| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. XXXI., S. 154 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Amerikanische Dampfwagen zu landwirthschaftlichen
                              Zweken.
                           Das Mémorial encyclopédique vom November
                              vorigen Jahres enthaͤlt folgende Notiz, die uns nach den bisher aus Amerika
                              zu uns gelangten Nachrichten wo nicht unwahrscheinlich, doch außerordentlich
                              vorkommt. „Die auf dem amerikanischen Continente gelegenen Zukerfabriken
                                 bedienen sich seit einigen Jahren einer neuen Art von Dampfmaschine, welche den
                                 Transport der Ernte in die Fabriken, und den Betrieb in diesen lezteren
                                 außerordentlich erleichtert. Diese nicht sehr kostspieligen Apparate
                                 gewaͤhren eine große Ersparniß an Zeit- und Kostenaufwand; sie
                                 sind aber leider auf den franzoͤsischen Antillen noch unbekannt, indem in
                                 Paris und in Frankreich uͤberhaupt noch keine derlei Maschinen erbaut
                                 werden, und indem deren Einfuhr von anderen Laͤndern her nicht gestattet
                                 ist. Gluͤklicher Weise ist nunmehr die Erlaubniß der Einfuhr dieser
                                 Dampfmaschinen, welche man Locomotivwagen zu nennen pflegt, durch eine
                                 koͤnigliche Ordonnanz vom 1. Januar 1838 an ertheilt
                                 worden.“
                           
                        
                           Ist die Waͤrme eine Materie mit oder ohne
                              Gewicht?
                           Man hat lange daruͤber gestritten, ob der Waͤrme ein Gewicht zukommt
                              oder nicht. Es wurde bemerkt, daß wenn ihr Gewicht zu dem des Wasserstoffs in  demselben
                              Verhaͤltnisse stehen wuͤrde, wie das Gewicht des lezteren zu dem des
                              Platins, auch die empfindlichste Waage durch dasselbe keinen Ausschlag geben
                              koͤnnte; uͤberdieß wuͤrden aber auch noch mehrere
                              Umstaͤnde bei dem delicaten Experiment, wodurch bewiesen werden sollte, daß
                              mit der Veraͤnderung der Temperatur eines Koͤrpers das Gewicht
                              desselben unveraͤndert bleibe, einen nicht zu bestimmenden Einfluß
                              aͤußern, z. B. eine Veraͤnderung in der Laͤnge des Waagebalkens
                              oder in der Dichtigkeit der erhizten oder abgekuͤhlten Substanz. Die
                              Thatsache, daß wenn gegebene Gewichte von Wasserstoff und Sauerstoff sich zu Wasser
                              verbinden, das Gewicht des lezteren gleich der Summe der Gewichte der Elemente ist,
                              obgleich sich eine sehr intensive Hize entband, kann daher nicht als Beweis
                              fuͤr die Unwaͤgbarkeit des Waͤrmestoffs angefuͤhrt
                              werden.
                           Man sieht also, daß wir durch unsere Versuche weiter nichts beweisen koͤnnen,
                              als daß wenn der Waͤrme ja Schwerkraft zukommt, dieselbe sehr unbedeutend
                              seyn muß. Dagegen stellt uns die Natur den Versuch in einem unnachahmlichen
                              Maaßstabe an: denn wenn die Waͤrme ein Gewicht hat, so muß sie nothwendig,
                              waͤhrend sie in Bewegung ist, auch ein Moment haben; und wenn die
                              Geschwindigkeit der strahlenden Waͤrme von der Sonne gleich derjenigen des
                              Lichts ist, so sollte einiges Moment zu entdeken seyn. Zugegeben aber auch, daß das
                              Moment zu unbetraͤchtlich ist, als daß es sich in kleinem Maaßstabe zeigen
                              koͤnnte, so muͤßte es doch gewiß, wenn es anders vorhanden
                              waͤre, die Umlaufszeit der Planeten vergroͤßern. Man hat bewiesen, daß
                              die Planeten sich in solchen Entfernungen von der Sonne und mit solchen
                              Geschwindigkeiten umdrehen, daß die Centrifugal- und Attractivkraͤfte
                              gleich werden, wenn leztere Kraft sich umgekehrt wie das Quadrat der Entfernung
                              verhaͤlt. Haͤtte aber die Waͤrme irgend
                                 ein Moment, so muͤßten ihre Theilchen, indem sie auf so bedeutende
                              Massen wie die Planeten wirken, offenbar die Entfernungen und periodischen Zeiten
                              derselben vergroͤßern. Nun werden diese aber nicht groͤßer; es kann
                              folglich aus dieser Ursache keine Centrifugalkraft vorhanden seyn, also die
                              Waͤrme kein Moment und daher auch kein Gewicht haben.
                           Wenn man gegen diesen Schluß einwenden wollte, daß das Verhaͤltniß der
                              Attraction uͤberschaͤzt wurde und dieselbe stark genug ist, um sowohl
                              der Tangentialkraft der Umdrehung als der Centrifugalkraft des Moments der
                              strahlenden Waͤrme das Gleichgewicht zu halten, so wuͤrde diese
                              Annahme die Schwierigkeit doch nur in dem Falle beseitigen, wenn alle Planeten
                              gleiche Groͤße und Masse haͤtten oder die Durchschnittsflaͤche
                              aller der Masse proportional waͤre. Die Dichtigkeit des widerstehenden
                              Mediums, welches Enckes Comet beschleunigte, ist noch
                              nicht bestimmt worden, sie kann aber schwerlich so groß sey, daß sie dem
                              vermeintlichen Centrifugalmoment der Waͤrme das Gleichgewicht hielte; denn
                              wenn diese Dichtigkeit eine gleichfoͤrmige ist, sollte auch die
                              Gefchwindigkeit der Planeten durch das Medium der Abnahme der Waͤrmestrahlen
                              proportional seyn, naͤmlich sich umgekehrt wie das Quadrat der Entfernung von
                              der Sonne verhalten. Verhielte sich aber die Dichtigkeit umgekehrt wie das Quadrat
                              der Entfernung (wir sezen voraus, das Medium sey einer Atmosphaͤre analog),
                              so sollte die Geschwindigkeit der Planeten durch dasselbe ebenfalls eine
                              gleichfoͤrmige seyn: nun stimmt aber weder das eine noch das andere mit den
                              Thatsachen uͤberein. (W. Holland im philosoph. Magazine, Nov. 1836.)
                           
