| Titel: | Ueber die Fabrikation des Runkelrübenzukers mit Hülfe der Apparate mit ununterbrochener Circulation. Von Hrn. de Beaujeu. | 
| Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. LXVIII., S. 367 | 
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                        LXVIII.
                        Ueber die Fabrikation des
                           Runkelruͤbenzukers mit Huͤlfe der Apparate mit ununterbrochener
                           Circulation. Von Hrn. de Beaujeu.
                        Aus dem Recueil
                                 industriel. Junius, S. 81; Julius, S. 1 u. f.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        (Fortsezung und Beschluß von H. 4, S.
                           307.)
                        De Beaujeu's Fabrikation des Runkelruͤbenzukers mit
                           Huͤlfe der Apparate mit ununterbrochener Circulation.
                        
                     
                        
                           Mein Apparat dient, so wie ich ihn oben beschrieben habe, zum Ausziehen des
                              Runkelruͤbensaftes. Der erzielte Saft wird auf die gewoͤhnliche Weise
                              geklaͤrt, und verliert dabei, in Betracht der geringen Menge
                              unaufloͤslicher Theile, die er enthaͤlt, nur sehr wenig, d.h.
                              beilaͤufig 1/2°, von seiner Staͤrke. Ich habe jedoch hiezu
                              folgende Bemerkung beizufuͤgen. Der ausgepreßte Saft, welcher 8° am
                              Araͤometer zeigt, verliert beim Klaͤren gewoͤhnlich 1
                              1/2°, und gelangt also 6 1/2° stark zur Concentration. Der durch
                              Filtration gewonnene Saft wiegt, so wie er aus dem Apparate kommt, 7° und auf
                              die Temperatur der Luft abgekuͤhlt, 7 1/2°; dagegen verliert er aber
                              im ersten Falle beim Klaͤren 1/2, und im zweiten Falle 1°, so daß er
                              gleichfalls mit einer Staͤrke von 6 1/2° zur Concentration
                              gelangt.
                           Die Concentration wird von den Fabrikanten nach verschiedenen Methoden vollbracht;
                              ich erlaube mir auch hieruͤber meine Ideen mitzutheilen. Ich habe mich
                              jederzeit uͤberzeugt, daß die Arbeit sehr verschieden ist, je nachdem man
                              einen mehr oder minder gut geklaͤrten, und mehr oder weniger von den
                              schleimigen und eiweißartigen Stoffen befreiten Saft zu verarbeiten hat. Dieser
                              Unterschied ist so groß, daß der eine Saft bis auf 25–30° R.
                              concentrirt werden kann, ohne daß er seine vollkommene Klarheit verliert;
                              waͤhrend der andere waͤhrend der Concentration bedeutende
                              Bodensaͤze bildet, und oͤfter filtrirt werden muß. Diese Bemerkung
                              fuͤhrte mich natuͤrlich auf die Idee, den Saft so viel als
                              moͤglich zu reinigen, bevor er der Verdampfung unterworfen wird, und zwar aus
                              dem Grunde, weil ich es fuͤr schaͤdlich halte, denselben mit
                              fremdartigen schwebenden Theilchen zu sieden.
                           Ich suche daher, wenn die Klaͤrung gehoͤrig geschehen ist, den Saft
                              sehr rein zu erhalten, um ihn dann uͤber grobe Kohle zu filtriren. Ich wende
                              zu diesem Behufe frische Kohle an, welche etwas weniger grob seyn kann, als jene,
                              deren man sich zur Behandlung der Syrupe bedient. Ich erhalte hienach einen ganz
                              weißen Saft, dessen Eindikung sehr rasch von Statten geht, und der nur sehr wenig
                              Bodensaz gibt. Um
                              immer so vortrefflichen Saft zu erzielen, habe ich eine Art von Filtrum erfunden,
                              mit dessen Huͤlfe man gleichfalls auf continuirliche oder ununterbrochene
                              Weise arbeiten kann, in welchem der Saft gaͤnzlich von allen schleimigen und
                              faͤrbenden Bestandtheilen befreit und sehr leicht gereinigt werden kann, und
                              bei dessen Anwendung kein Saft mit der Kohle weggeworfen wird. Bei dieser Art von
                              Filtrum, auf welches ich ein Patent erhielt, kann man den zu filtrirenden Saft nach
                              Belieben durch ein oder zwei Filtra circuliren lassen; ein drittes Filtrum ist zur
                              vollkommenen Erschoͤpfung nie erforderlich. Mein Verfahren gewaͤhrt
                              große Vorzuͤge, wie sich alle Fabrikanten, die meine Fabrik besuchten, davon
                              uͤberzeugten; die Arbeit geht regelmaͤßig von Statten; die Syrupe
                              koͤnnen direct versotten werden, ohne daß sie noch ein Mal uͤber die
                              Kohle filtrirt zu werden brauchen: eine einfache Filtration durch ein sogenanntes
                              Filtrum mit Taschen (filtre à poches) ist
                              hinreichend.
                           Nachdem der Saft gut geklaͤrt und entfaͤrbt worden, braucht er nur mehr
                              eingedikt zu werden, eine Operation, welche noch mannigfacher Verbesserungen
                              faͤhig ist. Man bedient sich hiezu der Kessel, welche auf offenes Feuer
                              gebracht werden, der Dampfkessel, der Kessel mit Gitter oder Rost, des Hallette'schen Concentrators; man empfiehlt den Kessel,
                              in welchen warme oder kalte Luft eingeblasen wird, den Saͤulenapparat und die
                              Verdampfung im luftleeren Raume. Von allen diesen Methoden halte ich Folgendes.
                           Runkelruͤbensaft von guter Qualitaͤt, unter welchen man feine Kohle
                              gemengt hat, kann sehr gut uͤber freiem Feuer abgedampft werden; das Resultat
                              der Arbeit ist gut; man erhaͤlt guten Zuker, aber eine groͤßere Menge
                              Melasse. Die Leitung des Apparates ist schwieriger und erfordert ununterbrochene
                              Aufmerksamkeit, die jedoch in einer kleinen Fabrik keine Schwierigkeiten macht. In
                              einer etwas groͤßeren Fabrik hingegen werden die Schwierigkeiten viel
                              groͤßer.
                           Die Kessel mit Gitter oder Rost, mit forcirtem Dampfe (à vapeur forcée) haben das Verdienst, daß sie
                              regelmaͤßig und sehr schnell arbeiten; daß die Syrupe mehr geschont werden,
                              und durch eine geringe Nachlaͤssigkeit nicht gleich Schaden leiden; und daß
                              mit ihnen in einem kleinen Raͤume und in kurzer Zeit viel gearbeitet werden
                              kann. In einer großen Fabrik wird durch die Arbeit mit Dampf weniger
                              Waͤrmestoff verloren gehen, die Produkte werden besser, und ihre Guͤte
                              sicherer seyn.
                           Der Hallette'sche Concentrator hat das Gute, daß er auf
                              continuirliche Weise arbeitet, viel Arbeit liefert, und gute, schoͤne Syrupe
                              gibt. Der Saft siedet in demselben immer in duͤnnen Schichten, und bleibt nur eine
                              kurze Zeit lang der Waͤrme ausgesezt; auch bemerkt man, daß derselbe im
                              Allgemeinen fluͤssiger und weniger gefaͤrbt ist. Dagegen erfordert er
                              aber eine regelmaͤßige Bewegung und einen Saft von guter Qualitaͤt;
                              auch kann man waͤhrend der Arbeit weder abschaͤumen, noch den Bodensaz
                              entfernen.
                           Die Eindikung durch Einblasen von kalter oder heißer Luft, welche schon im Jahre 1812
                              an den Traubensyrupen versucht wurde, kann sehr gute Resultate geben, wenn man es
                              mit sogenannten trokenen Syrupen von guter Beschaffenheit zu thun hat. Sogenannte
                              fette Zuker hingegen koͤnnen auf diese Weise nicht mit Vortheil verarbeitet
                              werden: wenigstens war dieß das Resultat zahlreicher Versuche, die ich vor
                              beilaͤufig 6 Jahren mit heißer Luft anstellte. Man muß den Syrupen
                              naͤmlich in diesem Falle zur Vermeidung der sogenannten Mousse einen großen
                              Hizgrad geben, wo dann die Vortheile verschwinden, waͤhrend alle Nachtheile
                              der Geblaͤse und eine bedeutende Triebkraft bleiben. Der Widerstand der Luft
                              nimmt im. Verhaͤltnisse der Zaͤhheit des Syrupes und der Hoͤhe
                              desselben uͤber dem Roste zu, und wird zuweilen sehr bedeutend. Ich zweifle
                              daher sehr, daß sich diese Methode fuͤr alle Faͤlle eignen
                              duͤrfte, obschon sie bei ganz guten Materialien einige Vortheile
                              gewaͤhrt.
                           Die von Hrn. Champonois in Vorschlag gebrachte
                              Saͤule (colonne) scheint auf den ersten Blik
                              mehrere Vortheile zu gewaͤhren. Ihre Einrichtung ist der Verdampfung
                              guͤnstig; die Circulation geschieht schnell und in duͤnnen Schichten,
                              was lauter guͤnstige Umstaͤnde sind. Dagegen zeigten alle Versuche,
                              welche bis jezt damit angestellt wurden, folgende Nachtheile, die ich bereits
                              fruͤher voraussagte. Eine nothwendige Bedingung ist die gleichmaͤßige
                              Vertheilung auf der Oberflaͤche; leicht ist dieselbe an dem oberen Ende, an
                              dem Austritte der eigens hiezu angebrachten zahlreichen Oeffnungen zu erzielen. Die
                              Saͤule muß eine bedeutende Hoͤhe haben, wenn auf einem einzigen
                              Durchgange eine bedeutende Concentration erzielt werden soll. Der anfangs klare Saft
                              verdikt sich, und fließt dann nicht mehr so leicht; seine Quantitaͤt
                              vermindert sich uͤberdieß in dem Maße, als er mehr concentrirt wird; und da
                              die Oberflaͤche des Cylinders immer eine und dieselbe bleibt, so muß die
                              Vertheilung nothwendig ungleich werden. Hieraus entsteht der große Nachtheil, daß
                              der Syrup an einigen Stellen versotten ist, waͤhrend er an anderen noch ganz
                              duͤnn laͤuft. Dieser große Nachtheil, der sich uͤberall zeigte,
                              wenn der Syrup eine gewisse Dichtheit erlangt hatte, wurde allgemein dem Umstande
                              zugeschrieben, daß die Maschen des Drahtzeuges der Dike des Syrupes nicht angemessen
                              waren. Wenn man jedoch bedenkt, daß die Operation uͤberall, wie z.B. in
                              Famars, Roclincourt,
                              Lille etc., am Anfange gut von Statten ging, und daß die Unregelmaͤßigkeit
                              immer erst bei einer weiter fortgeschrittenen Concentration eintrat, so laͤßt
                              sich hieraus schließen, daß die Metallgewebe fuͤr den Anfang der Operation
                              immer geeignet, fuͤr das Ende derselben hingegen ungeeignet seyn werden. Man
                              mag zu Werke gehen wie man will, so wird sich die Vertheilung des diken Syrupes auf
                              einer senkrechten Oberflaͤche, besonders wenn derselbe einen so langen Weg zu
                              durchlaufen hat, nie gehoͤrig reguliren lassen. Die Oberflaͤche der
                              Saͤule sollte in dem Maße und in dem Verhaͤltnisse der Verdikung des
                              Syrupes abnehmen; allein bei dieser Form waͤre sehr schwer ein
                              regelmaͤßiger Abfluß zu erzielen; man koͤnnte der Saͤule keine
                              große Hoͤhe geben; und uͤberdieß wuͤrde diese Vorrichtung dann
                              nicht mehr die Saͤule des Hrn. Champonois, sondern
                              ein umgekehrter Kegel seyn, den Jedermann erfinden kann. Leichter ausfuͤhrbar
                              duͤrfte vielleicht eine Vorrichtung seyn, welche aus mehreren uͤber
                              einander angebrachten, nach Abwaͤrts zu allmaͤhlich im Durchmesser
                              abnehmenden Cylindern bestuͤnde; denn auf diese Weise haͤtte man immer
                              so viel Fluͤssigkeit, als zur Bedekung der ganzen Oberflaͤche
                              erforderlich ist; und ein zwischen den Cylindern angebrachtes Vertheilungssieb
                              wuͤrde die nothwendige gleichmaͤßige Vertheilung wieder herstellen.
