| Titel: | Bericht einer von dem Hause der Lords eingesezten Commission zur Prüfung der Feuergefährlichkeit der durch enge Straßen laufenden Locomotivmaschinen; nebst Auszügen aus den Zeugenaussagen. | 
| Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXV., S. 322 | 
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                        LXV.
                        Bericht einer von dem Hause der Lords eingesezten
                           Commission zur Pruͤfung der Feuergefaͤhrlichkeit der durch enge Straßen
                           laufenden Locomotivmaschinen; nebst Auszuͤgen aus den Zeugenaussagen.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No.
                              695.
                        Ueber die Feuergefaͤhrlichkeit der
                           Locomotivmaschinen.
                        
                     
                        
                           Welche Meinungsverschiedenheit auch unter den sachverstaͤndigen Zeugen, die
                              uͤber die Feuergefaͤhrlichkeit der Locomotivmaschinen vernommen
                              wurden, obwalten mag, so haͤlt sich doch die Commission fuͤr
                              uͤberzeugt, daß wenn nicht systematische Maßregeln dagegen ergriffen werden,
                              die Gefahr stets groß seyn wird; und zwar nicht bloß beim Fahren durch enge Straßen,
                              sondern auch in Bezug auf die den Eisenbahnen anliegenden Pflanzungen,
                              Getreidefelder, Speicher und Wirthschaftsgebaͤude. Wenn die Commission sich
                              auch mit Vergnuͤgen uͤberzeugt hat, daß man sich bereits mannigfach
                              und großen Theils mit Erfolg mit Auffindung wirksamer Schuzmittel
                              beschaͤftigt hat, so scheint es doch, daß bisher noch keine Methode angegeben
                              ward, die nicht nur dem fraglichen Zweke vollkommen entspricht, sondern zugleich
                              auch den Leistungen der Maschinen keinen Eintrag thut. Die Commission kann daher
                              nicht zur gesezlichen und zwangsweisen Einfuͤhrung irgend einer bestimmten
                              Methode rathen; sie glaubt aber, daß, wenn jede Eisenbahn-Compagnie
                              fuͤr jede aus der Anwendung der Locomotivmaschinen erwachsende Feuersgefahr
                              verantwortlich gemacht und gehalten wuͤrde, den Beschaͤdigten Ersaz zu
                              leisten, ohne daß diese einen langen Prozeß zu fuͤhren haͤtten, die
                              Compagnien in ihrem eigenen Interesse jede in ihren Kraͤften stehende
                              Vorsichtsmaßregel aufbieten und sich aller Erfindungen theilhaftig machen
                              duͤrften, durch welche eine groͤßere Sicherheit zu erzielen
                              waͤre. Die Commission schlaͤgt daher vor, zu diesem Behufe eine eigene
                              Bill in das Parliament einzubringen.
                           
                        
                           Auszuͤge aus den
                                 Zeugenaussagen. 1. George Rennie Esq., Civilingenieur.
                           Ich weiß bloß von zwei Ungluͤksfaͤllen, die durch Verbrennung von
                              Guͤtern vorkamen. Als Veranlassung ward angenommen, daß Asche zwischen den
                              Roststangen hindurch auf die Bahn fiel, und von  den Raͤdern dann in die
                              Transportwagen emporgeschleudert wurde. Ich bin der Meinung, daß man durch Anwendung
                              eines Hutes am oberen Ende des Rauchfanges und durch Anbringung eines
                              gehoͤrigen Aschenbehaͤlters unter dem Roste hinlaͤnglichen
                              Schuz gegen Feuersgefahr erlangen kann.
