| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 50, Jahrgang 1833, Nr. XCVIII., S. 434 | 
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                        XCVIII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Project zu einem neuen großen Tunnel zu London.
                           Unter den mannigfaltigen großartigen Plaͤnen und Unternehmungen, die man in
                              neuester Zeit zu London in Vorschlag brachte, zeichnet sich vorzuͤglich das
                              Project zu einem Tunnel und einer Eisenbahn aus, die sich von dem noͤrdlichen
                              Ende der neuen Londonbruͤke bis Unbridgeroad erstreken soll, und von der sich
                              Arme an den Ursprung der London-Birmingham-Eisenbahn bei
                              Hampstead-road, und an den Ursprung der projectirten großen Eisenbahn nach
                              dem Westen von England bei Millbank erstreken muͤßten. Dieser ungeheuere
                              Tunnel wuͤrde nur 5 englische Meilen lang werden,
                              und unter den belebtesten Straßen Londons wegfuͤhren! Was den
                              beruͤchtigten Themse-Tunnel betrifft, so zeigte Hr. Radier in einer der lezten Sizungen der Academie der
                              Wissenschaften zu Paris an, daß sich die englische Regierung entschlossen habe, die
                              Fonds zu seiner Vollendung anzuweisen. Hr. Navier will
                              dieß aus einem Briefe des Hrn. Brunel wissen; doch
                              bezweifeln englische Blaͤtter, und namentlich das Mechanics' Magazine, die Richtigkeit dieser Angabe.
                           
                        
                           Dampfschifffahrt zwischen Nord-Amerika und
                              England.
                           Man hat in den lezten Wochen den Kiel zu einem praͤchtigen und großartigen
                              Dampfbothe gelegt, welches regelmaͤßig zwischen New-York und Liverpool
                              hin und her fahren soll, und wodurch die Verbindung zwischen den beiden
                              groͤßten Fabrik- und Handelsstaaten neuerdings einen bedeutenden
                              Aufschwung erhalten muß. Das neue Dampfboth soll mit nicht weniger als 4
                              Dampfmaschinen arbeiten, und die Gesellschaft, die dessen Ausruͤstung
                              unternahm, will ein solches Capital darauf verwenden, daß an dem Gelingen dieses
                              Unternehmens und an der musterhaftesten Ausstattung dieses Schiffes nicht gezweifelt
                              werden darf. Die Fahrt nach den Vereinigten Staaten duͤrfte auf diese Weise
                              eine wahre Lustreise werden. (Mechanics' Magazine, No.
                              537)
                           
                        
                           Ueber die Leistungen der Dampfmaschinen in Cornwallis.
                           Das Product der gehobenen Pfunde mit der Zahl der Fuße, auf welche dieselben in einer
                              gegebenen Zeit gehoben wurden, dividirt durch die Zahl der Bushels Steinkohlen (den
                              Bushel zu 84 Pfund angenommen), welche innerhalb derselben Seit verbrannt werden,
                              gibt die sogenannte Leistung der Dampfmaschinen und diese gibt ihrerseits wieder den
                              besten Pruͤfstein fuͤr die vergleichsweise Guͤte dieser
                              Maschinen. Die HH. Boulton und Watt haben diese Methode die Leistungen der Dampfmaschinen zu ermitteln
                              eingefuͤhrt. Die Zahl der Lasten, welche durch jede Maschine in einer
                              bestimmten Zeit bewegt wurde, wird durch den sogenannten, an dem großen Schwengel
                              angebrachten Zaͤhler bestimmt. Dieser Zaͤhler steht mit einer Reihe
                              von Raͤdern und Getrieben in Verbindung, welche durch ein nach beiden Seiten
                              rollendes Gewicht in Bewegung gesezt werden, waͤhrend dieses Gewicht selbst
                              wieder mittelst einer den Hemmungen der Uhren aͤhnlichen Hemmung wirkt. Der
                              Berichterstatter uͤber saͤmmtliche Maschinen in Cornwallis, Hr.
                              Capitaͤn Thomas Lean von Marazion, hat den
                              Schluͤssel zu dem Gehaͤuse, in welchem sich der Zaͤhler
                              befindet; er besucht jede Maschine monatlich ein Mal, nimmt die Zahl der monatlich
                              gemachten Hube auf, ermittelt genau die Summe der verbrauchten Kohlen und die
                              Zunahme oder Abnahme der Last der Maschine, so wie noͤthigen Falles auch
                              andere Umstaͤnde. Alle die Dampfkessel der großen Maschinen sind cylindrisch
                              und roͤhrenfoͤrmig; sie wurden von Trevithick erfunden, und bewaͤhrten sich in Hinsicht auf den
                              Verbrauch an Kohlen als die vortheilhaftesten unter allen bisher
                              gebraͤuchlichen Kesseln. – Folgende Tabelle ist nun ein Auszug aus den
                              monatlichen Berichten uͤber die Dampfmaschinen in Cornwallis, woraus man
                              ersieht, wie viel Pfunde die fuͤnf besten Maschinen in dem mit dem Junius
                              1833 abgelaufenen Jahre bei einem Verbrauche von 1 Bushel Kohlen auf einen Fuß
                              Hoͤhe hoben.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 50, S. 435
                              