                              Auch diese Vorrichtung waͤre jedoch die fragliche Saͤule nicht mehr;
                              ich uͤbergebe jedoch die hier von mir ausgesprochene Idee den Vertheidigern
                              der Saͤule, von der ich nie ein guͤnstiges Resultat fuͤr die
                              Concentration des Runkelruͤbensaftes erwarte, weil die Niederschlaͤge,
                              die sich in großer Menge bilden, bei einer fortgesezten Arbeit immer ein großes
                              Hinderniß bilden werden. Ein Apparat von 20 Fuß Hoͤhe, welcher von Oben nach
                              Unten gehandhabt werden muß; welcher die ganze Operation nur in 3 oder 4
                              Durchgaͤngen, oder mit 3 oder 4 Saͤulen vollenden kann; welcher
                              folglich eine Kraft erfordert, um die Syrupe mehrere Male wieder emporzuschaffen,
                              und dessen Arbeit sich weder beschleunigen, noch langsamer machen, noch auch
                              reguliren laͤßt, scheint mir unter allen bisher beruͤhrten fuͤr
                              eine im Großen arbeitende Fabrik der lezte zu seyn, auf den die Wahl fallen
                              kann.
                           Ich komme nun zur Verdampfung im luftleeren Raume. Man ist uͤber die wahren
                              Ursachen der Veraͤnderung des Zukers beim Sieden noch durchaus nicht einig:
                              die einen schreiben dieselbe einer lange fortgesezten Einwirkung der Waͤrme;
                              die anderen hingegen dem Einflusse einer zu hohen Temperatur zu. Ich glaube, daß
                              beide Ursachen wirken. Hr. Pontet in Marseille schloß aus
                              mehreren Versuchen, welche er anstellte, daß sich der Zuker bei einer Temperatur von
                              75° R. in freier Luft durchaus nicht veraͤndere, und daß bei dieser Waͤrme
                              keine Erzeugung von Melasse Statt finde; dagegen behauptet er aber, daß uͤber
                              diesen Waͤrmegrad hinaus eine Veraͤnderung eintrete, und zwar um so
                              mehr, je hoͤher die Temperatur steigt. Mehrere andere geben Thatsachen an,
                              welche diese Versuche unterstuͤzen. Waͤre diese Angabe
                              gegruͤndet, so wie es denn auch allen Anschein hat, so wuͤrde hieraus
                              folgen, daß man besonders dahin streben muͤsse, die Syrupe bei einer
                              niedrigen Temperatur einzudiken, womit sich denn bereits auch schon viele Leute
                              abgaben. Der Hallette'sche Concentrator und die
                              Saͤule erfuͤllen diesen Zwek nur unvollkommen; das Einblasen von
                              heißer Luft ist nur ein annaͤhernder Schritt und gelingt nur in gewissen
                              Faͤllen; nur mit dem luftleeren Raume gelangt man vollkommen zu seinem Zweke.
                              Ueber lezteren hinaus scheint es mir keine weitere Verbesserung zu geben, so daß es
                              sich also eigentlich nur darum handelt, eine Methode ausfindig zu machen, auf welche
                              sich derselbe auf eine leichte, sichere und wohlfeile Weise erzielen
                              laͤßt.
                           Ein guter Apparat dieser Art muß den luftleeren Raum nach Belieben erzeugen, und die
                              Luft in jedem Augenblike austreiben koͤnnen; er muß solid seyn, und darf
                              keine Luft eindringen lassen. Die Fugen und Loͤthungen erfordern eine große
                              Vollkommenheit, und duͤrfen nicht leicht in Unordnung gerathen: lauter
                              Bedingungen, welche schwer zu erreichen sind.
                           Der Howard'sche Apparat ist, wenn er gut gearbeitet ist,
                              sehr gut; allein die Ruͤbenzukerfabrikanten koͤnnen gar nicht an
                              denselben denken. Der Verdichtungsapparat durch Oberflaͤchen waͤre
                              vortrefflich, wenn es moͤglich waͤre, den luftleeren Raum, welcher
                              schon durch die in den Syrupen enthaltene Luft fortwaͤhrend aufgehoben zu
                              werden droht, immer wieder in demselben zu erneuern. Gegen ihn sprechen auch die
                              vielen Loͤthungen, die sich an ihm befinden, und die nie die erforderliche
                              Sicherheit gewaͤhren koͤnnen.
                           Die directe Verdichtung mittelst Wasser hat ihre Vortheile und ihre Nachtheile. Der
                              Apparat laͤßt sich wegen seiner groͤßeren Einfachheit leichter gegen
                              das Eindringen der Luft schuͤzen; allein die eingedrungene Luft kann
                              dafuͤr auch waͤhrend der Operation nicht mehr weggeschafft werden; und
                              doch geben sowohl der Syrup, als das Verdichtungswasser Luft ab. Der luftleere Raum
                              nimmt daher gerade dann am meisten ab, wann derselbe am nothwendigsten
                              waͤre.
                           Die Methode, deren sich Pelletan zur Erzeugung des
                              luftleeren Raumes bedient, gewaͤhrt den großen Vortheil, daß dieser Raum in
                              sehr kurzer Zeit und ohne alle Maschine nach Belieben wieder erneuert werden kann.
                              Der Apparat hat auch sehr wenige Loͤthungen und Gefuͤge, so daß
                              folglich die Luft nicht so leicht in denselben eindringen kann. Der luftleere Raum wird in dem
                              Apparate Pelletan's anfaͤnglich durch einen
                              Dampfstrom erzeugt, und hierauf durch die Verdichtung des Wassers im Inneren
                              unterhalten und vervollkommnet. Dieses Wasser muß zwar auch hier, wie an dem
                              Apparate des Hrn. Roth etwas Luft mit sich
                              fuͤhren; allein an dem neuen Apparate ist dafuͤr die
                              Moͤglichkeit gegeben, den luftleeren Raum immer wieder zu erneuern.Den Apparat des Hrn. Roth findet man im Polyt.
                                    Journ. Bd. XXXIII. S. 269; jenen des
                                    Hrn. Pelletan hingegen Bd. LII, S. 408, und Bd.
                                       LIII. S. 39 beschrieben und abgebildet. A. d. R.
                              
                           Es waren directe Versuche noͤthig, um bei der Erzeugung des luftleeren Raumes
                              durch den Dampfstrom das Verhaͤltniß zwischen der verbrauchten Kraft und dem
                              erzielten Resultate zu ermessen. Dieser Strom geht zwar nicht ganz verloren, weil er
                              spaͤter zum Heizen verwendet wird; allein es findet doch immer ein Verlust an
                              Waͤrmestoff Statt, welcher schwer in Schaͤzung gebracht werden kann.
                              Da der Dampf jedoch bei dieser Methode direct und ohne Zwischenmaschine angewendet
                              wird, so muß dieselbe vortheilhaft seyn.
                           Aus allem diesem wuͤrde sich demnach ergeben, daß unter allen Methoden zur
                              Erzeugung und Erhaltung eines luftleeren Raumes in einem Abdampfapparate das von Pelletan befolgte System das vortheilhafteste ist, wenn
                              man dasselbe mit der Verdichtung durch Oberflaͤche in Verbindung bringt. Man
                              muß in allen diesen verschiedenen Apparaten, man mag die Syrupe versieden oder den
                              Saft eindiken, immer in auf einander folgenden Operationen arbeiten: und man ist
                              daher gezwungen, den Kessel mit einer bestimmten Quantitaͤt
                              Fluͤssigkeit zu fuͤllen, und ihn, nachdem die Fluͤssigkeit bis
                              auf einen bestimmten Grad eingedikt worden, wieder zu entleeren: d.h. man muß, um
                              eine neue Operation beginnen zu koͤnnen, den luftleeren Raum
                              zerstoͤren. Es geschieht haͤufig, besonders wenn die Syrupe etwas fett
                              und gegohren sind, daß sie zum Steigen kommen und verloren gehen; diesem großen
                              Uebelstande wird zwar zum Theil durch die Glaͤser, bei welchen man in das
                              Innere des Kessels sehen kann, abgeholfen; allein es bleibt doch immer der Fehler,
                              daß der Kessel bei jeder Operation gefuͤllt und entleert werden muß, wodurch
                              ein Verlust an Dampf und Zeit entsteht, abgesehen von der steten Aufmerksamkeit, die
                              dabei erforderlich ist.
                           Faßt man nun die Vortheile und Nachtheile der verschiedenen Eindikungsmethoden
                              zusammen, so ergibt sich, daß das freie Feuer das einfachste Mittel ist, und daß
                              dasselbe, obschon die Syrupe dabei mehr Veraͤnderung erleiden, und obschon
                              dessen Leitung ziemlich schwierig ist, in kleinen Fabriken wenigstens zu den ersten Producten sehr gut
                              verwendet werden kann. Es ergibt sich ferner, daß die Dampfkessel mit Rost oder
                              Gitter bei einem kleinen Raume viel Arbeit liefern, das Brennmaterial gut
                              verwerthen, und in einer großen Fabrik leicht anwendbar sind; abgesehen davon, daß
                              die schlechteren Syrupe hier weit mehr geschont werden, als bei der Anwendung des
                              freien Feuers.
                           Das Sieden ist um so leichter, die Verdampfung geht um so besser von Statten, je
                              duͤnner die Schichte der Fluͤssigkeit ist. Mit Huͤlfe des Hallette'schen Concentrators, der sogenannten
                              Saͤule und anderer Apparate mit schiefen Flaͤchen kann man es dahin
                              bringen, daß nur eine duͤnne Schichte kurze Zeit uͤber mit der
                              Waͤrme in Beruͤhrung bleibt, wodurch mehrere Unannehmlichkeiten, und
                              namentlich das Steigen in den Kesseln vermieden werden.
