| Titel: | Ueber die Eisenbahn zwischen Brüssel und Antwerpen. Von Hrn. Jomard, Mitglied des Instituts von Frankreich. | 
| Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LIX., S. 278 | 
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                        LIX.
                        Ueber die Eisenbahn zwischen Bruͤssel und
                           Antwerpen. Von Hrn. Jomard,
                           Mitglied des Instituts von Frankreich.
                        Im Auszuge aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement, Januar und Maͤrz 1837.
                        Jomard, uͤber die Eisenbahn zwischen Bruͤssel und
                           Antwerpen.
                        
                     
                        
                           Die Eisenbahn, welche von Bruͤssel nach Mecheln fuͤhrt, ward, nachdem
                              ein Jahr lang an derselben gebaut worden ist, am 5. Mai 1835 eroͤffnet; ihre
                              Laͤnge betraͤgt beilaͤufig 5 1/2 Poststunden. Die Streke von
                              Mecheln bis Antwerpen, welche gegen 6 Poststunden mißt, ward mit dem 3. Mai 1836
                              eroͤffnet. Man kann sich nichts Regelmaͤßigeres denken, als den Dienst
                              auf dieser auf Staatskosten gebauten Bahn; ich befuhr sie zu verschiedenen Stunden
                              und uͤberzeugte mich, daß bestaͤndig dieselbe Puͤnktlichkeit
                              herrschte, und daß die Locomotiven stets auf die Minute in Bereitschaft sind.
                           Es werden gegenwaͤrtig taͤglich 5 bis 6 Fahrten, von denen die erste um
                              7 Uhr Morgens beginnt, gemacht. Die Passagiere werden einige Augenblike bevor das
                              Signal gegeben wird, in die Wagen geschafft; kaum erschallt das Signal, so ist auch
                              schon die Locomotive an den ersten Char-a-bancs gehaͤngt, wo dann nach drei
                              Glokenschlaͤgen der ganze Wagenzug in Bewegung kommt. Die anfangs
                              maͤßige Geschwindigkeit nimmt allmaͤhlich zu, so daß man gegen 650
                              Meter auf die Minute rechnet. Die Streke von Bruͤssel nach Mecheln
                              betraͤgt 22,000, jene von Mecheln nach Antwerpen 23,900 Meter, in Summa also
                              45,900 Meter.
                           Die Bahn durchschneidet eine große Anzahl groͤßerer und kleinerer Wege,
                              Canaͤle, Fluͤsse und Baͤche jeder Groͤße; die Zahl der
                              lezteren belaͤuft sich auf nicht weniger als 28, jene der ersteren auf 36.
                              Dessen ungeachtet sind alle diese Kreuzungen à
                                 niveau gefuͤhrt; und man hielt es nicht fuͤr noͤthig
                              jene Kunstwerke vorzuschreiben, die die Fuͤhrung der Bahn uͤber den
                              aͤlteren Communicationslinien hinweg oder unter denselben hindurch (eine
                              hoͤchst laͤstige, den franzoͤsischen Gesellschaften auferlegte
                              Bedingung) erheischt haͤtte. Dagegen wird aber auch die Polizei auf der Bahn ganz musterhaft
                              gehandhabt. Alle drei Minuten, d.h. alle halbe Stunden, begegnet man einem
                              Waͤchter; Niemand darf sich auf der Bahn bliken lassen, die deßfallsigen
                              Verbote sind an jedem Bahnende an den Barrieren angeheftet. Die auf den Seitenwegen
                              verkehrenden Wagen und Personen passiren waͤhrend der Zwischenzeiten der
                              Dampfwagenfahrten ohne alle Schwierigkeit uͤber die Schienen; auch nicht Ein
                              Ungluͤksfall ist bisher in dieser Hinsicht vorgekommen, ausgenommen, daß ein
                              Mal eine Kuh zur Unzeit auf die Bahn gerieth. Die Stunden sind so gut regulirt; die
                              Geschwindigkeit ist im Allgemeinen so gleichmaͤßig, daß die Passage mit
                              Ausnahme einer Viertel- oder einer halben Stunde fuͤr jede
                              Dampfwagenfahrt uͤberall frei ist.
                           Man braucht 28 bis 35 Minuten, um von Bruͤssel nach Mecheln und 35 bis 45
                              Minuten, um von da nach Antwerpen zu gelangen. Damit beide Wagenzuͤge zu
                              gleicher Zeit in Mecheln eintreffen, wird in Antwerpen um 8 bis 10 Minuten
                              fruͤher abgefahren, als in Bruͤssel.