                        
                           Neue Erfindungen in der Schiffbaukunst.
                           Wir machen diejenigen unserer Leser, welche an dem Schiffbau Interesse nehmen, auf
                              zwei neue Erfindungen aufmerksam, welche Hr. Cathérineau
                              in Bordeaux machte, und deren Beschreibung er in zwei, in Quart erschienenen
                              Drukschriften dem Publicum uͤbergab. Die erste dieser Erfindungen betrifft
                              ein neues Aushuͤlfssteuerruder (gouvernail de
                                 fortune) fuͤr Kauffahrteischiffe, und soll einem der groͤßten
                              Unfaͤlle, die ein Schiff treffen koͤnnen, naͤmlich dem Verluste
                              des Steuers, mit Leichtigkeit abhelfen. Die franzoͤsischen Kriegsschiffe sind
                              fuͤr diesen Fall mit dem von Capit. Duseuil
                              erfundenen Steuerruder ausgeruͤstet, welches jedoch fuͤr Kauffahrer
                              viel zu theuer zu stehen kommt, und dabei auch nicht mehr leistet als jenes des Hrn.
                              Cathérineau; denn lezteres laͤßt sich
                              angeblich auch bei jedwelcher Witterung mit Leichtigkeit einsezen. — Die
                              zweite Erfindung hingegen ist eine neue Art von Brigandine, an der alle dieser Art
                              von Segel zukommenden 
                              Uebelstaͤnde beseitigt seyn sollten. Die gewoͤhnliche Brigandine hat
                              bekanntlich das Unangenehme, daß sie sich sehr schwer manoeuvriren laͤßt; so
                              zwar, daß bei Windstoͤßen oft die ganze Bemannung aufgeboten werden mußte, um
                              sich ihrer zu entledigen. Die neue Brigandine hingegen, deren sich der Erfinder
                              bereits auf zwei groͤßeren Seereisen mit Vortheil bediente, laͤßt sich
                              mit weniger Mannschaft sehr leicht und schnell handhaben.
                           
