| Titel: | Maschine und Methode zur Erzeugung künstlicher Häute, welche sich wie gewöhnliche Häute, Leder, Pergament benuzen lassen, und worauf sich Thomas Robinson Williams Esq., in Lamb's Buildings Bunhill Row in der Grafschaft Middlesex, am 14. Februar 1833 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXXXVI., S. 445 | 
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                        LXXXVI.
                        Maschine und Methode zur Erzeugung
                           kuͤnstlicher Haͤute, welche sich wie gewoͤhnliche Haͤute,
                           Leder, Pergament benuzen lassen, und worauf sich Thomas Robinson Williams Esq., in Lamb's Buildings
                           Bunhill Row in der Grafschaft Middlesex, am 14.
                              Februar 1833 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai
                              1837, S. 243.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Williams's Maschine zur Erzeugung kuͤnstlicher
                           Haͤute.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht in einer neuen, durch Maschinen zu bewerkstelligenden
                              Verbindung von Faserstoffen zu kuͤnstlichen Haͤuten. Ich bewirke zu
                              diesem Behufe, daß sich die Faserstoffe, welche ich in der Luft und nicht in Wasser
                              schwebend erhalte, auf gewebte oder durchloͤcherte Blaͤtter,
                              Wollenzeuge oder auf metallene oder hoͤlzerne Formen ablagern, indem ich
                              unter diesen ein theilweises Vacuum hervorzubringen suche. Ich saͤttige dann
                              die solcher Maßen abgelagerten Faserstoffe mit klebenden Compositionen, um hiedurch
                              deren Verbindung zu erzielen. Ich bediene mich hiezu sowohl bekannter, als auch
                              solcher Maschinen, deren Theile, so viel ich weiß, fruͤher nicht auf dieselbe
                              Weise zusammengesezt gewesen. Ich bemerke uͤbrigens im Voraus, daß sich die
                              von mir erfundene neue Verbindung der Faserstoffe wesentlich von der
                              gegenwaͤrtig in der Papierfabrication gebraͤuchlichen Methode,
                              Faserstoffe in breiartigen Zustand zu verwandeln, so wie auch von dem Spinn-,
                              Web- und Filzprocesse unterscheidet. Ich gehe nunmehr zur Beschreibung meines
                              Verfahrens uͤber.
                           VerfahrenA. In Fig. 17 ist A, B eine Kardaͤtschmaschine, auf deren
                              Speisungstuche ich den Faserstoff, der aus Seide, Baumwolle, Flachs, Hanf, Wolle,
                              oder verschiedenen Haaren oder aus Gemischen dieser bestehen kann, in die Maschine
                              bringe, damit er daselbst mittelst einer der gewoͤhnlichen Maschinen, z.B.
                              mit einem Wolfe oder Willow gereinigt und geoͤffnet werde. Ich wende zuweilen
                              jeden Faserstoff einzeln an, zuweilen verbinde ich deren mehrere: wie z.B. gleiche
                              Theile Seide und Baumwolle oder ein Drittheil Seide und zwei Drittheile Baumwolle.