                           Der Luftzug und die dadurch bedingte Verbrennung des Brennmateriales haͤngt
                              von dem in der Luftkammer und in dem Rauchfange erzeugten Vacuum ab. Da nun die
                              Erfahrung lehrte, daß der Zug bedeutend verstaͤrkt wird, wenn man einen Theil
                              des Dampfes, der seine Wirkung in den Cylindern vollbracht hat, in den Rauchfang
                              eintreten laͤßt, so ist gewoͤhnlich die Einrichtung getroffen, daß von
                              den beiden Cylindern eine Roͤhre in den Rauchfang fuͤhrt, und daß also
                              bei den abwechselnden Bewegungen der Kolben Dampf aus den Cylindern in den Rauchfang
                              gelangt, um daselbst ein Vacuum und mithin eine große Vermehrung der Kraft der
                              Locomotivmaschine zu erzeugen. Die Heftigkeit des Zuges reißt viele Funken zum
                              Schornstein hinaus, und um dieß zu verhuͤten, wurden bereits verschiedene
                              Mittel angewendet. Man versuchte anfangs ein Drahtgitter am Grunde des
                              Schornsteines, allein die Maschen zeigten sich, wenn der Zug nicht leiden sollte, zu
                              weit, so daß dennoch Funken entschluͤpfen. Man versuchte hierauf an der
                              Muͤndung des Schornsteines ein auf aͤhnlichem Principe beruhendes
                              Drahtgitter, allein auch dieses ließ noch kleinere Funken durch. Endlich versuchte
                              man einen aus spiralfoͤrmig gewundenem Drahte bestehenden Hut, der durch
                              Metallstreifen zusammengehalten und so befestigt wurde, daß er der Mitte des
                              Schornsteines entsprach. Die Entfernung der Draͤhte von einander betrug nur
                              ⅛ Zoll; und nach Allem, was ich hoͤrte, und auf der
                              Liverpool-Manchester- sowohl, als auf der
                              London-Greenwich-Eisenbahn selbst beobachtete, leistet diese Art von
                              Hut bessere Dienste als die Drahtgitter, indem er dem Austritte des Dampfes und
                              Rauches weniger hinderlich ist, und dabei dennoch die Funken vollkommener
                              zuruͤkhaͤlt.
                           Ich halte es fuͤr aͤußerst schwierig, einen Ofen auszumitteln, der
                              seinen Rauch selbst verzehrt; bei der Anwendung von Kohks dagegen wird sehr wenig
                              oder beinahe gar kein Rauch erzeugt. Ich wuͤrde daher in der Hauptstadt
                              wenigstens nur solche Maschinen zulassen, die Kohks brennen. Gesezt ferner, die mit
                              Leitung der Maschine beschaͤftigte Person werde beauftragt, beim Eintritt in
                              eine Stadt die Geschwindigkeit zu vermindern, so wuͤrde hiedurch die
                              Intensitaͤt des Feuers und mithin das Ausspruͤhen der Funken
                              vermindert werden; und dieß haͤtte um so weniger zu sagen, als sich in den
                              Staͤdten gewoͤhnlich Niederlagen befinden, und als mithin vor  der Ankunft an diesen
                              und beim Abfahren von denselben die Geschwindigkeit ohnedieß eine geringere ist. Ich
                              hege nicht den mindesten Zweifel, daß die Maschinen in Kuͤrze auf einen
                              solchen Grad von Vollkommenheit gelangt seyn duͤrften, daß man auch nicht das
                              Geringste von den Funken zu befuͤrchten hat; schon jezt z. B. hat Hr. Hancock, der mit seinen Dampfwagen in Londons Straßen
                              umherfaͤhrt, nichts mehr daruͤber zu klagen. Bemerken muß ich in
                              dieser Hinsicht noch, daß die Steinkohle von Llanelly weder Rauch noch Funken gibt,
                              und daß sie, obschon sie theurer zu stehen kommt, als die uͤbrigen Kohlen, im
                              Vergleiche mit diesen doch eine Ersparniß von 25 Proc. Gewaͤhrt, indem sie um
                              25 Proc. mehr Dampf zu erzeugen vermag. Der einzige Uebelstand bei derselben ist
                              der, daß es mit ihr schwerer haͤlt, den Dampf anfangs schnell aufzubringen;
                              und daß zum Brennen derselben eine eigene Art von Ofen erforderlich ist. Endlich muß
                              ich noch erinnern, daß die Rauchfaͤnge der Locomotivmaschinen nicht oft
                              gereinigt zu werden brauchen, indem sich wenig Ruß in denselben ansezt; dagegen wird
                              eine um so groͤßere Menge Schwefelsaͤure erzeugt.
                           
                        
                           2. Dr.
                              Dionisius Lardner.
