| Titel: | Bericht des Hrn. Francoeur über ein neues Thürschloß von der Erfindung des Hrn. Huet, Mechanikers und Schlossers in Paris, rue du Faubourg St. Martin No. 99. | 
| Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. XXXVI., S. 224 | 
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                        XXXVI.
                        Bericht des Hrn. Francoeur uͤber ein neues Thuͤrschloß von der Erfindung des Hrn. Huet, Mechanikers und Schlossers in Paris, rue du Faubourg St. Martin No. 99.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'encouragement. August 1834, S. 295.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Bericht uͤber Huet's neues Thuͤrschloß.
                        
                     
                        
                           Ich habe die Ehre hiemit uͤber ein neues Thuͤrschloß und uͤber
                              einen Sicherheitsriegel, welche beide von ihrem Erfinder, Hrn. Huet, der Gesellschaft vorgelegt wurden, Bericht zu erstatten.
                           Das neue Schloß ist bis auf einige wenige Modifikationen beinahe wie die
                              gewoͤhnlichen Sicherheitsschloͤsser gebaut, nur ist die
                              Zusammenstellung des kleinen Riegels und des Winkelhakens besser getroffen, weßhalb
                              saͤmmtliche Theile auch mit großer Leichtigkeit arbeiten. Das
                              Hauptsaͤchlichste an diesem Schlosse besteht jedoch darin, daß der Erfinder
                              die gluͤkliche Idee hatte, an dem großen Riegel einen Zapfen anzubringen, der
                              in den Zaͤhnen oder in dem Barte einer Art von Klinke, welche Hr. Huet die Riegelfeder (paillette) nennt, zuruͤkgehalten wird. Man muß daher, um das Schloß
                              zu oͤffnen, diese gezahnte Klinke emporheben, um den großen Riegel frei zu
                              machen. Der Mechanismus, womit dieß geschieht, ist sehr einfach, und auf ihn
                              stuͤzt sich hauptsaͤchlich auch das Patent, welches Hr. Huet genommen hat.
                           Die Klinke schwingt sich an der Schloßplatte, und fuͤhrt eine eigene Besazung
                              mit sich; um erstere zu heben muß auf leztere, die von allen den uͤbrigen
                              Besazungen des Schlosses ganz unabhaͤngig ist, gewirkt werden. Zu diesem
                              Behufe ist der Bart des Schluͤssels, abgesehen von den freien
                              Durchgaͤngen fuͤr diese Besazungen, nach seiner Dike gespalten, damit
                              ein Zuͤngelchen in ihm angebracht werden kann, welches man auf den ersten
                              Anblik nicht bemerkt, und welches erst dann uͤber den Bart hervorragt, wenn
                              es sich um einen Zapfen dreht, der ihm als Drehungsachse dient. Wenn man den
                              Schluͤssel anstekt, und ihn umzudrehen versucht, so greift eine der an dem
                              Schloßbleche befestigten Besazungen den Schwanz dieses Zuͤngelchens an,
                              wodurch dasselbe veranlaßt wird, hinter dem Barte hervorzuspringen. Da sich nun
                              dieses Zuͤngelchen an dem kreisrunden Halse, den ihm die bewegliche Besazung
                              darbietet, reibt, so hebt sie diese Besazung, und mit ihr die Klinke, mit der sie
                              solidarisch ist, empor, und dadurch wird der Zapfen, der sich in dem großen Riegel
                              befindet, frei, so daß sich dieser Riegel nun bewegen kann.
                           Es ergibt sich demnach aus diesem Mechanismus, daß man dieses Schloß, wenn es doppelt
                              abgeschlossen ist, nur mit dem wahren Schluͤssel oͤffnen kann. Es
                              waͤre sehr schwer, dasselbe mit einem Dieterich zu oͤffnen; denn
                              waͤhrend man einerseits die bewegliche Besazung von der Stelle schafft,
                              muͤßte man andererseits durch eine andere Bewegung die Barte des Riegels
                              angreifen, wozu es durchaus erforderlich waͤre, daß in dem engen Canale, in
                              welchen der gebohrte Schluͤssel gestekt wird, gleichzeitig und in
                              Uebereinstimmung mit einander zwei Instrumente wirken. Dieser hoͤchst
                              einfache Mechanismus gewaͤhrt demnach ein Sicherheitsmittel mehr, so daß
                              dieses Schloß wirklich von wesentlichem Nuzen ist.
                           Was den Sicherheitsriegel des Hrn. Huet betrifft, so
                              beruht derselbe, wenn er auch der beschriebenen Vorrichtung nicht ganz
                              aͤhnlich ist, doch auf denselben Principien. Die Zeichnung und deren
                              Erklaͤrung, welche weiter unten folgen wird, wird auch diese Vorrichtung
                              anschaulicher machen, als es sonst durch die kleinlichste Beschreibung geschehen
                              koͤnnte. Ich bemerke daher nur noch, daß dieser Riegel, wenn man ihn mit dem
                              kleinen Riegel und dem Winkelhaken, die oben beschrieben wurden, in Verbindung
                              braͤchte, ein Sicherheitsschloß geben wuͤrde, welches, abgesehen von
                              einigen Modifikationen, dem obigen sehr aͤhnlich seyn muͤßte.
                           Die Idee eines Bartes mit einem drehbaren Stuͤke, und die Idee der beweglichen
                              Besazungen sind uͤbrigens nicht neu; und wenn man dieselben bisher nicht so
                              oft in Anwendung brachte, so ruͤhrte dieß theils davon her, daß diese
                              Schloͤsser zu theuer waren, theils aber auch davon, daß die Theile derselben
                              zu leicht in Unordnung geriethen. Wir glauben jedoch, daß die Schlosserkunst von den
                              beweglichen Besazungen weit mehr Vortheil ziehen koͤnnte, als dieß hisher der
                              Fall war, und daß sie allerdings große Beruͤksichtigung von Seite jener, die
                              sich mit Verbesserungen und Erfindungen in derselben abgeben, verdienen.
                           Wir schlagen daher vor, die Gesellschaft solle Hrn. Huet
                              erklaͤren, daß sie seine Schloͤsser fuͤr gut befunden habe, und
                              dieselben durch den Bulletin bekannt machen.
                           
