| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. LXIX., S. 393 | 
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                        LXIX.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber das in Goͤttingen errichtete magnetische
                              Observatorium und die Anwendung des Galvanismus zu einer neuen Art von
                              Telegraphen.
                           Die Universitaͤt Goͤttingen verdankt der hannover'schen Regierung ein
                              neues, einem wichtigen Theile der Naturwissenschaften gewidmetes Institut, ein
                              eigenes, fuͤr die magnetischen Beobachtungen und Messungen errichtetes
                              Observatorium. Die nach neuen Principien construirten magnetischen Apparate, welche
                              im Jahr 1832 in der Goͤttinger Sternwarte aufgestellt wurden, wurden bereits
                              in den Goͤttingischen gelehrten Anzeigen 1832,
                              Stuͤk 206 ausfuͤhrlich beschrieben und die damit erreichbare
                              Schaͤrfe ist aus dem dort Angefuͤhrten hinreichend ersichtlich: allein
                              um diese Schaͤrfe ganz zu erreichen, war eine Ausfuͤhrung in
                              groͤßerem Maßstabe, und um den Resultaten eine vollkommene Reinheit von
                              fremden Einfluͤssen zu verschaffen, war ein besonderes eisenfreies
                              Gebaͤude unumgaͤnglich noͤthig.
                           Das magnetische Observatorium, auf einem freien Plaze, etwa hundert Schritt westlich
                              von der Sternwarte errichtet, ist ein genau orientirtes laͤngliches Vierek
                              von 32 Pariser Fuß Laͤnge und 15 Fuß Breite, mit zwei Vorspruͤngen an
                              den laͤngeren Seiten; der westliche Vorsprung bildet den Eingang, und dient
                              zugleich bei gewissen Beobachtungen zur Erweiterung des Hauptsaals; der
                              oͤstliche Vorsprung, vom Hauptsaal ganz geschieden, dient zum Aufenthalt des
                              Nachtwaͤchters der Sternwarte. Im ganzen Gebaͤude ist ohne Ausnahme
                              Alles, wozu sonst Eisen verwandt wird, Schloͤsser, Thuͤrangeln,
                              Fensterbeschlaͤge, Naͤgel u.s.w. von Kupfer. Fuͤr Abhaltung
                              alles Luftzuges ist nach Moͤglichkeit gesorgt. Die Hoͤhe des Saales
                              ist etwas uͤber 10 Fuß.
                           Der magnetische Apparat stimmt im Wesentlichen mit dem oben erwaͤhnten
                              uͤberein, daher wir uns darauf einschraͤnken, nur die
                              Verschiedenheiten anzugeben. Der Magnetstab ist aus Uslarschem Gußstahl, welcher
                              sich zu magnetischen Versuchen vortrefflich qualificirt, es wird von Zeit zu Zeit
                              mit verschiedenen Staͤben gewechselt, die alle nahe gleiche Groͤße
                              haben, naͤmlich eine Laͤnge von 610, Breite von 37, Dike von 20
                              Millimetern, das Gewicht gegen vier Pfund. Der Spiegel ist 75 Millimeter breit und
                              50 hoch. Aufgehaͤngt ist der Stab von der Mitte der Deke des Saals an
                              einem 200fachen 7 Fuß langen umgedrehten Seidenfaden; der Torsionskreis ist aber
                              nicht wie fruͤher am obern Ende des Fadens, sondern am untern, und mit dem
                              Schiffchen, welches den Stab traͤgt, drehbar verbunden. Seidene
                              Aufhaͤngungsfaͤden haben vor metallenen, wie bereits in der Abhandlung
                              des Hrn. Hofr. Gauß (Intensitas
                                 vis magneticae terrestris p. 19) bemerkt ist, den großen Vorzug, daß ihre
                              Torsionskraft sehr klein ist; bei dem gegenwaͤrtigen Tragfaden ist diese nur
                              der neunhundertste Theil der horizontalen Directionskraft des Magnetstabes,
                              waͤhrend die Torsionskraft eines Metallfadens von gleichem
                              Tragvermoͤgen etwa zehn Mal staͤrker seyn wuͤrde. Dagegen haben
                              Seidenfaͤden, besonders wenn ihr Tragvermoͤgen das an ihnen
                              haͤngende Gewicht nicht weit uͤbersteigt, die Inconvenienz, sich in
                              den ersten Wochen, oder bei bedeutend verstaͤrkter Belastung,
                              betraͤchtlich zu verlaͤngern; inzwischen wird dieser Inconvenienz hier
                              durch den sinnreichen von Herrn Prof. Weber angegebenen
                              an der Deke befindlichen Aufhaͤngungsapparat abgeholfen, womit der Faden
                              leicht, so viel noͤthig, wieder aufgewunden werden kann, ohne seinen Plaz zu
                              veraͤndern; zugleich aber kann dieser Apparat eben so leicht an der Deke
                              verschoben werden, wenn im Lauf der Zeit die Veraͤnderung der magnetischen
                              Declination dieß noͤthig machen wird. Der Theodolith steht bisher auf einem
                              sehr solid gearbeiteten hoͤlzernen Stativ uͤber einem besondern
                              steinernen Fundament, und von dem Plaze desselben ist durch das noͤrdliche
                              Fenster einer der Stadtthuͤrme sichtbar, dessen Azimuth auf das genaueste
                              bestimmt ist. Als Berichtigungsmarke fuͤr die unverruͤkte Stellung des
                              Theodolithen dient bloß ein zarter verticaler Strich an der
                              gegenuͤberstehenden noͤrdlichen Wand. Zum gewoͤhnlichen
                              Gebrauch dient eine in Millimeter getheilte Scale von 4 Fuß Laͤnge;
                              fuͤr einige Beobachtungen wird dieselbe mit einer zwei Meter langen
                              vertauscht. Der Werth eines Scalentheils ist 21''3. Fuͤr naͤchtliche
                              Beobachtungen wurde bisher die Scale mit starken Wachskerzen beleuchtet; in Zukunft
                              werden dazu Argand'sche Lampen gebraucht werden.
                           Eine der Hauptanwendungen des Apparats besteht nun in der scharfen Bestimmung der
                              magnetischen Declination und ihrer Veraͤnderung in verschiedenen
                              Tagesstunden, Monaten und Jahren. Alle Tage wird die Aufzeichnung zwei Mal zu
                              bestimmten Stunden gemacht: man hat dazu die Vormittagsstunde 8 Uhr, und die
                              Nachmittagsstunde 1 Uhr gewaͤhlt, mit welchen Zeiten bei regelmaͤßigem
                              Verlauf der taͤglichen Variationen die kleinste und die groͤßte
                              Declination, wenigstens in den ersten Monaten des Jahrs, ungefaͤhr
                              zusammenfallen. Die erhaltenen Mittelwerthe fuͤr die westliche Declination
                              der Magnetnadel sind folgende gewesen:
                           
