| Titel: | Bericht der Jury des Oberrheines über die zur Ausstellung bestimmten Gegenstände dieses Departements und über die Fortschritte der Industrie in demselben vom Jahre 1827 bis zum Jahre 1834. | 
| Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. LXXX., S. 454 | 
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                        LXXX.
                        Bericht der Jury des Oberrheines uͤber die
                           zur Ausstellung bestimmten Gegenstaͤnde dieses Departements und uͤber die
                           Fortschritte der Industrie in demselben vom Jahre 1827 bis zum Jahre 1834.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhausen, No. 35, S. 431.
                        Bericht der Jury des Oberrheines uͤber die zur Ausstellung
                           bestimmten Gegenstaͤnde dieses Departements etc.
                        
                     
                        
                           Die Fabrikanten des Oberrheines, welche durch ihre Fabrikate zu der im Jahre 1834
                              stattgefundenen franzoͤsischen Industrieausstellung berufen wurden, hat man
                              zur Mittheilung detaillirter Notizen uͤber ihre Fabriken aufgefordert. Von
                              den vielen Notizen, welche in dieser Hinsicht vorgelegt wurden, und welche dem
                              Wunsche der Verwaltung mehr oder weniger vollkommen entsprachen, enthalten mehrere
                              hoͤchst schaͤzbare Aufschluͤsse uͤber den
                              gegenwaͤrtigen Zustand unserer Industrie; allein alle tragen den Charakter,
                              der Individualitaͤt an sich, der sich auch nothwendig aus der Beschaffenheit
                              der Fragen, welche die Fabrikanten zu beantworten hatten, ergab.
                           Die Jury hat nach Einsichtnahme dieser Documente dafuͤr gehalten, daß es ihr
                              nicht zukomme die Genauigkeit der Angaben uͤber den Gang der einzelnen
                              Anstalten zu discutiren; sie beschraͤnkte sich demnach darauf, aus denselben
                              alles das auszuziehen, was dazu beitragen konnte, eine genaue Idee von dem
                              allgemeinen Zustande der Industrie im Departement des Oberrheines zu geben. Die
                              Mitglieder der Jury, welche sich in diese Arbeit theilten, mußten jedoch hiebei mit
                              einem gewissen Ruͤkhalte zu Werke gehen; denn wenn sie als Fabrikanten auch
                              die einzelnen Daten besser beurtheilen konnten, als andere den einzelnen
                              Fabrikationszweigen fremde Maͤnner, so konnten sie sich doch nicht in eine
                              Beurtheilung der vergleichsweisen Fortschritte der einzelnen Fabrikanten einlassen,
                              aus Furcht der Parteilichkeit beschuldigt zu werden. Nur wo ein Industriezweig keine
                              Nebenbuhler darbot, konnte die Jury nicht umhin den Verdiensten der Einzelnen
                              gehoͤrige Wuͤrdigung angedeihen zu lassen.
                           
                        
                           1. Baumwollspinnerei.
                           Die Zahl der Baumwollwaarenfabriken vermehrte sich in den Jahren 1825, 1826 und 1827
                              mit solcher Raschheit, daß die Erzeugnisse derselben den Bedarf bedeutend
                              uͤberstiegen, und daß folglich ein bis dahin beispielloses Sinken der Preise
                              ihrer Fabrikate entstand. Man entzog daher den Fabrikanten den Credit gerade in dem
                              Augenblike, wo sie dessen am nothwendigsten bedurften; viele Fabriken mußten
                              geschlossen werden, und der ganze Fabrikationszweig erlitt Verluste, von denen er
                              sich seitdem noch nicht vollkommen erholte.
                           Gegen das Ende des Jahres 1829 hatte sich das Gleichgewicht zwischen der Production
                              und dem Absaze allmaͤhlich wieder hergestellt, und die Fabriken arbeiteten
                              wieder mit groͤßerer Thaͤtigkeit, als diese durch die Furcht vor
                              Kriegen, inneren Unruhen und vor der Cholera neuerdings wieder unterbrochen wurde.
                              Erst seit dem Fruͤhlinge 1833 ist nun wieder Sicherheit und ein wirkliches
                              Wohlbehagen in die Fabriken zuruͤkgekehrt.
                           Hieraus ergibt sich, wie unguͤnstig die seit der lezten Industrieausstellung
                              verflossene Zeit fuͤr die weitere Entwikelung der Baumwollwaarenfabrikation
                              im Departement des
                              Oberrheines gewesen seyn mußte. Die Baumwollspinnerei, die ein bedeutendes ruhendes
                              Capital erfordert, verlangt mehr als irgend ein anderer Industriezweig Vertrauen und
                              Sicherheit; sie hatte daher auch am meisten von den Zeitumstaͤnden zu leiden,
                              und deßhalb hat sich die Zahl der Spindeln in unserem Departement seit dem Jahre
                              1827 nur um 40 bis 50,000 vermehrt. Uebrigens muß man gestehen, daß diese kritischen
                              Zeiten doch wenigstens das Gute hatten, daß die Fabrikenbesizer ihre ganze
                              Aufmerksamkeit auf die Vervollkommnung ihrer Anstalten richteten, und daß sie
                              wohlfeiler fabriciren lernten: so daß man mit Gewißheit sagen kann, daß unsere
                              Spinnereien in beiderlei Hinsicht sehr bedeutende Fortschritte machten.
                           Die Baumwollgespinnste, welche in ziemlich bedeutender Quantitaͤt aus unserem
                              Departement nach der Schweiz ausgefuͤhrt wurden, hielten daselbst in allen
                              Graden der Feinheit mit den englischen Gespinnsten einen vortheilhaften Vergleich
                              aus. Eben so verhaͤlt sich's auch zu Tarare, wo die Elsassergespinnste bis in
                              die feinsten Nummern hinauf zu denselben Preisen verkauft werden, wie die
                              englischen. In Rouen und Saint-Quentin gibt man unseren Gespinnsten
                              fuͤr aͤchtfarbige Artikel, deren Faden stark und gleich seyn muß, den
                              Vorzug, und eben so zieht man sie auch fuͤr die Maschinenweberei, welche
                              gleiche Eigenschaften des Gespinnstes erheischt, vor.
                           Einige Vereinfachungen, die in der Zubereitung der Baumwolle vorgenommen wurden,
                              trugen zu Ersparungen bei; die groͤßte Ersparung ist jedoch durch die
                              Vervollkommnung der im Departement selbst gebauten Maschinen bedingt, indem in Folge
                              dieser Verbesserungen der Gang der Maschinen bedeutend beschleunigt und deren Ertrag
                              erhoͤht werden kann, ohne daß zugleich auch die Handarbeit dabei vermehrt
                              wird.
                           
