| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. XC., S. 462 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XC.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Neuere Preisaufgaben verschiedener Gesellschaften.
                           I. Die Société royale et centrale
                                 d'Agriculture in Paris hat fuͤr das Jahr 1839 nebst Beibehaltung von
                              20 aͤlteren Preisaufgaben folgende neue ausgeschrieben.
                           1. Preis von 2000 Fr. fuͤr denjenigen, dem es gelingt, durch bereits bekannte
                              oder neu entdekte Mittel den Ausbruch der Muscardine unter den Seidenraupen zu
                              verhuͤten, oder die Fortschritte der ausgebrochenen Krankheit zu hemmen. Die
                              Concurrenten muͤssen ihre Methode wenigstens bei einer mit 4 Unzen Samen
                              veranstalteten Raupenzucht bewaͤhrt haben, und alle Thatsachen genau
                              beschreiben und durch Dokumente belegen. Abgesehen von diesem Preise behaͤlt
                              sich die Gesellschaft vor, goldene und silberne Medaillen an diejenigen zu
                              ertheilen, die ihr die wichtigsten Mittheilungen uͤber diesen Gegenstand
                              machen.
                           2. Sechs Preise, jeder zu 4000 Fr., von dem Handelsministerium gegruͤndet,
                              fuͤr Abfassung kleiner landwirtschaftlicher Elementarbuͤcher
                              fuͤr den Gebrauch der Kinder in den Primarschulen.
                           Die Preise werden in der oͤffentlichen Generalversammlung im Jahre 1839
                              vertheilt.
                           Das ausfuͤhrliche Programm erhaͤlt man unentgeldlich bei Madame Huzard in Paris, rue de l'Eperon,
                                 No. 7.
                           II. Die Société libre d'émulation in
                              Rouen ertheilt eine goldene Medaille von 300 Fr. im Werthe demjenigen, der eine
                              Methode angibt, nach der auf wohlfeile Weise und unter Anwendung einer von den
                              Sauren hoͤchst wenig angreifbaren Substanz das Verfahren ersezt werden kann,
                              nach welchem man dermalen die in der Zeugdrukerei gebraͤuchlichen gravirten
                              Platten erzeugt. Der Concurs wird mit dem 20. April 1838 geschlossen.
                           III. Die Société royale de sciences, de
                                 l'agriculture et des arts in Lille hat unter mehreren Preisen, die bloß von
                              oͤrtlichem Interesse sind, auch folgende von allgemeiner Wichtigkeit
                              ausgeschrieben.
                           1. Medaille von 400 Fr. im Werthe fuͤr den Verfasser der besten Abhandlung und
                              Beobachtungen uͤber die Anwendung des Runkelruͤbenmarkes und der
                              Melassen als Viehfutter, so wie uͤber die daraus erwachsenden Vortheile und
                              Nachtheile.
                           2. Goldene Medaille von 200 Fr. im Werthe fuͤr die beste Abhandlung
                              uͤber die Mittel, womit man vergleichsweise den Werth der zur Destillation
                              bestimmten Melassen abschaͤzen kann; und uͤber die Ursachen, denen der
                              große Unterschied der Ruͤbenmelassen in Hinsicht auf den Ertrag an Alkohol
                              zugeschrieben werden muß.
                           3. Goldene Medaille von 200 Fr. im Werthe fuͤr den Bleiweißfabrikanten, der
                              nachweist, die besten Maßregeln gegen die mit dieser Fabrikation verbundenen
                              Gefahren fuͤr die Gesundheit getroffen zu haben.
                           4. Goldene Medaille von 200 Fr. dem Erfinder eines landwirthschaftlichen
                              Instrumentes, aus dessen Anwendung ein großer Nuzen erwachsen muß.
                           Die Preisbewerber haben sich bis zum 4. Jul. 1837 zu melden.
                           
