| Titel: | Ueber die Bleiweißfabrication; von J. G. Gentele. | 
| Autor: | Johan G. Gentele [GND] | 
| Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. XLI., S. 196 | 
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                        XLI.
                        Ueber die Bleiweißfabrication; von J. G. Gentele.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Gentele, uͤber Bleiweißfabrication.
                        
                     
                        
                           Das Bleiweiß ist eine Verbindung von Bleioxyd mit Kohlensaͤure. Wenn die
                              Verkalkung des metallischen Bleies unter Umstaͤnden erfolgt, welche die
                              Vereinigung des entstehenden Oxyds mit Kohlensaͤure beguͤnstigen, so
                              entsteht basisches kohlensaures Bleioxyd; diese
                              Verbindung bildet sich also immer, wenn das Blei nach dem sogenannten
                              hollaͤndischen Verfahren in Bleiweiß verwandelt wird; wird hingegen die
                              Aufloͤsung eines Bleisalzes mit Kohlensaͤure oder einem kohlensauren
                              Salze zersezt, so ist der Niederschlag neutrales
                              kohlensaures Bleioxyd.
                           
                           A. Fabrication
                                 des basischen Bleiweißes.
                           Die gewoͤhnliche und im Großen betriebene Fabrication dieses Products beruht
                              darauf, daß man Bleiplatten unter Mitwirkung von Waͤrme und Feuchtigkeit der
                              Oxydation und Einwirkung von Kohlensaͤure mittelst Essigdaͤmpfen
                              aussezt. Die Waͤrme, in welcher die Gefaͤße, worin das Blei den
                              Essigdaͤmpfen ausgesezt wird, laͤngere Zeit erhalten werden
                              muͤssen, kann man nun entweder durch eine Mistgaͤhrung entwikeln (hollaͤndisches Verfahren), oder man kann auch die
                              Verkalkungsgefaͤße in Kammern aufstellen, welche durch Oefen auf die
                              geeignete Temperatur geheizt werden.
                           