                           Ich weiß nur, daß auf der Liverpool-Manchester- und auf der
                              Leicester-Swannington-Eisenbahn durch Feuer
                              Ungluͤksfaͤlle entstanden. Auf ersterer gerieth die Ladung der
                              Lastwagen ein oder zwei Mal in Brand; nie aber ward ein an ihr gelegenes
                              Gebaͤude in Brand gestekt, und nirgendwo hat dieß Jemand noch
                              befuͤrchtet. Wie die Lastwagen in Brand geriethen, ist nicht ganz ausgemacht;
                              allein man nahm an, daß von den vielen Funken und der Nachgluth, die durch die
                              Roststangen schluͤpfen, etwas auf die Schienen oder in deren Naͤhe auf
                              den Boden fiel, und dann von den Raͤdern der Wagen oder von den Randleisten
                              der Raͤder, welche den Boden beinahe beruͤhren, in den
                              naͤchstfolgenden Wagen emporgeschleudert wurde. Man blieb bei dieser
                              Erklaͤrungsweise der Wagenbraͤnde stehen, weil die Schornsteine mit
                              Drahthuͤten versehen waren, die nicht wohl Funken von irgend einer Bedeutung
                              durchdringen ließen. Man hat seither die Roststangen so nahe an einander gebracht,
                              daß keine Funken von irgend erheblicher Groͤße durchfallen koͤnnen;
                              und seit diese Abaͤnderung getroffen worden, ist auch kein derlei Unfall mehr
                              vorgekommen. Die gegenwaͤrtig noch durch den Rost fallenden Funken sind so
                              klein, daß sie beinahe alsogleich von der kalten Luft ausgeloͤscht werden,
                              und daß die Eisenbahndirectoren nichts mehr von denselben befuͤrchten.
                           Das an der Liverpool-Manchester-Bahn liegende trokene Moos  wurde allerdings oͤfter
                              durch die voruͤberrollenden Dampfwagen versengt; nur an der
                              Leicester-Swannington-Eisenbahn ward dagegen auch trokenes Getreide in
                              Brand gestekt. Man brennt aber auf lezterer Bahn keine Kohks, sondern nur
                              Steinkohlen: und zwar Steinkohlen, die eine große Menge Schwefel und anderer
                              Bestandtheile fuͤhren, und die eine ganz ungewoͤhnliche Menge von
                              Funken geben. Ueberdieß koͤnnen auf dieser Bahn die Schornsteine der
                              Maschinen auch nicht mit Huͤten ausgestattet werden, so daß die Funken mit
                              bedeutender Gewalt nach allen Richtungen aus einander geschleudert werden. Das
                              Aufsezen der Huͤte ist deßhalb unmoͤglich, weil der Tunnel, durch den
                              die Wagen zu laufen haben, so niedrig ist, daß die Schornsteine beinahe bis an
                              dessen Deke reichen. Auch auf der Eisenbahn zwischen Darlington und Stockton soll
                              ein Mal ein Kornfeld in Brand gerathen seyn; allein auch auf dieser Bahn bedient man
                              sich, so viel ich weiß, alter ungeschuͤzter und sehr unvollkommener
                              Maschinen, da beinahe nur Steinkohlen auf derselben verfahren werden. Da man
                              gegenwaͤrtig keinen Tunnel mehr baut, der unter 25 bis 30 Fuß Hoͤhe
                              mißt, so werden in Zukunft uͤberall Huͤte an den Schornsteinen
                              anwendbar seyn.