                        
                           Verbessertes eisernes Dampfboot fuͤr seichte
                              Fluͤsse.
                           In Nantes wurden Ende April die Probefahrten mit dem Dampfboote „la Ville de Rennes,“ welches zum Verkehr
                              auf der Vilaine zwischen Rennes und Redon bestimmt ist, unternommen. Man glaubte
                              fruͤher, daß die engen Bruͤkenbogen und die kurzen Schleusten der
                              Beschiffung dieses Flusses mit Dampfbooten ein unuͤbersteigliches Hindernis
                              in den Weg legen wuͤrden) allein gegenwaͤrtig ist man
                              uͤberzeugt, daß das von den HH. Alliot und Rocher aus Eisenblech erbaute Boot uͤber alle Schwierigkeiten
                              den Sieg davon tragen wird. Das neue Boot besteht aus zwei Ruͤmpfen, von
                              denen der Hintere die Maschinen, die Kessel und die Cajuͤte fuͤr die
                              Reisenden traͤgt, Flaͤchen der vordere zur Aufnahme der Waaren
                              bestimmt ist, von denen er 25 bis 30 Tonnen fassen kann, ohne mehr dann 20 Zoll tief im Wasser zu
                              gehen. Der Hintere Rumpf, der den vorderen vor sich her zu schieben hat, und den man
                              daher den Treiber (propellateur) nennen kann, endigt
                              sich in einen Sporn, der mit dem vorderen Rumpfe in einem Vfoͤrmigen Ausschnitte articulirt. Beide Ruͤmpfe sind durch
                              einen einfachen hoͤlzernen Balken verbunden; sie lassen sich durch Abnahme
                              dieses Balkens in ein Paar Minuten trennen, damit einer um den anderen in die
                              Schleußen, die zur gleichzeitigen Aufnahme beider zu klein sind, eintreten kann. Mit
                              einander verbunden scheinen die beiden Fahrzeuge gleichsam nur aus einem einzigen zu
                              bestehen, dessen Verdek 93 Fuß lang und 12 Fuß breit ist. Die Ruderraͤder
                              sind nicht wie gewoͤhnlich an den beiden Seiten des Fahrzeuges angebracht,
                              sondern sie befinden sich ruͤkwaͤrts in zwei Austiefungen, die an den
                              beiden Seiten einer schmalen Kammer, worin die Maschine von 40 Pferdekraͤften
                              untergebracht ist, bestehen. Die Maschinen arbeiten mit hohem Druke und ohne
                              Condensirung, und sind aus zwei sich schwingenden, und unter einem Winkel von
                              45° gegen einander geneigten Cylindern zusammengesezt. Ihre Kolben wirken
                              direct und ohne Kurbelstuͤke oder Verzahnungen auf die Achse der
                              Raͤder, die sie mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 39 Umgaͤngen in
                              der Minute umtrieben. Die Kessel sind zur Herstellung des Gleichgewichtes an dem
                              anderen Ende des Treibers untergebracht; sie sind Roͤhrenkessel und nach
                              einem neuen, von Hrn. Alliot
                              angegebenen Systeme gebaut. Zwischen ihnen und den Maschinen befindet sich die
                              sorgfaͤltig decorirte und geraͤumige Cajuͤte fuͤr die
                              Passagiere. (Aus dem Echo du monde savant, No. 228.)
                           
