| Titel: | Ueber ein verbessertes Sauerstoff-Wasserstoffgas-Löthrohr. Von Hrn. W. Maugham, Docenten der Chemie in London. | 
| Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. XL., S. 192 | 
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                        XL.
                        Ueber ein verbessertes
                           Sauerstoff-Wasserstoffgas-Loͤthrohr. Von Hrn. W. Maugham, Docenten der
                           Chemie in London.
                        Aus den Transactions of the society for the Encouragement of
                                 Arts. Vol. L. P. II; S. 41.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Maugham's
                           Sauerstoff-Wasserstoffgas-Loͤthrohr.
                        
                     
                        
                           Die vielen Versuche, welche ich in den lezten zwei Jahren mit Sauerstoff- und
                              Wasserstoffgas anzustellen Gelegenheit hatte, uͤbenzeugten mich, daß alle
                              jene Loͤthrohre, womit diese Gase in gemischtem Zustande verbrannt zu werden
                              pflegen, ihrem Zweke nicht entsprechen, und daß es daher hoͤchst nothwendig
                              ist, daß ein leicht zu handhabender und ganz gefahrloser Apparat hiezu hergestellt
                              werde. Ohne in eine geschichtliche Eroͤrterung uͤber die verschiedenen
                              Vorrichtungen, welche von Zeit zu Zeit zu dem fraglichen Zweke empfohlen wurden,
                              eingehen zu wollen, bemerke ich nur, daß sie saͤmmtlich, wie sinnreich sie
                              auch eingerichtet seyn moͤgen, mehr als Spielzeuge fuͤr kuͤhne
                              Experimentatoren zu betrachten sind, und daß keine derselben dem
                              gewoͤhnlichen Arbeiter anvertraut werden kann, um zum allgemeinen Besten
                              Nuzen daraus zu ziehen. Mit meinem Loͤthrohre dagegen kann man jede beliebige
                              Zeit uͤber mit dem explodirbaren Gasgemenge arbeiten, ohne daß man irgend
                              eine Gefahr dabei laͤuft; denn die Vermengung geschieht immer nur in sehr
                              kleinen Quantitaͤten und nur so schnell, als die Verbrennung des Gemenges
                              selbst von Statten geht. Ich hege daher auch keinen Zweifel, daß meine Methode mit
                              großem Vortheile in mechanischen Werkstaͤtten zum Schwelzen von Platin und
                              anderen strengfluͤssigen Metallen, so wie anderer seits auch zur Unterhaltung
                              jenes intensiven Lichtes benuzt werden kann, welches bekanntlich bei der Einwirkung
                              dieses Gasgemenges auf Kalk erzeugt wird.
                           Prof. Daniell's Loͤthrohr bietet zwar vollkommene
                              Sicherheit; allein man kann ihm, wie mir scheint, den Vorwurf machen, daß man damit
                              fuͤr manche Faͤlle nicht den gehoͤrigen Grad von Hize zu
                              erzeugen im Stande ist, und daß es sich wegen des großen Gasaufwandes oder vielmehr
                              wegen der durch die weiten Muͤndungen bedingten Gasverschwendung nicht zum
                              Gebrauche im Großen eignet. An diesem Loͤthrohre stroͤmen die Gase
                              durch zwei Roͤhren, welche sich in einander befinden, so daß die Gase nur da
                              in gegenseitige Beruͤhrung kommen, wo sie in die atmosphaͤrische Luft
                              entweichen. Da sich nun dieses Instrument bereits in den Haͤnden der meisten
                               Chemiker, die es
                              mit dem Sauerstoff-Wasserstoffgas-Loͤthrohre zu thun haben,
                              befindet, so will ich, bevor ich zeige, wie sich die Gase gleich
                              urspruͤnglich in die von mir vorzuschlagende Kammer leiten lassen, lieber
                              eine Methode angeben, nach welcher sich dieser Apparat so vervollkommnen
                              laͤßt, daß er allen Faͤllen, in denen es sich um gefahrlose
                              Verbrennung des Gasgemisches handelt, entspricht. Wenn ich hiemit auch den
                              Anforderungen in Hinsicht auf Kostenersparung Genuͤge zu leisten hoffe, so
                              glaube ich doch bemerken zu muͤssen, daß es eben so leicht war, ein ganz
                              neues und verschiedenes Instrument zu verfertigen, als das aͤltere zu
                              vervollkommnen.
