| Titel: | Verbesserungen im Gerben der Häute und Felle, worauf sich Samuel Tonkin Jones, Kaufmann in Manchester, am 4. Oktober 1836 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. LXV., S. 292 | 
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                        LXV.
                        Verbesserungen im Gerben der Haͤute und
                           Felle, worauf sich Samuel Tonkin
                              Jones, Kaufmann in Manchester, am 4. Oktober 1836
                           ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. Junius 1837, S.
                              162.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Jones's Verbesserungen im Gerben der Haͤute und
                           Felle.
                        
                     
                        
                           Vollkommenere Gerbung der Haͤute und Felle in kuͤrzerer Zeit ist der
                              Zwek der angeblichen Erfindungen des Patenttraͤgers. Dieselben bestehen 1) in
                              der Behandlung der Oberflaͤche der Haͤute und Felle mit Stoffen,
                              welche die Fluͤssigkeiten entweder zu absorbiren oder zuruͤkzuhalten
                              vermoͤgen, um die Haͤute dadurch je nach Umstaͤnden troken zu
                              legen oder naß zu erhalten. 2) bestehen sie aber darin, daß man die Haͤute
                              entweder einzeln oder in Mehrzahl und zwar in Verbindung mit den eben
                              erwaͤhnten Stoffen irgend einem mechanischen Druke aussezt, um dadurch nach
                              dem gewoͤhnlichen Eintauchen der Haͤute in die Gerberbruͤhe die
                              in denselben enthaltene waͤsserige Fluͤssigkeit rascher und wirksamer auszutreiben,
                              waͤhrend der faͤrbende und gerbende Bestandtheil, der von der
                              Oberflaͤche der Haͤute aufgenommen wurde, besser und schneller
                              absorbirt wird.
                           Nach dem gewoͤhnlichen Verfahren werden die Haͤute, nachdem sie
                              abgehaart, ausgefettet, von den uͤbrigen fremdartigen Substanzen befreit und
                              fuͤr die Grube vorbereitet worden sind, in die Gerbebruͤhe
                              eingeweicht. Hiebei wird sich durch den Druk, der nach allen Richtungen
                              gleichmaͤßig Statt findet, der faͤrbende und gerbende Bestandtheil
                              zuerst mit der Oberflaͤche der Haͤute verbinden, waͤhrend die
                              dieses Bestandtheiles beraubte Fluͤssigkeit in deren Inneres eindringt. Diese
                              nuzlose Fluͤssigkeit laͤßt sich nach dem uͤblichen Verfahren
                              nur durch wiederholtes und langwieriges Troknen der Haͤute beseitigen; und
                              selbst, nachdem dieses geschehen ist, widersezt sich die immer noch
                              zuruͤkbleibende Feuchtigkeit dem Eindringen frischer und staͤrkerer
                              Gerbebruͤhe, wodurch das Garwerden in der Grube sehr verzoͤgert wird.
                              Hieraus erhellt, daß durch wirksamere Beseitigung dieser waͤsserigen
                              Fluͤssigkeit das Eindringen frischer und starker Gerbebruͤhe sehr
                              erleichtert, und der ganze Gerbeproceß bedeutend beschleunigt werden muß.
                           Der Patenttraͤger beschreibt, nachdem er das Gesagte weitlaͤufig
                              eroͤrtert, sein Verfahren folgender Maßen.
                           Ich beschreibe zuerst jene Stoffe, welche ich in unmittelbarer Verbindung mit den
                              Oberflaͤchen der Felle und Haͤute anwende, und welche daher mit diesen
                              von gleichen oder aͤhnlichen Dimensionen seyn muͤssen. Jene von diesen
                              Stoffen, welche die Gerbebruͤhe zuruͤkzuhalten haben, sollen aus einer
                              oder mehreren Schichten loker gewebten Flanelles oder auch eines anderen Fabricates,
                              welches eine groͤßere Menge der Gerbebruͤhe zwischen seinen
                              Faͤden zu halten vermag, bestehen, damit die Bruͤhe nicht
                              ploͤzlich seitwaͤrts auspreßt und an den Raͤndern abfließen
                              kann, sondern vielmehr so lange zuruͤkgehalten wird, bis unter der Einwirkung
                              der Presse ein Theil der Fluͤssigkeit in die Poren der Haͤute
                              eingetrieben worden ist. Sollte man mehr dann eine Schichte Flanelles oder des
                              sonstigen Stoffes anwenden, so muͤßten meinem Rathe zu Folge die
                              Faͤden der einzelnen Schichten mit einander parallel oder wenigstens in
                              gleicher Richtung laufen, damit die Faͤden in oder zwischen einander
                              eingedruͤkt, und die zwischen ihnen befindliche Fluͤssigkeit in die
                              Haut eingetrieben werden koͤnne. Es erhellt hieraus, daß nur die untere
                              Flaͤche des die Fluͤssigkeit zuruͤkhaltenden Stoffes mit der
                              Haut in Beruͤhrung kommt, und unter Einwirkung von Druk das Eintreiben von
                              Gerbebruͤhe in diese beguͤnstigt. Ich lege daher auf dessen obere
                              Flaͤche zuweilen eine Schichte eines mit Kautschuk oder irgend einem anderen
                              Anstriche wasserdicht
                              gemachten Zeuges, oder auch eine duͤnne Metallplatte, oder irgend ein anderes
                              Material, welches das Durchdringen der Fluͤssigkeit nach Oben hindert. Sollen
                              mehrere Haͤute zugleich in die Presse kommen, so kann man auf die obere
                              Flaͤche eines solchen wasserdichten Stoffes immer wieder eine Haut oder ein
                              Fell legen.