                           Das Versieden im luftleeren Raume und das Einblasen von Luft gewaͤhren allein
                              den Vortheil, daß die Temperatur des Versiedens dabei erniedrigt wird; allein
                              leztere Methode bringt dafuͤr die oben angedeuteten Nachtheile mit sich, und
                              das Aufsteigen der Fluͤssigkeit, welches bei ihr eben so gut wie im
                              luftleeren Raume Statt findet, erfordert große Wachsamkeit. Wenn daher der Apparat
                              des Hrn. Pelletan so wohlfeil wird, daß sich die
                              Fabrikanten denselben fuͤglich anschaffen koͤnnen, so wird er gewiß
                              vor allen uͤbrigen Apparaten einen merklichen Vorzug voraus haben.
                           Im Allgemeinen sind jene Apparate, die eine fortwaͤhrende und ununterbrochene
                              Arbeit zulassen, immer die vollkommensten; denn die Arbeit wird regelmaͤßiger
                              und leichter zu fuͤhren; es ergibt sich dabei Ersparniß an Zeit, an
                              Productionsmitteln, an Handarbeit, und folglich auch an Apparaten. Bis jezt haben
                              aber alle Abdampfapparate mit ununterbrochener Wirkung oder Arbeit das Unangenehme,
                              daß sich die Niederschlaͤge oder Bodensaͤze, die sich waͤhrend
                              der Eindikung bilden, mit dem Syrupe vermengen; woher es denn auch kommt, daß in
                              diesen Apparaten der Saft noch nie bis zum Versieden gebracht werden konnte, ohne
                              daß eine Zwischenoperation, eine Klaͤrung oder eine Filtration noͤthig
                              gewesen waͤre.
                           Indem ich nun uͤber diese Vortheile und Nachtheile der verschiedenen Apparate
                              nachdachte, kam ich auf eine Verbindung von Apparaten, die mir folgende, allgemein
                              anerkannte Vortheile in sich zu vereinen scheint. Es wird hier nur eine
                              duͤnne Schichte zum Sieden gebracht, und diese Schichte behaͤlt immer
                              gleiche Dike und bedekt daher auch die Oberflaͤchen immer; der leichte Schaum
                              und der Bodensaz, welche sich bilden, werden abgeschieden; es wird auf eine
                              continuirliche oder ununterbrochene Weise garbeitet, so daß die regelmaͤßig
                              einstroͤmende
                              Fluͤssigkeit auch wieder in einem ununterbrochenen, regelmaͤßigen
                              Strome ausfließt; und man hat endlich einen fixen Apparat, welcher weder eine
                              kreisende, noch eine andere Bewegung hat, und mit dessen Huͤlfe man die
                              Fluͤssigkeit auf ein Mal vollends behandeln kann, ohne daß man die Syrupe
                              noch ein Mal in den Apparat zu bringen brauchte.
                           Alle diese Resultate nun glaube ich auf folgende Weise zu erreichen. Ich erhize den
                              Syrup in einer sehr duͤnnen Schichte in einem Kessel mit Gitter oder
                              Schlangenrohr, indem ich dessen Oberflaͤche heize. Der Syrup erhaͤlt
                              durch die Verdichtung eine groͤßere Schwere oder Dichtheit, und faͤllt
                              auf den Boden des Kessels, waͤhrend er von Oben her immer wieder durch neuen
                              minder concentrirten Syrup, der fortwaͤhrend und in gleichem Niveau
                              einstroͤmt, ersezt wird.
                           Dieser concentrirte, auf den Boden des Kessels herabgefallene Syrup gelangt hierauf
                              in einen anderen aͤhnlichen Kessel, in welchem er, nachdem er abermals
                              concentrirt oder eingedikt worden, gleichfalls wieder auf den Boden
                              herabfaͤllt; und auf dieselbe Weise laͤßt man ihn im Ganzen durch 5
                              bis 6 solche Kessel laufen. In dem ersten Kessel bildet sich aller Schaum, welcher
                              auf der Oberflaͤche bleibt und leicht abgenommen werden kann. Der Saft tritt,
                              indem er herabsteigt, durch einen kleinen, unter dem Kessel angebrachten
                              Behaͤlter, um hierauf wieder in den naͤchstfolgenden Kessel
                              emporzusteigen; in diesem Behaͤlter sezt er jedoch alle die schweren
                              Theilchen, die sich waͤhrend der Verduͤnstung bildeten, ab, so daß der
                              Saft frei von Schaum und Bodensaz in den naͤchstfolgenden Kessel gelangt. Bei
                              dem Durchgange durch den zweiten Kessel reinigt sich der Saft noch mehr, und am Ende
                              der Concentration hat er einen Grad von Reinheit erreicht, den man ihm in keiner
                              anderen Art von Kessel zu geben im Stande ist. Die Kessel sind unten durch
                              Verbindungsroͤhren mit einander verbunden; und da diese Roͤhren zwei
                              Gefuͤge haben, so kann man sie mittelst zweier Haͤhne, welche deren
                              Enden sperren, augenbliklich abnehmen, und statt derselben ein kupfernes, eigens zu
                              diesem Behufe verfertigtes Gehaͤuse anbringen. Dieses Gehaͤuse
                              enthaͤlt grobkoͤrnige, thierische Kohle, und ist auf solche Weise
                              eingerichtet, daß eine Filtration von Unten nach Oben Statt finden kann. Dieses
                              Gehaͤuse oder Filtrum kann an jeder beliebigen Verbindungsroͤhre
                              angebracht werden, so daß der Syrup demnach auf jedem beliebigen Grade von
                              Concentration filtrirt und entfaͤrbt werden kann. Das Filtrum kann in einem
                              Augenblike, und ohne daß die Arbeit der Kessel dadurch eine Unterbrechung leidet,
                              abgenommen und durch ein anderes ersezt werden.
                           
                           Bei einem Apparate dieser Art kann der Saft, so wie er vom Klaͤren kommt,
                              aufgenommen, und auf ununterbrochene oder continuirliche Weise, so wie auch mit der
                              groͤßten Ersparniß an Handarbeit, Zeit, Brennmaterial und
                              Geraͤthschaften bis in den Kuͤhlapparat geleitet werden. Der Apparat
                              gestattet ferner die Anwendung des Systemes des Einblasens der Luft auf eine
                              vortheilhaftere Weise, als dieß bisher moͤglich war; indem mir die Versuche,
                              die ich vor 6 Jahren hieruͤber anstellte, zeigten, wie schwer die Luft durch
                              eine zu große Masse Syrup getrieben werden kann.
                           Ich habe weiter oben gesagt, daß die gaͤnzliche Behandlung der Syrupe im
                              luftleeren Raume und bei einer niedrigen Temperatur wahrscheinlich die besten
                              Resultate geben wuͤrde; ich habe aber auch gezeigt, wie unangenehm und
                              nachtheilig es ist, daß man hiebei die Kessel bestaͤndig fuͤllen und
                              wieder entleeren muß. Der von mir eben beschriebene, ohne Unterbrechung arbeitende
                              Apparat scheint nun auch in dieser Hinsicht besonders vortheilhaft, und zwar um so
                              mehr, als er sich allen Apparaten, in denen der luftleere Raum auf ununterbrochene
                              oder continuirliche Weise unterhalten werden kann, anpassen laͤßt. In der
                              Raffinerie des Hrn. Santerre in Paris wurden in Gegenwart
                              mehrerer Fabrikanten, und namentlich in Gegenwart des Hrn. Derosne, mit dem Apparate, den ich zur Probe nach meinem Systeme erbaut
                              hatte. Versuche angestellt. Hr. Santerre benuzte diesen
                              kleinen Apparat zum ununterbrochenen Versieden des geklaͤrten Syrupes, und
                              war mit den Resultaten desselben sehr zufrieden.
                           Ich habe nun noch von einem wichtigen Gegenstande, naͤmlich von dem Werthe und
                              der Anwendung des Ruͤkstandes, den man bei dieser Art von Fabrikation
                              erhaͤlt, zu sprechen. Bei dem gewoͤhnlichen Verfahren, bei welchem die
                              geriebenen Runkelruͤben ausgepreßt werden, betraͤgt das
                              zuruͤkbleibende Mark beilaͤufig den dritten oder vierten Theil des
                              Gewichtes der Runkelruͤben; bei meiner Behandlung der Ruͤben durch
                              Filtration hingegen ist das Gewicht des Ruͤkstandes beinahe eben so groß, wie
                              jenes der angewendeten Ruͤben, indem der Verlust an 1800 Pfd. nur 200 Pfd.
                              betraͤgt, so daß der Ruͤkstand eigentlich auf 8/9 des Gewichtes der
                              Ruͤben zu schaͤzen ist. Dieser Ruͤkstand nun laͤßt sich
                              uͤber alle Erwartung gut zur Fuͤtterung und Mastung des Viehes
                              benuzen, wie die Resultate eines Versuches, der in diesem Jahre mit 120 Ochsen und
                              Kuͤhen angestellt wurde, unzweifelhaft beurkundeten. Ochsen, welche lediglich
                              mit diesem Ruͤkstande gefuͤttert wurden, und die außerdem nur etwas
                              Streu aus ihrer Krippe zogen, nahmen beinahe taͤglich um 2–3 Pfd. zu.
                              Die mit heißem Wasser behandelten Ruͤben scheinen selbst eine gesundere Nahrung abzugeben, als
                              das rohe Mark; das Rindvieh ist sehr luͤstern danach, und sein Mist ist weder
                              so fluͤssig, noch so uͤbelriechend, wie er bei der Mastung mit rohem
                              Runkelruͤbenmarke zu seyn pflegt. Die große Naͤhrkraft, welche dieser
                              Ruͤkstand selbst nach der beinahe gaͤnzlichen Ausziehung der
                              Zukertheile besizt, laͤßt sich, wie mir scheint, dadurch erklaͤren,
                              daß beinahe alle schleimigen und eiweißartigen Bestandtheile in den
                              Runkelruͤbenschnitten, welche wegen ihres Gehaltes an Pektiksaͤure
                              ihre Festigkeit beibehalten, zuruͤkbleiben.
                           Die Erfahrung hat mich ferner uͤberzeugt, daß sich dieser Ruͤkstand,
                              wenn man ihn in Gruben bringt, sehr leicht den Winter uͤber aufbewahren
                              laͤßt; ja ich fand ihn selbst noch im Monat Mai in vollkommen gutem Zustande.