                        
                           John Collier's Apparat zur mechanischen Heizung der Dampfkessel.
                           Die Nachtheile der gewoͤhnlichen Heizung der Dampfkessel, mit der jedes Mal
                              eine merkliche Abkuͤhlung des Ofens, so wie auch eine Unterbrechung der
                              Verbrennung verbunden ist, sind langst anerkannt. In England suchte man ihnen auf
                              mehrfache Weise, namentlich durch mechanische Heizapparate zu steuern. In Frankreich
                              fanden diese Apparate jedoch noch keinen Eingang, obschon einer der vollkommensten
                              und besten von Hrn. John
                                 Collier in Paris erfunden und von dem Erfinder nach England
                              uͤbergetragen wurde, wo er guͤnstige Aufnahme fand. Hr. Cordier fand es daher fuͤr
                              noͤthig, die Aufmerksamkeit der Akademie auf jenen Apparat zu lenken, den Hr.
                              Collier fuͤr die
                              Fabrik des Hrn. Griolay in
                              Paris baute. Er besteht der gegebenen Beschreibung gemaͤß aus einem
                              Aufschuͤtttrichter, aus zwei horizontalen, diamantartig geschnittenen
                              Zermalmungscylindern und aus zwei kreisrunden, an einander graͤnzenden, in
                              einer und derselben horizontalen Flaͤche gelegenen Projectoren, die nach
                              entgegengesezten Richtungen umlaufen. Die Steinkohlen werden, so wie sie an die
                              (Zylinder herabgelangen, von diesen zum Theil in Splitter, zum Theil in Pulver
                              verwandelt, um dann in den zwischen den Achsen der Projectoren befindlichen Raum
                              herabzufallen, und von diesen fortwaͤhrend uͤber die gluͤhende
                              Heizstelle ausgestreut zu werden. Die Projectoren haben die Gestalt eines Rades,
                              welches aus einer kegelfoͤrmigen geraden Schneke besteht, um welche herum
                              senkrecht sechs trapezoidale Fluͤgel eingesezt sind; ihre Geschwindigkeit
                              betraͤgt gegen 200 Umgaͤnge in der Minute, so daß sie also nothwendig
                              auch einen leichten Grad von Ventilation bedingen. Die Quantitaͤt des
                              auszustreuenden Brennmateriales laͤßt sich leicht mittelst Nußschrauben
                              reguliren. Die Roststangen sind nicht uͤber 8 Millimeter von einander
                              entfernt. Der Apparat arbeitet nun seit beinahe sechs Monaten, und ergab folgende
                              Resultate: 1) ist die Heizung vollkommen regelmaͤßig; 2) werden alle oder
                              beinahe alle Brennstoffe unter den Siederoͤhren oder unter dem Kessel
                              verbrannt. 3) entweicht beim Schornsteine nicht mehr Rauch, als in vielen
                              Haushaltungen ein mit Holz aufgezuͤndetes Heerdfeuer gibt. 4) ist der
                              Verbrauch beinahe um ein Zehntel geringer als bei der gewoͤhnlichen Heizung.
                              5) kann man ohne alle Schwierigkeit auch die gewoͤhnliche wohlfeile
                              Steinkohle verwenden. 6) laͤßt sich das Feuer leicht und ohne daß man den
                              Ofen zu oͤffnen braucht, mit einem Haken schuͤren. 7) kann der Heizer
                              als minder beschaͤftigt auch verschiedene Nebengeschaͤfte verrichten.
                              8) endlich laͤßt sich der Apparat auf alle Arten von Oefen anwenden. –
                              Hr. Blin bemerkte der Akademie
                              hiegegen, daß die in England seit mehreren Jahren gebraͤuchlichen
                              Feuerspeiser, fire-feeder genannt, vor dem
                              franzoͤsischen Apparate bei weitem den Vorzug verdienen, weil sie einen
                              Regulator besizen, der
                              allen den Nachtheilen steuert, die aus der Anwendung von Steinkohlen von
                              verschiedener Qualitaͤt erwachsen muͤssen, indem die einen in einer
                              gegebenen Zeit mehr Waͤrmestoff liefern, als die anderen. Der englische
                              Regulator besteht bekanntlich aus einer Queksilberroͤhre, die mittelst einer
                              Heberroͤhre mit dem Kessel communicirt, und welche je nach dem Druke des
                              Dampfes in einer eisernen Roͤhre steigt oder faͤllt. Erreicht sie eine
                              gewisse Hoͤhe, so trifft sie auf einen Schwimmer, wodurch die Communication
                              zwischen dem Kessel und dem Feuerspeiser augenbliklich so lange unterbrochen wird,
                              bis die Hize wieder auf den gehoͤrigen Grad vermindert ist – (Wir
                              bemerken zu diesem aus dem Echo du monde savant
                              gezogenen Artikel nur noch, daß man im Polyt. Journal die meisten der englischen
                              Fire-feeders beschrieben und abgebildet findet.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung der Reibungsrollen an den
                              Wagenraͤdern und an den Wellzapfen.
                           Unter Reibung zweiter Art versteht man bekanntlich ein Glitschen, wie z.B. jenes
                              eines Schlittens uͤber den Schnee oder uͤber den Erdboden, unter
                              Reibung erster Art dagegen ein Rollen, wie z.B. die Reibung eines Rades. Man hat
                              bereits versucht an den Achsen der Raͤder Reibungsrollen anzubringen, die
                              Folge jedoch war, daß sich an den Achsen dieser Rollen ihrerseits eine Reibung
                              erster Art ergab. Hr. Joseph
                                 Kraft in Muͤlhausen suchte nun durch ein neues Verfahren alle
                              Reibung zweiter Art oder alles Glitschen zu beseitigen. Er brachte zu diesem Zweke
                              zwischen den inneren Waͤnden der Nabe und dem Umfange der Achse des Wagens
                              kleine Cylinder an, die sich um sich selbst, und zugleich auch um die Achse drehen.
                              Nach demselben Systeme werden in Holland die Windmuͤhlen zum Behufe der
                              Orientirung mit großer Leichtigkeit gedreht, indem der ganze Bau auf einer
                              bestimmten Anzahl gegen die Mitte der Muͤhle hin convergirender Kegel
                              aufgefuͤhrt ist. Nach demselben Systeme schaffte man den großen Felsblok, auf
                              dem die Statue Peters des Großen steht, nach St. Petersburg; nach demselben Systeme
                              bewegen endlich Maurer und Steinmeze die schwersten Massen durch untergelegte
                              Walzen, die gleichfalls nur eine Reibung erster Art erzeugen. Um nun von dieser
                              Theorie Nuzen zu ziehen, bringt Hr. Kraft die Achse eines Rades oder den Zapfen einer Welle in eine
                              metallene Nabe, die in die Nabe des Rades oder in die Anwelle des Wellzapfens
                              eingesezt wird. Die Zwischennabe ist merklich groͤßer als die Achse,
                              dafuͤr aber kleiner als die Nabe oder Anwelle, so daß sie sich
                              unabhaͤngig von dieser bewegen kann. Sie dient eigentlich nur als Conductor
                              fuͤr die aus gehaͤrtetem Eisen bestehenden Reibungsrollen, welche
                              genau den zwischen den beiden Naben befindlichen Raum ausfuͤllen. Es sind zu
                              diesem Zweke so viele Langenspalten, als Reibungsrollen vorhanden sind, in sie
                              geschnitten: und zwar je nach der Laͤnge der Achse bald in einer einfachen,
                              bald in einer doppelten Reihe. In lezterem Falle correspondiren die Reibungsrollen
                              der einen Reihe mit dem Zwischenraume zwischen zwei Rollen der anderen Reihe, damit
                              auf diese Weise die Zahl der Stuͤzpunkte im Umfange der Achse vermehrt wird.
                              Hr. Kraft hat nach diesem
                              Systeme bereits mehrere Lastwagen erbaut, und es ist vollkommen erwiesen, daß diese
                              Wagen und deren Last mit einem weit geringeren Aufwande an Kraft gezogen werden
                              koͤnnen. Dieß gilt jedoch nur von ebenen Straßen; denn, so wie die Last
                              uͤber Anhoͤhen hinweg geschafft, und mithin gehoben anstatt horizontal
                              gezogen werden muß, ist der durch die Reibung geleistete Widerstand nur mehr ein
                              sekundaͤres Hinderniß. Das neue System wird also in diesem Falle unwirksam,
                              waͤhrend man beim Abwaͤrtsfahren oͤfter und starker einsperren
                              muß. In der Theorie scheint diese Methode allerdings gut; die Praxis muß jedoch erst
                              zeigen, ob durch die Schwierigkeit der Ausfuͤhrung und durch eine lange
                              Abnuͤzung nicht neue unguͤnstige Reibungen entstehen. (Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen. No. 45)
                           