                           Fig. 7 und 8 geben einen
                              Durchschnitt meines Loͤthrohres mit Hinweglassung eines Theiles der glatten,
                              zwischen den beiden Pfeilen befindlichen Roͤhre; an das Ende desselben ist
                              eines der Mundstuͤke, die weiter unten beschrieben werden sollen, geschraubt.
                              Man wird hieraus ersehen, daß ich eine kleine Veraͤnderung an dem Daniell'schen Loͤthrohre vornahm, indem ich an dem
                              Ende jener Roͤhre, durch welche das Wasserstoffgas zu stroͤmen hat,
                              ein aus Fig. 9
                              ersichtliches Metallblaͤttchen x,
                              anloͤthete, in welchem Blaͤttchen im Kreise herum acht kleine
                              Loͤcher, und in der Mitte ein groͤßeres, zur Aufnahme der
                              Sauerstoͤffroͤhre bestimmtes Loch angebracht wurde. Diese kleineren
                              Loͤcher sollen nicht, wie man auf den ersten Blik meinen moͤchte, die
                              Stelle eines Drahtgitters vertreten und keineswegs zur Verhuͤtung einer
                              Explosion beitragen; sondern der Wasserstoffgasstrom soll durch sie bloß so
                              vertheilt werden, daß er sich in der Kammer, in welche sich die Roͤhre
                              oͤffnet, gleichmaßiger mit dem Sauerstoffgase vermengt. Außen an dieser
                              Kammer ist ein fuͤr den Kalkcylinder angebrachter Traͤger, welcher
                              spaͤter beschrieben werden soll, ersichtlich. Das Mundstuͤk
                              laͤßt sich abschrauben, damit man, wenn Platin u. dergl. geschmolzen werden
                              soll, ein rechtwinkeliges statt desselben anschrauben kann.
                           Man bedient sich dieses Apparates auf folgende Weise. Man schraubt ihn bei c an einen mit Sauerstoff gefuͤllten Gasometer
                              oder an eine von einem solchen herfuͤhrende Roͤhre; waͤhrend
                              man bei d eine biegsame Roͤhre anschraubt, die an
                              einen anderen, mit Wasserstoff gefuͤllten Gasometer fuͤhrt. Ein
                              Verbindungsgefuͤge wird das Ganze noch vollkommener vereinigen. Der Hahn e regulirt die Quantitaͤt des Sauerstoffgases,
                              und macht einen Theil der Daniell'schen Erfindung aus.
                              Der zur Regulirung der Quantitaͤt des Wasserstoffgases dienende Hahn wird an
                              der bei d angeschraubten biegsamen Roͤhre
                              angebracht, ist jedoch in der Zeichnung nicht ersichtlich.
                           Mittelst des aus Fig. 10 bei a ersichtlichen
                              Ellenbogengelenkes, welches bei b, b angeschraubt wird,
                              kann man dem Schafte des  Loͤthrohres eine senkrechte Stellung geben, damit das Kalklicht in einen
                              parabolischen Reflector gesezt werden kann.
                           In Fig. 11
                              sieht man den Traͤger des Kalkes einzeln fuͤr sich und von dem
                              Mundstuͤke abgenommen. a ist hier die Spindel, an
                              die eine Kalkkugel, oder ein Kalkcylinder, oder der sonstige Gegenstand gebracht
                              wird; durch lezteren muß zum Behufe des Anstekens ein vollkommen cylindrisches Loch
                              gedreht seyn. b ist der Ring, der sich an dem
                              Loͤthrohrmundstuͤke schiebt, und c eine
                              Schraube, womit dieser Ring fest angezogen werden kann. d ist eine kleine Metallplatte, auf der der Kalk aufruht und e eine Schraube, womit man so oft als man es fuͤr
                              noͤthig haͤlt, einen neuen Theil der Oberflaͤche des Halses dem
                              Gasstrome aussezen kann. Diese Vorrichtung macht das Uhrwerk, dessen man sich bei
                              den gewoͤhnlichen Versuchen mit diesem Gase bedient,
                              uͤberfluͤssig.