                           Julius. Borlase's Maschine, Grube Wheal
                              Vor. Cylinder von 80 Zoll im Durchmesser. Mechaniker Thom. Richards.; Wilsons's
                              Maschine, Grube Wheal Towan. Mechaniker Samuel Grose. Trelawny's Maschine; Shear's
                              Maschine, Cosolidated Mines. Cylinder v. 65 Zoll im Durchmesser. Mechaniker Hocking
                              und Loam. Hudson's Maschine, Grube East Crinnes. Cylinder v. 76 Zoll im Durchmesser.
                              Mechaniker Sims und Sohn.; Pfd.; August. do. Swan's Maschine, Grube Binner Downs.
                              Cylinder von 70 Zoll. Mechan. Gregor u. Thomas. September. October. Leeds's
                              Maschine, Grube Great Work. Cylinder von 60 Zoll. November. Powlet's Maschine, Grube
                              Marazion. December. Polgooth's Maschine, Grube Polgooth. Cylinder von 66 Zoll.
                              Taylor's Maschine.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 50, S. 436
                              
                           Januar 1833. Borlase's Maschine, Grube
                              Wheal Vor. Cylinder von 80 Zoll im Durchmesser. Mechan. Thom. Richards.; Wilsons's
                              Maschine, Grube Wheal Towan. Polgooth's Maschine, Grube Polgooth. Druce's Maschine.
                              Mechaniker Samuel Grose. Wheal Darlington Maschine, Grube Wheal Darlington.
                              Mechaniker Eustice u. Sohn. Februar. do. Trelawny's Maschine Maͤrz. Wheal
                              Leisure Maschine, Grube Wheal Leisure. Cylinder von 66 Zoll im D. Mechaniker S.
                              Truran. Leeds's Maschine. April. Grube Great Work. Mai. Junius.
                           
                        
                           
                           Ueber die Anwendung des DextrinsVergl. Polyt. Journal Bd. L. S.
                                       195. bei der Fabrikation von Papier-Tapeten.
                           Hr. Payen zeigte in der Société d'encouragement vom 21. August mehrere Muster von
                              Papier-Tapeten mit glattem Grunde vor, auf welchen sich gefaͤrbte und
                              mit Wolle belegte Zeichnungen befanden, und an denen statt des Gummi's mit Vortheil
                              das Dextrin gebraucht worden war. Die Farben klebten aͤußerst fest an diesen
                              Mustern, und der Ton der Farben war durch die Durchsichtigkeit der neuen Substanz
                              erhoͤht worden. Man konnte deßhalb auch bloß mit dem Nußbraun oder Bistre die
                              Schatten verschiedener Farben, wie das Gelb, Lilas, Orange, Roth hervorbringen. (Bulletin de la Société d'encouragement.
                              August 1833, S. 280.)
                           