                           Ich zweifle keinen Augenblik, daß den Feuersgefahren auf vollkommen genuͤgende
                              Weise vorgebeugt werden kann. Wie wenig das gegenwaͤrtig
                              gebraͤuchliche Drahtgitter brennende Stoffe, von denen wirkliche Gefahr zu
                              befuͤrchten ist, durchlaͤßt, ergab sich mir aus den Versuchen, die ich
                              auf der Dublin-Kingstown-Eisenbahn anzustellen Gelegenheit hatte, und
                              bei denen der Zug in den Heizstellen sehr groß war, indem ich mit einer ganz
                              ungewoͤhnlichen Geschwindigkeit fuhr. Ich stand naͤmlich bei diesen
                              Versuchen auf dem hoͤchsten Punkte des Munitionswagens, so daß sich mein
                              Haupt mit dem oberen Ende des Schornsteines beinahe auf gleicher Hoͤhe
                              befand. Die durch das Drahtgitter ausgeworfene Asche flog mir hiebei
                              bestaͤndig ins Gesicht; und dennoch belaͤstigte sie mich nur wenig, da
                              ich sie vollkommen kalt fand. Man muß wohl beruͤksichtigen, daß zugleich mit
                              der Luft auch der verbrauchte Dampf aus dem Schornsteine austritt; und daß lezterer
                              in dem Augenblike, in welchem er mit der kalten atmosphaͤrischen Luft in
                              Beruͤhrung kommt, zu Wasser verdichtet wird, welches die gluͤhende mit
                              der Luft und dem Dampfe vermengte Asche ausloͤscht. Ich glaube daher, daß von
                              Seite der Schornsteine auch nicht die geringste Gefahr zu befuͤrchten ist,
                              und daß in Folge der Annaͤherung der Roststangen, welche man an den Maschinen
                              der Liverpool-Manchester-Eisenbahn vornahm, durch diese gleichfalls
                              nur solche Funken fallen koͤnnen, die theils wegen ihres schnellen
                              Verloͤschens, theils wegen ihrer Kleinheit keinen Schaden bringen
                              koͤnnen. Sollte 
                              man es fuͤr noͤthig halten, so koͤnnte man zu beiden Seiten
                              des, Feuers auch noch ein Drahtgitter anbringen, welches die Funken nur innerhalb
                              der Schienen auf den Boden fallen ließe. Ein aͤhnliches Gitter koͤnnte
                              man uͤberdieß auch noch hinter der Maschine herabsenken; denn durch dieses
                              wuͤrde der Luftzug nur noch vermehrt werden, indem es die Luft fangen und
                              gegen die Roststangen emportreiben wuͤrde. Der einzige Vorwurf, den man
                              diesem Gitter machen koͤnnte, duͤrfte nur von einer zu starken
                              Vermehrung des Zuges zu erwarten seyn. Das Herabfallen der Funken ließe sich auf
                              diese Weise auf den zwischen den beiden Schienen befindlichen Raum, auf dem sie bald
                              verloͤschen wuͤrden, beschraͤnken; und wollte man noch weiter
                              gehen, was ich jedoch fuͤr uͤberfluͤssig halte, so
                              koͤnnte man die Nachgluth sogar noch in einem unter dem Roste angebrachten
                              Behaͤlter aufsammeln.
                           
                        
                           3. Robert Stephenson Esq.,
                                 Civilingenieur.
                           Die kuͤnstliche Erhoͤhung des Zuges und der Intensitaͤt des
                              Feuers, welche seit der Einfuͤhrung der Eisenbahnen noͤthig wurde,
                              brachte alle die Unannehmlichkeiten mit sich, die mit dem Austreiben der heißen
                              Asche und der Nachgluth aus dem Schornsteine verbunden sind. Diese
                              Unannehmlichkeiten waren so groß, daß die Bahndirectoren bereits Versuche aller Art
                              anstellten, um ihrer ledig zu werden; es gelang ihnen dieß auch in einem gewissen
                              Grade, obwohl noch fortwaͤhrend gewisse Nachtheile bestehen. Das
                              Wesentlichste, was man that, bestand darin, daß man die Muͤndung der
                              Schornsteine mit einem Hute aus Drahtgitter versah. Man nahm anfangs sehr weites
                              Gitter und ersezte dieses nach und nach durch engeres, bis man endlich so weit kam,
                              daß der Zug der Oefen dadurch zu sehr beeintraͤchtigt ward. Das engste
                              Gitter, bis zu welchem man es bringen konnte, laͤßt noch gluͤhende
                              Asche von ⅜ bis zu ½ Zoll im Durchmesser durch; vor der Anwendung des
                              Gitters flogen aber selbst Stuͤke von einem ganzen Zoll im Durchmesser aus.
                              Wenn die Maschinen mit einer Geschwindigkeit von 30 engl. Meilen in der Zeitstunde
                              laufen, so ist der Luftzug durch das Feuer so heftig und die Verbrennung so lebhaft,
                              daß man nicht in das Feuer schauen kann, und daß das Ganze sich in
                              weißgluͤhendem Zustande befindet, in welchem man nichts von einer Nachgluth
                              unterscheiden kann. Mein Vater ließ bei den ersten Versuchen, die er anstellte, um
                              gegen das Funkenspruͤhen der Schornsteine ein Huͤlfsmittel ausfindig
                              zu machen, die heiße Luft so uͤber einen am Grunde des Schornsteines
                              angebrachten Wasserbehaͤlter streichen, daß die Richtung des Luftzuges
                              dadurch veraͤndert wurde; die Folge davon war,  daß wohl die kleinere, nicht
                              aber die groͤßere Nachgluth in das Wasser fiel.
