| Titel: | Ueber die Scheidung des Iridiums zum technischen Gebrauch im Großen, aus den Rükständen von der Ausscheidung des Platins in Petersburg; vom Geheimen Bergrath Frick. | 
| Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXXIV., S. 373 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber die Scheidung des Iridiums zum technischen
                           Gebrauch im Großen, aus den Ruͤkstaͤnden von der Ausscheidung des Platins
                           in Petersburg; vom Geheimen Bergrath Frick.
                        Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie 1837, No.
                              2.
                        Frick, uͤber die Ausscheidung des Iridiums.
                        
                     
                        
                           Drei Pfund Ruͤkstaͤnde von der Ausscheidung des Platins wurden in einem
                              eisernen Moͤrser moͤglichst fein gestoßen und gesiebt. Es blieben etwa
                              1 1/4 Loth grobe, schwarze, metallischglaͤnzende Koͤrner
                              zuruͤk, die so hart waren, daß sie Eindruͤke in den gußeisernen
                              Moͤrser und in die geschmiedete eiserne Moͤrserkeule machten, ohne
                              sich in Pulver zu verwandeln. Diese groben Koͤrner, die aus Osmiumirid
                              bestehen, wurden zu einer besonderen Bearbeitung zuruͤkgelegt. Das
                              feingesiebte Pulver wurde auf einem Reibstein von weißem Quarz mir einem eben
                              solchen Laͤufer und destillirtem Wasser feingerieben, getroknet und zu der
                              nachfolgenden Arbeit aufbewahrt.
                           2 Pfund 30 3/4 Loth des feingeriebenen schwarzen Pulvers wurden mit dem gleichen
                              Gewicht chemisch reinen gepuͤlverten Salpeters gemengt. Das Gemenge wurde in
                              sieben cylindrische Porcellanschmelztiegel vertheilt, wovon jeder 5 Zoll hoch, rund
                              und oben von 3 Zoll Durchmesser war. Die Tiegel waren etwas uͤber die
                              Haͤlfte angefuͤllt. Ein solcher mit dem Gemenge angefuͤllter
                              Porcellanschmelztiegel wurde in einen hessischen Schmelztiegel gesezt, dieser mit
                              einem Dekel zugedekt und im Schmelzofen mit Holzkohlen langsam angefeuert. Das Feuer
                              muß behutsam regiert werden, damit der Inhalt des Tiegels, wenn er ins
                              Gluͤhen kommt, nicht herausschaͤumt. Das Schmelzfeuer wird so lange
                              fortgesezt, bis sich kein Sauerstoffgas mehr aus der schmelzenden Mischung
                              entwikelt, was man leicht daran erkennt, wenn keine Flamme am Ausguß des Tiegels vom
                              verbrennenden Kohlenwasserstoffgas der Holzkohlen mehr sichtbar ist. – Der
                              Tiegel muß alsdann langsam abkuͤhlen, und wird, wenn dieß geschehen ist, bei
                              Seite gestellt.
                           Wenn alle sieben Porcellanschmelztiegel mit ihrem Inhalt nach einander auf diese
                              Weise abgeschmolzen und erkaltet sind, so wird jeder Porcellantiegel einzeln in
                              einen Porcellannapf mit drei Quart kochenden destillitten Wassers gelegt, und,
                              nachdem der schwarze Inhalt des Tiegels aufgeweicht ist, mit einem eisernen Spatel
                              moͤglichst rein herausgekrazt, der Schmelztiegel mit heißem destillirtem
                              Wasser so lange nachgespuͤlt, bis sich nichts Schwarzes mehr von seinen
                              inneren Waͤnden
                              abloͤst, und dann fortgeworfen. Auf gleiche Weise wird mit allen sieben
                              Porcellanschmelztiegeln verfahren.
                           Die in den Porcellannaͤpfen enthaltene Fluͤssigkeit mit dem schwarzen
                              Bodensaz wird in zwei große Cylinderglaͤser gefuͤllt, wovon jedes Raum
                              zu 14 Quart destillirten Wassers enthalten muß. Man sieht danach, daß in jedes Glas
                              eine gleiche Menge von dem in den Naͤpfen befindlichen Bodensaz kommt,
                              spuͤlt diese mit desitillirtem Wasser nach und gießt es zu dem Uebrigen. Der
                              Inhalt der Cylinderglaͤser wird mit einer Glasstange umgeruͤhrt,
                              worauf sie mehrere Tage ruhig stehen bleiben, bis sich ihr Inhalt so ziemlich
                              geklaͤrt hat. Mit der Fahne einer Schreibfeder wischt man zuweilen den
                              schwarzen Staub, der sich unter der Fluͤssigkeit an die innere Flaͤche
                              der Cylinderglaͤser anzuhangen pflegt, behutsam ab.
