| Titel: | Ueber eine Verbesserung des Wollaston'schen Reflections-Goniometers. Von Hrn. Edward Sang Esq. F. R. S. E., Vicepräsident der Society of arts in Edinburgh etc. | 
| Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. VIII., S. 27 | 
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                        VIII.
                        Ueber eine Verbesserung des Wollaston'schen
                           Reflections-Goniometers. Von Hrn. Edward Sang Esq. F. R. S. E.,
                           Vicepraͤsident der Society of arts in Edinburgh etc.
                        Aus dem Edinburgh new Philosophical Journal. April
                              – Julius 1837.
                        Sang, uͤber Wollaston's
                           Reflections-Goniometer.
                        
                     
                        
                           Der von Wollaston erfundene Reflections-Goniometer
                              ist beinahe das einzige Instrument, dessen man sich gegenwaͤrtig bei
                              krystallographischen Untersuchungen bedient; obschon dessen Anwendung in seiner
                              dermaligen Gestalt muͤhselig und dennoch unsicher ist. Das Instrument ist in
                              der That ein unvollkommenes, weil es nicht alle zur Bestimmung der Winkel der
                              Krystalle noͤthigen Elemente in sich selbst enthaͤlt; und weil, bevor
                              man es zum Messen der Neigung zweier Krystallflaͤchen gegen einander benuzen
                              kann, in einer bedeutenden Entfernung von dem Tische, auf dem das Instrument steht,
                              und genau in gleichen Entfernungen von seiner Bewegungsachse zwei parallele Linien gezogen
                              werden muͤssen. Die Achse muß gleichfalls mit diesen Linien in Parallelismus
                              gebracht werden, bevor man zur Adjustirung des Krystalles selbst schreiten kann. In
                              diesem Zustande nun steht der Goniometer der Spindel der Drehbank weit nach; er ist,
                              was die Genauigkeit betrifft, eben so vollkommen wie diese, waͤhrend ihm die
                              Staͤtigkeit und die Dimensionen der lezteren fehlen. Ich bediente mich lange
                              Zeit des Kopfes meiner Drehbank als Goniometer, und thue dieß bei
                              Gegenstaͤnden von irgend bedeutenden Dimensionen noch fortwaͤhrend,
                              nachdem ich mir von Hrn. Adie eine Graduirung fuͤr
                              Minuten verschafft hatte.
                           Wenn man die Hoͤhe der reflectirenden Oberflaͤche uͤber dem
                              Mittelpunkte, so wie sie von dem Drehstahle des Supportes angedeutet wird, mißt, so
                              erhaͤlt man leicht die Parallaxe, so daß nichts weiter zu wuͤnschen
                              uͤbrig bleibt, als daß der Apparat auch tragbar waͤre. Mit
                              Huͤlfe einer sehr einfachen Vorrichtung ließe sich selbst eine Wiederholung
                              des Winkels erzielen, und jeder Fehler in der Theilung oder Centrirung des
                              Gradbogens corrigiren. Ich fand jedoch diesen Zusaz nicht durchaus
                              noͤthig.
                           Da es vielleicht manchem Besizer einer Drehbank angenehm seyn duͤrfte zu
                              erfahren, wie sich dieselbe in ein Instrument verwandeln ließe, womit man Winkel mit
                              aller Genauigkeit messen kann, so will ich die hiezu noͤthigen Modificationen
                              angeben.