                        
                           Field's
                              Verbesserungen an den Spinnmaschinen.
                           Hr. William Field von Rhode Island in den Vereinigten
                              Staaten, nahm ein Patent auf Verbesserungen an den Spinnmaschinen, welche im
                              Wesentlichen in einer Methode das Vorgespinnst so fest auf die Spule aufzuwinden
                              bestehen, daß auf eine Spule, welche nur zum fuͤnften Theil die Groͤße
                              einer gewoͤhnlichen Spule hat, dennoch dieselbe Quantitaͤt Gespinnst
                              aufgewunden wird. Die nach dieser Verbesserung eingerichteten Maschinen sollen einen
                              um die Haͤlfte kleineren Raum einnehmen, einen viel geringeren Kraftaufwand
                              bedingen, und dabei um ⅓ geschwinder laufen, als die gewoͤhnlichen.
                              Das Streken, Drehen und Aufwinden des Vorgespinnsies wird auf die uͤbliche
                              Weise bewerkstelligt; allein die Spulen laufen zum Behufe der Aufnahme des
                              Gespinnstes rascher als die Fliegen; leztere sind ganz uͤber den Spindeln und
                              von diesen unabhaͤngig aufgehaͤngt, haben nur die Haͤlfte der
                              gewoͤhnlichen Laͤnge und des gewoͤhnlichen Durchmessers, und
                              sind an den Enden zur Verhuͤtung ihres Auseinanderweichens mit einem Reifen
                              versehen. Das dichtere Anlegen des Vorgespinnstes wird durch den Druk einer
                              duͤnnen kreisrunden Platte, deren Durchmesser jenem der Spule gleichkommt,
                              bewirkt. Als seine Erfindung erklaͤrt der Patenttraͤger dieses
                              Zusammendruͤken des Vorgespinnstes auf den Spulen mittelst Platten, welche im
                              Kreise umlaufen, damit die Spulen eine weit groͤßere Menge Gespinnst fassen;
                              ferner eine hinter den Spulen angebrachte, verschiebbare Latte, auf der die
                              kreisrunden Platten angebacht sind, und die Verbindung der Zunahme der Groͤße
                              der Spulen mit der Traversirbewegung des Riemenfuͤhrers, damit die Spulen
                              selbst die Geschwindigkeit in dem Maaße abaͤndern, als es wegen der
                              fortwaͤhrenden Zunahme ihrer Groͤße noͤthig ist; endlich die
                              Anwendung eines herzfoͤrmigen Rades zur Bewirkung des Traversirens der
                              Spulen, damit diese mit groͤßerer Geschwindigkeit steigen als fallen, und
                              damit folglich beim Steigen eine geringere Quantitaͤt Vorgespinnst auf die
                              Spulen aufgewunden wird, als beim Fallen. (Aus dem Franklin
                                 Journal im Machanics' Magazine, No. 671.)
                           
                        
                           Ueber Tuchfabrication aus wollenen Lumpen.
                           Eine englische Gesellschaft beabsichtigt demnaͤchst in Frankreich eine
                              Tuchfabrik ganz eigener Art zu errichten, wie deren bereits mehrere in England
                              existiren. Als Rohstoff wird man bloß alte Stuͤke von Tuch, Flanell und
                              uͤberhaupt wollene Lumpen aller Art benuzen. Diese Lumpen werden durch eine
                              Maschine in Loken verwandelt und fast ganz in den Zustand von Wolle
                              zuruͤkgefuͤhrt. Hierauf werden sie kardirt, mir ein wenig neuer Wolle
                              vermengt, gesponnen und gewoben. Man erhaͤlt daraus ein Tuch, welches zwar
                              nicht sehr stark und nicht sehr schoͤn, aber doch sehr wohlfeil ist. (Echo du monde savant, No. 51.)
                           
                        
                           Darstellung des Lithions aus dem Spodumen.
                           Der Spodumen, welcher ein Doppelsilicat von Alaunerde und Lithion ist, zersezt sich
                              nach Setterberg sehr leicht, wenn er gepulvert und mit
                              Kohle oder Zuker gemengt in einer Porzellanroͤhre, durch welche man einen
                              Strom Chlorgas leitet, der Rothgluͤhhize ausgesezt wird. Man braucht dann nur
                              noch die Masse in Wasser aufzuweichen, um reines salzsaures Lithion in der
                              Aufloͤsung zu erhalten.
                           
                        
                           
                           Kann's
                              Messing zum Vergolden.
                           Dieses in Bayern patentirte Messing, welches sich wegen seiner großen Dichtigkeit und
                              geringeren Porositaͤt ziemlich wohlfeil vergolden laͤßt,
                              erhaͤlt man, wenn man zwei Pfund geschmolzenes Kupfer mit einem Pfund Zink,
                              zwei Loth Zinn und ein Loth Blei versezt.
                           
                        
                           Ueber eine dem Gold aͤhnliche Legirung, Chrysorin genannt.
                           Diese Metalllegirung, welche dem 20karatigen Gold vollkommen aͤhnlich ist,
                              verdankt diese Eigenschaft nur dem genauen Gehalt von 51 Theilen Zink auf 100 Theile
                              Kupfer; denn wenn bei ihrer Bereitung durch eine zu starke oder zu lange
                              unterhaltene Hize ein wenig Zink verfluͤchtigt worden ist, hat man nur noch
                              gewoͤhnliches und glanzloses Messing, welches 50 Zink auf 100 Kupfer
                              enthaͤlt. Man muß also beim Schmelzen der beiden Metalle die groͤßte
                              Vorsicht anwenden; man bringt daher zuerst auf den Boden des Tiegels den dritten
                              Theil des erforderlichen Zinks und darauf alles Kupfer, welches man mit einem
                              verglasbaren Flusse bedekt. Der Tiegel wird hierauf in einem Windofen so lange
                              erhizt, bis alles Kupfer gut geschmolzen ist, was man an seiner spiegelnden
                              Oberflaͤche unter dem Flusse erkennt; dann erst sezt man den Rest des Zinks
                              stuͤkweise zu.
                           