                        
                           Recept zur Fabrikation von kuͤnstlichem Cider oder
                              Obstmost.
                           Das Journal des connaissances usuelles, October 1833, S.
                              222, empfiehlt folgendes etwas sonderbare Recept zur Fabrikation von
                              kuͤnstlichem Cider oder Obstmost. Man nehme 12 Kilogr. kaͤufliche
                              Weinbeeren, 500 Grammen Wachholderbeeren, 125 Grammen Coriander, 10 Grammen Zimmet,
                              stoße alles dieß leicht zusammen, und bringe es in ein Faß, welches 2 1/2 Hektoliter
                              fassen kann, und welches bis auf einige Maß mit Wasser gefuͤllt wird. Dann
                              seze man 1 Kilogr. 5000 Grammen braune Cassonade und 2 Liter Branntwein zu, und
                              ruͤhre das Gemenge taͤglich ein Mal mir einem Stoke um. Wenn der
                              Keller eine Temperatur von beilaͤufig 10° hat, so wird das
                              Getraͤnk in 12 bis 14 Tagen fertig seyn, so daß man das Faß zuspunden und das
                              Getraͤnk abziehen kann, nachdem man es vorher mit Hausenblase geklaͤrt
                              hat. Die abgezogenen Flaschen soll man 8 Tage lang abwechselnd legen und
                              stellen.
                           
                        
                           Verfahren, um Weinfaͤssern den Schimmelgeruch zu
                              nehmen.
                           Hr. Brard gibt im Journal des
                                 connaissances usuelles, Novbr. 1833 folgende Methode an, nach welcher man
                              Weinfaͤssern und Bottichen schnell den Schimmelgeruch benehmen kann. Man soll
                              naͤmlich die Faͤsser oder Bottiche auswaschen, dann auf je 100 Liter
                              Gehalt eine Unze Chlorkalk, eine Unze Schwefelsaͤure und einen Krug Wasser
                              hineinbringen, und sie hierauf nach allen Seiten mit dieser Fluͤssigkeit
                              abschuͤtteln. Nach 24 Stunden soll man die Faͤsser, die bisher gut
                              zugespundet waren, mit einer großen Menge Wassers wiederholt ausspuͤlen. Der
                              Chlorkalk ohne Schwefelsaͤure zerstoͤrt den Schimmel nicht
                              vollkommen.
                           
                        
                           Die Kautschuk-Einfuhr in England.
                           In dem Jahre, welches mit dem 5. April 1832 ablief, wurden in England nur 29,958
                              Pfund Kautschuk eingefuͤhrt; vom 5. April 1832 bis zum 5. April 1833 belief
                              sich die Einfuhr aber bereits auf 178,676 Pfunde, und wahrscheinlich wird sich diese
                              Quantitaͤt bis zum naͤchsten Jahre noch verdoppeln, da der Verbrauch
                              dieser nuͤzlichen Substanz, von der man monatlich neue
                              Anwendungs-Methoden entdekt, in England auf unglaubliche Weise zunimmt. (Mechanics' Magazine, No. 534.)
                           
                        
                           Literatur.
                           Ueber die Amtsbefugnisse des Raths der
                              Gewerbsverstaͤndigen und das rechtliche Verfahren bei demselben, nach den
                              dahin zielenden franzoͤsischen und diese theils modificirenden, theils
                              abaͤndernden Gesezen und Veraͤnderungen. Ein Handbuch fuͤr
                              Fabrikanten, Professionisten und Geschaͤftsmaͤnner, entworfen und
                              zusammengestellt von F. P. Gottlieb, Secretaͤr des
                              koͤnigl. Raths der Gewerbsverstaͤndigen zu Koͤln. Auf Kosten des
                              Verfassers. Gr. 8. Koͤln 1831. In Commission bei Pet. Schmitz. 281 S.
                           