                           Das erste Requisit ist eine Tangentenschraube oder eine sogenannte langsame Bewegung
                              (slow motion) fuͤr die Spindel. Die an den
                              Theodoliten gebraͤuchliche entspricht diesem Zweke sehr gut; noch besser aber
                              ist eine solche, wie sie Robinson an seinen kleinen
                              astronomischen Kreisen anwendet. Jeder einiger Maßen geuͤbte Dreher wird sich
                              eine derlei Vorrichtung leicht zu seinem Gebrauche zu verfertigen wissen. Als
                              zweites Requisit bedarf man eines genau graduirten Kreisbogens. Um sich diesen zu
                              verschaffen, soll man einen messingenen Kreis genau an irgend einen Theil der
                              Spindel oder der Rolle anpassen, so daß er mit Sicherheit abgenommen und wieder an
                              Ort und Stelle gebracht werden kann. Dieser Kreis muß mit einer Theilungsmaschine in
                              Grade eingetheilt werden. An meiner Drehbank hat er 6,9 Zoll im Durchmesser; er ist
                              in Drittheile von Graden eingetheilt; die Unterabtheilung in einzelne Minuten
                              bewerkstellige ich mit Huͤlfe eines Verniers. Ich werde mir jedoch zu
                              demselben Zweke in Baͤlde einen Mikrometer verschaffen, weil dadurch das
                              Ablesen bedeutend erleichtert wird, und weil sich der Rand, auf dem sich mein
                              Vernier bewegt, schon merklich abgerundet hat.
                           Die Drehbank gewinnt durch diese Zusaͤze wesentlich an Brauchbarkeit. Man kann
                              sich ihrer z.B. zum Graduiren bedienen; und zwar besonders in Faͤllen, wo die Gradeintheilungen
                              ungleich werden sollen, wie an Logarithmenkreisen u. dergl.; oder man kann sie bei
                              der Verfertigung von Uhrwerken benuzen, wenn damit die Abweichungen von den
                              mittleren Bewegungen angedeutet werden sollen. Eben so leistet sie in Verbindung mit
                              den Graduirungen des Supportes gute Dienste, um mittelst der Polarcoordinaten eine
                              Reihe von Punkten auf irgend einem Gegenstande anzubringen. Ich finde es
                              naͤmlich gar nicht schwer meinen Drehstuhl auf diese Weise innerhalb des
                              tausendsten Theiles eines Zolles zu fuͤhren.
                           Um eine dergestalt ausgeruͤstete Drehbank als Reflections-Goniometer zu
                              benuzen, hat man nur noch fuͤr ein adjustirbares Futter, womit man die
                              Stellung des an diesem fixirten Krystalles adjustiren kann, zu sorgen. Ich verfuhr
                              dabei folgender Maßen. Da ich bereits ein cylindrisches Futter mit acht
                              Stellschrauben besaß, dessen ich mich bediente, um Zapfen genau damit abzudrehen, so
                              nahm ich einen vierkantigen Eisenstab, den ich gut centrirt in das Futter einsezte,
                              und an dessen Ende ich ein Stuͤk kegelfoͤrmig abdrehte. An diesem
                              Kegel brachte ich ein kleines Messingstuͤk mit ebener Oberflaͤche an,
                              an die ich den Krystall oder das Prisma, welches gemessen werden sollte, kittete.
                              Mittelst der Stellschrauben, von denen sich vier an dem einen, und vier an dem
                              anderen Ende des vierkantigen Eisenstabes bewegten, konnte ich die Flaͤchen
                              des Krystalles mit der Achse der Drehbank in Parallelismus bringen. Die erste
                              Approximation erhielt ich leicht, indem ich das von der einen Seite der Schere
                              reflectirte Bild mit dem directen Bilde der anderen Seite zusammenfallen machte. Um
                              noch eine weitere und genauere Adjustirung zu erlangen, ging ich auf folgende Weise
                              zu Werke. Ich befestigte an der der Drehbank gegenuͤber liegenden Wand des
                              Gemaches eine papierne Scala, deren Graduirungen so stark aufgetragen waren, daß man
                              sie von der Drehbank aus deutlich unterscheiden konnte, und brachte an derselben
                              Wand, aber in der Naͤhe des Fußbodens, ein kleines, kreisrundes, schwarzes
                              Zeichen an. Dann machte ich das Bild der Scala mit dem kreisrunden Fleken
                              zusammenfallen, und notirte den culminirenden Grad, um hierauf, indem ich den Kopf