                           
                        
                           4. Charles John Blunt Esq.,
                                 Civilingenieur.
                           Ich glaube nicht, daß das Fahren der Dampfmaschinen durch die Straßen Londons oder
                              uͤberhaupt durch irgend einen stark bevoͤlkerten District mit irgend
                              einer Gefahr verbunden ist; sollte dieß aber ja der Fall seyn, so glaube ich, daß
                              auf zwei- oder dreierlei Weise Abhuͤlfe getroffen werden
                              koͤnnte. Ich habe in Belgien und Frankreich Mittel dagegen getroffen, und
                              schlage nun dieselbe Methode auch in unserem eigenen Lande vor. Sie besteht in der
                              Anwendung eines Schildes, der hinter dem Schornsteine angebracht ist, und
                              beilaͤufig drei Mal so groß im Durchmesser seyn soll, als die Krone meines
                              Hutes. Dieser Schild soll aus Drahtgitter mit Maschen von ⅜ Zoll verfertigt
                              seyn, und in diese Maschen sollen Schwaͤmme eingesezt seyn, die durch eine
                              eigens dazu bestimmte Vorrichtung bestaͤndig mit Wasser befeuchtet erhalten
                              werden. Ein dergleichen Schild ist auf einer der Maschinen der Antwerpner Bahn
                              angebracht und zeigte sich daselbst sehr brauchbar, indem er alle Funken
                              auffaͤngt. Er beeintraͤchtigt den Zug nicht im Geringsten, und
                              laͤßt sich mittelst einer mechanischen Vorrichtung je nach der Richtung, von
                              der der Wind blaͤst, stellen. Seine Wirksamkeit haͤngt großen Theils
                              von der Feuchtigkeit des Schwammes ab; diese laͤßt sich aber leicht durch
                              eine Roͤhre erhalten, welche man mit der Drukpumpe, die sich ohnedieß bereits
                              am Grunde der Locomotivmaschine befindet, in Verbindung bringt. In dem Rauchfange
                              selbst bringe ich gleichfalls einen kleinen Schild an, der die Funken, die auf ihn
                              treffen, gegen den aͤußeren groͤßeren Schild wirft. Die Funken
                              verloͤschen auf dem benezten Schilde beinahe augenbliklich. Ich fand, daß die
                              Geschwindigkeit, womit die Funken und der Dampf aus dem Schornsteine entweichen, so
                              wie auch die Geschwindigkeit der Maschine selbst wesentlich dazu beitragen, die
                              Wirkung meiner Vorrichtung zu erhoͤhen. Mein Schild hat ¼oder 1/5 des
                              Durchmessers des Schornsteines, und steht mit ihm parallel oder besizt eine geringe
                              Neigung gegen denselben, was je nach Umstaͤnden verschieden ist; auch
                              befindet er sich zwei Fuß uͤber der Muͤndung des Schornsteines. Soll
                              dessen Stellung veraͤndert werden, so kann dieß der Maschinenwaͤrter
                              von Unten aus mit einem Drahte bewirken; dagegen hat der Wind Keinen Einfluß auf die
                              Stellung des Schildes. Der Schild leistet keinen groͤßeren Widerstand, als
                              durch den Wind und durch seine Groͤße bedingt ist; und dieser Widerstand
                              erscheint sehr unbedeutend, wenn man die Breite der Brust der Maschine in Anschlag
                              bringt. Ich  fand es
                              nicht fuͤr noͤthig, den Schild gegen ploͤzliche Stoͤße
                              zu schuͤzen; dagegen habe ich bemerkt, daß die Geschwindigkeit, womit die,
                              Funken aus den Schornsteinen entweichen, so wie die Geschwindigkeit der Maschine
                              selbst, abgesehen von allem eben herrschenden Winde, die Funken mit Gewalt in den
                              Schild eintreiben. Meine ganze Vorrichtung kommt nicht hoͤher als auf 40
                              Schill.
