| Titel: | Verbesserter Webstuhl zum Weben von Regenschirmzeugen mit Bordüren; von der Erfindung der HH. W. Rooke und James Bellinger, Seidenweber von Bethnal-Green. | 
| Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. VI., S. 21 | 
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                        VI.
                        Verbesserter Webstuhl zum Weben von
                           Regenschirmzeugen mit Borduͤren; von der Erfindung der HH. W. Rooke und James Bellinger, Seidenweber
                           von Bethnal-Green.
                        Aus den Transactions of the Society of arts. Vol. LI.
                              P. I. S. 93.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Rooke's Webstuhl fuͤr Regenschirmzeuge.
                        
                     
                        
                           Man verziert die Regenschirme dermalen gewoͤhnlich mit Borduͤren oder
                              Mustern, die aus vollkommen gleichen und aͤhnlichen Tupfen oder sonstigen
                              Figuren bestehen, und zu deren Erzeugung eine und dieselbe Anzahl von Wuͤrfen
                              der Schuͤze erforderlich ist. Man hat, wenn man diese Borduren in dem
                              gewoͤhnlichen Webstuhle weben will, fuͤnf Tretschaͤmel
                              noͤthig: naͤmlich einen fuͤr den Grund (den die englischen
                              Weber tabby zu nennen pflegen) und vier fuͤr das
                              Muster. Diese vier lezteren muͤssen in einer bestimmten Ordnung getreten, und
                              waͤhrend einer bestimmten Anzahl der Bewegungen des ersteren in einer und
                              derselben Stellung erhalten werden. Der Weber muß daher stets mit der
                              groͤßten Aufmerksamkeit auf alle diese verschiedenen Bewegungen Acht haben,
                              weßhalb denn auch nur sehr gewandte Individuen zur Fabrication dieser Art von
                              Stoffen verwendet werden koͤnnen.
                           Hr. Rooke erfand bereits fruͤher eine Verbesserung
                              des gewoͤhnlichen Jacquard-Stuhles, wodurch
                              die Wiederholung der Pappendekel fuͤr den Grund vermieden wird.Dieser verbesserte Jacquard-Stuhl wurde im
                                    polytechnischen Journal Bd. LXIV. S.
                                       258 beschrieben.A. d. R. Er bewerkstelligte dieß, indem er die Pappendekel des Grundes in eine kleine
                              Jacquard'sche Maschine brachte, die er auf solche
                              Weise mit der großen verband, daß eine einfache Reihe von vier Grundpappendekeln
                              genuͤgte, um durch bestaͤndige Wiederholung irgend eine beliebige
                              Quantitaͤt Grund zu erzeugen.
                           In der gegenwaͤrtigen Maschine nun wird die Kette, indem nur zwei
                              Tretschaͤmel in Anwendung gebracht sind, mit Staͤben (lams) aufgehoben. Einer dieser Tretschaͤmel steht
                              direct mit jenen Staͤben, die er aufzuheben hat, in Verbindung; der andere
                              hingegen verrichtet sein Geschaͤft mit Huͤlfe der kleinen Maschine,
                              die mit einem sehr einfachen Apparate bereichert wurde, wodurch das Prisma
                              verhindert wird sich waͤhrend des Webens eines Spatiums umzudrehen. Hieraus
                              folgt, daß fuͤr jedes Spatium ein Pappendekel hinreicht, indem er sich
                              waͤhrend einer hinreichenden Anzahl von Schuͤzenwuͤrfen
                              fortwaͤhrend darbietet. Ist ein Spatium vollendet, so gestattet der Apparat,
                              daß das Prisma eine zweite Flaͤche darbiete, die dann gleichfalls wieder bis
                              zur Vollendung des zweiten Spatiums beibehalten wird, und auf diese Weise geht es in
                              regelmaͤßiger Ordnung fort. Der Apparat laͤßt sich durch einfaches
                              Auswechseln einer Rolle oder Scheibe so stellen, daß eine geringere oder
                              groͤßere Anzahl von Schuͤzenwuͤrfen auf jedes Spatium kommt; in
                              der beigefuͤgten Zeichnung ist angenommen, als gebe er acht Wuͤrfe:
                              naͤmlich 4 mit dem einen, und 4 mit dem anderen Tretschaͤmel.
