| Titel: | Ueber einen neuen, für Kupferstecher bestimmten Apparat zum Ziehen paralleler Linien. Von Hrn. Percy Heath in London. | 
| Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXXXIII., S. 432 | 
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                        LXXXIII.
                        Ueber einen neuen, fuͤr Kupferstecher
                           bestimmten Apparat zum Ziehen paralleler Linien. Von Hrn. Percy Heath in London.Der Erfinder erhielt fuͤr dieses Instrument von Seite der Society of arts eine silberne Medaille
                                 zuerkannt.A. d. R.
                           
                        Aus den Transactions of the Society of arts. Vol. LI.
                              P. I. S. 25.
                        Mit Abbildungen aus Tab.
                              VI.
                        Heath's Apparat zum Ziehen paralleler Linien.
                        
                     
                        
                           Die geraden und parallelen Linien, mit denen man bei Zeichnungen von Gebaͤuden
                              und Maschinen die Schatten hervorzubringen pflegt, werden gewoͤhnlich mit
                              einem feinen Grabstichel, den man mit der Hand laͤngs des Randes eines
                              Parallellineales hinzieht, in die mit dem Aezgrunde bedekte Kupferplatte gravirt;
                              das Auge des Kuͤnstlers gibt hiebei den Maaßstab fuͤr die Entfernung,
                              in welcher die Linien von einander gezogen werden. Bei langer Uebung, ruhiger Hand
                              und großer Sorgfalt war man im Stande selbst unter diesen unguͤnstigen
                              Umstaͤnden Untadelhaftes zu Tage zu foͤrdern; im Allgel meinen jedoch
                              waren die Arbeiten meistens mehr oder minder unvollkommen, indem bald wegen der
                              Ungleichheit des mit der Hand auf den Grabstichel ausgeuͤbten Drukes und
                              wegen der Schwierigkeit diesen stets gleich scharf und spiz zu erhalten, eine
                              Ungleichheit in der Dike der Linien; bald wegen der zitternden Bewegung der Hand
                              keine vollkommene Geradheit derselben; bald endlich wegen nicht hinlaͤnglich
                              genauer Regulirung der Bewegung des Lineales ein Mangel in dem Parallelismus und in
                              der Gleichheit der Entfernung der Linien von einander zu bemerken war.
                           Der sel. Wilson Lowry, wohl einsehend, daß die Anwendung
                              des Parallel-Linienstiches bei groͤßerer Gleichfoͤrmigkeit weit
                              ausgedehnter werden wuͤrde, und daß in vielen Fallen aus der Vollbringung
                              dieser Arbeit mittelst einer eigenen Vorrichtung eine bedeutende Zeitersparniß
                              erwachsen duͤrfte, erfand schon vor mehr dann 40 Jahren einen derlei Apparat,
                              welcher den eben geruͤgten Maͤngeln steuern sollte. Er befestigte zu
                              diesem Zweke die Platte, nachdem sie auf die beim Aezen uͤbliche Methode
                              grundirt worden war, in gehoͤriger Entfernung unter der Linirmaschine, welche
                              aus einem flachen Metallstabe, dessen aͤußerer gerader Rand als
                              Fuͤhrer fuͤr den Grabstichel oder das sonstige Instrument diente,
                              bestand. Dieses Instrument selbst wurde nicht mit der Hand gefuͤhrt, sondern
                              auf solche Weise in einem Wagen befestigt, daß es der Platte nicht nur immer eine
                              und dieselbe
                              Schneide darbot, sondern auch waͤhrend seiner Bewegung immer einen und
                              denselben Winkel mit ihr bildete. Um es stets unter einem gleichen Druke wirken zu
                              machen, ward es beschwert; und eben so konnte es nach Belieben auf und nieder bewegt
                              werden, damit der Kuͤnstler die Linien da, wo er es fuͤr
                              noͤthig hielt, unterbrechen konnte. Endlich bestand die Spize, womit gravirt
                              wurde, nicht aus Stahl, sondern aus einem Diamante, da mit diesem feinere Linien
                              gezogen werden konnten, als mit irgend einem Grabstichel, und da dieser auch nicht
                              so sehr der Abnuͤzung unterlag. Die Anwendung des Diamantes anstatt des
                              Stahles war ein wesentlicher Theil der Erfindung; denn nur vermoͤge dieser
                              konnte der Kuͤnstler von der Genauigkeit, welche der Apparat
                              gewaͤhrte, vollen Nuzen ziehen.
