| Titel: | Capplet's Verfahren das Alkali in den alten Potascheküpen (Indigküpen) wieder nuzbar zu machen. | 
| Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. XCVII., S. 441 | 
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                        XCVII.
                        Capplet's Verfahren das
                           Alkali in den alten Potaschekuͤpen (Indigkuͤpen) wieder nuzbar zu
                           machen.
                        Aus dem Mémorial
                                 encyclopédique, Julius 1837.
                        Capplet, uͤber Indigkuͤpen.
                        
                     
                        
                           Wenn die Potaschekuͤpen ein Mal 25 Tage lang in Gebrauch sind und unterdessen
                              oͤfters mit Alkali und Indigo gespeist wurden, ist man in der Regel
                              genoͤthigt sie frisch anzusezen. Dieses kommt daher, daß das Alkali dann von
                              der fetten Substanz, welche die Wollfaser enthaͤlt, gesaͤttigt ist. Es
                              bildet sich naͤmlich eine Art Seife, die das Alkali unfaͤhig macht,
                              neuerdings desoxydirten Indigo aufzuloͤsen; man muß also die
                              Kuͤpenfluͤssigkeit durch eine andere ersezen, wodurch ein ungeheurer
                              Verlust an Alkali oder Potasche entsteht. Um diesen Verlust zu vermeiden, hat Hr.
                              Capplet, ein alter
                              Fabrikant in Elbeuf, zahlreiche Versuche angestellt, wobei er sich
                              uͤberzeugte, daß man allerdings dem Kali der alten
                              Kuͤpenfluͤssigkeiten die Substanzen, welche seine Wirkung
                              neutralisiren, entziehen und es neuerdings zum Aufloͤsen von Indigo benuzen
                              kann. Es sind schon 13 Jahre verflossen, daß Hr. Capplet sein Verfahren erfand und seit dem Jahre
                              1825 wurden in einem Etablissement, welches er in Gesellschaft mit Hrn. Sèbe in Elbeuf errichtet hat,
                              im Verlaufe von 15 Monaten 15,950 Kilogr. Potasche erspart. Hr. Capplet hat das von ihm entdekte
                              Verfahren bisher geheim gehaltenWir haben bereits im Polyt. Journal Bd.
                                       XLI. S. 355 einen Bericht von Robiquet
                                    uͤber Capplet's
                                    Verfahren mitgetheilt, worin auch die Zusammensezung und Speisung der
                                    Potaschekuͤpen genau angegeben ist.A. d. R., aber endlich Hrn. Girardin, Professor der Chemie in Rouen, zu dessen Bekanntmachung
                              ermaͤchtigt. Bei dem Verfahren des Hrn. Capplet bringt man die alte
                              Kuͤpenfluͤssigkeit in Kufen und vermischt sie darin mit gebranntem
                              Kalk in schwachem Ueberschuß. Die entstandene unaufloͤsliche Kalkverbindung
                              laͤßt man auf dem Boden sich absezen, und zieht die Fluͤssigkeit durch
                              Haͤhne in einen gemauerten Behaͤlter ab, worin sie sich noch vollends
                              klaͤrt; endlich treibt man sie mit einer Pumpe in ein Local, welches sich
                              zwanzig Fuß uͤber dem Boden der Faͤrberei befindet, und wo die
                              Filtrirapparate aufgestellt sind. Eine große Roͤhre vertheilt die
                              Fluͤssigkeit in allen Filtrirapparaten; jeder derselben besteht aus drei
                              Reihen und jede Reihe
                           
                           1) aus einem horizontalen Troge, der mit Sand ausgefuͤllt und mit einem Tuche
                              bedekt ist, welches die Fluͤssigkeit von den Behaͤltern aufnimmt;
                           2) aus vier Filtrirkufen, welche mit Schichten von Stroh, Asche, Sand und gestoßener
                              Kohle versehen und mit einem Tuche bedekt sind;
                           3) aus vier kleinen, mit Sand gefuͤllten Bottichen, die uͤber jeder
                              Kufe und unter den Hahnen des Troges angebracht sind; ihr Boden ist wie ein Seiher
                              durchloͤchert;
                           4) aus einem Kasten, der unter der Filterreihe angebracht ist, und die
                              Fluͤssigkeit aufnimmt, welche aus diesen ablauft.
                           Wir wollen nun sehen, wie man verfaͤhrt.
                           Die mit Kalk behandelte Fluͤssigkeit, welche in den Behaͤltern anlangt,
                              wird in die erste Reihe der Filter geleitet; nachdem sie hier durch den Sand im
                              Troge und durch die Schichten der Filter gedrungen ist, sammelt sie sich in einem
                              Kasten, und wird von diesem mittelst einer Drukpumpe in die zweite und endlich in
                              die dritte Filterreihe getrieben. Von dem dritten Kasten kommt die
                              Fluͤssigkeit in den Hauptbehaͤlter, der sich in der Mitte des
                              Faͤrbehauses befindet. Die so behandelte Kuͤpenfluͤssigkeit hat
                              den faulen Geruch, welchen sie anfangs besaß, ganz verloren, ist klar und nur noch
                              schwach roͤthlich gefaͤrbt. Jedes Filter functionirt drei Wochen
                              oͤder einen Monat.
                           Wenn die Faͤrberei in Thaͤtigkeit ist, waͤhrend die Filter der
                              ersten Reihe erneuert werden, so bringt man die Kuͤpenfluͤssigkeit
                              sogleich auf die zweite, dann auf die dritte Filterreihe und zulezt auf die erste
                              zuruͤk, von der aus sie gereinigt in den Hauptbehaͤlter gelangt.
                              Dieses Verfahren ist dasselbe, welches man in den Salpetersiedereien beim Auslaugen
                              der salpeterhaltigen Materialien befolgt. Wenn man den aus den Filtern genommenen
                              Sand auswascht, ist er wieder zu neuen Operationen anwendbar. Auch die Kohle
                              koͤnnte man wieder benuzen, wenn man sie in einem gußeisernen Cylinder oder
                              Kessel der Rothgluͤhhize aussezen wuͤrde.
                           Die nach Capplet's Verfahren
                              gereinigte Kuͤpenfluͤssigkeit liefert eben so gute Resultate, als eine
                              mit kaͤuflicher Potasche frisch angesezte, und es ist erwiesen, daß man auf
                              100 Kilogr. Indigo, die man zum Ansezen einer Kuͤpe anwendet, 61 Fr. erspart,
                              wenn man eine nach dieser Methode regenerirte Kuͤpenfluͤssigkeit
                              benuzt.