| Titel: | Pritchard's Oxyhydrogengas-Mikroskop. | 
| Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXXI., S. 351 | 
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                        LXXI.
                        Pritchard's Oxyhydrogengas-Mikroskop.Das Mechanics'
                                       Magazine theilt in Nr. 712 diese Beschreibung des
                                 Gasmikroskops aus folgender Schrift mit: Micrographia; containing practical essays on
                                       reflecting, solar, oxy-hydrogen gas Microscopes, Micrometers, Eye
                                       pieces etc. by C. R. Goring, M. D. Pritchard and A. Pritchard, Esq. M. R. J. etc.,
                                    Witacker
                                    and Cop.
                                 A. d. R.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Beschreibung des
                              Gasmikroskops.
                        Pritchard's Oxyhdrogengas-Mikroskop.
                        
                     
                        
                           Man kann, ohne fuͤr praktische Zweke einen Fehler zu begehen, annehmen, daß
                              die von der Sonne ausgehenden Lichtstrahlen einander parallel sind, und fuͤr
                              das Sonnenmikroskop braucht man sie also nur von ihrem parallelen Laufe abzulenken
                              und gegen den zu beleuchtenden Gegenstand convergirend zu machen. Die Strahlen,
                              welche von einem kuͤnstlichen Licht ausgehen, das sich in kurzer Entfernung
                              vom Verdichter befindet, sind aber divergirend und fallen also mit Ausnahme der
                              centralen alle schief auf die Oberflaͤche der Linsen; es muß folglich eine
                              doppelte Operation mit ihnen vorgenommen werden, ehe man sie, wie im vorigen Falle,
                              auf den zu beleuchtenden Gegenstand convergirend machen kann: es ist naͤmlich
                              noͤthig sie zuerst parallel zu bringen und dann gerade so wie die
                              Sonnenstrahlen gegen das zu beleuchtende Object zu convergiren. Dieß kann jedoch,
                              wie wir sogleich sehen werden, auch mit einem einzigen Reflector bewirkt werden. In
                              beiden Faͤllen handelt es sich hauptsaͤchlich darum, die
                              moͤglich groͤßte Anzahl von Strahlen zu sammeln; um dieß mit einer
                              Linse zu bewerkstelligen, sollte ihre dem Licht zugekehrte Seite concav oder
                              wenigstens plan seyn, weil sonst die zunaͤchst an ihrem Rande befindlichen
                              Strahlen in Folge ihrer großen Schiefe von ihr zuruͤkgeworfen und nicht durch
                              sie refractirt wuͤrden. Bei den zahlreichen Versuchen, die ich uͤber
                              die Construction der Gasmikroskope angestellt habe, fand ich folgende Anordnung als
                              dem Zwek am besten entsprechend: man bringt zuerst eine planconvexe Linse D (Fig.
                                 28) mit ihrem flachen Theile in die Nahe des Lichtes G und in solche Entfernung von demselben, daß die
                              divergirenden Strahlen nahezu parallel werden; mit dieser verbindet man dann eine
                              doppelt-convexe Linse D', um die Strahlen auf dem
                              Object B zu verdichten. Vor dem Object B werden endlich die verschiedenen
                              Vergroͤßerungsglaͤser angebracht, um sein vergroͤßertes Bild
                              auf eine in einiger Entfernung von ihm befindliche weiße Wand zu werfen.
                           Fig. 3 zeigt
                              den Apparat, womit das Licht hervorgebracht wird, von der Seite abgebildet. Er
                              besteht aus einem vierekigen hoͤlzernen Gestell, welches auf Rollen
                              laͤuft und mit horizontalen Abtheilungen oder Tischen versehen ist, worauf
                              die die Gase enthaltenden Blasen oder SaͤkeSaͤke oder Beutel aus luftdichtem Zeuge, wie man sie
                                    gegenwaͤrtig zum Gebrauch als Luftkissen fabrikmaͤßig
                                    verfertigt, sind als Behaͤlter fuͤr die Gasarten der
                                    Bequemlichkeit (beim Wasserstoffgas aber auch der
                                    Sicherheit wegen) den Blasen bei weitem
                                    vorzuziehen.A. d. R.
