| Titel: | Verbesserungen an dem Strumpfwirkerstuhle, worauf sich Nathan Bailey, von Leicester in der Grafschaft Leicester, am 1. August 1836 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. VIII., S. 23 | 
| Download: | XML | 
                     
                        VIII.
                        Verbesserungen an dem Strumpfwirkerstuhle, worauf
                           sich Nathan Bailey, von
                           Leicester in der Grafschaft Leicester, am 1. August 1836 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Oktober 1827, S.
                              28.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Bailey's verbesserte Strumpfwirkerstuhl.
                        
                     
                        
                           Meine Verbesserungen an dem Strumpfwirkerstuhle bestehen in gewissen Zusaͤzen,
                              welche ich an den gewoͤhnlichen Stuͤhlen anzubringen gedenke, um die
                              Faͤden auf mechanische Weise und nicht wie bisher mit der Hand der
                              Laͤnge nach uͤber die Bartnadeln zu fuͤhren. In den breiten
                              Stuͤhlen, deren man sich heut zu Tage bedient, werden mehrere
                              Struͤmpfe oder Handschuhe, oder uͤberhaupt mehrere Breiten des
                              Fabricates auf ein Mal erzeugt; allein man muß bei einigen dieser Fabricate zuweilen
                              die Entfernung oder die Zahl der Nadeln, uͤber die der Faden eines jeden
                              einzelnen Stuͤkes gezogen werden muß, abaͤndern; so z.B. um den
                              Struͤmpfen an den Waden eine groͤßere und an dem Beine eine geringere
                              Weite zu geben. Dieß ist jedoch, wenn mehrere Struͤmpfe auf ein Mal in dem
                              gewoͤhnlichen Stuhle erzeugt werden sollen, mit Schwierigkeiten und
                              Zeitverlust verbunden, da jeder Faden einzeln mit der Hand erfaßt werden muß. Diesem Mangel zu
                              steuern ist der hauptsaͤchlichste Zwek des von mir erfundenen Apparates oder
                              des von wir sogenannten mechanischen Fadenfuͤhrers.
                           Fig. 32 ist
                              ein theilweiser Frontaufriß eines Strumpfwirkerstuhles an dem mein verbesserter
                              Mechanismus angebracht ist. Fig. 33 gibt eine
                              horizontale Ansicht desselben. Fig. 34 ist ein zum Theil
                              im Durchschnitte genommener Aufriß. Die gewoͤhnlichen Gestelltheile sind mit
                              A, A, A, A bezeichnet. Die Bartnadeln B, B, B sind zur Erzeugung von drei Struͤmpfen
                              oder drei anderen Stuͤken in drei Reihen aufgezogen. C, C, C sind die an der Senkstange D, D
                              angebrachten Versenker. Den Wagen mit der Knechtstange (jack-bar) sieht man bei E, E und die
                              Druͤkerstange F, F ist an den Armen G, G befestigt. Alles dieß sind Theile des
                              gewoͤhnlichen Stuhles, deren Bau und Handhabung so bekannt sind, daß sie um
                              so weniger einer weiteren Eroͤrterung beduͤrfen, als sie nicht mit zu
                              meinen Erfindungen gehoͤren.
                           In Fig. 35
                              sieht man einen meiner verbesserten Fadenfuͤhrer einzeln fuͤr sich und
                              in groͤßerem Maaßstabe gezeichnet. Dergleichen Fadenfuͤhrer sind an
                              einer horizontalen Schieberstange b, b auf die bei a, a, a ersichtliche Weise so viele anzubringen, als in
                              einer Maschine Struͤmpfe oder Breiten erzeugt werden sollen. Diese
                              Fadenfuͤhrer werden durch eine mit ersterer parallel laufende, fixirte,
                              horizontale Stange c, c, an der sie sich hin und her
                              schieben, in ihren Laͤngenbewegungen gefuͤhrt. Beide Stangen sind in
                              einem Schuͤttelrahmen d, d, dessen Form und
                              Stellung aus Fig.