                              der Drehbank zur Haͤlfte umdrehte, den Reflex des Flekens mit der Scala in
                              Beruͤhrung zu bringen. Wenn hiebei abermals derselbe Grad abgelesen werden
                              konnte, so war keine weitere Adjustirung noͤthig; war hingegen irgend eine
                              Differenz bemerkbar, so corrigirte ich diese zur Haͤlfte mittelst der in dem
                              Futter befindlichen Stellschrauben. Um bei den weiteren Adjustirungen Zeit zu
                              ersparen, brachte ich an dem zwischen den beiden Ablesungen befindlichen Mittel ein
                              Merkzeichen an, welches ich spaͤter jedes Mal mit dem in der Naͤhe des Bodens angebrachten
                              verglich: wenigstens wenn die Stellung der Drehbank keine Veraͤnderung
                              erlitt. Wenn sich die beiden Merkzeichen in gleicher Entfernung von der Achse der
                              Drehbank befinden, so werden die beiden Ablesungen von dem Gradbogen nicht genau um
                              180° von einander differiren; sondern um jenes + oder – der doppelten
                              Parallaxe, welches daraus erwaͤchst, daß die Flaͤche des Krystalles
                              nicht wirklich laͤngs der Achse der Spindel laͤuft. Die Haͤlfte
                              der Summe der beiden Ablesungen wird also von dem Einflusse der Parallaxe befreit
                              seyn; und eben dieß wird auch mit der analogen Haͤlfte der Summe, die die
                              andere Flaͤche des Krystalles gibt, der Fall seyn, so daß die Differenz
                              zwischen den beiden halben Summen die gesuchte Neigung andeuten wird.
                           Um die Messung mit einem anderen Theile des Gradbogens zu wiederholen, braucht man
                              das Messingstuͤk nur an dem Kegel, an dem es angebracht ist, umzudrehen. Da
                              jedoch die Achse des Kegels nicht mit jener der Spindel zusammenfaͤllt, außer
                              es traͤfe dieß durch irgend einen Zufall ein, so wird dann eine neue
                              Adjustirung des Krystalles erheischt. Eine solche Wiederholung duͤrfte jedoch
                              kaum noͤthig erscheinen, da die Ablesung immer an den beiden
                              gegenuͤber liegenden Seiten des Gradbogens geschieht, und also jeder Irrthum
                              in der Centrirung ohnedieß beseitigt ist. Ein Fehler in der Graduirung, welcher bis
                              auf Minuten hinauf reicht, ist heut zu Tage wohl nicht mehr zu
                              befuͤrchten.
                           Dieser Apparat ist, wie ich mich durch viele Versuche uͤberzeugte, vollkommen
                              genuͤgend um die Neigung zweier reflectirender Oberflaͤchen bis auf
                              eine Minute genau zu ermitteln. Ich glaube nicht, daß um noch genauere Messungen mit
                              demselben zu erzielen irgend etwas anderes noͤthig ist, als dessen
                              Ausstattung mit dem Teleskope und die Anwendung einer genaueren Graduirung. Von so
                              großem Nuzen das Ganze aber auch in den Werkstaͤtten seyn mag, so eignet
                              sich's im Allgemeinen doch nicht fuͤr den Krystallographen, der ein tragbares
                              und leicht zu handhabendes Instrument fordert.
                           Die Handhabung des gewoͤhnlichen Reflections-Goniometers gleicht jener
                              des eben beschriebenen Apparates in jeder Hinsicht, mit dem Unterschiede jedoch, daß
                              ihre Operationen der gehoͤrigen Staͤtigkeit und Sicherheit ermangeln.
                              Besonders uͤberragt eine Quelle der Ungenauigkeit alle uͤbrigen in
                              solchem Grade, daß sie allein das ganze Instrument charakterisirt: ich meine hiemit
                              den Mangel an Stabilitaͤt in dem Gestelle, welches den Lever traͤgt,
                              welcher Mangel theils daraus erwaͤchst, daß der Goniometer von den beiden
                              parallelen Linien oder Vergleichsobjecten befreit ist, theils aber in der
                              Leichtigkeit des Gestelles seinen Grund hat. Jede Veraͤnderung in der
                              Stellung, die
                              waͤhrend der Beobachtungen vorkommt, bedingt auch einen Irrthum in den
                              Resultaten; und wenn nicht besondere Vorsichtsmaßregeln, wie z.B. Befestigung des
                              Instrumentes an dem Tische, getroffen werden, so kann man sich nie ganz auf die
                              angestellten Messungen verlassen.
