| Titel: | Ueber das Versilbern des Messings, von J. C. Dernen in Bonn. | 
| Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. XLIX., S. 197 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLIX.
                        Ueber das Versilbern des Messings, von J. C. Dernen in Bonn.
                        Aus dem Journal fuͤr praktische Chemie. Bd. X.
                              S. 343.
                        Dernen, uͤber das Versilbern des Messings.
                        
                     
                        
                           Durch die vielen verschiedenen Vorschriften, welche uͤber das Versilbern des
                              Messings gegeben worden sind, wurde ich veranlaßt, folgende Versuche uͤber
                              diesen Gegenstand in der Absicht anzustellen, um zu erfahren, welche von den vielen,
                              in den so mannigfaltigen Vorschriften angegebenen Stoffen wesentlich sind, und jene
                              kennen zu lernen, welche als unwesentlich wohl aus den so sehr zusammengesezten
                              Vorschriften entfernt werden koͤnnten.
                           Um nun eine moͤglichst vollstaͤndige Uebersicht aller, bis jezt beim
                              Versilbern angewandten Stoffe zu bekommen, suchte ich alle Vorschriften uͤber
                              diesen Gegenstand zu sammeln, und vergleichend zusammen zu stellen. Die Mittheilung
                              aller dieser Vorschriften wuͤrde hier zu viel Raum einnehmen, da ich deren
                              bis jezt 26 sammelte, und da dieselben auch groͤßten Theils nur der
                              Quantitaͤt der einzelnen Bestandtheile nach verschieden sind. Ich stelle
                              leztere nach den beiden am haͤufigsten angewandten Arten des Versilberns,
                              naͤmlich der kalten und warmen Versilberung, so zusammen, daß ich alle
                              Stoffe, welche ich in den verschiedenen Vorschriften fand, als zu einer Vorschrift
                              gehoͤrend, unter einander schreibe.
                           In den Vorschriften zur warmen Versilberung fand ich folgende Bestandtheile.
                           
                              
                                 Chlorsilber,Salmiak,Kochsalz,Glasgalle,
                                 
                                    
                                    
                                 oder nach Andern durch Kupfer reducirtes Silber.
                                    diese Ingredienzien fanden sich in allen Vorschriften.
                                 
                              
                                 Weinstein,Aezsublimat,Zinkvitriol,
                                 
                                    
                                    
                                 kamen nur in einzelnen Recepten vor.
                                 
                              
                           Als Bestandtheile der kalten Versilberung fand ich:
                           
                              
                                 Chlorsilber,KochsalzWeinstein,
                                 
                                    
                                    
                                 oder Silberoxyd, oder reducirtes Silber,
                                    odersalpetersaure Silberaufloͤsung.kamen in allen Recepten
                                    vor.
                                 
                              
                                 
                                    Alaun,Kreide,Sublimat,Queksilber,
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 fanden sich einzeln nur in einigen
                                    Vorschriften.
                                 