                           Was die zum Trokenlegen oder Absorbiren bestimmten Stoffe betrifft, so wende ich zu
                              ersterem Zweke grobes leinenes oder hanfenes Paktuch oder gewoͤhnlichen
                              Canevaß oder uͤberhaupt einen derlei Zeug an, der aus groben, gleichen
                              Faͤden, an denen sich keine losen Fasern befinden, sehr loker gewebt ist. Von
                              diesem Zeuge lege ich 6 oder noch mehrere Schichten auf einander, und zwar, um die
                              Porositaͤt nicht zu beeintraͤchtigen, und um zu verhuͤten, daß
                              sich die Faͤden nicht in einander druͤken koͤnnen, solcher
                              Maßen, daß sich die Faͤden der einen Schichte mit jener der
                              naͤchstfolgenden kreuzen. Bei dieser Anordnung behalten die Zeugschichten
                              eine solche Porositaͤt, daß die in den Haͤuten befindliche
                              Fluͤssigkeit frei durch sie abfließen kann, wenn zwei Haͤute mit einem
                              dazwischen gelegten Zeuge in die Presse gebracht werden.
                           Um den Haͤuten und Fellen eine mehr ebene Unterlage, gegen die sie
                              angedruͤkt werden, zu geben, lege ich eine Schichte Stroh oder ein anderes
                              faseriges Material, welches die Oberflaͤche der Haͤute gegen die
                              Eindruͤke der groben Faͤden des Canevasses oder des sonstigen
                              Fabrikates schuͤzt, dazwischen. Da die Haͤute ferner an jenen Stellen,
                              welche den Ruͤken und die Lenden der Thiere bedekten, diker sind, so
                              koͤnnen sie aufgeschichtet nur dann uͤberall Stoͤße oder Haufen
                              von gleicher Hoͤhe geben, wenn den den duͤnneren Theilen
                              entsprechenden Stellen des Aussaugzeuges eine verhaͤltnißmaͤßig
                              groͤßere Dike gestattet wird. Ich helfe dadurch aus, daß ich uͤber
                              diese Stelle noch eine oder die andere Schichte Trokenlegzeug mehr breite; oder daß
                              ich eine groͤßere Unterlage von Stroh gebe. In einigen Faͤllen kann es
                              dienlich scheinen, auch Schichten von Stroh anzuwenden, und diese so zu legen, daß
                              sich die Halme ebenso kreuzen, wie die Faͤden des Zeuges. Sollte es der
                              Gerber jedoch vorziehen, die Haͤute fuͤr sich und auf die
                              gewoͤhnliche Weise in der Grube einzuweichen oder sie einzeln
                              durchzuarbeiten, so sind die Absorbirstoffe troken oder in einem maͤßig
                              feuchten Zustande anzuwenden, und dafuͤr die zum Trokenlegen dienenden Stoffe
                              wegzulassen. Erstere haben aus einer oder mehreren Schichten starken Wollenzeuges
                              oder eines anderen geeigneten Materiales, welches eine große Verwandtschaft zur
                              Feuchtigkeit hat, zu bestehen, damit sie die in die Haͤute eingedrungene
                              Fluͤssigkeit aufnehmen. Sind diese Absorbirstoffe mit Fluͤssigkeit
                              gesaͤttigt, so muͤssen sie beseitigt und, nachdem die Haͤute
                              neuerdings eingetaucht worden sind, durch neue ersezt werden. Hieraus erhellt, daß
                              die zum Trokenlegen und zum Absorbiren bestimmten Stoffe sowohl ihrer Natur, als
                              ihrer Anwendung nach von einander verschieden sind; erstere finden naͤmlich
                              nur dann ihre Anwendung, wenn die Localitaͤt und die Einrichtung der Gerberei
                              es gestattet, daß die Haͤute in bedeutender Anzahl auf einander geschichtet
                              zugleich mit den Trokenlegzeugen und den zum Zuruͤkhalten der
                              Fluͤssigkeiten bestimmten Zeugen in einen mit Gerbebruͤhe
                              gefuͤllten Bottich oder in eine Grube und dann in die Presse gebracht werden
                              koͤnnen. Uebrigens kann man die Haͤute auch auf einer Platform
                              aufschichten, zugleich mit dieser in der Grube einweichen, und dann, nachdem sie aus
                              dieser genommen worden sind, in die Presse bringen, ohne dabei irgend etwas an deren
                              Aufschichtung abzuaͤndern.
