| Titel: | Einiges über den günstigen Erfolg, welchen das Umbrechen der Oberfläche der Erde bei herrschender Trokenheit auf die Vegetation ausübt. | 
| Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. LXXXIX., S. 386 | 
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                        LXXXIX.
                        Einiges uͤber den guͤnstigen
                           Erfolg, welchen das Umbrechen der Oberflaͤche der Erde bei herrschender
                           Trokenheit auf die Vegetation ausuͤbt.
                        Aus dem Recueil industriel. August 1833, S.
                              145.
                        Guͤnstiger Erfolg des Umbrechen der Oberflaͤche der
                           Erde bei herrschender Trokenheit auf die Vegetation.
                        
                     
                        
                           Die Mehrzahl der Oekonomen ist gewiß der Meinung, daß es nicht nur nicht
                              zutraͤglich, sondern durchaus schaͤdlich ist, wenn man den Boden bei
                              großer Trokenheit umbricht. Wir fuͤhlen uns daher veranlaßt, hier einen
                              Aufsaz eines amerikanischen Landmannes mitzutheilen, dessen Resultate vielleicht
                              etwas zur Vertilgung dieses allgemein verbreiteten Vorurtheiles beitragen
                              duͤrften, und der um so mehr Beruͤksichtigung verdient, als er von
                              einem praktischen, durchaus nicht von Theorien geplagten Oekonomen kommt. Es haben
                              zwar schon mehrere landwirthschaftliche Schriftsteller diesen Gegenstand
                              beruͤhrt; allein ihre Schriften scheinen wenig Eingang gefunden zu haben.
                           Ich halte, sagt der Amerikaner, die Bearbeitung oder das Umbrechen der
                              Oberflaͤche des Bodens bei großer Trokenheit fuͤr weit vortheilhafter,
                              als das Begießen, welches sich leider im Großen nur aͤußerst schwer, und an
                              wenigen gluͤklich gelegenen Orten anwenden laͤßt. Eine
                              zwanzigjaͤhrige Erfahrung hat mich von dem Vorzuge des Umbrechens vor dem
                              Begießen uͤberzeugt; am auffallendsten zeigte sich dieser Vorzug jedoch im
                              Jahre 1828, in welchem die Trokenheit im Sommer in Amerika unendlichen Schaden
                              anrichtete. Die Trokenheit dauerte naͤmlich nicht nur sehr lange, sondern sie
                              begann auch zu einer Zeit, in welcher ihr die Pflaͤnzchen noch wenig
                              Widerstand leisten konnten, weil ihre Wurzeln noch nicht tief genug in den Boden
                              eingedrungen waren, und weil ihre zarten feinen Blaͤttchen Gefahr liefen von
                              der Sonne gebraten und von dem trokenen Winde vollends getroknet zu werden.
                           
                           Ich hatte damals ein kleines vierekiges Stuͤk Land, welches ich, da dessen
                              Boden heiß war und zu 3/4 aus Sand bestand, in der Absicht fruͤhzeitig
                              Kartoffeln zu erhalten, mit Erdaͤpfeln bestellt hatte. Die Trokenheit nahm
                              jedoch bald so zu, daß ich meine Ernte fuͤr verloren hielt; die
                              Staͤngel der Kartoffelpflanzen waren sehr zart, schwach und kaum diker als
                              ein Gaͤnsekiel, so daß ich taͤglich befuͤrchten mußte, sie ganz
                              verbrannt zu sehen. Unter diesen Umstaͤnden beschloß ich einen Versuch zu
                              wagen, und ließ daher eines Tages, obschon es noch heißer und trokener geworden war,
                              mein Erdaͤpfelfeld vollkommen umarbeiten. Ich ließ den Pflug vier Mal
                              zwischen allen Reihen durchgehen, senkte die Schar, indem ich zwei Furchen zog, so
                              tief ein, daß die in der Nahe der Wurzeln befindliche Erde umgebrochen wurde, und
                              kehrte diese Erde dann unmittelbar wieder durch zwei andere Furchen um. Auf diese
                              Operation dauerte die Trokenheit noch volle zehn Tage, ohne daß auch nur ein Tropfen
                              Regen fiel; allein schon am dritten Tage hatte ich das Vergnuͤgen, meine
                              Erdaͤpfelpflanzen wieder gruͤn werden und frisch treiben zu sehen, so
                              daß man hatte glauben koͤnnen, es sey unterdessen ein tuͤchtiger Regen
                              gefallen. Ich bemerkte, daß sich auf der umgebrochenen Erde haͤufig Thau
                              absezte, waͤhrend dieß fruͤher nicht der Fall war, und dieser, ich
                              moͤchte sagen entscheidende, Versuch bestaͤrkte mich noch mehr in der
                              Idee, daß das große Geheimniß der Landwirthschaft hauptsaͤchlich darauf
                              beruht, daß man den Boden so poroͤs als moͤglich mache. Die leichten
                              und poroͤsen Koͤrper sind naͤmlich, vielleicht deßhalb, weil
                              mehr Luft in denselben enthalten ist, schlechte Waͤrmeleiter; die festen
                              Koͤrper, wie z.B. die Steine, erlangen daher auch, wenn sie den
                              Sonnenstrahlen ausgesezt sind, einen hoͤheren Grad von Waͤrme. Eine
                              feste, sehr compacte Erde wird gleichfalls weit heißer, als eine lokere,
                              poroͤse Erde, welche selbst um Mittag zwei Zoll tief unter der
                              Oberflaͤche ihre Kuͤhle beibehaͤlt. Hieraus folgt, nach meiner
                              Ueberzeugung, nothwendig der Schluß, daß man, wenn man die Erde nicht zu sehr durch
                              die Sonnenstrahlen erhizt haben will, dieselbe poroͤs machen muͤsse.
                              Man bringt durch das Umbrechen der Erde mehr Luft zwischen deren Theilchen, und
                              dadurch wird sie nicht nur ein schlechterer Waͤrmeleiter, sondern auch
                              fruchtbarer.