                           Die Zahl der Wagons betraͤgt 10 bis 12, jene der Chars-à-bancs 8 bis 10; jene der Diligencen 3, wozu
                              noch eine oder zwei Berlinen kommen; in lezteren sind Plaͤze fuͤr 6,
                              in den beiden ersteren fuͤr 30 Personen. Bei mehreren Fahrten mußten bereits
                              fuͤr 600 Personen Plaͤze geschafft werden. In den Wagons zahlt man
                              fuͤr die ganze Fahrt von Bruͤssel nach Antwerpen 1 Fr. 20 Cent.,
                              wonach gegen 10 Cent. auf die Poststunde kommen; die bedekten Plaͤze in den
                              Chars-à-bancs kosten 2, jene in
                              den Diligencen 3 Fr. In den mit Leintuch uͤberzogenen und mit
                              Vorhaͤngen ausgestatteten Chars-à-bancs sizt man sehr bequem, doch sind sie
                              minder gut aufgehaͤngt als die Diligencen und Berlinen, welche Luxuswagen von
                              groͤßter Eleganz sind. Die Bewegung in lezteren ist so sanft, daß man sich
                              mit aller Leichtigkeit selbst der Fernroͤhre bedienen kann; uͤbrigens
                              kann man auch auf den Wagons und Chars-à-bancs ohne Muͤhe lesen und
                              schreiben.
                           Man hat gesagt, daß die Ingenieurs Simon und de Ridder, welche den Bau leiteten, mit keiner besonderen
                              Schwierigkeit zu kaͤmpfen gehabt haͤtten, sondern daß ihnen ein
                              beinahe nivellirtes Terrain zu Gebot gestanden sey. Allein man darf nicht vergessen,
                              daß die Dyle und die Nethe uͤberschritten werden mußten, und daß mehrere
                              Passagen ein Gefaͤll von 7 Millimeter per Meter
                              haben, ein Gefaͤll, welches man in Frankreich nicht zugeben wuͤrde.
                              Mehrere Curven sind mit einem Radius von 300 Meter gezogen. Die staͤrksten
                              Ausgrabungen kamen in der Naͤhe der Station von Vieux-Dieux vor, wo
                              sie eine Tiefe von beilaͤufig 4 Meter erreichten. Der groͤßte Bau an der Bahn ist
                              uͤbrigens die Bruͤke uͤber die Nethe, welche in der
                              Naͤhe des einstigen Wohnsizes des unsterblichen Rubens in 7 Bogen uͤber eine Streke von 61 Metern gefuͤhrt
                              ist.
                           Die Bahn zaͤhlt drei Stationen: die erste in Vilvorde, die zweite in Mecheln,
                              und die dritte in Vieux-Dieux: an jeder derselben werden die Leute, die die
                              Fahrt mitmachen wollen, durch Trompeter hieran erinnert. An der ersten und lezten
                              Station dauert der Aufenthalt nur eine oder hoͤchstens 1 1/2 Minuten; in
                              Mecheln hingegen wird 10 bis 12 Minuten gewartet, mit Ausnahme der
                              Boͤrsenzeit, wo gar kein Aufenthalt gestattet wird. Alles ist so genau und
                              sicher regulirt, daß nie und an keiner der Stationen je eine Verwirrung oder
                              Unordnung vorkommt.
                           Die Gesammtkosten des Baues der beiden Bahnlinien beliefen sich auf nicht mehr als
                              3,477,029 Fr. Die Schienen sind nicht auf Steinbloͤke gelegt, sondern ganz
                              einfach auf hoͤlzernen Querbalken fixirt, die in Entfernungen von 9 Decimeter
                              von einander nach amerikanischer Methode auf den Boden gelegt sind. Sie haben gegen
                              3 Meter Laͤnge, und bestehen aus geraden cylindrischen Baumstaͤmmen,
                              welche der Laͤnge nach in zwei Haͤlften geschnitten und mit der
                              Flaͤche auf den Boden gelegt werden. Die Fixirung der Schiene geschieht auf
                              der Convexitaͤt dieser Balken nach einem Systeme, welches bei großer
                              Einfachheit solche Dauerhaftigkeit gewaͤhrt, daß eine nunmehr 18 monatliche
                              Benuzung der Bahn keine merkliche Abnuͤzung bedingte. Die Aufsicht geschieht
                              aber auch an der ganzen Bahnlinie mit großer Sorgfalt, und wo sich auch nur der
                              geringste Fehler zeigt, wird derselbe auch alsogleich auf geeignete Weise
                              ausgebessert. Die Geschwindigkeit der Wagen laͤßt sich nach Belieben sehr