                        
                           2. Calico-, Perkal- und
                                 Mousselinweberei.
                           Im Jahre 1827 war dieser Industriezweig sehr bluͤhend, und die Producte
                              desselben genossen einen großen Ruf. In allen unseren Thaͤlern von Kaiserberg
                              und Lapoutroie aus bis Giromagny, Muͤlhausen, Colmar und viele andere
                              Gemeinden der Rheinebene befanden sich Webereien, in denen man Calico's, Perkals,
                              Jaconats und Mousseline fabricirte.
                           In lezteren Artikeln wetteifert das Departement des Oberrheines gegenwaͤrtig
                              mit den Fabriken von Saint-Quentin; allein unsere Fabrikanten bedienen sich
                              immer der Handwebestuͤhle und der gewoͤhnlichen Vorbereitungsmittel,
                              indem nur das Spulen auf mechanische Weise geschieht. Eben so verhielt sich's im
                              Jahre 1827 auch mit der Calicoweberei; doch haben seit dieser Zeit eine Menge von
                              Fabrikanten angefangen sich der verschiedenen mechanischen Vorrichtungen zu
                              bedienen. Besonders fangen die Schlichtmaschinen an eine allgemeine Verbreitung zu
                              bekommen, indem deren Nuzen allgemein anerkannt ist. Die mechanischen
                              Webestuͤhle kommen gleichfalls in Gunst und deren Fabrikate verbessern sich
                              von Tag zu Tag.
                           Die Zahl der Handwebestuͤhle belaͤuft sich in unserem Departement
                              beilaͤufig auf 31,000 und von diesen arbeitet ungefaͤhr die
                              Haͤlfte mit Ketten, die mechanisch geschlichtet werden. Dem
                              angehaͤngten Verzeichnisse gemaͤß besizen unsere Webereien bereits 215
                              Schlichtmaschinen und 3090 mechanische Webestuͤhle. Die Fabriken des
                              Oberrheines bedienten sich zuerst dieser lezteren, welche erst seit 7 bis 8 Jahren
                              nach Frankreich kamen; ja sie besizen sie selbst gegenwaͤrtig noch beinahe
                              ausschließlich. Diesen Maschinen hat man hauptsaͤchlich die
                              Superioritaͤt unserer Calicowebereien und die Vervollkommnung unserer Spinnereien zu
                              verdanken, indem leztere wetteiferten gehoͤrige Gespinnste fuͤr die
                              Ketten der mechanischen Webestuͤhle zu liefern.
                           Die industrielle Krise, welche die Fabriken unseres Departements in den Jahren 1828,
                              1830 und 1831 erlitten, hat die Verbesserungen, deren unsere Webereien noch
                              faͤhig sind, bedeutend verzoͤgert; allein die Handelskrisen, welche
                              sich in den beiden lezt erwaͤhnten Jahren ereigneten, trugen dadurch, daß sie
                              die Fabrikanten mit Verlust zu verkaufen zwangen, dazu bei, daß unsere Producte neue
                              Abnehmer fanden, und daß diese Abnehmer auch gegenwaͤrtig noch ihren Bedarf
                              von uns beziehen, obschon die Preise seither wieder stiegen.
                           Die Bruͤder Risler und Dixon, damals zu Cernai, waren die ersten, welche sich im Großen mit dem
                              Baue mechanischer Webestuͤhle beschaͤftigten. Seit dem
                              Erloͤschen dieser Anstalt ist Hr. Jeremias Risler
                              in die Fabrik der HH. André Koechlin und Comp. zu
                              Muͤlhausen getreten, welche gegenwaͤrtig in unserem Departemente die
                              groͤßte dieser Art ist.
                           Die Gesammtzahl der Stuͤke weißer Baumwollzeuge, welche jaͤhrlich bei
                              uns fabricirt werden, laͤßt sich zu 929,000 anschlagen, und diese geben, den
                              Mittelpreis zu 28 Fr. gerechnet, eine Summe von 25,760,000 Fr. Das dazu verwendete
                              Gespinnst repraͤsentirt einen Werth von 16,110,000 Fr., so daß also
                              fuͤr Arbeitslohn und uͤbrige Kosten eine Summe von 9,650,000 Fr.
                              bleibt. Die Haͤlfte dieser Summe gibt beilaͤufig den Werth des Lohnes,
                              welchen 35,000 Arbeiter verdienen, von denen viele auf dem Lande wohnen, und nur
                              zeitweise dem Webergeschaͤfte obliegen.
                           Verzeichniß der Anstalten des Oberrheines, welche mechanische
                                 Webestuͤhle zur Calicoweberei besizen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 55, S. 456
                              Mechan. Webestuͤhle;
                                 Maschinen Schlichten; Muͤlhausen, HH. Dollfus, Mieg und Comp.; Bourcart,
                                 Vater und Sohn; Schmaltzer-Hartmann; Schlumberger-Steiner und
                                 Comp.; Hartmann-Baumgartner; Cernai, Sandoz-Baudry und Comp.; Hr.
                                 Mathieu Risler; Thann, HH. Koechlin und Comp.; Stamm und Faidy; Hr.
                                 Bindschaͤdler; HH. D. Schlumberger und Comp.; Willer, Hr. Isaak Koechlin;
                                 Wesserling, HH. Gros Odier Roman und Comp.; Massevaux, Koechlin, Favre und
                                 Waldner; Bruͤder Zeller; Giromagny, Hr. Boigeol-Japy; Issenheim,
                                 HH. Bruͤder Zimmermann; Guebwiller, Ziegler und Comp.; Colmar, Kiener
                                 Neffen, A. und Ch.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 55, S. 457
                              Mechan. Webestuͤhle;
                                 Maschinen zum Schlichten; Transport; Muͤnster, HH. Hartmann und Sohn; Hr.
                                 Spenle; HH. Spenle und Klaͤsy; Griesbach, Hr. J. Kiener Sohn; Altkirch,
                                 H. Jourdain; Summa
                              