                              Wenn das Material durch die Kardaͤtschcylinder gelaufen ist, so sammelt es
                              sich auf dem lezten derselben oder auf dem Streichcylinder C an. Von diesem wird der Faserstoff in den gewoͤhnlichen Maschinen in Form
                              eines duͤnnen Vließes mittelst eines Kammes oder der dazu gehoͤrigen
                              Vorrichtung abgenommen. Da jedoch die Form eines Vließes, in welchem die Fasern oder
                              Haare zu sehr nach der Laͤnge verlaufen, meinem Zweke nicht entsprechen kann,
                              so bediene ich mich einer von Oben 1 gedekten Schwinge D, die mit bedeutender Geschwindigkeit umgetrieben wird, und welche den
                              geoͤffneten Faserstoff 2 von dem Streichcylinder weg in die Luft
                              blaͤst, damit er sich auf ein endloses, umlaufendes Gewebe aus Metalldraht,
                              auf Wollenzeug oder andere Zeuge, oder auf hoͤlzerne oder metallene Tafeln
                              3,4, welche um die beiden Walzen 5,6 laufen, ablagere. Um zu bewirken, daß diese
                              Ablagerung moͤglichst gleichfoͤrmig und in Form eines ununterbrochenen
                              Vließes erfolge, pumpe ich in dem Kasten E, der oben
                              offen und zwischen 3,4 angebracht ist, die Luft theilweise aus. Der hiezu dienende
                              Apparat kann sich in irgend einer Entfernung von der Maschine befinden, wenn er nur
                              in gehoͤrige Verbindung mit dem Kasten E gebracht
                              ist. Gewoͤhnlich benuze ich zu diesem Zweke eine Schwinge F, die unter dem Boden, auf dem die
                              Kardaͤtschmaschine ruht, aufgestellt ist, und welche mit irgend einer
                              beliebigen Geschwindigkeit umgetrieben werden kann. Die der Achse zunaͤchst
                              liegenden Seltenwaͤnde dieser Schwinge befinden sich in der Naͤhe
                              zweier Oeffnungen, die in den seitlichen, mit E in
                              Verbindung stehenden Kasten angebracht sind. Das Vließ, welches sich solcher Maßen
                              auf dem endlosen umlaufenden Gewebe oder Schurze ablagert, bewegt sich
                              vorwaͤrts, und gelangt in dem Troge G, worin die
                              klebende Composition enthalten ist, zwischen die große Walze H und die kleineren Walzen a, b, c, d, um dann
                              von hier aus zwischen die beiden großen Walzen H, J zu
                              treten, deren Entfernung von einander je nach der Dike, die das Vließ bekommen soll,
                              mittelst des beschwerten Hebels h, i und mittelst der
                              Anwellen der Walze I regulirt werden kann. Die beste
                              klebende Composition bereitet man sich, wenn man 4 oder 5 Theile starken, gut in
                              kaltem Wasser eingeweichten Leim mit einem oder mit zwei Theilen Staͤrkmehl,
                              welches mit kaltem Wasser zu einem duͤnnen Teige angemacht worden ist, in dem
                              Troge G vermengt, und mit Dampf, der entweder durch eine
                              im Inneren des Troges herum gefuͤhrte Roͤhre oder auch in einen
                              doppelten Boden eingeleitet werden kann, nach und nach bis auf den Siedpunkt erhizt.
                              Die Erwaͤrmung kann auch mit freiem Feuer geschehen, doch verdient Dampf in
                              jeder Hinsicht den Vorzug. Die Composition selbst laͤßt sich auf mannigfache
                              Weise abaͤndern; ich fand jedoch nach vielen Versuchen, welche ich mit Leim,
                              Mehl, Staͤrkmehl und auch mit Gummi's, die sich in der Waͤrme oder
                              Kaͤlte im Wasser loͤsen, anstellte, die eben angegebene im Allgemeinen als die beste.
                              Das in dem Troge G gesaͤttigte Vließ wird auf dem
                              Tuche K durch eine gewoͤhnliche Trokenmaschine
                              gefuͤhrt, von der man in der Zeichnung drei hohle metallene Cylinder L, M, N, die durch die Dampfroͤhren 9, 10, 11 und
                              12 und durch die Stopfbuͤchsen 13, 14, 15 geheizt werden, ersieht.
                           VerfahrenB. In Fig. 18 ist A, B gleichfalls eine Kardaͤtschmaschine und C der Streichcylinder, von dem der Faserstoff mittelst
                              der Schwinge F abgeblasen wird. Die Auspumpschwinge D befindet sich unter dem Kasten E, der hier mittelst einer großen Scheibe G um
                              seinen Mittelpunkt umgetrieben wird. In dem Scheitel dieses Kastens befinden sich
                              mehrere Oeffnungen, auf welche man verschiedene Formen, wie man sie z.B. bei b und c sieht, bringen kann.
