| Titel: | Bericht über den Pflug des Johann Joseph Grangé von Harol in den Vogesen, erstattet vor dem landwirthschaftlichen Comité des Journal des connaissances usuelles. | 
| Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. LXXXIII., S. 365 | 
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                        LXXXIII.
                        Bericht uͤber den Pflug des Johann Joseph Grangé von
                           Harol in den Vogesen, erstattet vor dem landwirthschaftlichen Comité des Journal des connaissances usuelles.Dieser Pfluͤg gehoͤrt zu jenen Erfindungen, die von dem einfachen,
                                 unverdrehten, aber praktisch beobachtenden Verstande eines in Mechanik und aller
                                 Theorie gaͤnzlich Unerfahrnen ausgingen. Grangé ist
                                 naͤmlich nichts weiter, als ein junger, armer Bauernknecht, der bei dem
                                 Pfluͤgen, welches einen großen Theil seiner Beschaͤftigung
                                 ausmachte, auf die Unvollkommenheiten des Instrumentes, welches man ihm in die
                                 Hand gab, aufmerksam wurde, und denselben abzuhelfen trachtete. Das Resultat
                                 seines Nachsinnens war nun der Pflug, dessen Beschreibung wir hier geben wollen,
                                 indem derselbe wirklich mannigfache Vortheile zu gewahren scheint, und von
                                 beinahe allen landwirthschaftlichen Gesellschaften Frankreichs sehr
                                 guͤnstig beurtheilt wurde, namentlich von dem landwirthschaftlichen
                                 Comité des Journal des connaissances
                                    usuelles, welches Hrn. Grangé seine große silberne Medaille ertheilte, und von
                                 der landwirthschaftlichen Gesellschaft zu Nancy, welche ihm eine
                                 aͤhnliche Ehre erwies. Auch die Société d'encouragement zu Paris wird naͤchstens
                                 ihr Urtheil uͤber diesen Pflug, welches wir seiner Zeit nachtragen
                                 werden, bekannt machen. Man hat uͤbrigens, da Grangé, obwohl er
                                 arm und mittellos ist, auf die Sicherung seiner Erfindung durch ein Patent
                                 freiwillig Verzicht leistete, auch bereits eine Subscription fuͤr
                                 denselben unter den Oekonomen veranstaltet. Moͤchte diese Art von
                                 Belohnung, die gewiß am meisten aufmunternd wirkt, und die in neuerer Zeit in
                                 England und Frankreich immer haͤufiger in Anwendung kommt, auch bei uns
                                 Wurzel fassen.A. d. Ueb.
                           
                        Aus dem Journal des connaissances usuelles. Junius
                              1833, S. 308.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Bericht uͤber den Pflug des Johann Joseph Grangé.
                        
                     
                        
                           Schon seit einigen Monaten sieht man den neuen Pflug Grangé's in den Haͤnden vieler Landwirthe an der Mosel, an
                              der Meurthe und an der Meuse, und doch hat der Erfinder denselben erst im October
                              1832 zum ersten Male zu Bayon bei Luneville verfertigen lassen! Eine so
                              außerordentlich gute Aufnahme eines neuen landwirthschaftlichen Instrumentes spricht
                              um so mehr zu Gunsten desselben, als gerade in der Landwirthschaft bekanntlich jedes
                              neue Verfahren 10 Jahre braucht, um nur eine Meile Wegs vorwaͤrts zu kommen.
                              Die Untersuchung, in die wir nun hier eingehen wollen, wird, wie wir hoffen, das
                              Verdienst dieses Pfluges bestaͤtigen, der, wie uns scheint, sowohl in gut als
                              schlecht cultivirten Laͤndern, und hauptsaͤchlich bei solchen Bauten,
                              bei denen der Boden die Kraft von mehr als zwei Zugthieren erfordert, eine große
                              Umwaͤlzung in der Bestellungsart der Felder hervorbringen duͤrfte.
                           Wir muͤssen vorlaͤufig in Erinnerung bringen, daß ein unbestreitbarer
                              Vorzug der Pfluͤge ohne Vordergestell, der sogenannten Schwingpfluͤge
                              (araires), vor den Pfluͤgen mit Vordergestell
                              darin besteht, daß unter uͤbrigens gleichen Umstaͤnden weniger Kraft
                              verbraucht wird, um sie in Thaͤtigkeit zu sezen. Dieser Vortheil
                              haͤngt bloß von
                              dem Nichtvorhandenseyn des Vordergestelles ab, und ist von der mehr oder weniger
                              zwekmaͤßigen Einrichtung der Schar, des Streichbrettes oder des Pflugeisens
                              ganz unabhaͤngig. Der Grund hiervon ergibt sich, wenn man die Zertheilung der
                              Kraft an den Pfluͤgen mit Vordergestell erwaͤgt.