                           Ich will nun zeigen, wie ich die Haͤute in einen Bottich oder in einen anderen
                              Behaͤlter oder auch auf eine Platform schichte, um sie einzuweichen und mit
                              einer Quantitaͤt der gerbenden und faͤrbenden Substanz zu versehen.
                              Ich breite naͤmlich auf den Boden des Bottiches oder der Platform einen der
                              beschriebenen Trokenlegzeuge; auf diesen lege ich eine Haut, auf deren obere
                              Flaͤche der zum Zuruͤkhalten der Fluͤssigkeit dienende und
                              endlich auch der wasserdichte Zeug gelegt wird. Lezterer hat die Gerbebruͤhe
                              uͤbrigens nicht nur in die unter ihm befindliche Haut zu treiben; sondern er
                              uͤbt dieselbe Wirkung auch nach Oben aus, indem auf ihn gleichfalls ein die
                              Fluͤssigkeit zuruͤkhaltender Zeug, und dann eine Haut gelegt wird.
                              Wenn eine solcher Maßen aus 20 bis 30 Haͤuten aufgeschichtete Saͤule
                              in die Presse gebracht wird, so werden die wasserdichten Zeuge die
                              Gerbebruͤhe aus den die Fluͤssigkeit haltenden Stoffen in die Poren
                              der Haͤute treiben, waͤhrend aus diesen ein Theil der in ihnen
                              enthaltenen Fluͤssigkeit in die oberhalb und unterhalb angebrachten
                              trokenlegenden Stoffe uͤbergehen wird. Wenn nun eine derlei Saͤule
                              aufgeschichtet worden ist, so fuͤlle ich den Bottich mit Gerbebruͤhe;
                              ist dessen ganzer Inhalt gehoͤrig mit dieser gesaͤttigt, so lasse ich
                              den Ruͤkstand durch eine am Boden des Bottiches angebrachte Vorrichtung
                              wieder ab, wobei man finden wird, daß ein Theil jener Bruͤhe, welche von den
                              poroͤsen Trokenlegzeugen aufgenommen wurde, schnell abfließt, waͤhrend
                              jene Bruͤhe, die von den zuruͤkhaltenden Stoffen absorbirt wurde,
                              zuruͤkbleibt. Wenn dann rasch ein gleichfoͤrmiger, mechanischer oder
                              anderer Druk von beilaͤufig 20 Pfd. auf den Quadratzoll auf die obere
                              Flaͤche der Saͤule wirkt, so wird die starke Bruͤhe in wenigen
                              Minuten in die Haͤute eingetrieben werden, waͤhrend aus diesen eine
                              waͤsserige, der meisten gerbenden Bestandtheile entledigte Fluͤssigkeit
                              aussikern und von den Trokenleg- oder Absorbirzeugen aufgenommen werden wird.
                              Ist diese waͤsserige Fluͤssigkeit auch aus den Trokenlegzeugen
                              abgetropft, so lasse ich auch sie aus dem Bottiche abfließen; worauf ich dann diesen
                              abermals und unter Befreiung der Haͤute von dem Druke mit starker
                              Gerbebruͤhe fuͤlle, damit der ganze Proceß wieder von Neuem beginnen
                              kann. Diese Operation, welche an einem Tage mehrere Mal vorgenommen werden kann, ist
                              so lange und ohne Unterbrechung zu wiederholen, bis man die Haͤute als gar
                              betrachten kann.
