| Titel: | Bericht des Hrn. Amédée Durand über den sogenannten französischen Schraubenschlüssel des Hrn. Leroy-Tribou. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. V., S. 16 | 
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                        V.
                        Bericht des Hrn. Amédée Durand uͤber den
                           sogenannten franzoͤsischen Schraubenschluͤssel des Hrn. Leroy-Tribou.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. November 1837, S. 429.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Leroy's Schraubenschluͤssel.
                        
                     
                        
                           Das Instrument, dessen man sich in den Werkstaͤtten unter dem Namen des
                              franzoͤsischen Schraubenschluͤssels zum Anziehen und losmachen der
                              Mutterschrauben bedient, hat in den Haͤnden des Hrn. Leroy-Tribou, Fabrikanten in Cambrai, so zahlreiche Modifikationen
                              und Verbesserungen erfahren, daß sein franzoͤsischer
                              Schraubenschluͤssel mit ersterem nur mehr das zum Grunde liegende
                              vortreffliche Princip gemein hat. Der Ausschuß fuͤr mechanische
                              Kuͤnste hat aus einer genauen Pruͤfung dieses neuen Instrumentes
                              folgende Bemerkungen geschoͤpft.
                           Der englische Schluͤssel besteht bekanntlich aus drei Hauptstuͤken:
                              naͤmlich aus einer Duͤlle, die die Schraubenmutter aufnimmt und den
                              Griff des Instrumentes bildet; aus einer beweglichen Wange, welche an einem an ihrem
                              Ende befindlichen Stabe befestigt ist, und aus einer zweiten sinnen Wange, die mit
                              dem Griffe nur durch einen oder zwei an eine Zwinge anstoßende Arme in Verbindung
                              steht. Alle diese Theile werden nach Ablauf einer kurzen Zeit so lose, daß das
                              Instrument, wie der Arbeiter sagt, nicht mehr gut zur Hand ist. Der
                              franzoͤsische Schluͤssel kann bei seinem Bau nie diesen Grad der
                              Abnuͤzung erlangen; er ist, obwohl er leichter ist, dauerhafter, hat eine
                              bequemere Form, und gewaͤhrt fuͤr die Hand einen laͤngeren
                              Griff.
                           Betrachtet man die Wangen, so wird man finden, daß sie an dem neuen Schluͤssel
                              fester und staͤrker mit dem ganzen Instrumente verbunden sind, als dieß an
                              dem alten der Fall ist. Die bewegliche Wange ist naͤmlich, anstatt an dem
                              Ende der Schraube, welche die Annaͤherung bewirkt, aufgezogen zu seyn, an
                              einem hohlen Schafte angebracht, der in einer weit groͤßeren Laͤnge
                              eingesezt bleibt, als dieß der aͤlteren Einrichtung gemaͤß
                              moͤglich war. Dieser Schaft hat dieselbe Gestalt wie der Griff, in den er
                              eingesezt wird, und bildet fuͤr sich gleichsam selbst einen Griff. Dadurch
                              wird es moͤglich, daß man in einigen außerordentlichen Faͤllen die
                              bewegliche Wange als
                              einfachen Hammer benuͤzen kann, nachdem man sie von der Schraube, die sie
                              festhielt, losgemacht hat.
                           Ein dem neuen Schluͤssel zukommender Vorzug ist der, daß er angezogen und
                              nachgelassen werden kann, ohne daß derjenige, der sich seiner bedient, ihn auch nur
                              einen Augenblik mit der Hand loszulassen brauchte, und ohne daß eine
                              Veraͤnderung der Stellung erforderlich waͤre. Aus diesem Umstande, der
                              an dem alten Schluͤssel, an welchem die Annaͤherung der Wangen durch
                              die Umdrehung des Griffes selbst bewirkt wurde, unmoͤglich ist,
                              erwaͤchst eine groͤßere Sicherheit in der Arbeit. Hier wird
                              naͤmlich die Annaͤherung durch eine Schraube hervorgebracht, welche in
                              den Griff eingeschraubt und dadurch gegen die Einwirkung des Standes
                              geschuͤzt ist. Diese Schraube endigt sich in einen runden Knopf, womit man
                              sie in Bewegung sezt. Waͤhrend man daher z.B. mit der rechten Hand den
                              Schluͤssel fixirt, und in jener Stellung erhaͤlt, welche zum Fassen
                              einer Schraubenmutter oder irgend eines anderen Gegenstandes die geeignetste ist,
                              sezt man die Schraube zum Behufe der Annaͤherung der beweglichen Wange in
                              Bewegung, ohne daß das Instrument dadurch auch nur die geringste Veraͤnderung
                              seiner Stellung erleidet.
                           Die fixirte Wange des alten Schluͤssels wird, wie bereits erwaͤhnt, von
                              einem oder von zwei mit ihrer Schraube parallel laufenden Armen getragen. Der gegen
                              die Oeffnung zu gekehrte Arm muß bei der Staͤrke, die man ihm nothwendig
                              geben muß, eine bedeutende Dike bekommen, und diese Dike wird in allen jenen
                              Faͤllen, in denen es an Raum gebricht, sehr laͤstig. An dem neuen
                              Schluͤssel dagegen ist die unbewegliche Wange, indem sie mit dem aus einer
                              Roͤhre gebildeten Griffe aus einem Stuͤke besteht, so frei, daß sie
                              ohne in Wirklichkeit langer zu seyn, dennoch einen beinahe um die Haͤlfte
                              laͤngeren Vorsprung bildet, als an den alten Schluͤsseln. Hieraus
                              folgt, daß man sich des neuen Schluͤssels in vielen Faͤllen, in denen
                              der alte Schluͤssel unanwendbar ist, noch mit Leichtigkeit bedienen kann.