                        
                           Reinigung des braunen Leims.
                           Wenn der Leim zu lange gekocht wird, erhaͤlt er in Folge einer
                              Veraͤnderung eine braune Farbe und leimt dann nicht mehr so stark. Er soll
                              sich weiß machen und verbessern lassen, wenn man die Leimtafeln in einen Sak aus
                              weit gewobenem Zeuge einschließt und denselben in einen mit Wasser gefuͤllten
                              Bottich haͤngt. Es loͤst sich dann bald aller Farbstoff auf und
                              faͤllt in dichteren Streifen auf den Boden des Gefaͤßes; wenn diese
                              theilweise Aufloͤsung beendigt ist, nimmt man den Sak aus dem Wasser und
                              troknet die Leimtaseln, welche nun farblos und von vorzuͤglicher Guͤte
                              sind, an der Luft.
                           
                        
                           Ueber die Benuzung des Mais auf Zuker etc.
                           Hr. Dr. Pallas in
                              Saint-Omer beschaͤftigt sich bereits seit zwei Jahren mit der schon in
                              fruͤheren Zeiten mehrmals vorgeschlagenen Gewinnung von Zuker aus dem Mais
                              oder Tuͤrkischkorn, so wie auch mit der Fabrication anderer Artikel aus
                              dieser Getreideart, mit der der sel. Cobbet eine
                              Revolution in der Agricultur und Industrie unseres Erdballes bewirken wollte. Schon
                              im vorigen Jahre richtete Dr. Pallas ein Schreiben hieruͤber an die Akademie in Paris, woraus
                              hervorging, daß die Maisstaͤngel zur Zeit der Reife der Samen gegen 2 Proc.
                              eines dem Rohrzuker vollkommen gleichkommenden Zukers enthalten. Neuerlich hat nun
                              derselbe Verfasser die Resultate seiner weiteren Versuche vorgelegt, aus denen sich
                              ergibt, daß 40,000 Quadratfuß, welche im Pas-de Calais mit Mais bestellt
                              wurden, folgenden Ertrag lieferten:
                           
                              
                                 1) Mais in Koͤrnern
                                 1456
                                 Kil.
                                 
                                 
                              
                                 2) Frische abgeblaͤtterte Staͤngel
                                 3704
                                 —
                                 
                                 
                              
                                 3) Trokenes Viehfutter
                                 1082
                                 —
                                 
                                 
                              
                                 4) Stroh oder Spelzen zu Strohsaͤken
                                 291
                                 —
                                 
                                 
                              
                                 5) Abgekoͤrnte als Brennmaterial dienende Aehren oder Zapfen
                                 915
                                 —
                                 
                                 
                              
                                 Aus den 3704 Kil. Staͤngeln wurden gewonnen
                                 74,080
                                 —
                                 Rohzuker,
                                 
                              
                                 
                                 148,160
                                 —
                                 Melasse,
                                 
                              
                                 
                                 1,111,020
                                 —
                                 Mark oder Fleisch,
                                 
                              
                           wovon die Melasse 74 Kil. Alkohol und das Mark 500 Kil. Papier gab. Hr. Pallas glaubt, daß sich diese Ertraͤgnisse beim
                              Baue im Großen noch weit hoͤher berechnen wuͤrden, daß sie sich aber
                              jezt schon so gestalten, daß sie zur Erweiterung der Maiscultur ausmuntern
                              duͤrften. (Echo du monde savant, No. 42.)
                           
                        
                           
                           Ueber Potaschefabrication aus den
                              Ruͤbenzukermelassen.
                           Wir haben bereits im Polyt. Journal Bd. LXII. S. 490 bemerkt, daß sich nach Hrn. Dubrunfaut aus den Runkelruͤben eine
                              Quantitaͤt Potasche gewinnen laͤßt, die den sechsten Theil des
                              ausgezogenen Zukers betraͤgt und sich in dem Ruͤkstande befindet,
                              welcher bei der Destillation der Melassen auf Alkohol bleibt. Nach dem Echo de la Frontière ist Hr. Dubrunfaut gegenwaͤrtig im Dept. du
                                 Nord mit der Errichtung einer großen Fabrik beschaͤftigt, worin alle
                              Melassen von den Ruͤbenzuker-Fabriken des Departements verarbeitet
                              werden sollen; man hofft daraus jaͤhrlich 300 Pipen Weingeist und eine
                              Million Kilogramme Potasche zu erhalten.
                           