                              leicht und auf regelmaͤßige Weise ermaͤßigen.
                           Die Bahn laͤuft in keine der Staͤdte hinein, sondern in einiger
                              Entfernung an denselben voruͤber; und man scheint alle Ursache zu haben, mit
                              der Verwerfung des Planes, nach welchem die Bahnen durch die Staͤdte
                              gefuͤhrt werden sollten, zufrieden zu seyn. An jeder Station stehen
                              hoͤchst elegante Omnibus in Bereitschaft, welche die Ankoͤmmlinge
                              sogleich in jedes beliebige Stadtquartier schaffen, und auf welche die Namen dieser
                              Quartiere mit großen Buchstaben geschrieben stehen. Eben so circuliren in den
                              Straßen der Staͤdte eine halbe Stunde vor der jedesmaligen Abfahrt der
                              Locomotive Omnibus, welche die Passagiere an die Stationen schaffen. Unendliche
                              Kosten und Schwierigkeiten werden auf diese Weise vermieden; und vergleicht man die
                              Vortheile und Nachtheile der beiden Systeme, so wird man vollends nach dem an der
                              Bruͤsseler Bahn gegebenen Beispiele nicht mehr laͤnger in Zweifel
                              bleiben koͤnnen. Zu bedauern ist es daher, daß in Frankreich auf legislativem Wege
                              gestattet wurde, Eisenbahnen bis auf 1500 Meter nach Paris hineinzufuͤhren;
                              denn dieß veranlaßte zu Vorschlaͤgen riesenhafter und vielleicht
                              unausfuͤhrbarer Bauten, deren geringster Nachtheil wenigstens in einem großen
                              Verluste an Zeit gelegen seyn duͤrfte.
                           Die Bruͤssel-Antwerpner-Eisenbahn ist bisher nur zum Transporte
                              von Personen und ihrer Bagage eingerichtet; man will sie jedoch demnaͤchst
                              auch zum Transporte von Waaren- und Geldsendungen verwendbar machen. Sie hat
                              dieser bisherigen Beschraͤnkung ungeachtet bereits schon einen sehr
                              merklichen Einfluß auf die Industrie der Transporte ausgeuͤbt. Auf 1000
                              schaͤzt man die Zahl der Pferde, welche hiedurch außer Thaͤtigkeit
                              kamen; und wenn dabei nothwendig einzelne Private bedeutenden Schaden erlitten, so
                              erwuchs doch fuͤr die große Masse ein ganz uͤberwiegender Vortheil.
                              Uebrigens soll die Regierung wirklich im Sinne haben, parallel mit den bestehenden
                              Bahnen auch noch solche anzubringen, auf denen Pferde den Dienst versehen. Im
                              Allgemeinen muß ruͤhmlich erwaͤhnt werden, daß beinahe alle Private
                              den Bau der Eisenbahn aus allen ihren Kraͤften unterstuͤzten: so zwar,
                              daß die wenigen, die sich widerrsezten, nunmehr dem Spotte Preis gegeben sind.
                              Belgien ist ein Land, wo sich der oͤffentliche Geist und Gemeinsinn sehr
                              thaͤtig ausspricht, ja wo das Nationalgefuͤhl beinahe an Ueberspannung
                              graͤnzt; es fehlt ihm dermalen nur an groͤßeren Absazwegen fuͤr
                              seine Fabricate.
                           Die große Eisenbahn, welche Belgien von Osten nach Westen durchschneiden soll, und
                              die gleichfalls bei Mecheln voruͤberfuͤhrt, ist einerseits bis
                              Loͤwen und andererseits bis Termonde vollendet; man schreitet bereits gegen
                              Luͤttich und Verviers vorwaͤrts. Um an die Meuse zu gelangen, wird
                              eine schiefe Flaͤche mit einer fixirten Dampfmaschine noͤthig werden;
                              ein Tunnel von beilaͤufig einer halben Stunde in der Laͤnge ist schon
                              vollendet. Die ganze Bahn wird mit den auf Preußen kommenden 20 Poststunden 95
                              Stunden Laͤnge bekommen. Saͤmmtliche Arbeiten sind in vollem Gange;
                              und doch hoͤrt man in ganz Belgien keine andere Klage, als die, daß die
                              Bauten noch zu langsam von Statten gehen!
                           Ich fuͤge schließlich noch einige statistische Notizen uͤber die hier
                              besprochene Bahn bei.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 64, S. 282
                              