                           Ich habe nunmehr nur noch zu bemerken, daß ich es manchmal fuͤr
                              zwekmaͤßiger halte, die Haͤute nicht auf die angegebene Weise
                              aufzuschichten, sondern sie einzeln einem aͤhnlichen Verfahren zu
                              unterwerfen. Eine diesem Zweke entsprechende Vorrichtung ersieht man aus Fig. 15 in
                              einem seitlichen Aufrisse, waͤhrend Fig. 16 eine horizontale
                              Ansicht oder einen Grundriß derselben zeigt. a, a, a ist
                              hier ein aus Gußeisen oder einem anderen geeigneten Materiale bestehendes Gestell,
                              an dessen oberem Theile sich zwei parallele Balken befinden, an die die kleinen
                              Anwellen oder Zapfenlager fuͤr die kleinen Reibungsrollen b, b, b, b gegossen sind. c, c,
                                 c, c ist eine hoͤlzerne Tafel, durch welche zum Behufe des
                              Durchlaufens der Fluͤssigkeit viele sehr kleine Loͤcher gebohrt sind.
                              An der unteren Flaͤche dieser Tafel befinden sich zwei kleine Schienen,
                              welche in entsprechenden Kehlen der Rollen b, b laufen.
                              Die Tafel selbst muß solche Dimensionen haben, daß die Haͤute vollkommen auf
                              ihr ausgebreitet werden koͤnnen. Unmittelbar uͤber ihr und in der
                              Mitte der Maschine ist eine Walze d, d angebracht, die
                              aus Holz, Metall oder einem anderen Materiale bestehen kann; sie ist in einem an dem
                              aufrechten Gestelle befindlichen Zapfenloche adjustirbar, und wird durch Schrauben
                              e, e, welche nach Erforderniß angezogen werden, oder
                              durch beschwerte Hebel oder auf irgend eine andere Weise so niedergedruͤkt,
                              daß sie einen beliebigen Druk ausuͤben muß. An der Welle dieser Walze
                              befindet sich ein Zahnrad f, f, in welches ein
                              entsprechendes Getrieb g, g eingreift, das mittelst der
                              Kurbel h in rotirende Bewegung versezt werden kann. Ein
                              dergleichen Getrieb kann entweder an einer einzigen oder auch an beiden Seiten der
                              Maschine angebracht werden.
                           Auf die hiemit beschriebene Tafel c, c breite ich nun
                              zuerst einen Trokenlegzeug von der angedeuteten Art, worauf ich dann eine in
                              Gerbebruͤhe eingeweichte Haut daruͤber lege, und die waͤsserige
                              Fluͤssigkeit aus ihr auszutreiben suche. Ich winde zu diesem Zweke um die
                              Walze d, d, theils um ihr einen groͤßeren Umfang,
                              theils um ihr mehr Elasticitaͤt zu geben, und damit sie sich den Unebenheiten
                              der Haͤute
                              besser anpasse, 20 bis 30 oder mehr Yards eines wollenen oder eines aus Wolle und
                              Flachs bestehenden Zeuges, wie ihn die Druker brauchen. Zwischen die lezten oder
                              aͤußersten Windungen lege ich ein Stuͤk Kautschukzeug oder auch irgend
                              einen anderen wasserdichten Zeug. Einen solchen kann man uͤbrigens, wenn man
                              lieber will, auch in ausgebreitetem Zustande auf die Haut legen. Eben so kann man
                              auf die Walze d, d auch einen der beschriebenen, die
                              Fluͤssigkeit zuruͤkhaltenden Stoffe winden, oder einen solchen in
                              ausgebreitetem Zustande anwenden. In lezterem Falle kann man zwei oder drei
                              Schichten eines jeden der angegebenen Materiale durch die Walze laufen lassen;
                              waͤhrend bei der Anwendung der Walze mit dem Kautschukzeuge oder bei der
                              Anwendung des die Fluͤssigkeit zuruͤkhaltenden Stoffes die
                              Haͤute einzeln behandelt werden koͤnnen. Der durch die Erfahrung zu
                              ermittelnde Grad des Drukes kann 5 bis 20 Pfd. und daruͤber auf den
                              Quadratzoll betragen. Wenn die Haut ein oder zwei Mal unter der Walze durchgelaufen
                              ist, soll der die Fluͤssigkeit zuruͤkhaltende Zeug neuerdings mit
                              Gerbebruͤhe gesaͤttigt, und das ganze Verfahren so lange wiederholt
                              werden, bis die Haut gepreßt erscheint, wo sie dann abermals in die
                              Fluͤssigkeit eingetaucht werden kann.
                           Die Dimensionen aller der von mir beschriebenen Zeuge und Stoffe, so wie auch deren
                              Formen, koͤnnen mannigfach modificirt werden; dasselbe gilt auch von der von
                              mir angegebenen Maschine.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
