| Titel: | Verbesserungen in der Erzeugung verschiedener Fabrikate aus Kautschuk, worauf sich John Pickersgill, Kaufmann in Coleman Street in der City of London, am 1. Sept. 1836 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. LXVI., S. 297 | 
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                        LXVI.
                        Verbesserungen in der Erzeugung verschiedener
                           Fabrikate aus Kautschuk, worauf sich John Pickersgill, Kaufmann in Coleman Street in
                           der City of London, am 1. Sept. 1836 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Junius
                              1837, S. 291.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Pickersgill's Verbesserungen in der Erzeugung verschiedener
                           Fabrikate aus Kautschuk.
                        
                     
                        
                           Nach den gewoͤhnlichen Methoden wasser- und luftdichte
                              Kautschukfabricate zu verfertigen wird der Kautschuk in irgend einem chemischen
                              Praͤparate aufgeloͤst und in fluͤssigem Zustande auf die
                              Oberflaͤche des Fabricates aufgetragen; oder man bestreicht den Zeug auf der
                              einen Seite, legt eine andere Schichte Zeug darauf und vereinigt beide durch
                              Anwendung von Druk. In beiden Faͤllen wird dann das Aufloͤsungsmittel
                              verduͤnstet, so daß nur der Kautschuk auf dem Zeuge oder zwischen den beiden
                              Schichten desselben zuruͤkbleibt. Nach meiner Erfindung soll nun: 1) der
                              Kautschuk in duͤnne Blaͤtter ausgewalzt und ohne Huͤlfe eines
                              Aufloͤsungsmittels in solchen auf der Oberflaͤche der zu erzeugenden
                              Fabricate angebracht werden. 2) soll man der auf diese Weise mit Kautschuk
                              uͤberzogenen Oberflaͤche mittelst Lampenschwarz eine schwarze
                              glaͤnzende Farbe geben, damit man die Fabricate, ohne daß man sie zu
                              uͤberziehen oder zu fuͤttern braucht, zu verschiedenen Zweken
                              verwenden kann. Um Alles dieß zu bewerkstelligen bediene ich mich einer eigenen
                              Maschinerie, zu deren Beschreibung ich nunmehr uͤbergehen will.
                           Fig. 55 zeigt
                              diese Maschinerie in einem seitlichen Aufrisse. In Fig. 56 sieht man vom
                              Ende her betrachtet jenen Theil der Maschine, womit die Kautschukblaͤtter auf
                              die Oberflaͤche des Fabricates oder zwischen zwei Schichten desselben gepreßt
                              werden. Fig.
                                 57 zeigt die entgegengesezte Seite von der in Fig. 55 abgebildeten.
                              Fig. 58
                              gibt eine Ansicht jenes Theiles, in welchem der Kautschuk so zubereitet wird, daß er
                              in duͤnne ebene Blaͤtter ausgewalzt werden kann. Fig. 59 zeigt die beiden
                              Theile der Maschine in einem Laͤngendurchschnitte. In Fig. 60 endlich sieht man
                              jenen Theil, der den Kautschuk in duͤnne Blaͤtter auswalzt, und diese
                              auf die Fabricate preßt, vom Ruͤken her betrachtet. An allen diesen Figuren
                              sind gleiche Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet.
                           An dem Gestelle A, A werden die beiden Theile durch ein
                              Bindestuͤk B zusammengehalten. C, C sind zwei Balken, auf denen das Gestell ruht. 1, 2,
                              3, 4 sind eiserne Walzen. D, D dagegen sind 5
                              Staͤbe, zwischen denen der Zeug durchlaͤuft, bevor er zwischen die
                              Walzen gelangt. Der Zeug selbst wird, bevor er belegt wird, auf die Walze E aufgewunden; und uͤber diese Walze ist eine
                              Reibungsschnur geschlungen, an der das Gewicht F
                              aufgehaͤngt ist. Die Schrauben G, G dienen zur
                              Regulirung des Drukes der Walzen 1, 2, 3 und 4. Das Zahnrad H treibt die Walze 1, greift zugleich aber auch in das an der Welle der
                              Walze 4 aufgezogene Zahnrad I. An der Welle der Walze 3
                              ist das Zahnrad K und an der Welle der Walze 1 das
                              Zahnrad L aufgezogen; in beide greift das Getrieb M ein, welches dem Rade K
                              die gehoͤrige Direction gibt, waͤhrend L
                              das Treibrad ist. An der Walze oder Welle O befindet
                              sich an dem einen Ende die Rolle oder Trommel N; an dem
                              anderen Ende dagegen ein Getrieb, welches das Zahnrad H
                              in Bewegung sezt. Bei R sieht man den Zeug zwischen den
                              Walzen 2 und 3 durchlaufen; bei S ein Kautschukblatt,
                              welches mit dem Zeuge in Beruͤhrung kommt, waͤhrend er zwischen den
                              Walzen 2 und 3 durchlaͤuft. P ist eine Walze, die
                              durch einen kurzen Riemen von der Welle O her Bewegung