                                 
                                 Die Ueberschreitung des Kostenanschlages um 546,000 Fr. war
                                    hauptsaͤchlich durch folgende Ursachen bedingt. 4) brachte man
                                    anfangs nur Schienen zu 35 Pfd. per Meter in
                                    Vorschlag, waͤhrend spaͤter 7/8 der Bahn mit Schienen zu 45
                                    Pfd. per Meter gebaut wurden. 2) wurde die
                                    Bruͤke in Duffel aus Steinen gebaut, waͤhrend eine aus Holz
                                    veranschlagt war. 3) mußte man durch die Eigenthuͤmer gezwungen
                                    fuͤr 280,688 Fr. Grundstuͤke kaufen, die eigentlich nicht zur
                                    Bahn noͤthig waren, die man aber seiner Zeit wahrscheinlich mit
                                    Vortheil wird verkaufen koͤnnen. A. d. O.
                                 
                              1. Baukosten; Streke von Mecheln
                                 bis Bruͤssel 21,700 Meter; Streke von Mecheln bis Antwerpen 23,600 Meter;
                                 Urspruͤnglicher Kostenanschlag fuͤr beide Streken zusammen; 1.
                                 Ankauf des Grund und Bodens fuͤr zwei Bahnlinien; 2. Grundstuͤke,
                                 welche wegen Zertruͤmmerung erworben werden mußten, und die wieder zu
                                 verkaufen sind; 3. Kosten der Terrassirung fuͤr zwei Bahnen;
                                 Unvorhergesehen; 4. Kunstwerke. 7 fixe Bruͤken von 5 bis 13 Meter
                                 Spannung; eine Drehbruͤke von 8 Meter; eine Bruͤke uͤber
                                 die Reihe in 7 Bogen, von denen einer von 8 Meter mit drehbarem Fluͤgel;
                                 eine Bruͤke von 30 Meter Spannung uͤber die Dyle; 18
                                 Bruͤkchen von 1 bis zu 3,40 Meter Spannung. Straße fuͤr
                                 Raͤderfuhrwerk zu 12,000 Meter, auf die drei Stationen vertheilt; 5.
                                 Schienen aus gewalztem Eisen, zu 36 bis 45 Pfd. der Meter, mit gußeisernen
                                 Traͤgern und Naͤgeln. Hoͤlzerne, 0,91 Meter von einander
                                 entfernte Querbalken; Grundlage aus Kies, Sand u. Steinen; 6. Verschiedene,
                                 bereits angebrachte und noch anzubringende Mechanismen; 7.
                                 Administrations-, Bewachungs- und Ausmeßkosten; 8.
                                 Außerordentliche und unvorhergesehene Arbeiten
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 64, S. 283
                              2. Anschaffungskosten der zum
                                 Betriebe der Fahrten noͤthigen Gegenstaͤnde; Streke von Mecheln
                                 nach Bruͤssel; Streke von Mecheln nach Antwerpen; 9. Grundstuͤke
                                 und Gebaͤude fuͤr die Werkstaͤtten, Arsenale, Magazine,
                                 Hofraͤume, Stationen; 10. Material, Locomotiven und Wagen; 11. Kosten der
                                 Direction; 5. Unterhaltungs- u. Betriebskosten; Streke zwischen Mecheln
                                 und Bruͤssel; Wirkliche Kosten des 1sten Jahrganges vom 1. Mai 1835 bis
                                 1. Mai 1836; Streke zwischen Mecheln und Antwerpen. Wahrscheinliche Kosten des
                                 2ten Jahrganges vom 1. Mai 1836 bis 1. Mai 1837; 1. Ambulante
                                 Werkstaͤtten zur Reparatur und Unterhaltung des Weges mit Einschluß des
                                 Bedarfes an Schienen, Holz und Sand; 2. Polizei, Wegmacher, Kehrer; 3.
                                 Beaufsichtigung der Bahn; 4. Arbeitslohn der Wagner, Schmiede, Anstreicher etc.,
                                 welche bei der Unterhaltung und Ausbesserung der Wagen und Locomotiven verwendet
                                 werden; 5. Verbrauch an Brennmaterial, Fett, Oehl, Hanf etc.; 6. Gehalt der
                                 Maschinisten; 7. Kosten der Einnahm- und Controlbureaux, so wie der
                                 Waͤchter der Wagenzuͤge; 8. Directions- und
                                 Beaufsichtigungskosten; 9. Unvorhergesehene Ausgaben.
                              