                           Obiges Werk des verdienten Hrn. Gottlieb ist nun zwar
                              schon uͤber 2 Jahre alt, und doch scheint es seines hohen Interesse's
                              ungeachtet in den suͤddeutschen Staaten sowohl den Fabrikanten und
                              Gewerbsmaͤnnern, als den Verwaltungsbehoͤrden nur sehr wenig bekannt
                              geworden zu seyn! Aus diesem Grunde nehmen wir keinen Anstand auch jezt noch auf
                              dasselbe aufmerksam zu machen; wir thun dieß um so mehr, und um so lieber, als wir
                              dasselbe zugleich auch seiner Ausfuͤhrung wegen allen unseren Lesern bestens
                              empfehlen koͤnnen. Hr. Gottlieb hat in seinem
                              Werke nicht nur das Geschichtliche des Institutes, welches in einigen
                              Laͤndern unter dem Namen des Rathes der Gewerbsverstaͤndigen besteht,
                              und welches, obschon fruͤher von Turgot in
                              Anregung gebracht, doch erst in Folge der franzoͤsischen Revolution ins Leben
                              trat, beruͤhrt, sondern auch dessen Amtsbefugnisse und dessen Wirkungskreis
                              in den preußischen Rheinprovinzen, so wie jene des in Berlin nachgebildeten
                              Fabrikengerichtes, nach den verschiedenen bestehenden Veraͤnderungen
                              gruͤndlich zusammengestellt. Er hat diese Zusammenstellung ferner mit
                              mehreren Bemerkungen bereichert, die er sich bei seiner nun 20jaͤhrigen
                              Wirksamkeit als Secretaͤr des zu Koͤln bestehenden Institutes eigen
                              machte. Es wird wenige Fabrikanten und Gewerbsmaͤnner geben, die nicht
                              bereits die Erfahrung gemacht haben, wie mangelhaft und schleppend das Verfahren
                              unserer Behoͤrden bei so vielen Streitigkeiten ist, die sich im Gewerbsleben
                              beinahe taͤglich ergeben; wie wenig der groͤßte Theil unserer Beamten
                              auch nur einen Begriff von Gewerbswesen im Allgemeinen, und noch weniger eine
                              Kenntniß von einzelnen Gewerben haben, und wie ungeeignete Verfuͤgungen und
                              Entscheidungen oft in Folge dieser Unkenntniß zu Tage kommen; und doch handelt es
                              sich nicht leicht in einem Falle mehr um schnelle und auf
                              Sachkenntniß gegruͤndete, sichere
                              Entscheidung! Das zwekmaͤßigste Mittel zur Abhuͤlfe dieser schwer auf
                              unserer Industrie lastenden Uebelstaͤnde scheint gefunden; man hat wenigstens
                              in manchen Laͤndern Einrichtungen treffen sehen, die bei ihrem nun
                              langjaͤhrigen Bestehen den wohlthaͤtigsten Einfluß unbestreitbar
                              beurkundet haben, und dieses Mittel liegt in der Errichtung von Raͤthen der
                              Gewerbsverstaͤndigen mit gehoͤrig bestimmten Amtsbefugnissen. Die
                              koͤnigl. preußische Regierung, die so sehr fuͤr das Emporkommen der
                              Industrie in ihren Staaten sorgt, und die die materiellen Interessen des wichtigsten
                              Theiles ihrer Buͤrger eben so weise foͤrdert, als vaͤterlich
                              schuͤzt, hat die großen Vortheile dieser Institute erkannt; sie hat sich
                              nicht nur nicht gescheut, die in den preußischen Rheinprovinzen von der
                              franzoͤsischen Verwaltung her bestehenden Raͤthe der
                              Gewerbsverstaͤndigen beizubehalten, sondern sie hat auch selbst zu Berlin
                              einen sogenannten Fabrikrath gegruͤndet, dessen Leistungen schon vielseitige
                              Anerkennung fanden. Moͤchten doch bald auch unsere suͤddeutschen
                              Regierungen diesem Beispiele folgen, und die Errichtung aͤhnlicher Institute
                              beschließen! Die Beruͤksichtigung, welche man der Ausbildung unserer
                              zukuͤnftigen Gewerbsmaͤnner zu schenken anfaͤngt, laͤßt
                              uns hoffen, daß wir auch diesem Schritte zum Besseren entgegensehen duͤrfen,
                              und wir haben daher, am Schlusse dieser Anzeige nichts weiter zu thun, als unsere
                              Gewerbsleute zum Studium der oben erwaͤhnten Schrift des Hrn. Gottlieb aufzufordern, damit sie den Zwek und den Umfang
                              dieser Institute vollkommen erfassen, und einst den Anforderungen, die man an sie
                              als Gewerbsraͤthe machen wird, um so ehrenvoller entsprechen.
                           Handbuch der Dampfmaschinenlehre fuͤr Techniker und
                              Freunde der Mechanik. Von Dr. Christoph Bernoulli, Professor in Basel. Mit 12 Steindruktafeln.
                              Klein 8. Stuttgart u. Tuͤbingen, 1833. In der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. XII u. 454 Seiten. Preis 3 fl. 36 kr.
                           