                        
                           I. Bereitung
                                 des Bleiweißes durch Verkalkung des Bleies in Pferdemist.
                           1) Ginsezen und Beschikung der sogenannten
                                 Loogen.
                           In ein gegen die Witterung geschuͤztes vierekiges Local von etwa 12 Fuß
                              Laͤnge, 8 Fuß Breite und 10 Fuß Hoͤhe, dessen vordere Wand oder
                              Eingang durch in Falzen laufende Bretter nach und nach theilweise geschlossen oder
                              geoͤffnet werden kann, und dessen uͤbrige Wandungen zwischen Balken
                              geschobene oder angenagelte Dielen sind, wird eine ½′ hohe Lage von
                              frischem Roßduͤnger mittelst hoͤlzerner Stoͤßel fest
                              eingestampft und mit Brettern so gut als moͤglich zur ebenen Flaͤche
                              ausgearbeitet. Nach Vollendung dieser Anlage wird ein aus vier einzelnen Brettern
                              bestehender 1′ hoher Kasten darin so zusammengesezt, daß die Bretter
                              desselben auf allen Seiten 1½′ von der Wand dieses Locals (welches ich
                              nach der Fabriksprache nun immer Looge nenne) abstehen,
                              also einen Zwischenraum von 1½′ lassen; dieser Zwischenraum wird
                              ebenfalls mit Roßduͤnger aufgefuͤllt. Derselbe dient zur Aufnahme der
                              sogenannten Calcinirtoͤpfe; diese werden
                              gewoͤhnlich aus gemeinem zaͤhem rothem Thon
                              auf der Toͤpferscheibe gedreht, sind beilaͤufig 9 bayer. Zoll hoch,
                              und oben 6–7″, unten aber nur 4–5″ weit und gut glasirt.
                              In einer Hoͤhe von 5″ vom Boden befinden sich in jedem solchen Topfe
                              zwei einander gegenuͤber liegende, ½″ lange Zapfen, auf welche
                              das in Rollen aufgewikelte und zur Verkalkung kommende Blei aufgelegt wird.
                           Diese Rollen werden aus langen Bleistreifen gemacht, welche man dadurch
                              erhaͤlt, daß man auf guß- oder blecheiserne Rinnen mit ebener
                              Flaͤche, die beilaͤufig 4″ weir sind, schmelzendes Blei gießt,
                              welches, wenn die Rinne horizontal liegt, zur duͤnnen ebenen Platte
                              auslaͤuft, die nach dem Erkalten abgenommen werden kann. Mit sechs solcher
                              Rinnen ist man im Stande vermittelst zweier Arbeiter, von denen einer abwechselnd
                              auf die leere Rinne gießaͤt maͤhrend  der andere die gegossene Platte
                              entfernt, taͤglich 20 Cntr. Blei in Platten von 3′ Laͤnge,
                              4″ Breite und der Dike eines viertel oder halben Kronenthalers zu gießen. Das
                              Metall wird in einem eisernen Kessel geschmolzen und mit eisernen Loͤffeln
                              ausgeschoͤpft; man beobachtet dabei einen gewissen Hizgrad, der deßwegen
                              nicht zu hoch seyn darf, weil sich sonst auf der Oberflaͤche eine zu große
                              Menge von Oxyd (sogenannter Kraͤze) erzeugt, und man also an Blei verlieren
                              wuͤrde. Zu heiß gewordenes Blei, welches auch das schnelle Erkalten der
                              Gußplatten beeintraͤchtigt, muß durch Einbringen von kaltem Blei (einem zweiten Bleiblok) in den Kessel erkaltet werden.
                           Die aus den so gegossenen Platten gefertigten Rollen muͤssen der Groͤße
                              der Toͤpfe entsprechen und loker seyn, das heißt: die Flaͤchen des
                              neben einander liegenden Bleies sollen sich nicht, oder nur so wenig als
                              moͤglich beruͤhren, damit Raum zum Hindurchdringen der Essigdampfe
                              bleibt. Diese Rollen muͤssen natuͤrlich immer in Vorrath vorhanden
                              seyn.
                           Man fuͤllt nun die Calcinirtoͤpfe bis unter die hervorstehenden Zapfen
                              oder Traͤger mit dem zur Verkalkung dienenden Essiggemenge, wovon
                              gewoͤhnlich ¾ – 1 bayerische Maaß hiezu erforderlich ist;
                              hierauf werden die Toͤpfe in dem fuͤr sie bestimmten Raum der Looge
                              reihenweise eingesezt und jeder einzelne Topf mit einer Bleirolle, welche
                              gewoͤhnlich 4–5 Pfd. wiegt, beschikt. Nachdem der ganze Raum innerhalb
                              des Kastens mit den beschikten Toͤpfen ausgefuͤllt ist, bedekt man
                              dieselben haͤufig, was jedoch wenig nuzt, mit thoͤnernen Dekeln.
                              Jedenfalls muͤssen sie aber nun noch mit Brettern gut zugedekt werden, indem
                              man auf zwei uͤber sie gelegte Bretter, welche mit ihren Enden auf dem Kasten
                              aufliegen, ein drittes bringt, welches die zwischen beiden befindliche Fuge
                              verschließt. Wenn auf diese Art eine Reihe Toͤpfe in die Looge gebracht ist
                              (wozu zwei Arbeiter gewoͤhnlich acht Stunden brauchen), kommt auf die obere
                              Bretterlage abermals eine der ersten entsprechende Schichte von Pferdemist, welche
                              geebnet und fest getreten zur Aufnahme einer ueuen Reihe Toͤpfe zwischen
                              einem mit Pferdemist umgebenen Kasten dient. Auf diese kommt eben so eine zweite und
                              dritte Reihe u. s. w., bis der Raum der Looge angefuͤllt ist.
                           Bei der Beschikung sorgt man insbesondere dafuͤr: daß
                           a) moͤglichst viele Toͤpfe neben einander
                              in einem Raume zusammengesezt werden koͤnnen, weil das Blei gleichstark
                              verkalkt wird, es mag viel oder wenig davon in einem abgeschlossenen Raume
                              zusammengedraͤngt seyn;
                           b) daß das eingesezte Blei nicht mit dem im unteren
                              Theile der Toͤpfe enthaltenen Essig in unmittelbare Beruͤhrung kommt,
                              weil  es sonst
                              verunreinigt wird, auch der Essig bald gesaͤttigt werden muͤßte und
                              dann keine verkalkenden Dampfe mehr entwikeln koͤnnte; ferner
                           c) daß dle Bretter, welche zur Bedekung dienen, recht
                              fest aufeinanderliegen, also keine Fugen zum Durchlaufen etwa dem Pferdemiste
                              anhaͤngender Feuchtigkeit, oder zum Durchstauben desselben bleiben;
                              ferner
                           d daß die durch die oberen Bleischichten auf die
                              Toͤpfe herabgebogenen Bretter dieselben nicht zerbrechen koͤnnen. Die
                              Toͤpfe muͤssen daher gleiche Hoͤhe haben, und man thut auch
                              gut, wenn man in der Mitte des mit Toͤpfen auszufuͤllenden Raumes
                              starke Dielen aufrichtet, welche einige Zoll uͤber die Toͤpfe
                              hinaufreichen und die auf sie herabgebogenen Bretter stuͤzen.
                           e) fuͤr guten Duͤnger. Die
                              Schoͤnheit des zu erzielenden Bleiweißes und die Wirksamkeit des
                              Verkalkungsmittels haͤngen großen Theils von der Wahl des Pferdemistes ab. Frischer Pferdemist, welcher nicht mit Stroh gemengt
                              ist, taugt nicht, indem er sich zu sehr erhizt und zu viel Schwefelwasserstoffgas
                              bei seiner faulen Gaͤhrung entwikelt, wodurch die Oberflaͤche des
                              Bleies geschwaͤrzt wird. Derselbe muß etwas mehr Stroh enthalten als
                              wirklichen Duͤnger, und vor der Anwendung fast tropfnaß gemacht werden,
                              jedoch nicht so stark, daß wenn er zur Bedekung gebraucht wird, eine braune
                              Fluͤssigkeit ablaufen und das unter ihm liegende Blei verunreinigen kann. Hat
                              man keinen solchen strohigen Pferdemist, so wendet man am besten ein Gemenge von
                              bereits gebrauchtem und frischem an; denn wenn derselbe sich zu stark erhizen
                              koͤnnte, wuͤrde die Verdampfung des in den Toͤpfen enthaltenen
                              Essigs zu sehr beschleunigt und also die Beruͤhrungszeit der Daͤmpfe
                              mit dem Bleie verkuͤrzt werden, so daß sie zum Theil unzersezt entweichen
                              muͤßten. Die geeignetste Temperatur zur Verkalkung des Bleies in Pferdemist
                              ist die von + 30 bis 40° R., wenn sie von einer Gaͤhrung des
                              Pferdemistes begleitet ist, bei welcher er die groͤßte Menge
                              Kohlensaͤure und moͤglichst wenig gelbfaͤrbende Dampfe
                              entwikelt. Wenn man die rechte Temperatur getroffen hat, faͤllt der Bleikalk
                              blendendweiß aus und haͤngt loker an dem Metall, waͤhrend er bei
                              vorausgegangener starker Erhizung hart, grau, und an manchen Stellen ganz
                              schwarzgrau wird.
                           Bei dieser Art der Verkalkung hat man natuͤrlich die Operation nicht sehr in
                              der Gewalt, und es kommt besonders darauf an, daß man
                              schon beim Einsezen der Toͤpfe die geeigneten allerdings nur durch mehrere
                              Versuche und Operationen zu erfahrenden Verhaͤltnisse trifft. Um zu erfahren,
                              wie weit die Erhizung gestiegen ist, stelle  ich eine Blechroͤhre senkrecht in die Mitte der
                              Looge, in welcher ich an einem Bindfaden ein Thermometer in verschiedener
                              Hoͤhe aufhangen kann. Sollte sie zu stark geworden seyn, so kann man sie,
                              obgleich nur theilweise, dadurch vermindern, daß man die aͤußere Umgebung der
                              Kasten taͤglich einige Mal mittelst einer Gießkanne mit Wasser besprizt;
                              damit jedoch die Erkaͤltung hiedurch nicht zu rasch eintritt, darf man nie zu
                              viel Wasser auf ein Mal nachgießen und diese Operation nur in Zwischenraͤumen
                              von einem halben Tage wiederholen.
                           Um uͤber die geeignetste Sorte von Pferdemist Gewißheit zu erlangen, thut man
                              gut, wenn man bei jeder Verkalkungsoperation eine Tabelle anfertigt, aus welcher man
                              zulezt die taͤgliche Temperatur, das vorgenommene Begießen, das Gewicht des
                              eingesezten Bleies, so wie des daraus erhaltenen Bleikalks und des
                              ruͤkstaͤndigen Bleies ersieht. ES versteht sich, daß jedes Mal auch
                              eine Probe des gewonnenen Bleikalks zur Vergleichung mit den spaͤter zu
                              erzielenden Producten aufbewahrt werden muß.
                           2) Ueber den chemischen Proceß
                                 waͤhrend der Verkalkung.
                           Wenn man einen gewoͤhnliches zum Theil mit Essig gefuͤllten Topf mit
                              einer Bleiplatte bedekt, welche man noch mit Flanell u.
                              dergl. uͤberlegt (theils um den Zutritt der Luft, und dadurch die freie
                              Verduͤnstung des Essigs zu verhindern, theils um die Waͤrme mehr
                              zusammenzuhalten) und ihn dann in einer Waͤrme von beilaͤufig
                              35° R. ruhig stehen laͤßt, so wird sich, je nach der Laͤnge der
                              Zeit, die innere und zum Theil auch die aͤußere Flache der Platte mit einer
                              diken Rinde von Bleiweiß uͤberzogen haben. Das Blei oxydirt sich in diesem
                              Falle auf Kosten des Essigs, welcher sowohl durch die Anziehung des Bleies zum
                              Sauerstoff, als durch die disponirende Verwandtschaft des Bleioxyds zur
                              Kohlensaͤure zerlegt wird, und sowohl den Sauerstoff zur Oxydation des Bleies
                              als die Kohlensaure zu Erzeugung des Bleisalzes liefert, waͤhrend
                              wahrscheinlich der noch uͤbrige Kohlenstoff und Wasserstoff in eine
                              aͤtherartige Fluͤssigkeit uͤbergeht, aͤhnlich
                              derjenigen, welche erhalten wird, wenn man essigsaure Metallsalze durch trokene
                              Destillation behandelt. Uebrigens hat die Erfahrung gezeigt, daß der Essig diese
                              Bleiweißbildung beschleunige, wenn er nicht ganz rein ist, sondern ihm ein
                              gaͤhrungsfaͤhiger Stoff, als Wein- oder Bierlager etc.
                              beigesezt wird. Der Zutritt der atmosphaͤrischen Luft ist dabei nicht nur
                              unnoͤthig, sondern selbst schaͤdlich, indem dadurch ein
                              unnoͤthiger Aufwand an Essig durch Verlust der
                               Daͤmpfe
                              entsteht, und die Bleiplatten abtroknen, wodurch die Bleiweißerzeugung gehindert
                              wird.Prechtl's technologische Encyklopaͤdie Bd.
                                    II. S. 456.
                           Der als Verkalkungsmittel dienende Essig ist in den Bleiweißfabriken
                              gewoͤhnlich von solcher Staͤrke, daß eine Unze desselben 30 bis 32
                              Gran basisch kohlensaures Kali neutralisirt.
                           3) Ueber die Dauer der Verkalkung.
                           Binnen 6 bis 7 Tagen sucht man, um die Zeit der Einwirkung des Mistes auf die unteren
                              und oberen Schichten in keine zu große Differenz zu bringen, mit dem Einsaze einer
                              Looge fertig zu werden, was gut angeht, wenn jeden Tag eine Schichte Blei eingesezt
                              wird, die immer 10 bis 12 Cntr. betragen kann. Schon den dritten und vierten Tag,
                              also nach dem Einsaz der dritten und vierten Schichte, haben sich die unteren
                              erhizt; es entstehen Daͤmpfe, wovon ein betraͤchtlicher Theil an der
                              Oberflaͤche des Pferdemistes entweicht, und von nun an ist auch jedes Mal die
                              waͤhrend des Tags aufgelegte Schichte uͤber Nacht in Gaͤhrung
                              gerathen. Wenn der Pferdemist wenig Stroh enthielt und sehr schnell gaͤhrt,
                              so wird sich binnen 5 bis 6 Tagen die Temperatur auf 60 bis 70° R.
                              erhoͤhen, es sey denn daß man den Pferdemist begießt, wodurch die Erhizung
                              zwar vermindert, aber nicht regelmaͤßig geleitet werden kann. Enthaͤlt
                              hingegen der Pferdemist viel Stroh und geht langsam in Gaͤhrung uͤber,
                              so steigt auch die Temperatur langsamer und regelmaͤßiger und erreicht nur
                              selten 55° R. Von dieser Temperatur kann man aber die Looge durch Begießen
                              leicht herabstimmen. Die Gaͤhrung sezt sich hier natuͤrlich auch
                              laͤnger fort, und es haben daher, wie schon bemerkt wurde, die
                              Essigdaͤmpfe zu ihrer Bildung und Einwirkung auf das Blei viel laͤnger
                              Zeit, was nur vortheilhaft seyn kann. Wenn man beilaͤufig acht Tage nach der
                              Beschikung eine Reihe oͤffnet, so bemerkt man, daß die Verkalkung ziemlich
                              vorgeschritten ist; der das Blei oder den Kasten umgebende Mist ist halbschimmlicht,
                              feucht und raucht; die Essigtoͤpfe sind warm und die noch darin enthaltene
                              Fluͤssigkeit, welche schwach sauer schmekt, ist theils klar geblieben, theils
                              gelb geworden.
                           Nach abermaligem spaͤterem Oeffnen findet man die Verkalkung wieder weiter
                              vorgeschritten, aber innerhalb derselben Zeit nie mehr in so hohem Grade wie
                              fruͤher. War die Erhizung gehoͤrig regulirt worden, so ist der
                              gebildete Bleikalk selbst in der fuͤnften Woche, wo man die Looge am
                              vortheilhaftesten zur Entleerung oͤffnet, noch feucht, und daher in
                              Ruͤksicht auf die Gesundheit der Arbeiter am  besten abzuklopfen. Bei
                              groͤßerer Erhizung wird derselbe compact und steinhart, wozu noch die
                              Anwendung von reinem Essig mitzuhelfen scheint, da bei Anwendung der genannten
                              Abgaͤnge diese Haͤrte bei weitem nicht so bedeutend wird.
                           4) Ausleeren der Toͤpfe und
                                 Ausbeute.
                           Nach Verlauf von 5 bis 6 Wochen ist es am vortheilhaftesten die Loogen zu entleeren,
                              da die fernere Einwirkung des Essigs dann so unbedeutend ist, daß sie fuͤr
                              den durch laͤngeres Warten entstehenden Zeitverlust nicht
                              entschaͤdigt. Man nimmt daher mit der gehoͤrigen Vorsicht, um eine
                              Verstaͤubung und das Durchfallen einzelner Pferdemist-Stuͤkchen
                              in die Toͤpfe zu verhindern, zuerst von der obersten und nachdem die
                              Toͤpfe beseitigt wurden, von der naͤchstfolgenden Schichte die
                              Pferdemistdeke weg, reinigt aber die Bretter vor dem Abdeken mittelst eines
                              Staubbesens so gut als moͤglich von dem aufliegenden Staube. In einigen
                              Toͤpfen wird man noch Fluͤssigkeit finden, in anderen ist sie aber
                              ganz eingetroknet; dieß muß man bei der Befreiung der Toͤpfe vom Blei jedes
                              Mal genau ausmitteln, denn es erfordert Vorsicht, aus ersteren die Rollen so
                              herauszubringen, daß von dem anhaͤngenden lokeren Bleiweiß, welches oft mehr
                              als das metallische Blei betraͤgt und in diesem Falle den Zusammenhang der
                              Rolle aufhebt, nichts in die Fluͤssigkeit faͤllt, indem dieser Antheil
                              verloren ginge oder nur zur Darstellung von Bleizuker oder einer ganz geringen Sorte
                              Bleiweiß anwendbar waͤre.
                           Bei Toͤpfen, worin die Fluͤssigkeit eingetroknet ist, schadet das
                              Abfallen von Bleiweiß nicht, indem sich von der Masse der eingetrokneten
                              Fluͤssigkeit nichts vom Topfe abloͤst.
                           Alle aus der Looge herausgenommenen Rollen werden einzeln auf einem Marmortische oder
                              auf einer zum Abklopfen vorgerichteten steinernen Platte auseinander gerollt, wobei
                              der Bleikalk zum Theil von selbst abfaͤllt, zum Theil aber mittelst eines
                              hoͤlzernen Hammers losgeschlagen werden muß. Bei dieser Arbeit, welche mit
                              der groͤßten Reinlichkeit vollbracht werden soll, verbinden die Arbeiter den
                              Mund, um sich gegen das Einathmen des Bleistaubes zu schuͤzen, und suchen
                              zugleich den Bleikalk zu sortiren, indem sie denjenigen absondern, welcher etwa
                              durch vom Pferdemist gekommene Tropfen oder durch irgend einen Zufall unrein
                              geworden ist. Die Reste von metallischem Blei werden beseitigt und gewogen,
                              deßgleichen auch der gewonnene Bleikalk, wobei sich immer eine Gewichtszunahme
                              ergibt, welche auf 100 Theile Metall 25 bis 27 Theile betraͤgt, je nach der
                              Trokenheit, in der der abgeklopfte Bleikalk herausgekommen ist.
                           
