| Titel: | John Barshams Verbesserungen in der Bereitung von Kleesäure und Kleesalz. | 
| Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXXXVIII., S. 455 | 
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                        LXXXVIII.
                        John Barshams Verbesserungen in der Bereitung
                           von Kleesaͤure und Kleesalz.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Januar
                              1837, S. 5.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Barsham's verbesserte Bereitung von Kleesaͤure.
                        
                     
                        
                           Nach der gewoͤhnlichen Methode Kleesaͤure und Kleesalz zu fabriciren
                              wird der auf die Erzeugung von Kleesaͤure bezuͤgliche Theil des
                              chemischen Processes bekanntlich in offenen Gefaͤssen, die durch ein
                              Wasserbad erhizt erhalten werden, vorgenommen. Die Folge hievon ist, daß sich die
                              hiebei entwikelten Daͤmpfe in der Atmosphaͤre des
                              Fabrikgebaͤudes verbreiten, und wegen ihrer schaͤdlichen und
                              nachtheiligen Wirkung nicht nur den in der Fabrik beschaͤftigten Individuen
                              gefaͤhrlich, sondern auch der ganzen Nachbarschaft laͤstig werden.
                              Abgesehen hievon gehen aber auch noch die Daͤmpfe zum Nachtheile des
                              Fabrikanten verloren. Der Patenttraͤger beabsichtigt nun allen diesen
                              Maͤngeln durch Anwendung von geschlossenen Gefaͤssen in Verbindung mit
                              Vorlagen und Verdichtungsapparaten zu steuern, und die bei der Erzeugung der
                              Kleesaͤure sich entwikelnden Daͤmpfe zu sammeln und zu verdichten.
                           Fig. 18 zeigt
                              eine Reihe von Gefaͤßen in solcher Ordnung zusammengesezt, wie er sie
                              fuͤr seine Absicht und Erfindung passend fand.
                           Fig. 19 gibt
                              eine seitliche Ansicht einer der Retorten mit ihrer Vorlage. An beiden Figuren sind
                              gleiche Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet. a, a
                              sind die Gefaͤße, welche er Retorten nennt, und in die bei der Oeffnung b die Ingredienzien ganz in derselben Mischung
                              eingetragen werden, in der man sie bisher bei der Kleesaͤurefabrication in
                              offenen Gefaͤßen anzuwenden pflegte. Der innere Bau der Retorten a erhellt deutlicher aus einem Blike auf Fig. 20, wo eine
                              derselben im Durchschnitt dargestellt ist. Man sieht hieraus, daß im Inneren der
                              Retorten rings herum eine Rinne laͤuft, in welche Alles das abfließt, was
                              sich in den Retorten selbst aus den Daͤmpfen verdichtet. Die verdichtete
                              Fluͤssigkeit kann demnach nicht mehr in die eingetragenen Ingredienzien
                              zuruͤkfließen, sondern sie wird durch die Roͤhre c in die Gefaͤße d
                              abfließen, welche er die Vorlagen nennt, und die an beiden Enden geschlossene
                              Cylinder mit fuͤnf Oeffnungen e, e, f, f, g
                              vorstellen. Die Oeffnungen e, e dienen zur Aufnahme der
                              Enden der Roͤhren c; die Oeffnungen f, f dienen zur Aufnahme der gebogenen Roͤhren
                              h, h, durch die die Vorlagen d miteinander in Verbindung stehen, so daß die unverdichteten, aus den
                              Retorten a, a austretenden Daͤmpfe von einer
                              Vorlage in die andere 
                              uͤbergehen, und zulezt auch noch in andere, spaͤter zu beschreibende
                              Vorlagen gelangen koͤnnen. Die Oeffnung g endlich
                              dient zur Einfuͤhrung eines Hebers, womit die in der Vorlage angesammelte
                              Fluͤssigkeit von Zeit zu Zeit ausgehoben werden kann; gewoͤhnlich ist
                              diese Oeffnung mit einem Dekel verschlossen und mit Kitt verstrichen, damit kein
                              Dampf entweichen kaun. i ist eine Oeffnung, dergleichen
                              in jeder Retorte eine angebracht ist, und in welche ein Heber gebracht wird, wenn
                              sich kein Gas mehr entwikelt, was man leicht erkennt, wenn man den Dekel der