                           Unter der großen Masse technologischer Werke, welche in neuerer Zeit in Deutschland
                              erschienen und deren Ueberhandnehmen wenigstens ein erfreuliches Zunehmen des
                              Interesse's der industriellen Classe Deutschlands an der Foͤrderung der
                              Kuͤnste und Gewerbe, und ein Streben mit den Fortschritten der uns
                              vorausgeeilten Nachbarlaͤnder vertraut zu werden beurkundet, befand sich
                              bisher auch nicht eines,
                              welches der Lehre von den Dampfmaschinen ausschließlich gewidmet gewesen
                              waͤre. Die Basse'sche Buchhandlung
                              foͤrderte zwar ein sogenanntes praktisches Handbuch zur gruͤndlichen
                              Kenntniß der Dampfmaschinen zu Tage, allein diese kritik- und geistlose, und
                              mit Unrichtigkeiten uͤberladene Piraterie, die man sich an unserem
                              Polytechnischen Journale zu begehen erfrechte, verdient weder diesen Namen, noch
                              uͤberhaupt eine Beruͤksichtigung des Technikers, weil die Originale zu
                              vielfach darin verstuͤmmelt sind, als daß man sich auf dieselben verlassen
                              koͤnnte. Einige groͤßere encyclopaͤdische Werke lieferten zwar
                              sehr schaͤzbare und gruͤndliche Abhandlungen uͤber die
                              Dampfmaschine, allein dieser wichtige Gegenstand erforderte doch noch immer eine
                              ausfuͤhrlichere Behandlung; um so mehr, als die großen Encyclopaͤdien
                              leider unter unseren Gewerbsleuten noch nicht hinlaͤnglich verbreitet, und
                              daher gar vielen nicht zugaͤnglich sind. Groß und allgemein war daher das
                              Verlangen einer gruͤndlichen, umfassenden und doch auch dem groͤßeren Theile unseres technischen Publikums
                              faßlichen Darstellung des gegenwaͤrtigen Zustandes einer Erfindung, der
                              England die hohe Stufe, auf welche sich seine Industrie schwang, großen Theils zu
                              verdanken hat, und deren Eingreifen in die verschiedenen Zweige derselben mit jedem
                              Tage groͤßer und tiefer wird. Diesem Verlangen hat nun der ruͤhmlich
                              bekannte Hr. Verfasser auf eine Weise entsprochen, die seine fruͤheren
                              Verdienste um die Verbreitung der wichtigsten Gegenstaͤnde der Maschinenlehre
                              noch um Vieles erhoͤhte; er hat in dem oben angezeigten Werke die großen
                              Erwartungen uͤbertreffen, die man sich nach seinen fruͤheren
                              litterarischen Arbeiten, und namentlich nach seinen vor 9 Jahren erschienenen
                              Anfangsgruͤnden der Dampfmaschinenlehre, und nach seiner Abhandlung des
                              betreffenden Artikels in Prechtl's technologischer
                              Encyclopaͤdie zu machen berechtigt war. Ueberall finden wir in demselben die
                              Leistungen der englischen und franzoͤsischen Mechaniker und Physiker bis zum
