| Titel: | Ueber den Nuzeffect eines Pferdes bei verschiedenen Geschwindigkeiten während einer Tagesarbeit; von Fourier. | 
| Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXXXIV., S. 442 | 
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                        LXXXIV.
                        Ueber den Nuzeffect eines Pferdes bei
                           verschiedenen Geschwindigkeiten waͤhrend einer Tagesarbeit; von Fourier.
                        Aus dem National.
                        Fourier, uͤber den Nuzeffect eines Pferdes waͤhrend
                           einer Tagesarbeit.
                        
                     
                        
                           Die Arbeit eines Pferdes mißt man: 1) durch die constante Anstrengung, welche es
                              ausuͤben kann; 2) durch den Raum, den es in einer gegebenen Zeit durchlaufen
                              kann, ohne durch die Anstrengung bei taͤglich erneuerter Arbeit
                              geschwaͤcht zu werden. Offenbar ist der Nuzeffect oder die Leistung eines
                              Pferdes das Product dieser beiden Groͤßen, aber mit der Zunahme der einen muß
                              auch die andere sich vermindern, denn je groͤßer die Geschwindigkeit eines
                              Pferdes ist, desto unbetraͤchtlicher wird die constante Anstrengung, welche
                              es waͤhrend derselben ausuͤben kann. Unter den verschiedenen Werthen,
                              welche entweder die Geschwindigkeit oder diese Anstrengung erlangen kann,
                              muͤssen offenbar einige den Nuzeffect moͤglichst groß machen; auch war
                              die Ermittelung dieser Werthe bereits Gegenstand zahlreicher Versuche und
                              Beobachtungen, und man kann sagen, daß sie fuͤr gewisse Faͤlle
                              fuͤr die Praxis annaͤhernd genug bestimmt worden sind. Leider ist es
                              aber bei den oͤffentlichen oder Privatarbeiten nicht immer moͤglich
                              oder wenigstens nicht immer oͤkonomisch, den Zugpferden gerade die
                              Geschwindigkeit zu geben, wobei ihre Tagesarbeit das Maximum erreichen
                              wuͤrde. Aus gewissen Ruͤksichten muͤssen sich oft diejenigen,
                              welche diese Thiere anwenden, mit dem Guten begnuͤgen und das Bessere fahren
                              lassen.
                           Man darf behaupten, daß unter den verschiedenen Geschwindigkeiten, welche ein Pferd
                              annehmen kann, diejenige von 0,90 Meter per Secunde oder
                              genauer, von 3200 Meter per Stunde dem moͤglich
                              groͤßten Nuzeffect entspricht. Es ist dieses ein sehr langsamer Schritt, denn
                              die Geschwindigkeit der Cavalerie ist im gewoͤhnlichen Schritt 1,66 Meter per Secunde.
                           Die Anstrengung, deren das Pferd bei dieser Geschwindigkeit und 10stuͤndiger
                              taͤglicher Arbeit faͤhig ist, kann man auf 56 Kilogramme
                              schaͤzen. Das Maximum der taͤglichen Arbeit eines Pferdes ist also 56
                              × 3200 × 10 = 1,792,000, oder in runder Zahl 1,800,000 Kilometer oder
                              1800 Kilogramme 1000 Meter hoch gehoben.
                           Dieses Maximum von Arbeit variirt nicht merklich, wenn die Geschwindigkeit nur sehr
                              wenig 3200 Meter per Stunde uͤbersteigt; anders
                              verhaͤlt es sich aber, wenn die Geschwindigkeit betraͤchtlich
                              groͤßer wird. Hr. Schwilgué hat die Leistungen der
                              Pferde an  den
                              Frachtwagen mit denjenigen der Postwagen, also der im Schritt mit den im Trabe
                              gehenden verglichen und gefunden, daß ihre taͤgliche Arbeit im