                           Hat sich der Inhalt der Cylinderglaͤser nach mehreren Tagen so ziemlich
                              geklaͤrt, so wird die stark nach Osmium riechende Fluͤssigkeit
                              ab- und in große Cylinderglaͤser gegossen, diese werden mit Papier
                              verbunden, mit A bezeichnet, und bei Seite gestellt.
                           Der schwarze Bodensaz aus beiden großen Cylinderglaͤsern wird in ein solches
                              zusammengegossen, das Glas mit lauwarmem destillirtem Wasser vollgefuͤllt,
                              der Inhalt mit einer Glasstange umgeruͤhrt und bei Seite gestellt. Er wird
                              laͤngere Zeit als fruͤher stehen muͤssen, bis sich die
                              Fluͤssigkeit geklaͤrt hat. Wenn dieß der Fall ist, wird die ziemlich
                              klare Fluͤssigkeit in ein anderes Glas abgegossen und mit der Bezeichnung B aufbewahrt, der Bodensaz aber in einem Porcellannapf
                              getroknet. Das gewonnene trokene feingeriebene Pulver wird wiederum mit dem gleichen
                              Gewicht chemisch reinen pulverisirten Salpeters gemengt, in mehrere
                              Porcellanschmelztiegel vertheilt und wie das erste Mal geschmolzen. Aus den
                              erkalteten Schmelztiegeln wird mit reinem, kochendem, destillirtem Wasser und mit
                              Beihuͤlfe der zuruͤkgestellten Fluͤssigkeit B der Inhalt derselben aufgeweicht, losgekrazt, die
                              Schmelztiegel fortgeworfen, die Fluͤssigkeit mit dem Bodensaz in die zwei
                              großen Cylinderglaͤser gefuͤllt, destillirtes Wasser nachgegossen, der
                              Inhalt der Glaͤser tuͤchtig umgeruͤhrt und ihm dann Zeit zum
                              Klaͤren gelassen.
                           Die klare Fluͤssigkeit wird ab- und zu der mit A bezeichneten gegossen, der Bodensaz aber noch ein Mal mit
                              erwaͤrmtem destillirtem Wasser uͤbergossen und umgeruͤhrt. Nach
                              dem Klaͤren der Fluͤssigkeit wird diese abgegossen und aufbewahrt, um
                              beim naͤchsten Aufloͤsen der geschmolzenen Ruͤkstaͤnde
                              wieder, wie fruͤher, verwendet zu werden. Die Ruͤkstaͤnde im
                              Glase werden in einem Porcellantiegel getroknet und zum dritten Mal mit dem gleichen
                              Gewicht reinen pulverisirten Salpeters gemengt, und im Porcellanschmelztiegel, wie
                              fruͤher, geschmolzen.
                           Nach dem Erkalten der Schmelztiegel wird der Inhalt wieder, wie fruͤher,
                              aufgeweicht und ausgesuͤßt. Das erste Aussuͤßwasser wird, wie
                              fruͤher, zu A gegossen, die folgenden
                              Aussuͤßwasser aber aufbewahrt, um jeder Zeit beim Aufweichen der mit Salpeter
                              geschmolzenen Ruͤkstaͤnde benuzt zu werden.
                           Der ausgesuͤßte schwarze Ruͤkstand wird ganz schwach in einem
                              geraͤumigen Porcellannapf getroknet und mit einer porcellanenen
                              Moͤrserkeule feingerieben. Er wird hierauf mit einer hinreichenden Menge
                              Salpetersalzsaͤure, aus zwei Theilen reiner starker Salzsaͤure und
                              einem Theile reiner starker Salpetersaͤure, in demselben Porcellannapf
                              uͤbergossen und dieser vorsichtig erhizt.