                           Zur Regulirung der Entfernung zwischen den Linien wendete Lowry anfaͤnglich eine Mikrometerschraube an. Diese ward jedoch
                              bald aufgegeben, und zwar wegen der Abnuͤzung, die sie nothwendig erleiden
                              mußte, da sie den Linirapparat, welcher um ihm gehoͤrige Staͤtigkeit
                              zu geben und um ihn gegen das Werfen zu sichern, schwer und massiv war, zu bewegen
                              hatte. Endlich blieb der Erfinder bei der Anwendung zweier auf einander wirkender
                              Keile stehen. Man denke sich, um sich dieß zu versinnlichen ein Parallelogramm,
                              welches beilaͤufig 8 oder 10 Mal langer als breit, und der Diagonale nach in
                              zwei Dreieke getheilt ist. Man denke sich ferner, daß eines dieser Dreieke an dem
                              linken Rande des Richtscheites befestigt ist; Flaͤchen sich das andere auf
                              solche Weise laͤngs eines geraden unnachgiebigen Stabes bewegen kann, daß die
                              schraͤgen Raͤnder beider Dreieke an einander zu liegen kommen. Die
                              Folge dieser Anordnung muß nun nothwendig seyn, daß, wenn das bewegliche Dreiek
                              laͤngs des unnachgiebigen Stabes fortgezogen wird, dasselbe jenes Dreiek,
                              welches an dem flachen den Grabstichel fuͤhrenden Stabe befestigt ist,
                              fortwaͤhrend nach Auswaͤrts draͤngen wird, und daß mithin jede
                              mechanische Vorrichtung, die das bewegliche Dreiek allmaͤhlich und
                              nacheinander um gleiche Raͤume vorwaͤrts bewegt, zwischen den mit dem
                              Diamante gezogenen Linien auch gleiche Entfernungen erzeugen wird. Die Breite dieser
                              zwischen den Linien gelassenen Raͤume wird gleich seyn der Quantitaͤt,
                              um welche das Dreiek bewegt wird, dividirt durch die Differenz zwischen der
                              Laͤnge und der Basis desselben.
                           Der sel. Turrel, ein Schuͤler Lowry's, fertigte gleichfalls einen zu demselben Zweke bestimmten Apparat
                              an, welcher sich in mehreren Beziehungen und namentlich dadurch von jenem seines
                              Lehrmeisters unterschied, daß die Entfernung der Linien von einander nicht durch
                              eine Versezung des Grabstichels, sondern durch eine Verschiebung der Kupferplatte selbst
                              hervorgebracht wurde. Es scheint jedoch nicht, daß hiedurch irgend etwas gewonnen
                              wurde, wenigstens waren die Arbeiten Turrel's in keiner
                              Hinsicht vorzuͤglicher als jene, die Lowry mit
                              seinem einfacheren Apparate vollbrachte.
                           Da zur Darstellung des Firmamentes und mancher anderer Gegenstaͤnde keine
                              vollkommen geraden, sondern lieber etwas wellenfoͤrmige Linien
                              gewaͤhlt werden, so suchte man auch solche von jeder beliebigen Form zu
                              erzeugen, indem man in die Oberflaͤche des Flaͤchen Richtscheites eine
                              entsprechende Fuge schnitt, und indem man einen der Zapfen oder Fuͤße des
                              Wagens in dieser laufen ließ. Die unter diesen Umstaͤnden gezogenen Linien
                              waren daher saͤmmtlich Facsimile's jener Linie, in der sich der Grabstichel
                              bewegte. Allein obschon die auf diese Weise erzeugten Linien einzeln den mit freier
                              Hand erzeugten aͤhnlich waren, so wurde das Auge, da alle diese Linien unter
                              sich vollkommen gleich und aͤhnlich waren, bei dem Anblike der aus ihnen
                              bestehenden Tinten, durch das gegenseitige Entsprechen der Wellen der Linien
                              unangenehm afficirt, d.h. das Ganze bekam etwas Musterartiges und eine gewisse
                              Haͤrte (rowiness), welche den Effect, den der
                              Kuͤnstler hervorrufen wollte, zerstoͤrte. Es wurden verschiedene
                              Vorschlage gemacht, wonach diesem Mangel abgeholfen werden sollte; in diese
                              einzugehen, liegt jedoch hier außer meinem Bereiche.