                        
                           Ueber die Zusammensezung des Indigo's.
                           Hr. Dumas hat die Analyse des Indigo's wiederholt; nach
                              seinen Resultaten besteht dieser blaue Farbstoff aus:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                  73
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   4
                                 
                              
                                 Stikstoff
                                  10,8
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                  42,2
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Bekanntlich loͤst sich der Indigo in Schwefelsaͤure auf, und diese
                              Aufloͤsung bildet mit den mineralischen Basen blaue Salze, welche Berzelius als Lake betrachtet, waͤhrend Mitscherlich annimmt, daß der Indigo darin die Rolle des
                              Krystallwaffers spielt. Dumas betrachtet diese blauen
                              Salze als denjenigen analog, welche man bei Behandlung der Schwefelsaͤure mit
                              Alkohol und Basen erhaͤlt, so daß also der Indigo dem Alkohol und Holzgeist
                              analog waͤre. Durch genaue Analysen fand Dumas,
                              daß sich in der That ein Atom Indigo mit zwei Atomen Schwefelsaͤure zu der
                              unter dem Namen Saͤchsischblau bekannten blauen
                              Saͤure verbindet, fuͤr welche er nun die Benennung Schwefelindigosaͤure vorschlaͤgt. Das Salz,
                              welches diese Saͤure mit Kali bildet, ist in Wasser aufloͤslich und
                              krystallisirt in feinen, seidenartigen und sehr dunkelblauen Schuppen. Von dem
                              Barytsalz loͤst sich in der Kaͤlte wenig, in der Waͤrme mehr
                              auf. Die Analyse dieser beiden Salze ergibt fuͤr die Zusammensezung des
                              Indigo's 32 Atome Kohlenstoff, 10 Atome Wasserstoff, 2 Atome Stikstoff und 2 Atome
                              Sauerstoff; bis jezt laͤßt sich aber noch nicht entscheiden, ob der Indigo,
                              um in diese Verbindunqen eingehen zu koͤnnen, ein Atom Wasser verliert, wie
                              es beim Alkohol unteraͤhnlichen Umstaͤnden der Fall ist.
                           Wenn man den Indigo mit Schwefelsaͤure behandelt, entsteht oft eine purvurrothe Substanz, welche von der blauen sehr schwer
                              zu trennen ist. Dieselbe ist ebenfalls eine Indigoverbindung; aber der Indigo ist
                              darin so modifcirt, daß 2 Atome desselben nur mehr eines ausmachen. Diese neue
                              Saͤure, welche Dumas Schweselpurpursaͤure
                              nennt, bildet mit Kali ein in reinem Wasser loͤsliches purpurrothes Salz. Da
                              der Indigo dem Alkohol analog zu seyn scheint, so bleibt noch sein Aether und sein
                              Radical aufzusuchen, womit sich Dumas gegenwaͤrtig
                              beschaͤftigt.
                           Der weiße Indigo, welchen man durch die Einwirkung
                              reducirender Koͤrper erhaͤlt, kann entweder dadurch erzeugt werden,
                              daß dem Indigo Sauerstoff entzogen oder Wasserstoff an ihn abgegeben wird. Die
                              directe Analyse zeigt, daß er aus 32 Atomen Kohlenstoff, 12 Atomen Wasserstoff, 2
                              Atomen Stikstoff und 2 Atomen Sauerstoff besteht, also 2 Atome Wasserstoff mehr
                              enthaͤlt, als der blaue Indigo. (Echo du monde savant,
                                 No. 51.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung von Holzbloͤken zum
                              Straßenpflaster.
                           Man versucht neuerlich in New York gleichfalls die in Rußland gebraͤuchliche
                              Pflasterung der Straßen mit Holzbloͤken. Man nimmt dazu sechsekige
                              Bloͤke von 12 Zoll Hoͤhe, welche man aus der canadischen Tanne
                              schneidet. Man versucht dreierlei Grundlagen fuͤr diese Bloͤke:
                              naͤmlich Geschiebe, Steinplatten von 4 Zoll Dike, und endlich auch ein
                              fußdikes Lager von zerschlagenen Steinen, wie man sie zu den macadamisirten Straßen
                              zu nehmen pflegt. Nachdem die Bloͤke  auf der einen oder der anderen dieser Grundlagen
                              angebracht worden waren, goß man eine aus Theer und Harz bestehende Tuͤnche
                              darauf, auf welche man dann, waͤhrend sie noch warm war, eine Schichte Sand
                              streute. Dieses Pflaster ist so eben wie der Boden eines Wohnzimmers; die Wagen
                              laufen mit sehr geringer Reibung und ohne Geraͤusch daruͤber hinweg;
                              und man verspricht sich auch eine lange Dauer. (Echo du monde
                                 savant, No. 44.)
                           