                        
                           Zur Geschichte des Strumpfwirkerstuhles.
                           Wir entnehmen aus Dr. Ure's neuestem Werke uͤber
                              die Baumwollwaaren-Fabrikation in England folgende interessante Notiz
                              uͤber die Geschichte des Strumpswirkerstuhles. „In der
                                 Strumpfwirkerhalle in London, Red Croß Street, ist das Portraͤt eines Mannes
                                 aufgehaͤngt, welcher auf einen eisernen Strumpfwirkerstuhl deutet, und
                                 dabei mit einem Weihe spricht, welches mit Nadeln strikt. Dieses Gemaͤlde
                                 tragt folgende Inschrift: „Im Jahre 1589 erfand der talentvolle
                                    William Lee, A. M. vom St. Johns College in
                                    Cambridge diesen vortheilhaften Strikapparat, welcher zu Hause verachtet
                                    nach Frankreich kam, und der, obschon er fuͤr den Erfinder nur aus
                                    Eisen bestand, fuͤr uns und andere zu Gold wurde. Zum Andenken an ihn
                                    wurde dieses Gemaͤlde gefertigt.“ Die Kunst
                                 Struͤmpfe mit Draͤhten, die mit den Haͤnden bewegt wurden,
                                 zu striken wurde nur 28 Jahre vor der Erfindung der Strikmaschine aus Spanien
                                 nach England verpflanzt. Nach einer Sage wurde Lee
                                 von der Universitaͤt vertrieben, weil er sich den Statuten derselben
                                 entgegen verheirathete. Da er mit seinem Weibe nach seiner Vertreibung nichts zu
                                 leben hatte, so mußte er sich mit Strumpfstriken fortbringen, wo er dann von
                                 Roth gezwungen und um seine Produktion zu vermehren den Strumpfwirkerstuhl
                                 erfand. Wahrscheinlicher lautet jedoch eine andere Sage, welche zu Woodborough
                                 bei Nottingham, dem Geburtsorts Lee's geht. Nach
                                 dieser waͤre seine Erfindung ein Kind der Liebe und der verweigerten
                                 Gegenliebe. Der junge Lee soll sich naͤmlich in eine schoͤne
                                 Strikerin verliebt haben, die das durch, daß sie mehrere Maͤdchen mit
                                 Strikerei beschaͤftigte, reich geworden war. Der junge Schuͤler
                                 machte sich durch eifriges Studium der gewandten Bewegungen der Haͤnde
                                 seiner Geliebten nicht nur die Strikerkunst eigen, sondern kam auch bald auf die
                                 Idee kuͤnstlicher Finger, womit mehrere Maschen auf ein Mal gestrikt
                                 werden sollten. Sey es nun, daß dieß die Eifersucht seiner Geliebten erregte,
                                 oder daß seine maͤnnlichen Reize durch die weibliche
                                 Beschaͤftigung in ihren Augen verlor, so ist so viel gewiß, daß seine
                                 Bewerbungen mit Spott abgewiesen wurden. Rache trieb ihn nun an auf Realisirung
                                 seiner Idee zu sinnen; Tage und Naͤchte widmete er dem Studium und dem
                                 Baue seiner Maschine, und in Kuͤrze brachte er sie auch wirklich beinahe
                                 so vollkommen zu Stande, wie er sie seinen Nachkommen hinterließ. Nachdem er die
                                 Anwendung dieser Maschine seinem Bruder und seinen uͤbrigen Verwandten
                                 gezeigt hatte, stellte er dieselbe in Cleverton bei Nottingham auf, um als
                                 furchtbarer Rival der weiblichen Hand, arbeit aufzutreten, und um seiner
                                 ehemaligen Geliebten zu zeigen, daß die Liebe eines Mannes von Talent sich nicht
                                 ungestraft verachten laͤßt. Nach fuͤnfjaͤhriger Arbeit mit
                                 seinem Stuhle erkannte er die nationale Wichtigkeit, die derselbe erlangen
                                 koͤnnte, er brachte ihn daher nach London, um daselbst bei Hofe
                                 Unterstuͤzung und Aufmunterung zu finden. Die Zeit war ihm jedoch nicht
                                 guͤnstig; Elisabeth war am Ende ihrer Laufbahn, und ihr Nachfolger war zu
                                 sehr in politische Intriguen verwikelt, als daß er sich mit einem beginnenden
                                 Industriezweige haͤtte abgeben koͤnnen. Ja man sagt sogar, daß,
                                 obschon Lee in des Koͤnigs Gegenwart ein Paar Struͤmpfe auf seinem
                                 Stuhle wirkte, dieser die Maschine dennoch als eine gefaͤhrliche Neuerung
                                 ansah, die die Armen eher um Arbeit und Brod bringen muͤßte, als daß sie
                                 zur Vermehrung der Huͤlfsquellen der Industrie und zur vortheilhaften
                                 Beschaͤftigung vieler Tausende fuͤhren koͤnnte. Die
                                 Aufmunterung, welche der schwachsinnige Pedant Jakob dem englischen
                                 Erfindungsgeiste versagte, ward von Heinrich dem IV. und seinem weisen Minister
                                 Sully gewahrt; denn Lee wurde eingeladen mit
                                 seinen Maschinen nach Frankreich zu kommen. Er fixirte sich mit diesen zu Rouen,
                                 und trug dadurch nicht wenig zur Gruͤndung der Industrie bei, die nunmehr
                                 im Departement der unteren Seine einen so hohen Aufschwung erlangte. Nach
                                 Heinrichs Ermordung ward Lee aber von den
                                 Eingebornen, deren Talente er verdunkelte, neidisch angesehen und als Kezer
                                 verbannt, so daß er gezwungen war in Paris einen Schlupfwinkel gegen die
                                 Verfolgungen einer blutduͤrstigen Bigotterie zu suchen. Hier endete er
                                 seine Tage in geheimem Kummer und in Sorge. Einige seiner Arbeiter entkamen
                                 jedoch nach England, wo sie unter der Anleitung Aston's, eines gewandten Lehrling's Lee's, den
                                 Strumpfwirkerstuhl neuerdings einfuͤhrten und verbesserten, und dadurch
                                 ihrem Vaterlande eine Erfindung wiedergaben, die ihm beinahe verloren gegangen
                                 waͤre. Der erste Stuhl ward im Jahre 1640 in Leicestershire errichtet,
                                 und von daher datirt sich die Strumpfwirkerei, die in den Grafschaften
                                 Nottingham und Derby eine so außerordentliche Ausdehnung erlangt
                                 hat.“
                              