                           
                        
                           3. Chalyweberei.
                           Dieser fuͤr den Oberrhein neue Industriezweig wird gegenwaͤrtig zu
                              Muͤlhausen mit einer lobenswerthen Vollkommenheit betrieben.
                           
                        
                           4. Druk auf Baumwollzeuge.
                           Man kann hier folgende Unterabtheilungen machen.
                           a) Walzendruk mit einer
                                 Farbe. Mehrere Fabriken des Elsaß behielten im Walzendruke und namentlich in
                              dem sogenannten Miniaturdruke, der sich durch die Zartheit der Dessins auszeichnet,
                              eine große Superioritaͤt. Man bemerkt an diesen Fabrikaten einen solchen Grad
                              von Reinheit, daß sie den gelungensten englischen Fabrikaten in Nichts nachstehen.
                              Die Krappschattirungen, das Lilas und das Rosa, namentlich lezteres, wurden auf den
                              hoͤchsten Grad von Vollkommenheit gebracht, und mehrere Fabriken liefern
                              hierin das Beste, was man in England sowohl, als irgend anderswo im Auslande zu
                              finden im Stande ist. Diese gluͤklichen Resultate verdankt man
                              hauptsaͤchlich den Verbesserungen, welche in den lezten Jahren im
                              Walzenstiche gemacht wurden.
                           b) Walzendruk mit zwei
                                 Farben. Auch diese Art von Druk wurde bedeutend verbessert; allein man bedient
                              sich desselben im Allgemeinen zu gemeinerer Waare, wovon auch ein guter Theil nur
                              falschfaͤrbig ist. Nur wenige Fabrikanten sandten von dieser Waare etwas zur
                              Ausstellung, und zwar wegen des geringen Preises, zu welchem dieselbe in den Handel
                              gebracht wird. Da unsere Producte jedoch auch in dieser Hinsicht jenen unserer
                              Concurrenten in keiner Hinsicht nachstehen, so muß die Jury bedauern, daß nur so
                              unvollkommene Muster zur Ausstellung kamen.
                           c) Genre fantaisie richeauf Calico und Perkal. Die unter diesem Namen bekannten
                              Zeuge werden beinahe ausschließlich im Elsaß fabricirt, und machten sowohl in
                              Hinsicht auf Dauerhaftigkeit der Farben, als in Hinsicht auf Glanz und Reinheit der
                              Zeichnung und des Drukes außerordentliche Fortschritte. Man wendet
                              gegenwaͤrtig nur mehr sehr haltbare Farben an, und darunter
                              hauptsaͤchlich den Krapp, das Indigblau, das Chromgelb und das
                              Chromgruͤn. Diese gluͤkliche Neuerung hat nicht nur dem Glanze der
                              Schattirungen nicht geschadet, sondern selbst in dieser Beziehung einen wahren
                              Fortschritt begruͤndet.
                           d) Meubelzeuge. Die
                              Vollkommenheit, auf welche diese Zeuge hauptsaͤchlich von einer unserer
                              Fabriken gebracht wurde, hat offenbar die große Gunst, in welche dieselben seit
                              einigen Jahren kamen, bedingt. Man findet auch hier die ausgezeichnetsten
                              Schattirungen, eine große Reinheit der Zeichnung, lebhafte und glanzvolle Farben.
                              Man verkauft die Elle dieser Zeuge, welche einen eigenthuͤmlichen Appret
                              erhalten, zu 4 bis 4 1/2 Fr.
                           