                           
                        
                           5. John Urpeth Rastrick Esq.,
                                 Civilingenieur.
                           Die vorzuͤglichste Feuersgefahr der Dampfwagen beruht auf dem Entweichen von
                              brennenden Kohkstheilen durch die Schornsteine; seit jedoch diese lezteren mit
                              Huͤten aus Draht versehen worden sind, sah ich unter allen Umstaͤnden,
                              unter denen ich Beobachtungen anzustellen Gelegenheit hatte, nie Funken von solcher
                              Groͤße austreiben, daß dadurch eine wirkliche Feuersgefahr haͤtte
                              erwachsen koͤnnen. Ich fuhr z. B. sehr oft auf der Eisenbahn von Bolton, und
                              wurde hiebei selbst in den offenen Wagen hoͤchstens durch etwas Asche, welche
                              mir in das Gesicht flog, belaͤstigt. Ich muß uͤbrigens hier eine
                              Bemerkung machen, die sich mir, der ich mein ganzes Leben lang an
                              Huͤttenwerken beschaͤftigt war, aufdraͤngt, und die mir auch
                              von einiger Bedeutung erscheint. Die Frisch- oder Reinigungsheerde erfordern
                              bekanntlich einen sehr starken Zug, und dieser bewirkt, daß gluͤhende
                              Kohkstheilchen in solcher Menge bei dem Schornsteine hinausgerissen werden, daß man
                              bei Nacht glauben koͤnnte, es werde irgendwo ein Feuerwerk abgebrannt. Diese
                              Funken, so lebhaft gluͤhend sie auch bei dem Austritte aus dem Schornsteine
                              erscheinen, verloͤschen aber beinahe augenbliklich, woher es denn auch kommen
                              mag, daß die an den Eisenwerken gelegenen Gebaͤude, auf deren Daͤchern
                              und Dachrinnen sich dieser Auswurf in Menge ansammelt, selbst bei anhaltend trokenem
                              Wetter fast nie Schaden leiden. Ich schließe hieraus, daß die kleinen
                              Kohkstheilchen, die durch den Hut der Schornsteine der Locomotivmaschinen
                              emporfliegen, noch weir schneller vollkommen abkuͤhlen muͤssen, und
                              daher nicht leicht einen Schaden zufuͤgen koͤnnen.
                           
                        
                           6. George Stephenson Esq.,
                                 Civilingenieur.
                           Die erste Vorrichtung, welche man an der Liverpool-Manchester-Eisenbahn
                              anwandte, um das Funkenspruͤhen der Schornsteine der Locomotivmaschinen zu
                              verhuͤten, bestand in einem Drahtgitter, welches unmittelbar uͤber der
                              Austrittsstelle der Roͤhren aus dem Feuer in dem Schornsteine angebracht
                              wurde. Das Funkenspruͤhen ward dadurch allerdings sehr vermindert; allein das
                              Gitter verlegte sich auch sehr bald, so daß die Maschine in ihren Leistungen
                              gestoͤrt war. Man versuchte hierauf ein etwas weiteres Gitter an dem oberen
                               Ende des
                              Schornsteines, und nahm nach und nach ein immer engeres Gitter bis auf eines mit
                              Maschen von ⅛ Zoll herab; auch dieses beeintraͤchtigte jedoch die
                              Kraft der Maschine zu sehr. Ich versuchte ferner einen großen Schirm ohne
                              Drahtgitter, den ich so weit uͤber dem Schornstein anbrachte, daß alle von
                              diesem ausgeschleuderten Funken wieder in ihn zuruͤkgeworfen wurden; aber
                              auch diese Vorrichtung verspaͤtete den Gang der Maschine so sehr, daß sie
                              aufgegeben werden mußte, obschon der Schirm einen Fuß hoch uͤber dem
                              Schornsteine stand, und sich nur an den Seiten herabsenkte. Auf mein Anrathen
                              probirte man endlich in Liverpool an dem unteren Theile des Schornsteines einen
                              schraͤg gestellten Schild, und oben an der Muͤndung des Schornsteins
                              einen zweiten, gleichfalls schraͤg gestellten Schild, durch den die von dem
                              ersten gelassene Oeffnung zum Theil bedekt wurde. Ich vermuthete aber, daß hiedurch
                              das Austreten der Funken nicht verhuͤtet werden koͤnne, indem diese
                              dem Luftzuge folgend uͤberall durchdringen wuͤrden, wo der Dampf
                              Ausgang faͤnde. Ich brachte mehrere solche Schilde nach Art von Jalousien an;
                              allein, obgleich dieselben Raum genug zu lassen schienen, so ward die Kraft der
                              Maschine dadurch dennoch so sehr beeintraͤchtigt, daß sie abgenommen werden
                              mußten.