                           Uebersicht einer Verkalkungs-Operation.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 063, S. 203
                              Ausbeute; Arbeiten.; Zum Einsaz
                                 noͤthige Toͤpfe.; Eingeseztes Blei.; Verkalkungsmittel.;
                                 Bleikalk.; Blei.; Temperatur.; Stùk.; Ct.; Pf. Ct. Pf. Ct. Pf.; Tag.; R.; a)Schmelzen des Bleies, 3 Tage 2 Mann.; 10 Eimer
                                 Essig (32 Gran kohlensaures Kali p. Unze
                                 saͤttigend).; b) zum Aufrollen 3 Tage, 2
                                 Mann.; 1½ Eimer Bierhefe.; c) zum Einsezen 7
                                 Tage, 2 Mann.; 2 Eimer Essighefe.; d) zum Ausnehmen,
                                 Abklopfen und Wiegen, 8 Tage, 2 Mann.; 10 M. Branntwein von 11° Beck. 40
                                 Pfd. Kartoffelbroken.
                              
                           Beim Schmelzen des Bleies erhaͤlt man gewoͤhnlich 5 Proc. Abgang an
                              Bleiasche, welche entweder reducirt oder zur Bleizukerfabrication verwendet
                              wird.
                           Ueber die Verarbeitung des Bleikalks zu verkaͤuflichem Bleiweiße wird weiter
                              unten das Naͤhere mitgetheilt.
                           5) Ueber das Veralten der
                                 Calcinirtoͤpfe und eine in manchen Fabriken uͤbliche
                                 Abhuͤlfe dagegen. Erprobte Verbesserung in der Verkalkung des Bleies
                                 durch Anwendung zwekmaͤßigerer
                           
                              Toͤpfe und eine andere Anschichtung
                                 des Pferdemistes.
                              
                           Alle Bleiweißfabrikanten, welche das Blei in Pferdemist verkalken, wissen, daß neue
                              Toͤpfe, wahrscheinlich weil sie den Essig nicht hindurch lassen, das Blei
                              vollstaͤndiger verkalken, als oͤfters gebrauchte, von denen die Glasur
                              abgeloͤst ist und deren Poren geoͤffnet sind. Man muß deßhalb die
                              alten Toͤpfe beseitigen und von Zeit zu Zeit immer wieder neue anschaffen.
                              Manche Fabrikanten uͤbergeben deßhalb auch ihre Toͤpfe nach
                              jedesmaligem Gebrauche wieder dem Toͤpfer zum Glasiren; allein abgesehen von
                              den Glasurkosten, welche freilich nicht sehr bedeutend sind, verursacht eine solche
                              Manipulation zu viele Muͤhe und es gehen dabei auch immer viele Toͤpfe
                              zu Grund. Andere lassen hingegen nach dem ersten Gebrauche der Toͤpfe
                              dieselben reinigen und verpichen; es wird naͤmlich in den unteren Theil jedes
                              einzelnen Topfes ein Loͤffel voll Pech aus einem  gußeisernen Kessel, worin
                              dasselbe geschmolzen wird, geschoͤpft und der Topf so gedreht, daß dessen
                              unter den Zapfen liegende Seitenwaͤnde mit Pech uͤberzogen werden,
                              worauf der Ueberschuß des Peches in den Kessel zuruͤkgegossen wird. Bei
                              einiger Uebung bringen es die Arbeiter leicht dahin, daß sie mit einem Centner Pech
                              einige tausend Toͤpfe zu verpichen im Stande sind; dieses muß dann
                              natuͤrlich mit solcher Geschwindigkeit geschehen, daß nicht viel Pech an den
                              Wandungen der Toͤpfe erstarren kann. Bei dieser uͤbrigens sehr
                              empfehlenswerthen Methode ist nur der Uebelstand, daß man sich huͤten muß das
                              Entleeren der Looge vorzunehmen, ehe die Toͤpfe hinreichend erkaltet und
                              ausgetroknet sind, weil sonst das Pech noch weich ist und folglich herabfallende
                              Bleikalkstuͤkchen daran kleben bleiben.
                           Daß man seit der Einfuͤhrung der hollaͤndischen Verkalkungsweise in
                              Nord- und Mitteldeutschland in der Form und Groͤße der Toͤpfe
                              noch keine Abaͤnderung gemacht hat, scheint von der Versuchsscheue der
                              Fabrikanten herzuruͤhren, welche meistens auf dem ein Mal angefangenen Wege
                              fortarbeiten, so lange es in merkantilischer Hinsicht angeht. Man kann aber nicht
                              nur die Toͤpfe nicht unbedeutend vergroͤßern, sondern es lassen sich
                              auch die Schichten derselben auf eine Art anordnen, wobei die Temperatur viel
                              leichter als bei der vorher beschriebenen Methode gehandhabt werden kann. Durch die
                              Anwendung groͤßerer Toͤpfe erspart man an Raum und Arbeit; auch wird
                              das Bleiweiß aus einem erklaͤrbaren Grund nicht so leicht schwarz und bei der
                              nun zu beschreibenden Anordnung der Toͤpfe und Mistschichten kann man, ohne
                              das Tropfen von gefaͤrbter Bruͤhe in die Toͤpfe
                              befuͤrchten zu muͤssen, die Pferdmistschichten beliebig naß halten,
                              also sehr leicht die geeignete Temperatur zur Verkalkung hervorbringen.
                           Ich habe durch Versuche mit verschieden geformten Gefaͤßen gefunden, daß sich
                              die Verkalkung am vortheilhaftesten in Toͤpfen von 1 Fuß Hoͤhe
                              betreiben laͤßt, welche oben 10 Zoll und am Boden 8 Zoll weit sind,
                              uͤbrigens wie gewoͤhnlich mit Zapfen als Traͤgern fuͤr
                              das Blei versehen und glasirt oder ausgepicht sind. Ein solcher Topf faßt dann von
                              breiteren Platten, welche auf die beschriebene Art (nur in breitere Formen) gegossen werden, 18 bis 20 Pfund und 5 bis 6 Maaß
                              Verkalkungsmittel, und da bei ihnen den Daͤmpfen mehr Raum gestattet ist,
                              diese auch wegen der groͤßeren Hoͤhe der Toͤpfe nicht so leicht
                              entweichen koͤnnen, so erklaͤrt sich dadurch leicht die im
                              Verhaͤltniß zum Verkalkungsmittel erfolgende staͤrkere Einwirkung
                              derselben.
                           
                           Die abweichende Anschichtung des Pferdemistes, welche bei der Verkalkung in diesen
                              Toͤpfen noͤthig (aber auch bei kleineren Toͤpfen anwendbar)
                              ist, erheischt eine Abtheilung der Looge in einzelne Parzellen. Es wird
                              naͤmlich der oben beschriebene Raum, die Looge, mit einzelnen senkrecht
                              stehenden, einander gegenuͤber liegenden Balken, welche zum Einschieben von
                              Brettern mit Rinnen versehen sind, so in Parzellen getheilt, daß er z. B. wie in
                              Fig. 1,
                              welche den Grundriß darstellt, nach dem Einschieben der Bretter in drei
                              Kaͤsten a, b, c zerfaͤllt, welche von dem
                              uͤbrigen Raume d, d, d, d durch die Bretter
                              abgeschlossen sind und zur Aufnahme der Toͤpfe dienen, welche dann der in den
                              Raum d, d, d, d zu liegen kommende Pferdemist
                              umschließt. Diese Kaͤsten haben nun natuͤrlich auch die Hoͤhe
                              der ganzen Looge, und sind, um bequem darin arbeiten zu koͤnnen, beliebig
                              zerlegbar. Die zum Einschieben dienlichen Bretter (wovon die einer jeden langen oder
                              kurzen Seite des Kastens auch fuͤr die Rinnen anderer Kaͤsten passen
                              muͤssen, damit man bei der Arbeit mit Aussuchen keine Zeit verliert) sind an
                              dem Rande ihrer langen Seite saͤmmtlich schief abgehobelt, um sie so zwischen
                              den Rinnen uͤbereinanderschieben zu koͤnnen, daß (wie in Fig. 2, wo a, a der Kasten fuͤr die Toͤpfe ist) die
                              vom Pferdemist im aͤußeren Raum abtropfende Fluͤssigkeit wegen der
                              nach Außen abhaͤngigen Flaͤche nicht zwischen den Brettfugen in den
                              Raum der Toͤpfe gelangen kann. Man kann so den Mist, ohne eine Verunreinigung
                              der Toͤpfe befuͤrchten zu muͤssen, beliebig begießen.
                           Die Arbeit bei der Beschikung dieser Kaͤsten leuchtet sogleich ein, wenn man
                              sich die Looge versinnlicht, und sich mehrere Kaͤsten zur Aufnahme des Bleies
                              mit dazwischen und daneben anliegendem Pferdemiste denkt; sie unterscheiden sich
                              eigentlich von den gewoͤhnlichen nur dadurch, daß dort die Schichten
                              horizontal uͤbereinander, hier aber senkrecht nebeneinander liegen. Jede
                              Reihe der Toͤpfe wird von der anderen 1) durch eine Deke von Bleiplatten,
                              welche die Verkalkung ebenfalls ergreift, und 2) durch ein auf die Bleiplatten
                              gelegtes Brett getrennt, auf welches dann die nachfolgende Reihe der Toͤpfe
                              zu stehen kommt. Die oberste Reihe der Toͤpfe wird so verschlossen, daß der
                              zulezt zur Bedekung uͤber die ganze Looge ausgebreitete Pferdemist nichts
                              verunreinigt und wieder sauber wegzubringen ist.
                           