                              O und H gelegt werden; der
                              obere Tisch wird gewoͤhnlich fuͤr das Sauerstoffgas benuzt, damit der
                              Sperrhahn bei o um so leichter regulirt werden kann, und
                              der untere Tisch fuͤr das Wasserstoffgas. Enge Roͤhren mit
                              Sperrhaͤhnen, wie man sie bei o, a, i und h sieht, sind an den verschiedenen Blasen angebracht,
                              und communiciren mit der Auslaßroͤhre J. Auf dem
                              oberen Tische steht eine Reinigungsflasche, welche noch naͤher beschrieben
                              wird und dazu dient, die Gasarten von ihren Unreinigkeiten zu befreien, so daß sie,
                              ohne durch andere Zwischengefaͤße zu streichen, sogleich nach ihrer Erzeugung
                              in die Blasen O oder H
                              geleitet werden koͤnnen, um dann beliebig gebraucht zu werden. W, W sind Gewichte oder Sandsaͤke, welche
                              mittelst geneigter Brettchen auf die gespannten Blasen druͤken und so in
                              Verbindung mit den Sperrhaͤhnen als Regulatoren fuͤr die
                              staͤtige und proportionale Ausstroͤmung der Gase dienen.
                              Waͤhrend des Fuͤllens der Blasen muͤssen natuͤrlich die
                              Gewichte und Brettchen beseitigt seyn.Man hat gegen die Methode, wie der Druk auf die Gase in dem Apparat Fig.
                                       30 bewirkt wird, Einwendungen gemacht, da er mit der Neigung der
                                    Brettchen, woran die Gewichte angebracht sind, vaxiirt: um diesen Uebelstand
                                    zu beseitigen, duͤrfte man die Gasbehaͤlter nur auf
                                    aͤhnliche Art wie die Recipienten der Orgelblasebaͤlge
                                    einrichten. A. d. O. (Nach Drumond soll der Druk
                                    auf die Gasarten einer Wassersaͤule von 20 Zoll Hoͤhe gleich
                                    seyn. A. d. R.)
                              
                           Es wurde schon bemerkt, daß eine Flasche, die sogenannte Reinigungsflasche, auf einen
                              Stander steht, und ihr gegenuͤber eine bleierne Flasche, welche leztere zur
                              Bereitung des Wasserstoffgases dient; man sieht diese Flaschen in Fig. 29. Um Wasserstoffgas zu bereiten
                              bringt man beilaͤufig eine Pinte Wasser und ein Pfund granulirtes Zink in die
                              bleierne Flasche G und fuͤllt dann die
                              Reinigungsflasche 
                              P zu zwei Drittel mit Wasser. Die Flaschen werden
                              hierauf mit ihren Korken versehen, durch welche Roͤhren gehen, die bei u durch ein Gelenk mit einander verbunden werden
                              koͤnnen. Auf aͤhnliche Weise kann man die Roͤhre bei p nach einander mit der Roͤhre 1 oder 2 der
                              verschiedenen Blasen, welche gefuͤllt werden sollen, verbinden. Gießt man nun
                              beilaͤufig ein halbes Weinglas voll Schwefelsaͤure in den Trichter bei
                              c, so wird sich schnell Wasserstoffgas entbinden und
                              durch die Reinigungsflasche in die Blase H treten; in
                              dem Maaße, als die Gasentbindung nachlaͤßt, sezt man wieder frische
                              Saͤure zu, bis man eine hinreichende Menge Gas gewonnen hat.
                           Die Methode das Sauerstoffgas zu bereiten und zu reinigen ist auch ziemlich einfach.