                              Verhaͤltniß von 1,80 zu 1,50 steht; wenn wir 1,46 als Mittel annehmen, so
                              folgt, daß ein Pferd, welches taͤglich zehn Stunden mit einer Geschwindigkeit
                              von 8000 Meter oder 2 Postmeilen in der Stunde im Trabe laͤuft, bei seiner
                              Tagesarbeit nur 1460 Kilogr. auf 1000 Meter Hoͤhe hebt.
                           Dieser Versuch scheint zu beweisen, daß die Raͤume, welche dasselbe Pferd an
                              einem Tage durchlaͤuft, fuͤr den Schritt und den Trab sich so ziemlich
                              gleich bleiben; im Galopp aber ermuͤdet sich das Pferd so sehr, daß es keine
                              so große Entfernung mehr durchlaufen kann, obgleich es dann eine
                              betraͤchtlich geringere Anstrengung ausuͤbt. In England nimmt man an,
                              daß die Pferde, welche mit einer Geschwindigkeit von 1600 Meter oder 4 Postmeilen in
                              der Stunde galoppiren, nur 20,000 Meter bei ihrer Tagesarbeit durchlaufen
                              koͤnnen, wobei die Anstrengung, welche sie ausuͤben, im Mittel 17
                              Kilogr. ist; die taͤgliche Arbeit eines galoppirenden Pferdes reducirt sich
                              also auf 340 Kilogr. 1000 Meter hoch gehoben.
                           Wenn man die Geschwindigkeit noch weiter triebe, wuͤrde bald ein Punkt
                              eintreten, wo das Pferd keiner Anstrengung mehr faͤhig und folglich seine
                              Arbeit eben so Null waͤre, als wenn es sich gar nicht fortbewegte. Man kann
                              mit Grund annehmen, daß dieser Fall eintritt, wenn die Geschwindigkeit 21,000 Meter
                              in der Stunde betraͤgt.
                           Um die Groͤße der Wirkung zu erhalten, welche den Geschwindigkeiten zwischen
                              3200, 8000, 16,000 und 21,000 Meter per Stunde
                              entspricht, versuchte Fourier die mittleren Resultate der
                              Erfahrung durch eine Curve(die der Sinus) zu verbinden; hienach wurde die unten
                              folgende Tabelle entworfen. Man sieht, daß man von einem Pferd, bei einer
                              Geschwindigkeit desselben von 3200 Meter per Stunde,
                              immer den groͤßten Nuzeffect erhaͤlt, dasselbe mag nun zum Heben eines
                              Gewichtes benuzt werden, oder auf einer macadamisirten Chaussée, einer gepflasterten
                              Straße oder einer Eisenbahn ziehen. Dieser Nuzeffect reducirt sich schon auf
                              beilaͤufig die Haͤlfte, wenn das Thier drei Meilen in der Stunde
                              macht. Nach neuen Versuchen kann man jedoch den Resultaten in der lezten Spalte
                              (welche den Zug auf Canaͤlen betrifft) kein sehr großes Zutrauen
                              schenken.
                           
                           Tabelle uͤber die Groͤße der Tagesarbeit eines
                                 Pferdes bei Geschwindigkeiten von 2, 3, 4 Kilometern per Stunde, dasselbe mag nun ein Gewicht senkrecht heben oder es auf
                                 einer gepflasterten Straße, einer macadamisirten Chaussée, einer Eisenbahn oder
                                 einem Canal ziehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 063, S. 444
                              Geschwindigkeit in kilometern per Stunde.;
                                 Nuzeffect, ausgedruͤkt in Tonnen von 1000
                                 kilogr., welche; horizontal 1000 Meter meit gezogen merden, auf; senkrecht auf
                                 1000 Meter Hoͤhe gehoben werden.; einer macadamisirten Chaussée.; einer
                                 gepflasterten Straße.; einer Eisenbahn; einem Canal von großer Breite mit
                                 gewoͤhnlichen Barken.; Tonnen.; Tonnen.; Tonnen.; Tonnen.; Tonnen.