                           e) Gedrukte
                                 Halstuͤcher. Die Fabrikation der gedrukten Halstuͤcher,
                              welche ehemals beinahe die Haͤlfte der Drukereien des Oberrheines
                              beschaͤftigte, ist gegenwaͤrtig sehr beschraͤnkt; sie artete
                              jedoch nicht aus, sondern hat mit an den allgemeinen Fortschritten Theil
                              genommen.
                           f) Mousseline. Die
                              Mousseline, von denen eine große Menge zur Ausstellung gebracht wurden, vereinigten
                              alle die bereits erwaͤhnten Vervollkommnungen in sich, naͤmlich:
                              Eleganz der Zeichnungen, Reinheit des Drukes, Lebhaftigkeit und Dauerhaftigkeit der
                              Farben, mannigfaltige Verbindungen von Formen und Schattirungen; kurz Alles, bis zum
                              endlichen Appret beurkundete, daß sie in jeder Hinsicht der Gegenstand der
                              sorgfaͤltigsten und bis ins kleinlichste gehenden Aufmerksamkeit waren. Dazu,
                              daß die gedrukten Mousseline uͤbrigens so sehr in Gunst kamen, als wie sie es
                              gegenwaͤrtig sind, trugen wesentlich auch die Fortschritte der Fabrikation
                              der Zeuge selbst bei, und namentlich die Anwendung von satinirten Streifen in
                              denselben. Unsere Mousseline sind deßhalb nicht bloß in Frankreich, sondern auf den
                              Maͤrkten der ganzen Welt, und selbst auf den englischen gesucht;
                              fruͤher fanden die englischen Mousseline bei uns bedeutenden Absaz;
                              gegenwaͤrtig sieht man ihrer aber keine mehr.
                           Die gedrukten Zeuge, welche auf der Ausstellung erschienen, waren fuͤr den
                              Fruͤhling bestimmt; die fuͤr den Herbst bestimmten Zeuge, welche
                              natuͤrlich nicht ausgestellt werden konnten, und an die wir daher hier nur
                              erinnern, geben denselben an Vollkommenheit nichts nach. Die Gesammtzahl der
                              Stuͤke Calico, Perkal und Mousselin, welche jaͤhrlich im Departement
                              des Oberrheines gedrukt werden, laͤßt sich zu 720,000 anschlagen; sie
                              repraͤsentiren einen Werth von 43 Mill. Fr., so daß also, indem der Werth der
                              Zeuge selbst die Summe von 20 Mill. Fr. betraͤgt, 23 Mill. Fr. fuͤr
                              Arbeitslohn, Fabrikationskosten und Farbstoffe bleiben.
                           
                        
                           5. Druk auf Seiden-,
                                 Wollen- und gemischten Zeugen.
                           Mehrere Indiennenfabrikanten haben in lezter Zeit auch auf Zeuge gedrukt, welche
                              unter dem Namen Seidenmousselin, Chaly, Thibet etc. bekannt sind. Die ausgestellten
                              Zeuge beurkunden, daß diese Fabrikate schon bei ihrem ersten Erscheinen einen hohen
                              Grad von Vollkommenheit besizen, und daß sie sich sowohl durch Reichthum der
                              Zeichnungen als durch Lebhaftigkeit der Farben auszeichnen. In den verschiedenen
                              Drukereien und Faͤrbereien zusammengenommen sind 18,000 Arbeiter
                              beschaͤftigt.
                           
                        
                           6. Farbige Baumwollzeuge.
                           Die Fabrikation farbiger Baumwollzeuge, deren Hauptsiz sich zu Sainte-Marie
                              befindet, beschaͤftigt sowohl in dieser Stadt, als zu Ribauville, Colmar und
                              in der Umgegend gegen 20,000 Personen. Davon sind 13,000 Weber, von denen jeder im
                              Durchschnitte taͤglich 1 Fr. 40 Cent. verdient; 5000 Personen, welche die
                              vorbereitenden Arbeiten versehen, und von denen im Durchschnitte eine jede 50 bis 70
                              Cent. verdient, und 2000 Werkfuͤhrer, Zettler und Faͤrber, von denen
                              jeder im Durchschnitte taͤglich 2 Fr. Lohn hat. Jaͤhrlich werden gegen
                              300,000 Stuͤke Zeug zu 30 Ellen erzeugt, worunter hauptsaͤchlich
                              Guinghams, Madrastuͤcher, verschiedene Baumwollzeuge und indianische
                              Zeuge.
                           a) Guinghams. Die
                              Guinghamfabrikation hat sich seit dem Jahre 1827 außerordentlich erweitert; man
                              erzeugte damals nur feine Zeuge, von denen die Elle zu 2 1/2 bis 3 Fr. verkauft
                              wurde, und die daher nur fuͤr die weniger zahlreiche Classe geeignet waren, und bei der
                              Ausfuhr keine Vortheile darboten. Um sich gegen die Wechselfaͤlle der Moden
                              sicher zu stellen, und zugleich auch dem Auslande voraus zu bleiben, handelte es
                              sich daher darum wohlfeil zu fabriciren, ohne dabei jene Eigenschaften, wegen
                              welcher die feinen Zeuge besonders geschaͤzt waren, zu
                              vernachlaͤssigen. Den Fabriken zu Saint-Marie gelang es diese Aufgabe
                              zu loͤsen, denn man fabricirte daselbst einen halbfeinen Guingham zu dem
                              Preise von 1 Fr. per Elle, der in großer Menge,
                              namentlich nach Nordamerika, ausgefuͤhrt wurde. Bei dem bedeutenden Steigen
                              des Preises der Baumwollgespinnste, welches seit dem Beginne des Jahres 1833 in
                              Frankreich eintrat, koͤnnen wir jedoch nicht laͤnger mehr zu einem
                              Preise fabriciren, bei welchem wir auf den fremden Maͤrkten Concurrenz halten
                              koͤnnen, und wuͤrde dieser Stand der Dinge, den man
                              hauptsaͤchlich der Speculation zuschreiben muß, noch laͤnger
                              fortwaͤhren, so wuͤrde unsere Guinghamfabrikation bald
                              gaͤnzlich unterliegen muͤssen.
                           b) Madrastuͤcher.
                              Dieser Artikel nimmt einen bedeutenden Rang in unserer Fabrikation ein; wir versehen
                              einen großen Theil Frankreichs mit ihm, und im Auslande ersezt er mit Vortheil die
                              indischen Halstuͤcher, indem deren Preis viel niedriger, deren Guͤte
                              gleichmaͤßiger und deren Farbe, namentlich das Roth, viel glaͤnzender
                              ist. Die seit dem Jahre 1827 in deren Fabrikation eingetretene Ersparniß gestattet,
                              daß man dieselben nunmehr zu einem weit niedrigeren Preise zu liefern im Stande ist.
                              Das Duzend von 3/4 verkauft man gegenwaͤrtig zu 11 bis 16 Fr.; das Duzend von
                              7/8 zu 14 bis 18 Fr., und das Duzend von 4/4 zu 18 bis 24 Fr., je nach der
                              groͤßeren Menge Roth, welche sich in den Dessins befindet.
                           c) Verschiedene
                                 Baumwollzeuge. Die verschiedenen Baumwollzeuge, die in unserem Departement in
                              Phantasiefarben sowohl, als in Roth erzeugt wurden, sind in ganz Frankreich
                              allgemein gebraͤuchlich, und wegen ihres Gewebes sowohl, als wegen der
                              Dauerhaftigkeit ihrer Farbe vor jenen des Auslandes gesucht. Ihre Preise machen sie
                              fuͤr alle Classen geeignet; ihre Breite wechselt von 22 bis zu 48 Zoll, und
                              hienach auch ihr Preis. Bei 22 Zoll Breite betraͤgt ihr Preis naͤmlich
                              1 Fr. 10 Cent., bei 27 Zoll 1 Fr. 30 Cent., bei 36 Zoll 1 Fr. 50 bis 70 Cent., bei
                              42 Zoll 1 Fr. 80 Cent. bis 2 Fr. 20 Cent., und bei 48 Zoll Breite 2 Fr. 20 bis 80
                              C.
                           d) Indische Kleider. Erst
                              seit einigen Jahren fabricirt man auch bei uns die zur Ausfuhr nach Indien
                              bestimmten Kleider mit rothem Grunde und mit Borduren an beiden Enden; und doch
                              haben die Rheder, welche zuerst bedeutende Versendungen davon machten, bereits ihre
                              Auftraͤge erneuert. Man fabricirt zwei Kleider in einem Stuͤke von 105
                              Centimeter Breite; die Laͤnge eines Kleides betraͤgt 305 Centimeter,
                              und dessen Preis 6 bis 7 Fr.
                           Die Madrastuͤcher mit rothem Grunde gleich den indischen Kleidern haben 90
                              Centimeter Breite und kosten 15 bis 17 Fr. das Duzend. Unter den seit der lezten
                              Ausstellung eingefuͤhrten Verbesserungen muß auch der Druk der Kette vor dem
                              Weben angefuͤhrt werden. Die 300,000 Stuͤke farbiger Baumwollzeuge,
                              welche jaͤhrlich bei uns fabricirt werden, repraͤsentiren einen
                              mittleren Werth von 11 Mill. Fr., wovon auf die 750,000 Kilogr. Baumwollgespinnst
                              von No. 5 bis 120 4 Mill., auf den Arbeitslohn gleichfalls 4 Mill., auf die
                              Farbstoffe 2 Mill., und auf die uͤbrigen Kosten 1 Mill. kommen.
                           