                           
                        
                           7. Hardman Earle Esq., Director der
                                 Liverpool-Manchester-Eisenbahn.
                           Der erste Ungluͤksfall, der sich auf unserer Bahn ereignete, bestand darin,
                              daß ein Transportwagen Feuer fing, und daß sich das Feuer dann auch auf die
                              naͤchstfolgenden Wagen fortpflanzte. Im Sommer fingen auch das vertroknete
                              lange Gras, so wie die Heidekraut- und Stachelginster-Buͤsche
                              laͤngs der Bahn haͤufig Feuer, so daß wir veranlaßt wurden, unsere
                              Aufmerksamkeit darauf zu richten. Wir glaubten anfangs, daß diese Unfaͤlle
                              durch die Funken veranlaßt wuͤrden, welche in Folge des starken Luftzuges
                              oben bei dem Schornsteine hinausgerissen werden. Nachdem wir aber den Schornsteinen
                              Huͤte aus Drahtgewebe aufgesezt hatten, deren Maschen so eng waren, daß sie
                              nur kleine Funken durchließen; und nachdem diese Unfaͤlle sich selbst dann
                              noch ereigneten, hielten wir uns fuͤr uͤberzeugt, daß deren Ursache in
                              den durch die Roststangen fallenden gluͤhenden Kohksstuͤkchen, welche
                              von den rasch fortrollenden Raͤdern eine bedeutende Streke weit
                              fortgeschleudert werden, zu suchen sey. Alle unsere Wagenbraͤnde kamen an
                              solchen Wagen vor, die in zweiter oder dritter Reihe hinter den Locomotivmaschinen
                              herliefen; der Brand konnte daher unmoͤglich von den aus den Schornsteinen
                              ausgeworfenen Funken herruͤhren, indem diese einen großen Bogen beschreiben,
                               und erst weit
                              hinter den Wagenzuͤgen auf den Boden herab gelangen. Wir fanden uns deßhalb
                              veranlaßt unter den Oefen unserer Maschinen sogenannte Aschentroͤge
                              anzubringen, und da auch aus diesen noch, wenn sie etwas voll geworden waren, durch
                              die Erschuͤtterungen Nachgluth ausgebeutelt wurde, die zu Unfaͤllen
                              Anlaß geben konnte, so haben wir dieselben gegenwaͤrtig auch noch vorne und
                              ruͤkwaͤrts eingeschlossen. Allerdings wurde hiedurch der Luftzug durch
                              die Feuerstellen der Maschinen etwas beeintraͤchtigt; da jedoch diese
                              lezteren dabei nicht wesentlich in ihren Leistungen verkuͤrzt worden waren,
                              so behielten wir diese Anordnungen bei, und seither ereignete sich denn auch kein
                              weiterer Unfall durch Feuer.
                           Die bei dem ersten Brande verungluͤkten Transportwagen waren mit Baumwolle
                              befrachtet; der Schaden betrug 200 bis 300 Pfd. Sterl. im Werthe; bei dem lezten
                              Brande dagegen, der ungluͤklicher Weise Seidenwaaren betraf, erwuchs uns ein
                              Schaden von 3000 Pfd. Wir hielten die Eigenthuͤmer schadlos, well dieß im
                              Interesse unseres Unternehmens lag, und weil wir es fuͤr recht hielten,
                              obschon die Versender ihre Guͤter nicht als Seidenwaaren declarirt hatten,
                              und wir also kaum verpflichtet gewesen waͤren den ganzen Werth zu ersezen.