                           Eine weitere Bequemlichkeit, die der neue Schluͤssel gewaͤhrt,
                              erwaͤchst aus dem vierekigen Loche, welches da wo die beiden Wangen zusammen
                              treffen, auf Kosten beider angebracht ist. Hieraus folgt naͤmlich, daß er
                              auch wie die Kruͤkenschluͤssel (clefs á
                                 béquille) wirken und die Schraubenmuttern an ihren Kanten fassen
                              kann, wodurch in gewissen Faͤllen durch Vermehrung der
                              Beruͤhrungspunkte die Drehmittel verdoppelt werden koͤnnen.
                           Bei so vielen dem neuen Werkzeuge zukommenden Vorzuͤgen hatte der Ausschuß nur
                              noch dessen Dauerhaftigkeit und die Moͤglichkeit der Reparatur zu
                              beruͤksichtigen. Besondere Beachtung erforderte in dieser Hinsicht die Schraube,
                              womit der Schluͤssel geoͤffnet und geschlossen wird. Es ergab sich
                              hiebei, daß diese Schraube, wenn sie auch keinen geringeren Durchmesser, als an dem
                              englischen Schluͤssel hat, doch auch nur eine Zugkraft auszuuͤben
                              braucht, waͤhrend sie an lezterem zugleich auch als Hebel wirkt, und daher
                              ihrer staͤrkeren Dimensionen ungeachtet haͤufiger dem Bruche ausgesezt
                              ist. Dieser Unfall bedingt, wenn er sich an dem englischen Schluͤssel, an
                              welchem diese Schraube mit der beweglichen Wange solidarisch ist, ereignet, eine
                              bedeutende Reparatur; begegnet er hingegen wider alles Erwarten an dem neuen
                              franzoͤsischen Schluͤssel, so hat man nur fuͤr einen neuen, mit
                              einem Schraubengewinde ausgestatteten Schaft zu sorgen, indem an diesem der Kopf
                              oder Knopf des gebrochenen aufgesezt werden kann. Wenn nun auch die Schraube von dem
                              Schafte oder Griffe, der die bewegliche Wange traͤgt, unabhaͤngig
                              gemacht werden konnte, so war dieß doch nicht in Bezug auf ihre Schraubenmutter
                              moͤglich, und in dieser Hinsicht wurden wirklich ernstliche Einwendungen
                              gemacht. Es hat sich uͤbrigens bei genauer Pruͤfung gezeigt, daß diese
                              Schraubenmutter leicht durch eine neue zu ersezen ist, welche mit zwei kleinen Armen
                              oder Fluͤgeln, die sich durch gehoͤrig angebrachte Widerhaken und eine
                              Schweißung mit dem Schafte der beweglichen Wange verbinden ließe, ausgestattet
                              ist.
                           Es scheint demnach dem Ausschusse, daß der neue Schluͤssel große
                              Vorzuͤge und Bequemlichkeit mit gehoͤriger Dauerhaftigkeit in sich
                              vereint. Der Erfinder hat daher Anspruͤche auf eine Auszeichnung von Seite
                              der Gesellschaft.
                           Fig. 14 zeigt
                              den franzoͤsischen Schluͤssel in einem seitlichen Aufrisse. Fig. 15 gibt
                              ihn in einer Ansicht von Vorne. Fig. 16 zeigt den Griff
                              in Gestalt einer hohlen Roͤhre, welche die fixe Wange traͤgt. Fig. 17 ist
                              der in den hohlen Griff eingesezte, und mit der beweglichen Wange versehene Schaft.
                              Fig. 18
                              zeigt die bewegliche Wange von Unten betrachtet. Fig. 19 endlich ist die
                              mit einem Knopfe versehene Schraube, womit die bewegliche Wange in Bewegung versezt
                              wird.
                           An allen diesen Figuren sind dieselben Buchstaben zur Bezeichnung gleicher Theile
                              beibehalten. An dem hohlen Griffe A ist die Wange B solid befestigt. Die bewegliche Wange C hingegen befindet sich an dem Schafte D, der in den hohlen Griff A
                              eingesezt wird. Die mit vierekigen Schraubengaͤngen versehene Schraube E wird in die Schraubenmutter F des Schaftes D eingeschraubt, und ist an
                              Ihrem Ende mit einem Knopfe versehen, der zum Umdrehen derselben dient.
                           In die an der Basis der Schraube E befindliche Kehle
                              dringen die in den Griff
                              A eingenieteten Vorstekstifte b, b ein. In der Nase der Wangen sind die Ausschnitte c, womit es moͤglich wird, eine Schraubenmutter
                              an ihren Kanten zu erfassen, angebracht. Die innere mit d bezeichnete Flaͤche der Wangen ist feilenartig gehauen, damit der
                              von ihr erfaßte Gegenstand nicht glitschen kann.
                           Es erhellt von selbst, daß, wenn man die Schraube nach Links dreht, der Schaft D emporsteigt, und daß die bewegliche Wange dadurch von
                              der stritten entfernt wird; dreht man sie hingegen nach Rechts, so naͤhert
                              man die bewegliche Wange an, woraus folgt, daß die anzuziehende Schraubenmutter
                              dadurch gefaßt wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