                        
                           
                           7. Flachs- und
                                 Hanfspinnerei.
                           Einer der ausgezeichnetsten Industriezweige, die mechanische Hanf und
                              Flachsspinnerei, wurde erst neuerlich bei uns eingefuͤhrt. Hr. J. B. Leclaire zu Kaisersberg hatte sich mehrere Jahre hindurch
                              mit Verbesserung der dazu noͤthigen Vorrichtungen beschaͤftigt, konnte
                              aber seinen Versuchen nicht die gehoͤrige Folge geben, um zu entsprechenden
                              Resultaten zu gelangen. Gluͤklicher als er hat Hr. J. J. Vetter in Muͤlhausen, nachdem er diese Fabrikation
                              in England genau studirt, dieselbe seit einem Jahre in derselben Vollkommenheit, wie
                              man sie bei unseren Nachbarn uͤber der Meerenge trifft, eingefuͤhrt.
                              Er hat naͤmlich in seinem Geburtsorte eine Fabrik errichtet, in der er die
                              verschiedenen zur Flachs- und Hanfspinnerei erforderlichen Maschinen nach dem
                              besten Systeme verfertigt. Die Muster, welche Hr. Leclaire zur Ausstellung brachte, sind mit Maschinen gesponnen, welche Hr.
                              Vetter erst vor wenigen Wochen fertig brachte, und
                              welche zu den besten Erwartungen berechtigen. Gegenwaͤrtig, wo viele
                              Grundeigenthuͤmer Frankreichs ihr Augenmerk mehr auf eines der wichtigsten
                              Producte unseres Grund und Bodens geworfen, wird die Unternehmung des Hrn. Vetter, aus welcher Maschinen hervorgehen, die ein seit
                              lange ungeloͤstes Problem befriedigen, und worauf schon viele Preise
                              ausgeschrieben wurden, gewiß allgemeinen Anklang und Dank finden.
                           