                              Kleinere Unfaͤlle, wie das Verbrennen von Shawls, das Einbrennen von
                              Loͤchern in die Kleidungen der Maͤnner und Frauen, welche sich auf den
                              Wagen zweiter Classe befanden, kommen zuweilen noch vor; seit der Einfuͤhrung
                              der Schornsteinhuͤte und der Aschentroͤge hat sich aber kein
                              groͤßeres durch Feuer veranlaßtes Ungluͤk mehr zugetragen. Ich muß
                              jedoch ausdruͤklich bemerken, daß auf unserer Bahn auch noch die Wagen der
                              Bolton-Compagnie und jene einiger Steinkohlenwerke fahren, an denen, da sie
                              keine so kostbaren Ladungen fuͤhren, die Vorsichtsmaßregeln, durch die sich
                              unsere Wagen auszeichnen, nicht angebracht sind. Daher ruͤhrt es auch, daß
                              selbst noch in lezter Zeit einiges, an der Bahn gelegenes, trokenes Gras in Brand
                              gerieth.
                           Wenn die Staatsverwaltung Maßregeln einfuͤhren will, durch welche den
                              Feuersgefahren, die allenfalls durch die Locomotivmaschinen entstehen
                              koͤnnten, gesteuert werden soll, so ziehen wir die Verordnung bestimmter
                              Vorkehrungen vor, in so fern sie sich mir den Leistungen der Maschine vertragen;
                              denn es waͤre allerdings leicht die Maschine so vollkommen zu verkleiden, daß
                              nichts aus ihr entwischen kann; allein dabei wuͤrde der Luftzug auch so
                              beeintraͤchtigt werden, daß es mit der gehoͤrigen Dampferzeugung ein
                              Ende haͤtte. Verwahren muß ich mich dagegen gegen jede Verordnung, welche den
                              Bahneigenthuͤmern die Schadloshaltung fuͤr alle die Verluste
                              aufbuͤrdete, 
                              welche den an der Bahn gelegenen Eigenthuͤmern durch die Locomotivmaschinen
                              erwachsen koͤnnten.
                           Ich halte allerdings nach meiner langen Erfahrung die durch die Locomotivmaschinen
                              bedingten Gefahren fuͤr hoͤchst unbedeutend und ganz unerheblich;
                              allein ganz etwas Anderes ist es, die Verantwortlichkeit fuͤr
                              Ungluͤksfaͤlle zu uͤbernehmen, die sich allenfalls ereignen koͤnnten. Dagegen lassen sich so viele
                              Einwendungen erheben, daß man wahrlich Bedenken tragen koͤnnte, sein Capital
                              in Eisenbahnen zu steken. Man sage nicht, daß diese den
                              Eisenbahn-Unternehmern aufgelegte Verantwortlichkeit wahrscheinlich Anlaß
                              geben wuͤrde, daß man wissenschaftlich gebildete sachverstaͤndige
                              Maͤnner zur Erforschung gehoͤriger Schuzmittel aufforderte. Nach
                              meiner Ansicht darf man in der Erwartung großer Verbesserungen an unseren Maschinen
                              nicht mehr zu sanguinisch seyn. Wir wenigstens verfolgen an unserer Bahn seit Jahren
                              alle Erfindungen, und koͤnnen sagen, daß nur in den Details, nicht aber im
                              Principe wirkliche Verbesserungen vorkamen. Die Maschinen sind jezt dauerhafter, das
                              Princip ist aber dasselbe geblieben, und bei den bereits getroffenen
                              Vorsichtsmaßregeln duͤrften alle Gefahren schon zur Genuͤge beseitigt
                              seyn. Bei allem dem muß ich noch ein Mal gegen die Aufbuͤrdung der
                              Verantwortlichkeit protestiren; denn viele Betruͤgereien wuͤrden bei
                              der Schwierigkeit der Beweisfuͤhrung, daß ein Brand auf diese und auf keine
                              andere Weise entstanden ist, vorkommen, und Processe ohne Ende wuͤrden die
                              Folge seyn.
                           Was den Nuzen der laͤngs der Eisenbahnen gezogenen Mauern betrifft, so halte
                              ich diese allerdings fuͤr ein maͤchtiges Schuzmittel. An allen neueren
                              Bahnen pflegt man deren auch an solchen Stellen, wo die Bahnen uͤber
                              Daͤmme laufen, aufzufuͤhren. Es geschieht dieß uͤbrigens nicht
                              zur Verhuͤtung von Feuersgefahr, sondern um dem Hinabstuͤrzen der
                              Wagen uͤber die Daͤmme, im Falle, sie von den Schienen abgleiten,
                              vorzubeugen.