                        
                           Beschreibung des Sicherheitsschlosses des Hrn.
                                 Huet.
                           Fig. 1 zeigt
                              den inneren Mechanismus des Schlosses mit dem verbesserten Federriegel (pêne demi-tour), in der Haͤlfte der
                              natuͤrlichen Große gezeichnet.
                           Fig. 2 zeigt
                              dasselbe Schloß, an welchem jedoch außerdem noch zwei andere neue Theile angebracht
                              sind.
                           Fig. 3 ist ein
                              vollstaͤndiges Schloß mit dem Schloßbleche (couverture), woran man die beiden neuen Stuͤke ersieht.
                           Fig. 4 zeigt
                              die innere Seite des Schloßbleches.
                           Fig. 5 ist ein
                              Profil desselben.
                           Fig. 6 ist ein
                              Laͤngendurchschnitt durch das Rohr und den Bart des Schluͤssels, in
                              natuͤrlicher Groͤße gezeichnet.
                           Gleiche Buchstaben bezeichnen an allen Figuren gleiche Gegenstaͤnde.
                           A ist der große Riegel mit doppelter Umdrehung (à double tour); er ist mit einem Ausschnitte a versehen, welcher zur Aufnahme des Stuͤkes F dient.
                           B ist der Federriegel, an welchem sich ein doppeltes,
                              mit den Buchstaben b, b, bezeichnetes T befindet, damit er nach Belieben umgedreht werden
                              kann, je nachdem sich die Thuͤre nach Außen oder nach Innen
                              oͤffnet.
                           C ist der Winkelhaken dieses Federriegels.
                           D, D' die große Feder und ihr Hals.
                           E ist der Schieber des Federriegels; er ist von ihm
                              unabhaͤngig und unbeweglich, wenn der Riegel mit dem Schluͤssel bewegt
                              wird.
                           F ist ein Stuͤk, welches mit Schrauben an dem
                              Riegel A befestigt ist, und dessen Loͤcher f, f zur Aufnahme des Zapfens i der Riegelfeder (paillette) I bestimmt sind.
                           G eine doppelte Feder mit einem Halse aus Kupfer; ihre
                              Ferse senkt sich in die Einschnitte des Stuͤkes F
                              herab.
                           
                           H ein messingenes Stuͤk, welches mit Schrauben an
                              der eben genannten Feder befestigt wird, und welches, wenn das Schloß in Ruhe ist,
                              verhindert, daß die Riegelfeder nicht gehoben wird.
                           I die Riegelfeder, welche den Zapfen i traͤgt, der, wenn er in die Loͤcher f, f des Stuͤkes F
                              tritt, das Zuruͤkweichen des Riegels A
                              hindert.
                           I' ein Theil der Riegelfeder, welcher durch das sich
                              schaukelnde Stuͤk L des Schluͤsselbartes
                              emporgehoben ist.
                           J eine an der Riegelfeder angebrachte Anschwellung,
                              mittelst welcher dieselbe von Innen emporgehoben werden kann.
                           K ein Theil des Reifes des Schluͤsselloches; er
                              ist schraͤg abgeschnitten, damit sich das Stuͤk L des Schluͤsselbartes schwingen kann.
                           L das bewegliche Stuͤk des
                              Schluͤsselbartes, dessen Ende l die Riegelfeder
                              I emporhebt, wenn es unter dem Theile I' derselben durchgeht.
                           W ein falsches Schluͤsselloch, dessen Dike der
                              hoͤchsten Hebung der Riegelfeder I gleichkommt,
                              und welches den Raum zwischen den beiden Schloßblechen ausfuͤllt.
                           