                                 32 und 34 erhellt, aufgezogen. Lezterer ruht in gegliederten Armen e, e, die sich an Zapfen, welche in den Seitentheilen
                              des neuen Gestelles f, f fixirt sind, bewegen; auch
                              steht er durch seitliche Gelenkstuͤke g, g mit
                              dem Wagen E in Verbindung, so daß, wenn sich der Wagen
                              in Folge der gewoͤhnlichen Bewegungen der Maschine nach Außen bewegt, der
                              Rahmen d geschwungen wird, damit die Fadenfuͤhrer
                              a aus den Versenkern C
                              ausgezogen werden, wenn sich diese vorwaͤrts bewegen, und die Maschen auf die
                              Enden der Bartnadeln bringen.
                           Die Stange b mit den Fadenfuͤhrern wird mittelst
                              einer anderen, au der oberen Latte i angebrachten
                              Schiebstange h, h hin und her bewegt; und an dieser
                              Stange ist ein Arm k befestigt, der, wie sich die Stange
                              h verschiebt, mit der Seite eines gebogenen, aus der
                              unteren Schiebstange b, b emporragenden Armes l in Beruͤhrung kommt. Diese Theile zusammen
                              nenne ich den Treibapparat (driving apparatus); er
                              erhaͤlt seine Bewegung durch Schnuͤre, die an den Enden der
                              Schiebstange h befestigt sind, uͤber die
                              Leitrollen m, m, m, m laufen, und mit dem
                              entgegengesezten Ende an dem Rade H
                               befestigt sind, welches
                              sich unter der Maschine befindet, und auf gewoͤhnliche Weise mittelst der
                              Tretschaͤmel in Bewegung gesezt wird.
                           Es erhellt, daß, wenn von aufgehaͤngten Spulen Faͤden herab und durch
                              die entsprechenden Fuͤhrer a geleitet werden, wie
                              man dieß in Fig.
                                 34 bei j sieht, durch die Einwirkung der
                              Tretschaͤmel auf das Rad H die Schnuͤre
                              veranlaßt werden, die Schiebstange h laͤngs der
                              Latte i zu ziehen, und durch die Stange b die Fadenfuͤhrer a
                              mit den Faden uͤber die oberen Flaͤchen der Bartnadeln zu leiten. Wenn
                              dieß herausgestellt ist, so bleibt nunmehr zu zeigen, wie die Traversirung eines
                              jeden Fadenfuͤhrers so beschraͤnkt wird, daß der Faden nur
                              uͤber die noͤthige Anzahl von Nadeln und nicht weiter gefuͤhrt
                              wird.
                           Es sind an dem oberen Theile der Stange h mittelst
                              Schrauben zwei kleine Finger n, n befestigt, die,
                              waͤhrend die Stange h verschoben wird,
                              abwechselnd auf einen jener Apparate, welche ich unter dem Namen der Depressoren
                              (depressors) verstehe, wirken. Jeder dieser
                              Depressoren o, o besteht aus einer geraden Stange,
                              welche auf senkrechten, in deren untere Seite eingelassenen Stiften ruht, und durch
                              Scheiden p, p, die an der stationaͤren Latte i fixirt sind, laͤuft. Diese Stange o wird durch leichte, unter ihr befindliche Federn in
                              der emporgehobenen Stellung, welche man in Fig. 32 zur Linken sieht,
                              erhalten; herabgedruͤkt hingegen wird sie, wie man in derselben Figur zur
                              Rechten sieht, wenn der Finger n uͤber sie
                              hingeht. Man bemerkt, daß das aͤußere Ende einer jeden dieser Stangen o nach Abwaͤrts gebogen ist und bei q eine kleine schiefe Flaͤche bildet,
                              uͤber die der Finger n, so wie er sich
                              vorwaͤrts bewegt, auf die obere Flaͤche der Stange o emporsteigt, um diese so herabzudruͤken, wie
                              man es in Fig.