                           Damit naͤmlich alle von den Pferden ausgeuͤbte Zugkraft nuͤzlich
                              verwendet wuͤrde, muͤßte der Zug in einer geraden Linie von den
                              Schultern des Pferdes zum Haupte des Pfluges geschehen, oder die Zwischenpunkte
                              muͤßten wenigstens unbiegsam, und auf eine unwandelbare Weise in ihrer
                              Verbindung befestigt seyn. Dieß ist nun aber nicht der Fall; der Pflugbaum ist nur
                              durch den Druk, den die Zugkette ausuͤbt, auf dem Pflugstoͤkchen
                              festgehalten, und dieser Druk ist oft ein solcher, daß der Pflugbaum nicht selten
                              bricht, obwohl man denselben fast durchaus aus Eichenholz und selbst von 6 Zoll im
                              Durchmesser verfertigt. Ein anderer Nachtheil dieser Einrichtung ist jedoch
                              folgender: die Kette und jener Theil des Pflugbaumes, der sich von dieser Kette bis
                              zum Haupte erstrekt, bilden eine Kraft, die aber ihren Stuͤzpunkt nur in
                              ihrer Verbindung mit dem Pflugstoͤkchen durch den zweiten Theil des
                              Pflugbaumes findet. Dieser Stuͤzpunkt ist nun aber gerade der schlechteste,
                              den es geben kann, da er von dem zu uͤberwindenden Hindernisse, d.h. von dem
                              Boden, sehr weit entfernt ist. Hieraus folgt, daß, indem der oben Theil des
                              Pflugbaumes und das Haupt viel laͤnger sind, als der untere Theil, diese
                              beiden Theile ihren Stuͤzpunkt auf der Kette nehmen, und ihrerseits einen
                              Hebel auf dem Pflugstoͤkchen bilden. Diese beiden einander entgegengesezten
                              Wirkungen streben die Reibung der Raͤder auf dem Boden zu vermehren, und da
                              die leztere derselben staͤrker ist, als die erstere, so wuͤrde der
                              Pflug gar nicht in den Boden eindringen, wenn das Gleichgewicht nicht dadurch
                              hergestellt wuͤrde, daß der Arbeiter bestaͤndig auf die Sterzen
                              druͤkt, wo dann erst die uͤberschuͤssige Zugkraft auf den Boden
                              zu wirken beginnt. Wie viel Kraft hierbei rein verloren geht, wird Jedermann
                              erkennen, und dieser Verlust an Kraftaufwand ist auch die Ursache, warum der
                              Schwingpflug beinahe in allen gut cultivirten Laͤndern vorgezogen wurde.
                              Dieser Pflug hat jedoch, obschon an demselben eine unbiegsame Zuglinie von der
                              Schulter der Pferde ausgeht, um direct auf den Boden zu wirken, gleichfalls seine
                              Nachtheile. Der Pflugbaum kann naͤmlich, da er durch kein
                              Pflugstoͤkchen festgehalten wird, theils in Folge eines natuͤrlichen
                              Hindernisses, theils in Folge eines Seitensprunges der Pferde, theils in Folge einer
                              Unachtsamkeit des Arbeiters leicht nach Rechts oder Links ausweichen. Diesem Fehler
                              wird zwar durch die Laͤnge des Pflugbaumes zum Theil abgeholfen, und wenn der Arbeiter ein Mal
                              den Gang seines Instrumentes gut kennt, so wird er sich mit demselben weniger
                              muͤhsam arbeiten, als mit dem Pfluge mit Vordergestell. Allein dessen
                              ungeachtet ist hierbei eine stete und ununterbrochene Aufmerksamkeit des Arbeiters
                              noͤthig; seine Augen muͤssen bestaͤndig auf die Spize des
                              Pflugbaumes gerichtet seyn, damit er selbst den geringsten Abweichungen desselben
                              alsogleich abhelfen kann; auch muß der Arbeiter die gehoͤrige Gewandtheit und
                              Geschiklichkeit besizen. Der geringste Fehler endlich in dem Baue dieser
                              Pfluͤge macht, selbst wenn er fruͤher dem Auge kaum bemerklich war,
                              den Gang desselben sehr unregelmaͤßig und selbst unmoͤglich,
                              waͤhrend das Vordergestell diesen Maͤngeln zum Theil abhilft.