                              
                           Da vielleicht Manchem das Verfahren beim Versilbern unbekannt seyn koͤnnte, so
                              erlaube ich mir das Technische beim Versilbern hier kurz mitzutheilen:
                           Die Bestandteile der Versilberung werden aufs feinste gerieben und unter einander
                              gemischt, dann mit Wasser zu einem diken Brei angeruͤhrt.
                           Die zu versilbernden Arbeiten werden gegluͤht, dann in mit Wasser
                              verduͤnnte Schwefelsaure gelegt, bis sich das durchs Gluͤhen gebildete
                              Oxyd aufgeloͤst hat, dann in Wasser abgespuͤlt, und mit der
                              Krazbuͤrste recht sauber gereinigt. Hierauf werden die warm zu versilbernden
                              Gegenstaͤnde zuerst mit den Versilberungsingredienzien angerieben, dann auf
                              ein Holzkohlenfeuer gelegt, und bis zum schwachen Rothgluͤhen erhizt, jezt
                              vom Feuer genommen und in Wasser abgeloͤscht, nun werden sie mit der
                              Krazbuͤrste und gestoßenem Weinsteine rein gemacht. Nach diesen zum zweiten
                              Male mit der warmen Versilberung angerieben, dann aber nur so lange erhizt, bis sie
                              nicht mehr rauchen, worauf sie dann wieder wie oben gereinigt werden.
                           Durch das warme Versilbern allein erhalten die Arbeiten selten eine recht
                              huͤbsche Weiße, weßhalb sie gewoͤhnlich noch kalt versilbert werden.
                              Dieses geschieht dann, indem der Brei der Ingredienzien zur kalten Versilberung noch
                              auf die warm versilberten Arbeiten gerieben wird, diese aber nicht erwaͤrmt,
                              sondern bloß in Wasser abgespuͤlt und mit gestoßenem Weinsteine oder
                              Cremortartari abgebuͤrstet werden. Auch wird die kalte Versilberung wohl
                              zuweilen allein fuͤr sich, ohne vorher die warme angewandt zu haben,
                              gebraucht, jedoch ist diese Versilberung nicht von langer Dauer.
                           Außer diesen beiden Versilberungsarten gibt es noch zwei andere, welche sich der
                              warmen Versilberung anschließen, naͤmlich die Sied- und Schmelzversilberung. Die
                              erstere unterscheidet sich von der warmen Versilberung bloß dadurch, daß das Messing
                              in der mit vielem Wasser versezten Versilberungsmasse gekocht wird.
                           Bei der Schmelzversilberung wird reducirtes Silber mit Borax und Salmiak auf das
                              Messing geschmolzen.
                           Bevor ich zu den folgenden Versuchen schritt, suchte ich zuerst die am
                              Haͤufigsten und fast in allen Recepten vorkommenden Bestandtheile auf, und
                              betrachtete diese als hauptsaͤchlich nothwendige, welche sich auch durch die
                              nachstehenden Versuche als solche herausstellen werden. Diese waren außer Silber
                              in verschiedenen Zustaͤnden Salmiak, Salz und Weinstein.
                           Dann versuchte ich, ob sich das Silber fuͤr sich allein auf Messing befestigen
                              lasse, folgender Maßen:
                           Versuch 1. Mit frisch gefaͤlltem Chlorsilber, welches gut ausgewaschen war,
                              wurde eine Messingplatte angerieben, diese nahm nur nach langem Reiben eine kaum
                              merkliche Weiße an, welches wahrscheinlich noch durch den Schweiß der Finger
                              veranlaßt wurde.
                           Versuch 2. Eine Messingplatte wurde stellenweise mit feuchtem Chlorsilber bedekt, und
                              dann bis zur Siedhize des Wassers erwaͤrmt; das Chlorsilber wurde hier durch
                              das Messing zersezt, und das Messing an den Stellen, welche mit Chlorsilber bedekt
                              waren, eingefressen, wurde aber nicht versilbert.
                           Versuch 3. Dasselbe erfolgte auch ohne Einwaͤrmung, wenn Chlorsilber in
                              feuchtem Zustande mehrere Stunden mit Messing in Beruͤhrung war.
                           Versuch 4. Chlorsilber wurde in einer Porzellanschale mit Wasser uͤbergossen,
                              und dieses zum Sieden gebracht, eine hineingestekte Messingplatte reducirte das
                              Chlorsilber langsam, indem sie sich gruͤnlich-gelb faͤrbte,
                              aber nur aͤußerst schwach versilbert wurde.
                           Versuch 5. Eine Platte von rothem Kupfer den vorstehenden Versuchen unterworfen,
                              zersezte das Chlorsilber nicht.
                           Da sich aus diesen Versuchen ersehen laͤßt, daß das Chlorsilber zwar von
                              Messing zersezt wird, das Silber aber nicht auf demselben haften bleibt, so fragt es
                              sich weiter, welcher von den uͤbrigen genannten Stoffen die Verbindung des
                              reducirten Silbers mit dem Messinge bewirke? Zuerst pruͤfte ich das