                           Fig. 54 zeigt
                              die Maschine vom Ende her betrachtet. a ist das Ende des
                              Hebels, der bloß die Stangen (lams) aufhebt; b hingegen ist das Ende eines anderen Hebels, der den
                              Jacquard'schen Theil der Maschine in Bewegung sezt,
                              indem er die durch punktirte Linien angedeutete Stange c
                              aufhebt. Das Geschaͤft dieser lezteren ist: alle jene Haken, die ihr
                              dargeboten sind, emporzuheben, und zugleich die Lade d
                              mit dem umlaufenden vierseitigen Prisma e, e
                              auszustoßen, um lezterem zur Veraͤnderung seiner Flaͤche Gelegenheit
                              zu geben: welche Gelegenheit jedoch nur zu bestimmten Zeitperioden benuzt wird. Zu
                              diesem Zweke wird der Hebelhaken f, f, der bisher einen
                              der Zapfen e zu erfassen und ihn waͤhrend der
                              Schwingung des Prisma's zuruͤkzuhalten hatte, damit dieses solcher Maßen eine
                              Viertelumdrehung vollbrachte, hier waͤhrend des Webens eines Spatiums
                              emporgehalten, so daß er erst nach Vollendung eines solchen einfaͤllt. Hat er
                              hiedurch eine zweite Flaͤche des Prisma's und der Pappendekelkarte dargeboten, so wird er
                              neuerdings wieder emporgehoben. Um dieß zu bewirken ist uͤber dem Schwanze
                              des Hebelhakens f eine Rolle g angebracht, in deren Umfang sich ein Ausschnitt befindet. Wenn dieser
                              Ausschnitt uͤber den Schwanz zu stehen kommt, so kann dieser in den
                              Ausschnitt emporsteigen, waͤhrend dagegen der an dem anderen Ende des Hebels
                              befindliche Haken herabsinkt. Die Rolle wird von der Luͤpfstange c aus in Bewegung gesezt, indem dem Ende dieser lezteren
                              gegenuͤber eine Fuge h, h angebracht ist, durch
                              welche der Zapfen i hervorragt. Wenn sich dieser Zapfen
                              nun nach Aufwaͤrts bewegt, so kann der Hebel j
                              herabsinken, wo dann die an ihm befestigte beschwerte Schnur k, die um eine glatte Kehle der Rolle g
                              geschlungen ist, um die Rolle gleitet, ohne sie in Bewegung zu sezen, indem eine
                              Feder l mit solcher Gewalt auf das vierekige Ende dieser
                              Rolle druͤkt, daß ihr Umlaufen dadurch verhindert ist. Wenn sich der Zapfen
                              i hingegen nach Abwaͤrts bewegt, so bewirkt
                              er, daß der Hebel j die Schnur k aufzieht, und daß die Rolle g in Folge
                              hievon eine Viertelumdrehung vollbringt, indem die Verhaͤltnisse des Hebels
                              j und der Durchmesser der Kehle der Rolle genau
                              darnach berechnet sind. Auf diese Weise hebt also die Stange c einen bestimmten Theil der Kette waͤhrend eines Umganges der
                              Rolle g gerade vier Mal auf. Ist ein Umgang vollbracht,
                              so bringt der Haken f den naͤchsten Pappendekel
                              herbei, der nachdem er vier Mal dargeboten worden ist, gleichfalls wieder
                              voruͤber geht. Die Zahl der auf jedes Spatium kommenden Wuͤrfe
                              haͤngt demnach von der Anzahl der Zuͤge ab, welche erfordert werden,
                              um einen vollkommenen Umgang der Rolle g zu erzeugen,
                              wozu eben so viele Ausschnitte, in die die Feder l
                              einfallen kann, noͤthig sind. Wenn z.B. 8 Schuͤzenwuͤrfe
                              noͤthig sind, so muß die Schnur k acht Mal
                              angezogen werden, wozu acht Ausschnitte fuͤr die Feder l noͤthig sind; auch muß der Hebel j so
                              berechnet seyn, daß er die Schnur k jezt nur um den
                              achten Theil eines Umganges der Rolle g anzieht; oder es
                              muß bei m ein Zapfen unter ihm angebracht seyn, der sein
                              weiteres Herabsinken hemmt. Diese leztere Art der Bewegung des Hebels j Schranken zu sezen, bietet am meisten Genauigkeit,
                              indem die Elasticitaͤt oder die Dehnung der Schnur keinen Einfluß darauf hat;
                              und indem mehrere Loͤcher fuͤr den Zapfen m angebracht seyn koͤnnen, so daß sich jeder Umgang der Rolle g ganz beliebig abtheilen laͤßt. Die Zahl der in
                              einem Muster vorkommenden Spatien wird von der Anzahl der Pappendekel
                              abhaͤngen. Sollte der zwischen den Mustern gewuͤnschte Grund breiter
                              als ein Spatium seyn, so braucht man, wenn der Grund-Pappendekel dargeboten
                              ist, nur eine Schnur anzuziehen, welche den Haken f so
                              lange empor haͤlt, als man will, wo dann die beiden Tretschaͤmel nur glatten Grund
                              weben werden. Derselbe Zwek laͤßt sich auch erreichen, wenn man den Hebel j empor haͤlt.
                           Fig. 56 gibt
                              eine seitliche Ansicht der Rolle g. Fig. 57 zeigt einen der
                              Ausschnitte, in welchen der gebogene Schwanz des Hakens f einfaͤllt, um dem Haken hinreichenden Spielraum zu gestatten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