                           Dieß moͤchten wohl die Hauptursachen seyn, warum die sogenannten
                              Schwingpfluͤge weder in Frankreich noch in England allgemein angenommen
                              wurden. Ein Mangel, der beiden Arten von Pfluͤgen gemeinschaftlich zukommt,
                              ist der, daß der Arbeiter bestaͤndig an den Sterzen seines Pfluges verbleiben
                              muß. Es gibt zwar einige Pfluͤge, wohin z.B. der Versailler Pflug
                              gehoͤrt, bei denen der Arbeiter seine ermuͤdende Stellung fuͤr
                              einige Augenblike verlassen kann; allein selbst bei diesen muß er laͤngstens
                              nach einer oder zwei Minuten an seine Stelle zuruͤkkehren, und
                              uͤberdieß darf der Pflug unterdessen durchaus auf kein merkliches Hinderniß
                              gestoßen seyn. Ueberall und zu allen Zeiten, besonders aber in Frankreich seit den
                              lezten 30 Jahren, haben sich gewandte Mechaniker mit der Ausmittelung eines
                              Instrumentes beschaͤftigt, welches die Vorzuͤge der Pfluͤge mit
                              Vordergestell und jene der Schwingpfluͤge in sich vereinigte; alle sind sie
                              jedoch an dieser Aufgabe gescheitert. Einem einfachen Pflugknechte, dem Johann
                              Joseph Grangé von Harol, war es vorbehalten, bloß
                              durch sein natuͤrliches Talent und mittelst seiner unbeugsamen Ausdauer
                              dieses wichtige Problem zu loͤsen, und einen Pflug zu erfinden, der
                              waͤhrend des Pfluͤgens nicht von Menschenhaͤnden gelenkt zu
                              werden braucht.
                           Der Pflug Grangé's arbeitet wirklich von selbst;
                              der Arbeiter braucht naͤmlich nur die Hoͤhe des Pflugbaumes M, Fig. 1 und 2, mittelst eines durch
                              die Loͤcher der Pfosten C gestekten Bolzens und
                              die Laͤnge einer jeden der Ziehketten A je nach
                              der Tiefe und Breite, die er seinen Furchen geben will, zu reguliren; dann die
                              Pferde zu lenken, sie am Ende des Feldes anzuhalten, und dann einen leichten Druk
                              auf den Hebel P anzubringen, wodurch die Spize des
                              Pflugbaumes emporgehoben wird, so daß die Schar T aus
                              der Erde herausgehoben wird. Das Ende des Hebels wird hierbei in den Haken 
                              U gebracht, und erst dann wieder frei gelassen, wenn die
                              Pferde am Anfange der neuen Furche angelangt sind.
                           Wenn die Neigung des Bodens den Arbeiter noͤthigt, dem Koͤrper des
                              Pfluges eine andere Stellung zu geben, so geschieht dieß mittelst eines Regulators
                              H, welcher an seinem unteren Ende auf der Achse,
                              uͤber die er um 8 Zoll hervorragt, befestigt ist. Dieser Regulator ist seiner
                              ganzen Hoͤhe nach mit loͤchern versehen, und geht gegen das linke Rad
                              durch das Pflugstoͤkchen. Dieses Pflugstoͤkchen ist nur mittelst der
                              Scharniergelenke Z an der Achse befestigt; man braucht
                              also, um das Streichbrett gegen die rechte Seite zu neigen, das
                              Pflugstoͤkchen nur an der linken Seite emporzuheben, und es mittelst zweier,
                              durch die Loͤcher des Regulators gestekter Bolzen auf der gewuͤnschten
                              Hoͤhe zu befestigen. Man meinte, daß es gut seyn wuͤrde, wenn man den
                              Koͤrper des Pfluges eben so auf die linke Seite neigen koͤnnte: eine
                              Modification, die sich, wie wir glauben, sehr leicht anbringen ließe. Man brauchte
                              naͤmlich zu diesem Behufe nur an der, rechten Seite einen zweiten Regulator
                              anzubringen; dann wuͤrde aber jeder der Regulatoren ein Kreissegment bilden,
                              dessen Radius in der Entfernung dieses Regulators von dem entgegengesezten Ende des
                              Pflugstoͤkchens sein Ende faͤnde. Die Zapfenloͤcher von diesem
                              wuͤrden leicht schraͤg eingeschnitten seyn.