                              Man sezt eine mit Braunsteinstuͤkchen gefuͤllte eiserne Retorte der
                              Rothgluͤhhize aus, nachdem man sie mittelst einer langen Roͤhre mit
                              der Reinigungsflasche P verbunden hat. Das entbundene
                              Sauerstoffgas geht dann durch 2 und a in die Blasen bei
                              0. Dieselbe Reinigungsflasche dient also fuͤr beide Gasarten; man muß jedoch
                              die groͤßte Vorsicht anwenden, damit die Gasarten ganz gesondert bleiben und
                              sich durchaus nicht mit einander vermischen. Die Reinigungsflasche sollte auch nicht
                              uͤber zwei Drittel mit Wasser gefuͤllt werden, damit kein Wasser in
                              die Blasen uͤbergefuͤhrt werden und sie zerstoͤren kann. Die
                              Quantitaͤt Sauerstoffgas, welche man in den Blasen dieses Apparates sammeln
                              kann, reicht hin, um das Licht eine Stunde lang zu unterhalten; die
                              Wasserstoffgasblasen werden etwa fuͤr eine halbe Stunde ausreichen; da sich
                              aber lezteres Gas sehr schnell darstellen laͤßt, so wird dadurch kein großer
                              Aufenthalt verursacht werden.
                           Die Einrichtung des Apparates zur Verbrennung der Gasarten sieht man in Fig. 31, wo
                              a und b die
                              Speisungsroͤhren der Austrittsroͤhre zeigen, welche mit den
                              correspondirenden Roͤhren der Behaͤlter O
                              und H (Fig. 30) verbunden sind.
                              Bei S sind zwei Hemming'sche
                              Sicherheitsroͤhren, welche Buͤndel von feinem Kupferdraht, Metallgaze
                              oder Asbest enthalten, wodurch die Gasarten abgekuͤhlt und eine Explosion
                              derselben verhindert werden soll, falls durch einen Zufall das entzuͤndete
                              Gas gegen die Behaͤlter zuruͤkstroͤmen sollte. Die
                              Grundflaͤchen der Behaͤlter H und O sollen genau in demselben Verhaͤltnisse zu
                              einander stehen, in welchem Wasserstoff- und Sauerstoffgas dem Volum nach zur
                              Wasserbildung oder Verbrennung erforderlich sind.Bei dem Gebrauch eines solchen Apparates findet man bald, daß wegen des
                                    Zutritts von atmosphaͤrischer Luft etwas mehr als zwei Raumtheile
                                    Wasserstoffgas auf einen Raumtheil Sauerstoffgas verzehrt werden.A. d. R. Wenn man nun zwei Mal so viel Wasserstoffgas als Sauerstoffgas durch die
                              Sperrhaͤhne der Speisungsroͤhren treten laͤßt, so werden die
                              zwei Gasarten im richtigen Verhaͤltnis in der Vermischungskammer C anlangen, und zwar unter gleichem Druk, so daß keine
                              uͤber die andere das Uebergewicht erlangen und das Gemisch aus der Kammer C in einen der Behaͤlter zuruͤktreiben
                              kann.Wenn man den Apparat gebrauchen will, erheischt es die Vorsicht, zuerst bloß
                                    das Wasserstoffgas in die Vermischungsroͤhre 8 gelangen zu lassen;
                                    dasselbe wird dann am Schnabel der Auslaßroͤhre angezuͤndet
                                    und brennt mit einer rothen unstaͤtigen Flamme. Hierauf dreht man
                                    allmaͤhlich auch den Sauerstoffbahn, worauf dieses Gas mit dem
                                    Wasserstoff vermischt austritt, der Sauerstoffhahn muß nun zur Erzielung des
                                    richtigen Verhaͤltnisses beider Gasarten noch so lange gedreht
                                    werden, bis der Kalkcylinder sein glaͤnzendstes Licht erreicht hat,
                                    worauf die Wasserstoffstamme gaͤnzlich verschwindet.A. d. R.
                              
                           R zeigt den Stab, worauf die Kalckugel oder der
                              Kalkcylinder aufgestekt ist. Die cylindrische Form wird gewoͤhnlich
                              vorgezogen; jedenfalls muß derselbe aber mittelst eines Uhrwerks oder mit der Hand
                              bestaͤndig gedrehr werden, damit er dem
                              entzuͤndeten Gase immer eine neue Oberflaͤche darbietet, weil er sonst
                              ungleich wegbrennen und Risse bekommen wuͤrde. Bisweilen stellt man den
                              Kalkcylinder horizontal und laͤßt die Flamme auf seine Basis spielen; diese
                              Anordnung liefert jedoch kein so staͤtiges Licht, und da durch die
                              Verbrennung bald ein Loch im Kalk entsteht, so wirft dieses einen starken Schatten
                              auf die weiße Wand.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