                              Chlornatrium und den Salmiak.
                           Versuch 6. Messing- und Kupferplatten wurden mit Chlorsilber, welches mit
                              einer schwachen Kochsalzaufloͤsung befeuchtet war, angerieben. Augenbliklich
                              zeigten sich beide versilbert, jedoch war die Messingplatte viel schoͤner
                              weiß, als die Kupferplatte.
                           Versuch 7. Wurde statt des Kochsalzes Salmiak genommen, so war der Erfolg derselbe,
                              nur das Silber haftete viel staͤrker auf dem Messing, als beim Kochsalze; die
                              Metallplatten liefen aber mit einer gelblich-gruͤnen Farbe an, welche
                              durch Reiben mit Cremortartari leicht abgerieben wurde, so daß hiedurch die
                              Versilberung sich viel schoͤner weiß zeigte.
                           Versuch 8. Chlorsilber, welches mit einer schwachen Loͤsung von Kochsalz
                              uͤbergossen und bis zum Sieden erwaͤrmt war, wurde sehr schnell von
                              Messing zersezt, das Messing zeigte sich hiedurch nur schwach versilbert.
                           Durch diese lezteren Versuche wurde ich auf die Vermuthung gefuͤhrt, ob nicht das
                              Chlorsilber in Kochsalz oder Salmiak aufgeloͤst seyn muͤsse, um als
                              fester Silberuͤberzug auf Messing niedergeschlagen werden zu
                              koͤnnen.
                           Versuch 9. Zu diesem Zweke loͤste ich Chlorsilber in einer concentrirten
                              Kochsalzloͤsung auf, und befeuchtete mit der Loͤsung eine
                              Messingplatte stellenweise. Die befeuchteten Stellen wurden schnell versilbert, und
                              eben so verhielt sich eine Kupferplatte, jedoch haftete hier ebenfalls das Silber
                              nicht so fest auf diesem, wie auf Messing.
                           Versuch 10. Statt der Kochsalzloͤsung wurde nun eine Salmiakloͤsung, in
                              der sich bedeutend mehr Chlorsilber aufloͤst, angewandt, die Versilberung
                              wurde auf diese Weise viel fester; die versilberten Platten bedekten sich eben so
                              wie in Versuch 7 mit einer gelblichgruͤnen Farbe, welche sich leicht mit
                              Cremortartari abreiben ließ.
                           Versuch 11. Hierauf wurde Messing in einer Aufloͤsung von Chlorsilber in
                              Salmiak einige Zeit bei Siedhize erhalten. Die Reduction des Chlorsilbers trat hier
                              vollstaͤndig ein, und das Messing wurde mit einer so starken Silberschichte
                              bedekt, daß nicht saͤmmtliches Silber fest auf dem Messing haftete, sondern
                              sich zum Theil abreiben ließ. Das Messing war, nachdem es mit Cremortartari
                              abgerieben war, recht schoͤn versilbert.
                           Versuch 12. Messing in einer Mischung von Chlorsilber, Kochsalz und Cremortartari mit
                              Wasser einige Zeit im Sieden erhalten, bewirke vollstaͤndige Reduction des
                              Chlorsilbers, und versilberte sich recht schoͤn.
                           Versuch 13. Noch schoͤner aber versilberte sich das Messing, wenn es in einer
                              Aufloͤsung von Kochsalz und Cremortartari, der einige Tropfen
                              Chlorsilberaufloͤsung in Salmiak zugesezt waren, einige Zeit kochte. Beim
                              Herausnehmen aus dieser Fluͤssigkeit sieht das Messing zwar graulich aus,
                              aber durch Abreiben mit Cremortartari wird es sehr schoͤn weiß, und das
                              Silber haftet sehr fest auf demselben; jedoch duͤrfte dasselbe nicht lange in
                              der Fluͤssigkeit gelassen werden, weil das Silber dann nicht mehr so fest mit
                              dem Messing verbunden blieb. Diese Versuche bestaͤtigen nun noch mehr die
                              eben geaͤußerte Ansicht, daß das Chlorsilber in Salmiak oder Kochsalz
                              aufgeloͤst seyn muͤsse, um als fester Silberuͤberzug auf
                              Messing niedergeschlagen werden zu koͤnnen, und sie wird fast zur Gewißheit
                              durch folgende Versuche, welche ich mit Silber, welches aus einer salpetersauren
                              Silberaufloͤsung durch Kupfer reducirt wurde, anstellte.
                           Versuch 14. Durch Kupfer reducirtes Silber, welches sorgfaͤltig ausgewaschen
                              war, wurde auf eine Messingplatte gerieben, diese versilberte sich aber gar
                              nicht.
                           Versuch 15. Wurde aber zu diesem Silber etwas Kochsalz oder Salmiak genommen, so sah man
                              einige Spuren von Versilberung, jedoch waren sie noch schwach.
                           Versuch 16. Von obigem Silber wurden 10 Gran mit 40 Gr. Salmiak und 120 Gran Wasser
                              in einer Porzellanschale 15 Minuten lang bei Siedhize gehalten, und das verdampfende
                              Wasser langsam ersezt. Nachdem die Fluͤssigkeit von dem noch