                           Das Eigentuͤmliche meines Apparates, zu dessen Beschreibung ich nunmehr gleich
                              uͤbergehen will, besteht hauptsaͤchlich darin, daß er Mittel an die
                              Hand gibt, womit die Linien in Hinsicht auf einander so abgeaͤndert werden
                              koͤnnen, daß alle Harte vermieden wird, und Zeichnungen zum Vorscheine
                              kommen, die den mit der Hand angefertigten vollkommen gleichkommen, Flaͤchen
                              zugleich auch eine vollkommene Gleichheit der Distanzen der Linien und eine
                              vollkommene Gleichfoͤrmigkeit ihrer Staͤrke, wie sie nur den
                              Maschinenzeichnungen eigen ist, erzielt werden.
                           Fig. 36 zeigt
                              den ganzen Apparat von Oben betrachtet, und in dem sechsten Theil seiner
                              natuͤrlichen Groͤße gezeichnet. Fig. 37 ist ein
                              seitlicher Aufriß. a, a ist das Lager oder das Bett, auf
                              welches die Kupfer- oder Stahlplatte b, b gelegt,
                              und mittelst einer oder zweier Federn c, c, deren Enden
                              auf die untere Seite der Schienen d, d druͤken,
                              niedergehalten werden. Die gegenuͤber liegenden Seiten oder Flaͤchen
                              dieser Schiene muͤssen vollkommen gerade und parallel seyn, damit sie ein
                              Schiebbrett e, e, welches man in Fig. 38 einzeln
                              fuͤr sich und in kleinerem Maaßstabe abgebildet sieht, zwischen sich
                              aufnehmen koͤnnen. Dieses Brett ist an die untere Flaͤche einer
                              Metallplatte f, f, welche auf den Schienen d, d ruht, geschraubt; es haͤngt daher von dieser
                              Platte herab, und ist so zwischen die Schienen eingesezt, daß es mit aller
                              Genauigkeit uͤber der Kupferplatte hin und her geschoben werden kann. Das
                              eine Ende des Brettes ist so eingeschnitten, wie man es bei h, h sieht; an seinen beiden Enden sind die Knoͤpfe g, g, g, g angebracht, womit es ohne alle
                              Erschuͤtterung zwischen den Schienen d bewegt
                              werden kann, i, i, i, sind drei spizige Fuͤße,
                              mit denen der Wagen j auf einer staͤhlernen
                              Platte k, welche auf der groͤßeren Platte f fixirt ist, steht oder laͤuft. Zwei dieser
                              Fuͤße sind beweglich, damit sie so gestellt werden koͤnnen, daß sie
                              entweder in einer oder in zwei beliebigen Linien der auf der Stahlplatte k gezogenen Linien laufen. l
                              ist der uͤber die Kante der Platte f
                              hinausragende Zeichenstift oder Grabstichel. m, m sind
                              zwei Aufhaͤlter, womit die Bewegung des Wagens in irgend einer beliebigen
                              Ausdehnung beschraͤnkt werden kann. An dem Wagen selbst ist eine Feder n mit einem Daͤumlinge o angebracht, die den Rahmen p, an welchem der
                              Zeichenstift festgemacht ist, empor haͤlt. Druͤkt man die Feder n herab, so wird der Zeichenstift l dadurch so herabgesenkt, daß er die Platte beruͤhrt; und bewegt
                              man den Wagen in der durch einen Pfeil angedeuteten Richtung von einem der
                              Aufhaͤlter m zum anderen, so wird der Stift eine
                              Linie auf der Platte ziehen. Entfernt man hierauf den Finger von dem
                              Daͤumlinge o, so wird die Feder n den Stift wieder empor halten, Flaͤchen der
                              Wagen zuruͤkkehrt, um sich zum Ziehen einer neuen Linie in Bereitschaft zu
                              sezen. Ist diese Ruͤkkehr erfolgt, so verschiebt man die große Platte f mir dem auf ihr befindlichen Wagen auf den Schienen
                              d, d genau um so viel, als zwischen der ersten und
                              zweiten Linie Distanz gelassen werden soll. Diese Bewegung wird durch zwei Zapfen
                              oder Stuͤzpunkte, welche abwechselnd fest und lose werden, so daß sich der
                              eine vorwaͤrts bewegt, Flaͤchen der andere fixirt ist, hervorgebracht.