                              mitgetheilt erhaͤlt. Die kleine Walze Q, auf die
                              der Zeug aufgewunden wird, wenn er die Walze 1 verlaͤßt, wird dadurch umgetrieben, daß
                              sie auf den Walzen O und P
                              aufruht, deren Oberflaͤche mit etwas groͤßerer Geschwindigkeit
                              umlaufen, als die Walze 1. Bei T sieht man wie der Zeug
                              die Walze 1 verlaͤßt. Zwischen dem Zahnrade H und
                              dem Gestelle A befindet sich an der Walze 1 und auch an
                              der Walze 2 ein Zahnrad; beide haben dieselbe Groͤße wie die Walzen, zu denen
                              sie gehoͤren; das an der Walze 1 befindliche treibt jenes an der Walze 2 und
                              mithin auch diese leztere Walze selbst. In den Trichter oder Speiser U wird der Kautschuk heiß, wie er aus dem
                              Zurichtapparate kommt, gebracht. Bedient man sich bloß dreier Walzen, so wird dieser
                              Speiser an der entgegengesezten Seite der Walzen zwischen 2 und 3 angebracht. Seine
                              Enden sind einer Adjustirung faͤhig, damit man ihn um einen oder zwei Zoll
                              schmaͤler machen kann, als das mit Kautschuk zu belegende Fabricat. Die heiße
                              Kautschukmasse wird von einem Ende zum anderen in demselben ausgebreitet.
                           Das gußeiserne Gestell a, a der Zurichtmaschine ruht auf
                              den Balken b, b; es traͤgt einen großen Cylinder
                              c von 6 Fuß Laͤnge und 27 Zoll im
                              Durchmesser, und einen kleineren d von gleicher
                              Laͤnge, aber nur von 18 Zoll im Durchmesser. An der Welle e, welche 6 Zoll im Durchmesser hat, befindet sich ein
                              Getrieb m, welches das Zahnrad k und mithin auch den Cylinder c, an dessen
                              Welle dieses aufgezogen ist, in Bewegung sezt. Die an der Welle e angebrachte Scheibe l
                              empfaͤngt die erste Bewegung. Die Verzahnung n an
                              dem Cylinder c treibt das an dem Cylinder d angebrachte Zahnrad o. Die
                              Schrauben g, g dienen zur Regulirung des Drukes der
                              Cylinder. Die fuͤnf eisernen Staͤbe f, f,
                              welche man in dem gegebenen Durchschnitte des Apparates am deutlichsten ersieht,
                              haben bei 7 Fuß Laͤnge gegen einen Fuß Breite und 1 3/4 Zoll Dike; sie werden
                              mit Keilen in den Loͤchern fixirt, welche zu deren Aufnahme in den eisernen
                              Bloͤken h, h angebracht sind. Die Schrauben i, i dienen zur Regulirung des Drukes der Staͤbe
                              auf den Cylinder c. Das endlose Tuch s leitet den der Behandlung unterliegenden Kautschuk
                              zwischen die beiden Cylinder c und d; es laͤuft hiebei um die Walzen p, q. Der zum Betriebe dieser lezteren dienende Apparat
                              ist nicht abgebildet; man wird ihn aber leicht so einzurichten wissen, daß er eine
                              langsame Bewegung erzeugt. Bei r sieht man wie der
                              praͤparirte Kautschuk den lezten Stab verlaͤßt, und in eine Masse
                              zusammenschrumpft.
                           Man wird aus einer Pruͤfung des an den Walzen 1, 2, 3 und 4 angebrachten
                              Raͤderwerkes ersehen, daß eine solche Einrichtung getroffen ist, daß eine
                              rollende Bewegung ihrer Oberflaͤchen entsteht, woraus fuͤr den Zwek, zu
                              dem sie bestimmt sind, ein bedeutender Vortheil erwaͤchst.
                           Ich will nun zeigen, auf welche Weise die verschiedenen Theile der hier beschriebenen
                              Maschinerie arbeiten. Ich schneide den Kautschuk in Stuͤke von
                              beilaͤufig 2 Zoll im Gevierte und von 1/4 bis zu 1/8 Zoll Dike. Diese
                              Stuͤke breite ich auf dem endlosen Tuche s aus,
                              damit sie von diesem an den Cylinder c gefuͤhrt
                              werden, wo sie durch die zusammengesezte, rollende, druͤkende und glitschende
                              Bewegung dieses erhizten Cylinders erweicht und in feine Faͤden oder
                              duͤnne Blaͤtter ausgezogen werden. In diesem Zustande laͤuft
                              der Kautschuk durch saͤmmtliche Staͤbe f,
                                 f; und diese Operation hat er mehrere Male zu erleiden, bevor er in jenen
                              Theil des Apparates gelangt, in welchem er in ein duͤnnes Blatt ausgewalzt
                              und als solches auf die Oberflaͤche der Fabricate gepreßt wird. Wenn der
                              Kautschuk auf solche Weise durch die Thaͤtigkeit der Walzen c und der Staͤbe f, f
                              in eine Masse verwandelt, und wenn saͤmmtliche Theile desselben innig
                              miteinander vermischt worden sind, so kann man ihn, so lange er warm ist, leicht in
                              duͤnne Blaͤtter auswalzen.