                              Die Behandlung der Runkelruͤben durch ununterbrochene Filtration und
                              Circulation vereint demnach alle Vortheile in sich: Ersparniß an den
                              Einrichtungskosten sowohl als an den Kosten der Fabrikation; Erzielung einer
                              groͤßeren Menge Runkelruͤbensaft und folglich auch einer
                              groͤßeren Menge Zuker; groͤßere Reinheit des Saftes, wodurch der Zuker
                              einen besseren Geschmak erhaͤlt; große Regelmaͤßigkeit und
                              Leichtigkeit der Arbeit; Erzeugung einer großen Menge Ruͤkstand, der sich
                              ganz vorzuͤglich zur Fuͤtterung und Mastung von Rindvieh eignet; und
                              endlich eine leichtere Aufbewahrung dieses kostbaren Futters. Bei allen diesen
                              Vortheilen wird mein Verfahren nothwendig bald allgemein angenommen werden
                              muͤssen, und zwar um so mehr, als das einzige Hinderniß, welches demselben in
                              manchen Gegenden im Wege stehen duͤrfte, nur in dem Mangel an Wasser gelegen
                              ist.
                           Ich glaube hier endlich auch noch in einige Eroͤrterungen uͤber die
                              Aufbewahrung der Runkelruͤben eingehen zu muͤssen, indem mir viele
                              Fabrikanten ihre Verwunderung daruͤber bezeigten, daß ich in dieser Hinsicht
                              nach Principien verfahre, die jenen, welche man im noͤrdlichen Frankreich
                              befolgt, ganz entgegengesezt sind. Bekanntlich haͤlt man daselbst jene
                              Methode fuͤr die beste, nach welcher man die Runkelruͤben in sehr
                              kleinen Massen und unvollkommen gereinigt in Silos oder Erdgruben bringt, die gut
                              mit Erde bedekt sind, und wobei man sorgfaͤltig darauf sieht, daß die
                              aͤußere Haut der Ruͤben so wenig als moͤglich
                              beschaͤdigt wird. Ich befolge ein ganz entgegengeseztes Verfahren, und
                              befinde mich bei sechsjaͤhriger Anwendung desselben in den beiden Fabriken,
                              die ich in verschieden gelegenen Orten betreibe, sehr gut. Ich befolgte
                              fruͤher gleichfalls die Aufbewahrung in den Silos, bei welcher sich die
                              Ruͤben gut halten, suchte aber spaͤter die großen Unannehmlichkeiten
                              bei derselben zu umgehen. Diese Unannehmlichkeiten bestehen naͤmlich in der
                              großen Auslage fuͤr Arbeitslohn, um die Gruben auszugraben, mit Ruͤben zu
                              fuͤllen, und mit Erde zu bedeken; in den Kosten des Aufdekens dieser Gruben,
                              des Herausschaffens der Ruͤben, des Reinigens derselben, und ihres
                              Transportes zur schlechten Jahreszeit, bei welcher man sich den Gruben oft kaum
                              naͤhern kann, und bei welcher alle diese Arbeiten schon wegen der
                              Kuͤrze der Tage kostspieliger und laͤstiger werden. Um denselben
                              abzuhelfen, verfahre ich nun auf folgende Weise.
                           Ich errichte an einer geeigneten Stelle, in der Mitte eines an die Fabrik stoßenden
                              Hofraumes z.B., rings herum einen Erdwall mit doppelter Boͤschung von 5 bis 6
                              Fuß Hoͤhe, welcher an der Basis 8 und oben 2 Fuß im Durchmesser hat, und gut
                              mit Rasen belegt ist. Diese Art von Erdwall muß den Ort, an welchem die
                              Runkelruͤben aufbewahrt werden sollen, umgeben; nur zur Ein- und
                              Ausfahrt der Wagen muß Raum gelassen werden. Bei der Ernte lasse ich die
                              Ruͤben auf dem Felde reinigen und mit dem Messer abkrazen, so daß weder von
                              dem Halse, noch von den Wuͤrzelchen etwas daran bleibt, und nur der
                              Koͤrper und die diken Wurzeln uͤbrig bleiben. Ich mache mir nichts
                              daraus, wenn die Haut durch ein etwas starkes Abkrazen etwas beschaͤdigt
                              wird; doch ist es besser, wenn dieß nicht geschieht. Die gereinigten Ruͤben
                              werden auf Wagen in den beschriebenen Raum geschafft, und unter einander
                              hineingeworfen, wobei man jedoch an jener Stelle beginnt, die der Fabrik am
                              naͤchsten liegt. Auf diese Weise wird nach und nach der ganze Raum
                              gefuͤllt, so daß die Ruͤben nicht uͤber die Erdwaͤnde
                              hinausragen. Oben auf den Haufen streut man, nachdem er abgeebnet worden, und wenn
                              man Frost oder Sonnenschein befuͤrchtet, mit Gabeln Stroh; ist das Wetter
                              hingegen regnerisch oder uͤberzogen, so dekt man den Haufen ab, indem man das
                              Stroh wie beim Heuen auf den Wiesen zur Seite schafft. Dieses Stroh muß von Zeit zu
                              Zeit gewechselt werden. Je groͤßer die Menge der Runkelruͤben, um so
                              leichter halten sie sich. Nimmt die Kaͤlte zu, so macht man das Stroh etwas
                              diker, und bedekt es mit einigen Latten, damit es nicht von dem Winde fortgetragen
                              werden kann. Wurde das Stroh naß, so muß es getroknet werden, damit die
                              Runkelruͤben bei mildem Wetter nicht allenfalls da faulen, wo sie mit dem
                              Stroh in Beruͤhrung kommen. Man braucht keine Kamine aus Reisig in den Haufen
                              anzubringen; sehr kommt es aber darauf an, daß man nur gesunde und frisch geerntete
                              Ruͤben in den Haufen bringt, und daß dieß eher bei kuͤhler und
                              feuchter, als bei heißer Witterung geschieht. Ruͤben, welche, nachdem sie
                              ausgerissen worden, auch nur den geringsten Frost erlitten, duͤrfen nicht
                              aufbewahrt werden, sondern muͤssen sogleich in die Fabrik kommen.
                           
                           Wenn man dieses Verfahren genau befolgt, so wie ich es hier beschrieben habe, so
                              halten sich die Runkelruͤben bis zum Monate Mai vollkommen gut; und am
                              allerbesten sind jedes Mal jene, welche am Boden des Haufens gelegen sind. Wenn man
                              diesen Vorrath jedes Mal von der der Fabrik zunaͤchst gelegenen Seite
                              anzugreifen beginnt, so braucht man die Ruͤben nie weit zu transportiren. Sie
                              beduͤrfen nie einer anderen Behandlung, und brauchen besonders wenn man sich
                              meiner Methode bedient, nie gewaschen zu werden; nur wenn die Jahreszeit bereits
                              weit vorgeruͤkt ist, muͤssen sie gereinigt und das mit der Zeit an
                              ihnen schwarz oder schlecht Gewordene entfernt werden; nie aber wasche ich die
                              Ruͤben.
                           Alle die Details, in welche ich hier eingegangen bin, werden, wie ich hoffe, alle
                              jene, die in dergleichen Dingen zu denken pflegen, und sich uͤber die
                              Principien, um welche es sich handelt, Rechenschaft zu geben wissen, uͤber
                              alle Zweifel beruhigen. Ich erlaube mir zur Unterstuͤzung der von mir
                              angefuͤhrten Gruͤnde und Thatsachen nur noch folgendes Schreiben
                              beizufuͤgen, welches ich von einem der erfahrensten Maͤnner in diesem
                              Fabrikationszweige, Hrn. Demesmay dem aͤlteren in
                              Lille, am Anfange dieses Jahres erhielt.
                           
                              „Verschiedene unrichtige Berichte, schreibt Hr. Demesmay, hatten auch mir eine irrige Ansicht von Ihrem Apparate mit
                                 ununterbrochener Filtration beigebracht. Nachdem ich denselben jedoch selbst mit
                                 groͤßter Aufmerksamkeit untersucht, habe ich die Ueberzeugung gewonnen,
                                 daß er dem Zweke, den Sie erlangen wollten, vollkommen entspricht, und daß er
                                 sich sehr gut zur Anwendung in einer Fabrik eignet: d.h. daß er die
                                 Dauerhaftigkeit und Einfachheit besize, welche zu einer Operation, wie die
                                 fragliche, erforderlich ist. Was ich in Ihrer Fabrik zu sehen Gelegenheit hatte,
                                 bewies mir bis zur Gewißheit, daß die Filtration die einfachste und wohlfeilste
                                 Methode, die Runkelruͤben auszuziehen, ist. Ich stehe daher auch keinen
                                 Augenblik an, sie in der Fabrik, die ich errichten will, zu befolgen, weßhalb
                                 ich Sie bitte, mich unter Ihre Subscribenten zu zaͤhlen; obschon es mir
                                 natuͤrlich lieber gewesen waͤre, wenn ich meine eigene Methode,
                                 fuͤr welche mir die Société
                                    d'encouragement ihre Medaille zuerkannte, haͤtte anwenden
                                 koͤnnen. Ich gestehe naͤmlich, daß mein Verfahren dem Ihrigen,
                                 welches so gluͤklich ausgedacht ist, in jeder Hinsicht
                                 nachsteht.“
                              
                                 
                                 Ueber das Verfahren des Hrn. Demesmay kann man das
                                    Polytechn. Journal Bd. XLV. S. 416
                                    und Bd. XLIX. S. 236 nachlesen. A.
                                    d. R.
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Anhang.
                           Waͤhrend sich obiger Aufsaz unter der Presse befand, erhielt ich das zweite
                              Heft des Bulletin de macération des Hrn. de Dombasle, woruͤber ich hier mich aͤußern
                              zu muͤssen glaube, um dem Verfasser nicht nur meinen Dank fuͤr das
                              Schmeichelhafte, was er mir darin uͤber meinen Apparat sagt, darzubringen;
                              sondern um auch einige Zweifel, die er uͤber die Arbeit mit demselben hegt,
                              zu beantworten. Ehe ich jedoch hierauf eingehe, sey es mir erlaubt, eine irrige
                              Thatsache zu berichtigen.
                           Mein Apparat mit ununterbrochener Filtration und Circulation in Narcé wurde
                              naͤmlich nicht, wie es in obiger Schrift heißt, kraft der Vollmacht, die ich
                              von Hrn. de Dombasle dazu verlangte, und die er mir
                              unentgeltlich zu ertheilen die Guͤte hatte, erbaut; sondern dieser Apparat
                              bestand bereits in Folge des Patentes, welches ich genommen hatte, und hatte schon
                              eine ganze Campagne hindurch gearbeitet, als ich an Hrn. de
                                 Dombasle schrieb, und ihn frug, ob er nicht geneigt waͤre, mir sein
                              Patent, dem er keine Folge mehr gaͤbe, abzulassen, und um welchen Preis er
                              mir die Erlaubnis ertheilen wollte, mich seines Privilegiums bedienen zu
                              duͤrfen. Statt einer directen Antwort auf meine Fragen hatte Hr. de Dombasle die Guͤte, mir zu eroͤffnen,
                              daß er mir die Befugniß gaͤbe, mich seines Patentes zu bedienen, ohne
                              dafuͤr eine Entschaͤdigung zu verlangen.
