| Titel: | Ueber die Darstellung eines arsenik- und eisenfreien Antimons. | 
| Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXXXVI., S. 447 | 
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                        LXXXVI.
                        Ueber die Darstellung eines arsenik- und
                           eisenfreien Antimons.
                        Ueber arsenik- und eisenfreies Antimon.
                        
                     
                        
                           Das im Handel vorkommende Antimon ist bekanntlich mit anderen Metallen und besonders
                              mit Arsenik verunreinigt. Hr. Professor Liebig hat ein
                              Verfahren zur Reinigung desselben (Annalen der Pharmacie, Bd. XIX.)
                              angegeben, welches ziemlich wohlfeil und auch im Großen leicht ausfuͤhrbar
                              ist; es hat vor anderen besonders auch noch das voraus, daß durch eine und dieselbe
                              Operation Arsenik, Eisen und Kupfer mit einander beseitigt werden. Dagegen sezt es
                              ein bleifreies Antimon voraus und wenn man sich daher kein solches verschaffen kann,
                              muß man sich selbst zuerst das unreine Antimonmetall aus dem Schwefelantimon
                              darstellen, was am besten nach Berthier's Methode
                              geschieht, indem man
                           
                              
                                 100
                                 Theile Schwefelantimon mit
                                 
                              
                                 42
                                 Eisen,
                                 
                              
                                 10
                                 (wasserfreiem) schwefelsaurem Natron, und
                                 
                              
                                 2
                                 Kohle
                                 
                              
                           zusammenschmilzt; man erhaͤlt 60 bis 62 Antimonmetall und die Operation geht
                              ohne großes Aufschaͤumen sehr leicht von Statten; die Schlake ist sehr
                              fluͤssig und das Metall laͤßt sich nach dem Erkalten leicht mit dem
                              Hammer davon trennen.
                           Liebig's Verfahren ist nun folgendes: 16 Theile
                              kaͤuflicher Antimonregulus werden grob zerstoßen und mit 1 Theil
                              Schwefelantimon und 2 Theilen wasserfreiem kohlensaurem Natron gemengt: das Gemenge
                              wird sodann in einem hessischen Tiegel geschmolzen.
                           Die geschmolzene Masse muß eine Stunde lang im Fluß erhalten werden; man laͤßt
                              dann den Tiegel erkalten, zerbricht ihn und trennt die Schlake vom Metall. Lezteres
                              wird noch ein Mal grob zerstoßen,  mit 1½ Theilen wasserfreiem kohlensaurem Natron
                              gemengt und wieder eine Stunde lang im Fluß erhalten.
                           Das Metall wird endlich noch zum dritten Mal auf dieselbe Art mit Zusaz von 1 Theil
                              kohlensaurem Natron behandelt.
                           Die Schlake vom ersten Schmelzen ist dunkelbraun, die vom zweiten hellbraun und die
                              vom dritten hellgelb, beinahe citronengelb oder gelblichweiß.
                           Nach dem dritten Schmelzen ist der Regulus absolut rein von Kupfer, Arsenik und
                              Eisen: er ist silberweiß und schoͤn glaͤnzend; wenn er langsam
                              erkaltet, zeigt er auf dem Bruch kleine Koͤrner, bei schnellem Erkalten aber
                              große Blaͤtter. Vor dem Loͤthrohr schmilzt er auf Kohle zu einem
                              Kuͤgelchen mit rein glaͤnzender Oberflaͤche und leitet man
                              mittelst des Loͤthrohrs einen Luftstrom auf das rothgluͤhende
                              Kuͤgelchen, so verfluͤchtigt sich das gebildete Oxyd in diken, weißen,
                              vollkommen geruchlosen Daͤmpfen; das Metall
                              verbrennt dabei vollstaͤndig, ohne Beihuͤlfe der Flamme. Laͤßt
                              man ein Kuͤgelchen geschmolzenen Metalles auf Kohle langsam erkalten, nachdem
                              es bis zum Rothgluͤhen erhizt worden ist, so umzieht es sich nach dem
                              Erkalten mit einem Oxydnez, welches aus feinen perlenmutterglaͤnzenden Nadeln
                              besteht, die vollkommen weiß oder auch perlenmutterweiß sind. Mit Salpeter verpufft,
                              liefert das gereinigte Metall ein glaͤnzend weißes Antimonium diaphoreticum: und wenn man es mit Salpetersaͤure kocht,
                              so gibt es an dieselbe keine Spur von Eisen oder Kupfer ab.
                           Das unreine Antimon erkennt man sogleich durch sein Verhalten vor dem
                              Loͤthrohr: es schmilzt naͤmlich etwas schwieriger auf der Kohle, als
                              das reine Metall, und das geschmolzene Kuͤgelchen uͤberzieht sich
                              augenbliklich mit einer Schlake von Schwefeleisen und anderen Schwefelmetallen;
                              seine Oberflaͤche wird matt und unrein, auch brennt das Metall nicht fort,
                              wenn man die Loͤthrohrstamme entfernt. Die Oxydschichte auf der Kohle ist
                              auch nicht weiß, sondern mehr oder weniger gelb und die Daͤmpfe eines solchen
                              Antimons riechen deutlich nach Arsenik.
                           Das oben beschriebene Verfahren gruͤndet sich auf das Verhalten des
                              Schwefelarseniks zu den alkalischen Oxyden: mit Natron zusammengeschmolzen gibt es
                              z. B. arsenigtsaures oder arseniksaures Natron und Schwefelnatrium. Ferner beruht
                              dasselbe auf der Eigenschaft des Schwefeleisens und Schwefelkupfers mit dem
                              Schwefelnatrium sehr leicht schmelzbare und sehr fluͤssige Verbindungen zu
                              bilden.
                           Durch den Zusaz von Schwefelantimon zum Regulus beabsichtigt man allen Arsenik und
                              einen Theil des Eisens und Kupfers in  Schwefelmetalle zu verwandeln. Durch das Schmelzen mit
                              kohlensaurem Natron vereinigen sich diese Sulfuride mit dem Natron, ohne daß Metall
                              zuruͤkbleibt, und es wird kein Antimon aufgeloͤst oder in Leber
                              verwandelt, so lange noch unoxydirter Arsenik in dem Antimonregulus vorhanden
                              ist.
                           Man darf das Gemenge nicht uͤber eine Stunde im Tiegel in Fluß erhalten, weil
                              sonst das kohlensaure Natron den Tiegel an den Stellen, wo es ihn beruͤhrt,
                              zu stark angreift.
                           Es ist bekannt, wie sehr man bei der Fabrication der Buchdrukerlettern die
                              Daͤmpfe des in Fluß befindlichen Metalles fuͤrchtet; wenn die Arbeiter
                              diese Daͤmpfe einathmen, zeigen sich bei ihnen alle Symptome einer
                              Arsenikvergiftung, was hauptsaͤchlich dem Arsenikgehalt des im Handel
                              vorkommenden Antimons zuzuschreiben ist. Koͤnnte daher das arsenikfreie
                              Antimon zu einem maͤßigen Preise geliefert werden, so wuͤrde man es
                              wahrscheinlich auch zu diesem Zwek verwenden, um so mehr, da die mit gereinigtem
                              Antimon bereitete Composition reiner schmilzt und Lettern von gleicher Haͤrte
                              liefert, welche durch die Einwirkung der Luft bei weitem weniger zerstoͤrt
                              werden.