                        
                           Beschreibung des Sicherheitsriegels.
                           Fig. 7 gibt
                              eine vollkommene Ansicht dieses Riegels mit seinem Schloßbleche; man bemerkt an
                              demselben zwei neue Stuͤke.
                           Fig. 8 gibt
                              eine Ansicht des Inneren dieser Vorrichtung.
                           Fig. 9 zeigt
                              das Schloßblech von Innen.
                           Fig. 10 gibt
                              eine Ansicht des zuruͤkgezogenen Riegels und der hinter ihm angebrachten
                              Theile.
                           A ist der große Riegel mit doppelter Umdrehung; er hat
                              zwei Baͤrte a, a und einen Ausschnitt, durch den
                              die Schraube P geht.
                           DD' die große Feder und ihr Hals mit der doppelten Ferse
                              d', welche das Ende des beweglichen Stuͤkes
                              R und einen Ring d, der
                              das Ende des Hebels T aufnimmt, festhaͤlt.
                           I die Riegelfeder und ihr Zapfen i, welche wie an dem zuerst beschriebenen Schlosse gebaut sind.
                           M eine kreisrunde, an dem vierekigen Ende der Stange P aufgezogene Platte, welche mit Loͤchern
                              versehen ist, in die nach und nach der Zapfen der Riegelfeder tritt. Diese Platte
                              ist mit einem Knaufe m versehen.
                           N ein vierekiger, in dem Schloßbleche angebrachter
                              Ausschnitt, der die Schraubenmutter O (Fig. 8) aufnimmt, und
                              dieselbe unbeweglich erhaͤlt, wenn sie sich auf ihrer hoͤchsten
                              Stellung befindet, und wenn der Riegel abgeschlossen ist. An diesem Schloßbleche
                              wird gleichfalls das in
                              Fig. 3
                              ersichtliche Stuͤk W des obigen Schlosses
                              an, gebracht.
                           O eine Schraubenmutter, welche durch die Umdrehungen der
                              mit einem Schraubengange versehenen Stange P nach
                              Auf- oder Abwarts bewegt wird, und welche, wenn der Riegel geschlossen ist,
                              in den vierekigen Ausschnitt N tritt; waͤhrend
                              sie, wenn man denselben oͤffnet, zwischen die beiden Platten X, X gleitet.
                           P die mit einem Schraubengange versehene Stange, womit
                              die Schraubenmutter auf- und niederbewegt wird; sie ist an ihrem Ende p mit einem Knopfe ausgestattet, mit welchem man sie von
                              Innen umdrehen, und den Riegel vor- oder ruͤkwaͤrts schieben
                              kann.
                           Q ein an dem vierekigen Ende der Stange P aufgezogener Stern, mittelst welchem der
                              Schluͤssel sowohl diese Stange als die kreisrunde Platte M umdrehen kann.
                           R ein bewegliches Stuͤk mit einem Barte r, welches in der Stellung, in der man es in Fig. 8 und 10 sieht, zum
                              Oeffnen der ersten Umdrehung dient, und welches sich, wenn man den Schluͤssel
                              bei doppelter Absperrung zum dritten Male umdreht, hinter den Bart a des Riegels stellt.
                           S, T, U, V ist eine Vorrichtung, die zum Oeffnen und
                              Schließen von Innen dient. Der Schieber S bewegt, wenn
                              er in dem Theil V von Oben nach Unten geschoben wird: 1)
                              die Klinke T, auf deren Ende er sich stemmt, und die
                              mittelst des Ringes d die Feder D emporhebt; 2) den horizontalen Hebel U, und
                              zwar mittelst einer an seinem unteren Ende angebrachten
                              Schraͤgflaͤche. Das Ende dieses Hebels, welches durch das Schloßblech
                              geht, hebt zugleich auch die Riegelfeder I (Fig. 7)
                              empor.
                           X, X zwei fixirte Platten, die als Falz fuͤr die
                              Schraubenmutter O dienen.
                           Y ein an dem Stuͤke R
                              angeschraubtes Zapfenband, welches sich nach Belieben abnehmen laͤßt.
                           Z eine messingene Spiralfeder, womit alle die Theile O, P, Q, R, Y fortgeschoben werden, wenn die
                              Schraubenmutter O aus dem Ausschnitte N herabgetreten ist.
                           Dieser Riegel wird zum Sicherheitsschlosse, wenn man den Federriegel B und den Schieber E des
                              ersteren Schlosses damit verbindet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