                           
                        
                           
                           Ueber die Kartoffel- und
                              Runkelruͤben-Reiben des Hrn. Quentin Durand.
                           Hr. Quentin Durand besizt ein
                              Patent auf verbesserte Reiben fuͤr Kartoffeln und Runkelruͤben, die
                              sich weit leichter in gutem Stande erhalten lassen, als die gewoͤhnlichen.
                              Der Arbeiter, welcher sie handhabt, kann selbst die Saͤgeblaͤtter
                              auswechseln, ohne daß der Cylinder abgenommen zu werden brauchte; er braucht nur
                              einen der Keile um den anderen heraus zu nehmen, und die Stahlblaͤtter, die
                              an beiden Seiten mit Saͤgezaͤhnen versehen sind, umzukehren, wenn die
                              eine Seite abgenuͤzt ist. Er verfertigt Kartoffelreiben von 8 Nummern zu
                              folgenden Preisen:
                           
                              
                                 Nr. 1 kleine mechanische Reibe mit
                                    Kurbel
                                   120 Fr.
                                 
                              
                                 Nr. 2 groͤßere derlei Reibe mit zwei
                                    Kurbeln
                                   200  –
                                 
                              
                                 Nr. 3 Reibe von einer Pferdekraft mit ihrer
                                    Treibrolle
                                   450  –
                                 
                              
                                 Nr. 4 Reibe von einer Pferdekraft mit
                                    doppelten Gaͤngen
                                   600  –
                                 
                              
                                 Nr. 5 Reibe von zwei Pferdekraͤften
                                    mit einfachem Gang
                                   650  –
                                 
                              
                                 Nr. 6 Reibe von zwei Pferdekraͤften
                                    mit doppelten Gaͤngen
                                   800  –
                                 
                              
                                 Nr. 7 Reibe von 3 bis 4
                                    Pferdekraͤften mit einfachem Gang
                                 1000  –
                                 
                              
                                 Nr. 8 Reibe von 3 bis 4
                                    Pferdekraͤften mit doppelten Gaͤngen
                                 1150  –
                                 
                              
                           Die Runkelruͤben-Reiben haben eine andere Einrichtung, und
                              staͤrkere und groͤbere Saͤgeblaͤtter, die auf
                              aͤhnliche Weise in den Cylinder eingesezt werden. Lezterer ist mit einer
                              mechanischen Buͤrste, die das Reibgeschaͤft sehr beschleunigt,
                              versehen. Die Preise dieser Reiben sind, wie folgt.
                           