                           Diese Erlaubniß benuzte ich zur Errichtung eines Apparates, so wie ihn Hr. de Dombasle im ersten Hefte des Bulletin de macération beschrieben; und indem ich diesen Apparat,
                              welcher aus 8 Bottichen bestand, von denen jeder beilaͤufig 2 1/2 Hectoliter
                              faßte, arbeiten ließ, uͤberzeugte ich mich von den Vortheilen und
                              Nachtheilen, welche ich oben andeutete, und welche mich bestimmten, ihn als zur
                              Fabrikarbeit untauglich gaͤnzlich zu verwerfen, und dafuͤr das
                              Verfahren mit ununterbrochener Filtration anzuwenden.
                           Bei dem von Hrn. de Dombasle vorgeschlagenen Apparate
                              werden die Runkelruͤben in Wasser macerirt, und eine halbe Stunde lang in
                              Maceration erhalten, wobei man die Fluͤssigkeit zugleich in demselben
                              Gefaͤße erhizt. Nach dieser ersten Operation wird die Fluͤssigkeit aus
                              dem Gefaͤße entleert, um dann auf gleiche Weise wieder eine zweite Operation
                              zu beginnen. Das erste Wasser, worin Ruͤben macerirt worden, dient zur
                              zweiten Maceration einer neuen Quantitaͤt Runkelruͤben u.s.f. Ich
                              erkannte wohl, daß man durch diese mehrmaligen, auf einander folgenden Macerationen
                              allerdings zur vollkommenen Ausziehung der Runkelruͤben, und auch zur
                              Concentration des Saftes gelange; d.h., daß man auf diese Weise ein mir den aufloͤslichen
                              Theilen der Ruͤben gesaͤttigtes Wasser erhalten koͤnne, welches
                              nur 1 bis 1 1/2° weniger wiegt, als der eigentliche Runkelruͤbensaft.
                              Eben so fand ich auch, daß dieser Saft leicht zu klaͤren, einzudiken und zu
                              versieden ist, und daß er schoͤnen und guten Zuker gibt.
                           Dieses Verfahren bringt aber dagegen folgende Nachtheile mit sich. Die Gefaͤße
                              muͤssen immer gefuͤllt und wieder entleert werden; und da hiebei Luft
                              an die Stelle des Wassers tritt, so werden die Runkelruͤben in sehr kurzer
                              Zeit ganz schwarz, und diese Farbe erhaͤlt dann auch der Saft, was offenbar
                              nur von einer in der Wurzel oder in dem Safte vorgehenden Veraͤnderung
                              herruͤhren kann. Ueberdieß kuͤhlt die in die Ruͤben eintretende
                              Luft dieselben ab; und eben so kuͤhlt sich auch der abgezogene Saft ab, wenn
                              er in ein anderes Gefaͤß gegossen wird. Die in die Masse eingedrungene Luft
                              wird zwar durch die Fluͤssigkeit, welche dann wieder darauf gegossen wird,
                              ausgetrieben; allein es bleibt dennoch in vielen Schnitten etwas davon
                              haͤngen, woraus eine fortwaͤhrende Quelle der Gaͤhrung
                              entsteht. Endlich konnte ich bei aller moͤglichen Schnelligkeit und bei der
                              groͤßten Aufmerksamkeit an einem Apparate von der oben beschriebenen
                              Kleinheit die 6 Bottiche nur mit groͤßter Muͤhe in einer halben Stunde
                              gehoͤrig bedienen. Wie waͤre es daher moͤglich, dieselbe Arbeit
                              innerhalb derselben Zeit an einem Apparate zu vollbringen, von dessen 6 Bottichen
                              jeder 20 Hectoliter faßte? Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß ein einziger solcher
                              Bottich zum Ablaufen und unvollkommenen Abtropfen eine halbe Stunde erfordert; denn
                              man darf nicht glauben, daß der Saft von einer Masse Runkelruͤben auf
                              ebensolche Weise abtropft, wie z.B. reines, unvermengtes Wasser abtropfen
                              wuͤrde. Im Anfange geht es allerdings schnell; allein dieß dauert nicht
                              lange; und wie groß auch die Abflußmuͤndung seyn mag, so geht das Abfließen
                              doch immer langsam von Statten, so daß eine lange Zeit dazu erforderlich ist. Ich
                              erkannte hieraus die physische Unmoͤglichkeit, dieses Verfahren je im Großen
                              fabrikmaͤßig anzuwenden. An meinem Apparate hingegen hat jeder Bottich eine
                              halbe Stunde Zeit zu feiner Entleerung oder zu seiner gaͤnzlichen Erneuerung,
                              statt daß alle 6 innerhalb derselben Zeit geleert und gefuͤllt werden; und
                              haͤtte ich nicht die einfache Methode, die Fluͤssigkeit circuliren zu
                              lassen, erfunden, so waͤre die Ausziehung des Runkelruͤbensaftes
                              mittelst seiner Aufloͤsung in Wasser gewiß nie in den Fabriken anwendbar
                              geworden, und lediglich auf die chemischen Laboratorien beschrankt geblieben.
                           Hr. de Dombasle schlaͤgt zwar in seiner neuesten
                              Abhandlung vor, die Maceration zu verlaͤngern, und sie jedes Mal eine ganze, statt eine halbe
                              Stunde dauern zu lassen. Allein auf diese Weise laͤßt sich nur halb so viel
                              Arbeit erzielen, und die Ursachen der Gaͤhrung werden dadurch nur vermehrt,
                              so daß sich dieses Verfahren wegen seiner Langsamkeit noch weniger zur Fabrikarbeit
                              eignet. Selbst diese Zeit wuͤrde uͤbrigens auch bei der
                              moͤglich groͤßten Sorgfalt nicht hinreichen; und wuͤrde auch
                              nur eine geringe Nachlaͤssigkeit Statt finden, was bei einer Arbeit, welche
                              Tag und Nacht fortwaͤhrt, nicht selten eintritt, was wuͤrde dann aus
                              der Regelmaͤßigkeit der Arbeit werden? Ich wiederhole es, fuͤr
                              Fabriken ist ein einfacheres und leichter ausfuͤhrbares Verfahren
                              erforderlich. Wenn die Arbeit nur einiger Maßen im Großen betrieben wird, so werden
                              zwei Menschen nicht fuͤr dieselbe ausreichen. Dieser Theil der Bedienung,
                              welcher nun an dem Apparate des Hrn. de Dombasle so
                              schwierig und beinahe unmoͤglich ist, ist hingegen an dem meinigen auf Nichts
                              reducirt. Dieß allein aͤndert schon die ganze Frage; denn die Existenz des
                              Verfahrens haͤngt beinahe gaͤnzlich von diesem wichtigen Punkte
                              ab.
                           Was nun die Heizung betrifft, so wird gegenwaͤrtig ein doppelter Boden
                              vorgeschlagen, um mit Dampfroͤhren zu heizen; man empfiehlt ferner eine
                              kraͤftige Heizung, damit die ganze Masse schnell erhizt werde. Es wird auch
                              noch die Heizung mit gemischtem Dampfe (vapeur
                                 mélangée) vorgeschlagen. Wir wollen sehen, welche Hindernisse
                              sich hiebei darbieten.
                           Ein doppelter Boden aus Drahtgitter mit Maschen von 2 bis 3 Linien Weite soll die
                              Runkelruͤben tragen, und die Heizroͤhren bedeken. Dieses Gitter ist
                              sehr schwer rein zu erhalten; die Maschen werden sich verlegen; die
                              Runkelruͤben werden viel schwerer zu entleeren seyn, denn man wird mit großer
                              Vorsicht zu Werke gehen muͤssen, um dasselbe nicht mit den eisernen Kellen zu
                              beschaͤdigen. Ueberdieß werden viele kleine Runkelruͤbenstuͤke
                              durch das Gitter dringen, und immer werden die Unreinigkeiten, der Sand, die Erde,
                              die Wurzelchen etc., welche den Boden erreichen, unter die Heizroͤhren
                              gelangen, wodurch die Reinigung langwierig und schwierig wird.
                           Außerdem kommt aber auch noch ein anderer sehr wichtiger Punkt in Betracht. Wenn man
                              ein Gefaͤß von einer gewissen Dimension von Unten erhizt, so wird sich der
                              Waͤrmestoff nicht auf dieselbe Weise durch die Runkelruͤben
                              verbreiten, wie er sich z.B. in reinem Wasser verbreitet. Heizt man rasch, wie es
                              hier empfohlen wird, so wird man in dem unteren Theile schon den Siedepunkt erreicht
                              haben, waͤhrend die Temperatur in der Mitte noch schwach, und auf der
                              Oberflaͤche noch schwaͤcher seyn wird. Da man den Grad der Temperatur
                              des Bodens nicht leicht ermitteln kann, so koͤnnen die auf demselben befindlichen
                              Ruͤben in Sud kommen, wo sie dann verloren sind; denn aus
                              Runkelruͤben, welche gesotten haben, darf man nie erwarten, je mehr Zuker zu
                              gewinnen. Wollte man dieser Gefahr entgehen, so muͤßte man die Masse
                              bestaͤndig umruͤhren, wodurch die Arbeit bedeutend vermehrt, eine
                              große Verdampfung entstehen, das Drahtgitter sehr gefaͤhrdet, und das ganze
                              Verfahren sehr complicirt werden wuͤrde. Will man dagegen maͤßig und
                              vorsichtig heizen, so wird die Operation sehr langsam von Statten gehen, und die
                              Folge davon ist Verlust an Zeit, Beguͤnstigung der Waͤhrung etc., so
                              daß mithin auch dieß Verfahren nicht zur fabrikmaͤßigen Anwendung geeignet
                              ist.
                           Soll man mit gemischtem Dampfe heizen? Auch hieruͤber kann ich aus Erfahrung
                              sprechen; denn ich habe die ganze erste Campagne uͤber auf diese Weise
                              geheizt. In dem Maße, als der Saft mehr Grade annimmt, in demselben Maße wird er
                              durch einen Ueberschuß von Wasser geschwaͤcht, und dieser Ueberschuß wird um
                              so groͤßer, je naͤher man der Stelle kommt, an welcher sich die kalten
                              Ruͤben befinden. Es ist also hier unmoͤglich, einen etwas starken Saft
                              zu erzielen, woraus denn ein großer Verlust an Waͤrmestoff und auch eine
                              bedeutende Verspaͤtung der Operation erfolgt. Hr. de
                                 Dombasle hat die Nachtheile dieser Heizmethode fuͤr den ersten
                              Bottich (cuve de tête) richtig erkannt, indem er
                              in dem ersten Hefte seines Bulletin sur la
                                 macération S. 36 sagt: „Der auf diese Weise verdichtete
                                 Dampf wuͤrde beilaͤufig den fuͤnften Theil der
                                 Fluͤssigkeit, welche in dem Bottiche enthalten ist, bilden; und der Zusaz
                                 einer solchen Quantitaͤt Wasser zu der Fluͤssigkeit wuͤrde
                                 den Gehalt derselben zu sehr vermindern.“ Was Hr. de Dombasle damals sagte, bleibt immer gleich, auf welche
                              Weise man auch den gemischten Dampf anwenden mag; ich hatte Gelegenheit die Folgen
                              davon waͤhrend einer ziemlich lange fortgesezten Arbeit kennen zu lernen, und
                              kann durchaus nicht zu diesem Verfahren rathen.