                           Es ist jedoch nicht so schwer dieser Unvollkommenheit abzuhelfen, und dem
                              gewoͤhnlichen Goniometer eine eben so compacte als vollkommenere tragbare
                              Gestalt zu geben. Ich befestige zu diesem Zweke an der Sohle des Instrumentes
                              mittelst zweier Schrauben, von denen sich die eine in einer runden Oeffnung, die
                              andere hingegen in einer im Bogen laufenden Laͤngenspalte bewegt, eine kleine
                              Messingplatte, so zwar, daß dieser lezteren durch die erstere Schraube eine
                              beschraͤnkte Bewegung im Kreise herum gestattet ist, waͤhrend sie
                              durch die zweite in jeder beliebigen Stellung fixirt werden kann. Auf dieser Platte
                              befestige ich ein kleines Gestell, auf dessen obere Flaͤche (welcher ich eine
                              Neigung von beilaͤufig 45° gebe, obschon es eigentlich hierauf nicht
                              genau ankommt) ich ein Stuͤk guten duͤnnen Tafelglases lege. Anstatt
                              nun das von einem Objecte reflectirte Licht mit dem directen Lichte irgend eines
                              anderen Objectes in Coincidenz zu bringen, bewirke ich, daß dasselbe mit dem von der
                              Glasplatte reflectirten Lichte zusammenfaͤllt. Ist diese Coincidenz erlangt,
                              so werden die reflectirenden Oberflaͤchen mit einander parallel laufen, wenn
                              wir auf die Parallaxe nicht Ruͤksicht nehmen. Durch die naͤchste
                              Coincidenz wird die zweite Flaͤche in dieselbe Stellung gelangen; und auf
                              diese Weise wird man dann die Neigung erhalten: vorausgesezt, daß die Parallaxen in
                              beiden Faͤllen dieselben sind.
                           Mit Huͤlfe eines solchen permanenten Reflectors kann man alle seine
                              Beobachtungen mit Bildern eines und desselben Objectes, welches man in einer
                              geeigneten Entfernung waͤhlen kann, anstellen. Die Coincidenzen werden sich
                              leichter beobachten lassen, als jene eines Objectes mit einem anderen. Die Parallaxe
                              laͤßt sich jederzeit so unbedeutend machen, daß sie keinen wesentlichen
                              Einfluß auf die Resultate uͤbt; ja sie ließe sich gaͤnzlich vermeiden,
                              wenn man sein Object in der Entfernung von einer halben englischen Meile
                              waͤhlte. Allein selbst wenn man gezwungen waͤre, einen benachbarten
                              Gegenstand zu waͤhlen, waͤre die Parallaxe bei den Beobachtungen doch
                              noch immer leicht zu umgehen. Bevor irgend eine Beobachtung angestellt wird, muß die
                              Flaͤche des Reflectors mit der Achse des Instrumentes in Parallelismus
                              gebracht werden: eine Adjustirung, welche durch die beschraͤnkte Bewegung der
                              Messingplatte gestartet ist. Ist dieß geschehen, so kittet man eine Substanz, welche
                              eine ziemlich ausgedehnte und gut polirte Oberflaͤche darbietet, an den
                              Goniometer, und bringt
                              das auf ihr bemerkbare Bild irgend eines entfernten Objectes mit jenem Bilde,
                              welches man in dem permanenten Reflector bemerkt, in Coincidenz. Darauf dreht man
                              den Gradbogen des Goniometers zur Haͤlfte um, wo dann, wenn die Adjustirung
                              nicht zufaͤllig verruͤkt ward, das Instrument, wenn man es als
                              Sextanten braucht, nicht laͤnger mehr die Coincidenz zeigen wird, indem es
                              sowohl das directe Licht von dem Objecte als auch das zwei Mal reflectirte Licht
                              desselben erhaͤlt. Die beiden Bilder werden in einer Flaͤche, welche
                              durch die Bewegungsachse geht, erscheinen, und durch die Bewegung des permanenten
                              Reflectors muß die eine Haͤlfte der Distanz corrigirt werden; waͤhrend
                              die Correction der anderen Haͤlfte durch die Bewegung des Adjustirapparates
                              des Goniometers vorgenommen wird. Nachdem dieß geschehen ist, muß die Operation so
                              oft wiederholt werden, bis kein Fehler mehr zu entdeken ist, wo sich dann der
                              permanente Reflector in Parallelismus mit der Achse befindet.