                           Man sieht hieraus, daß sich die Arbeit des Pfluͤgers auf sehr wenig
                              beschraͤnkt, und daß selbst ein etwas verstaͤndiges Kind einen
                              gewandten und geuͤbten Arbeiter zu ersezen im Stande ist, und daß
                              saͤmmtliche, von Hrn. Orange in Anwendung gebrachte Mittel eben so einfach
                              als sinnreich sind. Doch darin besteht weder sein ganzes Verdienst, noch seine
                              Erfindung selbst; denn alles dieses sind nur Nebensachen.
                           Die Achse des Vordergestelles ist mit einem Stuͤke Holz von 5 Zoll
                              Hoͤhe, 4 Zoll Breite und 19 Zoll Laͤnge versehen. In dieses
                              Stuͤk Holz ist die Achse so eingefalzt, daß sich 4 Zoll von der Hoͤhe
                              des Holzes von Unten nach Oben an der Achse befinden. Auf diesem Stuͤke,
                              welches wir im Gegensaze mit dem beweglichen Pflugstoͤkchen das ruhende
                              Pflugstoͤkchen nennen wollen, ruht der Deichselhalter oder die Gabel L, des Vordergestelles. Diese Gabel hat
                              beilaͤufig die Form eines geoͤffneten Zirkels; doch folgt ihr rechter
                              Arm der Linie der Furche, waͤhrend sich der andere Arm merklich dem linken
                              Rade naͤhert, so daß er sich schief von seinem Vereinigungspunkte mit
                              ersterem Arme trennt, und dabei einen Winkel von beilaͤufig 20 Graden bildet.
                              Hieraus folgt, daß diese Gabel, deren Kopf 3 Zoll breit ist, waͤhrend jeder
                              Arm 2 Zoll Breite hat, an ihrem Ende eine Weite von 15 Zollen darbietet, welche bloß
                              durch die Abweichung des
                              linken Armes entsteht. Diese Einrichtung ist deßwegen noͤthig, damit der
                              Koͤrper des Pfluges der geoͤffneten Furche hinreichend
                              genaͤhert werden kann.
                           Unter dem linken Theile der Gabel, ungefaͤhr 8 Zoll von einer senkrechten,
                              durch den Mittelpunkt der Achse gehenden Linie entfernt, befindet sich eine Kette
                              G, welche mittelst eines starken Hakens an dieser
                              Gabel festgemacht ist. Unter dieser Kette befindet sich, auf gleiche Weise
                              befestigt, eine 7 Fuß lange und 2 Zoll dike Stange, welche unter dem ruhenden
                              Pflugstoͤkchen durchgeht, daselbst ihren Stuͤzpunkt hat, und auf dem
                              Griffe oder der Sterze I, auf der ihr zweites Ende
                              mittelst einer aͤhnlichen Kette befestigt ist, einen Hebel bildet.
                           Man wird hiernach wohl selbst einsehen, daß die Pferde beim Ziehen die Gabel und die
                              Achse emporzuheben trachten muͤssen, und daß sie dieselben auch wirklich nach
                              einer Linie emporheben wurden, die von den Schultern der Pferde an die Ferse des
                              Hauptes R liefe. Diese Wirkung wird aber zum Theil
                              verhindert, und zwar zuerst durch den Druk, welchen der Zug der Ketten A auf das Pflugstoͤkchen und mittelst des
                              Pflugbaumes M auf die Achse ausuͤbt, und dann
                              durch das Drukgewicht, welches mittelst der Ketten G und
                              D und des Hebels EF
                              durch die Sterze, deren Richtung durch jene des Pflugbaumes fixirt ist, von Unten
                              nach Oben auf die Gabel ausgeuͤbt wird. Es sind also alle Theile des Pfluges
                              durch Punkte gebunden, deren Anordnung das notwendige Resultat der gegenseitigen
                              Verhaͤltnisse ist, und die Wirkung des Zuges und der Widerstaͤnde,
                              welche das Instrument erleidet, beschraͤnkt sich darauf, diese Punkte
                              unveraͤnderlich und unbiegsam zu machen. Diese Unbiegsamkeit wird noch durch
                              den Hebel B verstaͤrkt. Dieser Hebel, der an
                              Kraft dem Hebel EF gleich ist, ist naͤmlich
                              mittelst eines Strikes BJ an der Stuͤze J befestigt, welche das Streichbrett S mit der Sterze vereinigt. Seinen Stuͤzpunkt
                              erhaͤlt er mittelst eines an dem rechten Pfosten C des Pflugstoͤkchens befestigten Hakens; er erhaͤlt die
                              Gabel L durch die Kette LB
                              in horizontaler Stellung, was besonders dann noͤthig ist, wenn der Zug der
                              Pferde eben aufgehoͤrt hat. Seine Wirkung ist eine doppelte; denn, da er
                              seinen Stuͤzpunkt auf einem breiten Pfosten hat, so hindert er den
                              Koͤrper, sich auf die rechte oder linke Seite zu werfen. Man sieht also, daß
                              die Harmonie der Theile nur mehr durch einen Druk auf den Hebel P aufgehoben werden kann.