                        
                           8. Tuchmacherei.
                           Die Tuchmacherei war fruͤher einer der wichtigsten Industriezweige des
                              Oberrheines, und verdient auch gegenwaͤrtig ungeachtet der
                              Beschraͤnkung, die sie erlitten, noch besondere Aufmerksamkeit. Ein Haus zu
                              Buͤhl fabricirt feine Tuͤcher und beschaͤftigt
                              beilaͤufig 400 Arbeiter; alle Verrichtungen, vom Waschen der Wolle an bis zum
                              Decatiren der Tuͤcher werden in dieser Fabrik vollbracht. Von besonderer
                              Wichtigkeit nicht bloß fuͤr unsere Indiennenfabriken, sondern auch
                              fuͤr die uͤbrigen Fabriken Frankreichs, Deutschlands, der Schweiz und
                              Rußlands ist jene Art von Tuͤchern, die zum Walzendruke bestimmt sind, und
                              welche alle in dieser Hinsicht wuͤnschenswerthen Eigenschaften in sich
                              vereinen. Die 5 Fabriken, welche Tuͤcher dieser Art erzeugen, befinden sich
                              zu Muͤlhausen und fabriciren jaͤhrlich gegen 1000 Stuͤke, jedes
                              zu 35 bis 40 Ellen, welche einen Werth von 800,000 Fr. repraͤsentiren; sie
                              beschaͤftigen 350 Arbeiter.
                           Der Werth der Gesammtfabrikation an Tuͤchern kann jaͤhrlich auf 8000
                              Stuͤke zu 15 bis 20 Ellen, und auf einen Werth von 2,400,000 Fr. angeschlagen
                              werden, wovon den 850 bis 900 Arbeitern, die damit beschaͤftigt sind, ein
                              jaͤhrlicher Arbeitslohn von 600,000 Fr. bleibt.
                           
                        
                           9. Papierfabrikation.
                           Die Papierfabrikation hat seit dem Jahr 1827 nur in der Fabrik der HH. Joh. Zuber und Comp. zu Roppenzwiller wesentliche
                              Veraͤnderungen erfahren, indem dieses Haus neu erfundene Maschinen
                              einfuͤhrte, mit denen es ein neues, besonders zur Buntpapierfabrikation sehr
                              geschaͤztes Fabrikat liefert. Die Maschine beschaͤftigt 6 bis 8
                              Buͤtten und liefert gegen 300,000 Rollen Tapetenpapier, die im Durchschnitte
                              einen Werth von 120,000 Fr. haben. Zwoͤlf andere Papierfabriken betreiben
                              zusammen 24 Buͤtten; und erzeugen jaͤhrlich gegen 50,000 Rieß Papier
                              von verschiedener Qualitaͤt, dessen Werth im Durchschnitt auf 380,000 Fr.
                              angeschlagen werden kann.
                           Dieser Industriezweig beschaͤftigt ungefaͤhr 400 Arbeiter, abgesehen
                              von 200
                              Lumpensammlern, die im Departemente sammeln. Die ganze Masse des Fabrikates wird
                              beinahe durchaus im Elsaß verbraucht. Der Preis der Rohstoffe kann auf 200,000 Fr.
                              angeschlagen werden; so daß also 300,000 Fr. fuͤr Arbeitslohn und
                              Fabrikationskosten bleiben.
                           
                        
                           10. Tapetenpapierfabrikation.
                           Der Oberrhein besizt nur eine einzige Tapetenpapierfabrik, welche den HH. J. Zuber und Comp. angehoͤrt. Diese Fabrik, die eine
                              der aͤltesten Frankreichs ist, hat nach und nach die groͤßten
                              Verbesserungen und Fortschritte in ihren Fabrikationsmethoden eingefuͤhrt;
                              die verschmolzenen Farben besizt sie schon seit dem Jahre 1822, und eine der neuen
                              Verbesserungen besteht in dem Druke mit Walzen, die nach Kupferstichmanier gestochen
                              sind. Eine der wichtigsten Verbesserungen jedoch, welche sich vom Jahre 1829 her
                              datirt, und wodurch die ganze Fabrikation einen neuen Aufschwung erhielt, liegt in
                              der Einfuͤhrung der Maschinen zur Verfertigung von Papier ohne Ende. Man
                              erzielt naͤmlich auf diese Weise Rollen, welche aus einem einzigen Blatte von
                              9 Meter Laͤnge bestehen, und dabei vollkommen appretirt, vollkommen gerade
                              und eben sind; man ist nun im Stande, dem Druke eine Reinheit,
                              Regelmaͤßigkeit und Genauigkeit zu geben, die man fruͤher nie
                              erreichte. Die Papiertapeten der HH. Zuber und Comp.
                              erfreuen sich daher auch nicht bloß in Frankreich, sondern auch auf allen fremden
                              Maͤrkten eines ganz ausgezeichneten Rufes. Ihre Fabrik erzeugt
                              jaͤhrlich gegen 200,000 Rollen im Werthe von 450,000 Fr.; der Werth des
                              weißen Papieres betraͤgt hieran nur 150,000 Fr., so daß mehr als 300,000 Fr.
                              fuͤr die Farben, Fabrikationskosten und den Arbeitslohn von 200 Arbeitern
                              bleiben.
                           