                           Die Moͤglichkeit, eine Coincidenz zu erzielen, wird genuͤgen, um zu
                              zeigen, daß die Flaͤche eines Krystalles gehoͤrig an dem Goniometer
                              angebracht worden ist. Waͤhrend all dieser Operationen kann man das
                              Instrument wie einen Reflectionskreis in der Hand halten, indem die Coincidenzen von
                              der absoluten Stellung der Theile ganz unabhaͤngig und nur durch deren
                              relative Stellung bedingt sind. Wenn der Beobachter mit einem silbernen, an der
                              Achse zu befestigenden Spiegel versehen ist, so kann das Instrument auch wirklich
                              als ein sehr brauchbarer Reflexionskreis benuzt werden.
                           Wenn saͤmmtliche Beobachtungen mit einem und demselben Objecte angestellt
                              werden, so wird jener Theil der Parallaxe, der von der Entfernung der Achse von dem
                              Punkte, an welchem der Reflex an dem permanenten Reflector Statt findet,
                              abhaͤngt, constant bleiben, und mithin auf alle Ablesungen einen gleichen
                              Einfluß ausuͤben, so daß man ihn ganz unberuͤksichtigt lassen kann.
                              Nur wenn das Object sehr nahe, d.h. nur einige wenige Fuß entfernt ist, hat man die
                              Vorsicht zu gebrauchen, daß man immer einen und denselben Theil der
                              Oberflaͤche benuzt, oder daß man das Auge bei Betrachtung der Theile des
                              Goniometers stets auf eine bestimmte Weise richtet. Die von der Entfernung der Achse
                              des Instrumentes von der Krystallflaͤche bedingte Parallaxe muß jedoch in
                              Betracht gezogen werden. Diese wird bei der directen Beobachtung das Ablesen
                              allerdings auf eine Weise beeintraͤchtigen; allein bei der Gegenbeobachtung
                              wird dieselbe Parallaxe die entgegengesezte Wirkung haben, so daß beide Ablesungen
                              von deren Einfluß befreit werden, und daß mithin die Haͤlfte der Differenz
                              zwischen der Summe der Ablesungen an der einen und der Summe der Ablesungen an der
                              anderen Krystallflaͤche deren Neigung gegen einander angibt. Bei diesem Verfahren
                              ist jeder Mangel in der Centrirung vollkommen corrigirt; leider ist aber dasselbe
                              bei kleinen Krystallen etwas muͤhselig, weßhalb denn die Wiederholung der
                              Messung nach der directen Methode den Vorzug verdient, besonders wenn man ein Object
                              in einiger Entfernung waͤhlt.
                           Die Oberflaͤche des permanenten Reflectors darf nicht zu glaͤnzend
                              seyn, weil sonst das von ihr gegebene Licht zu stark seyn und die richtige
                              Erkenntniß des anderen Bildes verhindern wuͤrde. Wenn man das Auge etwas
                              weniges nach Ruͤk- und Vorwaͤrts bewegt, so wird man wohl eine
                              Stellung finden, in welcher beide Bilder einen gleichen Grad von Helle besizen,
                              wodurch die Erkenntniß der Coincidenz wesentlich erleichtert wird.