                        
                           
                           II. Verfahrungsarten zur Bereitung des
                                 Bleikalks in Kaͤsten, welche sich in geheizten Kammern
                                 befinden.
                           
                              Erstes Verfahren.
                              
                           Man richtet in einer durch passende Mauern gegen den Temperaturwechsel verwahrten
                              Kammer, 
                                 Um die Waͤrme besser zusammenzuhalten, pflegt man in einigen Fabriken
                                    mit den aͤußeren, aus Baksteinen gemauerten Waͤnden parallel,
                                    in einer Entfernung von 1 Fuß von denselben, Waͤnde aus diken
                                    Brettern aufzufuͤhren, und den Zwischenraum zwischen beiden mit alter
                                    Lohe auszufuͤllen; eben so auch die aus starken hoͤlzernen
                                    Pfosten hergestellte Deke dieser Kammer mit einem solchen, 1 bis 2 Fuß
                                    diken, Lohlager zu bedeken.
                                 A. d. R.
                                  welche wenigstens 25 Fuß lang und 16 Fuß breit ist, der Laͤnge und
                              Breite derselben entsprechende hoͤlzerne Kaͤsten von 1½ Fuß
                              Hoͤhe so uͤbereinander auf, daß ein fuͤr die Arbeiten
                              hinreichender Raum zwischen denselben bleibt. Diese Kaͤsten werden von gutem
                              Holz angefertigt, mit Leinoͤhlfirniß getraͤnkt und ihre Fugen mit
                              schwarzem Pech ausgepicht, was auch jedes Mal geschieht, wenn sie nach dem Gebrauche
                              an irgend einer Stelle lek geworden sind; an einer ihrer Seitenwaͤnde ist
                              eine Oeffnung zum Entleeren und Auspuzen derselben angebracht. Durch diese
                              Kaͤsten gehen zum Aufhaͤngen der Bleiplatten starke Latten, welche an
                              den entgegengesezten Seitenwaͤnden an Leisten in der Mitte aber auf einem
                              queeruͤbergehenden Bohlen aufliegen. Die einzelnen Bleiplatten, welche 1 Fuß
                              lang und 8 Zoll breit in der Dike eines halben Kronenthalers gegossen werben,
                              muͤssen 3 Zoll von einander entfernt bleiben; das Ende derselben befindet
                              sich dann 3 bis 4 Zoll uͤber der als Verkalkungsmittel dienenden
                              Fluͤssigkeit. Fig. 3 zeigt eine solche aufgehaͤngte Platte. Wenn das
                              Verkalkungsmittel (½ Fuß hoch) in die kaͤsten gefuͤllt worden
                              ist und die Bleiplatten darin aufgehaͤngt sind, wird ein aus mehreren
                              Stuͤken bestehender Dekel darauf gelegt, dessen einzelne Theile man
                              zusammendruͤkt, worauf man ihn mit Holzstuͤken anspreißt, deren oberes
                              Ende an den Boden des oberen Kastens, das untere aber an den Dekel druͤkt.
                              Ein Kasten von 20 Fuß Laͤnge und 14 Fuß Breite faßt 1150 bis 1400 solcher
                              Platten im Gesammtgewichte von 33 bis 40 Cntr., so daß bei einem Zimmer oder einer
                              Looge von 8 solcher Kaͤsten, welche dann aus zwei Stokwerken besteht, 250 bis
                              300 Cntr. Blei gleichzeitig der Verkalkung unterworfen werden koͤnnen. Als
                              Verkalkungsmittel dient dasselbe Gemisch, welches ich in der Tabelle angegeben
                              habe.
                           Um diese Looge auf die noͤthige Temperatur zu erwaͤrmen, ist jede
                              Heizungsvorrichtung anwendbar, den Vorzug verdienen aber entweder steinerne auf der
                              Erde unter dem unteren Kasten herumgefuͤhrte  und von Außen heizbare
                              Canaͤle, die sich in blecherne Roͤhren endigen, oder
                              Kanonenoͤfen mit an den Waͤnden der Looge herumgefuͤhrten
                              Blechroͤhren, welche aber ebenfalls von Außen geheizt werden
                              muͤssen.) 
                                 Die Heizung kann auch zwekmaͤßig und sicher durch Wasserdaͤmpfe
                                    geschehen, welche in einigen Roͤhren, die auf der. Sohle der Kammer
                                    vertheilt sind, durchstreichen.
                                 A. d. R.
                                  Nach der Beschikung der Looge muß man alle Wandungen, derselben so wie die
                              Thuͤre aufs sorgfaͤltigste verschließen; auch muß an einem bequemen
                              Orte im Inneren des Zimmers ein Thermometer, welches von Außen durch ein verdekbares
                              Fenster sichtbar ist, aufgehaͤngt werden, damit man nach Abschieben seiner
                              Verdekung die im Inneren herrschende Temperatur ablesen kann. Vor der Heizung bleibt
                              die Looge 3 bis 4 Tage stehen, waͤhrend welcher Zeit in dem Kasten die Stoffe
                              eine Gaͤhrung erleiden, in deren Folge sich das Verkalkungsmittel
                              erwaͤrmt. Man beginnt dann die Heizung und leitet sie so, daß die
                              Waͤrme nach Verlauf von sieben Tagen noch nicht uͤber 20° Réaumur betraͤgt. In der zweiten Woche wird sie
                              etwas hoͤher getrieben, das Zimmer jedoch ebenfalls nur nach und nach auf
                              30° R. gebracht und in der dritten auf 35 bis 36° R. gesteigert; in
                              der vierten und fuͤnften, allenfalls auch sechsten aber auf 40° R.
                              gehalten, worauf man die Heizung einzustellen pflegt, da die fernere Einwirkung des
                              Verkalkungsmittels nach diefer Zeit nur noch sehr unbedeutend ist.
                           Man findet nun bei Eroͤffnung der Looge und der Kaͤsten, welche ihrer
                              Entleerung behufs der Luͤftung des Locals einige Tage vorausgeht, die
                              Bleiplatten meist gut verkalkt, die in den Kasten gefuͤllte
                              Fluͤssigkeit aber mit einem grauen Schimmel bedekt und widerlich riechend.
                              Die Platten werden nun an den Aufhaͤnghoͤlzchen in Wannen
                              herausgezogen, worauf man den Bleikalk abklopft, das Blei aber zum weiteren
                              Gebrauche der unten angegebenen Behandlung unterwirft.
                           In einigen Fabriken bedient man sich auch kleiner 3 Fuß langer, 18 Zoll breiter und
                              15 Zoll hoher Kaͤsten, welche ausgepicht, ohne eiserne Naͤgel
                              zusammengefuͤgt und an den beiden langen Seiten mit Leisten, an welche die
                              Bleiplatten gehaͤngt werden, versehen sind. Dieselben werden eben so
                              beschikt, in einem heizbaren Zimmer uͤbereinander gestellt (so daß die obere
                              Kiste auf dem Dekel der unteren ruht und ihn festdruͤkt) und auch derselben
                              Temperatur ausgesezt. Die Verkalkung ist in solchen kleinen Kisten eben so gut
                              ausfuͤhrbar, wie in großen Kaͤsten, allein die Anlagskosten sind
                              bedeutender, die Reparaturen haͤufiger und da von diesen
                              uͤbereinanderstehenden Kisten die oberen ost lek werden, so verunreinigt die
                              Fluͤssigkeit, 
                              welche von ihnen in die unteren eindringt, das Blei. Bei den großen Kaͤsten
                              kann man aber im Falle des Tropfens eine Rinne unterlegen.
                           Zweites Verfahren.
                           Ein anderes schnell zum Ziele fuͤhrendes, aber sehr umstaͤndliches
                              Verfahren ist folgendes: man bringt entweder verschleimte (unbrauchbare) oder gute
                              mit Essig gesaͤuerte Buchenholzspaͤne in geeignete Gefaͤße
                              (Faͤsser) und umgibt darin mit ihnen in Koͤrben befindliches loker
                              aufgerolltes Blei. Wenn diese Gefaͤße einer Temperatur von 30° R.
                              ausgesezt werden, geht die Oxydation des Bleies aͤußerst rasch mit Erzeugung
                              einer vorzuͤglichen Sorte Bleikalk vor sich.
                           Drittes Verfahren.
                           Bei dieser in den Fabriken in Klagenfurt, Villach und der Umgegend uͤblichen
                              Methode verwendet man als Verkalkungsmittel außer dem Essig auch noch eine der
                              geistigen Gaͤhrung faͤhige Substanz, gewoͤhnlich getroknete
                              Weinbeeren.
                           Die Vorrichtung, worin man in Klagenfurt das Blei der Einwirkung des
                              Verkalkungsmittels aussezt, besteht aus einem 3 Fuß hohen und 10 bis 15 Fuß langen
                              hoͤlzernen Kasten; derselbe wird aus 2 Zoll starken Dielen angefertigt und in
                              ein Geriegel eingeschlossen. In einem Locale von beilaͤufig 40 Fuß
                              Laͤnge kann man immer 2 bis 3 solcher Kaͤsten der Laͤnge nach
                              nebeneinander aufstellen. Diese Kaͤsten sind, wie der Durchschnitt des
                              Zimmers und der Verkalkungsvorrichtung in Fig. 4 zeigt, in dem
                              gewoͤlbten Locale (dessen Seitenwaͤnde a, a, a,
                                 a bezeichnen), auf einem queruͤberlaufenden Balkenlager b, b, b, b aufgestellt, so daß ihr Boden das Balkenlager
                              bedekt, waͤhrend es an anderen Stellen (bei b, c b,
                                 c) durch aufgenagelte Bretter gedekt ist. In dem unteren Raum des Locals
                              (der Kammer) ist die Feuerung angebracht, im oberen aber ist der Zutritt durch eine
                              uͤber dem Balkenlager von Außen eingehende Thuͤre offen. Die
                              Verkalkungskaͤsten haben nun noch folgende Einrichtung: sie stoßen an den
                              einander gegenuͤberstehenden Seitenwaͤnden so genau als
                              moͤglich zusammen, damit man daraus einen einzigen Kasten bilden kann; wo
                              Fugen entstehen, werden sie durch Latten und Verkittung gut verdichtet. Auf ihnen
                              liegen, etwas in die Dielen eingeschnitten, Durchzuͤge von starken Bohlen;
                              man sehe Fig.
                                 5, wo a, a, a, a die Waͤnde der
                              Kaͤsten; b, b, b, b die dieselben einschließenden
                              Geriegel; c, c, c, c die Bohlen bezeichnen, welche als
                              Traͤger fuͤr die Bretter dienen, womit jeder Kasten zum Theil bedekt
                              wird. Diese Bedekung ist, wie der Grundriß Fig. 5 zeigt,
                              ausgefuͤhrt; an einzelnen Orten sind Oeffnungen, welche theils dazu dienen,
                              die im unteren Raum entwikelten  Gase auf die Flaͤche der Bretter heraufgelangen zu
                              lassen, theils auch zum Einfuͤllen und zum Aufruͤhren der
                              Fluͤssigkeit, zu welchem lezteren Behufe mit Stielen versehene Kruͤken
                              gebraucht werden, deren mit d bezeichnetes aus dem
                              Kasten hervorragendes Ende die Handhabe ist.
                           Zum Einhaͤngen der Bleiplatten sind (man vergleiche Fig. 4, den Aufriß im
                              Durchschnitt) auf die Bretter Posten von Bohlen aufgerichtet, die unten von den
                              queeruͤberliegenden getragen, oben aber durch ihre Einzapfung in die Mauer
                              und die Verbindung der Postenreihen untereinander festgehalten werden. An ihnen sind
                              die Latten, welche zum Aufhaͤngen des Bleies dienen, angebracht, und zwar
                              sind sie in Einschnitten der Bohlen durch hoͤlzerne Naͤgel befestigt.
                              Sie nehmen dann natuͤrlich nur diejenigen Raͤume ein, wo das Blei bloß
                              auf die Bretter, nicht in die Fluͤssigkeit herabfallen wuͤrde;
                              deßwegen sind auch uͤberdieß die Bretter an den Oeffnungen mit Leisten
                              versehen, welche einige Zoll emporstehen, und so das Hineinrollen von abfallenden
                              Stuͤkchen verhindern. Das ungefaͤhr 5 Fuß hohe Geruͤste zum
                              Aufhaͤngen des Bleies ist so wie die ganze Oberflaͤche des Kastens mit
                              einem Verschlage aus starken Brettern umgeben, welche (bei e,
                                 e
                              Fig. 4) unten
                              an den Kasten, oben aber an das Gewoͤlbe des Locals befestigt sind. Dieser
                              Verschlag hat mehrere mit Schiebern genau verschließbare Oeffnungen, welche theils
                              zum Eingang in die Kammer dienen, theils den Ruͤhrkruͤken
                              gegenuͤber angebracht sind, um dieselben bewegen zu koͤnnen. Alle an
                              dem Verschlage beim Aneinanderstoßen der Bretter etc. allenfalls entstehenden Fugen
                              werden zur Verhinderung eines Entweichens der Duͤnste mit Leinwandstreifen
                              und einem aus Leim und Kreide gefertigten Kitt verklebt, zulezt auch noch mit Firniß
                              uͤberstrichen, damit der Leim nicht erweichen kann.
                           In anderen Fabriken jener Gegend bedient man sich zum Aufruͤhren der
                              gaͤhrenden Fluͤssigkeit zwar ebenfalls solcher Kruͤken, die
                              Handhaben derselben gehen aber durch die Seitenwand des
                              Fluͤssigkeitsbehaͤlters heraus, und uͤberdieß ist die
                              Einrichtung getroffen, daß man einen Theil der Oberflaͤche der
                              gaͤhrenden Fluͤssigkeit (zur Absorption von Sauerstoff) in
                              Beruͤhrung mit der Luft kommen laͤßt, was dadurch erzielt wird, daß
                              man die eine Seite des Bretterverschlags (Fig. 6) in den Kasten
                              zuruͤksezt, so zwar, daß der Raum im Inneren des Kastens von dem
                              aͤußeren getrennt ist, aber die Fluͤssigkeit (deren Niveau a, a bezeichnet) unterhalb demselben eine Masse ausmacht.
                           An jedem Kasten werden auch einige Zapfen zum Ablassen der Fluͤssigkeit
                              angebracht.
                           Zum Heizen dieser Kammern dienen ebenfalls steinerne, auf ihrer  Sohle angebrachte und von Außen
                              heizbare Canaͤle, welche in das zweite Stokwerk senkrecht emporsteigen und
                              sich dann in Blechroͤhren endigen, die den Rauch in ein Kamin
                              fuͤhren.
                           Die Verkalkung wird in einer solchen Looge folgender Maßen betrieben. Die
                              uͤber dem Fluͤssigkeitsbehaͤlter durch den Verschlag
                              eingeschlossenen Lattengeruͤste werden mit Bleiplatten von 2 Fuß Hoͤhe
                              und beilaͤufig 1 Fuß Breite, welche in der Dike eines halben Kronenthalers
                              gegossen sind, behangen, jedoch so, daß zwischen ihnen ein gehoͤriger Raum
                              zum Durchdringen der Daͤmpfe bleibt. In den
                              Fluͤssigkeitsbehaͤlter (die eingeschlossenen Kaͤsten) kommt als
                              Verkalkungsmittel ein zur duͤnnen Consistenz gebrachtes Gemisch von
                              Weinbeeren und Wasser, welches uͤberdieß mit bereits gegohrener Bruͤhe
                              versezt ist; die Heizung wird so geleitet, daß im oberen Theile der Looge die
                              Temperatur stets 35° R. betraͤgt; das Verkalkungsgemisch geht dann in
                              geistige und saure Gaͤhrung uͤber und entbindet Essigedaͤmpfe
                              und kohlensaures Gas zu gleicher Zeit; um lezteres in noch groͤßerem Maaße zu
                              erzeugen, wird die Fluͤssigkeit von Zeit zu Zeit auch noch mit ungegohrenem
                              Gute versezt. Waͤhrend der Gaͤhrung muß die Fluͤssigkeit mit
                              den Ruͤhrscheiten oͤfters bewegt werden. In einigen Fabriken pflegt
                              man das Verkalkungsmittel, nachdem es vollstaͤndig in saure Gaͤhrung
                              uͤbergegangen ist, abzulassen, um es zur Bleizukerfabrication zu verwenden;
                              wo dieses nicht der Fall ist, kann man uͤberdieß auch die
                              gewoͤhnlichen Bier- und Branntweinmaischen dazu verwenden. Es versteht
                              sich von selbst, daß die Weinbeeren auch durch Trauben und uͤberhaupt alle
                              Fruͤchte, welche zukerhaltige Saͤfte liefern, ersezt werden
                              koͤnnen.
                           Das Blei kann nach 8 bis 10 Wochen herausgenommen werden, in welcher Zeit es
                              gewoͤhnlich die Haͤlfte seines Gewichts Bleikalk liefert; die nach dem
                              Abklopfen desselben zuruͤkbleibenden kleineren Bleistuͤke, welche sich
                              nicht mehr aufrollen und aufhaͤngen lassen, muͤssen umgeschmolzen
                              werden, wobei sich eine nicht unbedeutende Menge Bleiasche abscheidet, welche
                              entweder an die Toͤpfer zur Glasur abgesezt oder auf Bleizuker verarbeitet
                              oder auch zu Metall reducirt werden kann. Am vortheilhaftesten ist es immer, wenn
                              man diese und alle uͤbrigen Abfaͤlle bei der Bleiweißfabrication auf
                              Bleizuler zu verarbeiten Gelegenheit hat.
                           
