 Wassers bewegt, so wird sie ein Gewicht heben, welches dem Gewichte einer
                                 Wassersaͤule gleich ist, die an Hoͤhe der Hoͤhe des Wassers
                                 in der Muͤhle, die Summe der Flaͤchenraͤume der
                                 Brunnenloͤcher als Basis angenommen, gleich kommt, und die Wirkung wird
                                 also ein Maximum und der ganzen Kraft des Wassers gleich seyn. Es ist
                              naͤmlich offenbar, daß, indem das Wasser mit derselben Geschwindigkeit, wie
                              vorher, fließt, die Kraft der Gegenwirkung oder Reaction so groß bleiben wird, als
                              vorher, und eben dem obigen Gewichte oder der Haͤlfte des Gewichtes, welches
                              die Muͤhle stellt, das Gleichgewicht halten wird. Die andere Kraft, welche
                              durch den Druk des Wassers auf die den Muͤndungen gegenuͤber liegenden
                              Flaͤchenraum erzeugt wird, muß aufhoͤren, wenn sie die Geschwindigkeit
                              der Muͤhle bis zur Geschwindigkeit des Wassers emporgebracht hat. Mit zwei
                              Kraͤften also, von denen die eine einem Gewichte das Gleichgewicht
                              haͤlt, welches dem Druke auf die den Muͤndungen gegenuͤber
                              liegenden Flaͤchenraͤume gleich ist, waͤhrend die andere dieses
                              Gewicht mit der Geschwindigkeit des Wassers in Bewegung erhaͤlt, muß
                              nochwendig eine Wirkung erzielt werden, die der ganzen Kraft des Wassers
                              gleichkommt. Denn in der Zeit, waͤhrend welcher das Wasser mit der
                              Geschwindigkeit, mit welcher es aus der Muͤhle trat, eine Streke
                              zuruͤklegt, welche der Hoͤhe des Wassers in der Muͤhle gleich
                              ist, kann diese Menge Wasser oder ein aͤquivalentes Gewicht bis zum Scheitel
                              der Muͤhle emporgehoben werden.
                           Die Wirkung der Muͤhle bei anderen Geschwindigkeiten kann auf dieselbe Weise
                              bestimmt werden. Wenn die Geschwindigkeit der Muͤhle groͤßer wird, als
                              die Geschwindigkeit des Wassers, wenn keine Centrifugalkraft Statt findet, so muß
                              das Gewicht, mit welchem die Muͤhle arbeiten wird, der Kraft der Gegenwirkung
                              weniger der Kraft, welche erforderlich ist, um das Wasser mit der Muͤhle rund
                              herum zu fuͤhren, gleich seyn.
                           Wenn diese Theorie richtig ist, so brauche ich nichts weiter uͤber die
                              Vortheile, die diese Maschine uͤber alle anderen aͤhnlichen Maschinen
                              und uͤber alle uͤbrigen Wassermuͤhlen voraus hat, zu bemerken.
                              Wenn man ermittelt, wie viel Kraft in dem Wasser zuruͤkbleibt, wenn dasselbe
                              aus der Muͤhle ausgetreten und wenn es sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten bewegt hat, so
                              wird man zu denselben Resultaten gelangen, so daß dieß also einen Beweis mehr
                              fuͤr die Richtigkeit obiger Theorie gibt. Wenn die Muͤhle also still
                              steht, so entweicht das Wasser mit seiner ganzen Kraft, und es findet gar keine
                              Wirkung Statt. Wenn sie mit der Geschwindigkeit des Wassers arbeitet, so bewegt sich
                              die Muͤhle eben so geschwind, als das Wasser, und das Wasser hat bei seinem
                              Austritte nach keiner Richtung eine Bewegung, sondern faͤllt gerade herab. Da
                              nun also keine Kraft in dem Wasser zuruͤkbleibt, so muß dessen ganze Kraft
                              auf die Erzielung einer Wirkung verwendet werden, welche der Kraft, mit der die
                              Muͤhle und der Widerstand in Bewegung erhalten wird, gleich ist. Die Kraft,
                              welche ausgeuͤbt wird, wenn die Muͤhle mit der halben oder irgend
                              einer anderen Geschwindigkeit arbeitet, kann auf eben dieselbe Weise bestimmt
                              werden. Da die Bewegung der Muͤhle genau eben so schnell ist, als jene des
                              Wassers, so muß der Theil des Umfanges bf als der
                              Laͤnge des Radius oder der Arme gleich angenommen werden, wenn der
                              Flaͤcheninhalt der Loͤcher oder Muͤndungen und der Arme gleich
                              ist. Sind die Loͤcher oder Muͤndungen hingegen kleiner, als die Arme,
                              so muß der Theil bf in demselben Verhaͤltnisse
                              laͤnger seyn, in welchem sich das Wasser langsamer laͤngs des Radius
                              bewegt.
