| Titel: | Ueber das für den Züricher-See bestimmte eiserne Dampfboot, der Vulkan. Von C. B. | 
| Autor: | Prof. Christoph Bernoulli [GND] | 
| Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. XXXII., S. 177 | 
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                        XXXII.
                        Ueber das fuͤr den
                           Zuͤricher-See bestimmte eiserne Dampfboot, der Vulkan. Von C.
                              B.
                        Ueber das fuͤr den Zuͤricher-See bestimmte
                           eiserne Dampfboot.
                        
                     
                        
                           Ende November 1834 kam endlich der Vulkan, das erste eiserne Dampfschiff, das den
                              Rhein sah, in Koͤln an.
                           Dieses fuͤr den Zuͤricher-See bestimmte Schiff wurde in der
                              beruͤhmten Maschinenfabrik von Fairbairn in
                              Manchester construirt. Auseinandergelegt wurde es von da nach Selby gebracht. In Hull wurde es der etwas stuͤrmischen See wegen so
                              befrachtet, daß es 4' tief ging; mit dieser Belastung kam es den 20. Nov. in
                              Rotterdam und den 24. in Koͤln an. Da es spaͤtestens bei Basel noch
                              ein Mal zerlegt werden
                              muß, was mit großen Unkosten verbunden ist, so waͤre wahrscheinlich der
                              stuͤkweise Transport von Manchester bis Zuͤrich am wohlfeilsten
                              gekommen, zumal dann die Herstellung eines provisorischen Verdekes etc. erspart
                              worden; denn in Zuͤrich erst wird das Schiff die innere Ausruͤstung
                              erhalten; da die rheinischen Gesellschaften indessen einen Werth darauf sezten, das
                              englische Eisenboot ihren Fluß befahren zu sehen, so uͤbernahmen sie einen
                              Theil der Transportkosten. Bei Koͤln wurden auch mehrere Probefahrten
                              angestellt. Seitdem ist es in Kehl angekommen, wo es des allzuniedrigen
                              Wasserstandes wegen einstweilen liegen blieb.
                           Schon die Reise von Rotterdam bis Koͤln war mit ziemlichen Schwierigkeiten
                              verbunden; und diese sind unstreitig zum Theil unguͤnstigen Umstaͤnden
                              zuzuschreiben. Das Schiff ging wegen uͤbermaͤßiger Belastung viel zu
                              tief (an 4'), und dieser Tiefgang war um so nachtheiliger, da der Wasserstand
                              ungewoͤhnlich niedrig war, und die Radschaufeln zu tief eintauchten. Ferner
                              mag dazu beitragen, daß mit Steinkohlen und mitunter mit Kohlen sehr geringer
                              Qualitaͤt gefeuert wurde, waͤhrend Rost und Feuerraum auf Holzfeuerung
                              eingerichtet scheinen. Endlich ist uͤberhaupt die Heizung nicht am besten
                              besorgt gewesen. Nichts desto weniger scheint dieses Schiff den Erwartungen der
                              Besteller nicht vollkommen zu entsprechen.
                           Wie es heißt wurde ein Tiefgang von nur 20'' gefordert und versprochen. Unbeladen
                              geht das Boot aber 30–32'' tief; und befrachtet duͤrfte es wohl auch
                              40'' tief eintauchen. Es steht daher zu befuͤrchten, daß es nicht zur
                              Befahrung des seichten Linthcanals, wozu es auch bestimmt ist, dienen kann; und
                              wirklich soll man bereits mit dem Gedanken umgehen, das Schiff im Fruͤhjahre
                              nach dem Bodensee zu versezen. Ferner scheinen die Maschinen nicht die verheißene
                              Kraft (von 40 Pferden) zu besizen. Diese Kraft wuͤrde nun (die Maschinen sind
                              Hochdrukmaschinen) bei einem Dampfdruke von 60–70 Pfd. auf den □''
                              erreicht; auch bei der staͤrksten Feuerung (mit Steinkohlen) konnte jener
                              Druk aber kaum uͤber 40 Pfd. erhoͤht werden.
                           Das Boot ist (am Verdek gemessen) 95' lang und 16' breit. Die Laͤnge der
                              Wasserlinie (bei 3' Tauchung) betraͤgt 90'. Es hat keinen Kiel. Die Platten
                              am Boden und in der Bucht sind 1/4'', an den Seiten 3/16'' dik. Die Platten sind in
                              der Mitte des Schiffes 8' lang und 23'' breit, und der Laͤnge nach
                              zusammengesezt. Nach Hinten und Vorn zu sind sie kuͤrzer und schmaler, so daß
                              sie wenig und wohl kalt gebogen werden konnten. Der Laͤnge nach sind sie
                              uͤber-, der Breite nach (und uͤber der Wasserlinie) mittelst
                              eiserner Schienen von Innen aneinander genietet.
                           