                           Aus dem Gesagten laͤßt sich also mit der landwirthschaftlichen Gesellschaft zu
                              Nancy schließen, daß dieser Pflug wirklich wie ein sogenannter einfacher oder
                              Schwingpflug arbeitet, daß die Raͤder nur als Regulatoren bei dem Beginne der
                              Arbeit des Pfluges und zur Verhinderung des Schiefstehens desselben dienen, so zwar,
                              daß sie oft die Erde gar nicht beruͤhren. Der Theorie nach kann also ein
                              solcher Pflug nicht mehr Zug geben, als ein Schwingpflug, und wenn er in der Praxis
                              ja mehr gibt, so ist dieß lediglich der Einrichtung seines Pflugeisens, seiner Schar
                              und seiner Streichbretter zuzuschreiben. Wir bedauern daher, daß wir keine Versuche
                              uͤber die Zugkraft, welche dieser Pflug im Vergleiche mit jenem des Hrn. M.
                              de Dombasle vom Jahre 1832, beim Pfluͤgen
                              erfordert, anstellen konnten, eine Luͤke, die wir spaͤter noch
                              ausfuͤllen zu koͤnnen hoffen.
                           Vielleicht koͤnnte man den vollkommensten Pflug erhalten, wenn man de Dombasle'schen Schwingpflug vom Jahre 1832 mit dem
                              Vordergestelle und den Hebeln des Grange'schen Pfluges
                              verbaͤnde; denn ein auf diese Weise zusammengesezter Pflug wuͤrde, wie
                              uns scheint, die Vortheile dieses lezteren gewahren, ohne dabei eine groͤßere
                              Zugkraft zu erfordern, als ersterer. Wir legen diesem lezteren Umstande besondere
                              Wichtigkeit bei; man braucht nur Pfluͤge von verschiedener Bauart in einem
                              und demselben Boden arbeiten zu sehen, um sogleich zu bemerken, daß der eine zur
                              Ueberwindung eines und desselben Widerstandes einen groͤßeren Kraftaufwand
                              erfordert, als der andere, obwohl sich nur wenige von diesem großen Unterschiede
                              etwas genaue Rechenschaft zu geben wissen. Wir fuͤgen daher folgende Tabelle
                              einiger Versuche bei, welche von der landwirthschaftlichen Gesellschaft zu
                              Châteauroux angestellt wurden, und nach welchen jeder der erwaͤhnten
                              Pfluͤge auf jeden Kubikfuß gepfluͤgten Bodens die angegebene Menge
                              Kraft verbrauchte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 50, S. 370
                              Geschwindigkeit per Minute. 1)
                                 Pflug aus dem Berry, mit 4 Pferden bespannt; 2) Pflug Park von Versailles, mit 3
                                 Pferden; 3) Belgischer Pflug von Polders, mit eisernem Streichbrette und mit 2
                                 Pferden bespannt; 4) Gewoͤhnlicher belgischer Pflug, mit
                                 hoͤlzernem Streichbrette und mit 2 Pferden; 5) Brabanter Pflug mit 2
                                 Pferden; 6) Pflug des Hrn. Dombasle, nach einem alten Modelle, mit 2
                                 Pferden
                              
                           Reducirt man alle diese Geschwindigkeiten auf eine einzige, so ergibt sich:
                           
                           
                              
                                 daß der
                                 erste
                                 Pflug
                                 eine Zugkraft von
                                 10 Kilogr.
                                 699 Gr.,
                                 
                                 
                              
                                 
                                 zweite
                                 –
                                         –          –
                                   6   –
                                 173  –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 dritte
                                 –
                                         –          –
                                   4   –
                                 122  –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 vierte
                                 –
                                         –          –
                                   4   –
                                 861  –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 fuͤnfte
                                 –
                                         –          –
                                   3   –
                                 968  –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 sechste
                                 –
                                         –          –
                                   3   –
                                 646  –
                                 erforderte.