                           4. Erster Jahresertrag der Bahn von Mecheln nach
                              Bruͤssel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 64, S. 283
                              Vom 7, bis 31. Mai; Monat Junius;
                                 Julius; August; September; Oktober; November; December; Monat Januar; Februar;
                                 Maͤrz; April
                              
                           
                           Anmerkung. In den drei ersten Monaten des Betriebes der
                              Antwerpner-Bruͤsseler-Bahn war der Ertrag, wie folgt:
                           
                              
                                 1836 Monat
                                 Mai
                                 
                                 101,479 Reisende
                                 107,849 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Junius
                                   98,529
                                         –
                                 104,443  –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Julius
                                 112,837
                                         –
                                 110,189  –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Summa
                                 312,845 Reisende
                                 322,481 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 Im Monat
                                 August
                                 119,754 Reisende
                                 116,820 Fr.
                                 50 C.
                                 
                              
                                 
                                 September
                                 103,086     –
                                 105,615  –
                                 40 –
                                 
                              
                                 
                                 Oktober
                                   90,440
                                        –
                                   85,999  –
                                 90 –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Summa
                                 343,280 Reisende
                                 308,435 Fr.
                                 80 C.
                                 
                              
                           5. Wirkliche Bilanz des ersten Jahrganges
                                 der Bahn von Mecheln bis Bruͤssel.
                           
                              
                                 Die Kosten der Herstellung der
                                    Bahn belaufen sich auf
                                 1,494,787 Fr.
                                 