                              Einer dieser Zapfen oder Stuͤzpunkte ist absolut fix oder lose; der andere
                              dagegen wird bloß durch das Gewicht des Theiles, an welchem er angebracht ist,
                              fixirt. Die Distanz zwischen beiden laͤßt sich so reguliren, daß sie den
                              feinsten Linien entspricht.
                           Zu diesem Zweke befindet sich der erste Stuͤzpunkt in dem Stabe q, der sich unter der Federplatte r bewegt ohne sie zu beruͤhren. Wenn es jedoch noͤthig ist,
                              so druͤkt eine Bindeschraube, die mittelst des Griffes s in Thaͤtigkeit gesezt wird, die Platte herab, wodurch dann der
                              Stab q festgehalten wird. Da Vorsorge getroffen seyn
                              muß, daß der Stab q ganz ruhig und bequem auf dem
                              flachen, unter der Bindeschraube befindlichen Lager aufruht, so besteht nicht die
                              geringste Neigung zu einer Verschiebung oder Bewegung dieses Armes, waͤhrend
                              derselbe durch die Schraube gebunden wird. Von dem Arme s haͤngt, wie
                              Fig. 37
                              zeigt, ein Zapfen herab, welcher mit dem Aufhaͤlter t in Beruͤhrung kommt, wenn der Stab hinlaͤnglich
                              festgehalten oder eingespannt ist. Diese große Genauigkeit in Hinsicht auf die
                              Bindung oder Fixirung des Stabes q, der zu diesem Zweke
                              uͤberall von vollkommen gleicher Dike ist, verbuͤrgt auch eine große
                              Genauigkeit und Sicherheit in der Bewegung. Um Zeit zu ersparen, ist auch noch ein
                              zweiter Aufhaͤlter u vorhanden, gegen den der
                              Zapfen des Armes s druͤkt, wenn der Stab in
                              hinlaͤnglichem Grade nachgelassen worden ist. Wenn der Stab q fixirt ist, so wird das in demselben befindliche Loch
                              v zum Stuͤzpunkte eines Zapfens, der von dem
                              Schwanze des Zeigers w aus durch dieses Loch emporragt.
                              Der Hebel oder Zeiger w selbst dreht sich um einen
                              Zapfen x, der von der Platte t emporragt und den zweiten Stuͤzpunkt bildet. Fig. 39 zeigt einen
                              Durchschnitt durch diese beiden Stuͤzpunkte v und
                              x, deren Entfernung von einander den
                              fuͤnfzehnten Theil des Zeigers w bildet.
                           Der Zeiger ruht, Flaͤchen er an dem Gradbogen auf Null deutet, auf dem
                              Aufhaͤlter y. Die Entfernung der Linien, welche
                              gezogen werden sollen, haͤngt von der Quantitaͤt der Bewegung des
                              Zeigers ab, wobei der Raum, den er an dem graduirten Bogen durchlaͤuft, 15
                              Mal groͤßer ist, als der zwischen je zwei Linien gelassene Zwischenraum. Um
                              den Zeiger mit Genauigkeit in seiner Bewegung zu beschraͤnken, ist eine
                              Schraube z angebracht, die, damit die Bewegung ruhig von
                              Statten geht, durch ein mit hartem Holze ausgefuͤttertes Loch geht. Der
                              Zeiger wird mittelst des Griffes oder Knaufes 1, der sich gleichfalls gegen die
                              Schraube z stemmt, in Bewegung gesezt, so daß also durch
                              die dem Zeiger mitgetheilte Bewegung keine Gewalt auf ihn ausgeuͤbt wird.
                           An dem Rande oder an der Kante des Brettes e ist eine
                              gebogene Feder 2 angebracht, die mit ihrem losen Ende durch das in dem Stabe q befindliche Loch 3 ragt, und deren Aufgabe es ist, den
                              Stab nach Auswaͤrts oder in der Richtung q, r zu
                              treiben.