                        
                           Draͤhte anstatt der Hopfenstangen.
                           Man machte im abgelaufenen Sommer in England und in Frankreich Versuche, die
                              Hopfenstangen durch eiserne Stangen und derlei Draͤhte zu ersezen. Es
                              unterliegt kaum einem Zweifel, daß man hiebei, was die Kosten betrifft, zu
                              guͤnstigen Resultaten gelangen wird; allein man betrachtet die Sache auch
                              noch aus einem anderen Gesichtspunkte. Man will naͤmlich bemerkt haben, daß
                              die durch diese metallischen Conductoren bedingte elektrische Wirkung die Vegetation
                              bedeutend beguͤnstigt. Ja dieß soll so auffallend seyn, daß man nach jeder
                              elektrischen Wolke, die uͤber einen mit metallenen Stangen versehenen
                              Hopfengarten zog, einen wesentlichen Unterschied im Aussehen der Pflanzen beobachtet
                              haben will. Diese Conductoren, bemerkt das Echo du monde
                                 savant in seiner Nr. 38, verhalten sich also wie gewoͤhnliche
                              Blizableiter, indem sie die in ihren Bereich kommenden elektrischen Wolken
                              neutralisiren. Durch deren Anwendung duͤrften also nicht nur die Gewitter
                              vermindert werden, sondern es ergaͤbe sich daraus zugleich auch in
                              oͤkonomischer Hinsicht ein wesentlicher Nuzen.
                           
