| Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zum Spinnen, Zwirnen und Dubliren der Baumwolle und anderer Faserstoffe, worauf sich James Champion, Maschinenbauer in Salford in der Grafschaft Lancaster, am 6. Jan. 1836 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. XXI., S. 113 | 
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                        XXI.
                        Verbesserungen an den Maschinen zum Spinnen,
                           Zwirnen und Dubliren der Baumwolle und anderer Faserstoffe, worauf sich James Champion,
                           Maschinenbauer in Salford in der Grafschaft Lancaster, am 6. Jan. 1836 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. December 1836, S.
                              148.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Champion's Drosselmaschine.
                        
                     
                        
                           Die unter obigem Patente begriffenen Erfindungen beziehen sich hauptsaͤchlich
                              auf die sogenannten Drosselmaschinen. Sie bezweken 1) Verhuͤtung der
                              Nachtheile des ungleichen Zuges, die beim Aufwinden der Garne auf die Spulen
                              gewoͤhnlich aus dem Mangel an Genauigkeit und an Gleichfoͤrmigkeit der
                              Unterlagen sowohl als der Dimensionen der Bohrungen der Spulen, die auf die Spindeln
                              gestekt werden, erwachsen. Dieser Zwek soll dadurch erreicht werden, daß der
                              Patenttraͤger auf den Spindeln eine bleibende, sogenannte Fuͤhrspule
                              (carrier-bobbin) anbringt, auf die die zum
                              Aufwinden bestimmten Spulen gebracht werden. Unter Anwendung dieser permanenten
                              Spule soll naͤmlich die Reibung der Spule an der Spindel immer und zu jeder
                              Zeit eine und dieselbe bleiben, wenn auch von den nach und nach ausgesezten
                              wirklichen Aufwindspulen die eine oder, die andere genau paßt; oder wenn auch eine
                              sonstige Ungleichheit in deren Gestalt Statt findet. Sie bestehen 2) in der
                              Anwendung eines losen Halsringes von bedeutendem Gewichte, der als eine besondere
                              Unterlage oder Pfanne fuͤr die Spindel dient, und der in jener Scheide,
                              welche fuͤr ihn in der Dokenlatte angebracht ist, umlaufen kann, wenn irgend
                              eine ungleiche, durch Vibrirungen oder Mangel in der Perpendicularitaͤt
                              erzeugte Reibung der Spindel auf ihn einwirkt. Sie betreffen 3) die Ausstattung der
                              Fliege mit drei, vier
                              oder noch mehr Armen, um dadurch die Spannung oder Strekung (strain) des Garnes zwischen der Fliege und den vorderen Strekwalzen zu
                              reguliren. Sie beziehen sich endlich 4) auf die Anwendung einer kleinen Nebenspindel
                              (extra spindel), die die Spule traͤgt, und
                              welche zum Theil in einer hohlen Spindel umlaͤuft, um dadurch den Zug des
                              Garnes beim Aufwinden auf die Spule zu vermindern.
                           Fig. 20 zeigt
                              eine Spindel und eine Fliege einer nach dem Patente der HH. Andrew Tarlton und Shepley gebauten
                              Drosselmaschine, woran man die beiden ersteren der erwaͤhnten Erfindungen
                              angebracht sieht. Fig. 21 ist ein Aufriß, woran man mehrere dieser Theile der
                              groͤßeren Deutlichkeit wegen im Durchschnitte sieht, a, a stellt die Spindel vor, die mit ihrem unteren Ende in einer in der
                              Dokenlatte b befindlichen Pfanne laͤuft, und die
                              seitwaͤrts von dem Polster und seiner in der Latte d befindlichen Roͤhre c, c
                              Staͤtigkeit erhaͤlt. Die Fliege besteht aus einer Scheibe mit einer
                              Roͤhre e, e, welche auf der Außenseite der
                              Polsterroͤhre c, c laͤuft; sie ist mit
                              vier aufrechtstehenden Armen f, f, f, f versehen, die
                              den Faden fuͤhren und ihn auf die Spule winden. Ihre Bewegung erhaͤlt
                              sie durch eine um die Rolle g gefuͤhrte
                              Schnur.