                              Diese Formen sind auf Raͤder, deren Mittelpunkte zum Behufe des Durchganges
                              der Luft hohl sind, waͤhrend sie an der unteren Seite auf aͤhnliche
                              Weise wie der Kasten E mit einer Scheibe versehen sind,
                              gestellt, und erhalten vermittelst einer aufrechten Spindel d und eines Getriebes e, welches genau
                              uͤber dem Mittelpunkte des Kastens E angebracht
                              ist, eine langsame umlaufende Bewegung mitgetheilt. Wenn sich auf einer dieser
                              Formen eine hinreichende Menge Faserstoff angesammelt hat, so stuͤrzt man
                              eine andere, aus zwei Haͤlften bestehende daruͤber, damit sich auch
                              auf diese wieder eine gehoͤrige Schichte ablagere. Endlich wird das Ganze
                              abgenommen und in die angegebene klebende Composition getaucht, von den Formen
                              herabgeschafft und getroknet. Die Formen koͤnnen aus irgend einer
                              durchloͤcherten Substanz von gehoͤriger Staͤrke bestehen; ich
                              gebe dem Kupfer und dem Zink den Vorzug.
                           VerfahrenC. In Fig. 19 ist A, B, C ein nach der gewoͤhnlichen Methode
                              eingerichteter Kardaͤtschcylinder, in dessen Umfang jedoch eine
                              groͤßere Anzahl spizer Zaͤhne eingesezt ist; dagegen fehlen ihm die
                              sogenannten Gegenzahne (opposition teeth). Der
                              Faserstoff wird auf das Speisungstuch D gelegt, und
                              nachdem er durch das rasche Umlaufen der Zaͤhne des Cylinders
                              geoͤffnet worden ist, auf das endlose umlaufende Tuch E abgelagert. Von hier aus gelangt er an die Compressionswalzen 1, 2, 3,
                              4, 5, 6, 7, von denen die oberen auf den unteren ruhen; und nach dem Austritte aus
                              diesen lauft er auf die bei dem Processe A angegebene
                              Art und Weise in und durch den Trog F. Die klebende
                              Composition, deren ich mich bei diesem Verfahren bediene, ist die oben angedeutete;
                              nur seze ich ihr manchmal etwas Pech oder Harz zu, welches sich leicht damit
                              verbindet, wenn erstere nicht zu viel Wasser enthaͤlt.
                           VerfahrenD. In jenen Fallen, in welchen die kuͤnstlichen
                              Felle eine sehr feine Textur oder bedeutende Dike und Festigkeit bekommen, und ausgepreßt oder in
                              verschiedenen Figuren ausgeschlagen werden sollen, verfahre ich auf folgende Weise.
                              Ich bringe das Vließ, welches ich mir nach dem unter A
                              oder C beschriebenen Verfahren verschafft habe, zwischen
                              Drahtgewebe oder durchloͤcherte Metall- oder Holzplatten oder auch
                              zwischen Weidengeflechte oder Wollenzeug, saͤttige es zwischen diesen mit der
                              klebenden Composition; und unterwerfe es, wenn es hinreichend abgetroknet und
                              abgekuͤhlt ist, dem noͤthigen Druke, wenn ich es nicht lieber in
                              Modeln von der gehoͤrigen Gestalt auspresse.
                           VerfahrenE. In anderen Faͤllen finde ich es
                              zwekmaͤßig, die klebende Composition oben uͤber eine Seite oder
                              Flaͤche der beiden Blaͤtter des duͤnneren, nach dem Verfahren
                              A bereiteten Fabricates auszubreiten, wobei diese
                              Composition in Kuͤrze so weit abtroknet, daß sie nicht zwischen die beiden
                              Blaͤtter hinein laͤuft. Wenn die Composition aufgetragen worden ist,
                              so seze ich das Ganze zwischen erwaͤrmten Modeln oder Formen einem starken
                              Druke aus, wodurch die klebende Composition erweicht und durch das Vließ getrieben
                              wird, so daß dieses nach dem Erkalten die Form des angewendeten Models
                              beibehaͤlt.
                           VerfahrenF. Um die nach dem Verfahren A und C bereiteten kuͤnstlichen
                              Haͤute gleich den Fischhaͤuten zum Poliren verwenden zu
                              koͤnnen, streue ich unmittelbar, nachdem sie in die klebende Composition
                              gebracht worden sind, Schmirgel, Sand oder gestoßenes Glas auf sie, damit sich diese
                              Substanzen vollkommen mit der kuͤnstlichen Haut verkoͤrpern und
                              verbinden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