                                 32 zur Rechten siehe. An den Enden der Stange o sind herabhaͤngende Arme r, r
                              befestigt, deren untere Theile auf die mit dem Schuͤttelrahmen d, d verbundenen Baͤnder s, s wirken. Wenn sich demnach der Finger n
                              uͤber die Stange o schiebt, so druͤkt er
                              diese Stange herab, wo dann diese mittelst der Arme r, r
                              die Baͤnder s, s herabdruͤkt und den
                              Schuͤttelrahmen in die aus Fig. 34 ersichtliche
                              Stellung bringt, wodurch die Fadenfuͤhrer a, a, a
                              uͤber die Bartnadeln B emporgehoben werden. Durch
                              die fortschreitende Bewegung der Stange h uͤber
                              die Latte i, so wie sie oben angedeutet worden ist,
                              bringen die Fadenfuͤhrer a, a, a die
                              Faͤden uͤber die oberen Theile der Bartnadelreihen; und wenn der
                              Finger n an dem Ende der auf der Stange o befindlichen Schiebplatte angelangt ist, so gleitet er
                              von der Stange ab, wo dann der Depressor sogleich emporsteigt, und den
                              Schuͤttelrahmen d frei macht, so daß der gebogene
                              Arm l von dem Treiber ab, und die Fadenfuͤhrer
                              zwischen die Nadeln herabfallen, und daß also auf diese Weise die Breite, in welcher
                              auf den Nadeln gearbeitet wird, beschraͤnkt ist. Damit die Stange mit den
                              Fadenfuͤhrern bei rascher Bewegung der Maschinerie nicht allenfalls durch das
                              Bewegungsmoment zu weit gefuͤhrt werde, sind an dem Schuͤttelrahmen
                              bei t, t Aufhaͤlter anzubringen, welche aus
                              Schiebebolzen, die sich je nach der erforderlichen Breite des zu wirkenden
                              Fabricates adjustiren lassen, bestehen. Jeder dieser Bolzen wird in seiner Stellung
                              erhalten, indem ein an dem Ende des Federhebels u
                              befindlicher Zahn in eine an der oberen Seite des Aufhaltbolzens angebrachte
                              Verzahnung einfallt. Zu groͤßerer Sicherheit ist mit dem Ende der Stange b auch noch ein anderer Aufhaͤlter oder
                              Faͤnger 1 verbunden, dessen laͤngeres Ende auf der an dem Rahmen i befestigten Stange 2 aufruht, waͤhrend der an
                              dem unteren Ende des Faͤngers befindliche Zahn in jene Zaͤhne
                              einfaͤllt, die zu diesem Zweke an dem an dem Schuͤttelrahmen d befestigten Stuͤke 3 angebracht sind. Dieser
                              Faͤnger verhuͤtet, indem sein Zahn in die erwaͤhnten
                              Zaͤhne oder Kerben einfallt, das Zuruͤkprallen der Stange b, nachdem sich dieselbe quer durch die Maschine bewegt
                              hat. Bei der Ruͤkkehr der Schiebstange h wirkt
                              der andere Finger n auf gleiche Art auf den linken
                              Depressor, wodurch die Fadenfuͤhrer a, a wie
                              fruͤher aufgehoben und uͤber die erforderliche Anzahl von Nadeln
                              gefuͤhrt werden, damit sie dann gleichfalls wieder herabfallen.
                           Um die Breite des Fabricates verschmaͤlern zu koͤnnen, muß sich die
                              Laͤnge der auf der oberen Flaͤche der Stange o befindlichen Schiebplatte verkuͤrzen lassen. Dieß geschieht,
                              indem ich sie in einem auf der oberen Seite der Stange o
                              befindlichen Falze verschiebe, wie dieß in Fig. 33 bei v, v zu ersehen ist. Wenn ich die Platte v in einem der gewuͤnschten Breite des Fabricates
                              entsprechenden Grade verschoben, so befestige ich sie in dieser Stellung, indem ich
                              den Zahn des Federhebels w in einem der au dem Rande der
                              Stange o angebrachten Zahne einfallen lasse. Soll die
                              Breite des Fabricates vermindert werden, so schiebe ich die Platte v mit ihrem Federhebel um einen oder mehrere
                              Zaͤhne zuruͤk, damit der Finger n
                              fruͤher von der Stange abgleiten und den Fadenfuͤhrer um eine oder
                              mehrere Nadeln fruͤher als vorher herabfallen lassen kann. Zu bemerken kommt
                              noch, daß, damit die Finger n bei ihrer Ruͤkkehr
                              unter den Stangen 0 gleiten koͤnnen, jede der schiefen Flaͤchen q aus einer kleinen gegliederten Lasche, die
                              emporsteigt, wenn der Finger unter ihr hingleitet, gebildet ist.
