| Titel: | Verbesserter, an Locomotiven, Dampfbooten und anderen Maschinen anwendbarer Ofen zur Verzehrung von Rauch und zur Ersparniß an Brennmaterial, worauf sich John Chanter Esq., und John Gray am 2. Novbr. 1835 ein Patent ertheilen ließen. | 
| Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXIV., S. 324 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXIV.
                        Verbesserter, an Locomotiven, Dampfbooten und
                           anderen Maschinen anwendbarer Ofen zur Verzehrung von Rauch und zur Ersparniß an
                           Brennmaterial, worauf sich John
                              Chanter Esq., und John Gray am 2. Novbr. 1835 ein
                           Patent ertheilen ließen.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April
                              1837. S. 180.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Chanter's rauchverzehrender Ofen fuͤr Dampfwagen
                           etc.
                        
                     
                        
                           Unsere Erfindung besteht in einer neuen Verbindung einzelner Theile zu einem an
                              Locomotiven, Dampfbooten und verschiedenen anderen Maschinen anwendbaren, Rauch
                              verzehrenden und Brennmaterial ersparenden Ofen; wodurch wir nicht nur im Stande
                              sind eine groͤßere Wasserflaͤche der Einwirkung der Hize auszusezen
                              und mithin eine
                              groͤßere Menge Dampf ohne eine entsprechende Vermehrung des Brennmateriales
                              zu erzeugen, sondern wodurch es auch gestattet ist, unter gewissen Umstaͤnden
                              ein wohlfeileres Brennmaterial als das gegenwaͤrtig gebraͤuchliche
                              anzuwenden, indem der aus demselben aufsteigende Rauch und die aus ihm entwikelten
                              Daͤmpfe entzuͤndet und vollkommen verbrannt werden.
                           Fig. 3 ist ein
                              Langendurchschnitt eines derlei an einer Locomotive angebrachten Ofens nach der in
                              Fig. 6
                              angedeuteten Linie A, A.
                              
                           Fig. 4 stellt
                              einen Querdurchschnitt desselben nach der in Fig. 3 angedeuteten Linie
                              B, B vor, und zwar gegen das Ende der den
                              Thuͤren H, J gegenuͤber liegenden
                              Heizkammer (fire-box) betrachtet.
                           Fig. 5 zeigt
                              einen nach der senkrechten Linie C, C, Fig. 3, genommenen
                              Querdurchschnitt, und zwar gegen die Thuͤren H, J
                              hin betrachtet.
                           Fig. 6 ist ein
                              Grundriß der durch den Ofen gefuͤhrten Wasserkammer, welche in Fig. 3 durch
                              die Linien D, D bezeichnet ist.
                           An allen diesen Figuren sind zur Bezeichnung gleicher Gegenstaͤnde auch
                              einerlei Buchstaben gewaͤhlt; wobei wir im Voraus nur bemerken, daß wir uns
                              durchaus auf keine bestimmten Dimensionen oder Formen der einzelnen Theile
                              beschraͤnken.
                           E, F, Fig. 3, ist der Ofen oder
                              die Heizkammer, die nach der gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Methode aus
                              dem aͤußeren und aus dem inneren metallenen Gehaͤuse a, a und b, b zusammengesezt
                              ist. Die zwischen den beiden Gehaͤusen befindlichen Raͤume c, c dienen zur Aufnahme von Wasser. Der Ofen ist in
                              seinem Inneren durch eine durch ihn fuͤhrende Wasserkammer in zwei
                              Faͤcher E, F abgetheilt. Diese Kammer wird zum
                              Theil von den roͤhrenfoͤrmigen Canaͤlen oder hohlen
                              Staͤben e, e, zum Theil von einer Wasserkammer
                              d, d gebildet, und auf diese Weise ist zwischen den
                              bei o und bei p befindlichen
                              Wasserraͤumen eine Communication hergestellt. Von den hohlen Staͤben
                              kann irgend eine geeignete Anzahl angewendet werden; sie koͤnnen da, wo sie
                              aus der Wasserkammer d, d austreten, weiter als tief
                              seyn, gegen die Mitte des Kessels hin an Breite abnehmen, und dann bis zu ihrer
                              Verbindung mit den Wasserraͤumen bei o wieder an
                              Tiefe zunehmen, wie dieß aus einem Blike auf e, e, Fig. 3 und 6, erhellt. Wir
                              geben dieser Anordnung den Vorzug, weil auf diese Weise die Wirkung des Feuers
                              ausgeglichen wird; weil dadurch in ihrer ganzen Laͤnge ein gleicher
                              Flaͤchenraum erhalten wird; und weil sie das Eintreiben der Bolzen und Nieten
                              durch die seitlichen Randvorspruͤnge, mit denen die Staͤbe an dem
                              Gehaͤuse des Ofens oder der Heizkammer, wie dieß aus Fig. 6 bei f, f erhellt, fixirt sind, erleichtert. Uebrigens ist diese
                              eigenthuͤmliche Form nicht durchaus nothwendig, um den Ofen mit Nuzen in
                              Betrieb zu sezen.