                           Waͤhrend des Ziehens einer Linie bleibt der Stab q
                              mittelst seiner Bindeschraube fixirt, und der Zeiger w
                              wird mit dem Finger der einen Hand in der durch Punkte angedeuteten Stellung
                              erhalten; dagegen bewegt man mit der anderen Hand den Wagen und damit auch den Stift
                              oder den Grabstichel l in der Richtung des Pfeiles. Ist
                              diese Linie gezogen, so laͤßt man die Bindeschraube des Stabes q nach, indem man den Arm s
                              vom Aufhaͤlter t an den Aufhaͤlter u bewegt, worauf dann der Zeiger w, indem man ihn los laͤßt, in Folge der Wirkung der Feder 2
                              unmittelbar auf Null zuruͤkkehrt. Die Feder bewirkt naͤmlich, indem
                              sie den Stab q in der Richtung von q,
                                 r bewegt, daß sich der Zeiger um den Zapfen x
                              dreht, der durch das Gewicht der Platte f, aus der er
                              hervorragt, verhindert wird, sich zu bewegen. Nunmehr wird der Stab q wieder fixirt, indem man den Arm seiner Bindeschraube
                              von dem Aufhaͤlter u gegen den Aufhaͤlter
                              t und den Zeiger w von
                              dem Aufhaͤlter y weg in die durch punktirte
                              Linien angedeutete Stellung bewegt; so daß jezt der Zapfen v zum Stuͤzpunkte wird, und daß der Zapfen x die Platte f mit dem Zeiger in Verbindung
                              bringt. Flaͤchen sich demnach der Zeiger laͤngs des graduirten Bogens
                              bewegt, bewegt sich die Platte um den fuͤnfzehnten Theil der von dem Zeiger
                              durchlaufenen Streike, wodurch der Zwischenraum zwischen der bereits gezogenen und
                              der naͤchsten Linie gebildet wird. Zugleich wird die Feder 2 hiebei wieder in
                              einen solchen Grad der Spannung versezt, daß sie den Stab q nach Vollendung der zweiten Linie abermals um einen Zwischenraum bewegt.
                              Die beiden Zapfen v, x schreiten demnach abwechselnd um
                              die zwischen je zwei Linien zu lassende Distanz vorwaͤrts, wobei der Zeiger
                              w als Hebel das Lager des ganzen Apparates und die
                              Feder 2 den Stuͤzpunkt v genau um dieselbe
                              Quantitaͤt bewegt. Diese Bewegung bedingt also eine bestaͤndige
                              Wiederholung eines und desselben Maßes, wobei weder durch Abnuͤzung, noch
                              durch eine Erschuͤtterung der Loͤcher ein Irrthum Statt finden kann,
                              weil die Feder 2 die Zapfenlager fuͤr die Zapfen v und x immer an einer und derselben Seite der
                              Loͤcher erhaͤlt. Die Federplatte r ist
                              unter der Schraube s vollkommen steif und so breit als
                              der Stab q; auch ist sie solcher Maßen fixirt, daß sie
                              gar keine seitliche Bewegung zulaͤßt, damit der Stab also weder im Zustande
                              der Ruhe, noch auch Flaͤchen der Bewegung irgend eine Neigung zu einer
                              seitlichen Bewegung bekommen kann.
                           Wenn der Apparat uͤber irgend einen Theil der Platte bewegt werden soll, so
                              hat dieß ohne Ausuͤbung von Gewalt, und ohne daß irgend eine seitliche
                              Neigung dabei Statt findet, zu geschehen. Um dieß zu bewerkstelligen, ragt aus der
                              Mitte des Brettes e ein Griff 4 empor; da sich jedoch
                              auch der Stab q in der Mitte befindet, und da dieser
                              nicht beruͤhrt werden darf, so ist der Griff durch ein laͤngliches, in
                              den Stab geschnittenes Loch gefuͤhrt. Durch denselben Ausschnitt ist ferner
                              auch die mit einem T foͤrmigen Kopfe versehene
                              Schraube 5 gefuͤhrt, wodurch der Stab noch staͤtiger an Ort und stelle
                              erhalten wird.