                        
                           Literatur.Deutsche.
                           Tabellarische Anweisung zur Vergleichung mehr oder minder
                                 concentrirter geistiger Fluͤssigkeiten nach Procenten des Inhaltsmaaßes
                                 und zur Darstellung derselben aus alkoholhaltigen Fluͤssigkeiten und
                                 Wasser. Ein vervollstaͤndigender Anhang zu Meißner's
                                 Araͤometrie. Zum Gebrauche fuͤr Chemiker, Pharmaceuten,
                              Brennereiinhaber, Destillateurs, Oekonomen, Techniker u. s. f. Bearbeitet von Dr.
                              Jos. Rud. Joss, suppl.
                              Professor der speciellen technischen Chemie am k. k. polytechnischen Institute in
                              Wien. Wien 1836 (Auf Kosten und im Selbstverlage des Verfassers.)
                           Bekanntlich laͤßt sich der Alkoholgehalt einer geistigen Fluͤssigkeit,
                              selbe mag unter der Benennung Branntwein, Weingeist oder absoluter Alkohol
                              erscheinen, entweder nach dem Gewichte oder nach dem
                              Inhaltsmaaße, d. h. nach dem Volum bestimmen. Man kann
                              daher von einer und derselben geistigen Fluͤssigkeit sagen:
                           100 Pfd. derselben enthalten x Pfunde oder
                           100 Maaß derselben enthalten x Maaße
                           absoluten Alkohols. Bei der Beurtheilung jedes dieser beiden Faͤlle kommen
                              jedoch in der technischen Praxis folgende zwei Aufgaben
                              vor. Man wuͤnscht naͤmlich entweder zu erfahren, wie viel man aus einer gewissen Quantitaͤt irgend eines Weingeistes
                                 durch Zusaz von Wasser an einer minder concentrirten Fluͤssigkeit von
                                 beliebig zu bestimmender Staͤrke erhalten werde; oder man will wissen,
                                 wie viel man an absolutem Alkohol aus einer bestimmten Menge irgend einer
                                 geistigen Fluͤssigkeit durch Destillation erhalten koͤnne.
                              Beide Fragen lassen sich nun neuerdings entweder nach Procenten des Gewichtes, oder
                              nach jenen des Volums loͤsen.
                           Zur Beantwortung beider Bestimmungsarten hat Hr. Professor Meißner in seiner schaͤzbaren (im Jahre 1816 erschienenen)
                              Araͤometrie Tabellen geliefert, durch deren Benuzung es moͤglich wird,
                              jede dieser Aufgaben ohne alle Rechnung
                               augenbliklich
                              auszufuͤhren. Die Tabelle fuͤr die Beurtheilung nach Procenten des
                              Gewichtes hat er vollstaͤndig, d. h. vom 1. bis zum 100. Grade seines
                              Procentenaraͤometers berechnet, geliefert (man sehe die XXXI. Tab. seiner Araͤometrie); jene Tabelle
                              dagegen, mittelst welcher die Vergleichung einer geistigen Fluͤssigkeit nach
                              Procenten des Inhaltsmaaßes, oder nach dem Volum zu bewerkstelligen ist, wurde von
                              demselben nur von 5 zu 5 Graden: d. h. von 5, 10, 15, 20 bis 100
                              durchgefuͤhrt.
                           Daraus folgt, daß mittelst dieser Tabelle (die XXXII.
                              Tab. der Araͤometrie) die Beurtheilung geistiger Fluͤssigkeiten nach
                              dem Volum wohl bei den angefuͤhrten Graden, als 5, 10 u. s. w., jedoch nicht
                              bei allen uͤbrigen Zwischengliedern moͤglich wird. So kann man
                              — um nur ein Beispiel anzufuͤhren — mit Benuzung dieser Tabelle
                              ohne Muͤhe ausmitteln, mit wie viel Maaßen Wasser man 100 Maaß eines
                              Weingeistes von 50, 70, 80 u. s. w. Graden zu mischen habe, um daraus eine
                              schwaͤchere geistige Fluͤssigkeit von z. B. 20, 25, oder 45 u. s. w.
                              Graden zu erzeugen; oder wie viel Maaß absoluten Alkohols man von 100 Maaß eines 10,
                              20, 25 oder 30 gradigen Branntweins durch Rectification gewinnen werde. Hat man
                              hingegen eine geistige Fluͤssigkeit von solchen Graden zu beurtheilen, deren
                              Zahl als Zwischenglied der in der Tabelle XXXII.
                              aufgefuͤhrten sich nicht ohne Rest durch 5 theilen laͤßt; z. B. eine
                              27-, 52-, 73- oder 87 gradige, so muß man dieses nach einer
                              Methode berechnen, welche in der Araͤometrie S. 146 §. 373, vom Hrn.
                              Prof. Meißner sehr ausfuͤhrlich und deutlich
                              beschrieben wurde.
                           Zur Ausfuͤllung dieser Luͤke hat nun Hr. Prof. Joss mit Benuzung der XXXII. Tabelle von Meißner's Araͤometrie, und durch Anstellung
                              zahlreicher controlirender Versuche mit großem Zeitaufwands eine Tabelle in der
                              wohlmeinenden Absicht verfertigt, um allen Jenen, welche sich mit der Beurtheilung
                              und den Mischungen geistiger Fluͤssigkeiten abgeben muͤssen,
                              insbesondere aber allen Besizern von Brennereien, Chemikern, Pharmaceuten,
                              Technikern, Destillateuren u. s. W. diese Berechnungen, und folglich viel Zeit zu
                              ersparen.
                           Einleitung in die technische Chemie
                                 fuͤr Jedermann. Von Dr. F. Runge. Mit
                              150 im Text befindlichen Tafeln, die chemischen Verbindungen in natura darstellend. Berlin 1836. (Sander'sche Buchhandlung.)
                           Der Verfasser versteht unter technischer Chemie fuͤr Jedermann nicht sowohl die Lehre von der Erzeugung und Darstellung der
                              chemischen Producte im Großen, als vielmehr ihrer
                                 Anwendungsweise im Kleinen. Das Erstere wird immer nur einzelne, durch
                              Vermoͤgen und Talent dazu Bevorrechtete beschaͤftigen; dagegen soll
                              das Leztere in alle Verhaͤltnisse des Lebens eingreifen, Eigenthum Aller