                           Die Wasserkammer und die hohlen Staͤbe sind an ihren oberen und unteren Enden
                              mittelst der Randvorspruͤnge f, f, f, Fig. 3 und 6, an dem
                              aͤußeren und inneren Gehaͤuse des Ofens befestigt. Die Nieten oder
                              Bolzen werden, wie durch die punktirten Linien r
                              angedeutet ist, durch die Ringe q, q gestekt, die
                              entweder einzeln oder gemeinschaftlich gegossen oder verfertigt werden
                              koͤnnen, und welche, wenn die Nieten durch die beiden Gehaͤuse a, b des Ofens gestekt worden sind, eine solide
                              Unterlage fuͤr die durch sie bedingte Spannung abgeben. Sie dienen ferner
                              aber auch als Stuͤze fuͤr die Gehaͤuse des Ofens, und
                              erleichtern auch deren Ausbesserung, indem sich die Nieten und die Wasserkammer mit
                              den hohlen Staͤben leicht und ohne Beeintraͤchtigung der
                              Gehaͤuse bei der sogenannten tobten Platte (dead
                                 plate) n, die spaͤter beschrieben werden
                              soll, abnehmen und durch neue ersezen lassen, wenn dieß noͤthig geworden seyn
                              sollte.
                           Die Wasserkammer erstrekt sich bis auf eine kurze Entfernung von den beiden
                              gegenuͤber liegenden Seiten des inneren Gehaͤuses des Ofens, wie man
                              dieß in Fig. 6
                              bei g, g sieht: eine Einrichtung, welche zur
                              Vereinfachung des Baues getroffen ist. Das Emporsteigen des aus dem unteren Feuer
                              oder unverkohlten Brennmaterials entwikelten Rauches oder Gases zwischen den
                              Seitenwaͤnden der Wasserkammer und den Seitenwaͤnden des Ofens ist
                              dadurch verhuͤtet, daß an der Wasserkammer a, a
                              eine Eisenplatte fixirt ist, welche sich so weit als die Theilung dieser Kammer in
                              Roͤhren oder hohle Staͤbe erstrekt, und welche nicht nur dicht an die
                              Seitenwaͤnde des Ofens paßt, sondern zugleich auch den zwischen diesen
                              Seitenwaͤnden und den Seitenwaͤnden der Wasserkammer befindlichen Raum
                              bedekt, wie dieß in Fig. 5 durch die punktirten Linien u, u
                              angedeutet ist.
                           k, k, Fig. 3, ist eine todte
                              Metallplatte, von deren Seiten ein Randvorsprung herabsteigt, welcher mit solcher
                              Genauigkeit an das innere Gehaͤuse des Ofens genietet ist, daß weder Rauch
                              noch Gas bei den Fugen entweichen kann. An dieser Platte befindet sich eine leisten,
                              auf der die Roststangen! mit dem einen ihrer Enden ruhen, waͤhrend sie mit
                              dem anderen Ende auf einer horizontalen Eisenstange ruhen, die von einer Seite des
                              Ofens zur anderen laͤuft, und die man bei i im
                              Querdurchschnitte sieht. n ist eine todte Platte, welche
                              an die Tragstange i genietet ist, und die an ihrer
                              oberen Seite auf dem Randvorsprunge f aufliegt. Diese
                              Platte ist deßhalb so angebracht, damit sie die intensive Wirkung des Feuers auf die
                              Muͤndung der hohlen Roͤhren e, wodurch die
                              Stroͤmung des Wassers durch diese Roͤhren zum Theil verhindert werden
                              koͤnnte, verhuͤte; sie bildet auch die Graͤnze fuͤr das auf den
                              Roststangen l befindliche Feuer, und kann, wenn es
                              noͤthig ist, leicht entfernt werden. h h, sind
                              feuerfeste Ziegel, die unter der Wasserkammer d, d
                              hinweg von einer Seite des Ofens zur anderen laufen; sie dienen mit bei dem
                              Verkohkungsprocesse oder bei der Austreibung der Gase aus dem Brennmateriale, indem
                              sie die Hize, welche in Folge ihrer Stellung an sie gelangt, auf das auf der tobten
                              Platte k befindliche Brennmaterial zuruͤkwerfen,
                              so daß sie auf diese Weise zur groͤßeren Gleichfoͤrmigkeit des Ganges
                              des Ofens beitragen.