                           Die Form des Schiffes wird durch 50 eiserne Rippenpaare erhalten, die am Boden mit
                              Winkeln zusammenstoßen, und gleichweit von einander entfernt sind.
                           2 eiserne Scheidewaͤnde 3/16'' dik sondern die Maschinenkanten von den
                              Cajuͤten ab. Mit einfachen Winkeleisen sind auch diese Waͤnde mit dem
                              Boden und den Seiten verbunden.
                           Der Dampf wirkt ohne merkliche Expandirung. Eben so ist kein Condensator vorhanden.
                              Sobald er gearbeitet, zieht er durch eine unter dem Kessel durchgehende
                              Roͤhre in den Schornstein, und befoͤrdert durch seine
                              Elasticitaͤt den Zug.
                           Der Dampf wird in 2 Kesseln erzeugt. Diese Kessel haben viele Aehnlichkeit mit den
                              Seguir'schen.S. Bernoulli's Dampfmaschinenlehre Tab. 6. Durch den unteren Theil gehen 80 Rauchroͤhren, die 1 1/2'' weit und 8
                              1/2' lang sind. Die Feuerluft zieht unmittelbar durch diese Roͤhren nach dem
                              (etwa 22' hohen) Schornsteine, und bestreicht nicht wie beim Seguir'schen zuerst den Boden des Kessels. Diese Einrichtung mag den Zug
                              beguͤnstigen, hat aber mehrere Nachtheile. Die Feuerflaͤche ist viel
                              kleiner; die Asche dringt leicht in die Rauchroͤhren; uͤberdieß
                              erzeugt dieses directe Durchziehen der Luft ein uͤberaus laͤstiges
                              Geheule.
                           Diese Rauchroͤhren koͤnnen zwar leicht gereinigt werden, indem man nur
                              eine auf der Ruͤkseite des Rauchfanges befindliche Klappenthuͤre zu
                              oͤffnen braucht, um zu denselben zu gelangen. Desto schwieriger muß hingegen
                              die Reinigung des Kessels selbst seyn, wenn das Wasser Schlamm oder viele erdige
                              Theile enthaͤlt, die sich zwischen jenen vielen Roͤhren absezen.
                           Ueber jedem Kessel erhebt sich noch ein cylindrischer Behaͤlter, um den
                              Dampfraum zu vergroͤßern. Nicht aus diesem aber, sondern aus der Kesselwand
                              selbst tritt das Dampfrohr aus, so daß wohl leicht auch Wasser uͤbergehen
                              mag.
                           Ueberhaupt duͤrfte dermalen Manches an der Einrichtung der Kessel zu
                              ruͤgen seyn. Es ist vorerst kein Manometer vorhanden, um die jeweilige
                              Spannung des Dampfes zu bemessen; an einer mit der Sicherheitsklappe verbundenen
                              Vorrichtung nur laͤßt sich erkennen, ob jene Spannung ein gegebenes Maximum
                              erreicht und uͤbersteigt oder nicht. (Diese Klappe ist uͤbrigens in
                              einem Gehaͤuse eingeschlossen, so daß der herausdringende Dampf ebenfalls
                              nach dem Schornsteine entweichen kann.) Ferner laͤßt sich der Wasserstand im
                              Kessel nur mittelst zweier Haͤhne abnehmen. Ohne Zweifel endlich ist der
                              Kessel fuͤr einen Dampfdruk von 60–70 Pfd., mit dem er arbeiten sollte, zu schwach. Das
                              Blech ist einerseits kaum 3/8'' stark (statt daß es uͤber 1/2'' dik seyn
                              sollte) und andererseits sind mehrere Theile desselben wenig oder gar nicht gebogen,
                              sondern flach.
                           Die Form des Schiffes hat nichts Besonderes. Das Radgehaͤuse ist wie
                              gewoͤhnlich kreisrund gewoͤlbt, obschon ein nach Vorn spiz zulaufender
                              Kasten die Luft besser durchschneiden muß. Die Achse jedes Rades ruht auf 2
                              Unterlagen; obschon bei aͤhnlichen Schiffen eine einzige (innere) hinreichen
                              kann, und das Schiff dadurch leichter wird. Zu wuͤnschen moͤchte
                              endlich seyn, daß zur Lenkung des Steuerruders weniger Kraft erforderlich
                              waͤre.