                           Was die daraus erwachsende Ersparniß an den Kosten der Einrichtung betrifft, so ist
                              sie nicht so bedeutend, als man auf den ersten Blik glauben moͤchte. Der
                              Waͤrmestoff muß naͤmlich etwas gleichfoͤrmig verbreitet werden,
                              und daher brauchte man in einem großen Gefaͤße eine Roͤhre, welche
                              mehrere Windungen macht, und in der sich eine große Menge kleiner Loͤcher
                              befindet. Uebrigens wuͤrde man auch hier wieder in den oben angegebenen
                              Nachtheil verfallen; man wuͤrde naͤmlich beinahe unvermeidlich Gefahr
                              laufen, daß die Runkelruͤben theilweise zum Sieden kommen, und folglich
                              keinen Zuker mehr geben.
                           
                           Alle diese großen Unannehmlichkeiten vermeide ich aber gerade durch meine isolirten
                              Erwaͤrmer; denn in diesen geschieht die Erwaͤrmung auf dem Durchgange,
                              der ein fortwaͤhrender und ununterbrochener ist. Die Erwaͤrmung
                              braucht hier, da ihr weit mehr Zeit gestattet ist, nicht so rasch zu geschehen; die
                              Entwikelung des Dampfes aus dem Dampferzeuger ist regelmaͤßig, was von großem
                              Belange ist; ich laufe bei meiner Heizmethode nie Gefahr, denn indem ich nur den
                              Saft allein erhize, kann ich ihn ohne Nachtheil bis zum Sieden erhizen, ohne daß
                              deßhalb die Ruͤbenschnitte zum Sieden kaͤmen. Es ist daher auch keine
                              Aufsicht noͤthig; der Apparat arbeitet immer fuͤr sich allein und gut.
                              Die Ersparnis an Brennmaterial, die sich daraus ergibt, ist von großer Wichtigkeit,
                              an welchem Orte sie auch Statt finden mag. Das bisher Gesagte genuͤgt, um zu
                              beweisen, daß ich nicht ohne triftige Gruͤnde behauptete, daß der Apparat des
                              Hrn. de Dombasle, auf welche Weise er auch gebaut seyn
                              mag, sich nie zur Fabrikation im Großen eigne. Von der Heizung der Bottiche
                              uͤber freiem Feuer schweige ich ganz, indem dieses Verfahren andere noch
                              groͤßere Nachtheile mit sich bringen wuͤrde.
                           Hr. de Dombasle hat seinen beifaͤlligen Aeußerungen
                              uͤber das Princip, den Bau und den Gang meines Apparates einige zweifelnde
                              Bemerkungen beigefuͤgt; diese Zweifel erlaube ich mir hier
                              ausfuͤhrlicher zu eroͤrtern.
                           Als ich Hrn. de Dombasle, nachdem ich mein Patent erhalten
                              hatte, auf sein Verlangen eine Beschreibung meines Apparates und der
                              Operationsweise, die ich befolge, einsandte, antwortete mir dieser Gelehrte, daß er
                              befuͤrchte, daß die Filtration nicht so regelmaͤßig von Statten ginge,
                              als ich meinte; daß dieß das einzige Hinderniß gegen das Gelingen meiner Methode
                              seyn koͤnne, und daß die Erfahrung allein diesen Zweifel heben koͤnne.
                              Diesen Zweifel wiederholt nun Hr. de Dombasle im zweiten
                              Hefte seines Bulletin sur la macération abermals,
                              und ich bin nun so gluͤklich, denselben durch eine lange fortgesezte
                              Erfahrung widerlegen zu koͤnnen. Die oben angefuͤhrten Versuche des
                              Hrn. Demesmay sowohl, als anderer, beweisen die
                              Regelmaͤßigkeit der Arbeit und der Ausziehung auf das Augenscheinlichste; die
                              Untersuchung, welche bei jeder Operation an allen Hinteren Bottichen im Augenblike
                              der Herausnahme des Ruͤkstandes angestellt wurde, bewies allen Fabrikanten,
                              welche die Versuche aufmerksam verfolgten, daß sich bei einer fortlaufenden und im
                              Großen betriebenen Arbeit nichts Besseres wuͤnschen lasse. Jedes Mal, so oft
                              die Ruͤben mit gewissen, sehr leicht befolgbaren Vorsichtsmaßregeln in die
                              Bottiche gebracht worden waren, erfolgte die Filtration auf so langsame Weise, daß der Parallelismus der
                              Schichten nicht merklich gestoͤrt wurde; denn sonst waͤren die
                              Resultate nicht immer so gleichmaͤßig ausgefallen. Es bedarf, wie gesagt, nur
                              einiger hoͤchst einfacher Vorsichtsmaßregeln, und diese sind in einer kleinen
                              gedrukten praktischen Anleitung enthalten, die ich allen Fabrikanten mittheile,
                              welche mein System befolgen. Es ist demnach gar kein Zweifel, daß die Ausziehung
                              durch die ununterbrochene Filtration regelmaͤßig und so vollkommen als
                              taͤglich gelingt: dieß ist auch die Ansicht des Hrn. Demesmay, der in diesen Dingen großes Gewicht hat.
                           Ich muß hier noch eine fuͤr das Gelingen der Arbeit wichtige Bemerkung
                              beifuͤgen. Wenn die Filtration leicht und gleichmaͤßig von Statten
                              gehen soll, so muß das Filter gut eingerichtet seyn; und auch die Art, die
                              Runkelruͤben zu zerschneiden, ist von großem Einflusse. Zu große Schnitte
                              wuͤrden weniger durchdringlich seyn, und kaͤmen drei solcher Schnitte
                              auf einander zu liegen, so wuͤrde die Ausziehung der mittleren gehindert
                              seyn. Deßhalb ist jede Klinge meines Schneidapparates mit zwei anderen, kleinen
                              Querklingen versehen, wodurch die Ruͤben in Stuͤke zerschnitten
                              werden, die nicht uͤber 3 bis 4 Zoll groß seyn koͤnnen. Dieses
                              Verfahren laͤßt sich uͤbrigens verschieden modificiren; die
                              mannigfaltigen Schneidapparate, welche man in den Werkstaͤtten der Mechaniker
                              findet, lassen eine große Auswahl zu: und zwar von dem unter dem Namen Coupe-Julienne bekannten Apparate angefangen, der
                              die Ruͤben in liniendike Faden schneidet, bis zu jenen Schneidapparaten, in
                              denen die Ruͤben in kleine Staͤbchen oder in große Platten geschnitten
                              werden. Hr. Hallette hat ein Instrument dieser Art
                              erfunden, welches die Ruͤben immer senkrecht mit ihrer Achse in Scheiben
                              schneidet. So viel mir scheint bietet diese Schneidmethode in Hinsicht auf die
                              leichtere und vollkommnere Ausziehung der Runkelruͤben keine Vortheile dar;
                              denn die Ausziehung geschieht, wie dieß auch schon Hr. de
                                 Dombasle bemerkte, gleich gut, nach welcher Richtung die Ruͤben auch
                              geschnitten seyn moͤgen.
                           Hr. de Dombasle glaubt, daß, wenn man seine successive,
                              und nicht meine continuirliche Arbeit befolgt, die Schnitte eine bestimmte Zeit
                              hindurch unter eine ruhig stehende Fluͤssigkeit getaucht sind, und daß
                              demnach leztere Zeit genug hat, um sich nach den Gesezen der Verwandtschaft mit den
                              Zukertheilchen zu beladen, und um saͤmmtliche Theilchen der
                              Runkelruͤbenmasse gehoͤrig auszuziehen, ohne daß die Unterschiede in
                              der Durchdringbarkeit dieser Masse irgend einen Einfluß darauf ausuͤben
                              koͤnnen. Ich bemerkte dagegen, als ich zur Probe mit dem von Hrk. de Dombasle zur Maceration vorgeschlagenen Apparate
                              arbeitete, jedes Mal, daß, obschon ich die Fluͤssigkeit sehr schnell und in
                              Masse auf die Ruͤben goß, und obschon ich die ganze Masse nach Ablauf der
                              Macerationszeit, d.h. nach einer halben Stunde, gut umruͤhren ließ, daß, sage
                              ich, der Saft in verschiedenen Hoͤhen des Bottiches verschiedene
                              Staͤrke hatte. Immer befand sich der staͤrkste Saft am Boden, und
                              hieraus muß man schließen, daß selbst in einer so kurzen Zeit, und ungeachtet der
                              Gegenwart der Runkelruͤben in den Gefaͤßen, immer schon ein
                              Niedersinken von zukerigen Stoffen Statt findet. Die Ausziehung erfolgt daher nicht
                              in allen Theilen der Masse auf eine streng gleichmaͤßige Weise, und damit
                              dieß geschaͤhe, waͤre eine bestaͤndige Bewegung noͤthig.
                              Hieraus erhellt aber auch schon, wie leicht die Scheidung der Schichten von
                              verschiedenem specifischen Gewichte selbst in der Mitte der in den Bottichen
                              enthaltenen Runkelruͤbenmasse ist. Ein offenbares Beispiel fuͤr das
                              Gesagte hat man, wenn man ein Stuͤk Zuker zum Behufe der Aufloͤsung in
                              den oberen Theil eines mit Wasser gefuͤllten Glases bringt. Man wird hier
                              naͤmlich bemerken, daß sich am Boden des Glases eine sehr concentrirte
                              Zukeraufloͤsung anhaͤufen wird, waͤhrend die oberen Schichten
                              des Wassers beinahe gar keine Suͤße bekommen werden. Auf diesem Principe
                              beruht mein Apparat, in welchem die Praxis abermals die Theorie bewaͤhrt
                              hat.
                           Die Besorgnisse des Hrn. de Dombasle uͤber die
                              Moͤglichkeit der Stoͤrung des Parallelismus der Schichten sind demnach
                              gluͤklicher Weise ungegruͤndet; d.h. kleine Stoͤrungen, die
                              nothwendig jedes Mal Statt finden muͤssen, haben auf das praktische Resultat
                              im Großen keinen Einfluß. Die Filtration hat vor der Maceration den wesentlichen
                              Vortheil voraus, daß die Aufloͤsung des Saftes im Verhaͤltnisse des
                              bestaͤndigen Durchzuges und der bestaͤndigen Erneuerung der
                              Fluͤssigkeit schnell von Statten geht; denn bekanntlich erfolgt jede Art von
                              Aufloͤsung durch die Bewegung und die Erneuerung der Oberflaͤchen
                              schneller. Dieß findet seine Anwendung auf die Aufloͤsung der Salze im Wasser
                              sowohl, als auf die Saͤttigung der Luft mit Fluͤssigkeiten etc. Die
                              Filtration und die Maceration wirken in dieser Hinsicht sehr verschieden, und zwar
                              so, daß ersterer der Vorzug gebuͤhrt.