                           Der Schornstein Q ist mit einem Register versehen,
                              welches, wenn es fuͤr noͤthig befunden wird, zum Behufe der
                              Verstaͤrkung des Luftzuges durch den Ofen geoͤffnet wird; welches aber
                              auch zur Entleerung der uͤberschuͤssigen Hize, sobald der Uebergang
                              des Dampfes aus dem Kessel in die Cylinder aufgehoben ist, dient. Unter allen
                              uͤbrigen Verhaͤltnissen ist dieß Register geschlossen zu erhalten.
                              Dieser Schornstein ist nur dann von Nuzen, wenn der natuͤrliche Luftzug
                              gering ist, wie z.B. an den Locomotiven; man kann ihn daher unter den meisten
                              gewoͤhnlichen Umstaͤnden entbehren. H, J
                              sind die Ofenthuͤren. L ist der Rahmen oder der
                              Ring, wodurch das innere Gehaͤuse des Ofens mit dem aͤußeren verbunden
                              ist. s, s sind die Roͤhren oder die
                              Feuerzuͤge, welche von dem Ofen an den cylindrischen oder sonst anders
                              geformten Kessel T der Maschine fuͤhren.
                           Bei der hier beschriebenen Einrichtung muͤssen die gasartigen Producte des auf
                              der tobten Platte k befindlichen Brennmateriales beinahe
                              saͤmmtlich uͤber das auf den Roststangen 1 bestehende Feuer
                              stroͤmen, wobei sie in solchem Maaße verbrannt werden, daß in jenen
                              Faͤllen, in denen eine geringe Menge Rauch nicht in Betracht kommt, und in
                              denen es sich nicht darum handelt, den hoͤchsten Grad von Hize und mithin die
                              hoͤchste Kraft zu erzielen, gar kein Feuer auf den hohlen Roststangen e noͤthig ist.
                           Es ist nicht durchaus nothwendig, daß der Theil e, e der
                              Wasserkammer d, d in Staͤbe von der oben
                              beschriebenen eigenthuͤmlichen Gestalt getheilt ist; man kann vielmehr
                              dasselbe auch auf verschiedene andere Weise erreichen. So wuͤrde es z.B. von
                              Vortheil seyn, wenn die Wasserkammer bei e, e zum Behufe
                              des Durchganges der von dem unteren Feuer heraufgelangenden Gase und Luft
                              durchloͤchert waͤre; doch duͤrfte eine solche Einrichtung nicht
                              dasselbe leisten, wie die oben beschriebene.
                           Wenn man den nach unserer Angabe gebauten Kessel in volle Thaͤtigkeit bringen
                              will, so soll in der oberen Abtheilung E des Ofens auf
                              den hohlen Staͤben e, e mit Kohks, Holzkohlen
                              oder einem anderen ganz oder zum Theil verkohlten Brennmateriale, welches bei der oberen Thuͤre
                              H eingetragen wird, ein Feuer aufgezuͤndet
                              werden. Eben so ist auf den Roststangen I mit
                              Steinkohlen oder einem anderen Rauch und Gase liefernden Brennmateriale, zu dessen
                              Eintragung die Thuͤre I dient, ein Feuer
                              anzumachen. Das zur Unterhaltung des ersteren Feuers bestimmte Brennmaterial muß auf
                              die Wasserkammer d, d; jenes fuͤr das zweite auf
                              die todte Platte k, k gelegt werden, damit es auf diese
                              Weise in dem Maaße erhizt und zur Verbrennung vorbereitet wird, als die Verbrennung
                              auf den Roststangen von Statten geht. Sollte es nicht von selbst auf das Feuer
                              herabfallen, so muͤßte es der Heizer allmaͤhlich uͤber die
                              angegebenen Flaͤchen hinab schieben, und dafuͤr immer wieder neues
                              auftragen.