                           Damit man die Maschine mit noch groͤßerer Genauigkeit, als dieß mittelst des
                              Zeigers w und seines Gradbogens moͤglich ist, so
                              stellen kann, daß irgend eine gegebene Zahl von Linien auf den Zoll kommt, ist auch
                              noch ein zweiter, den Gradbogen 7 durchlaufender Zeiger 6 angebracht, und zwar
                              so, daß er durch den Zeiger w in Bewegung gesezt wird,
                              und daß er also die Bewegung dieses lezteren in vergroͤßertem Maaßstabe
                              darstellt. Wenn daher der Kuͤnstler irgend eine bestimmte Tinte mit dem
                              Apparate hervorgebracht hat, so wird er, wenn er sich die Stellung des lezteren
                              Zeigers notirt hat, jeder Zeit im Stande seyn spaͤter wieder genau dieselbe
                              Tinte hervorzubringen.
                           Nachdem ich hiemit die Bewegung des Apparates im Allgemeinen angedeutet, habe ich
                              nunmehr noch den Wagen und die uͤbrigen Theile genauer zu beschreiben. Fig. 40 zeigt
                              den Wagen von Oben und an der ihm zukommenden Stelle angebracht. Fig. 41 stellt einen
                              Frontaufriß desselben vor; Fig. 42 ist ein Endaufriß
                              und Fig. 43
                              endlich gibt eine Ansicht vom Ruͤken her.
                           Der Wagen ruht, wie bereits gesagt, auf drei scharfen staͤhlernen Spizen i, i, i, von denen der mittlere seine Stelle
                              beibehaͤlt und auf einer glatten staͤhlernen Oberflaͤche
                              gleitet, waͤhrend die beiden anderen beweglich sind und auf die
                              staͤhlernen Staͤbe 8,9 gesezt werden. Diese Staͤbe, die mit der
                              Bewegungslinie unter rechten Wikeln gestellt sind, sind absichtlich, und um ihnen
                              etwas Federkraft zu geben, nur an dem einen Ende fixirt. Die staͤhlernen
                              Spizen paffen genau, jedoch so, daß ihre freie Bewegung dadurch nicht gehemmt ist,
                              in die in diese Staͤbe gravirten Linien. In die staͤhlerne Platte k sind 10 Linien von verschiedener Beschaffenheit, d.h.
                              vom vollkommen Geraden bis zum Wellenfoͤrmigen gravirt, und entweder in einer
                              dieser Linien oder in je zwei derselben koͤnnen die beiden adjustirbaren
                              staͤhlernen Spizen i, i laufen. Außerdem sind
                              aber auch noch in einen langen und vollkommen geraden, staͤhlernen Stab 11,11
                              Fig. 36,
                              40 und
                              41,
                              welcher sich unter den Stegen 12, 12 schiebt, mehrere Linien geschnitten. In jedem
                              dieser Stege befinden sich zwei Federn, von denen die eine den Stab
                              herabdruͤkt, Flaͤchen ihn die andere gegen die Stellschraube 13
                              draͤngt. Mit Huͤlfe dieser Schrauben und Federn kann der Stab immer
                              mit den auf der Platte k befindlichen Linien parallel
                              gestellt und auch in dieser Stellung erhalten werden, wenn er auch der Laͤnge
                              nach verschoben wird. Die auf diesen Stab gravirten Linien sind von ganz
                              eigenthuͤmlicher Beschaffenheit: die erste ist eine mit freier Hand gezogene,
                              gerade Linie, welche mithin die durch die Fuͤhrung der Hand bedingten
                              Eigenschaften besizt; die uͤbrigen Linien hingegen wechseln von einer feinen
                              ungleich wellenfoͤrmigen (unequally joggled) bis
                              zu einer hinlaͤnglich groben Linie. Die Wirkung, die diese Linien auf den
                              Wagen hervorbringen, wird aus Folgendem erhellen.
                           Wenn einer der scharfen Fuͤße i laͤngs des
                              Stabes 9 verschoben wird, bis er in eine gerade Linie auf der Platte k
                              eintritt, und wenn ein auf dem Stabe 8 befindlicher Fuß in eine der
                              wellenfoͤrmigen Linien auf dem Stabe 11 eintritt, so wird sich beim
                              Verschieben des Wagens die Spize 9 gerade, die Spize 8 hingegen in einer Linie
                              bewegen, die je nach der Linie, in der sie lauft, von einer geraden abweicht. Wenn
                              nun der Grabstichel 1 solcher Maßen auf seinem Stabe 14 angebracht ist, daß er dem
                              Ende des Stabes 9 gegenuͤber die Kupferplatte beruͤhrt, so wird die
                              Bewegung der an dem Stabe 8 befindlichen Spize kaum irgend eine Abweichung von einer
                              geraden Linie verursachen; so wie sich der Grabstichel aber gegen 8 annaͤhert
                              oder uͤber 9 hinaus bewegt, so wird er. je nachdem er mehr oder weniger weit
                              von dem Ende 9 entfernt ist, von dem Ende 8 Bewegung mitgetheilt erhalten. Man kann
                              daher der Bewegung des Grabstichels jede Bewegung mittheilen, die zwischen den
                              Eigenschaften der beiden Linien moͤglich ist. Wenn die an dem Stabe 9
                              befindliche Spize in eine wellenfoͤrmige Linie gesezt wird, so wird nur eine
                              solche allein, jedoch mit einem beliebigen Grade von Undulirung gezeichnet werden.