                              
                                 Jene, welche sich auf den Dienst
                                    des Betriebes beziehen, auf
                                   355,765  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Capitalsumme
                                 1,850,552 Fr.
                                 
                              
                                 Das Interesse hievon zu 5 Proc.
                                    betraͤgt
                                 
                                     92,528 Fr.
                                 
                              
                                 Dazu die Unterhaltungs –
                                    und Betriebskosten vom 1. Mai   1835 bis 1. Mai
                                    1836
                                   183,913  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa der Jahresausgaben
                                   276,441 Fr.
                                 
                              
                                 Der Ertrag innerhalb derselben
                                    Zeit belief sich auf
                                   359,392  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    –––––––––––
                                 
                              
                                 Mithin blieb am Schlusse des
                                    ersten Jahres ein reiner Gewinn von    was beinahe
                                    4 1/2 Proc. des Capitales uͤber die Interessen 
                                       zu 5 Proc. betraͤgt.
                                     82,951 Fr.,
                                 
                              
                           6. Wahrscheinliche Bilanz der ganzen Bahn
                                 von Bruͤssel bis Antwerpen, auf den Personenverkehr allein
                                 berechnet.
                           
                              
                                 Anlagekosten der ganzen Bahn
                                 
                                 3,477,029 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 Kosten des Betriebsmateriales
                                 
                                 1,101,257  –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Capitalsumme
                                 4,578,286 Fr.
                                 
                                 
                              
                                 Die Interessen hievon zu 5
                                    Proc.
                                    228,914 Fr.
                                 30 C.
                                 
                              
                                 Dazu die jaͤhrlichen
                                    Unterhaltungs- und Betriebskosten mit
                                    300,000  –
                                  =  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa
                                    528,914 Fr.
                                 30 C.
                                 
                              
                                 Der Ertrag des ganzen Jahres nach
                                    den drei ersten Monaten    berechnet beliefe sich
                                    auf
                                 1,023,713  –
                                  =  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Mithin verbleiben als
                                    wahrscheinlicher reiner Ertrag oder    11 Proc.
                                    des Capitales uͤber die gewoͤhnlichen Interessen.
                                    494,798 Fr.
                                 60 C.
                                 
                              
                           Bemerkungen. Der Tarif fuͤr die Plaͤze in
                              den verschiedenen Fuhrwerken ist fuͤr die Fahrt von Bruͤssel bis
                              Antwerpen und umgekehrt folgender Maßen regulirt:
                           
                              
                                 In den
                                 Berlinen kostet der Plaz fuͤr die Person
                                 3
                                 Fr.
                                 50
                                 Cent.
                                 
                              
                                   –
                                 Diligencen
                                 3
                                 –
                                 =
                                   –
                                 
                              
                                   –
                                 
                                    Chars-à-bancs
                                    
                                 2
                                 –
                                 =
                                   –
                                 
                              
                                 –
                                 Wagons
                                 1
                                 –
                                 20
                                   –
                                 
                              
                           
                           Jeden Tag gehen von Bruͤssel sowohl, als von Antwerpen 6 Fuhren ab, welche
                              sich in Mecheln kreuzen. Die Dauer der Fahrten betraͤgt 75 bis 95 Minuten mit
                              Einschluß des Aufenthaltes in Mecheln, in Vilvorde und in Dussel; man hatte
                              anfaͤnglich keine groͤßere Geschwindigkeit als eine von 120 Minuten
                              versprochen.
                           Vor Eroͤffnung der Eisenbahn fuhren zwischen Bruͤssel und Antwerpen 15
                              bis 20 Diligencen, welche jaͤhrlich im Durchschnitte 80,000 Passagiere
                              befoͤrderten, und in denen 3 bis 5 Fr. fuͤr den Plaz bezahlt wurde.
                              Der Dienst dieser Fuhrwerke, so wie jener der Barken auf dem Canale, den man
                              fruͤher fuͤr ein so wohlfeiles Transportmittel hielt, hat seither
                              beinahe ganz aufgehoͤrt; nur einige Diligencen werden zeitweise zur
                              Befoͤrderung von Paketen und Waaren benuzt, da die Eisenbahn eine solche
                              bisher noch nicht uͤber sich genommen.
                           Im Februar 1832, also um dieselbe Zeit, wo die Voranschlaͤge fuͤr
                              Rechnung des Staates beendigt waren, bewarb sich eine Privatgesellschaft um eine
                              Concession zum Baue der Bahn. Sie schlug die Kosten der Herstellung der Bahn, die
                              Interessen der Capitalien waͤhrend des Baues nicht mitgerechnet, an auf
                           
