| Titel: | Auszug aus dem Berichte des Hrn. Mérimée über die Zeichenstifte und die farbigen Papiere des Hrn. Fichtenberg in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXII., S. 306 | 
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                        LXII.
                        Auszug aus dem Berichte des Hrn. Mérimée uͤber die
                           Zeichenstifte und die farbigen Papiere des Hrn. Fichtenberg in Paris.
                        Aus dem Bulletin de la société d'encouragement. August
                              1836, S 310.
                        Ueber Fichtenberg's Zeichenstifte und farbige Papiere.
                        
                     
                        
                           Hr. Fichtenberg, der sich bereits fruͤher schon
                              große Verdienste um die Fabrication von Zeichenstiften und Buntpapier in Frankreich
                              erworben, hat der Gesellschaft neuerlich farbige Zeichenstifte vorgelegt, welche wie
                              die fuͤr die Lithographie bestimmten, mit einer fettigen Substanz zubereitet
                              sind, und deren Striche durch Reiben nicht ausgewischt werden koͤnnen. Diese
                              Stifte behalten die Spize sehr gut, und lassen sich zu den feinsten Zeichnungen
                              verwenden; das Zeichnen damit geht zwar langsamer, als jenes mit den
                              gewoͤhnlichen Pastelfarben, deren Schattirungen sich beim
                              Daruͤberfahren mit dem Finger bekanntlich verwischen lassen; allein die
                              Zeichnungen lassen sich dagegen auch nicht ausloͤschen.
                           Hr. Fichtenberg verfertigt gegenwaͤrtig derlei
                              Stifte von  24 Farben,
                              die jedoch nicht die beste chromatische Stufenleiter bilden. Die Kuͤnstler
                              werden hierin nachhelfen, und dem Erfinder angeben, welche Farben er als
                              unnuͤz wegzulassen habe, und welche neue Farben er an deren Stelle
                              verfertigen soll. Er weiß naͤmlich mit jeder Farbe Stifte zu verfertigen, die
                              das Markige und die Festigkeit in gleich wuͤnschenswerthem Grade besizen.
                           Einige Landschaftmahler, die sich der neuen Zeichenstifte bereits bedienten,
                              versichern, daß dieß mit großem Vortheile und auf jeder Art von weißem Papiere
                              geschehen koͤnne. Hr. Fichtenberg glaubte jedoch
                              das Papier durch eine eigene Zubereitung noch mehr fuͤr diese Art zu zeichnen
                              geeignet machen zu koͤnnen, und uͤberzieht dasselbe zu diesem Behufe
                              mit einem sehr weißen Apprete, wodurch es ein sehr feines Korn, auf welchem die
                              Zuͤge gesaͤttigter ausfallen, bekommt.
                           Mehrere Kuͤnstler haben Hrn. Fichtenberg veranlaßt,
                              sich mit der Fabrication solcher Pastelfarben, die fester sind als die
                              gewoͤhnlich gebraͤuchlichen, und die sich in dieser Hinsicht den
                              weichen Bleistiften naͤhern, zu beschaͤftigen. Die Sache hat ihre
                              großen Schwierigkeiten; denn einige Farben sind pulverig, und erfordern daher ein
                              Bindemittel, welches deren Molecule zu einem markigen und festen Teige verbindet;
                              andere dagegen sind so fest, daß sie eines Bindemittels, welches ihre
                              uͤbermaͤßige Cohaͤsion vermindert, beduͤrfen. Dennoch
                              ist von Hrn. Fichtenberg die Loͤsung dieser
                              schwierigen Aufgabe zu erwarten.
                           Was die Buntpapiere betrifft, so bezog Frankreich fuͤr die Buchbinder-
                              und Papparbeiter seit laͤngerer Zeit aus Deutschland welche, die mit einem
                              sehr glaͤnzenden Firnisse uͤberzogen waren, und ohne Anwendung irgend
                              eines Appretes vergoldet werden konnten. Der Firniß dieser Papiere, welche seit
                              einigen 20 Jahren von Zippel in Dresden und seit 5 bis 6
                              Jahren von Dessauer in Aschaffenburg fabricirt werden,
                              ist waͤsseriger Natur und wird mit dem sogenannten Flohsamen, d. h. dem Samen
                              des Plantago Psyllium, der aus Frankreich bezogen wurde,
                              bereitet. Hr. Fichtenberg wußte dieß wohl; allein erst
                              nach sehr zahlreichen und muͤhevollen Versuchen gelang es ihm den Handgriff
                              ausfindig zu machen, der noͤthig ist, wenn die Fabricate vollkommen gelingen
                              sollen. Die neuen franzoͤsischen Papiere sind wohlfeiler als die deutschen,
                              die einen bedeutenden Einfuhrzoll zahlen muͤssen; auch scheinen die deutschen
                              Fabrikanten den Flohsamenschleim der Wohlfeilheit wegen mit einem anderen Schleime
                              zu vermengen, wodurch die Papiere minder geschmeidig und etwas bruͤchig
                              werden. Die Vergoldung gelingt auf den franzoͤsischen Papieren vollkommen,
                              und selbst das Auftragen des Platins, welches  sonst wegen der groͤßeren Dike des geschlagenen
                              Platins seine Schwierigkeiten hatte, geht ganz gut und leicht von Statten.
                           Außerdem hat Hr. Fichtenberg auch noch eine neue Art von
                              marmorirtem Papiere, welches er namentlich zum Austapezieren von Speisesaͤlen
                              verwendet wissen will, erfunden. Die Gesellschaft ertheilte demselben daher in
                              Betracht aller dieser der franzoͤsischen Industrie geleisteten Dienste ihre
                              Medaille aus Platin.