                              unaufgeloͤst gebliebenen Silber abgegossen, das Silber gut ausgewaschen und
                              getroknet worden war, ergab sich beim Wiegen ein Verlust von 2 Gran Silber, welche
                              sich aus den Waschwassern und der Salzloͤsung, durch Zusezen von, mit
                              Salpetersaͤure angesaͤuertem Wasser als Chlorsilber ausschieden.
                           Versuch 17. In einer wie in Versuch 16 gemachten Silberaufloͤsung ließ ich
                              eine Messingplatte 10 Minuten lang sieden. Sie war schmuzig-weiß, als sie
                              herausgenommen wurde, erhielt aber durch Abreiben mit Cremortartari ein recht
                              huͤbsches weißes Ansehen.
                           Versuch 18. Um die Wirkung, welche das Queksilber beim Versilbern hat, kennen zu
                              lernen, mischte ich Chlorsilber, Salz und etwas Queksilber unter einander, und rieb
                              damit eine Messingplatte an, diese bekam das Ansehen des Queksilbers,
                              glaͤnzte wie dieses, hatte aber nie ein mattes, silberaͤhnliches
                              Ansehen.
                           Versuch 19. Wurde aber die so angeriebene Platte langsam erhizt, bis sich das
                              Queksilber verfluͤchtigt hatte, so hing der Silberuͤberzug der Platte
                              nicht nur sehr fest an, sondern erhielt auch durch Abreiben mit Cremortartari ein
                              recht schoͤnes weißes Aussehen.
                           Hienach scheint, daß der Silberuͤberzug durch das Queksilber mehr auf dem
                              Messing befestigt werde, weil wahrscheinlich das Queksilber die Oberflaͤche
                              des Messings staͤrker angreift, und dadurch das Silber auch tiefer in das
                              Messing eingefuͤhrt wird.
                           Die Versuche, welche ich mit den uͤbrigen Bestandtheilen der Versilberung
                              anstellte, theile ich hier nicht speciell mit, weil aus denselben hervorgeht, daß
                              sie nichts zur Befestigung des Silbers auf dem Messing beitragen, sondern nur die
                              Versilberungsmasse vergroͤßern, und dadurch das Silber in einem mehr
                              vertheilten Zustande mit dem Messing in Beruͤhrung bringen, wodurch dann an
                              Silber erspart wird. Hierhin gehoͤren Glasgalle, Alaun, Zinkvitriol. Die
                              Kreide habe ich selbst schaͤdlich gefunden, indem sie, wenn sie nicht sehr
                              fein geschlaͤmmt ist, das Silber wieder mechanisch abreibt. Der Sublimat
                              sollte beim Versilbern gar nicht angewandt werden, weil er nicht zutraͤglich
                              wirkt, und besonders noch seiner ausgezeichnet giftigen Wirkungen, und dadurch
                              moͤglich gemachten Gefahr wegen.
                           Aus den vorstehenden Versuchen schließe ich nun, daß zum Versilbern des Messings,
                              außer dem Chlorsilber nur Chlornatrium, und Salmiak als befestigende oder vermittelnde, und Weinstein
                              als besonders weiß machende Stoffe erforderlich sind; folglich alle uͤbrigen
                              oben verzeichneten Stoffe unzutraͤglich, ja zuweilen schaͤdlich sind,
                              und entfernt werden koͤnnen.
                           Schließlich erlaube ich mir noch folgende Vorschrift zur Versilberung mitzutheilen,
                              welche sich mir als sehr brauchbar bewiesen hat. Der warmen Versilberung ist
                              Glasgalle zugesezt, um die Masse zu vermehren, von welcher sonst zu viel verloren
                              gehen wuͤrde, aus der nicht alles Silber reducirt wird, und ohne welche zu
                              viel Salz und Salmiak zugesezt werden muͤßte, durch welche das Messing zu
                              stark aufgeloͤst wuͤrde.
                           Zur warmen Versilberung nehme man:
                           
                              
                                 1 Loth
                                 Chlorsilber,
                                 
                              
                                 4   –
                                 Kochsalz,
                                 
                              
                                 4   –
                                 Salmiak,
                                 
                              
                                 4   –
                                 Glasgalle.
                                 
                              
                           Zur kalten Versilberung:
                           
                              
                                 1 Loth
                                 Chlorsilber,
                                 
                              
                                 6   –
                                 Kochsalz,
                                 
                              
                                 6   –
                                 Weinstein, oder besser Cremor tartari.