                        
                           III. Ueber die Reinigung des nach den
                                 angegebenen Methoden gewonnenen Bleikalks und die Verfahrungsarten, wodurch das
                                 Bleiweiß harr gemacht wird.
                           Die Art der Verkalkungsweise hat auf die Schoͤnheit des producirten Bleikalks
                              einen bedeutenden Einfluß. Da der Pferdemist  bei seiner Faͤulniß etwas Schwefelwasserstoffgas
                              entbindet, so wird bei dem sogenannten hollaͤndischen Verfahren der Bleikalk
                              auch nicht selten von gebildetem Schwefelblei geschwaͤrzt, was nicht so
                              leicht bei der Verkalkung des Bleies in Kisten und nie bei der in Klagenfurt etc.
                              uͤblichen Fabricationsart der Fall ist; durch leztere erhaͤlt man
                              uͤberhaupt das reinste und schoͤnste Bleiweiß, welches noch immer
                              unter dem Namen Cremserweiß im Handel als erste Sorte
                              seinen Ruf behauptet. Der Bleikalk mag uͤbrigens nach was immer fuͤr
                              einer Methode gewonnen worden seyn, so enthaͤlt er stets etwas essigsaures
                              Blei (Bleizuker); bei der Klagenfurter Fabricationsweise kann sein Bleizukergehalt
                              sogar bis auf 10 Proc. steigen. Um das gewonnene basisch kohlensaure Blei von dem
                              darin enthaltenen Bleizuker zu befreien, hauptsaͤchlich aber, um einen gelblichen oder braͤunlichen Farbstoff zu beseitigen, welcher seine Weiße mehr oder
                              minder beeintraͤchtigt, ist es daher noͤthig dasselbe
                              auszuwaschen.
                           Zu diesem Behufe wird der abgeklopfte Bleikalk unter Rollsteinen zerdruͤkt und
                              in einem Kasten durchgesiebt, theils um ihn im Wasser feiner zertheilen zu
                              koͤnnen, hauptsaͤchlich aber um das zufaͤllig in ganz kleinen
                              Stuͤken unter den Bleikalk gekommene metallische Blei, welches beim Mahlen
                              dem Bleiweiß eine graue Farbe ertheilen wuͤrde, wegzuschaffen. Hierauf wird
                              das Pulver in großen hoͤlzernen Kaͤsten oder anderen Behaͤltern
                              in Wasser eingeruͤhrt und das nach 24 Stunden abgezogene gefaͤrbte
                              Wasser so oft wieder ersezt und abgezogen, als es sich noch einiger Maßen
                              faͤrbt. In dem Waschwasser ist nun offenbar das aus dem Bleikalk ausgezogene
                              essigsaure Blei, wenn derselbe (wie nach dem hollaͤndischen Verfahren
                              bereiteter) nur wenig davon enthielt, in so
                              verduͤnntem Zustande, daß es sich kaum der
                              Muͤhe lohnt dasselbe durch Faͤllung mit chromsaurem Kali etc. zu
                              verwerthen; mit dem nach der Klagenfurter Methode gewonnenen Bleikalk hingegen,
                              dessen Bleizukergehalt betraͤchtlich ist, laͤßt sich eine
                              concentrirtere, zum Eindampfen und Krystallisiren geeignete Bleizukerloͤsung
                              gewinnen, indem man die schwachen Waschwasser wiederholt zum Aussuͤßen
                              frischen Bleikalks benuzt.
                           Das zum Aussaͤßen des Bleikalks dienliche Wasser soll moͤglichst wenig
                              kohlensauren Kalk enthalten, weil der braͤunliche Farbstoff mit dieser Basis
                              eine unaufloͤsliche Verbindung eingeht, auch frei von Eisen und
                              Schwefelwasserstoff seyn. Kohlensaurer Kalk macht uͤberdieß, wenn er rein
                              ausgewaschenem Bleiweiß zugesezt wird, durch seine Reaction auf das Leinoͤhl
                              den Bleiweißfirniß nach und nach gelblich.
                           Das ausgewaschene Bleiweiß wird nun auf den sogenannten nassen Muͤhlen so oft
                              unter einem fester aufliegenden Laͤufer durchgemahlen, bis es einen diklichen
                              feinen Brei vorstellt, an dem durchaus  keine koͤrnigen Theile mehr wahrzunehmen sind.
                              Derselbe ist dann nochmals mit reinem Wasser auszusuͤßen.
                           Manche Fabriken pflegen diesen gemahlenen Bleikalk nun sogleich mit einem
                              Bindungsmittel zu versezen und dann in den Formen zu troknen; allein der Bleikalk
                              enthaͤlt so wie er von der Muͤhle kommt, eine Menge Luftblasen, welche
                              das Bleiweiß loker und loͤcherig machen, indem sie besonders nach dem Zusaze
                              des Bindungsmittels nicht mehr heraustreten koͤnnen. Um sie zu beseitigen,
                              muß man den gemahlenen Brei in einer Menge Wasser zertheilen, das Bleiweiß sich
                              absezen lassen und ihm dann erst das geeignete Bindungsmittel einverleiben.
                           Um das Bleiweiß fest und hart zu machen, benuzt man als Verdikungsmittel:
                           a) eine duͤnne Loͤsung vom besten
                              arabischen Gummi.
                           b) eine Loͤsung von neutralem Bleizuker in Wasser,
                              die man im Verhaͤltniß von 6 bis 8 Proc. dem Bleiweiß zusezt; sie ertheilt
                              ihm jedoch nur eine maͤßige Haͤrte.
                           c) Staͤrkegummi, welches man erhaͤlt, wenn
                              man 10 Pfd. Staͤrke in 200 Pfd. Wasser zu Kleister kocht, denselben mit 2
                              Loth concentrirter Schwefelsaͤure, die vorher mit Wasser verduͤnnt
                              wurden, in einem Staͤndchen vermischt und dann durch eingeleiteten Dampf 1
                              bis 2 Stunden lang im Kochen erhaͤlt, worauf man die Saͤure
                              neutralisirt und die Fluͤssigkeit vom Saze abfiltrirt.
                           Diese Fluͤssigkeiten werden unter den Bleiweißbrei geruͤhrt, ehe man
                              denselben in die uͤblichen runden oder vierekigen Formen fuͤllt, und
                              zwar in einem um so groͤßeren Maaße, je mehr Haͤrte man erzielen will.
                              Unausgewaschener Bleikalk wird wegen seines
                                 Bleizukergehalts nach dem Mahlen und Troknen von selbst hart.
                           Die lufttrokenen Brode muß man in einem auf beilaͤufig 20° R. geheizten
                              Local noch vollends austroknen, damit sie moͤglichst weiß und
                              glaͤnzend werden.
                           