                              
                                 Nr. 4 Reibe mit einer Kurbel
                                   150 Fr.
                                 
                              
                                 Nr. 2 Reibe mit zwei Kurbeln
                                   250  –
                                 
                              
                                 Nr. 3 Reibe von einer Pferdekraft mit
                                    Treibrolle
                                   600  –
                                 
                              
                                 Nr. 4 Reibe von einer Pferdekraft mit
                                    doppeltem Gang
                                   750  –
                                 
                              
                                 Nr. 5 Reibe von zwei Pferdekraͤften
                                    mit einfachem Gang
                                   850  –
                                 
                              
                                 Nr. 6 Reibe von zwei Pferdekraͤften
                                    mir doppeltem Gang
                                 1050  –
                                 
                              
                                 Nr. 7 Reibe von 3 bis 4
                                    Pferdekraͤften mit einfachem Gang
                                 1150  –
                                 
                              
                                 Nr. 8 Reibe von 3 bis 4
                                    Pferdekraͤften mit doppeltem Gang
                                 1400  –
                                 
                              
                           Alle diese Apparate koͤnnen mit Pferden, Wasserraͤdern oder
                              Windmuͤhlfluͤgeln in Bewegung gesezt werden. Weitere
                              Aufschluͤsse ertheilt die Société
                                 polytechnique pratique in Paxis. (Recueil
                                 industriel, Maͤrz 1837.)
                           
                        
                           Chomel's
                              Methode die Melasse von dem in Krystallisationsgefaͤßen enthaltenen Zuker zu
                              scheiden.
                           Hr. Chomel in Montreuil sur mer bringt in dem obersten Stokwerke der
                              Trokenanstalt einen Behaͤlter oder ein Reservoir an, welches den bis zum
                              Krystallisiren eingedikten Syrup aufzunehmen hat. Dieser Behaͤlter hat einen
                              falschen Boden aus Metallgitter oder aus einer mit vielen Loͤchern
                              durchbrochenen Kupfers platte. Eine mit diesem falschen Boden communicirende
                              Roͤhre steigt 25 Fuß tief in ein Erdgeschoß herab, und endigt sich daselbst
                              in einen Hahn, der, wenn er geschlossen ist, in der Roͤhre eine
                              Melassensaͤule von 25 Pfd. zu tragen hat; waͤhrend er, wenn er offen
                              ist, dieselbe in einen kleinen Trog entweichen laͤßt, den man stets mit
                              Melasse gefuͤllt erhaͤlt, und in welchen man die Roͤhre
                              untertauchen laͤßt, damit keine Luft in diese eindringen kann. Die
                              uͤberschuͤssige Melasse fließt aus diesem Troge in das
                              Melassen-Reservoir uͤber. Zwischen dem wirklichen und dem falschen
                              Boden des Krystallisationsbehaͤlters sind zwei kleine Tubulirungen
                              angebracht, von denen jede mit einem Hahne ausgestattet ist, und von denen sich die
                              eine in einen Trichter endigt, durch den man Melasse eingießen kann. Um die
                              Melassensaͤule in der Roͤhre herzustellen, wird der untere Hahn
                              geschlossen und bei dem Trichter so lang heiße Melasse eingegossen, bis dieselbe an
                              dem Ende der anderen Tubulirung sichtbar wird; denn dieß ist dann ein Beweis, daß
                              Alles gefuͤllt ist, und daß weder in der Roͤhre, noch zwischen dem
                              wirklichen und falschen Boden des Krystallisationsbehaͤlters mehr Luft
                              enthalten ist. Ist die Saͤule ein Mal hergestellt, so hat man
                              saͤmmtliche Haͤhne genau zu verschließen, und ist der versottene Syrup
                              hierauf in den Behaͤlter eingetragen, so laͤßt man Alles ruhig stehen,
                              bis die Krystallisation vollkommen beendigt ist. Ist dieß der Fall, so durchbricht
                              man die Kruste, die
                              sich gebildet hat, und oͤffnet den unteren Hahn, wo dann die
                              Melassensaͤule also gleich auf 23 Fuß herabsinken wird, weil die
                              Atmosphaͤre keine hoͤhere Saͤule zu tragen vermag. Es entsteht
                              daher unter dem Zuker ein absolut luftleerer Raum, der sich sogleich mit der die
                              Zukerkrystalle umgebenden Melasse fuͤllen, und aus dem angegebenen Grunde
                              immer wieder frisch erneuern wird, so daß ein fortwaͤhrendes und
                              ununterbrochenes Abfließen der Melasse wie durch einen Heber Statt finden wird. In
                              der Werkstaͤtte muß, wie in den gewoͤhnlichen Reinigungsanstalten,
                              eine Temperatur von 15 bis 18° unterhalten werden. Die Zuker lassen sich auf
                              diese Weise in wenigen Minuten besser reinigen, als nach der gewoͤhnlichen
                              Methode in mehreren Tagen. (Aus dem Mémorial
                                 encyclopédique.)
                           