                              
                                 
                                   8 Uhr Vormittags.
                                   1 Uhr Nachmittags.
                                 
                              
                                 Maͤrz, zweite Haͤlfte
                                 18°
                                 38'
                                 16''
                                 0
                                 18°
                                 46'
                                 40''
                                 4
                                 
                              
                                 April
                                 
                                 36
                                   6,
                                 9
                                 
                                 47
                                   3,
                                 8
                                 
                              
                                 Mai
                                 
                                 36
                                 28,
                                 2
                                 
                                 47
                                 15,
                                 4
                                 
                              
                                 Junius
                                 
                                 37
                                 40,
                                 7
                                 
                                 47
                                 59,
                                 5
                                 
                              
                                 Julius
                                 
                                 37
                                 57,
                                 5
                                 
                                 48
                                 19,
                                 0
                                 
                              
                           Ferner werden an gewissen Tagen im Jahre 44 Stunden hindurch ununterbrochen in kurzen
                              Zeitfristen die Veraͤnderungen der Declination beobachtet. Der Zwek dieser
                              Beobachtungen ist, theils den regelmaͤßigen Verlauf nach und nach immer
                              vollstaͤndiger kennen zu lernen, theils die Bewandtniß, welche es mit den so
                              haͤufig dazwischen kommenden, zuweilen, besonders bei Nordlichtern, ungemein
                              betraͤchtlichen außerordentlichen Anomalien hat, durch Vergleichung der
                              gleichzeitigen Beobachtungen an verschiedenen Orten zu erforschen. Die in dieser
                              Hinsicht bisher erhaltenen Resultate zeigen auf das klarste, daß kleinere und
                              groͤßere Anomalien der Magnetnadel, die zuweilen in ziemlich kurzen Fristen
                              wechseln, nicht locale, sondern kraͤftige, weithin wirkende Ursachen haben
                              muͤssen, was man in Beziehung auf sehr große mit Nordlichtern in Verbindung
                              stehende Unregelmaͤßigkeiten auch schon fruͤher bemerkt hatte.
                           Von Zeit zu Zeit wird in dem magnetischen Observatorium auch die Bestimmung der
                              absoluten Intensitaͤt des Erdmagnetismus wiederholt werden. Drei Bestimmungen
                              mit verschiedenen Staͤben gaben
                           
                              
                                 17 Julius
                                 1,7743
                                 
                              
                                 20    –
                                 1,7740
                                 
                              
                                 24    –
                                 1,7761
                                 
                              
                           als Werth der horizontalen Kraft, wobei, wie bei den
                              fruͤheren Bestimmungen mit kleineren Staͤben, die Zeitsecunde, das
                              Millimeter und das Milligramm als Einheiten zum Grunde liegen.
                           Eben so, wie mit dem fruͤheren in der Sternwarte aufgestellten Apparate, hat
                              man auch mit dem gegenwaͤrtigen im M. O. Vorrichtungen zu
                              elektro-magnetischen Versuchen und Messungen verbunden. Der
                              ausgehaͤngte Magnetstab ist von einem aus 200 Umwindungen bestehenden
                              Multiplicator umgeben, dessen Construction die Anwendung von nicht besponnenem Draht
                              erlaubte: die Drahtlaͤnge betraͤgt 1100 Fuß. Mit Huͤlfe eines
                              sehr einfach construirten Commutators kann der Beobachter, ohne sein Auge vom
                              Fernrohr zu entfernen, jeden Augenblik die Richtung des galvanischen Stroms
                              umkehren, oder den Strom ganz unterbrechen.
                           Mit diesen Einrichtungen steht eine großartige und bisher in ihrer Art einzige Anlage
                              in Verbindung, die man Hrn. Prof. Weber verdankt. Dieser
                              hat bereits im vorigen Jahre von dem physicalischen Cabinet aus uͤber die
                              Haͤuser der Stadt hin bis zur Sternwarte eine doppelte Drahtverbindung
                              gefuͤhrt, welche gegenwaͤrtig von der Sternwarte bis zum magnetischen
                              Observatorium fortgesezt ist. Dadurch bildet sich eine große galvanische Kette,
                              worin der galvanische Strom, die an beiden Endpunkten befindlichen Multiplicatoren
                              mitgerechnet, eine Drahtlaͤnge von fast neuntausend Fuß zu durchlaufen hat. Der Draht der Kette ist
                              groͤßten Theils Kupferdraht von der im Handel mit 3 bezeichneten Nummer,
                              wovon eine Laͤnge von einem Meter acht Gramm wiegt; der Draht des
                              Multiplicators im M. O. ist uͤbersilberter Kupferdraht N°. 14, wovon
                              auf ein Gramm 2,6 Meter kommen. Diese Anlage ist ganz dazu geeignet, zu einer Menge
                              der interessantesten Versuche Gelegenheit zu geben. Man bemerkt nicht ohne
                              Bewunderung, wie ein einziges Plattenpaar am andern Ende hineingebracht,
                              augenbliklich dem Magnetstabe eine Bewegung ertheilt, die zu einem Ausschlage von
                              weit uͤber tausend Scalentheilen ansteigt; noch auffallender aber findet man
                              wenigstens anfangs, daß ein Plattenpaar von sehr geringer Groͤße, z.B. einem
                              Zoll im Durchmesser, und unter Anwendung von bloßem Brunnen- oder selbst
                              destillirtem Wasser eine nicht viel kleinere Wirkung hervorbringt, als ein sehr
                              großes Plattenpaar mit starker Saͤure. Und doch ist dieser Umstand bei
                              naͤherer Ueberlegung ganz in der Ordnung und dient nur zu neuer
                              Bestaͤtigung der schoͤnen zuerst von Ohm
                              aufgestellten Theorie. Bei Vermehrung der Anzahl der Plattenpaare waͤchst
                              hingegen die Wirkung, und zwar dieser beinahe proportional. Die Leichtigkeit und
                              Sicherheit, womit man durch den Commutator die Richtung des Stroms und die davon
                              abhaͤngige Bewegung der Nadel beherrscht, hatte schon im vorigen Jahre
                              Versuche einer Anwendung zu telegraphischen Signalisirungen
                                 veranlaßt, die auch mit ganzen Woͤrtern und kleinen Phrasen auf das
                                 vollkommenste gelangen. Es leidet keinen Zweifel, daß es moͤglich seyn
                                 wuͤrde, auf aͤhnliche Weise eine unmittelbare telegraphische
                                 Verbindung zwischen zweien eine betraͤchtliche Anzahl von Meilen von
                                 einander entfernten Oertern einzurichten. (Aus den Goͤttingischen
                              gelehrten Anzeigen. 1834. 128stes Stuͤk.)
                           