                              Oeffnung i von Zeit zu Zeit abnimmt. Mittelst dieses
                              Hebers wird die ruͤkstaͤndige Fluͤssigkeit in flache irdene
                              Schalen von 5 Zoll Tiefe, 15 Zoll Breite und 30 Zoll Laͤnge abgezogen, damit
                              sie in diesen krystallisire. Zur Beguͤnstigung der Krystallisation werden
                              diese Schalen in ein Wasserbad gesezt, worauf man dann weiter verfaͤhrt, wie
                              bei der Bereitung der Kleesaͤure in offenen Schalen, j ist der sogenannte Hauptrecipient, der durch die Roͤhre k mit den Vorlagen d
                              communicirt, so daß all der Dampf, der noch verdichtet werden kann, in den
                              Recipienten j und aus diesem in eine weitere Reihe von
                              Vorlagen oder Verdichtungsgefaͤßen l
                              uͤbergeht. Diese Gefaͤße bestehen aus Cylindern, die allwaͤrts
                              geschlossen, und nur mit Tubulirungen m, in welche
                              Verbindungsroͤhren eingekittet werden, und mit einer Oeffnung n versehen sind, die zur Aufnahme eines Hahnes, womit
                              die angesammelte Fluͤssigkeit abgelassen werden kann, bestimmt ist. Die Zahl
                              der Vorlagen l wird von der Anzahl der Retorten a abhaͤngen; auf 15 Retorten a reichen 24 Vorlagen oder Verdichter l vollkommen hin. In dem lezten Verdichter l muß eine der Oeffnungen m
                              offen bleiben, damit ein gehoͤriger Zug in den Vorlagen unterhalten wird, und
                              damit die Daͤmpfe mithin veranlaßt werden in dieser Vorrichtung
                              fortzustroͤmen; es versteht sich uͤbrigens von selbst, daß eine solche
                              Anzahl von Vorlagen l anzuwenden ist, daß die aus den
                              Retorten a uͤbergehenden Daͤmpfe
                              vollkommen verdichtet werden, und daß nichts davon in die atmosphaͤrische
                              Luft uͤbergehe. Sehr vortheilhaft ist es, in den Hauptrecipienten j mittelst einer Roͤhre von einem Zoll im
                              Lichten, welche mit einem Sperrhahne versehen seyn muß, aus einem Kessel Dampf von
                              beilaͤufig 30 Pfd. Druk auf den Quadratzoll eintreten zu lassen, und zugleich
                              auch noch durch eine andere, gleichfalls mit einem Sperrhahne ausgestattete
                              Roͤhre jene Daͤmpfe einzuleiten, welche entstehen, wenn man Salpeter
                              in gußeisernen Retorten zum Rothgluͤhen erhizt. Bei Anwendung dieser
                              Huͤlfsmittel werden die in dem Hauptrecipienten j
                              enthaltenen Daͤmpfe nicht nur schneller verdichtet werden; sondern die in ihm
                              und in den Vorlagen b angesammelte Saͤure wird
                              auch ein groͤßeres specifisches Gewicht bekommen. Ist der Dampfzufluß  zu langsam oder der
                              Quantitaͤt nach zu schwach, so kann man sich hievon sehr leicht dadurch
                              uͤberzeugen, daß man den Dekel der dem Hauptrecipienten zunaͤchst
                              liegenden Vorlage l oͤffnet. Zeigt sich das
                              ausstroͤmende Gas hiebei sehr stark, so oͤffnet man den Sperrhahn
                              etwas weiter; jeder Arbeiter kann auf diese Weise mit Leichtigkeit die
                              Quantitaͤt des Dampfes reguliren. Saͤmmtliche Gefaͤße und
                              Roͤhren muͤssen aus Steingut bestehen.
                           Die fabricirte Kleesaͤure mag zur Anwendung fuͤr sich oder zur
                              Erzeugung von Kleesalz bestimmt seyn, so arbeitet man mit dem hier beschriebenen
                              Apparate auf folgende Weise. Man gibt in jede der Retorten 10 bis 15 Gallons der
                              Ingredienzen, die man nach der alten, bisher gebraͤuchlichen
                              Fabricationsmethode anzuwenden pflegt, und verschließt und verkittet dieselben mit
                              ihren Dekeln, so daß nur an der lezten der Vorlagen l
                              eine Oeffnung unverschlossen bleibt. Dann erhizt man die Retorten a in einem Wasserbade, gleichwie die offenen
                              Gefaͤße erhizt wurden, worauf die Daͤmpfe aus den Retorten a emporsteigen und in den Vorlagen verdichtet
                              werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