                                 
                              
                           Hieraus folgt also, daß der Pflug aus dem Berry, welcher die schlechteste Arbeit und
                              Pfluͤgung gibt, und der sogar Wurzeln und Staͤngel ganz und
                              unzerschnitten laͤßt, unter gleichen Umstaͤnden eine beinahe drei Mal
                              groͤßere Zugkraft erfordert, als der Pflug des Hrn. Dombasle, und doch ist der gewoͤhnliche Berry'sche Pflug leider
                              nicht bloß im Berry, sondern in vielen anderen Gegenden Frankreichs, und besonders
                              im mittaͤgigen Frankreich beinahe der allgemein gebraͤuchliche!
                           
                        
                           Erklaͤrung der Abbildung in Fig. 1 u. 2.
                           A sind die Zugketten, welche beilaͤufig 2 Fuß
                              lang sind. Sie sind mittelst eines Hakens an dem Ende der beiden Arme der Gabel L befestigt, und zwar sehr nahe an der Achse und an den
                              Raͤdern. Beide Ketten sind gleich. Eine groͤßere Breite kann man der
                              Furche geben, wenn man die linke Kette verkuͤrzt; die entgegengesezte Wirkung
                              findet hingegen Statt, wenn man die rechte Kette kuͤrzer macht.
                           B ist der Hebel, welcher die Deichselhaͤlter oder
                              die Gabeln traͤgt; er hat eine Laͤnge von 7 Fuß und eine Dike von 2
                              Zoll. Der vordere Theil, an welchem die Kette BL
                              haͤngt, ist 15 Zoll von dem Stuͤzpunkte entfernt, der sich selbst
                              wieder 6 Zoll hoch uͤber dem beweglichen Pflugstoͤkchen befindet.
                           C sind die Pfosten, welche 2 Fuß Hoͤhe, 2 1/2
                              Zoll Dike und 4 Zoll Breite haben, und welche in einer Entfernung von 3 Zoll 1 Linie
                              von einander durch Zapfenloͤcher in dem beweglichen Pflugstoͤkchen
                              befestigt sind. Sie werden oben durch ein Querholz O,
                              welches bloß durch Punkte angedeutet ist, in eben derselben Entfernung von einander
                              erhalten, und sind ihrer ganzen Laͤnge nach mit Loͤchern versehen,
                              welche im Verbande gestellt sind, und zur Aufnahme eines Bolzens dienen. Der rechte
                              Pfosten ist nur 3 Zoll weit von dem Ende des beweglichen Pflugstoͤkchens
                              entfernt.
                           DE ist die Widerstandskette.
                           EF, der Drukhebel von 7 Fuß Laͤnge und 2 Zoll
                              Dike.
                           G, die vordere Kette an diesem Hebel.
                           H, der Regulator des beweglichen Pflugstoͤkchens.
                              Mittelst dieses Regulators und zweier Bolzen, von denen der eine oberhalb, der
                              andere unterhalb des beweglichen Pflugstoͤkchens durch die Loͤcher des
                              Regulators gestekt
                              wird, kann das Pflugstoͤkchen, welches 15 Zoll lang und 7 Zoll hoch ist, nach
                              Belieben gehoben werden. In Folge hiervon neigen sich die beiden Pfosten gegen die
                              rechte Seite; der Pflugbaum, welcher unbeweglich zwischen den beiden Pfosten
                              befestigt ist, folgt dieser Bewegung, wodurch dieselbe dem ganzen Koͤrper des
                              Pfluges mitgetheilt wird.
                           I, die Sterze oder der Griff von 4 1/2 Fuß Laͤnge
                              und 2 oder 3 Zoll Dike, je nachdem der Theil mehr oder weniger weit von dem Haupte
                              entfernt ist. Sie bildet mit dem Pflugbaume, von Unten gemessen, einen Winkel von
                              45°. Das Zapfenloch, durch welches dieselbe mit dem Pflugbaume in Verbindung
                              steht, ist beilaͤufig 20 Zoll von dem Haupte entfernt.