                        
                           11. Uhrmacher-,
                                 Galanteriewaaren-, Drahtzieher-, Zinngießerarbeiten,
                                 Holzschrauben, eiserne Kuͤchengeschirre etc.
                           Im Jahre 1827 besaß der Oberrhein eine Fabrik von Kleinuhrmacherarbeiten,
                              Galanteriewaaren, Schloͤssern und Zifferblaͤttern, zwei
                              Drahtziehereien, zwei Holzschraubenfabriken etc. Seit dieser Zeit haben diese
                              verschiedenen Fabriken, von denen die erstere schon anfaͤnglich in großem
                              Maßstabe errichtet wurde, nicht nur so bedeutend an Ausdehnung gewonnen, daß sie
                              gegenwaͤrtig um 1/4 mehr erzeugen, als im Jahre 1827; sondern es entstand
                              uͤberdieß eine Fabrik von Grobuhrmacherartikeln, verzinnten
                              Kuͤchengeschirren aus Eisen, feinen Schlosserarbeiten und verschiedenen
                              anderen Gegenstaͤnden aus Eisen. Ausgefuͤhrt werden 3/4 der erzeugten
                              Uhrwerke und eine bedeutende Menge von Galanteriearbeiten; die uͤbrigen
                              Fabrikate finden ihren Absaz hauptsaͤchlich im Inneren. – Die Zahl der
                              in diesen verschiedenen Fabriken beschaͤftigten Arbeiter laͤßt sich
                              auf 3000 anschlagen. Das Eisen und das Kupfer wird aus Frankreich, der Gußstahl
                              fuͤr die Uhren aus England, und der gewoͤhnliche Gußstahl aus
                              Frankreich und Deutschland bezogen. Der Werth der jaͤhrlich verarbeiteten
                              Rohstoffe laͤßt sich auf 600,000 Fr., jener der Fabrikate hingegen auf 2
                              Mill. anschlagen; von den Fabrikationskosten sind wenigstens 2/3 direct auf
                              Arbeitslohn zu rechnen. Welche Wichtigkeit manche der angefuͤhrten
                              Gegenstaͤnde haben, geht daraus hervor, daß in unserem Departement
                              jaͤhrlich gegen 15 bis 18,000 Duzend Uhrwerke erzeugt werden, und daß man
                              jaͤhrlich gegen 70,000 Gros Holzschrauben verbraucht. Mit Ausnahme der
                              Holzschraubenfabrik des Hrn. Migeon und der
                              Schlosserwaarenfabrikate im Zwangsarbeitshause in Ensisheim, sind die HH. Bruͤder Japy in Beaucourt im ausschließlichen Besize aller der
                              hier angefuͤhrten Fabrikate, so daß ihre Anstalt fuͤr eine der
                              groͤßten in Europa gilt.
                           
                        
                           12. Hohoͤfen, Gießereien,
                                 Hammerwerke, Strekwerke, Maschinenbau, Walzenstich.
                           Die Eisenwerke unseres Departements speisen 5 Hohoͤfen, welche
                              jaͤhrlich 300,000 Kilogr. Eisen liefern. Ein Theil dieses Eisens wird als
                              erster und zweiter Guß verwendet, der Ueberrest aber in Eisen verwandelt, welches im
                              Allgemeinen von ausgezeichneter Guͤte ist. Das Eisen von Belfort z.B. eignet
                              sich hauptsaͤchlich fuͤr Waffenschmiede.
                           Die Hohoͤfen und Hammerwerke werden nach dem seit mehreren Jahrhunderten
                              gebraͤuchlichen Systeme mit Holzkohlen betrieben; nur in Bezug auf die
                              Geblaͤse machte man merkliche Verbesserungen. Die Seltenheit des Erzes und
                              der immer steigende Preis des Brennmateriales machen die Lage dieser Werke, die nur
                              in Folge des hohen Einfuhrzolles, der auf dem fremden Eisen ruht, bestehen
                              koͤnnen, beinahe taͤglich schwieriger.
                           Um in so bluͤhenderem Zustande ist dagegen der Maschinenbau. Im Jahre 1827
                              bestanden nur 2 Maschinenwerkstaͤtten und 3 Gießereien; gegenwaͤrtig
                              zaͤhlt man von ersteren 8, von lezteren 6 und eine Walzengießerei fuͤr
                              die Druker, abgesehen von den speciellen Werkstaͤtten, die sich in vielen
                              Fabriken befinden, und von einer großen Anzahl von Mechanikern, die nur einzelne
                              Stuͤke arbeiten und Ausbesserungen unternehmen. Diese rasche Zunahme wurde
                              hauptsaͤchlich durch die Ausdehnung der Baumwollwaarenfabrikation, und
                              namentlich durch die Vermehrung der Spinnereien und Webereien bedingt, obschon auch
                              der Walzendruk, das Mangen mit Maschinen und mehrere andere Operationen, die
                              gegenwaͤrtig mit Maschinen bewerkstelligt werden, wesentlich dazu beitragen.
                              Der Bedarf an Triebkraͤften und der Wunsch, das vorhandene Wasser besser zu
                              benuzen, gab Anlaß zu neuen Dampfmaschinen und verbesserten Wasserraͤdern;
                              gleichwie die Fabrikation von endlosem Papiere viele neue Maschinen nothwendig
                              machte.
                           Die Messingblechfabrik in Niederbruck und die daselbst errichtete Fabrik von
                              vergoldetem und versilbertem Messingdrahte und von Drahtsaiten genießen einen hohen
                              und wohl begruͤndeten Ruf. Drei zu Muͤlhausen bestehende Fabriken, in
                              denen man Walzen fuͤr den Kattundruk gravirt, liefern Fabrikate, die sich
                              sowohl durch ihre seltene Vollkommenheit als durch ihren niedrigen Preis
                              auszeichnen. Nicht bloß die Drukereien des Oberrheines, sondern auch jene von ganz
                              Europa lassen ihre Walzen in diesen Fabriken graviren. Die Muster, welche Hr. Koechlin-Ziegler in dieser Hinsicht zur
                              Ausstellung sandte, machen diesem Kuͤnstler die groͤßte Ehre.
                           Wenn die mechanischen Kuͤnste im Departement des Oberrheins im Allgemeinen im
                              Fortschreiten sind, so ruͤhrt dieß wohl hauptsaͤchlich von der
                              wachsenden Wohlfahrt unserer Industrie her. Man darf jedoch nicht vergessen, daß
                              auch der specielle Unterricht, den eine große Anzahl unserer jungen Leute und
                              Arbeiter genoß, wesentlich dazu beitrug. Bis jezt wurde dieser Unterricht
                              unentgeldlich in Anstalten ertheilt, die lediglich von dem industriellen Theile
                              unserer Bevoͤlkerung gegruͤndet und unterhalten wurden; die Regierung
                              wird es bei diesem Stande der Dinge gewiß geeignet finden, den Anstrengungen dieser
                              verdienstvollen Classe Unterstuͤzung und Aufmunterung zu gewaͤhren,
                              und auf diese Weise unserer Industrie eine reichliche und nachhaltige Quelle der
                              Wohlfahrt zu sichern.
                           