                           Der ohne Unterbrechung arbeitende Apparat hat, wie Hr. de
                                 Dombasle sehr richtig bemerkt, den Vorzug, daß sich die Zahl der
                              Filtrationen vermehren laͤßt, ohne daß die Arbeit dadurch in irgend etwas
                              vermehrt wird, und daß man die Ausziehung der Runkelruͤben demnach auf einen
                              beliebigen Grad treiben kann. Wenn man auch annehmen wollte, daß hier ein Bottich
                              mehr nothwendig waͤre, als bei der Maceration, so ist der Gang der Filtration dennoch ein
                              viel rascherer, und die Arbeit wenigstens um die Haͤlfte geringer. Denn
                              waͤre z.B. zur Behandlung durch die Maceration eine Stunde Zeit erforderlich,
                              so koͤnnte dieselbe Operation durch die Filtration mit weit geringerer Arbeit
                              leicht in 30 und sogar in 25 Minuten vollbracht werden. Es erhellt demnach hieraus,
                              daß die Runkelruͤben bei lezterem Verfahren in der Haͤlfte der Zeit
                              ausgezogen werden, was nicht nur in Hinsicht auf die Groͤße, den Preis und
                              die Aufstellung des Apparates, sondern auch in Hinsicht auf die Guͤte des
                              Produktes von großer Wichtigkeit ist, indem in lezterer Beziehung die
                              Moͤglichkeit der Gaͤhrung und das Verderbniß des Saftes geringer
                              wird.
                           Man kann demnach uͤberzeugt seyn, daß man Alles, was sich durch mehrere, auf
                              einander folgende Macerationen erzielen laͤßt, durch die ununterbrochene
                              Filtration auf eine schnellere, leichtere, wohlfeilere, regelmaͤßigere und
                              sicherere Weise erreichen kann. Die Verbesserungen sind von so hoher Bedeutung, und
                              die Unterschiede so groß, daß ich gerade dadurch und in Folge der vergleichsweisen
                              Versuche, die ich mit beiden Methoden anstellte, behauptete: die eine sey im ganzen
                              Sinne des Wortes zum fabrikmaͤßigen Betriebe geeignet, waͤhrend sich
                              die andere nur zu einzelnen Versuchen und zu Arbeiten im Kleinen eignet. Ich erlaube
                              mir nur noch Einiges hieruͤber beizufuͤgen.
                           Die Maceration ist eine schon seit langer Zeit bekannte Operation, deren man sich in
                              der Chemie und Pharmacie haͤufig, und in lezterer hauptsaͤchlich zur
                              Gewinnung von Pflanzenextracten bedient. Sie hat große Aehnlichkeit mit der Infusion
                              oder dem Aufgießen, unterscheidet sich aber wesentlich von dem Absude, so zwar, daß
                              man gewisse Produkte nicht durch einfache Maceration gewinnen kann, waͤhrend
                              andere durch das Absieden oder Digeriren veraͤndert werden. Die Filtration
                              ist gleichfalls eine laͤngst bekannte Operation, deren man sich unter
                              mannigfachen Umstaͤnden mit Vortheil bedient; allein ihre Wirkungsart ist
                              sowohl von jener des Absiedens, als von jener des Macerirens, Digerirens und
                              Infundirens verschieden. Alle diese lezteren wirken im Zustande der Ruhe,
                              waͤhrend die Filtration eigentlich nur durch die Bewegung besteht. Es ergeben
                              sich hieraus verschiedene Unterschiede, in Folge deren die eine dieser Operationen
                              da moͤglich ist, wo die andere unmoͤglich wird. Man kann z.B. die
                              Runkelruͤben auf die vollkommenste Weise zerreiben, und dann die ganze Masse
                              eine bestimmte Zeit uͤber in Wasser maceriren, um das mit den
                              aufloͤslichen Theilen gesaͤttigte Wasser dann durch Abgießen,
                              Auspressen etc. zu gewinnen. In diesem Falle nun waͤre die Filtration
                              unmoͤglich; denn diese Arbeit erfordert durchaus eine solche Vertheilung, daß
                              die Fluͤssigkeit leicht durch die der Filtration ausgesezte Substanz dringen
                              kann, wie dieß auch in der Erklaͤrung meines Patentes gesagt ist. Die
                              Wirkungsweise ist uͤbrigens gleichfalls verschieden; alle Fabrikanten kennen
                              z.B. den Unterschied, welcher in der Anwendungsweise der thierischen Kohle zur
                              Entfaͤrbung der Syrupe gelegen ist. Ehemals wurde die Kohle in den Kessel
                              gebracht, in welchem sie durch Maceration wirkte; Hr. Dumont kam auf die Idee, sie lediglich durch Filtration wirken zu lassen,
                              und Jedermann weiß, welcher Unterschied in der Wirkung hieraus erfolgte, und welche
                              Revolution diese Erfindung in der Behandlung der Syrupe hervorbrachte. Auf diesen
                              vollkommen erwiesenen Thatsachen beruht hauptsaͤchlich meine Methode, und
                              dieß ist auch der Hauptgegenstand meines Patentes; der Apparat selbst ist nur ein
                              Mittel zur Ausfuͤhrung des Principes: ein Mittel, durch welches die ohne
                              Unterbrechung wirkende Filtration praktisch anwendbar gemacht wird. Ich glaube alle
                              jene, die mein Patent und die Zusaͤze zu demselben nicht genau kennen,
                              wiederholt darauf aufmerksam machen zu muͤssen, daß meine Anspruͤche
                              sich lediglich auf dieses Princip beziehen, welches durch eine bloße
                              Veraͤnderung der Form des Apparates durchaus nicht aufgehoben wird. Ich
                              glaube um so mehr hierauf aufmerksam machen zu muͤssen, als auch die HH. Traxler und Bourgeois in Arras
                              kuͤrzlich einen Apparat erbauten, dessen Vortheile und Nachtheile ich hier
                              aus dem Gesichtspunkte, nach welchem ich die Sache betrachte, auseinandersezen
                              will.
                           Wenn naͤmlich die Aufschluͤsse, die ich uͤber den neuen Apparat
                              erhielt, richtig sind, so handelt es sich bei demselben um eine Art von Noria oder
                              um eine Kette mit Schoͤpfeimern. Diese Noria kreist in einem vierekigen
                              Behaͤlter, welcher nach Art eines umgekehrten Hebers eingerichtet ist, und in
                              welchem auch das zum Ausziehen der Runkelruͤben bestimmte Wasser circuliren
                              muß. Die Runkelruͤben werden bestaͤndig und in dem Maße, als hie Eimer
                              an die Oberflaͤche kommen, in diese Eimer gebracht; und eben so wird in den
                              oberen Theil des anderen Armes des Hebers bestaͤndig Wasser gegossen. Auf
                              diese Weise wuͤrde also das Wasser, indem es sich nach der einen Richtung
                              bewegt, bestaͤndig durch die in den Schoͤpfeimern enthaltenen und nach
                              der entgegengesezten Richtung bewegten Runkelruͤben filtriren. Die
                              Runkelruͤben wuͤrden, nachdem sie ihren Lauf vollbracht, in dem oberen
                              Zwischenraume der Noria, durch den die beiden Arme von einander getrennt sind, aus
                              den Eimern entleert werden.
                           
                           Dieß waͤre der Gang dieses Apparates, wenn ich recht berichtet bin. Da die
                              Eimer dem Wasser durchgaͤngig sind, so kann das Wasser durch die in dieselben
                              gebrachten zerschnittenen Runkelruͤben filtriren, und denselben auf diese
                              Weise allen in ihnen enthaltenen Syrup entziehen. Je oͤfter die Filtration
                              wiederholt wird, oder mit anderen Worten, je laͤnger die Kette seyn wird, um
                              so staͤrker muß auch der Saft werden. Man muß jedoch in Anschlag bringen, daß
                              die Eimer die Roͤhre oder das Gehaͤuse nicht so ausfuͤllen und
                              auch nicht so ausfuͤllen koͤnnen, wie dieß z.B. mit einem Kolben der
                              Fall ist, sondern daß vielmehr rings um dieselben ein halber Zoll Spielraum bleibt,
                              abgesehen von der Dike der Eimer selbst. Das zur Filtration bestimmte Wasser wird
                              also die freie Wahl haben, außen um die Eimer zu entweichen, oder durch die
                              Runkelruͤbenschnitte zu filtriren; und was hiebei geschehen wird, ist leicht
                              zu errathen. Der gegenseitige Austausch zwischen dem Wasser und dem Safte wird nur
                              unvollkommen Statt finden, weil man kein Mittel an der Hand hat, alles Wasser durch
                              die Runkelruͤben zu treiben. Nehmen wir aber nun an, die Filtration sey
                              geschehen, und die Heberroͤhre befinde sich in der guͤnstigsten
                              Stellung: d.h. das in derselben enthaltene Wasser befinde sich durchaus auf den
                              verschiedenen Graden von Staͤrke oder Dichtheit, welche der Stelle, die es
                              einnimmt, entspricht, so wird der eine Arm den schwaͤcheren und der andere
                              den staͤrkeren Saft enthalten. In ersterem werden die verschiedenen Schichten
                              allerdings ihre natuͤrliche durch ihr verschiedenes specifisches Gewicht
                              bedingte Stellung einnehmen; allein in dem anderen Arme wird dafuͤr diese
                              natuͤrliche Ordnung gaͤnzlich umgekehrt seyn, so daß sich der
                              schwerste Saft zu hoͤchst oben und der leichtere immer weiter nach
                              Abwaͤrts befindet. Diese Ordnung der Dinge kann aber nicht lange dauern, denn
                              da der schwerere Saft, wie oben gezeigt wurde, nicht nur in einer reinen, sondern
                              selbst in einer mit Runkelruͤben vermengten Fluͤssigkeit schnell zu
                              Boden sinkt, so muß in der Fluͤssigkeit bald eine Bewegung entstehen, deren
                              Richtung mit jener Richtung, die sie eigentlich haben sollte, in Widerspruch steht.
                              Dieser Uebelstand wird außerdem noch durch einen anderen Umstand auf eine ganz
                              eigenthuͤmliche Weise erhoͤht. In ebendemselben Arme bewegen sich
                              naͤmlich die mit Runkelruͤben gefuͤllten Eimer nach
                              entgegengesezter Richtung, so daß also auch durch sie die Vermengung des Saftes von
                              verschiedener Staͤrke, welche vermieden werden soll, geradezu
                              beguͤnstigt wird. Das Princip des Baues der Maschine steht demnach mit dem
                              Principe des Ganges der Operation gerade im Widerspruche; und was laͤßt sich
                              von solchen Gegensaͤzen Gutes erwarten? Es muß nothwendig eine
                              bestaͤndige Vermengung der verschiedenen Schichten der Fluͤssigkeit Statt finden, und
                              unter diesen Umstaͤnden kann man weder einen hohen Grad von
                              Saͤttigung, noch eine vollkommene Ausziehung der Runkelruͤben, noch
                              auch eine gewisse Regelmaͤßigkeit der Arbeit erwarten. Dieß ist jedoch noch
                              nicht genug, sondern der Apparat hat noch andere große Unvollkommenheiten. Die Noria
                              ist eine ziemlich zusammengesezte Maschine, und erfordert eine Triebkraft, um in
                              Bewegung gesezt zu werden; jeder bewegliche Theil kann aber in Unordnung gerathen
                              und brechen, abgesehen von der nothwendigen Abnuͤzung. Man denke sich nun, es
                              soll mit einem solchen Apparate etwas im Großen, so z.B. wie mit dem zu Narcé
                              errichteten Apparate gearbeitet werden, so muß die Noria nicht weniger als 13,000
                              bis 14,000 Pfd. Runkelruͤben schwebend erhalten; denn die Ausziehung des
                              Saftes kann in derselben nicht schneller geschehen, sondern sie wird im Gegentheile
                              langsamer und unvollkommener von Statten gehen.