                           Wenn eine gewisse Laͤnge des Fabricates, z.B. der Strumpf bis zu den
                              Knoͤcheln hinab, erzeugt worden ist, so muß zur Bildung des Ristes und der beiden Theile
                              der Ferse jedes Stuͤk in mehrere, mit Sahlleisten versehene Theile geschieden
                              werden. Dieß bezweke ich durch die Anwendung zweier horizontaler
                              Aushuͤlfsschiebstangen b¹ und b², von denen jede mit ihrem Fadenfuͤhrer
                              a¹ und a²
                              ausgestattet ist, und welche ich auf dieselbe Weise in der Maschine anbringe und in
                              Bewegung seze, wie dieß oben in Fig. 32, 33 und 34 in Hinsicht auf die
                              Schiebstange b gezeigt wurde.
                           In Fig. 36
                              ersieht man eine horizontale Ansicht des oberen Theiles des Schuͤttelrahmens
                              mit der zuerst beschriebenen Schiebstange b und den
                              daran befindlichen Fadenfuͤhrern a, a, a, so wie
                              auch mit den Aushuͤlfsschiebstangen b¹ und
                              b² und den dazu gehoͤrigen
                              Fadenfuͤhrern a¹, a¹, a¹, a², a², a². Die Verbindung mit dem Schuͤttelrahmen ist durch die
                              Haken x, x, x und durch die Leitzapfen y, y bedingt. Zur Erhaltung der Schiebstange b² in ihrer Stellung ist an dem linken Ende der
                              Stange ein Hebel fixirt. In diesem Falle ist an dem Ende des Treibers k, wie man in Fig. 33 durch Punkte
                              angedeutet sieht, ein Tfoͤrmiges Querstuͤk
                              befestigt, welches auf den gebogenen Arm l trifft, wenn
                              sich die Stange h laͤngs der Latte i bewegt. Zur Regulirung des Umfanges der Bewegung der
                              Aushuͤlfsstangen b¹, b² dienen die adjustirbaren Aufhaltbolzen u¹, u².
                           Wenn alle diese Huͤlfsapparate angebracht und nach der gewuͤnschten
                              Breite der Rist- und Fersenstuͤke adjustirt worden sind, so wird die
                              Maschine so wie fruͤher in Bewegung gesezt. Durch Verschiebung der Stange h wird der Fadenfuͤhrer a mit der Stange b zuerst zum Behufe der
                              Erzeugung des Ristes bewegt; und wenn sie bis auf die geeignete Stelle
                              vorwaͤrts gelangt ist, so kommt der gebogene Arm l mit Aufhaltern, die sich an den Stangen b¹, b² befinden, in
                              Beruͤhrung, wo dann alle drei Stangen zusammen in Bewegung kommen, und die
                              Fadenfuͤhrer uͤber die einzelnen Nadelreihen leiten. Da die
                              Fadenfuͤhrer nunmehr wegen der verminderten Breite des Fabricates eine
                              geringere Streke zu durchlaufen haben, so brauchen sich die Finger n nicht mehr uͤber die ganze Laͤnge der
                              Stangen o, o zu bewegen. Es muß daher durch Verschiebung
                              der Platten v, v ein in dem Rande einer jeden derselben
                              befindlicher Ausschnitt einem in jeder der Stangen o
                              angebrachten Ausschnitte z gegenuͤber gestellt
                              werden, damit der Finger n, wenn er daselbst anlangt,
                              hindurchfaͤllt und die Operation dadurch unterbrochen wird.
                           Zum Behufe der Erzeugung des Vorderfußes beseitige ich eine der Schiebstangen b², und sperre die beiden anderen Schiebstangen
                              b und b¹
                              zusammen. Wenn dann auf gewoͤhnliche Weise 6 Struͤmpfe an den
                              Bartnadeln befestigt worden sind, so kann ich die Vorderfuͤße zu allen
                              sechsen mit einem Male erzeugen, indem ich den Stuhl eben so arbeiten lasse, wie es
                              in Hinsicht auf die Erzeugung der oberen Theile angegeben worden ist.
                           Ich muß am Schusse ausdruͤklich bemerken, daß ich weder die Einrichtung noch
                              die Handhabung des Stuhles, um mehrere Stuͤke auf ein Mal in demselben zu
                              fabriciren, mit zu meiner Erfindung zahle, sondern daß sich diese auf den
                              Mechanismus beschraͤnkt, womit die Faden auf mechanische Weise und nicht mehr
                              mit der Hand gefuͤhrt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