                           Die Fluͤssigkeit muß fast bis zur Haͤlfte eindunsten, darf aber nicht
                              zu stark kochen, indem das Ganze sonst durch seinen Kieselgehalt zu einem
                              gallertartigen Stuͤke coagulirt, wodurch die fernere Bearbeitung sehr
                              erschwert wird. Oftmaliges Umruͤhren der Fluͤssigkeit und des
                              Bodensazes mit einem Porcellanloͤffel verhindert, daß sich dieselbe fest an
                              den Boden des Porcellannapfs ansezt. – Sobald kein merkliches
                              Aufloͤsen mehr Statt findet, wird der Porcellannapf vom Feuer genommen und
                              zum Abkuͤhlen bei Seite gesezt. Die erhaltene dunkelrothbraune
                              Fluͤssigkeit, nebst dem schwarzen Bodensaz, wird in einem großen
                              Cylinderglase mit wenigstens zwoͤlf Quart lauwarmen destillirten Wassers
                              verduͤnnt, tuͤchtig mit einer Glasstange umgeruͤhrt und ihr
                              dann Zeit zum Klaren gelassen.
                           Nach Verlauf von 24 Stunden wird die dunkelbraun gefaͤrbte Aufloͤsung
                              vom Bodensaz ab- und in andere Glasgefaͤße gegossen, und diese mit C bezeichnet. Der Bodensaz wird nun wiederholt so lange
                              mit lauwarmem destillirtem Wasser ausgesuͤßt, bis dieses nur schwach
                              gelbbraun gefaͤrbt ist. Die Aussuͤßwasser werden dann zu C gegossen, der schwarze Ruͤkstand aber in einem
                              Porcellannapf getroknet und feingerieben. Der getroknete feingeriebene
                              Ruͤkstand wird mit dem gleichen Gewicht reinen gepuͤlverten Salpeters
                              gemengt, und, wie schon oͤfter angegeben, in Porcellanschmelztiegeln dem
                              Schmelzfeuer ausgesezt. Der Inhalt der Schmelztiegel pflegt aber nun nicht mehr in
                              Fluß zu kommen, doch muß das Gluͤhen so lange fortgesezt werden, bis sich
                              kein Sauerstoffgas mehr entwikelt. – Der erkaltete Inhalt der Schmelztiegel
                              wird mit erwaͤrmtem destillirtem Nasser aufgeweicht und mit solchem
                              ausgesuͤßt. Die Aussuͤßwasser werden nicht mehr zu A gegossen, sondern besonders aufbewahrt und mit D bezeichnet.
                           Die Ruͤkstaͤnde nach dem Aussuͤßen werden getroknet, abermals
                              mit dem gleichen
                              Gewicht reinen gepuͤlverten Salpeters gemengt und wiederum in
                              Porcellanschmelztiegeln geschmolzen, – der Inhalt der Tiegel nach dem
                              Erkalten mit destillirtem Wasser ausgesuͤßt, die Aussuͤßwasser zu I)
                              gegossen und aufbewahrt, der Ruͤkstand aber, nachdem er im Porcellannapf
                              getroknet, zum dritten Mal mit dem gleichen Gewicht reinen Salpeters geschmolzen.
                              Nach den Erkalten wird der Inhalt der Schmelztiegel, in destillirtem Wasser
                              aufgeloͤst, ausgesuͤßt, die Aussuͤßwasser zu D, der schwarze Ruͤkstand aber in einen
                              geraͤumigen Porcellannapf gegossen, maͤßig getroknet, und, wie oben
                              angegeben, mit Salpetersalzsaͤure behandelt.
                           Die saure Aufloͤsung wird, wie fruͤher angegeben, nachdem sie sich
                              geklaͤrt hat, ab- und zu C gegossen.
                              Dasselbe geschieht mit den Aussuͤßwassern. Der Ruͤkstand wird
                              getroknet, und nun so lange damit das dreimalige Schmelzen mit dem gleichen Gewicht
                              gepuͤlverten Salpeters, jedesmalige Auslaugen und dann Behandeln mit
                              Salpetersaͤure fortgesezt, bis der Ruͤkstand zu unbedeutend ist, um
                              ferner mit Salpeter geschmolzen zu werden. Er wird dann getroknet und aufbewahrt, um
                              bei neuer Bearbeitung von 3 Pfd. Ruͤkstaͤnden von der Platinarbeit mit
                              hinzugenommen und verarbeitet zu werden.