                        
                           Ueber die Fahrten des Dampfwagens des Hrn. d'Asda zu
                              Paris
                           entlehnen wir aus dem Messager
                              folgende Notiz, in der das Vollstaͤndigste enthalten ist, was uns
                              uͤber diese Unternehmung bekannt geworden. „Dieser Dampfwagen,
                                 heißt es daselbst, fuhr am 18. Febr. in 89 Minuten von Paris nach Versailles und
                                 in 80 1/2 Minute zuruͤk, wornach also im Hinfahren 3 Stunden und auf der
                                 Ruͤkkehr 3 1/4 Stunde Weges auf die Stunde kamen. Hr. d'Asda ließ den Wagen absichtlich so langsam laufen,
                                 indem die Maschinerie, welche in England fuͤr macadamisirte Straßen
                                 erbaut wurde, nicht geeignet seyn duͤrfte, den heftigen
                                 Erschuͤtterungen der Wagen auf unseren gepflasterten Straßen zu
                                 widerstehen. Die Geschwindigkeit des Wagens wird sich auf 10 Stunden Weges in
                                 einer Stunde Zeit treiben lassen, und derselbe wird mit Leichtigkeit 6 Stunden
                                 zuruͤklegen, wenn gewisse Vorkehrungen gegen die zu heftigen
                                 Erschuͤtterungen getroffen sind. Hr. d'Asda
                                 ließ seinen Wagen um so weniger aus Furcht vor einer Explosion so langsam
                                 lausen, als sein Kessel aus 81 Roͤhren zusammengesezt ist, von denen jede
                                 an 4 Stellen mit den anderen communicirt: so daß demnach, wenn ja eine dieser
                                 Roͤhren bersten wuͤrde, dadurch nur ein zufaͤlliges Ventil
                                 erzeugt wuͤrde, wodurch jene allgemeine Explosion unmoͤglich
                                 gemacht waͤre. Das Bersten einer einzelnen solchen Roͤhre kann
                                 unter diesen Umstaͤnden keine anderen nachtheiligen Folgen bewirken, als
                                 daß der Wagen stehen bleibt: ein Beweis hiefuͤr ergab sich vor 14 Tagen
                                 auf dem Boulevard, wo der Wagen aus einem solchen Grunde stehen blieb, bis er
                                 nach kurzer Zeit an Ort und Stelle ausgebessert war. Alle
                                 Sachverstaͤndigen sind der Ueberzeugung, daß eine derlei Maschine gar
                                 keine Gefahr darbietet; und dieß ist um so schaͤzbarer, als man bei
                                 diesem Systeme roͤhrenfoͤrmiger Kessel mit aller Sicherheit das
                                 von unserem beruͤhmten Arago so sehr
                                 gepriesene System des Hochdrukes anwenden, und dadurch große Kraft zugleich mit
                                 Leichtigkeit der Maschine und Ersparniß an Brennmaterial und Wasser erreichen
                                 kann. Der Dampfwagen des Hrn. d'Asda wiegt daher mit
                                 Inbegriff des Wassers und der Kohks, die er fuͤr eine Station braucht,
                                 nur 2200 Kilogr., und dieses Gewicht laͤßt sich sogar noch auf 2000
                                 Kilogr. reduciren. – Um eine schiefe Flaͤche von 1/12 zu
                                 erklimmen, muß die Triebkraft auf einer Eisenbahn um das Zwanzigfache, auf einer
                                 gewoͤhnlichen Straße aber nur um das Doppelte vermehrt werden; denn die
                                 Kraft, welche noͤthig ist, um ein Gewicht auf einer Eisenbahn
                                 fortzuschaffen, betraͤgt nur den 240sten Theil dieses Gewichtes,
                                 waͤhrend es auf einer gewoͤhnlichen Straße die Haͤlfte
                                 betraͤgt; dagegen braucht man aber sowohl auf der einen, als auf der
                                 anderen, wenn es sich um Ueberschreitung einer Anhoͤhe mit einer Steigung
                                 von 1 in 12 handelt, eine Supplementarkraft, welche halb so groß ist, als das
                                 Gewicht, welches fortgeschafft werden soll. Der Wagen des Hrn. d'Asda hat daher beim Hinanfahren von Anhoͤhen
                                 vor den Eisenbahnwagen einen Vortheil von 20 gegen 1, und vor den mit 6 Pferden
                                 bespannten Wagen einen Vortheil von 3 gegen 1 voraus. Der Dampfwagen braucht auf
                                 ebenem Wege nur eine Kraft von 4 Pferden zu seinem Laufe; da seine Maschine
                                 jedoch eine Kraft von 14 Pferden entwikelt, so kann er im Falle eines
                                 Widerstandes seine Kraft verdreifachen. – Wir muͤssen
                                 uͤbrigens gestehen, daß der Dampfwagen, als er gestern bei Auteuil von
                                 der Straße in einen kothigen Seitentheil hinabglitt, er sich nur mit
                                 Muͤhe wieder heraus arbeiten konnte. Einem derlei Unfalle waͤre
                                 fuͤr die Zukunft leicht vorzubeugen, wenigstens laͤßt sich die
                                 Ursache desselben leicht erklaͤren. Der Wagen fuhr mit einem Druke von 6
                                 Atmosphaͤren ab, und hatte ihrer kaum 8 erreicht, als sich der Widerstand
                                 darbot, zu dessen Ueberwindung 12 bis 14 erforderlich gewesen waͤren; es
                                 fehlte daher an Kraft. Dieß war aber noch nicht Alles; die Maschine greift
                                 naͤmlich nur in das linke Hinterrad, welches die drei anderen
                                 Raͤder in Bewegung sezt: eine Einrichtung welche noͤthig ist,
                                 damit der Wagen kurz umwenden kann. Braucht man aber auf gerader oder leicht
                                 gekruͤmmter Bahn ein Supplementarrad, so muß auch das rechte Hinterrad
                                 eingehaͤngt werden; dieß haͤtte denn auch geschehen sollen, als
                                 der Wagen gestern von der Straße hinabglitt, und zwar um so mehr, als der Wagen
                                 zur Rechten abglitt, und als die Triebkraft, die den Wagen wieder auf das
                                 Pflaster heraufschaffen sollte, nur von der Linken kam. Leider ward aber der
                                 Haken zu kurz, so daß das Rad nicht gefaßt werden konnte. – Wir halten
                                 also dessen ungeachtet das große Problem fuͤr geloͤst, obschon
                                 noch viel zu thun uͤbrig ist, bis die Dampfwagen den regelmaͤßigen
                                 Dienst auf unseren Straßen versehen werden. Wir haben den Unfall, der den Wagen
                                 des Herrn d'Asda traf, offen dargestellt, und wir
                                 bezeichnen selbst noch eine andere Unvollkommenheit, naͤmlich die, daß
                                 das Treibrad auf weichem Boden glitscht, und beinahe 2 Umgaͤnge macht,
                                 ehe die uͤbrigen Raͤder, die sich verkleistern, und die deßhalb
                                 mit Krazeisen versehen seyn muͤssen, deren eine machen. Wir sezen jedoch
                                 alles Vertrauen in Hrn. d'Asda und seine
                                 Associé's, welche kein Hinderniß verhehlen, und sie zu besiegen nicht
                                 muͤde werden. Die beiden Ingenieurs, welche auf Befehl der Regierung der
                                 gestrigen Probefahrt beiwohnten, scheinen keinen Zweifel uͤber das
                                 endliche Gelingen zu hegen. Was die Ersparniß bei diesen Fahrten betrifft, so
                                 ist dieselbe offenbar. Die Fahrt nach Versailles und zuruͤk kostete 280
                                 Kilogr. Kohks und 900 Liter Wasser; rechnet man die Fuhr Kohks zu 28 Fr., so
                                 gibt dieß eine Ausgabe von beilaͤufig 11 Fr. Dieß kann jedoch bei der
                                 Berechnung im Großen nicht als Basis dienen, indem der Kessel nur 4 1/2 Stunden
                                 lang geheizt wurde, und also verhaͤltnißmaͤßig weit mehr Kohks
                                 brauchte, als er gebraucht haͤtte, wenn er eine laͤngere Zeit und
                                 zu mehreren Fahrten ununterbrochen fort geheizt worden waͤre; der Wagen
                                 besaß naͤmlich bei seiner Ankunft noch so viel Feuer und Dampf, daß er
                                 fuͤglich noch ein Paar Stunden haͤtte damit zuruͤklegen koͤnnen.
                                 Hr. d'Asda ist seinem Ziele nahe und er wird es auch
                                 erreichen, denn es fehlt ihm weder an Ausdauer, noch an Sachkenntniß. Seine
                                 Versuche werden fortgesezt werden, so wie die Vorsichtsmaßregeln gegen das
                                 Abgleiten des Wagens von dem Straßenpflaster getroffen sind.“
                              
