| Titel: | Ueber die neueren Verbesserungen an der pneumatischen Eisenbahn des Hrn. Pinkus. | 
| Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. II., S. 13 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        II.
                        Ueber die neueren Verbesserungen an der
                           pneumatischen Eisenbahn des Hrn. Pinkus.Die fruͤher von Hrn. Pinkus projectirte pneumatische Eisenbahn findet man im polyt.
                                 Journal Bd. LVII. S. 1 hinreichend
                                 beleuchtet. Da alle Versuche, welche damit angestellt wurden, scheiterten, so
                                 hielten wir es nicht noͤthig auf die mehrere Bogen lange Beschreibung des
                                 Patentes, die das London Journal im Jahrgange 1835
                                 bekannt machte, zuruͤkzukommen. Eben so wird, wie uns daͤucht, bei
                                 der praktischen Unbrauchbarkeit des neuen Vorschlages gegenwaͤrtiger
                                 Aufsaz genuͤgen, um in geschichtlicher Hinsicht den Anforderungen zu
                                 entsprechen, welche man an unsere Zeitschrift zu machen berechtigt ist.A. d. R.
                           
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No. 702, S.
                              301.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Pinkus verbesserte pneumatische Eisenbahn.
                        
                     
                        
                           Hr. Pinkus hat, nachdem er sich uͤberzeugt, daß
                              sein fruͤheres Project nicht ausfuͤhrbar sey, und nachdem er gesehen,
                              daß auch mehrere jener, die einst zu seinen Anhaͤngern gehoͤrten,
                              derselben Ansicht beizupflichten beginnen, einen neuen, angeblich verbesserten Plan
                              zu Tage gefoͤrdert, und auch auf diesen wieder ein Patent genommen. Nach
                              dieser neuen Methode sollte zum Versuche neben dem Kensingtoncanale eine kurze Bahn
                              ausgefuͤhrt werden; allein der ganze Bau blieb, nachdem die
                              Luftroͤhren oder Tunnels einige Zeit uͤber gelegen und rostig geworden
                              waren, eingestellt.
                           Wir sind nicht ganz daruͤber einig, ob es der Muͤhe lohnt, in die
                              Details eines Planes einzugehen, der schon in seiner Grundlage als absurd zu
                              betrachten ist. Da Hr. Pinkus jedoch bei seiner neuen
                              Erfindung großen Scharfsinn beurkundet, so wollen wir doch auf eine kurze
                              Darstellung derselben eingehen.
                           An dem neuen Apparate ist die bewegliche Scheidewand ganz weggelassen, und der
                              Durchmesser des Luftrohres auf den vierten Theil seiner fruͤheren
                              Groͤße vermindert, so daß die Anwendung dieses Rohres oder Tunnels eigentlich
                              das Einzige ist, was der aͤltere und der neue Plan miteinander gemein haben.
                              Die Bahn soll in Abtheilungen von je 5 englischen Meilen eingetheilt werden, und auf
                              jede dieser Abtheilungen soll eine fixirte, zur Bewegung der Luftpumpen dienende
                              Dampfmaschine kommen. Der Durchmesser des Hauptluftrohres soll an den den Stationen
                              zunaͤchst liegenden 1 1/4 Meilen 11 Zoll, an den dazwischen gelegenen
                              mittleren 2 1/2 Meilen dagegen nur 9 Zoll betragen. Die Luftpumpen sollen die Luft
                              in dem Rohre fortwaͤhrend und in dem Maaße verduͤnnen, als sie durch
                              den Betrieb des Locomotivapparates in dasselbe hineingelangt. An der oberen Seite
                              dieses Rohres soll sich eine 2 Zoll breite Oeffnung befinden, an deren
                              Raͤndern Platten angebracht sind, welche nach Hrn. Pinkus ein sogenanntes metallisches Ventil bilden. Diese Platten bestehen
                              aus einer Legirung von Eisen und Kupfer, welche, um ihr Elasticitaͤt zu
                              geben, hart gewalzt wird; sie haben an dem unteren Rande 1/8, an dem oberen dagegen,
                              dessen Innerseite polirt seyn muß, 1/16 Zoll Dike und 4 Zoll Hoͤhe. Fig. 43 zeigt
                              einen Grundriß dieses Ventiles. Fig. 44 hingegen ist ein
                              Querdurchschnitt durch das Luftrohr mit dem dazu gehoͤrigen Ventile und der