                        
                           IV. Bereitung geringerer Sorten von
                                 Bleiweiß, durch Vermengung desselben mit weißen Stoffen.
                           Zum Versezen des Bleiweißes, um billigere Sorten fuͤr schlechteren Anstrich
                              herzustellen, benuzt man hauptsaͤchlich Schwerspath (schwefelsauren Baryt),
                              Kalkspath (kohlensauren Kalk), Kreide und weiße Thonarten. Von diesen
                              Koͤrpern muß man immer die weißesten Sorten waͤhlen, alle
                              eisenhaltigen Stuͤke aus ihnen entfernen, sie vor dem Vermengen mit dem
                              Bleiweiße hoͤchst fein mahlen, dann mit dem Bleikalk selbst einige Mal durch
                              die Muͤhle gehen lassen und endlich den Brei zur Austreibung der Luftblasen
                              erst wieder in  Wasser
                              zertheilen. Uebrigens wird so verseztes Bleiweiß gerade so wie reines hart
                              gemacht.
                           Schwerspath allein sollte man nur dann anwenden, wenn das
                              Bleiweiß nicht uͤber 50 Proc. Zusaz erhaͤlt. Versezt man es in
                              groͤßerem Verhaͤltniß damit, so ertheilt er ihm zu viel Rauheit; beim
                              Anstrich verhaͤlt sich die Masse dann pelzig und faserig und legt sich also
                              nicht gut an das Holz.
                           Dagegen ertheilt gut sortirter und ausgewaschener Thon der
                              Masse mehr Geschmeidigkeit und Zaͤhigkeit.
                           Nicht selten kommen auch sogenannte geringe Bleiweißsorten vor, welche bloß aus einem
                              Gemenge von Schwerspath mit Thon und Kreide bestehen und deren man sich zum
                              Voranstrich oder zur Grundisrung bedient.
                           Kalkspath koͤnnte zwar als ein sehr weißer
                              Koͤrper recht gut zum Versezen des Bleiweißes angewendet werden, allein es
                              ist entschieden, daß er ihm die Eigenschaft ertheilt, nach dem Abreiben mit Oehl
                              gelb zu werden; in Leim hingegen haͤlt solches Bleiweiß gut Stand, und wenn
                              daher eine geringe Bleiweißsorte bloß zu Wasserfarben verwendet werden soll, kann
                              man den Bleikalk wohl mit Kalkspath versezen.
                           Wegen der Eigenschaft des kohlensauren Kalks, das mit Oehl abgeriebene Bleiweiß gelb
                              zu machen, ist man auch in solchen Fabriken, wo man sich nur kalkspathhaltigen
                              Schwerspath verschaffen kann, genoͤthigt, denselben mit Schwefelsaͤure
                              zu behandeln und zur Entfernung des gebildeten schwefelsauren Kalks oͤfters
                              auszuwaschen. Salzsaͤure, worin sich der Kalkspath unter Aufbrausen leicht
                              und vollstaͤndig aufloͤst, waͤre zur Reinigung des Schwerspaths
                              offenbar vorzuziehen; diese Saͤure gibt auch den Bleiweißfabrikanten ein
                              gutes Mittel an die Hand, ihren Schwerspath auf seine Reinheit zu untersuchen.Hinsichtlich der Untersuchung des Vleiweißes auf fremde
                                       Beisaͤze verweisen wir auf Schubarth's Elemente der technischen Chemie. (Berlin 1832) Bd. II. S. 219.
                           B. Fabrication
                                 des neutralen Bleiweißes.
                           Neutrales kohlensaures Bleioxyd wird durch die Faͤllung irgend eines
                              aufloͤslichen Bleisalzes, z. B. einer Aufloͤsung von Bleizuker oder
                              von salpetersaurem Bleioxyd, durch Potasche oder ein anderes kohlensaures Alkali
                              erhalten. Diese Methode ist jedoch fuͤr die Ausuͤbung im Großen zu
                              kostspielig; diejenige, deren man sich in neuerer Zeit, besonders in Frankreich, zur
                              Darstellung des neutralen Bleiweißes in den Fabriken
                              bedient hat, beruht auf der Faͤllung des kohlensauren  Bleioxyds aus einer
                              Aufloͤsung des basischen essigsauren Bleioxyds (Bleiessigs) mittelst der
                              Kohlensaͤure. Das basische essigsaure Bleioxyd hat naͤmlich die
                              Eigenschaft, daß aus seiner Aufloͤsung derjenige Antheil des Bleioxyds, den
                              es mehr enthaͤlt, als das neutrale essigsaure Bleioxyd, durch
                              Kohlensaͤure ausgefaͤllt wird. Eine Aufloͤsung von 100 Theilen
                              neutralen essigsauren Bleioxyds (aus 31,6 Essigsaͤure und 68,4 Bleioxyd)
                              nimmt noch 137 Theile Bleioxyd auf; wird nun diese basische Salzaufloͤsung
                              mit Kohlensaͤure in Beruͤhrung gebracht, so werden jene 137 Theile
                              Oxyd in Verbindung mit 27,1 Theilen Kohlensaͤure ausgeschieden, und es bleibt
                              die neutrale essigsaure Bleioxydaufloͤsung wieder zuruͤk.
                           Wenn man die im Handel vorkommende Bleiglaͤtte zur
                              Bereitung des Bleiessigs anwenden will, so muß sie zuerst gelinde ausgegluͤht
                              werden, weil das neutrale essigsaure Bleioxyd das kohlensaure Bleioxyd nicht
                              aufloͤst. Nach folgendem Verfahren kann man sich selbst in Zeit von 12
                              Stunden 8–10 Cntr. Bleiglaͤtte (sey es fuͤr diesen Zwek oder
                              zur Bleizukerfabrication) bereiten: Man bringt in einem gewoͤhnlichen
                              Reverberir- oder Flammofen, dessen Heerd aus einer eisernen Platte oder
                              festgemauerten flachen Schale besteht und der mit niedrigem Gewoͤlbe, starkem
                              Feuerraum und Sattel, ferner mit einem gut zu regulirenden Kamine versehen ist, wenn
                              er die Rothgluͤhhize erreicht hat, einen Blok von einigen Centnern
                              metallischen Bleies, welches bald in Fluß kommt und sich oxydirt, was man durch
                              Umruͤhren (wobei uͤbrigens der Zug des Feuers der Verstaͤubung
                              wegen gut geleitet werden muß) zu befoͤrdern sucht. Nach kurzer Zeit ist
                              alles Blei in Bleiasche verwandelt, die man nun durch weitere Erhizung beim Zutritt
                              von Luft durch die Eintragthuͤre des Reverberirofens in den Zustand von
                              Glaͤtte uͤberzufuͤhren sucht. Nach vorausgegangener
                              laͤngerer Erhizung wird dann ein zweiter Bleiblok eingetragen und zwar unter
                              das Bleioxyd vergraben, die Erhizung hierauf weiter fortgesezt und endlich
                              aufgeruͤhrt, wobei man meistens den Bleiblok schon zum groͤßten Theil
                              oxydirt findet, was fast augenbliklich vollends der Fall ist, wenn man das noch
                              vorhandene schmelzende Blei mit dem Bleioxyd hin und her bewegt. Nach wieder
                              erfolgter Oxydation wird ungefaͤhr so viel Bleiglaͤtte ausgezogen, als
                              von einem Bloke producirt wurde, der Rest aber weiter erhizt, um spaͤter
                              wieder einen Blok darin zu vergraben, und auf diese Art die Operation der Verkalkung
                              oder Oxydation immer fortgesezt.
                           Um die Gesundheit der Arbeiter zu schonen, kann die Oeffnung zum Ausziehen oder
                              Ausschieben der Glaͤtte aus dem Ofen der Eintragoͤffnung
                              entgegengesezt, in ein anderes Local gehen, so daß in  dem Local, worin sich der Ofen
                              befindet, keine Verstaͤubung Statt findet. Die ausgezogene Glaͤtte
                              wird naß gemahlen, getroknet, und dann zu feinem Staube gesiebt. Man erhaͤlt
                              von 100 Pfd. Blei ungefaͤhr 102 Pfd. Bleiglaͤtte.
                           Zur Bereitung des basischen essigsauren Bleioxyds eignen sich die
                              gewoͤhnlichen kupfernen Kessel mit ihrer Feuerungseinrichtung nicht, sondern
                              dieselben muͤssen mit ebenem Boden versehen seyn, und es duͤrfen nur
                              ihre Seitenwaͤnde vom Feuer bestrichen werden, damit sich die auf dem Boden
                              befindliche Glaͤtte nicht verkrusten kann. Die Groͤße und Anzahl der
                              Kessel richtet sich natuͤrlich nach der Ausdehnung der Fabrication; der
                              Vortheil des Fabrikanten erheischt uͤbrigens, daß fuͤr die
                              Kohlensaͤure-Pumpen bestaͤndig eine hinreichende Menge
                              Bleiessigloͤsung vorhanden ist.
                           In diesen Kesseln erwaͤrmt man nun behufs der Bleiessigserzeugung entweder
                              reinen (destillirten) Essig oder Bleizukerloͤsung mit einem Ueberschuß der
                              gepulverten Glaͤtte unter bestaͤndigem Umruͤhren ein paar
                              Stunden lang. Nach einiger Ruhe zieht man dann die helle Fluͤssigkeit ab,
                              bringt wieder Glaͤtte in den Kessel und fuͤllt ihn neuerdings mit
                              Essig oder Bleizukerloͤsung u. s. f.
                           Umstaͤndlich und kostspielig ist bei dieser Fabricationsart des Bleiweißes die
                              Gewinnung der Kohlensaͤure, wenn man nicht Gelegenheit hat, ein viel
                              kohlensaures Gas entbindendes Mineralwasser benuzen zu koͤnnen; in lezterem
                              Falle kann sie sogleich durch gewoͤhnliche Pumpen oder archimedische Schneken
                              unter die Bleiessigloͤsung getrieben werden. Erzeugt man sie aber durch
                              Verbrennen von Kohlen, so muß sie jedenfalls zuvor behufs ihrer Reinigung unter
                              Wasser gepumpt werden.Die Kohlensaͤure, mit welcher die
                                    Faͤllung bewirkt wird, kann nach irgend einer der
                                    gewoͤhnlichen Methoden erzeugt werden, je nachdem die eine oder
                                    andere fuͤr die Localitaͤt wohlfeiler kommt; durch Zersezung
                                    von Kreide oder kohlensaurem Kalk mittelst der Schwefelsaͤure, oder
                                    der Holzsaͤure, wobei man den erhaltenen holzsauren Kalk weiter
                                    verwenden kann; durch gaͤhrende Fluͤssigkeiten, die man dann
                                    zum Branntweinbrennen verwendet; oder aus brennenden Holzkohlen. Die leztere
                                    Art ist bei dieser Methoͤde die gewoͤhnlichste. Man sammelt
                                    das kohlensaure Gas unter einem mit Wasser gesperrten Gasometer, und
                                    laͤßt es von hier durch bleierne Roͤhren entweder unmittelbar
                                    in den Bleiessig treten, welcher in diesem Falle in flachen Gefaͤßen
                                    steht, die nur 3 bis 4 Zoll hoch mit demselben angefuͤllt sind, so
                                    daß das Gas, welches durch eine große Menge kleiner Roͤhren, in
                                    welche die Hauptroͤhre sich endigt, und welche von Oben in die
                                    Fluͤssigkeit treten und bis nahe auf den Boden reichen, keinen so
                                    großen Druk zu uͤberwinden hat; oder man zieht das Gas aus dem
                                    Behaͤlter durch eine Pumpe, und man druͤkt es mittelst dieser
                                    durch die Fluͤssigkeit, in welchem Falle diese auch in tieferen
                                    Gefaͤßen stehen kann. Lezteres hat den Vortheil, daß man an Raum
                                    erspart, und daß man das Gas, bevor es in die Bleiaufloͤsung tritt,
                                    noch erst durch ein Gefaͤß mit Kalkwasser treiben kann, damit es hier
                                    noch fremdartige, besonders schweflige und oͤhlige Theile abseze.
                                    Benuzt man das Gas aus brennenden Holzkohlen, so ist der obere Theil des
                                    Windofens, in welchem die Kohlen brennen, mit einem blechernen, ringsum
                                    verschlossenen, kegelfoͤrmig zugehenden Mantel versehen, von welchem
                                    eine Roͤhre aufwaͤrts, dann seitwaͤrts, und dann wieder
                                    aufwaͤrts bis unter den aus Eisenblech verfertigten Gasometer geht,
                                    die an ihrem uͤber das Wasser des Gasometers hervortretenden Ende mit
                                    einer leicht beweglichen Klappe verschlossen ist. Wird der Gasometer in die
                                    Hoͤhe bewegt, so erfolgt der Luftzug durch den Rost des Windofens und
                                    der Gasometer fuͤllt sich mit der Luft, die durch den Feuerheerd
                                    streicht, die dann von hier aus durch eine zweite Roͤhre, deren
                                    Oeffnung mit einer einwaͤrts gehenden Klappe verschlossen ist, an den
                                    beliebigen Ort geleitet werden kann.Ohne Gasometer kann die Bleiaufloͤsung mit der aus den brennenden
                                    Kohlen kommenden Kohlensaͤure auf folgende Art in Beruͤhrung
                                    gebracht werden. Eine aufrecht stehende Tonne ist oben statt des Bodens oder
                                    Dekels mit einem flachen Gefaͤße aus Blei verschlossen, dessen Boden
                                    gleich einem Siebe mit vielen Loͤchern durchbohrt ist, und dessen
                                    Seitenwaͤnde 4–6 Zoll Hoͤhe haben. In diesen Bottich
                                    tritt die von dem Windofen kommende Zugroͤhre in der Haͤlfte
                                    seiner Hoͤhe ein, und an der gegenuͤberstehenden Seite tritt
                                    dieselbe wieder aus, um weiter fort in einen Rauchfang geleitet zu werden.
                                    Die Bleiaufloͤsung wird in das durchloͤcherte Gefaͤß
                                    geschuͤttet, wo sie in Gestalt eines Regens der durchziehenden
                                    kohlensauren Luftart begegnet. Durch den Hahn am Boden des Bottichs wird sie
                                    abgezapft und wieder aufgegossen, bis die Faͤllung gehoͤrig
                                    erfolgt ist. Damit der Luftzug aus dem Feuerheerde hinreichend stark
                                    erfolge, ist der Windofen mit einem Geblaͤse versehen, dessen
                                    Muͤndung entweder unmittelbar unter den Rost in den uͤbrigens
                                    luftdicht verschlossenen Aschenfall tritt, oder erst in einen
                                    unverschlossenen Behaͤlter (Windkammer), von welchem dann die Luft
                                    durch eine Roͤhre in den Aschenraum stroͤmt; das leztere aus
                                    dem Grunde, um einen ununterbrochen gleichfoͤrmigen Luftstrom zu
                                    erhalten. Damit die kohlensaure Luft, bevor sie mit der
                                    Bleiaufloͤsung in Beruͤhrung kommt, hinreichend
                                    abgekuͤhlt sey, laͤßt man sie erst durch ein hinreichend
                                    weites Schlangenrohr streichen, das in einem Bottich mit kaltem Wasser sich
                                    befindet.Die Kohlen, welche zum Verbrennen in dem Windofen verwendet werden,
                                    muͤssen voͤllig ausgebrannt oder verkohlt seyn, sonst geben
                                    sie beim Verbrennen noch brenzliches Oehl, welches das Bleiweiß
                                    verunreinigt. Man gluͤht sie daher vor dem Gebrauche erst noch ein
                                    Mal im Verschlossenen aus. Das Nachfuͤllen der Kohlen in den Windofen
                                    geschieht durch ein seitwaͤrts und nahe senkrecht von dem Mantel
                                    desselben ausgehendes Rohr, dessen Oeffnung mit einem lutirten Dekel
                                    verschlossen wird.Sonst kann zu diesem Behufe das kohlensaure Gas auch aus Kohle und Braunstein
                                    entbunden werden. Man vermengt beide gepulvert in dem Verhaͤltnisse
                                    von 24 Theilen Braunstein und 7 Theilen Kohle mit einander, welchem Gemenge
                                    man noch 4 Theile Kreide und so viel Wasser zusezt, um einen
                                    gleichfoͤrmigen Teig daraus zu machen, den man troknen laͤßt,
                                    und dann in einen Cylinder von Gußeisen, der mit der gehoͤrigen
                                    Gasentbindungsroͤhre versehen ist, fuͤllt, diesen verschließt,
                                    und zur Rothgluͤhhize bringt, wo sich dann durch die Verbrennung der
                                    Kohle mittelst des Sauerstoffes des Braunsteins eine Mengr kohlensaures Gas
                                    entbindet. Bei dieser Methode kann eben sowohl, als bei der Entwiklung der
                                    Kohlensaͤure aus Kreide durch Schwefelsaͤure in einem
                                    Gasentbindungsapparate, oder bei der Anwendung einer Drukpumpe, das
                                    entwikelte Gas einen maͤßigen Druk uͤberwinden, daher mit der
                                    Bleiaufloͤsung in der Art in Beruͤhrung gebracht werden, daß
                                    dieselbe bei einer hoͤheren Fluͤssigkeitssaͤule
                                    durchstrichen wird, auch, wenn die Gefaͤße verschlossen sind, die
                                    Luft von einem in das andere, wie in einem Woulf'schen Apparate treten kann. (Prechtl's technologische Encyklopaͤdie, Bd. II. S. 469.)A. d. R.
                           