                           Mein Apparat ist daher in den Haͤnden dieser Herren ganz unnoͤthiger
                              Weise complicirter geworden, ohne daß irgend ein Vortheil daraus erwuͤchse.
                              Mein Apparat besteht bloß aus Bottichen, Roͤhren und Haͤhnen, und
                              Alles bleibt an demselben, wenn er ein Mal errichtet ist, unbeweglich; er ist
                              außerordentlich dauerhaft, und sein Gang laͤßt keine Veraͤnderung zu;
                              bei den mannigfaltigen Einrichtungen, welche man ihm geben kann, kann er endlich
                              leicht einem jeden Locale angepaßt werden. Ganz anders verhaͤlt es sich
                              hingegen mit jener langen Kette, welche bei einer Belastung mit 13,000 bis 14,000
                              Pfd. in Bewegung gesezt werden muß, wenn die Notizen, die mir Hr. Champonois uͤber diese neue Vorrichtung
                              mittheilte, wie ich denn nicht zweifle, richtig sind. Gesezt nun aber auch, die
                              angeblich neue Vorrichtung lieferte mehr oder minder guͤnstige Resultate, so
                              duͤrften sich die Erfinder dennoch derselben nicht ohne meine Erlaubniß
                              bedienen; indem das Wasser durch die Runkelruͤbenschnitte filtrirt und dabei
                              circulirt, so daß der Apparat durch Filtration und Circulation arbeitet: eine
                              Arbeit, welche ganz in mein Patent einschlaͤgt. Ich habe, bevor ich auf
                              meinen gegenwaͤrtigen Apparat kam, mannigfaltige Vorrichtungen zur
                              praktischen Ausfuͤhrung des von mir aufgestellten Principes versucht, und
                              viele derselben vorausgesehen. So dachte ich z.B. abwechselnd mehrere Gefaͤße
                              uͤber einander anzubringen, gleichwie dieß an den Hohoͤfen oder beim
                              ununterbrochenen Kalkbrennen in umgekehrter Richtung der Fall ist; so dachte ich an
                              einen horizontalen Cylinder, der sich in der Fluͤssigkeit gleich einem
                              Waͤscher dreht; an eine Archimed'sche Schraube,
                              welche dieselbe Wirkung hat, und an mehrere andere, sowohl die Filtration, als die
                              Circulation vermittelnde Vorrichtungen, bis ich endlich bei meinem oben
                              beschriebenen Apparate stehen blieb. Ich erklaͤre jedoch abermals, daß ich
                              mich nicht auf diesen allein beschraͤnke, sondern daß ich mir's vorbehalte,
                              mein Princip auf irgend eine andere Weise in Anwendung zu bringen, wenn sich
                              dieselbe als vortheilhaft bewaͤhren sollte.
                           Hr. de Dombasle macht am Ende seiner Abhandlung mit großem
                              Scharfsinne darauf aufmerksam, daß die Maceration auch noch zu verschiedenen anderen
                              Zweken angewendet werden kann. Bereits sind auch schon mehrere Anfragen uͤber
                              die Anwendung meines Filtrationsprocesses zur Fabrikation von Branntwein, Dextrine
                              etc. bei mir eingelaufen, und ich zweifle nicht, daß mein Verfahren auch hier vor
                              der gewoͤhnlichen Maceration den Vorzug behaupten wird.
                           Wenn mein Verfahren, wie ich glaube, in mannigfachen Beziehungen eine große und
                              allgemeinere Ausdehnung erhalten muß; wenn ich es fuͤr noͤthig hielt,
                              in die Details einzugehen, aus denen sich der ganze Unterschied zwischen meiner
                              Methode und jener des Hrn. de Dombasle ergibt, so glaubte
                              ich dieß hauptsaͤchlich deßhalb thun zu muͤssen, damit die Fabrikanten
                              mit Kenntniß der Ursachen zu waͤhlen, und alle gegenseitigen Vortheile oder
                              Nachtheile, die ich lediglich aus der Erfahrung folgerte, gehoͤrig
                              abzuwaͤgen im Stande seyen. Fern sey es von mir, dadurch auch nur im
                              Geringsten den Ruhm und die Verdienste eines Gelehrten schmaͤlern zu wollen,
                              der bereits aufgegebene und schlecht aufgefaßte Ideen wieder in's Leben rief, der
                              durch seine Versuche bewies, welche Vortheile man aus denselben ziehen
                              koͤnne, und der mich durch seine Gefaͤlligkeit in Stand sezte,
                              Forschungen anzustellen, welche, obschon sie mich zur Ueberzeugung brachten, daß
                              sein Verfahren keinen fabrikmaͤßigen Betrieb zulaͤßt, mich dennoch auf
                              die wahre Bahn fuͤhrten, und mir die Idee einer Methode eingaben, die mir
                              alle wuͤnschenswerthen Bedingungen in sich zu vereinen scheint.
                           Fig. 1 ist ein
                              Grundriß des ganzen Apparates.
                           Fig. 2 zeigt
                              einen Theil desselben in groͤßerem Maßstabe.
                           Fig. 3 ist
                              eine perspectivische Ansicht.
                           Fig. 4 ist ein
                              Durchschnitt durch die Mitte der Bottiche und des Hahnes D.
                           Fig. 5 ist ein
                              Grundriß, Fig.
                                 6 ein Seitenaufriß, Fig. 7 ein seitlicher
                              Durchschnitt, und Fig. 8 ein Frontedurchschnitt des Troges oder Halbcylinders.
                           A sind die Bottiche, welche man bis unter das Beken I mit zerschnittenen Runkelruͤben
                              fuͤllt.
                           
                           B ist ein Halbcylinder aus Kupferblech, in welchem sich
                              eine große Anzahl kleiner Loͤcher befindet, und welcher genau an den Boden
                              der Bottiche angepaßt wird. Dieser Halbcylinder ist mit einem umgestuͤrzten
                              hoͤlzernen Troge umgeben, dessen Seitenwaͤnde die Dekel tragen, damit
                              der Saft, welcher sich uͤber die ganze Oberflaͤche des Halbcylinders
                              verbreitet, durchtreten kann. (Die Details dieses Halbcylinders ersieht man aus Fig. 4, 5, 6, 7, 8.)
                           C, eine Oeffnung im Boden des Bottiches, in welche sich
                              der Saft begibt, nachdem er durch den Halbcylinder gegangen.
                           D, ein Hahn, in welchen der Saft von Unten gelangt.
                              Dieser Hahn hat 3 Wege, welche mit 3 Roͤhren communiciren; eine dieser
                              Roͤhren fuͤhrt den Saft in den Erwaͤrmer E, die zweite leitet den gesaͤttigten Saft in den Behaͤlter,
                              und die dritte dient zum Entleeren des lezten Waschwassers.
                           E ist der Erwaͤrmer oder ein Cylinder, in welchem
                              sich ein Schlangenrohr befindet, und welcher unten mit einem vierwegigen Hahne und
                              oben mit dem Wasserbeken I in Verbindung steht.
                           F, ein Schlangenrohr, dessen Windungen sich unter der
                              Communicationsroͤhre befinden. Der Dampf tritt durch den Hahn G ein; das Verdichtungswasser entweicht durch den Arm
                              H, welcher mit einem Wasserleitungshahne in
                              Verbindung steht.
                           K ist eine Roͤhre, welche oben laͤngs der
                              Bottiche laͤuft, und welche mittelst Armen, die mit Haͤhnen versehen
                              sind, das kalte Wasser nach Belieben in jeden Erwaͤrmer leitet, damit es von
                              hier aus in das Wasserbeken I uͤbergeht.
                           Das Wasser gelangt durch den Hahn K in den unten
                              geschlossenen Erwaͤrmer, tritt dann in das Wasserbeken I, und faͤllt uͤber den Rand dieses lezteren auf die
                              Runkelruͤben. Nachdem es dann durch die Runkelruͤben gesikert, gelangt
                              es in den Halbcylinder B, um bei der Oeffnung C auszutreten, durch die untere Oeffnung in den
                              Erwaͤrmer E zu gelangen, sich durch das
                              Emporsteigen in dem Schlangenrohre zu erwaͤrmen, und endlich durch das Beken
                              I auf die Oberflaͤche des
                              naͤchstfolgenden Bottiches zu gelangen. Der Hahn G dient zur beliebigen Regulirung der Erwaͤrmung. Ein anderer Hahn
                              gestattet dem Dampfe mehr oder minder schnell in den Schlangenroͤhren zu
                              circuliren. Da der Schluͤssel des vierwegigen Hahnes nur eine einzige
                              Oeffnung hat, so kann man mit demselben den Saft entweder in den Erwaͤrmer,
                              oder in den Saftbehaͤlter, oder zur Klaͤrung laufen lassen, oder man
                              kann das Wasser auch unten in einen Behaͤlter abfließen lassen, um es dann
                              neuerdings wieder aufzugießen.
                           
                           Oben auf den Runkelruͤben ist ein aus drei Stuͤken bestehender Rost
                              angebracht, welcher durch Querhoͤlzer an Ort und Stelle gehalten wird, und
                              welcher hindert, daß die Ruͤbenschnitte von dem Wasser emporgehoben werden.
                              Die Bottiche werden mit einem leichten, aus 3 Stuͤken zusammengesezten Dekel
                              bedekt, damit keine Waͤrme verloren gehen koͤnne.
                           Aus Fig. 8
                              sieht man, daß an den drei Seiten zwischen dem Kupfer des Halbcylinders und Holze
                              des Troges ein Raum von 4 Linien gelassen ist, damit der Saft rings herum fließen
                              kann. Der Halbcylinder ist durch Keile, welche in Zwischenraͤumen angebracht
                              sind, an dem Gehaͤuse oder Troge, auf welchem die Runkelruͤben ruhen,
                              befestigt. Der umgestuͤrzte Trog wird an dem einen Ende mittelst einer
                              kleinen Federklampe L, an dem anderen hingegen mit einem
                              Haken M an Ort und Stelle festgehalten. Man kann
                              denselben nach Belieben abnehmen, um die Roͤhre durch die Oeffnung C reinigen zu koͤnnen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