                        
                           Ueber Marsh's Methode kleine Quantitaͤten von Arsenik
                              auszumitteln.
                           Hr. L. A. Buchner jun. theilt
                              im Repertorium fuͤr die Pharmacie Bd. IX. H. 2
                              folgende interessante Bemerkungen zu Marsh's
                              Pruͤfungsart auf Arsenik mit:
                           
                              „Ich habe Marsh's Verfahren zur Ausmittelung
                                 kleiner Quantitaͤten Arseniks (Polyt Journal Bd. LXIII. S. 448) gepruͤft und
                                 bestaͤtigt gefunden. Die hiebei beschriebenen Apparate sind keine anderen
                                 als das bekannte Doͤbereiner'sche
                                 Wasserstoffgas-Reservoir fuͤr kleinere, und eine
                                 gewoͤhnliche Doͤbereiner'sche
                                 Zuͤndmaschine fuͤr groͤßere Mengen der zu pruͤfenden
                                 Fluͤssigkeit. Da aber nicht Jeder im Stande ist, einen solchen Apparat
                                 sich verfertigen zu lassen, so will ich hiezu ein einfacheres und eben so
                                 sicheres Verfahren beschreiben: Man bringe die zu pruͤfende
                                 Fluͤssigkeit sich nahm eine sehr verduͤnnte Aufloͤsung der
                                 arsenigen Saͤure) mit einigen Zinkstuͤkchen in ein
                                 Sezkoͤlbchen oder eine kleine Arzneiphiole, saͤure sie mit so viel
                                 Schwefelsaͤure oder Salzsaͤure an, daß nur langsame Gasentwiklung
                                 Statt findet, fuͤge mittelst eines durchbohrten Korkes eine
                                 Gasentwiklungsroͤhre an und fange das sich entwikelnde Gas unter Wasser
                                 in einer kleinen Gloke (ein Opodeldoc-Glaͤschen leistet denselben
                                 Dienst) auf. Ist diese mit Gas gefuͤllt, so ziehe man sie in senkrechter
                                 Stellung aus dem Wasser und bringe in demselben Momente eine Flamme unter die
                                 Muͤndung, um das Gas anzuzuͤnden, Flaͤchen dem man die
                                 Muͤndung aufwaͤrts kehrt und gegen die Nase haͤlt. Waren in
                                 der Fluͤssigkeit nur Spuren von Arsenik, so erkennt man diese durch den
                                 knoblauchartigen Geruch des verbrennenden Gases; bei groͤßeren Mengen
                                 desselben sezen sich außerdem noch nach dem Verbrennen glaͤnzend schwarze
                                 Fleken von reducirtem Arsenik an der inneren Wandung der Gloke an, und der
                                 Geruch ist viel staͤrker, und bei noch groͤßeren
                                 Quantitaͤten uͤberzieht sich die ganze Gloke theils mit einem
                                 metallglaͤnzenden Ueberzug, theils, und besonders an der Muͤndung
                                 mit einem weißen Anfluge von arseniger Saͤure. Es laͤßt sich also
                                 bei diesem Verfahren die Gegenwart des Arseniks auf dreierlei Weise erkennen:
                                 durch den knoblauchartigen Geruch des verbrennenden Gases, durch den
                                 metallischen Ueberzug von Arsenik und durch den weißen Anflug von arseniger
                                 Saͤure. Spuͤlt man außerdem die Gloke mit etwas Ammoniakliquor
                                 aus, saͤuert die Fluͤssigkeit mit Salzsaͤure an und sezt
                                 Hydrothionsaͤure hinzu, so erhaͤlt man den gelben Niederschlag von
                                 Schwefelarsenik noch obendrein. Daß man zu dem sich entwikelnden Gase selbst
                                 nicht riechen darf, versteht sich bei der hoͤchsten Giftigkeit des
                                 Arsenikwasserstoffs von selbst; ohne Nachtheil kann aber dieses bei dem
                                 verbrannten Gase geschehen. Eben so wenig werde ich zu erwaͤhnen
                                 brauchen, daß man zu diesem Versuche kein arsenikhaltiges Zink oder eine
                                 arsenikhaltige Schwefelsaͤure nehmen darf; die Reinheit derselben kann
                                 ebenfalls aus dem damit entwikelten Wasserstoff erkannt werden.“
                              