                           Die innere oder Fuͤhrspule h, h besteht aus hartem
                              Holze oder irgend einem anderen geeigneten Materiale, und ist mit Genauigkeit,
                              jedoch lose, in den oberen Theil der Spindel a
                              eingefuͤgt. Sie ruht auf einem an der Spindel fixirten Randvorsprunge i, zwischen den und die Spule ein Waͤscher aus
                              Tuch oder einem anderen entsprechenden Materiale gelegt ist. Diese Fuͤhrspule
                              hat permanent auf der Spindel zu verbleiben; auf sie wird die aͤußere oder
                              die eigentliche Aufwindspule k, k gebracht, und mittelst
                              eines Stiftes oder Zapfens daran befestigt, damit sich beide Spulen gemeinschaftlich
                              umdrehen. Aus dieser Methode die Aufwindspule auf eine sogenannte Fuͤhrspule
                              aufzusezen, erhellt, daß, welche Unregelmaͤßigkeiten auch in den Unterlagen
                              oder in den Dimensionen der Bohrungen der ersteren Statt finden moͤgen, die
                              Reibung doch immer eine und dieselbe bleiben wird, indem sich beim Umlaufen der
                              Spule nur die Oberflaͤche der Fuͤhrspule allein an der Spindel reiben,
                              und indem sich diese Oberflaͤche stets gleich bleiben wird, welche
                              Aufwindspulen auch aufgestekt seyn moͤgen. Nach der aͤlteren Methode
                              dagegen, gemaͤß welcher die Aufwindspulen gleich an die nakten Spindeln
                              gestekt wurden, trat beim jedesmaligen Wechseln der Spulen auch eine kleine
                              Veraͤnderung in den Unterlagen und in den Dimensionen der Spulenbohrungen
                              ein, indem diese entweder schon von Anfang an nicht ganz gleichmaͤßig waren,
                              oder doch mit der Zeit verschiedene Grade der Abnuͤzung erlitten hatten. Als
                              Folge hievon ergaben sich Ungleichheiten in der Reibung oder im Zuge und mithin auch
                              Unregelmaͤßigkeiten im Garne, denen nunmehr durch die Anwendung der
                              beschriebenen Fuͤhrspule vorgebeugt ist.
                           In Fig. 22
                              sieht man einen Aufriß der Spindel und der Fliege einer gewoͤhnlichen
                              Drosselmaschine, woran meine zweite Erfindung angebracht ist. a, a ist die Spindel, welche mittelst einer Rolle g und einer Schnur umgetrieben wird, und an deren Spize sich die
                              gewoͤhnliche Fliege befindet. Das untere Ende der Spindel laͤuft wie
                              gewoͤhnlich in einem Riegel, und erhaͤlt durch einen Polster c, c eine seitliche Stuͤze. Auf der Dokenlatte
                              m, m ruht ein Halsring I,
                                 I von sechs Unzen Schwere, unter den ein Waͤscher gelegt ist, und
                              der zum Theil lose in ein Loch eingepaßt ist, in welchem er sich in der Dokenlatte
                              dreht. Dieser Halsring l, l, durch den die Spindel a, a laͤuft, laͤßt sich als ein weiterer
                              Polster betrachten, in den die Spindel zwar genau, jedoch ohne Beschraͤnkung
                              ihrer Umlaufsbewegung einpaßt. Wenn die Spindel mit sehr großer Geschwindigkeit
                              umlaͤuft, so wird der Halsring l mit zur
                              Verhuͤtung von Vibrirungen derselben dienen; und sollte wegen dieser
                              Vibrirung, oder wegen irgend eines Fehlers in der Form, oder wegen einer Abweichung
                              von der vollkommen senkrechten Stellung irgend ein unregelmaͤßiger seitlicher
                              Druk entstehen, so wird der Druk der Spindel gegen den inneren Theil des Halsringes
                              l bewirken, daß sich der Halsring in seiner Scheide
                              in der Dokenlatte umdreht, und daß also hiedurch die Reibung vermindert wird.
                           Auf der oberen Flaͤche dieses Halsringes l ruht
                              die Spule; doch kann zwischen sie und den Halsring auch ein Waͤscher gelegt
                              werden. In lezterem Falle schlaͤgt der Patenttraͤger vor eine innere
                              Fuͤhrspule h, h, so wie sie oben beschrieben
                              wurde, anzuwenden, und auf diese dann die eigentliche Aufwindspule h, h zu steken. Der obere Theil der Spindel ist der
                              groͤßeren Leichtigkeit wegen und zur Verhuͤtung von Vibrirungen
                              verduͤnnt; auch haben die Spulen keinen Kopf oder Randvorsprung, damit der
                              Faden nicht so leicht bricht, indem er mit den Kanten dieses Kopfes in
                              Beruͤhrung kommt. Uebrigens will der Patenttraͤger gleichfalls, daß
                              der Faden oder das Garn in Roͤzern, welche an beiden Enden eine
                              kegelfoͤrmige Gestalt haben, auf die Spule aufgewunden werde, damit die
                              aufeinander folgenden Windungen dichter aneinander gelegt werden koͤnnen.