                           Nachdem in die Bleiessigloͤsung so lange kohlensaures Gas geleitet worden ist,
                              bis sie das blaue Lakmuspapier zu roͤthen anfaͤngt, laͤßt man
                              das gebildete kohlensaure Blei (neutrale Bleiweiß) sich absezen, worauf die
                              Fluͤssigkeit durch Digestion mit Bleiglaͤtte in Bleiessig verwandelt
                              wird u. s. f. Das Wasser, womit das Bleiweiß  ausgewaschen wurde, wird statt reinen Wassers bei den
                              folgenden Operationen zum Aufloͤsen von Bleizuker benuzt.
                           Bei diesem Verfahren hat man den Vortheil, daß man 1) selbst mit unreiner
                              Glaͤtte oder schlechtem, in Glaͤtte verwandeltem Blei ein ganz reines
                              Bleiweiß zu erzeugen im Stande ist, indem die Kohlensaͤure selbst aus einer
                              unreinen Bleiaufloͤsung nur kohlensaures Bleioxyd niederschlaͤgt und
                              2) daß eine gewisse ein Mal angewandte Menge Essig oder Bleizuker sehr lange zur
                              Bereitung des basisch essigsauren Bleioxyds gebraucht werden kann und nur in dem
                              Maaße ersezt werden muß, als durch die Arbeit selbst an Fluͤssigkeit verloren
                              geht.
                           Das auf diese Art erhaltene neutrale Bleiweiß ist nun zwar
                              sehr weiß und fein zertheilt, aber es dekt nicht so gut wie
                                 das basische, indem es eine weniger erdige Beschaffenheit hat und seine
                              kleinsten Theile eine Neigung zum Krystallisiren besizen; es ist daher in der Regel
                              auch weniger compact, als das basische Bleiweiß, und um
                              es diesem in dieser Hinsicht aͤhnlich zu machen ist man genoͤthigt, es
                              bei der Einfuͤllung in die kleinen Toͤpfe einer
                                 kuͤnstlichen Pressung zu unterwerfen.
                           