                              Wollte man die Maschine jedoch unter diesen Umstaͤnden ebenso adjustirt
                              anwenden, wie dieß oben beschrieben worden ist, so wuͤrde die bereits
                              erwaͤhnte Harte (rowiness) der Zeichnung daraus
                              folgen, indem sich dieselben Wellen immer an denselben Stellen wiederholen
                              wuͤrden. Ein ganz anderer wird der Effect dagegen seyn, wenn man den Stab 11
                              nach Vollendung einer jeden Linie etwas weniges verschiebt; denn dann werden die
                              Wellen zweier auf einander folgender Linien hinreichend von einander abweichen, so
                              daß der angedeuteten Unvollkommenheit gesteuert ist, ohne daß der Parallelismus der
                              Linien irgend eine Beeintraͤchtigung erleidet; und daß folglich der Effect,
                              den man mit freier Fuͤhrung des Grabstichels erreicht, so viel als
                              moͤglich auf mechanische Weise hervorgebracht wird.
                           Die Zusammensezung einer jeden Linie aus zwei ungleichen und in verschiedenem Grade
                              wellenfoͤrmigen Linien, und die fortwaͤhrende Abaͤnderung
                              dieser Zusammensezung beim Ziehen einer jeden Linie macht es ganz unmoͤglich,
                              daß zwei an einander glaͤnzende Linien unter einander gleich werden
                              koͤnnen; und selbst wenn zwei Linien gleich waͤren, so wuͤrde
                              doch das Zusammentreffen ihrer gleichen Theile durch die dem Stabe 11 mitgetheilte
                              Bewegung verhindert werden. Die Wellen der Linien lassen sich demnach so
                              gleichmaͤßig uͤber die liniirte Oberflaͤche vertheilen, daß
                              eine sehr weiche Tinte dadurch zum Vorschein kommt; und wenn man eine der Spizen i in einer geraden oder schwach gewellten Linie laufen
                              laͤßt, so kann man, welcher Grad der Wellung auch durch die andere Spize
                              mitgetheilt werden mag,
                              diese Wellung doch der moͤglich feinsten Tinte anpassen, wenn man den
                              Grabstichel in der Nahe jener Spize fixirt, die in der geraden oder schwach
                              gewellten Linie laͤuft.
                           Wenn irgend eine besondere Tinte wiederholt werden soll, so genuͤgt es nicht,
                              wenn man mittelst des zweiten Zeigers 6 wieder die fruͤhere Entfernung der
                              Linien von einander hervorbringt; sondern die Entfernung des Grabstichels l von der an dem Stabe 9 befindlichen Spize muß
                              ebenfalls genau dieselbe seyn. Zu diesem Zweke ist eine Messingplatte 15, 16, Fig. 41, in
                              der aus Fig.
                                 44 ersichtlichen Form gebogen: so zwar, daß der Scheitel 16 auf den
                              verschiebbaren Stab 11 und auf die Linien 10 der Platte k zu liegen kommt, Flaͤchen ihr Boden 15 die Kupferplatte
                              beruͤhrt. Diese Platte ist in Fig. 41 so verschoben,
                              daß sie die an dem Stabe 9 befindliche Spize beruͤhrt; wenn dann der
                              Grabstichel I so lange adjustirt wird, bis er mit jener
                              der Abtheilungen 15, die fruͤher notirt ward, in Beruͤhrung kommt, so
                              wird er ganz genau wieder die fruͤhere Tinte hervorbringen.