                              
                                 
                                 4,420,000 Fr.
                                 
                              
                                 Die jaͤhrlichen Interessen dieses
                                    Capitales zu 7 Proc., so wie die jaͤhrlichen
                                    Unterhaltungs- und Betriebskosten wurden angeschlagen auf
                                    553,744
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 
                                    –––––––––––
                                 
                              
                                 Sie gab an, jaͤhrlich nur auf
                                    folgenden Ertrag rechnen zu koͤnnen:
                                 
                                 
                              
                                 91,250 Reisende zu 3 Fr. 17 Cent. per Kopf
                                    289,262  –
                                 
                              
                                 2000 Stuͤk Rindvieh und 20,000
                                    Schafe zu
                                      27,500
                                     –
                                 
                              
                                 20,000 Tonnen Waaren zu 8 bis 16 Fr. die
                                    Tonne
                                    238,410  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                    –––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                   555,172 Fr.
                                 
                              
                           Sie haͤtte also hienach bloß auf einen jaͤhrlichen Nettogewinn von 1428
                              Fr. rechnen koͤnnen.
                           Die Gesellschaft machte sich uͤberdieß nur zu einer Geschwindigkeit von 100
                              Minuten und zu einem Durchschnittspreise von 3 Fr. 17 Cent. per Kopf anheischig; waͤhrend der Staat bei einer Geschwindigkeit
                              von 85 Minuten im Durchschnitte hoͤchstens 1 Fr. 50 C. per Kopf fordert.
                           Die Gesellschaft verlangte zur Ausfuͤhrung der Bahn 2 Jahre Zeit; der Staat
                              eroͤffnete sie innerhalb dieser Zeit der freien Circulation, welche auf der
                              zwischen Bruͤssel und Mecheln gelegenen Streke sogar schon nach einem Jahre
                              Statt fand.Wir muͤssen nach spaͤteren, gleichfalls von Hrn. Jomard gelieferten Notizen
                                    als Anhang zu obigem Aufsaze beifuͤgen, daß die Bahnstreke von
                                    Mecheln bis Termonde am 1. Januar 1837 eroͤffnet wurde, und daß die
                                    Zahl der Passagiere in diesem einzigen Monate sich auf den beiden
                                    fruͤheren und dieser neuen Bahnstreke auf nicht weniger als 56,74 3
                                    belief, waͤhrend im Januar 1836 ihrer nur 28,709 fuhren. Da sich die
                                    Einnahme uͤberdieß im Monate Februar noch verdoppelte, so
                                    schlaͤgt man fuͤr dieses Jahr die Zahl der Passagiere auf den
                                    drei Bahnstreken auf 1 1/2 Millionen an. Die Bahnen von Termonde bis Gent
                                    und von Mecheln bis Luͤttich sind so weit vorgeruͤkt, daß die
                                    Regierung sie noch in diesem Jahre dem Verkehre oͤffnen zu
                                    koͤnnen hofft. Die Vollendung und Eroͤffnung der Bahnen von
                                    Bruͤssel nach Mons und von Gent bis Ostende ist bis zum Jahre 1838
                                    versprochen, so daß also das ganze große belgische Eisenbahnnez vom Ocean
                                    bis an den Rhein und bis an die franzoͤsische Graͤnze in Zeit
                                    von zwei Jahren vollendet seyn duͤrste.