                        
                           
                              Zusaz der Redaction.Ueber die
                                 Bereitung von Bleiweiß aus granulirtem Blei nach Prechtl.
                              
                           Hr. Director Prechtl schlaͤgt in seiner
                              technologischen Encyklopaͤdie Bd. II. S. 464 eine
                              Methode zur Darstellung des basischen Bleiweißes vor,
                              welche im Großen da, wo man uͤber eine wohlfeile mechanische Kraft disponiren
                              kann, wahrscheinlich mit Vortheil ausfuͤhrbar ist. Er hat dieselbe zwar nur
                              im Kleinen versucht, allein sie ist von der Art, daß die Ausfuͤhrung im
                              Großen keine vermehrten Schwierigkeiten mir sich bringt. Man granulire reines Blei,
                              indem man dasselbe durch einen heißen Loͤffel gießt, der in Gestalt eines
                              Seihers durchbrochen ist, so daß es von einiger Hoͤhe in kaltes Wasser
                              faͤllt. Von diesem, je feiner desto besser, granulirten Blei schuͤtte
                              man eine Quantitaͤt in ein cylindrisches, etwas flaches Gefaͤß, z. B.
                              eine Schuͤssel aus Steingut; gieße Wasser darauf, in welchem man etwa 1/10
                              seines Gewichts guter Potasche aufgeloͤst hat; und ruͤhre nun das Blei
                              mit der Potascheaufloͤsung fortwaͤhrend untereinander. Die
                              Fluͤssigkeit wird bald milchig, so daß sie etwa nach einer Stunde von dem
                              Blei abgegossen und zum Sedimentiren hingestellt werden kann. Es sezt sich bald ein
                              schoͤnes, dichtes und schweres Bleiweiß aus derselben ab, von dem die
                              Fluͤssigkeit abgegossen  und neuerdings uͤber das granulirte Blei
                              geschuͤttet wird, mit welchem man dann das Zusammenruͤhren fortsezt.
                              Das sedimentirte Bleiweiß wird mit Wasser ausgewaschen, und dieses Waschwasser der
                              uͤbrigen Fluͤssigkeit zugefuͤgt. Auf diese Art wird der Proceß
                              immer fortgesezt, und man braucht zu demselben außer dem Blei eigentlich kein
                              weiteres Material, da von der ein Mal aufgewendeten Potasche nichts, oder doch nur
                              wenig verloren geht, indem auch die schwaͤchern Waschwasser noch verwendet
                              werden koͤnnen.
                           In diesem Processe oxydirt sich das Blei auf Kosten des im Wasser enthaltenen
                              Sauerstoffgases, und das Oxyd verbindet sich im Augenblike seiner Entstehung mit der
                              Kohlensaͤure der Potasche, die diese wieder in dem Maaße, als sie sie an das
                              Bleioxyd abgibt, aus der Atmosphaͤre anzieht. Auch durch die Bewegung des
                              Bleischrotes mit bloßem Wasser an freier Luft erfolgt die Bleiweißbildung, aber
                              langsamer, und das erhaltene Bleiweiß ist weniger rein, naͤmlich noch mit
                              einem graulichen Oxyde gemischt, das erst, laͤngere Zeit an der Luft im
                              befeuchteten Zustande erhalten, sich in Bleiweiß umaͤndert. Hievon erhellen
                              die Gruͤnde aus Folgendem: Schuͤttelt man granulirtes Blei mit reinem
                              Flußwasser in einer verstoͤpselten Flasche, so bildet sich ein graues Oxyd in
                              bedeutender Menge, das alkalische Eigenschaften zeigt, indem es das durch
                              Saͤuren geroͤthete Lakmuspapier blaͤuet, und das
                              Kurkumaͤpapier schwach braͤunt. An der Luft zieht dieses Oxyd, wenn es
                              bestaͤndig feucht erhalten und umgeruͤhrt wird, langsam
                              Kohlensaͤure an, und verwandelt sich allmaͤhlich in Bleiweiß.
                              Verrichtet man das Schuͤtteln in der Flasche in der Art, daß man
                              oͤfters Luft eintreten laͤßt, so wird ein Theil des Oxyds kohlensauer,
                              und man erhaͤlt Bleiweiß mit grauem Oxyd gemengt, das nach und nach an der
                              Luft weißer wird. Will man das Bleiweiß sogleich so viel moͤglich von dem
                              grauen Oxyd gereinigt erhalten, so darf daher die durch das Schuͤtteln oder
                              Umruͤhren des Bleischrots mit dem Wasser eingeleitete Oxydation nicht
                              schneller vor sich gehen, als die Zuleitung der Kohlensaͤure zu dem in der
                              Bildung befindlichen Oxyde. Da nun die Aufloͤsung des Aezkali die
                              Kohlensaͤure schneller anzieht, als das Wasser, so wirkt sie schneller als
                              lezteres, und die Bleiweißerzeugung wird in diesem Processe um so schneller vor sich
                              gehen, je schneller die Bewegung des Bleischrots mit dem Wasser erfolgt, je mehr das
                              Wasser Potasche enthaͤlt und je mehr Kohlensaͤure sich in der
                              umgebenden Luft befindet.
                           Um diesen Proceß im Großen auszufuͤhren, duͤrfte es am
                              zwekmaͤßigsten seyn, das granulirte Blei mit der Fluͤssigkeit in
                              cylindrische, aus Blei gegossene Gefaͤße, etwa 2 Fuß im Durchmesser und 18
                              Zoll hoch, zu fuͤllen, ein solches Gefaͤß mit einem Ruͤhrkreuze
                               aus Holz oder Blei
                              zu versehen, und eine Anzahl solcher Gefaͤße an die Peripherie eines großen
                              Stirnrades zu stellen, dessen Zaͤhne in das an der Achse des
                              Ruͤhrkreuzes befestigte Getriebe eingreifen und das Kreuz umdrehen. Die
                              Gefaͤße koͤnnen etwas erhoͤht gestellt werden, um die mit
                              Bleiweiß beladene Fluͤssigkeit von Zeit zu Zeit in ein rieferes
                              Sedimentirgefaͤß abzulassen. Indem man in diesem Arbeitsraume ein schwaches
                              Kohlenfeuer unterhielte, koͤnnte man die Zufuͤhrung der
                              Kohlensaͤure vermehren.
                           Will man nach dieser Art das Bleiweiß ohne Anwendung von Potasche erzeugen, so muß
                              man das Schuͤtteln des Bleies mit reinem Wasser (Flußwasser) in einem sich um
                              seine Achse drehenden Fasse bewerkstelligen, und das sich aus dem abgelassenen
                              Wasser absezende graue Oxyd in Form eines Breies, den man in flachen Gefaͤßen
                              ausbreitet und von Zeit zu Zeit umruͤhrt, in einem Raume, dessen Luft
                              Kohlensaͤure enthaͤlt, allmaͤhlich in Bleiweiß
                              uͤbergehen lassen.
                           Das nach diesem Processe dargestellte Bleiweiß enthaͤlt immer noch metallische
                              Bleitheile eingemengt, von denen es durch Schlaͤmmen befreit werden muß.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