                           Es bleibt nunmehr nur noch ein Theil des Wagens zu beschreiben. Der Grabstichel wird
                              mit einer Schraube in dem Hause 17 befestigt, welches sich um einen Zapfen dreht,
                              der sich in dem auf dem Stabe 14 verschiebbaren Stuͤke 18 befindet. In Fig. 42 sieht
                              man eine Schraube 19, die das Haus 17 an einen kleinen, am Grunde des Stuͤkes
                              18 angebrachten Bogen bindet. Auf diese Weise wird dem Grabstichel die
                              gehoͤrige Neigung gegeben. Der staͤhlerne Stab 14 ist an einen
                              messingenen Rahmen p, Fig. 40, geschraubt, der
                              mit einem staͤhlernen Ruͤken 20,20, womit er sich zwischen den beiden
                              Schrauben 21,21 schwingt, und wodurch er mit dem Wagen j
                              in Verbindung steht, versehen ist. Dieser Rahmen nun fuͤhrt den Grabstichel,
                              der die Moͤglichkeit gestatten muß, daß er so hoch emporgehalten werden kann,
                              daß er die Kupferplatte nicht beruͤhrt. Es ist zu diesem Zweke in dessen
                              Mitte eine Schraube 22, Fig. 40 und 43,
                              angebracht, deren Spize auf eine Feder n druͤkt.
                              Der Grabstichel wird auf diese Weise gerade um so viel, aber um nicht mehr,
                              emporgehoben, als daß er die Kupferplatte eben nicht beruͤhrt. Diese
                              Adjustirung ist noͤthig, weil der Rahmen p
                              zuweilen beschwert wird: eines der Gewichte sieht man z.B. bei 23. Von der Feder n ragt ein Daͤumling o empor, womit die Feder niedergedruͤkt und der Grabstichel
                              herabgesetzt wird. Damit der Grabstichel keiner zufaͤlligen
                              Beschaͤdigung ausgesezt ist, so ist zu seinem Schuze ein Steg 24, der
                              uͤber den Daͤumling o weglauft, und
                              außerdem weiter vorne auch noch der Steg 25 angebracht. Man bewegt den Wagen, indem
                              man den Daumen und einen Finger an diese beiden Stege sezt, waͤhrend man den
                              Mittelfinger bereit haͤlt, um mit ihm den Daͤumling o und damit auch den Grabstichel herabzudruͤken.
                              Damit sich die Feder n nicht unnuͤzer Weise zu
                              weit bewegen kann, ist unter ihr, und gewisser Maßen als ein adjustirbarer
                              Aufhaͤlter fuͤr dieselbe eine Schraube 26 mit Tfoͤrmigem Kopfe, Fig. 42 und 43,
                              angebracht.
                           Man fuͤhlt es mit dem Finger, wenn die Feder diesen Schraubenkopf
                              beruͤhrt, und weiß daraus, daß der Grabstichel eindringt. Das Gewicht des auf
                              den Stegen 24,25 ruhenden Fingers und Daumens traͤgt dazu bei, daß die
                              Fuͤße oder Spizen i, i Flaͤchen der
                              Bewegung des Wagens sicherer in den fuͤr sie gezogenen Linien verbleiben. Der
                              Rahmen p, der den Grabstichel fuͤhrt, wird nie
                              beruͤhrt, indem die Herabsenkung oder das Emporsteigen dieses lezteren
                              lediglich dadurch bewirkt wird, daß der Kuͤnstler auf die Feder n denkt oder nicht. Damit der Wagen auf geeignete Weise
                              abgehoben werden kann, ist ein Griff 27 an denselben geschraubt.
                           Man wird finden, daß bei der ganzen Anordnung dieses Instruments sorgfaͤltig
                              darauf geachtet wurde, jede Bewegung auf das Minimum zu reduciren und alle Gewalt so
                              viel als moͤglich zu vermeiden, damit alle Gefuͤge stets in guter
                              Ordnung verbleiben, und damit bei aller Freiheit der Bewegung keine weitere
                              Erschuͤtterung Statt findet, als durchaus noͤthig ist.
                           Ich muß endlich noch bemerken, daß ich wich durch Erfahrung uͤberzeugt habe,
                              daß selbst, wenn es sich nur um das Verzeichnen gerader Linien handelt,
                              staͤhlerne Spizen, welche sich in Linien oder Furchen bewegen, besser sind,
                              als gerade Schneiden, die man in Furchen laufen laͤßt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
