| Titel: | Bemerkungen über die Krystallisation der Salze; von Thomas Griffiths. | 
| Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. XIII., S. 59 | 
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                        XIII.
                        Bemerkungen uͤber die Krystallisation der
                           Salze; von Thomas
                              Griffiths.
                        Aus dem Magazine of Popular Science, November 1836, S.
                              299.
                        Griffiths, uͤber die Krystallisation der Salze.
                        
                     
                        
                           Ich habe unlaͤngst bei der Bereitung mehrerer Salze fuͤr akademische
                              Vorlesungen einige Beobachtungen uͤber die Krystallisation gemacht, die mir,
                              wenn sie auch zum Theil nicht neu sind, doch einer Bekanntmachung werth zu seyn
                              scheinen.
                           I. Versuch. Man lege einen glatten Glasstab und einen hoͤlzernen Stab von
                              derselben Groͤße in eine heiße gesaͤttigte Alaunaufloͤsung; am
                              folgenden Tage wird man den hoͤlzernen Stab mit Krystallen uͤberzogen
                              finden, waͤhrend der Glasstab vollkommen rein geblieben ist. Die Krystalle
                              waͤhlen also vorzugsweise die faserige Oberflaͤche des Holzes, woran
                              sie sich leicht festhalten koͤnnen, was bei der glatten Oberflaͤche
                              des Glasstabes nicht der Fall ist.
                           Wenn man Aufloͤsungen in einem hohen Glasgefaͤße krystallisiren laͤßt, haͤngen sich nur
                              sehr selten Krystalle an dessen Seiten an, sondern fallen in dem Maaße, als sie sich
                              auf der Oberflaͤche der Fluͤssigkeit gebildet haben, sogleich auf den
                              Boden des Gefaͤßes herab; in einem hohen hoͤlzernen Gefaͤße hingegen uͤberziehen sich die
                              Seiten eben so wie der Boden mit Krystallen.
                           II. Versuch. Man mache mit einer Feile die Oberflaͤche eines Glasstabes an
                              gewissen Stellen rauh, und stelle ihn dann als einen Kern in eine heiße
                              gesaͤttigte Alaunaufloͤsung; es werden sich alle Krystalle an die
                              rauhen Oberflaͤchen anhaͤngen und die glatten vollkommen rein
                              lassen.
                           III. Versuch. Man binde starkes Baumwollgarn in gewissen Zwischenraͤumen um
                              einen reinen und polirten Glasstab und benuze denselben als Kern fuͤr eine
                              aͤhnliche Alaunaufloͤsung; das Garn wird sich mit Krystallen
                              uͤberziehen, waͤhrend die polirten Theile des Glasstabes vollkommen
                              frei bleiben, und so kann man leicht sechs oder acht verschiedene
                              Krystallbuͤschel erhalten.
                           IV. Versuch. Man binde etwas Baumwollgarn an verschiedenen Stellen um einen
                              Kupferdraht (oder Glasstab) und stelle ihn dann in eine heiße gesaͤttigte
                              Aufloͤsung von schwefelsaurem Kupfer, so wird sich das Garn mit Krystallen
                              uͤberziehen.
                           Ein Kohksstuͤk gibt wegen seiner Porositaͤt
                              einen vortrefflichen Kern fuͤr Alaunkrystalle ab, indem sie daran viele
                              sichere Anhaltspunkte finden; die in den Gasfabriken gewonnenen Kohks haben aber
                              sehr oft eine glaͤnzende, fast metallische Oberflaͤche, und wenn man ein Stuͤk
                              davon in eine Alaunaufloͤsung legt, so wird man finden, daß die Krystalle die
                              glatte Oberflaͤche vermeiden und sich nur auf den unregelmaͤßigsten
                              und poroͤsesten Stellen bilden.
                           Wenn man Alaunkrystalle auf einem Kohkskern erzeugen will, thut man am besten, eine
                              kochende gesaͤttigte Alaunaufloͤsung anzuwenden und ein Loch durch das
                              Kohksstuͤk zu bohren, so daß sich eine Schnur hindurchziehen laͤßt,
                              womit es in der Aufloͤsung aufgehaͤngt werden kann; es wird dann
                              schwimmen, und daher muß man auch die Schnur so schlaff lassen, daß wenn das
                              Kohksstuͤk mit Fluͤssigkeit gesaͤttigt und mit Krystallen
                              beladen ist, es etwa bis in die Mitte der Aufloͤsung sinken kann; die
                              schoͤnsten Krystalle wird man dann immer an der unteren Seite desselben
                              finden, weil sie sich daselbst ruhig bilden konnten, ohne durch das Herabfallen
                              kleinerer Krystalle von dem oberen Theile der Aufloͤsung gestoͤrt zu
                              werden.
                           Versezt man die heiße, gesaͤttigte Alaunaufloͤsung mit gepulvertem Kurkumaͤ, so erhaͤlt man durchsichtige, gelbe Krystalle; wird hingegen Lakmus angewendet, so werden sie durchsichtig roth ausfallen; Blauholz macht sie purpurroth und gewoͤhnliche Schreibtinte schwarz; je truͤber die Aufloͤsung ist, desto
                              schoͤner werden die Krystalle, daher man sie nicht zu filtriren braucht.
                           Gefaͤrbte Alaunkrystalle sind immer zerbrechlicher als reiner Alaun, und die
                              Farben sind auch etwas fluͤchtig; am besten halten sie sich unter einer mit
                              Wasser abgesperrten Glasgloke, worin die Luft bestaͤndig mit Feuchtigkeit
                              gesaͤttigt ist. Dasselbe gilt von vielen anderen Krystallen, besonders
                              schwefelsaurem Kupfer.
                           Draͤhte eignen sich nicht gut zu Krystallkernen,
                              denn wenn sie sehr glatt sind, haͤngen sich die Krystalle wenig oder gar
                              nicht an und die bereits daran befindlichen loͤsen sich wegen der Ausdehnung
                              und Zusammenziehung des Drahtes in Folge des Temperaturwechsels auch leicht wieder
                              ab.
                           Um durch einen auffallenden Versuch zu zeigen, daß die Farbe eines Krystalls sehr oft von seinem Krystallwasser abhaͤngt, braucht man nur einen Krystall von schwefelsaurem Kupfer sorgfaͤltig in einem Tiegel
                              zu troknen, bis er vollkommen weiß wird und ihn dann in Wasser zu werfen, durch
                              dessen Absorption er augenbliklich wieder seine urspruͤngliche blaue Farbe erhaͤlt. Wird ein Krystall von
                              eisenblausaurem Kali eben so getroknet, so verschwindet seine gelbe Farbe, erscheint
                              aber auf Zusaz von Wasser sogleich wieder.