                              Jahre 1831 sorgfaͤltig benuzt, die Resultate ihrer Versuche kritisch geordnet
                              und beleuchtet, ihre Erfindungen klar angedeutet, und wo eine ausfuͤhrliche
                              Beschreibung des Umfanges des Werkes wegen nicht moͤglich war, auf die
                              Quellen, aus denen er schoͤpfte, hingewiesen.
                           Wir koͤnnen nicht auf eine Eroͤrterung des ganzen Inhaltes dieses
                              hoͤchst schaͤzenswerthen Buches eingehen, unser beschraͤnkter
                              Raum verbietet uns unseren Lesern mehr als unser unumwundenes Urtheil uͤber
                              dasselbe vorzulegen, und den vom Verfasser befolgten Gang anzudeuten. Der erste, auf
                              eine kurze Einleitung folgende Abschnitt enthaͤlt naͤmlich historische
                              Mittheilungen uͤber die Dampfmaschine, in welchen die erste Erfindung
                              derselben gleichfalls Savery zugestanden wird; der zweite
                              ist der Physik des Dampfes gewidmet; der dritte handelt von der Erzeugung und
                              Produktion des Dampfes; der vierte beschreibt die verschiedenen Organe der
                              eigentlichen Dampfmaschine; der fuͤnfte handelt von der Nuzkraft oder dem
                              Nuzeffecte der Dampfmaschinen; der sechste ist der Beleuchtung einiger besonderer
                              Arten von Dampfmaschinen gewidmet; der siebente umfaßt die Dampffuhrwerke, bei deren
                              Beurtheilung sich der Hr. Professor fuͤr die Thunlichkeit der Befahrung
                              gewoͤhnlicher Straßen mit Dampfwagen erklaͤrt; der achte und lezte
                              endlich gibt einen Ueberblik uͤber die Dampfschifffahrt.
                           Das ganze Werk, welches wir gern in den Haͤnden aller Techniker sehen
                              moͤchten, und wofuͤr der Hr. Verfasser den innigsten Dank der
                              Deutschen verdient, hat in typographischer Hinsicht eine gefaͤllige
                              Ausstattung; der Druk ist angenehm und correct, nur die Steindruktafeln entsprechen
                              dem gegenwaͤrtigen Standpunkte der Lithographie nicht, obwohl sie in Hinsicht
                              auf Deutlichkeit allein genuͤgen koͤnnten.
                           Augustin Pyramus De Candolle's
                              Pflanzenphysiologie, oder Darstellung der Lebenskraͤfte und
                              Lebensverrichtungen der Gewaͤchse. Eine Fortsezung der
                              Pflanzen-Organographie, und eine Einleitung zur Pflanzen-Geographie
                              und oͤkonomischen Botanik. Aus dem Franzoͤsischen uͤbersezt und
                              mit Anmerkungen versehen von Johannes Roͤper, Dr. der Medicin, Professor der Botanik an der
                              Universitaͤt Basel und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften. Gr. 8.
                              Stuttgart u. Tuͤbingen 1833, in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. Erster Bd. XXXVI u. 462 S.
                           