                           Nach der Behandlung mit Salpetersalzsaͤure bemerkt man beim Aussuͤßen
                              der Ruͤkstaͤnde zuweilen zwischen denselben gallertartige!
                              durchscheinende Kluͤmpchen. In diesem Falle werden die
                              Ruͤkstaͤnde nicht getroknet, sondern nur durch Abgießen vom
                              uͤberfluͤssigen Wasser befreit, in einem eisernen Gefaͤße mit
                              Liquor kali caustici tuͤchtig aufgekocht und
                              nach dem Erkalten mit vielem heißem destillirtem Wasser ausgesuͤßt, dann
                              getroknet und wieder mit Salpeter geschmolzen.
                           
                        
                           Die Producte der Arbeit sind nun die Fluͤssigkeiten A, C und D.
                           
                              Fernere Bearbeitung der
                                    FluͤssigkeitA.
                              Durch laͤngeres Stehen pflegt sich die Fluͤssigkeit A. vollstaͤndig zu klaͤren. Sie wird
                                 vom Bodensaz abgegossen, der leztere ausgesuͤßt, getroknet und den
                                 Ruͤkstaͤnden beim Schmelzen mit Salpeter wiederum zugesezt.
                              Die klare Fluͤssigkeit und die Aussuͤßwasser werden durch
                                 Eindunsten in einer Porcellanabdampfschale etwas concentrirt. Nach dem Erkalten
                                 der Fluͤssigkeit wird dieselbe mit reiner Salpetersaͤure so lange
                                 versezt, bis sie ein wenig sauer ist. Man huͤte sich vor dem Uebersezen
                                 mit Saͤure, weil sich ein Theil des entstandenen Niederschlags sonst
                                 wieder aufloͤst. Der entstandene voluminoͤse Niederschlag wird
                                 durch Klaren und Filtriren abgesondert, mit destillirtem Wasser ausgesuͤßt, filtrirt,
                                 gelinde getroknet, mit E bezeichnet, und einstweilen
                                 aufbewahrt.
                              Die klare goldgelbe Fluͤssigkeit und die Aussuͤßwasser werden in
                                 eine große glaͤserne Retorte gefuͤllt, eine geraͤumige
                                 Vorlage angefuͤgt, und in diese der achte Theil so viel Kalkmilch, aus
                                 gebranntem weißem Marmor und destillirtem Wasser, gegossen, als der Inhalt der
                                 Retorte betraͤgt. Aus der Retorte wird die Haͤlfte ihres Inhalts
                                 in die Vorlage uͤbergetrieben, wobei die Fluͤssigkeit in der
                                 Retorte sieden muß.
                              Nach dem Erkalten wird der Inhalt der Retorte in ein großes Cylinderglas
                                 gegossen; er pflegt truͤbe zu seyn, klaͤrt sich aber nach einigen
                                 Tagen. Die klare Fluͤssigkeit wird abgegossen, der Ruͤkstand
                                 filtrirt, ausgesuͤßt, getroknet und zu E
                                 geschuͤttet.
                              Die klaren, gelben, chromsaures Kali haltenden Fluͤssigkeiten werden mit
                                 salpetersaurer Queksilberaufloͤsung zu chromsaurem Queksilber
                                 niedergeschlagen, dieses ausgesuͤßt, filtrirt, getroknet und
                                 ausgegluͤht, und dadurch der Chromgehalt der bearbeiteten Erze
                                 gewonnen.
                              Faͤllt das chromsaure Queksilber beim Niederschlagen nicht schoͤn
                                 roth, sondern dunkel rothbraun nieder, so ist die Fluͤssigkeit nicht frei
                                 von Osmium gewesen, und dieselbe vor dem Destilliren nicht gehoͤrig
                                 neutralisirt worden, oder die Destillation ist nicht bei gehoͤrigem
                                 Sieden der Fluͤssigkeit in der Retorte oder nicht hinreichend
                                 bewerkstelligt worden.
                              Der Inhalt der Vorlage, der stark nach Osmium riecht, wird in ein Cylinderglas
                                 gegossen, so lange mit reiner Salzsaͤure versezt, bis diese deutlich
                                 vorsticht, worauf sich die Fluͤssigkeit klaͤren muß. Das Klare
                                 wird abgegossen, der geringe Bodensaz filtrirt, ausgesuͤßt und
                                 fortgeworfen.
