| Titel: | Verbesserungen an den Schiffsheerden, an den Kochapparaten, und in der Methode destillirtes Wasser aus dem Seewasser zu erhalten, welche Verbesserungen sich auch auf die Erzeugung von Dampf anwenden lassen, und worauf sich François Peyre jun., zu White Hart Inn im Borough Southwark, am 23. Februar 1836 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. VI., S. 15 | 
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                        VI.
                        Verbesserungen an den Schiffsheerden, an den
                           Kochapparaten, und in der Methode destillirtes Wasser aus dem Seewasser zu erhalten,
                           welche Verbesserungen sich auch auf die Erzeugung von Dampf anwenden lassen, und worauf
                           sich François
                              Peyre
                           jun., zu White Hart Inn im Borough Southwark, am 23. Februar 1836 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. Oktober 1836, S.
                              5. Mit Abbildungen auf Tab. II.
                        Peyre's Verbesserungen an den Schiffsheerden etc.
                        
                     
                        
                           Die unter obigem Patente begriffene Erfindung bezwekt hauptsaͤchlich die
                              rasche Gewinnung von destillirtem Wasser aus dem Seewasser, und zwar in einem
                              Zustande, in welchem dasselbe besser zum Trinken geeignet ist, als das bisher auf
                              aͤhnliche Weise gewonnene Wasser. Die Destillation geht auf einem
                              Schiffsheerde oder in einem Schiffskochapparate von Statten, ohne daß dabei mehr
                              Brennmaterial verbraucht wird, als zu den gewoͤhnlichen Kochoperationen
                              erforderlich ist. Das Neue an dieser Erfindung besteht vorzuͤglich darin, daß
                              in das in einem Kessel enthaltene Seewasser von Zeit zu Zeit mittelst eines
                              Geblaͤses oder einer Luftpumpe oder irgend einer anderen geeigneten
                              Vorrichtung erhizte Luft eingetrieben wird, damit hiedurch das Aufsieden und die
                              Verdampfung beschleunigt werde. Das in dem Kessel enthaltene Seewasser wird aber
                              zugleich auch mit Alaun oder Schwefelsaͤure vermengt, damit sich an den
                              Waͤnden des Kessels keine Incrustation von Salztheilchen ansezen kann, und
                              damit keine Unreinigkeiten mit dem Dampfe uͤbergehen koͤnnen. Endlich
                              soll, nachdem das Wasser mit einem Theile Schwefelsaͤure und Kohle vermengt
                              aus dem Apparate ausgetreten ist, kalte atmosphaͤrische Luft in dieses
                              destillirte Wasser eingetrieben werden, damit ihm der unangenehme Geschmak, den das
                              destillirte Wasser gewoͤhnlich zu haben pflegt, genommen wird, und damit es
                              dafuͤr jene Eigenschaften bekommt, die das Quellwasser in Bezug auf den
                              Geschmak und Geruch durch den Destillationsproceß verliert, und damit es folglich
                              angenehmer zu trinken wird.
                           Die folgender Beschreibung beigegebene Abbildung zeigt einen Heerd oder einen
                              Kochapparat fuͤr Schiffe, woraus die Erfindung, welche den Gegenstand
                              gegenwaͤrtigen Patentes bildet, erhellt; der Patenttraͤger
                              beschraͤnkt sich jedoch nicht auf die hier abgebildete Form und Anordnung der
                              Theile, da sowohl erstere als auch leztere je nach Umstaͤnden mannigfach
                              abgeaͤndert werden kann.
                           
                           Jedes Mal, so oft der Kessel mit Seewasser gefuͤllt worden ist, und bevor noch
                              irgend eine Verdampfung Statt findet, sezt man auf 25 Gallons Seewasser 4 Unzen
                              Alaun und 1 Unze Schwefelsaͤure zu. Man kann uͤbrigens auch einen
                              Zusaz von Alaun fuͤr sich allein anwenden. Die Absicht hiebei ist durch die
                              Schwefelsaͤure alle schaͤdlichen Daͤmpfe (?) oder alle
                              sonstigen Substanzen, die zugleich mit dem Dampfe uͤbergehen koͤnnten,
                              zu beseitigen, und durch den Alaun die Krystallisation des Salzes und die
                              Incrustirung des Kessels zu verhuͤten. Sowohl der Alaun als die
                              Schwefelsaͤure koͤnnen uͤbrigens auch mit dem Seewasser
                              vermengt werden, bevor dieses noch in den Kessel eingetragen worden ist.