                           Fig. 12 ist
                              ein Durchschnitt des von mir vorgeschlagenen Mundstuͤkes, an welchem man eine
                              Kammer a bemerkt, worin die Gase mit einander vermengt
                              werden, bevor die Verbrennung eintritt. b ist eine
                              weibliche Schraube, womit diese Mundstuͤke an das Daniell'sche Loͤthrohr angeschraubt werden. Die Spize c ist aus Platin zu verfertigen. Dieses Mundstuͤk
                              ist unter einem rechten Winkel gebogen; der Gasstrahl wird, wenn dieses
                              Mundstuͤk an dem Loͤthrohre befestigt ist, senkrecht nach Unten
                              gerichtet, und kann zum Schmelzen von Platin und anderen strengfluͤssigen
                              Substanzen, welche auf eine gehoͤrige Unterlage gebracht werden
                              muͤssen, benuzt werden. Das in Fig. 7 und 10 unter einem Winkel von
                              45° eingebogene Mundstuͤk dient zu den Versuchen mit Kalk.
                           So lange der Druk in beiden Gasometern gleichfoͤrmig bleibt, wird stets eine
                              geeignete Vermischung der Gase in der Kammer Statt finden, wenn die
                              Regulirhaͤhne vorher gehoͤrig gestellt wurden. Eine Explosion kann
                              nicht wohl eintreten. Die Gase werden auf diese Weise zuverlaͤssig in
                              gemischtem Zustande verbrannt; allein die Vermischung geschieht immer nur in sehr
                              geringer Menge und unmittelbar, bevor die Gase aus dem Loͤthrohre entweichen.
                              Bemerken muß ich jedoch hier, daß man mit den gewoͤhnlichen Apparaten beinahe
                              nie ein Gasgemisch bekommt, wie es seyn soll. Man begnuͤgt sich
                              naͤmlich damit, auf zwei Volume Wafferstoffgas ein Volum Sauerstoffgas zu
                              nehmen, ohne zu beruͤksichtigen, daß diese Gase gewoͤhnlich unrein
                              sind, und daß diese Unreinigkeiten, wie ich mich oft uͤberzeugte, sowohl
                              quantitativ als qualitativ gar sehr großem Wechsel unterliegen. Mit meinem Apparate
                              lassen sich die hieraus erwachsenden Nachtheile dagegen ganz und gar beseitigen,
                              denn man kann die Flamme, wenn sie einen Augenblik lang nicht die gehoͤrige
                              Beschaffenheit  zeigen
                              sollte, mit Huͤlfe der Regulirhaͤhne leicht in den gewuͤnschten
                              Zustand versezen. Man wird zwar allerdings hiebei nur versuchsweise zu Werke gehen
                              koͤnnen; allein bei einiger Uebung wird der Experimentator schnell das
                              erforderliche Verhaͤltniß herzustellen im Stande seyn. Ist das Wasserstoffgas
                              in Ueberfluß vorhanden, so wird die Flamme groß und bauschig erscheinen; neigt sich
                              der Ueberschuß hingegen auf Seite des Sauerstoffgases, so wird sie
                              verloͤschen; die Flamme, welche man bemerkt, wenn beide Gase in
                              entsprechendem Verhaͤltnisse vermengt sind, ist so charakteristisch, daß man
                              sie nie mehr verkennen kann, wenn man sie auch nur ein Mal gesehen hat. Laͤßt
                              man die Gase auf Kalk oder andere Erden stroͤmen, so geben sie ein flakerndes
                              Licht, wenn deren Vermischung nicht in gehoͤrigem verhaͤltnisse Start
                              fand; und dieses Flakern zeigt sich fast immer, wenn die Vermischung auf die von mir
                              eben geruͤgte Weise geschieht.
                           Eine weitere Verbesserung, die ich an dem Daniell'schen
                              Apparate anbrachte, ist in einem Verbindungsstuͤke h,
                                 h gelegen womit man dem Gasstrome jede Richtung geben kann, welche in der
                              Flaͤche eines Kreises, dessen Durchmesser das Loͤthrohr unter rechten
                              Winkeln durchschneidet, gelegen ist.