                           Waͤhrend das auf den Roststangen befindliche Brennmaterial allmaͤhlich
                              verbrennt, wird die auf die Platte k gebrachte
                              Steinkohle gradweise erhizt oder geroͤstet werden, und zugleich mit jener
                              Steinkohle, deren Verbrennung auf den Roststangen l von
                              Statten geht, die in ihr enthaltenen Gase und Feuchtigkeiten abgeben, welche dann
                              durch die Oeffnungen t, t, die sich zwischen den hohlen
                              Stangen e, e befinden, und durch die
                              Zwischenraͤume des auf diesen Stangen brennenden Materielles entweichen. Der
                              Rauch und die Gase, welche aus dem unter der Wasserkammer d,
                                 d befindlichen Theile des Brennmateriales emporsteigen, werden durch die
                              ausgedehnte Gestalt dieser Kammer gezwungen einen betraͤchtlichen Theil der
                              Oberflaͤche ihres eigenen Feuers zu durchstroͤmen, bevor sie durch die
                              zwischen den hohlen Staͤben gelassenen Oeffnungen entweichen und dadurch dex
                              intensiven Hize des oberen Feuers ausgesezt werden. Auf diese Weise wird das
                              Entweichen der aus dem Steinkohlenfeuer entwikelten Gase so lange verspaͤtet,
                              bis sich die zu deren Verbrennung unumgaͤnglich nothwendige Quantitaͤt
                              atmosphaͤrischer Luft, welche von dem Aschenloche her zwischen den
                              Roststangen l hindurch eintritt, damit verbunden hat;
                              zugleich werden die Gase, indem sie durch das entzuͤndete Brennmaterial
                              stroͤmen, in hohem Grade erhizt, was zu deren Entzuͤndung gleichfalls
                              durchaus nothwendig ist. Das Kohlenwasserstoffgas und mehrere andere brennbare Gase,
                              die einen bedeutenden Theil des Gehaltes der Steinkohlen bilden, und die in den
                              gewoͤhnlichen Oefen durch den Schornstein entweichen, werden hienach als ein
                              sehr schaͤzbares und kraͤftiges Brennmaterial benuzt; und da zugleich
                              auch der Rauch verbrannt oder wenigstens bedeutend vermindert wird, so kann man
                              anstatt Kohks eine bedeutende Menge Steinkohlen anwenden, und dadurch nicht nur eine
                              große Ersparniß bewirken, sondern auch das, was bisher nuzlos und laͤstig
                              wurde, nuͤzlich verwenden: wie z.B. zum Heizen oder Erwaͤrmen
                              verschiedener Localitaͤten, Fluͤssigkeiten und anderer Substanzen.
                           
                           Wenn die hier beschriebene Anordnung der Theile auf eine andere Art von Dampfkessel,
                              als man gegenwaͤrtig an den Locomotiv. Maschinen zu benuzen pflegt, oder auf
                              die Kessel fixirter oder auf Schiffen untergebrachter Dampfmaschinen angewendet
                              werden will, so duͤrften unter diesen Umstaͤnden verschiedene
                              Modificationen, so nie auch Abaͤnderungen der Form noͤthig werden. Wir
                              brauchen jedoch hierauf nicht weiter einzugehen, indem dieß jeder
                              Sachverstaͤndige nach aufmerksamer Erwaͤgung der hier gegebenen
                              Beschreibung und sorgfaͤltiger Betrachtung der beigefuͤgten Zeichnung
                              auf eine jedem einzelnen Falle entsprechende Weise selbst zu bewerkstelligen wissen
                              wird.
                           Die einzelnen Theile unseres Kessels und Ofens koͤnnen aus solchen Metallen
                              oder Substanzen, die der von ihnen zu vollbringenden Thaͤtigkeit am besten
                              entsprechen, verfertigt werden. Zur Verfertigung der beschriebenen hohlen
                              Wasserkammer benuzen wir jedoch vorzugsweise eine Legirung, die wir aus einem Theile
                              Zink, einem Theile Zinn und 28 Theilen Kupfer zusammensezen.
                           Als unsere Erfindung erklaͤren wir endlich:
                           1) den Bau und die Anwendung einer durch den Ofen fuͤhrenden Wasserkammer,
                              welche aus hohlen Roͤhren besteht, und die einen oberen Rost bildet, auf
                              welchem mit Kohks oder einem anderen ganz oder zum Theil verkohlten Brennstoffe ein
                              Feuer aufgemacht wird, und durch den die von einem unterhalb befindlichen Feuer
                              ausstroͤmenden Luft- und Gasarten gelangen muͤssen, bevor sie
                              durch die Feuerzuͤge des Ofens entweichen koͤnnen, damit auf diese
                              Weise sowohl der Rauch als die Gase entzuͤndet und verbrannt werden. 2) die
                              beschriebene Verbindung der einzelnen Theile, womit wir dieß bewerkstelligen. Was
                              die vorlaͤufige partielle Destillation des Brennmaterielles vor dessen
                              wirklicher Verbrennung in den Oefen, und die Verzehrung oder Verbrennung des Rauches
                              und der Gase betrifft, in so fern leztere dadurch erzielt werden soll, daß man den
                              Rauch und die Gase uͤber und durch ein Feuer leitet, so liegt hierin allein
                              keineswegs die Originalitaͤt unserer Erfindung, indem man diesen Zwek bereits
                              vor uns auf mancherlei Weise zu erreichen suchte. Wir nehmen eben so wenig irgend
                              einen der bereits bekannten Theile, aus denen wir unseren Apparat zusammensezten,
                              als unsere Erfindung in Anspruch.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