                              In die mit den Aussuͤßwassern zusammengegossene, klare, wasserhelle
                                 Fluͤssigkeit wird so lange eine reine glatte Zinkstange gehangen, bis die
                                 Fluͤssigkeit, die zuerst eine braune Farbe anzunehmen pflegt,
                                 voͤllig wieder wasserhell geworden ist, und sich nichts Schwarzes mehr
                                 niederschlaͤgt. Die voͤllig klare Fluͤssigkeit wird dann
                                 abgegossen und fortgeschuͤttet, der schwarze Bodensaz aber mit
                                 destillirtem Wasser ausgesuͤßt, filtrirt, getroknet und als Osmium
                                 aufbewahrt.
                              Die getrokneten, feingeriebenen Niederschlaͤge E werden in einem Porcellannapf mit reiner Salzsaͤure
                                 uͤbergossen und im Sandbade digerirt. Sie loͤsen sich
                                 groͤßten Theils auf. Der Inhalt des Napfs wild dann nach dem Erkalten mit
                                 destillirtem Wasser verduͤnnt und durch Loͤschpapier filtrirt. Die
                                 durchgelaufene gruͤne, klare Fluͤssigkeit wird mit F bezeichnet und zuruͤkgestellt. Der im
                                 Filter verbleibende Ruͤkstand wird ausgesuͤßt, mit Liquor
                                    kali caustici gemengt und in einem eisernen Gefaͤße fast bis zum
                                 Trokenwerden eingedunstet. Hierauf wird der Ruͤkstand ausgesuͤßt,
                                 filtrirt und getroknet, und beim Aufloͤsen der mit Salpetersaͤure
                                 geschmolzenen ausgesuͤßten Ruͤkstaͤnde in
                                 Salpetersaͤure diesen mit zugesezt.
                              Die Fluͤssigkeit F wird so lange mit Liquor kali caustici versezt, bis der entstandene
                                 Niederschlag groͤßten Theils aufgeloͤst ist, und die
                                 Fluͤssigkeit die fruͤhere klare, gruͤne Farbe wieder
                                 angenommen hat. Hierauf wird die filtrirte Fluͤssigkeit in einem
                                 Porcellannapf bis zum Sieden erhizt und eine Zeit lang in dieser Hize erhalten.
                                 (Es sondert sich waͤhrend des Siedens gruͤnes Chromoxyd ab,
                                 welches nach dem Erkalten der Fluͤssigkeit durch Filtriren abgesondert,
                                 ausgesuͤßt und getroknet wird. Dieses Chromoxyd ist in der Regel nicht
                                 rein. Es muß durch Schmelzen mit Salpeter in chromsaures Kali verwandelt, dieses
                                 mit salpetersaurem Queksilber zu chromsaurem Queksilber niedergeschlagen,
                                 ausgesuͤßt, filtrirt, getroknet und ausgegluͤht werden, wodurch
                                 man es als reines Chromoxyd erhaͤlt.
                              
                           
                              Fernere Bearbeitung der
                                    FluͤssigkeitC.
                              Die durch die Behandlung der mit Salpeter geschmolzenen aus gesuͤßten
                                 Ruͤkstaͤnde, mit Salpetersalzsaͤure erhaltenen rothbraunen
                                 Aufloͤsungen, mit den gewonnenen Aussuͤßwassern, werden durch
                                 Zusammengießen moͤglichst gleichartig gemacht, und dann in mehrere große
                                 Cylinderglaͤser vertheilt. In jedes, wenigstens zwoͤlf Quart
                                 Aufloͤsung enthaltende Cylinderglas wird zu der braunen Aufloͤsung
                                 vier Loth concentrirte Schwefelsaͤure gegossen, und in jedes Cylinderglas
                                 zwei starke glatte Zinkstangen gehangen. Die Zinkstangen werden alle 24 Stunden
                                 in der Fluͤssigkeit abgespuͤlt, und der daran haftende
                                 Niederschlag durch Aneinanderreihen und Abspuͤlen von beiden Zankstangen
                                 abgespuͤlt. – Es bildet sich sehr bald ein schwarzer Niederschlag
                                 auf dem Boden des Cylinderglases. Wenn nach Verlauf von zwei, auch drei Wochen
                                 sich kein schwarzer Niederschlag mehr an den Zinkstangen absezt, wenn die
                                 Fluͤssigkeit klar und kaum schwach gelblich gefaͤrbt ist, wird sie
                                 abgegossen, bei Seite gestellt und mit G
                                 bezeichnet.