                           Was die in Verbindung mit dem beschriebenen Apparate anzuwendenden Gasometer
                              betrifft, so bemerke ich, daß man im Kleinen, wenn man zwei, nach Pepy's Princip gebaute Gasometer besizt, einen
                              gleichmaͤßigen Druk erzielen kann, wenn man sich eines Trichters bedient, der
                              sich in eine mit beiden Gasometern verbundene Roͤhre endigt, wie dieß aus
                              Fig. 13
                              ersichtlich ist. Unter den gewoͤhnlichen Umstaͤnden kann man von einem
                              Assistenten Wasser in den Trichter a gießen lassen,
                              indem ein geringer Unterschied, welcher bei diesem Verfahren allenfalls in der
                              Hoͤhe der Wassersaͤule eintreten duͤrfte, keinen großen Einfluß
                              auf die Flamme ausuͤbt, und immer durch die Regulirhaͤhne ausgeglichen
                              werden kann. Wo es thunlich ist, kann man die Speisung des Trichters mit Wasser aber
                              auch mit einem Kugelhahne, der an einer von einem Wasserbehaͤlter
                              herlaufenden Roͤhre angebracht ist, und dessen Kugel sich in dem Wasser des
                              Trichters befindet, reguliren. Diese Methoden eignen sich jedoch nur bei der
                              Anwendung des Instrumentes im Kleinen bei Vorlesungen; fuͤr dessen Anwendung
                              im Großen wird man bald auf zwekmaͤßigere Gasometer kommen. Alles, was ich
                              verlange, ist, daß der Druk fortwaͤhrend ein gleichmaͤßiger sey, und
                              wenigstens jenem einer Wassersaͤule von 24 Zoll Hoͤhe gleichkomme.
                           Bemerken muß ich, daß wenn man Platin auf kohle schmilzt, dieses Metall
                              bruͤchig und zu den Zweken, zu denen man es gewoͤhnlich  benuzt, untauglich wird.
                              Wahrscheinlich ist dieß durch eine Verbindung desselben mit Kohlenstoff bedingt.
                              Unter allen Substanzen, die ich als Unterlagen benuzte, fand ich den feuerfesten
                              Thon von Stourbridge noch am besten. Kapellen aus Beinasche schmolzen unter der
                              Einwirkung der intensiven, durch die Verbrennung des Gasgemisches erzeugten Hize
                              sehr schnell. Die beste Methode Platin zu schmelzen scheint mir, der geschmolzenen
                              Masse allmaͤhlich kleine Stuͤkchen Metall zuzusezen. Wenn man auf
                              diese Weise eine Unze oder daruͤber behandelt hat, so wird das Metall an der
                              Oberflaͤche in Fluß, in der Tiefe aber erstarrt seyn. Man kann auf diese
                              Weise eine beliebige Menge Platin zusammenschmelzen oder zusammenschweißen, und
                              braucht, wenn man dasselbe dann auswalzen oder weiter verarbeiten will, nur das mit
                              der Unterlage in Beruͤhrung gewesene Ende abzuschneiden, indem sich dieses
                              mit etwas Silicium verband, und dadurch zur weiteren Behandlung untauglich ward. Ich
                              habe mehr als ein halbes Pfund Platin auf diese Weise zusammengeschweißt, und
                              zweifle nicht, daß man dieß auch mit jeder beliebigen Quantitaͤt kann, wenn
                              man das angegebene Verfahren beobachtet, wenn man fuͤr Gasometer von
                              hinreichender Groͤße sorgt, und wenn man die Muͤndung, durch welche
                              das Gas ausstroͤmt, entsprechend vergroͤßert.
                           Ich glaube, daß mein Instrument vollkommen gefahrlos ist; ich habe wenigstens 1000
                              Gallons Sauerstoff- und Wasserstoffgas damit verbrannt, und nie ist mir
                              hiebei auch nur der geringste Unfall begegnet. So viel mir bekannt ist, besteht
                              dermalen kein dem meinigen vollkommen gleiches Instrument. Die Anwendung von
                              Kalkcylindern anstatt Kalkkugeln bei Benuzung des
                              Sauerstoff-Wasserstoffmikroskopes lernte ich von den HH. Cooper und Cary.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