                           Man kann auf dieselbe Weise auch eine Dampfmaschine mit kreisender Bewegung
                              verfertigen, wenn man den Dampf durch eine Muͤhle, die sich innerhalb eines
                              Verdichters befindet, leitet. Die Dampfroͤhre kann durch eine metallische
                              Liederung mit dem Dampfrade verbunden werden. Haͤtte das Rad einen großen
                              Durchmesser, so wuͤrde sehr wenig Reibung Statt finden, indem dasselbe im
                              Verhaͤltnisse zu der Kraft der Maschine eine sehr kleine Roͤhre
                              erfordern wuͤrde. Die Kraft koͤnnte von dem Dampfrade genommen, und
                              die Bewegung reducirt werden, wenn man die Welle des Rades auf Reibungsrollen ruhen
                              ließe; von der Welle der Walzen koͤnnte die Kraft mittelst Zahnraͤder
                              oder anderer Walzen abgeleitet werden. Eine andere Methode waͤre endlich die,
                              das Wasser oder irgend eine sonstige Fluͤssigkeit mittelst Dampf durch eine
                              Maschine dieser Art zu treiben.
                           
                        
                           Anmerkung.
                           Hr. Scholefield hat in einer spaͤteren Nummer des
                              Franklin Journal einen Aufsaz uͤber die oben
                              beschriebene, sogenannte Verbesserung der Barker'schen
                              Muͤhle bekannt gemacht, in welchem er darzuthun sucht, daß Hr. Whitelaw sowohl in Hinsicht auf die Vortheile, die er von
                              seiner Verbesserung erwartet, als in Hinsicht auf die Schluͤsse, die er in Bezug auf die Kraft
                              der Maschine daraus zieht, theoretisch und praktisch in Irrthuͤmer verfallen
                              sey. Da Hr. Whitelaw jedoch im Mechanics' Magazine No. 515 nachweist, daß Hr. Scholefield ihn mißverstanden habe, so verweisen wir diejenigen, die
                              dieser Streit interessirt, auf das Mechanics' Magazine
                                 No. 512 und 515, und beschraͤnken uns darauf, hier nur noch folgende
                              von Hrn. Scholefield vorgeschlagene Verbesserung an der
                              Barker'schen Muͤhle mitzutheilen.
                           
                              „Es ist bekannt, daß ein betraͤchtlicher Theil der Kraft in dem
                                 Wasser zuruͤkbleibt, nachdem dasselbe aus der Muͤhle ausgetreten,
                                 im dem die Geschwindigkeit der Muͤhle nothwendig eine weit geringere ist,
                                 als jene des Wassers durch die Muͤndungen des Wasserstrahles. Ich
                                 befolgte daher vor einigen Monaten bei einem Versuche im Kleinen folgenden Plan.
                                 Ich brachte unmittelbar unter der Muͤhle und an einer und derselben Welle
                                 mit ihr ein gewoͤhnliches Eimerrad an, so daß das Wasser, welches aus der
                                 Muͤhle austrat, auf das Rad fiel, und daß sich dieses Rad also nach der
                                 einen Richtung bewegte, waͤhrend sich die Muͤhle, die sich an
                                 ihrer Welle drehte, nach der bewegte. Ich benuzte daher dasselbe Wasser zwei
                                 Mal, d.h. durch Gegenwirkung und directe Einwirkung. Anstatt eines einzigen
                                 aufrechten Rohres um die Welle bediente ich mich zweier, die ich in geringer
                                 Entfernung von der Welle und einander gegenuͤber anbrachte, und die ich
                                 mit einander verband. An dem Scheitel befand sich ein Wasserstrom, und
                                 uͤber diesem eine Trommel, welche sich an der Welle bewegen konnte, ohne
                                 daß sich die Welle zugleich mit ihr bewegte. Das Eimerrad war mit der Welle
                                 verbunden, und bewegte sich mit derselben; und unmittelbar uͤber diesem
                                 Rade stand an derselben Welle auch eine Trommel mit der Muͤhle in
                                 Verbindung. In Folge dieser Einrichtung konnte sich ein Theil des Rades mit
                                 seiner Trommel nach der einen Richtung bewegen, waͤhrend sich der andere
                                 Theil mit der Trommel, mit der er in Verbindung stand, nach der anderen Richtung
                                 bewegte. Wenn man nun von diesen beiden Trommeln aus ein Laufband an eine
                                 horizontale Trommel fuͤhrte, und das Laufband auf eine eigene Weise
                                 kreuzte, so bewegte sich die horizontale Welle und die Trommel in Folge der
                                 vereinten Kraft dieser beiden entgegengesezten Bewegungen nach einer einzigen
                                 Richtung. Da die Bewegung dieses Rades bei der Zunahme seiner Belastung abnehmen
                                 mußte, so wurde deren Kraft durch eine staͤrkere Gegenwirkung oder
                                 Reaction auf die Muͤhle und durch eine staͤrkere Einwirkung auf
                                 das Rad erhoͤht.“
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