                           
                        
                           Einiges uͤber die Leistungen der Dampfwagen auf der
                              Liverpool-Manchester-Eisenbahn.
                           Wir entlehnen aus dem Examen, welches Hr. William Reed,
                              Agent der Gesellschaft zur Erbauung der Southampton-Eisenbahn, bei der
                              Durchfuͤhrung der hiezu noͤthigen Bill vor dem Unterhause zu bestehen
                              hatte, folgende Daten, welche einige der Leistungen der
                              Liverpool-Manchester-Eisenbahn in noch helleres Licht sezen
                              duͤrften. Hr. Reed beantwortete naͤmlich
                              folgende Fragen der Commission auf folgende Weise. – Fr. Koͤnnen Sie Beispiele einer großen, auf der
                              Liverpool-Manchester-Eisenbahn erreichten Geschwindigkeit angeben? A.
                              Ich fuhr drei oder vier Tage lang auf dieser Eisenbahn hin und her, und notirte die
                              Zeit, welche die Wagenzuͤge hiebei brauchten. Am 5. Mai 1833 legte die
                              Maschine Leeds mit einem Zuge von 5 Kutschen, in denen sich 64 Reisende befanden,
                              die Streke zwischen Liverpool und Manchester in einer Stunde und 20 Minuten
                              zuruͤk, und dabei wurde die Maschine an der schiefen Flaͤche, welche
                              eine Steigung von 1 in 96 hat, auf keine Weise unterstuͤzt. Den
                              naͤchstfolgenden Tag fuhr ich mit der Maschine Aetna von Manchester nach
                              Newton, eine Streke von 15 englischen Meilen; die Ladung bestand aus 5 Tonnen, 5
                              Kutschen mit 64 Reisenden und 2 Maschinenwaͤrtern. Wir fuhren die erste Meile
                              in 3 Minuten 10 Secunden, die zweite in 2 Min. und 56 Sec. und die dritte in 2 Min.
                              55 Sec.; in Newton langten wir in 43 Min. an. Ich fuhr noch denselben Tag von hier
                              bis auf 6 oder 7 Meilen von Liverpool. Wir begegneten hier von Liverpool kommend der
                              Maschine Firefly mit 14 angehaͤngten Karren, von denen 2 mit Schweinen, 4 mit
                              Bauholz und 8 mit Baumwolle beladen waren. Am Fuße der schiefen Flaͤche von
                              Whiston, deren Steigung 1 in 96 betraͤgt, hielten wir an, indem wir dieselbe
                              ohne Beihuͤlfe eines Bewegungsmomentes hinanfahren wollten. Wir machten 6 der
                              Karren los, und fuhren mit den 8 uͤbrigen, deren Last 40 Tonnen betrug, die
                              erste halbe Meile in 2 Min. 2 Sec., die zweite in 2 Min. 20 Sec., die
                              naͤchste Viertelstunde in 1 Min. 25 Sec. und die lezte in 1 Min. 15 Sec.
                              hinan. Wir legten demnach bei einer Ladung, welche 150 Personen gleichkam, die 1 1/2
                              Meilen in 6 Min. 58 Sec. zuruͤk, woraus sich also im Durchschnitte eine
                              Geschwindigkeit von 13 engl. Meilen in der Stunde ergab. Auf gleiche Weise wurden
                              auch die 6 uͤbrigen Karren heraufgeschafft, worauf wir dann oben angelangt
                              mit allen 14 Karren und 70 Tonnen Ladung mit einer Geschwindigkeit von 14 engl.
                              Meilen in der Stunde fortfuhren. Dieselbe Maschine legte, wie mich der Maschinist
                              versicherte, bereits 40,000 engl. Meilen zuruͤk, ohne einer Ausbesserung
                              bedurft zu haben. – Fr. Ergab sich bereits eine
                              Gelegenheit Truppen auf der Eisenbahn zu transportiren? A. Ja; am 8. Mai 1834
                              ruͤkte in Manchester ein Regiment, welches nach Irland bestimmt war, zwischen
                              5 und 6 Uhr Morgens aus seiner Kaserne. Es waren 31 Wagen, die einen einzigen Zug
                              bildeten, und an welche zwei Maschinen gespannt wurden, hergerichtet. Auf diesen Zug
                              wurden sogleich 634 Mann mit Waffen und Gepaͤk gesezt, und in 2 Stunden 14
                              Minuten war die Mannschaft in Liverpool, obschon zu Newton zur Einnahme von Wasser
                              etwas angehalten werden mußte. Die uͤbrige Mannschaft kam auf gleiche Weise
                              an, und bevor noch der Mittag gekommen war, befand sich das ganze Regiment an Bord
                              und unter Segel nach Irland! Die 31 Wagen hatten ein Gewicht von 62 Tonnen, und
                              rechnet man hiezu noch die 634 Mann, jeden mit Waffen und Gepaͤk zu 200
                              Pfund, so gibt dieß eine Last von 125 Tonnen. – Fr. Wirkten hier beide Maschinen gleich anfangs zusammen? A. In einer der