                           Fig. 47 ist
                              ein Frontaufriß der ganzen Vorrichtung mit ihrem Ofen, dem Kochapparate und den
                              Verdichtern. Fig.
                                 48 ist ein Grundriß oder eine horizontale Ansicht derselben. Fig. 49 ist
                              ein senkrechter Durchschnitt nach der Linie a, b, woraus
                              man die innere Einrichtung des Ofens und seiner Feuerzuͤge, so wie auch jene
                              des Kessels mit seiner Dampfkammer und jene der Verdichter oder
                              Kuͤhlgefaͤße ersieht. Fig. 50 ist ein
                              horizontaler Durchschnitt nach der Linie c, d; und Fig. 51 ein
                              ebensolcher nach der Linie e, f.
                           Der Apparat besteht aus vier Haupttheilen: naͤmlich aus der Feuerstelle, aus
                              dem Kessel mit seiner Dampfkammer, aus den Verdichtern, und aus den
                              Blasebaͤlgen, A ist die Feuerstelle; B der Kessel, worin das Seewasser enthalten ist; C die Dampfkammer, in deren Scheitel die
                              Kochgefaͤße a, a, a dampfdicht eingesezt sind;
                              D sind die Verdichter, welche entweder beide
                              zugleich oder auch einzeln in Anwendung kommen koͤnnen; E ist das Geblaͤse; b,
                                 b sind die Oefen zum Baken oder Braten von Fleisch und anderen Speisen,
                              welche Oefen zu beiden Seiten der Feuerstelle angebracht sind. Dieser Apparat
                              arbeitet folgender Maßen. Der Rauch und die heißen Daͤmpfe, welche sich aus
                              dem Brennmateriale entwikeln, steigen von der Feuerstelle A aus durch die roͤhrenfoͤrmigen durch den Kessel
                              gefuͤhrten Feuerzuͤge c, c empor, um dann,
                              nachdem sie den groͤßten Theil ihres Waͤrmestoffes an das Seewasser
                              abgegeben, bei dem Rauchfange c* zu entweichen. Die
                              Feuerzuͤge muͤssen stets mit Salzwasser bedekt seyn; auch
                              muͤssen sie zum Behufe der Reinigung entsprechende Thuͤrchen besizen.
                              Der aus dem Seewasser entwikelte Dampf steigt durch die Roͤhre g empor, und tritt dann, nachdem er durch den Dekel e gegangen, in die Dampfkammer C, um dann endlich, nachdem er den groͤßeren Theil seines
                              Waͤrmestoffes an die Kochgefaͤße a, a
                              abgegeben hat, in Form von Dampf und destillirtem Wasser durch die Roͤhre f in den Helm g zu
                              entweichen, der in dem Verdichter G mit kaltem Wasser
                              umgeben ist. Der unverdichtete Dampf und das  heiße Wasser werden beim Hinabstroͤmen durch das
                              Schlangenrohr h abgekuͤhlt, und treten endlich
                              bei dem Hahne i als destillirtes Wasser aus. Die
                              Luftpumpen oder die Geblaͤse, womit heiße Luft in das Seewasser eingetrieben
                              wird, koͤnnen einen beliebigen Bau haben, und auch in beliebiger Stellung
                              angebracht werden. Der Patenttraͤger bedient sich vorzugsweise cylindrischer
                              Geblaͤse aus Leder oder Holz, welche nach der gewoͤhnlichen Weise
                              verfertigt sind, und auch nach einer der gewoͤhnlichen Methoden in Bewegung
                              gesezt werden. An dem hier abgebildeten Apparate geschieht dieß mittelst einer
                              Kurbel k, die durch den Krummhebel l und durch eine Verbindungsstange die querlaufende
                              Welle m in Bewegung sezt. Leztere pflanzt die Bewegung
                              dann mittelst des kurzen Hebels n und seiner
                              Verbindungsstange an die in dem Gehaͤuse E
                              befindlichen cylindrischen Geblaͤse fort. Der aus diesen lezteren
                              ausgetriebene Wind gelangt durch die Roͤhre o in
                              die hohlen Roststangen p des Ofens, um dann, nachdem er
                              bei seinem Durchgange durch dieselben erhizt worden ist, durch die Roͤhre q in das Salzwasser zu entweichen. In dem Ende dieser
                              Roͤhre sind viele kleine Loͤcher angebracht, damit hiedurch die Luft
                              um so besser in dem Wasser vertheilt werde. Die Roͤhre q ist nach Aufwaͤrts bis in die Roͤhre d gefuͤhrt, damit das Seewasser nicht durch die
                              Roͤhre o aus dem Kessel entweichen kann wenn die
                              Geblaͤse nicht in Thaͤtigkeit sind. Die auf diese Weise in das Wasser
                              eingetriebene heiße Luft steigt zugleich mit dem Dampfe in Form von Blasen in
                              demselben empor, und beschleunigt das Aufsieden und die Verdampfung in hohem Grade.