                           Der dritte Theil der Verbesserungen, naͤmlich die mehrarmige Fliege, ist aus
                              Fig. 20
                              und 24, so
                              wie auch aus Fig.
                                 23 ersichtlich. Diese Arme sollen aus geraden senkrecht stehenden
                              Staͤbchen oder Draͤhten f, f bestehen, und
                              an ihrem oberen Ende mit einem Auge oder Oehre versehen seyn, waͤhrend sie am
                              Grunde in eine Scheibe oder Platte e eingesezt sind, weiche an einer
                              Roͤhre befestigt ist. Der Patenttraͤger zieht es vor diesen Armen
                              verschiedene Laͤnge zu geben, und den von den Strekwalzen herabsteigenden
                              Faden durch die Oehren zweier oder mehrerer derselben zu fuͤhren, damit die
                              Spannung des Garnes hauptsaͤchlich zwischen der Spule und der Fliege Statt
                              finde, und auf diese Weise auch in beliebigem Grade regulirt werden kann.
                           Fig. 23 ist
                              ein Aufriß einer Spindel, an der der vierte Theil der Verbesserungen angebracht ist,
                              und welche sich besonders zum Spinnen sehr feiner Garnnummern eignet. Fig. 24 gibt
                              gleichfalls einen Aufriß dieser Spindel, jedoch mit abgenommener Fliege; die Spindel
                              selbst und die Spule sind hier im Durchschnitte abgebildet. Die Spindel a, a wird mittelst einer Rolle oder Scheibe n umgetrieben, und laͤuft in einem unterhalb
                              befindlichen Riegel in einer Pfanne. Sie wird durch den Polster c in senkrechter Stellung erhalten; auch ist sie kurz
                              und hohl, damit sie eine zweite Spindel o aufnehmen
                              kann, die frei in ihr umlaͤuft. An dieser zweiten Spindel o soll das Garn entweder auf eine Spule gewunden werden,
                              wie dieß in den Drosselmaschinen zu geschehen pflegt, oder auf die nakte Spindel,
                              wie dieß in den Muten der Fall ist. Die Spindel o paßt
                              sehr genau ein, und laͤuft an beiden Enden duͤnner zu;
                              beilaͤufig in deren Mitte befindet sich ein Randvorsprung p, der auf dem Scheitel der hohlen Spindel a zu ruhen hat. Ihr unteres Ende laͤuft entweder
                              in einem Fuͤhrer oder Halsringe q, oder in einer
                              Pfanne, welche innerhalb der hohlen Spindel fixirt ist, in lezterem Falle jedoch
                              braucht der Randvorsprung p nicht auf dem Scheitel der
                              hohlen Spindel auszuruhen. Auch diese Art von Spindel ist mit einer vierarmigen
                              Fliege e, e, f, f versehen, die der oben beschriebenen
                              aͤhnlich ist; eben so wird sie durch eine Scheibe oder Rolle g umgetrieben, um die eine Schnur laͤuft. Die
                              hohle Spindel a wird mittelst einer Scheibe oder Rolle
                              n und eines Laufbandes in Bewegung gesezt, und zwar
                              unabhaͤngig von der Fliege, damit sie beide mit ungleichen Geschwindigkeiten
                              umgetrieben werden koͤnnen.
                           Man wird bemerken, daß, indem die Spindel und die Spule solcher Maßen mit
                              Geschwindigkeiten, die von einander unabhaͤngig sind, umlaufen, der Nachlaß,
                              den die Spule in Folge der Zunahme des Durchmessers beim Aufwinden erheischen
                              duͤrfte, dadurch hervorgebracht werden wird, daß sich die Spindel o frei in der hohlen Spindel a dreht.
                           Will man die erste der hier beschriebenen Erfindungen, naͤmlich die
                              Fuͤhrspule h, auf die zweite Spindel o anwenden, so haͤlt es der Patenttraͤger
                              am geeignetsten, die aͤußere Spule k aus sehr
                              duͤnnem Metallbleche oder irgend einem anderen fuͤr zwekdienlich
                              erachteten Materiale zu
                              verfertigen, indem hiedurch nicht nur ein hoͤherer Grad von Leichtigkeit
                              erreicht werden kann, sondern indem sich dann auch kleinere Spulen erzielen lassen,
                              als dieß bei der Anwendung von Holz moͤglich ist.
                           Am Schlusse erklaͤrt der Patenttraͤger, daß er sich durchaus nicht auf
                              irgend welche Formen oder Dimensionen beschraͤnke, sondern daß seine
                              Erfindungen auf den im Eingange aufgefuͤhrten vier Punkten beruhen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