                              werden. Diesem Grundsaze gemaͤß hat er sich bemuͤht, die Nuzanwendung
                              eines jeden Stoffs nach moͤglichst vielen Seiten hin zu beleuchten, und das
                              Reinwissenschaftliche immer durch Beziehung auf praktische Anwendung genießbar und
                              schmakhaft zu machen. Jeder Chemiker wird an sich selbst die Erfahrung gemacht
                              haben, wie sehr der Anfaͤnger bei dem Gebrauche eines systematischen
                              Lehrbuchs der Chemie von bedeutender Ausdehnung durch die Fuͤlle der
                              chemischen Erfahrungen und Erscheinungen verwirrt und erschrekt wird, und wie
                              nothwendig ihm daher ein kundiger Fuͤhrer ist, der ihn von Stufe zu Stufe
                              leitet. Ein solcher Fuͤhrer nun soll bei dem Elementarunterricht Runge's Buch seyn, welches mit einer solchen Klarheit
                              abgefaßt ist, daß dadurch jeder Schuͤler von gesundem Menschenverstand und
                              gutem Willen unfehlbar zur hoͤheren Ausbildung in einer so anziehenden
                              Wissenschaft tuͤchtig gemacht und aufgemuntert werden muß. Der Verfasser
                              hatte uͤberdieß die originelle und gluͤkliche Idee die wichtigeren
                              chemischen Verbindungen (unter 149 Nummern) dem Texte in
                                 natura einzuschalten, wodurch die Verstaͤndlichkeit seines Vortrags
                              noch ganz besonders erleichtert wird. Moͤchte er recht bald die versprochene
                              aͤhnliche Bearbeitung der schweren Metalle und der Pflanzen, auf gleiche
                              Weise durch Probemuster erlaͤutert, folgen lassen!
                           Encyklopaͤdisches Woͤrterbuch der Technologie,
                              der technischen Chemie, der Physik und des Maschinenwesens; bearbeitet von Dr. Carl 
                              Hartmann. Augsburg, in der v. Jenisch und Stage'schen Buchhandlung,
                              1837.
                           Bekanntlich gibt es in Deutschland außer Prechtl's
                              technologischer Encyklopaͤdie kein den Beduͤrfnissen der Zeit und dem
                              gegenwaͤrtigen Standpunkte des Gewerbewesens entsprechendes technologisches
                              Woͤrterbuch; jenes große Werk (zu welchem Hr. Dr.
                              Hartmann selbst Beitraͤge liefert) kann aber
                              wegen seines Umfangs, so wie wegen der Muͤhe und Sorgfalt, welche auf seine
                              Bearbeitung von mehreren Gelehrten gewendet werden, natuͤrlich erst nach
                              Jahren vollendet seyn; dieß veranlaßte den Verfasser ein encyklopaͤdisches
                              Werk uͤber Technologie, technische Chemie und Maschinenwesen auszuarbeiten,
                              welches bei geringerem Umfange als das Prechtl'sche doch
                              hinsichtlich seiner Vollstaͤndigkeit einer großen Anzahl von Gewerbtreibenden
                              genuͤgen kann und in hoͤchstens zwei Jahren vollendet seyn soll.
                           Die Haupttendenz dieses Woͤrterbuchs, wobei die Encyklopaͤdie von Prechtl der leitende Stern war, ist rein praktisch,
                              obgleich wissenschaftliche Begruͤndung nicht ausgeschlossen ist. Um aber bei
                              dem beschraͤnkten Umfange von ungefaͤhr 200 BogenDiese werden auf 6 Bände vertheilt, wovon bereits zwei Lieferungen erschienen
                                    sind. nicht bloß eine Uebersicht der Verfahrungsarten, sondern eine
                              gedraͤngte Darstellung jedes einzelnen Gegenstandes geben zu koͤnnen,
                              bleiben geschichtliche Nachrichten, die Angabe veralteter Methoden, die
                              Anfuͤhrung veralteter und allgemein bekannter Handwerksausdruͤke (ein
                              integrirender Theil der aͤlteren technologischen
                              Woͤrterbuͤcher), ferner rein wissenschaftliche Artikel
                              gaͤnzlich ausgeschlossen. Den verschiedenen Naturproducten, welche, ohne
                              durch Arbeit eine Umgestaltung oder Zurichtung erhalten zu haben, als Waaren und
                              Materialien zur Fabrication im Handel vorkommen, werden ebenfalls keine eigenen
                              Artikel gewidmet, sondern sie werden als Materialien da abgehandelt, wo ihre
                              Anwendung beschrieben ist. Zur Raumersparung war es auch noͤthig, wegen
                              Erklaͤrung der meisten Worte, Ausdruͤke und Begriffe auf diejenigen
                              Artikel zu verweisen, in welchem sie im Zusammenhange und systematisch
                              erklaͤrt worden sind. Mathematische und chemische Formeln sind vermieden, von
                              Effectberechnungen nur die einfachsten mitgetheilt worden. Die Abbildungen sind auch
                              moͤglichst gespart worden, um den Preis des Buchs so wohlfeil als thunlich zu
                              machen, daher auch die allgemein bekannten Werkzeuge, Vorrichtungen und Maschinen
                              gar nicht abgebildet worden sind.
                           Die benuzten Schriften sind uͤberall angefuͤhrt und außerdem auch bei
                              jedem Artikel die wichtigsten Werke und Journalartikel.
                           Praktisches Handbuch uͤber Anlage von Eisenbahnen, ihre
                              Kosten, Unterhaltung und ihren Ertrag, uͤber die Anfertigung und
                              Pruͤfung der Schienen, und die Einrichtung der Dampf- und anderer
                              Eisenbahnwagen; von Dr. Carl Hartmann. Augsburg 1836, in der v. Jenisch und
                              Stage'schen Buchhandlung.
                           Dieses Werk, wovon bereits 2 Lieferungen (Bogen 1–16) erschienen sind, ist
                              nach den Schriften von Tredgold, Wood, Macneil, Lardner, Minard, v. Gerstner, v. Oeynhausen, v. Dechen u. Anderen mit Umsicht bearbeitet und mit guten
                              Abbildungen versehen; es wird im Ganzen 4–5 Lieferungen umfassen.