                        
                           
                           Schluß.
                           Betrachtet man hienach die Industrie unseres Departements im Ganzen, so wird man
                              finden, daß dieselbe, wenige unbedeutende Ausnahmen abgerechnet, allerseits
                              wesentliche Fortschritte machte. Ueberall bemerkt man Verbesserungen, welche von
                              Seite der Fabrikanten ein rastloses Streben und tiefe praktische, durch die Theorie
                              erleuchtete Kenntnisse beurkunden; man darf aber nicht vergessen, daß keiner der
                              Industriezweige, wenn er einzeln sich selbst uͤberlassen geblieben
                              waͤre, so ausgezeichnete Fortschritte gemacht haben wuͤrde, und daß
                              man dieses rasche Voraneilen nur dem gemeinschaftlichen Zusammenwirken verdankt, wie
                              wir dieß schon oben, wo von den Maschinen die Rede war, bemerkten. Selbst die große
                              industrielle Krisis vom Jahre 1828 und das commercielle Uebelbehagen, welches in den
                              Jahren 1830 und 1831 auf die großen politischen Ereignisse folgte, uͤbte
                              einen bedeutenden Einfluß auf die Fortschritte, die man heut zu Tage bemerkt; denn
                              die gebieterische Nothwendigkeit, ihren Fabrikaten einen sicheren Absaz zu
                              verschaffen, zwang unsere Fabrikanten, sich die allein maͤchtigen Waffen
                              gegen die Concurrenz, naͤmlich: Wohlfeilheit der Fabrikation und Verbesserung
                              des Fabrikates, zu erringen. Diese beiden Probleme sind gegenwaͤrtig
                              geloͤst und erreicht, und wohl nicht mehr fern duͤrfte die Zeit seyn,
                              wo wir bei einem sowohl von Seite Frankreichs, als von Seite unserer Nachbarn
                              weniger beschraͤnkenden Mauthsysteme dem Auslande unsere Fabrikate gegen die
                              seinigen werden im Tausche anbieten koͤnnen.
                           Der ausgedehnter gewordene Unterricht hat an diesem gluͤklichen Stand der
                              Dinge nicht wenig Antheil: unsere Arbeiter spielen nicht mehr die Rolle bloßer
                              Maschinen, sondern viele von ihnen zeigen große Intelligenz; mehrere derselben haben
                              sehr schaͤzenswerthe Vorrichtungen erfunden, und die Fabrikmeister sind im
                              Allgemeinen sehr unterrichtete Leute. Die Vorstaͤnde der Fabriken selbst
                              versaͤumten ihrerseits nichts, was zur Erweiterung ihrer Kenntnisse sowohl
                              als zur Gruͤndung und Erhoͤhung der Bildung ihrer Arbeiter beitragen
                              konnte. Den tiefsten Dank muͤssen wir hier aber auch der Société industrielle in Muͤlhausen
                              zollen, welche der Mittelpunkt unserer industriellen Thaͤtigkeit geworden
                              ist, in deren Schoß sich die wichtigsten Discussionen erheben, wo die neuen
                              Erfindungen gepruͤft und auf andere noch zu machende hingedeutet wird, und
                              welche Alles leistet, was man von der Anwendung des Associationsgeistes auf
                              gemeinnuͤzige Gegenstaͤnde erwarten kann. Wir schließen mit folgender
                              Zusammenstellung der industriellen Producte des Departements des Oberrheins.Wir bemerken hiezu nur noch, daß bei der lezten franzoͤsischen
                                    Industrieausstellung von den Fabrikanten des Oberrheines 5, naͤmlich:
                                    Hr. Grosjean-Koechlin in
                                    Muͤlhausen, Hr. Jacques Hartmann in
                                    Muͤnster, Hr. Josué Heilmann in
                                    Muͤlhausen, Hr. Louis Japy, der Vater, in
                                    Beaucourt, und Hr. Jean Zuber, der Vater, in
                                    Rixheim, den Orden der Ehrenlegion, 13 die goldene, 14 die silberne, und 9
                                    die bronzene Medaille erhielten. A. d. R.
                           
                              
                                 Fabrikate.
                                    Quantitaͤtder
                                    Fabrikate.
                                       Zahlder
                                    Arbeiter.
                                      Werthder
                                    Fabrikate.
                                 
                              
                                 Baumwollgespinnste, Kilogr.
                                   6,000,000
                                     18,000
                                   35,000,000
                                 
                              
                                 Calico's, Perkale, Mousseline,
                                    Stuͤke
                                      920,000
                                     35,000
                                   25,760,000
                                 
                              
                                 Baumvolldruk, Stuͤke
                                      720,000
                                     18,000
                                   43,000,000
                                 
                              
                                 Guinghams etc., Stuͤke
                                      300,000
                                     20,000
                                   11,000,000
                                 
                              
                                 Tuͤcher, Stuͤke
                                         
                                    8,000
                                          900
                                     2,400,000
                                 
                              
                                 Papier, Rieß
                                       
                                    65,000
                                          600
                                       
                                    500,000
                                 
                              
                                 Papiertapeten, Rollen
                                      200,000
                                          200
                                       
                                    450,000
                                 
                              
                                 Uhrmacher- u. Galanteriewaaren,
                                    Metallwaaren, Draͤhte, Maschinen etc.
                                 
                                       3,000
                                     2,000,000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 
                                     95,700
                                 120,110,000