                           J, die Stuͤze oder der Fuß.
                           K, der Regulator des Zuges.
                           L, der Deichselhaͤlter oder die Gabel von 3 Fuß
                              Laͤnge, 30 Linien Dike; ihr Kopf mißt 3 Zoll, die Entfernung der Arme von
                              einander 11 Zoll, und die Breite der Arme 2 Zoll.
                           M, der Pflugbaum, welcher 6 1/2 Fuß lang, 3 Zoll dik,
                              gegen die Sterze 4 und nach Oben bloß 3 Zoll hoch seyn muß. An jenem Theile, der
                              sich zwischen den Pfosten bewegt, ist derselbe mit einer Doppelung von
                              beilaͤufig 3 Zoll Dike auf 14 Zoll Laͤnge verstaͤrkt. Dieses
                              Stuͤk dient dazu, um dem Pflugbaume eine unwandelbar parallele Stellung mit
                              den Pfosten zu geben.
                           N, die Kette des oberen Hebels P.
                           O, das obere Querstuͤk der Pfosten C, welches nicht nur dazu dient, die Pfosten in einer
                              und derselben Entfernung von einander zu erhalten, sondern welches auch den
                              Stuͤzpunkt fuͤr den Hebel P bildet. Es ist
                              zu diesem Behufe in der Mitte so abgerundet, daß das Spiel des eisernen
                              Buͤgels 00, welcher durch Punkte angedeutet, und mittelst zweier Schrauben in
                              dem Hebel P befestigt ist, dadurch erleichtert wird.
                           P, der obere Hebel, dessen Laͤnge 2 1/2 Fuß auf 1
                              1/2 Zoll Dike betraͤgt. Der vordere Theil desselben, an welchem die Kettet
                              N haͤngt, ist, von dem Stuͤzpunkte aus
                              gerechnet, 14 Zoll lang.
                           R, das Haupt, welches unten mit einer starken
                              Eisenplatte besezt ist.
                           S, das Streichbrett.
                           T, die Schar.
                           U, der Haken des oberen Hebels P, welcher in einer Entfernung von 3 1/2, Fuß von dem Stuͤzpunkte
                              O in dem Pflugbaume befestigt ist, und der von dem
                              Pflugbaume aus gerechnet 11 Zoll hoch ist.
                           Y, das Pflugeisen.
                           
                           Z, die Charniere des beweglichen
                              Pflugstoͤkchens.
                           Die Raͤder haben 2 Fuß im Durchmesser und 2 1/2 Fuß Geleisweite.
                           Die Commission sah spaͤter Hrn. Grangé mit
                              seinem Pfluge bei dem am 2. Junius zu Grignon gehaltenen Concurse fuͤr
                              Pfluͤge und Pfluͤger arbeiten. Der Pflug war mit zwei Pferden
                              bespannt, arbeitete in einem ziemlich schweren sandigen Thone 9 Zoll tief mit
                              groͤßter Leichtigkeit, und gab Furchen von 13 Zoll Breite. Grangé trat hier nicht als Concurrent auf, weil er
                              die Pferde, die man ihm gab, nicht kannte. Bei diesem Concurse zeigte sich aber die
                              oben aufgestellte Bemerkung bestaͤtigt, denn den ersten Preis erhielt Hr. Pluchet, der mit einem Pfluge arbeitete, welcher aus
                              einem Schwingpfluge und einem Brabanter Vordergestell zusammengesezt war, und der
                              bei den Messungen mit dem Dynamometer durchaus keine groͤßere Zugkraft
                              zeigte, als sie bei dem Schwingpfluge noͤthig ist. Eben dieß wird also auch
                              bei dem nach unserer Angabe modificirten Pfluge der Fall seyn, weil auch an diesem
                              das Vordergestell, welches auf eine unbiegsame Weise mit dem Koͤrper des
                              Pfluges verbunden ist, nur als Regulator dient: Wir haben uns davon
                              uͤberzeugt, daß die Raͤder oft den Boden gar nicht beruͤhrten.
                              Die Erfindung Grangé's verdient uͤbrigens
                              noch um so mehr Lob und Empfehlung, als dieselbe bei ihrer Einfachheit an jedem
                              Pfluge mit sehr geringen Kosten, und bei einem Pfluge mit Vordergestell selbst
                              fuͤr 15 Franken angebracht werden kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