                           Sollte man dem Kautschuk seine Klebrigkeit benehmen und ihn zum Behufe der
                              Verfertigung mancher Fabricate verschieden faͤrben wollen, so muͤßte
                              der Farbstoff, als welchen ich hauptsaͤchlich Lampenschwarz anfuͤhre,
                              in Form eines trokenen Pulvers zwischen die Staͤbe f,
                                 f gesiebt werden; damit er sich bei dem wiederholten Durchgange durch die
                              praͤparirenden Theile c und f, f der Maschine innig mit dem Farbstoffe verbinde.
                           Der auf diese Weise praͤparirte oder auch mit Farbstoff versezte Kautschuk
                              wird dann in den Trichter oder Speiser U gebracht, damit
                              er durch das Umlaufen der Walzen 4 und 3 in ein duͤnnes Blatt ausgewalzt, und
                              nachdem er zum Theil um die Walze 3 gelaufen, mit dem damit zu bedekenden Fabricate,
                              welches vorher von E nach Q
                              gefuͤhrt worden ist, in Beruͤhrung komme. Ist dieß geschehen, so
                              laufen der Kautschuk und das Fabricat gemeinschaftlich zwischen den Walzen 3 und 2
                              und hierauf zwischen 2 und 1 durch, wobei sie beide durch das Pressen so innig
                              miteinander vereinigt werden, daß sie gleichsam nur aus einem Fabricate zu bestehen
                              scheinen.
                           Die hier abgebildete Maschine ist nur darauf berechnet, auf der Oberflaͤche
                              des Fabricates eine duͤnne Kautschukschichte aufzutragen; sollte man eine
                              solche Schichte zwischen zwei Schichten des Zeuges oder sonstigen Fabricates
                              anbringen wollen, so muͤßte nach der durch Punkte angedeuteten Linie eine
                              zweite Zeugschichte so herbei geleitet werden, daß sie zwischen den beiden Walzen 2 und 1 mit dem
                              Kautschukblatte in Beruͤhrung kommt.
                           Ich muß angeben, daß die Walzen 1, 2, 3 und 4 hohl und an hohlen Achsen in Verbindung
                              mit Theilen angebracht seyn muͤssen, die jedem Mechaniker bekannt und die
                              deßhalb in der Abbildung auch weggelassen sind, um die uͤbrigen Theile nicht
                              zu verwirren. Alle diese Walzen, so wie auch der Cylinder c, der gleichfalls hohl seyn soll, sind durch Dampf oder Wasser
                              beilaͤufig auf 200° F. (75° R.) zu erhizen. Sollte die
                              Temperatur in Folge der Reibung so hoch steigen, daß der Kautschuk an die
                              Oberflaͤche der Walzen anklebt, so muͤßte man diese durch Einlassen
                              von kaltem Wasser bis auf den gehoͤrigen Grad abzukuͤhlen
                              trachten.
                           Wenn Lampenschwarz zum Farben des Kautschuks genommen werden soll, so wie auch um das
                              Ankleben des vollendeten Kautschuksfabricates an Dinge, die damit in
                              Beruͤhrung kommen, zu verhuͤten, genuͤgen 3 Pfd. Lampenschwarz
                              auf 12 Pfd. Kautschuk. Das Verhaͤltniß, in welchem man die sonstigen trokenen
                              Farbpulver anzuwenden hat, wird der Fabrikant nach einigen Versuchen leicht zu
                              ermitteln wissen. Zu bemerken ist, daß der Kautschuk so viel als moͤglich
                              durch vorlaͤufiges Waschen von Schmuz und fremdartigen Koͤrpern
                              befreit werden soll.
                           Man kann die angegebene Maschine, deren einzelne Theile keineswegs meine Erfindung
                              sind, mannigfach modificiren, ohne sich von dem Principe der Erfindung zu entfernen.
                              Ich stelle daher meine Anspruͤche auf das Auswalzen des Kautschuks in
                              duͤnne Blaͤtter; auf die Verbindung dieser mit verschiedenen
                              Fabricaten durch Anwendung von Druk; und auf die Verbindung des auf die angegebene
                              Weise behandelten Kautschuks mit Farbstoffen, um ihm gewisse Farben zu geben, und
                              ihm seine klebrige Beschaffenheit zu nehmen. Die Verbindung von aufgeloͤstem
                              Kautschuk mit Farbstoffen dagegen hat nichts mit meiner Erfindung zu schaffen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