                              Maschinen war der Dampf anfangs noch nicht gehoͤrig entwikelt, so daß sie
                              selbst von der andern Maschine fortgezogen werden mußte, und daß sie erst, nachdem 4
                              bis 5 Meilen zuruͤkgelegt waren, mitwirken konnte. – Fr. Wurden die Maschinen in den lezten Jahren wesentlich
                              verbessert? A. Allerdings, obschon die Verbesserungen weniger in deren Einrichtung,
                              als vielmehr darin bestanden, daß man Maschinen von groͤßerer Kraft baute.
                              – Fr. Ließ man die Triebkraft in den lezten Jahren
                              nicht sowohl auf die
                              hinteren als auf die vorderen Raͤder wirken? A. Man machte in dieser Hinsicht
                              Versuche; man ist aber, wie mir scheint, noch nicht daruͤber einig, welche
                              Methode die beste ist. – Fr. Sind die neueren
                              Verbesserungen so bedeutend, daß man es nicht der Muͤhe werth und lohnend
                              haͤlt, die alten Maschinen auszubessern? A. Viele der anfaͤnglich
                              gebrauchten Maschinen liegen nun unbenuzt und beduͤrfen einer bedeutenden
                              Ausgabe, um sie wieder brauchbar zu machen. Ich glaube daher, daß die Gesellschaft
                              auf den Ankauf neuer Maschinen eine groͤßere Summe verwendet.
                           
                        
                           Woodhouse's Methode, das Abrollen von Wagen von schiefen
                              Eisenbahnen zu verhindern.
                           Hr. James Woodhouse gibt im Mechanics' Magazine, No. 589, nachtraͤglich folgende Methode an, um
                              an Bergwerken, beim Transporte uͤber Huͤgel etc., das
                              Hinabstuͤrzen der Wagen uͤber die Eisenbahnen im Falle des Abreißens
                              des Zugseiles zu verhindern. Man soll naͤmlich an der inneren Seite der
                              Eisenbahn eine Verzahnung anbringen, gleichwie sie bereits oͤfter an
                              Eisenbahnen in Vorschlag gebracht wurde, und in diese Verzahnung sollen die hinteren
                              Wagenraͤder, welche gleichfalls mit Zaͤhnen versehen seyn
                              muͤßten, eingreifen. An dem Wagen oder Karren selbst sollte ein Haken oder
                              Sperrkegel befestigt seyn, welcher beim Brechen des Zugseiles alsogleich herabfiele,
                              und dadurch, daß er in die Zaͤhne der hinteren Raͤder eingriffe, den
                              Wagen jedes Mal zum Stillstehen braͤchte. Dieser Vorschlag reiht sich, wie
                              unsere Leser sehen, an diejenigen, welche Hoar zu St.
                              Helena, und Laudale, Deakin und Woodhouse in England in Anregung brachten, und die wir kuͤrzlich
                              aus dem Mechanics' Magazine mittheilten.
                           
                        
                           Ueber die Tiefe der tiefsten Bergwerke, und uͤber
                              einige in denselben angestellte Versuche.
                           Hr. Taylor hielt vor der dritten Versammlung der British Association einen Vortrag uͤber die
                              groͤßten Tiefen, bis zu welchen man in verschiedenen Bergwerken gedrungen
                              ist. Wir entlehnen hieraus folgende Zusammenstellung, so wie sie in dem uͤber
                              die angegebene Versammlung erschienenen Berichte enthalten ist.
                           
                              
                                 1.
                                 Eine der Gruben zu Kitzbuͤhl in Tyrol hat eine
                                    Tiefe von
                                 2764 Fuß.
                                 
                              
                                 2.
                                 Die Sampson-Grube zu Andreasberg am Harz
                                 2230  –
                                 
                              
                                 3.
                                 Die Valenciana-Grube zu Guanaxuato in
                                    Mexico
                                 1770  –
                                 
                              
                                 4.
                                 Die Pearce's-Grube an den Consolidated Mines in Cornwallis
                                 1464  –
                                 
                              
                                 3.
                                 Die Wheel-Abraham-Grube
                                    ebendaselbst
                                 1452  –
                                 