                              zwischen dessen Platten befindlichen, spaͤter naͤher zu bezeichnenden
                              Zunge. a, a sind die Platten oder Lippen des Ventiles,
                              welche vermoͤge ihrer Elasticitaͤt gegen einander druͤken, und
                              auf diese Weise nach der ganzen Laͤnge des Luftrohrs ein luftdicht
                              schließendes Gefuͤge bilden. Zwischen diesen Platten oder Lippen bewegt sich
                              aber eine hohle metallene Zunge b, deren Gestalt aus
                              Fig. 43
                              deutlich erhellt. Die mit den Lippen in Beruͤhrung stehenden Raͤnder
                              dieser Zunge sind polirt; die Federkraft, womit die Lippen gegen diese
                              Raͤnder angedruͤkt werden, bewirkt, daß das Gefuͤge auch
                              waͤhrend der Bewegung der Zunge luftdicht geschlossen bleibt. Die hohle Zunge
                              communicirt vermittelst Drosselventilen mit einem Verdichter oder
                              Vacuumgefaͤße; und dieses leztere communicirt vermoͤge
                              aͤhnlicher Vorrichtungen, wie man sich ihrer an den Dampfcylindern bedient,
                              und die durch ein Excentricum von der Kurbelwelle her in Bewegung gesezt werden,
                              abwechselnd mit zwei Cylindern, worin sich Kolben bewegen, deren Stangen zum
                              Umdrehen der Kniehebel dienen, womit die Raͤder der Locomotivmaschine
                              umgetrieben werden. Der ganze Betrieb soll folgender Maßen von Statten gehen. Die in
                              dem Hauptluftrohre befindliche Luft wird durch die an jedem Ende angebrachte
                              Luftpumpe verduͤnnt erhalten. Wenn nun zwischen dem Rohre und dem
                              Vacuumgefaͤße durch Oeffnung des Drosselventiles, und zwischen dem
                              Vacuumgefaͤße und dem Cylinder durch den verschiebbaren Canal eine
                              Communication hergestellt wird, so entsteht unter dem Kolben ein theilweises Vacuum,
                              so daß der Kolben also durch den Druk der atmosphaͤrischen Luft
                              herabgedruͤkt und hiemit der Kniehebel um einen halben Umgang umgetrieben
                              wird. Werden dann die Luftcanaͤle umgewechselt, so gelangt der andere Kolben
                              auf gleiche Weise in Bewegung, womit eine Umdrehung des Kniehebels und folglich auch
                              des Wagenrades vollendet ist. Die Luft, welche den Cylinder erfuͤllte, geht,
                              nachdem sie den Kolben herabgedruͤkt hat, in das Vacuumgefaͤß und aus
                              diesem durch die hohle Zunge in das Hauptluftrohr uͤber, aus welchem sie
                              durch die an den Stationen befindlichen Pumpen wieder ausgepumpt wird. So wie sich
                              die Zunge zwischen den Lippen des Ventiles vorwaͤrts bewegt, eroͤffnet
                              sie sich einen Durchgang,
                              welcher hinter ihr in Folge der Elasticitaͤt der Platten alsogleich wieder
                              geschlossen wird. Damit sich die Zunge in Folge der hiebei Statt findenden Reibung
                              nicht erhizen kann, laͤuft von den Cylindern her bestaͤndig ein Strom
                              kalten Wassers durch sie.
                           Dieß duͤrfte so ziemlich Alles seyn, was noͤthig ist, um sich eine Idee
                              von den neuen Erfindungen des Hrn. Pinkus zu schaffen.
                              Man wird hieraus ersehen, daß diese sogenannten Verbesserungen wo moͤglich
                              noch schlechter ausgefallen sind, als der urspruͤngliche Plan; indem die
                              Maschinerie dadurch nur complicirter und schwerer wurde. Wuͤrde Hr. Pinkus sein Vacuum nach Savery's Methode erzeugen, so wuͤrde er dazu nur eines Kessels und
                              eines Ofens beduͤrfen, wornach die an den einzelnen Stationen erforderlichen
                              Luftpumpen und Dampfmaschinen wegfallen koͤnnten. Uebrigens glauben wir, daß
                              auf der pneumatischen Eisenbahn nie auch nur ein Wagen laufen wird, so lange Hr. Pinkus nicht im Stande ist, der atmosphaͤrischen
                              Luft Eigenschaften zu geben, die sie nicht besizt; oder ihr eine der Eigenschaften,
                              die ihr wirklich zukommen, naͤmlich die Elasticitaͤt, zu nehmen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