                           
                              „Noch muß ich ausdruͤklich bemerken, daß bei diesem Versuche nur
                                 Zink zur Entwiklung des Gases genommen werden darf, und interessant ist es, daß
                                 bei Anwendung von Eisen, wenigstens der gewoͤhnlichen kohlenstoffhaltigen
                                 Drehspaͤne, das entweichende Wasserstoffgas keinen Arsenik aufnimmt.
                                 Sollte dieses verschiedene Verhalten daher kommen, daß der aus Eisen entwikelte
                                 Wasserstoff schon zu sehr mit Kohlenstoff gesaͤttigt ist, um noch Arsenik
                                 aufnehmen zu koͤnnen, oder von einem verschiedenen elektrischen Verhalten
                                 der zur Gasentwiklung verwendeten Metalle? Ich glaube das leztere, weil bei
                                 Anwendung von reinem Zinn zur Entwikelung des Gases aus einer mit Salzsaͤure
                                 angesaͤuerten arsenikhaltigen Fluͤssigkeit das aufgefangene Gas
                                 ebenfalls wenig oder gar keinen Arsenik verraͤth. Beim Verbrennen des so
                                 erhaltenen Gases konnte ich wohl manchmal einen sehr schwachen knoblauchartigen
                                 Geruch wahrnehmen, niemals aber, selbst wenn die Fluͤssigkeit sehr
                                 arsenikhaltig war, einen metallischen Anfing, der jeder Zeit erfolgte, so bald
                                 ich nach Zuwerfen von etwas Zink mit der Gasentwiklung fort, fuhr.“
                              
                           
                        
                           Bemerkungen uͤber den Knochenleim.
                           Der Knochenleim und dessen vortreffliche Eigenschaften erfahren heut zu Tag, wo man
                              uͤber der Wohlfeilheit beinahe alles Uebrige unberuͤksichtigt
                              laͤßt, nicht die gehoͤrige Wuͤrdigung. Der einem Leime
                              zukommende Werth laͤßt sich mit ziemlicher Genauigkeit ermitteln, wenn man
                              denselben 24 Stunden lang in kaltes Wasser einweicht, indem er hiebei eine seinem
                              wirklichen Gehalte an Leim entsprechende Quantitaͤt Wasser absorbirt. Wenn
                              man daher die vorher gewogenen Stuͤke Leim durch Abtroknen von dem ihnen
                              anhaͤngenden Wasser befreit und dann abermals wiegt, so wird man das Gewicht
                              des eingesogenen Wassers, aus dem man die Guͤte des Leimes bemessen kann,
                              erfahren. Der Knochenleim gibt um 1/3 bis zu 1/4 mehr Gallerte als der
                              gewoͤhnliche Tischlerleim, und zwar eine feste, weißliche, der Zersezung
                              lange widerstehende Gallerte, Flaͤchen die Gallerte des Tischlerleimes
                              gewoͤhnlich weich, ohne Consistenz und braun ist, und dabei einer raschen
                              Zersezung unterliegt, besonders im Sommer. Der Tischlerleim kann daher auch nicht
                              zum Colliren der Kette der im Faden gefaͤrbten Baumwollzeuge verwendet
                              werden, indem er durch die Faͤulniß, in welche er geraͤth, den Farben
                              Schaden bringt; anders verhaͤlt sich dieß mit dem Knochenleime, der nicht nur
                              hiezu, sondern sehr wohl auch zum Colliren seidener Ketten verwendet werden kann.
                              Die Bindungskraft des Knochenleimes ist uͤberdieß so stark, daß Holz, welches
                              damit geleimt worden ist, lieber an einer anderen, als an der geleimten Stelle
                              nachgibt. – Um sich einen Leim von gehoͤriger Consistenz zu
                              verschaffen, soll man die Gallerte, welche man durch 24stuͤndiges Einweichen
                              des getrokneten Leimes in kaltem Wasser erhaͤlt, ohne Zusaz von Wasser in
                              einem mit Dampf geheizten Kessel mit doppeltem Boden aufloͤsen. An der
                              Bergwerksadministration in Bouxwiller, wo man Knochenleim fabricirt, hat man
                              gefunden, daß der frisch aus den Knochen ausgezogene Leim das Wasser nicht
                              beigemengt, sondern gebunden enthaͤlt, und daß daher dieser frische Leim weit
                              schwerer zu troknen ist, als solcher, der bereits ein Mal getroknet gewesen war, und
                              in welchem die fruͤhere innige Verbindung von Wasser mit Leim nicht mehr
                              Statt findet. Der getroknete Leim ist hygrometrisch, und zwar in um so
                              hoͤherem Grade, je schlechter er ist. Der frische oder sogenannte
                              gruͤne Leim, dessen man sich haͤufig in den Papierfabriken und zu
                              anderen Zweken bedient, kann daher keine gute Wirkung geben. Um sich Leim zu
                              verschaffen, auf den die Feuchtigkeit der Luft keinen Einfluß hat, soll man
                              denselben wiederholt aufloͤsen und troknen; denn auf diese Weise verliert er
                              das Wasser, welches er gebunden haͤlt und seine hygrometrische
                              Beschaffenheit. Die Holzarbeiter und besonders die Instrumentenmacher wissen dieß
                              recht gut, und troknen sich deßhalb ihren Leim eigens, nachdem sie ihn vorher noch
                              ein Mal aufgeloͤst haben. In Frankreich steht der Knochenleim um 25 bis 30
                              Proc. hoͤher im Werthe; er ist auch allen Leimsorten vorzuziehen: mit
                              Ausnahme jedoch des sogenannten Koͤllner Leimes, der der beste ist. (Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen, No. 45.)