                              
                                 6.
                                 Die Dolcoath-Grube ebendaselbst
                                 1410  –
                                 
                              
                                 7.
                                 Die Ecton-Grube in Staffordshire
                                 1380  –
                                 
                              
                                 8.
                                 Die Woolfs-Grube an den Consolidated Mines
                                 1350  –
                                 
                              
                           In Hinsicht auf die Entfernung von dem Mittelpunkte der Erde sind diese Gruben
                              aͤußerst verschieden; denn die Woolf's-Grube reicht bis auf eine Tiefe
                              von 1230 Fuß unter die Meeresflaͤche, waͤhrend der Grund der
                              Valenciana-Grube noch volle 6000 Fuß uͤber der Meeresflaͤche
                              liegt. Nimmt man den Durchmesser der Erde zu 8000 Meilen an, sagt Hr. Taylor, und die groͤßte Tiefe, auf die man in den
                              Bergwerken unter die Meeresflaͤche gelangte, zu 1230 Fuß oder
                              beilaͤufig zu 1/4 Meile, so folgt, daß wir bisher nur erst bis auf den
                              1/32000 Theil des Durchmessers in unsere Erdkugel gedrungen sind. – Etwas
                              weiter sind wir dem Durham Advertiser zu Folge in
                              neuester Zeit gekommen, denn die Pearce's-Grube
                              hat gegenwaͤrtig eine Tiefe von 1650 Fuß, wovon 1338 Fuß unter der
                              Meeresflaͤche. Die groͤßte relative Tiefe hat jedoch die
                              Steinkohlengrube Monkwearmouth bei Sunderland, die bei einer absoluten Tiefe von
                              1600 Fuß, nicht weniger als 1513 Fuß tief unter die Meeresflaͤche reicht,
                              obschon sie erst im Jahre 1826 eroͤffnet wurde. Man wird uns verzeihen, wenn
                              wir uͤber dieses merkwuͤrdige unterirdische Unternehmen in einige
                              ausfuͤhrlichere Details eingehen; man wird daraus, wenn auch gar nichts
                              anderes, so doch wenigstens das ersehen, mit welcher Ausdauer der Englaͤnder
                              ein Vorhaben verfolgt, welches am Ende einen auch nur einiger Maßen wahrscheinlichen
                              Erfolg verspricht. Der Schacht wurde anfangs durch ein 330 Fuß tiefes Lager
                              Bitterkalk getrieben, an
                              dessen Grund sich in jeder Minute gegen 3000 Gallons Wasser ansammelten. Um dieß zu
                              gewaͤltigen, wurde eine Dampfmaschine von 180 bis zu 200
                              Pferdekraͤften noͤthig erachtet. Im August 1831 kam man in einer Tiefe
                              von 344 Fuß zuerst auf ein 1 1/2 Zoll dikes Lager Steinkohlen, wo es dann auch
                              endlich gelungen war das gewaltige Hereinbrechen der Grubenwasser, welches den
                              Arbeiten so hinderlich war, durch cylindrische metallene Roͤhren oder
                              Gehaͤuse, die ringsum von dem Kohlenlager bis zu einer Tiefe von 78 Fuß
                              emporreichten, zu bemeistern. Man grub hierauf bis in eine Tiefe von 600 Fuß, und
                              weit tiefer, als man sonst mehrere bekannte Kohlenlager erreichte. In einer Tiefe
                              von 1000 Fuß kam man abermals auf einen Wasserquell, der neue Auslagen fuͤr
                              Pumpen noͤthig machte. Jedermann hielt das Unternehmen fuͤr
                              hoffnungslos, nur die Eigenthuͤmer, die HH. Pemberton, ließen sich nicht abschreken, bis sie endlich in einer Tiefe
                              von 1578 Fuß ein ergiebiges Kohlenlager erreichten. – Gegen Ende Novembers
                              begab sich nun eine Gesellschaft mehrerer wissenschaftlich gebildeter Maͤnner
                              in diese Grube, um daselbst verschiedene Beobachtungen anzustellen, bei denen ihnen
                              die Unternehmer allen moͤglichen Vorschub leisteten. Am Eingange des
                              Schachtes, der 87 Fuß uͤber der Meeresflaͤche liegt, zeigte das
                              Barometer bei 53° F. 30,518; am Grunde des neuen Bergwerkes hingegen, d.h. in
                              einer Tiefe von 1584 Fuß unter der Meeresflaͤche, zeigte es 32,280 bei
                              58° F., ein Stand, den fruͤher wahrscheinlich noch kein menschliches
                              Auge beobachtet hatte. In dem Kohlenlager sind nun 4 Stollen begonnen, von denen der
                              laͤngste 66 Fuß lang und 6 Fuß breit ist. Dieser, in welchen das Ende des
                              Ventilir-Apparates reichte, und aus welchem die Arbeiter eben fortgegangen
                              waren, gab bei den angestellten Versuchen folgende Resultate. Die Temperatur der
                              Luft zeigte am Anfange des Stollens 62, an dessen Ende hingegen 63° F., und
                              außer dem Luftstrome 68°. Man nahm ein Stuͤk Kohle vom Grunde, sezte 2
                              Thermometer an deren Stelle, und bedekte die Kugeln mit Kohlenstaub, worauf die
                              Temperatur auf 71° stieg. Am Ende des Stollens befand sich eine kleine
                              Wasserpfuͤze, deren Wasser eine Temperatur von 70° F. und 3 Stunden
                              spaͤter von 69 1/2° hatte. Ein Register-Thermometer wurde 30
                              Fuß vom Eingange des Stollens entfernt 18 Zoll tief in den Boden versenkt; nach 40
                              Minuten zeigten sich als Maximum der Temperatur 67°; ein zweites
                              Register-Thermometer, welches am Ende des Stollens vergraben wurde, zeigte
                              70°; in ein noch tieferes Loch versenkt, aus dessen Seiten etwas Wasser
                              hervorsikerte, zeigten sich als Maximum 71 1/2°; in das Wasser untergetaucht,
                              welches sich in dem Loche ansammelt und aus welchem sich Blasen von brennbarem Gase
                              entwikelten, wechselte die Temperatur von 71,5 bis zu 72,6°. Ein anderes
                              Thermometer, welches in einem anderen Schachte 2 1/2 Fuß eingegraben wurde, und an
                              welchem man allen Luftzutritt verhinderte, zeigte nach 48 Stunden 71,2° F.
                              Man beabsichtigt eine Reihe weiterer Versuche.
                           