                           Schließlich muß ich bemerken, daß die nach der gewoͤhnlichen Methode an dem
                              Instrumente angebrachten Aufhaͤlter der Bewegung des ganzen Apparates sehr
                              hinderlich sind; weßhalb ich rathe, sie in jedem Falle ganz und gar zu
                              beseitigen.
                           
                        
                           Anhang.
                           Hr. James D. Forbes erstattete der Society of arts im Namen einer Commission einen Bericht uͤber die
                              in Obigem angedeute Verbesserung des Reflections-Goniometers, der im
                              Wesentlichen also lautet.
                           
                              „Die Erfindung des Hrn. Sang besteht in einem
                                 flachen Spiegel, der einer solchen Adjustirung theilhaftig ist, daß die
                                 Reflectionsflaͤche gegen die Achse des Instrumentes senkrecht gerichtet
                                 ist. Anstatt das Bild eines Objectes (wie z.B. ein Fensterblei), welches von der
                                 Oberflaͤche des zu messenden Krystalles reflectirt wird, mit einem
                                 zweiten Objecte (wie z.B. ein dem ersteren paralleles Fensterblei) in Coincidenz
                                 zu bringen, schlaͤgt Hr. Sang vor, den Reflex
                                 eines einzelnen Objectes von einem flachen, an dem Instrumente angebrachten
                                 Objecte zu benuzen.“
                              
                           
                              „Diese Modification ist eben so einfach als leicht praktisch
                                 ausfuͤhrbar. Wenn man sich eines Instrumentes von der
                                 gewoͤhnlichen Einrichtung bedient, so kann das Bild des ersten Objectes
                                 A, welches von dem Krystalle reflectirt wird,
                                 nur dann mit dem direct beobachteten zweiten Objecte B in Coincidenz gebracht werden, wenn das Instrument in vollkommenem
                                 Zustande der Ruhe verbleibt: und zwar in welcher Entfernung sich das eine oder
                                 das andere Object auch immer befinden mag. Veraͤndert man die Stellung
                                 des Goniometers oder jene des an ihm befestigten Krystalles auch nur im
                                 Geringsten, so wird die scheinbare Coincidenz des reflectirten Bildes von 
                                 A mit dem Bilde von B um
                                 den doppelten Winkel, durch den die reflectirende Oberflaͤche des
                                 Krystalles bewegt wurde, abweichen. Hieraus folgt also, daß die geringste
                                 Unstaͤtigkeit der Hand des Beobachters oder des Instrumentes selbst eine
                                 gewisse Unsicherheit in der Erzeugung der Coincidenz veranlaßt. Bedient man sich
                                 hingegen einer permanenten, an dem Instrumente selbst angebrachten,
                                 reflectirenden Oberflaͤche, um ein zweites Bild von A, welches dem Ende des Objectes B entspricht, zu erhalten, so wird eine
                                 Erschuͤtterung des Instrumentes, indem sie beide Oberflaͤchen
                                 gleichmaͤßig afficirt, die Genauigkeit des Instrumentes nicht
                                 beeintraͤchtigen; so zwar, daß das neue Instrument, selbst wenn es gleich
                                 einem Reflectionskreise oder Sextanten in der Hand gehalten wird, eben so genaue
                                 Messungen geben wird, als wenn es an dem festesten Tische befestigt
                                 waͤre. Wenn die Entfernung des Objectes A
                                 bedeutend ist, so beschraͤnkt sich die Adjustirung einfach darauf, daß
                                 man zwischen der reflectirenden Oberflaͤche des Krystalles und der an dem
                                 Instrumente befestigten, permanenten, reflectirenden Oberflaͤche den
                                 Parallelismus herstellt.“
                              
                           Die Commission bat sich durch Versuche uͤberzeugt, daß dieser Zusaz zu dem
                              Reflections-Goniometer seiner Einfachheit ungeachtet von sehr großem
                              praktischem Nuzen ist.Hr. Sang erhielt fuͤr seine Erfindung,
                                    deren er sich schon mehrere Jahre vor ihrer Bekanntmachung bediente, von der
                                    Society of arts for Scotland die große
                                    silberne Medaille.A. d. R.