                           Es mag vielleicht manchem unserer Leser, nach obigem Titel allein zu schließen,
                              sonderbar vorkommen, daß wir uns in unserem, ausschließlich der Polytechnik gewidmeten Journale auch
                              auf die Anzeige eines Handbuches der Pflanzenphysiologie einlassen. Allerdings
                              koͤnnte man uns den Vorwurf machen hier unseren Wirkungskreis
                              willkuͤrlich uͤberschritten zu haben, wenn der beruͤhmte
                              Verfasser in diesem seinem neuesten Werke den Fußstapfen so mancher seiner
                              Vorgaͤnger gefolgt, und in demselben nur das niedergelegt haͤtte, was
                              fuͤr den Gelehrten und Botaniker von Profession allein von Interesse seyn
                              kann; wenn auch er in den Fehler der Mehrzahl der Naturforscher neuerer Zeit
                              verfallen waͤre, und die gehoͤrige Beruͤksichtigung und
                              Wuͤrdigung des maͤchtigen Einflusses der Naturgeschichte auf das
                              allgemeine Wohl und das Fortschreiten der Cultur außer Augen gelassen haͤtte.
                              Der Verfasser hat diesen gewoͤhnlichen Fehler der Stubengelehrten
                              gluͤklich vermieden, und uns in seiner Pflanzenphysiologie ein Werk
                              geschenkt, welches den Anforderungen des rein wissenschaftlichen Botanikers eben so
                              vollkommen entspricht, als es dem gebildeten Oekonomen, Gaͤrtner, Apotheker
                              und Chemiker nuͤzlich und belehrend ist. Der Botaniker findet darin Alles,
                              was bisher im Felde der Pflanzenphysiologie geleistet worden, gelaͤutert
                              durch den Scharfsinn des Verfassers, geordnet durch seinen klaren und logischen
                              Geist, und bereichert durch seine langjaͤhrigen eigenen Forschungen; der
                              Oekonom wird belehrt uͤber den Einfluß des Lichtes, der Elektricitaͤt,
                              der Temperatur, der Atmosphaͤre, der Gasarten, des Wassers, des Bodens, der
                              Bestellungsweisen, der Duͤngerarten, der Thiere etc. auf die Pflanzen im
                              Allgemeinen und auf die in landwirthschaftlicher Hinsicht besonders
                              merkwuͤrdigen Gewaͤchse; er erhaͤlt eine gruͤndliche
                              Theorie uͤber die verschiedenen Arten von Bewirthschaftung seines Grund und
                              Bodens; der Gartenliebhaber und Gaͤrtner von Profession findet auf jeder
                              Seite Belehrungen uͤber die wichtigsten Gegenstaͤnde, wie uͤber
                              das Pfropfen und Oculiren, uͤber das Beschneiden, den Ringelschnitt, die
                              Krankheiten der Pflanzen, die Erzeugung von Bastarden etc. etc.; der Pharmaceut und
                              Chemiker endlich erhaͤlt die gruͤndlichsten Aufschluͤsse
                              uͤber die Absonderung vieler der wichtigsten Substanzen, die als
                              Arzeneikoͤrper, Faͤrbestoffe, chemische Reagentien etc. eine große
                              Rolle spielen. Doch wir haben nicht noͤthig in eine Aufzaͤhlung der
                              Vorzuͤge dieses Werkes einzugehen; die Vortrefflichkeit desselben wurde von
                              den Gelehrten aller Nationen erkannt, und uͤberall wurme dem
                              beruͤhmten Verfasser nicht bloß von seinen Fachgenossen der ungetheilteste
                              Beifall gezollt, sondern auch ganze Gesellschaften von Gelehrten und Technikern
                              gaben ihm die ausgezeichnetsten Beweise ihrer Anerkennung. So ließ ihm z.B. die
                              Gesellschaft zur Aufmunterung der Kuͤnste etc. in London ihre große goldene
                              Medaille fuͤr seine Theorie des Fruchtwechsels uͤberreichen. Es bleibt
                              uns daher unter diesen Umstaͤnden nichts weiter uͤbrig, als die
                              Leistungen des Hrn. Professors Roͤper als
                              Uebersezer zu beleuchten. Es freut uns in dieser Hinsicht das deutsche Publikum
                              versichern zu koͤnnen, daß der wakere und verdienstvolle Hr. Roͤper in dieser Hinsicht wahrhaft Seltenes
                              geleistet hat; er ist nicht nur uͤberall in den Geist des Verfassers
                              eingedrungen; er hat nicht nur den klaren fließenden Styl des Originales eben so
                              angenehm als richtig verdeutscht, sondern er hat mit Huͤlfe der Materialien,
                              die ihm der Verfasser bereitwillig mittheilte, viele in dem Originale enthaltene
                              sinnstoͤrende Drukfehler berichtigt, und das Ganze mit so vielen gediegenen
                              Zusaͤzen bereichert, daß die Uebersezung viele wesentliche Vorzuͤge
                              vor dem Originale gewaͤhrt. Wir wuͤnschen sehnlich auch die beiden
                              noch uͤbrigen Baͤnde bald aus der Feder des geistreichen Hrn. Roͤper zu erhalten, und sind uͤberzeugt,
                              daß das deutsche Publikum ihm warmen Dank dafuͤr wissen wird.