                        
                           Ueber einige an der Kerzenflamme bemerkbare
                              Erscheinungen.
                           Der Aufsaz des Hrn. J. O. N. Rutter, den wir im Polyt. Journale
                              Bd. LIII. S. 186 uͤber diesen
                              Gegenstand aus dem Mechanics' Magazine mittheilten, hat
                              in eben diesem Journale mehrere Aufsaͤze veranlaßt, auf welche wir
                              diejenigen, die dieser Gegenstand besonders interessirt, aufmerksam machen. Wir
                              begnuͤgen uns zur Ergaͤnzung des Gesagten nur noch Folgendes
                              beizufuͤgen. – Die Versuche des Hrn. Rutter
                              wurden mehrseitig wiederholt, und richtig befunden, obschon sie gegen die von Davy aufgestellte Theorie sprechen. Ein Correspondent des
                              Mech. Mag. sagt in Nr. 586 dieser Blaͤtter,
                              daß es hienach gar keinem Zweifel mehr unterliege, daß die Flamme im Inneren hohl
                              sey, und keinen Sauerstoff enthalte, sondern nur ein Magazin von gekohltem
                              Wasserstoffgase, wie es schon das schwarze kohlige Aussehen eines nicht zu langen
                              Dochtes andeute. Sollte dieß nicht genuͤgen, so kann man sich, wie Hr. W. Baddeley in Nr. 590 zeigte, am leichtesten von der
                              Wahrheit dieser Behauptung uͤberzeugen, wenn man den Schatten betrachtet, den
                              eine brennende Lampe mittelst der reflectirten Sonnenstrahlen auf weißes Papier
                              wirft; man wird naͤmlich an diesem sehr deutlich die durch die Hohlheit der
                              Flamme veranlaßte Durchsichtigkeit bemerken, so wie man bei diesem Versuche, zu
                              welchem die directen Sonnenstrahlen zu stark sind, sehr schoͤn auch die
                              emporsteigenden Saͤulen erhizter Luft und Rauch beobachten kann. Einen zweiten Beweis
                              erhaͤlt man, wenn man ein Stuͤk Papier, welches mit vielen feinen
                              Loͤchern durchbohrt ist, in eine Flamme bringt, und wieder herausnimmt, bevor
                              es noch verkohlen konnte. Man wird hier naͤmlich im Umfange der Flamme einen
                              braunen Ring bemerken, waͤhrend die inneren Theile des Papieres beinahe
                              unveraͤndert blieben. – Die Versuche, welche Hr. John Davies zu Manchester hieruͤber anstellte, und welche Hrn. Rutter nicht bekannt waren, obschon sie in den Annals of Philosophy Vol. VIII. bekannt gemacht wurden,
                              sind hoͤchst einfach und schlagend. Er brachte ein Stuͤk Phosphor oder
                              einen anderen brennenden Koͤrper in die Flamme eines Kerzenlichtes oder in
                              die Weingeistflamme, und fand, daß sich dieser Koͤrper weder in der einen,
                              noch in der anderen entzuͤndete. Der Phosphor entzuͤndet sich zwar, so
                              wie er in die Flamme gebracht wird; allein er verlischt auch alsogleich wieder, so
                              wie er ganz und gar von ihr umgeben ist. Blaͤst man die Flamme etwas schief,
                              so daß deren Rand mit dem Phospor in Beruͤhrung kommt, so brennt dieser
                              alsogleich wieder auf, um unmittelbar wieder zu verloͤschen, wenn man die
                              Flamme abermals ruhig und senkrecht emporsteigen laͤßt. Wenn der Phosphor
                              ganz von der Weingeistflamme umgeben ist, so kann man ihn sehr wohl mit einem
                              rothgluͤhenden Drahte beruͤhren, ohne daß er dadurch in
                              Entzuͤndung geriethe. – Uebrigens darf nicht vergessen werden, daß Franklin der erste war, der auch in dieser Hinsicht
                              Versuche anstellte. Er hielt naͤmlich einen Docht quer durch eine
                              Kerzenflamme, und fand hiebei, daß jene Theile, die den Raͤndern der Flamme
                              entsprachen, am schnellsten und am staͤrksten verkohlt wurden. Er schloß
                              hieraus sehr richtig, daß im Innern der Flamme keine Verbrennung vor sich gehe; und
                              es ist nur zu wundern, daß diese Versuche einem Manne von der Gelehrsamkeit Davy's entging. – Schließlich erwaͤhnen wir
                              noch folgenden Versuches, der gleichfalls in N. 586 des
                              Mechanics' Magazine angegeben ist. Wenn man einen
                              Strom oͤhlerzeugenden Gas uͤber einem Drahtgitter von 950
                              Loͤchern auf den Quadratzoll entzuͤndet, so gibt er ein sehr
                              schoͤnes Licht, welches um so schwaͤcher wird, je hoͤher man
                              das Drahtgitter uͤber die Spize der Flamme erhebt, waͤhrend
                              dafuͤr der Kohlenstoff, der sich unter dem Drahtgitter absezt, in demselben
                              Verhaͤltnisse zunimmt. Die schwache blaue Flamme, die man hiedurch
                              erhaͤlt, besizt jedoch eine solche Kraft, daß ein Stuͤk Platindraht in
                              derselben augenbliklich zum Weißgluͤhen kommt, was offenbar von dem
                              Waͤrmestoffe herzuruͤhren scheint, der durch die Fixirung des
                              Kohlenstoffes frei wird. – Nach demselben Correspondenten bleibt es daher
                              einfach bei der alten Theorie der Flamme; d.h. der fluͤssige, in dem Dochte
                              emporsteigende Talg wird zersezt; durch die Bildung von Kohlensaͤuere wird so
                              viel Waͤrme frei, daß eine weitere Zersezung des Kohlenwasserstoffes Statt
                              finden kann, der Kohlenstoff faͤllt nieder und vermehrt das Licht der Flamme,
                              waͤhrend sich der Wasserstoff mit dem Sauerstoffe der Luft zu Wasser
                              verbindet, welches sogleich verdampft, und mit bedeutender Kraft nach allen Seiten
                              der Kerze geschleudert wird.
                           