                              Der schwarze Niederschlag wird filtrirt und getroknet, mehrmals mit sehr
                                 verduͤnnter Salzsaͤure digerirt, alsdann ausgesuͤßt,
                                 filtrirt und getroknet, und als Iridium aufbewahrt. Er muß rein dunkelschwarz
                                 aussehen.
                              Die oben bemerkte Fluͤssigkeit G wird in einem
                                 Porcellannapf bis zum Trokenseyn eingedunstet, und der Napf mit seinem Inhalt
                                 einem schwachen, aber anhaltenden Rothgluͤhfeuer ausgesezt. Nach dem Erkalten wird
                                 der Inhalt des Napfes mit destillirtem Wasser losgeweicht, mit heißem
                                 destillirtem Wasser ausgesuͤßt, einige Mal mit schwacher
                                 Salzsaͤure digerirt, wiederum ausgesuͤßt, filtrirt und getroknet.
                                 Das gewonnene grauschwarze Pulver wird beim Schmelzen der
                                 Ruͤkstaͤnde mit Salpeter diesen wiederum zugesezt.
                              
                           
                              Bearbeitung der
                                    FluͤssigkeitD.
                              Die alkalische Fluͤssigkeit D hat in der Regel
                                 eine braͤunliche Farbe. Sie laͤßt beim Saͤttigen mit reiner
                                 Salpetersaͤure eine Verbindung von schwarzem Iridium- und
                                 Osmiumoxyd fallen, welche abgesondert, filtrirt, ausgesuͤßt, getroknet
                                 und den Ruͤkstaͤnden beim Schmelzen mit Salpeter wiederum zugesezt
                                 wird.
                              Die Fluͤssigkeit, aus welcher das Iridium-Osmiumoxyd niedergefallen
                                 ist, wird ganz wie die Fluͤssigkeit A
                                 behandelt, nur muß der Inhalt der Retorte fast bis zur Trokne im Sandbad
                                 abdestillirt werden. Aus der in der Vorlage enthaltenen Kalkmilch wird noch eine
                                 bedeutende Menge Osmium durch das oben angewandte Verfahren schalten.
                              ––––––––––
                              Die Ruͤkstaͤnde von der Ausscheidung des Platins in Petersburg
                                 enthalten nur einen sehr geringen Theil Iridium, hoͤchstens 3 1/2 koch
                                 auf das Pfund. Der groͤßte Theil des Gehaltes besteht in Osmium, das bei
                                 dem angegebenen Verfahren groͤßten Theils verloren geht. –
                                 Wuͤnscht man dieses ebenfalls zu gewinnen, so muß das Schmelzen der
                                 Ruͤkstaͤnde mit Salpeter, statt in einem Porcellanschmelztiegel,
                                 in einer Retorte von Porcellan geschehen, deren Hals in einen Ballon mit
                                 Kalkmilch geleitet ist, aus welcher das Osmium auf die mehrerwaͤhnte
                                 Weise abgeschieden wird. Die vielen Destillationen in Porcellanretorten machen
                                 aber die Arbeit im Großen sehr beschwerlich und kostbar.
                              ––––––––––
                              Das auf dem angegebenen Wege gewonnene schwarze Iridiumoxyd hat eine ungemeine
                                 Intensitaͤt der Farbe.
                              Voͤllig reines Platin, durch Zink niedergeschlagen, gibt nur dann auf
                                 Porcellan, mit Schmelzglas versezt, ein voͤllig ungefaͤrbtes Glas,
                                 wenn das Platin auch nicht ein Minimum von Iridium haͤlt, was
                                 uͤbrigens nicht so leicht zu bewerkstelligen ist, als man glauben
                                 moͤchte. – Reines Osmium, durch Zink niedergeschlagen, gibt
                                 ebenfalls auf Porcellan, mit Schmelzglas versezt, ein ungefaͤrbtes Glas.
                                 Haͤlt das Platin oder das Osmium aber nur ein Minimum Iridium, so sind
                                 die Schmelzglaͤser davon auf Porcellan grau gefaͤrbt.