                              Der Dampf, die Luft und das verdichtete Wasser gehen, so wie es oben angegeben
                              wurde, in den Kuͤhlapparat uͤber. y ist
                              ein Behaͤlter, der den Verdichter mit dem zum Abkuͤhlen
                              noͤthigen kalten Wasser versieht; uͤbrigens kann der Verdichter
                              entweder mittelst eines an seinem oberen Theile angebrachten Trichters oder mittelst
                              einer Roͤhre, welche mit einer Pumpe in Verbindung steht, oder auch auf
                              irgend andere geeignete Weise gefuͤllt erhalten werden. Das kalte Wasser
                              tritt hier durch die Roͤhre z an dem unteren
                              Theile des Verdichters ein, steigt in diesem in dem Maaße als es sich
                              erwaͤrmt, empor, und fließt endlich als warmes Wasser durch die Roͤhre
                              s, s in den Kessel B,
                              der auf diese Weise gespeist wird. Wuͤrde das in den Verdichtern enthaltene
                              Wasser zu heiß werden, so koͤnnte es bei der Roͤhre t abgelassen werden. Wenn man will, kann man jedoch auch
                              ununterbrochen kaltes Wasser durch die Verdichter stroͤmen lassen.
                           Zu bemerken ist, daß der Kessel nicht in zwei Theile B
                              und C getheilt zu seyn braucht; sondern daß man das
                              siedende Wasser die Kochgeschirre a, a umspuͤlen
                              lassen kann, waͤhrend man den Dampf  in einem Helme sammelt, und aus diesem in den Helm des
                              Kuͤhlapparates g leitet, wie dieß in Fig. 10 durch
                              punktirte Linien angedeutet ist.
                           Das destillirte Wasser wird so wie es aus dem Apparate kommt, in Faͤsser oder
                              andere geeignete Gefaͤße gebracht, und auf je 25 Gallons mit einer geringen
                              Quantitaͤt, z. B. mit ¼ Unze Schwefelsaͤure und mit 8 bis 10
                              Unzen zerschlagener Holzkohle versezt. Leztere laͤßt man gegen 24 Stunden mit
                              dem Wasser in Beruͤhrung, und waͤhrend dieser Zeit treibt man auch
                              mittelst Geblaͤsen oder anderen geeigneten Vorrichtungen kalte
                              atmosphaͤrische Luft durch das Wasser. Die Holzkohle soll dem destillirten
                              Wasser den faden Geschmak nehmen, den es gewoͤhnlich zu haben pflegt; die
                              Luft soll dem Wasser eine groͤßere Quantitaͤt Sauerstoff abtreten, und
                              die Schwefelsaͤure soll ihm einen fuͤr den Gaumen angenehmeren und dem
                              frischen Quellwasser mehr aͤhnlich kommenden Geschmak mittheilen (!).
                           Am Schlusse bemerkt der Patenttraͤger, daß das Einblasen oder Eintreiben von
                              heißer Luft in das Wasser die Verdampfung dieses lezteren sehr beguͤnstigt,
                              und daß folglich viel Brennmaterial erspart werden kann, wenn man diese Methode auf
                              die Erzeugung von Dampf zum Betriebe von Dampfmaschinen, zum Heizen, zum Troknen und
                              zu verschiedenen anderen Zweken anwendet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