                        
                           Neue Bereitungsart des Kohlenoxydgases.
                           Dr. Mitchell gibt an, daß er vollkommen reines
                              Kohlenoxydgas erhielt, ohne dasselbe durch Kalkwasser oder durch irgend eine andere
                              Substanz von Kohlensaͤure zu befreien, indem er kleesaures Ammoniak mit
                              Schwefelsaͤure behandelte. Das Verfahren ist folgendes: Man erhizt eine Unze
                              gepulvertes kleesaures Ammoniak mit einer oder zwei Drachmen Schwefelsaͤure
                              in einer tubulirten Retorte sehr gelinde. In wenigen Minuten entbindet sich eine
                              reichliche Menge von Gas, welches auf gewoͤhnliche Art uͤber Wasser
                              aufgesammelt werden kann. Wenn die Hize nicht zu hoch getrieben wird, bestehen die
                              ersten und lezten Producte, welche in dem Recipienten aufgefangen werden, aus reinem
                              Kohlenoxydgas. Die Schwefelsaͤure scheint das kleesaure Salz zuerst in
                              Kleesaͤure und Ammoniak und dann erst die Kleesaͤure in ihre
                              Bestandtheile zu zersezen. Daß wirklich Kohlensaͤure entbunden wird, kann
                              nicht bezweifelt werden; sie scheint sich aber augenbliklich mit dem Ammoniak zu
                              verbinden und kohlensaures Ammoniak zu bilden, welches sogleich nach seiner
                              Entstehung vom Wasser verschlukt wird.
                           Wenn man einige Zeit lang eine sehr gelinde Hize unterhaͤlt, so bekommt man
                              dieselben Producte, ohne Schwefelsaͤure anzuwenden; leztere scheint aber den
                              Proceß zu beschleunigen. Bei Bereitung von Kohlenoxydgas mittelst Kleesaͤure
                              entsteht immer
                              Kohlensaͤure, welche durch Kalkwasser beseitigt werden muß. Leztere bildet
                              sich auch oder wird entbunden, wenn man kleesaures Ammoniak anwendet; da sie sich
                              dann aber sogleich mit dem Ammoniak vereinigt, so verunreinigt sie das Kohlenoxydgas
                              nicht. Man findet eine geringe Menge kohlensaures Ammoniak im Halse der Retorte;
                              groͤßten Theils wird es aber vom Wasser aufgenommen. Der Ruͤkstand in
                              der Retorte besteht aus starker Schwefelsaͤure. (Philosophical Magazine, November 1834, S. 391.)
                           
                        
                           Ein neues Indigo-Surrogat.
                           Es ist bekanntlich in mehreren oͤffentlichen Blaͤttern schon vor
                              laͤngerer Zeit bemerkt worden, daß es in England gelungen sey, aus
                              Abfaͤllen thierischer Substanzen einen Stoff zu bereiten, welcher den Indigo
                              ersezen kann. Die Naval and military Gazette
                              enthaͤlt nun in Nr. 104 und 105 folgende Notizen: „Wir haben
                                 mehrere wollene, seidene und baumwollene Gegenstaͤnde besichtigt, die mit
                                 dem neuen Indigo-Surrogat gefaͤrbt worden sind, auf welches
                                 kuͤrzlich ein Patent genommen worden ist, und das ohne Zweifel eine der
                                 wichtigsten Erfindungen der neueren Zeit ist, da man nun die schoͤnsten
                                 und haltbarsten Farben mit einer Substanz zu faͤrben im Stande ist, die
                                 unsere Fabriken nicht mehr, wie den Indigo, um hohen Preis vom Auslande zu
                                 beziehen gezwungen sind. Nichts kann die schoͤnen Farbenabstufungen,
                                 welche ausgestellt wurden, uͤbertreffen, und wir vernehmen, daß mehrere
                                 unserer ersten Fabrikanten entschlossen sind, dieses Surrogat
                                 unverzuͤglich in großem Maßstabe anzuwenden. Dagegen thun die bei dem
                                 Indigohandel betheiligten Personen, wie sich erwarten laͤßt, alles
                                 Moͤgliche, um die Verdienste dieser Entdekung herabzusezen; ihre
                                 Bemuͤhungen muͤssen nun aber fruchtlos bleiben, da sich ein
                                 praktischer Faͤrber in die British Companys
                                    Office, in Copthall Chambers, begab, um die verschiedenen mit diesem
                                 Surrogat gefaͤrbten Gegenstaͤnde zu besichtigen, und sich
                                 uͤberzeugte, daß die Farben insgesammt gut, zum Theil aber bei weitem
                                 lebhafter waren, als man sie mit Indigo zu erzielen im Stande ist. Er war
                                 gegenwaͤrtig, als der Patenttraͤger sie den kraͤftigsten
                                 chemischen Reagentien aussezte – allen Saͤuren, dem Urin etc.
                                 – und wurde uͤber die Haltbarkeit derselben wirklich in Erstaunen
                                 versezt. Derselbe uͤberzeugte sich bei dieser Gelegenheit auch, daß, wenn
                                 ein kraͤftiges chemisches Agens die Farbe zu zerstoͤren vermag,
                                 ein anderes dagegen sie großen Theils wieder herstellt; dieß kann nicht mit dem
                                 Indigo geschehen, denn Salpetersaͤure zerstoͤrt seine Farbe, ohne
                                 daß man im Stande waͤre, sie wieder herzustellen.“ (Wir
                              muͤssen hiebei bemerken, daß bis jezt noch keine einzige in England
                              erscheinende technische Zeitschrift uͤber jenes Indigo-Surrogat eine
                              Notiz gab, und daß wir daher die ganze Sache als ziemlich unwahrscheinlich zu
                              betrachten geneigt sind. A. d. R.)
                           
                        
                           Nachtrag zu Telford's
                              Biographie.
                           Als Nachtrag zu der Biographie des vortrefflichen Sir Th. Telford, die wir Bd. LIV. S. 305 unseres Journals mittheilten,
                              fuͤgen wir hier noch den lezten Willen dieses unsterblichen Mannes bei, so
                              wie ihn das Mechanics' Magazine in seiner Nr. 590
                              bekannt machte. Der Selige vermachte mehreren wohlthaͤtigen Stiftungen eine
                              Summe von 3000 Pfd. Sterl., mehreren Personen von besonders ausgezeichnetem
                              mechanischem Talente Legate, die sich zusammen auf 16,000 Pfd. Sterl. beliefen, und
                              dem Dichter Robert Southey 500 Guineen. Sollte sein
                              Vermoͤgen zur Ausbezahlung dieser Vermaͤchtnisse nicht ausreichen, so
                              sollte an saͤmmtlichen Legaten gleichmaͤßig abgezogen werden; im
                              entgegengesezten Falle hingegen waͤren die Vermaͤchtnisse
                              verhaͤltnißmaͤßig zu erhoͤhen. Dieser leztere Fall trat nun
                              auch wirklich ein, so daß Hr. Southey die Summe von 1000
                              Guineen bekam, und daß auch alle uͤbrigen Legate verdoppelt werden
                              konnten.