| Titel: | Verbesserte Methode aus den Ananasblättern einen zum Fabrikgebrauche geeigneten Faserstoff zu gewinnen, worauf sich Frederick Burt Zincke der jüngere, Esq. von Crawford-Street, Marylebone in der Grafschaft Middlesex, am 9. Decbr. 1836 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XVIII., S. 54 | 
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                        XVIII.
                        Verbesserte Methode aus den
                           Ananasblaͤttern einen zum Fabrikgebrauche geeigneten Faserstoff zu gewinnen,
                           worauf sich Frederick Burt
                              Zincke der juͤngere, Esq. von Crawford-Street, Marylebone
                           in der Grafschaft Middlesex, am 9. Decbr. 1836
                           ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Novbr. 1837, S.
                              79.
                        Zincke's Behandlung der Ananasblaͤtter.
                        
                     
                        
                           Der Patenttraͤger beabsichtigt durch sein Verfahren aus den
                              Ananasblaͤttern einen Faserstoff zu gewinnen, der sich wie Flachs, Hanf,
                              Werg, Baumwolle oder andere derlei Stoffe zu verschiedenen Zeugen, Shawls, Garn,
                              Schnuͤren, Tauen, Papier etc. verwenden laͤßt.
                           Die Blaͤtter sollen zwischen der Zeit, zu der sie ihre volle Entwikelung
                              erreicht haben, und der Zeit der Reife der Fruͤchte gesammelt werden. Denn
                              geschieht das Einsammeln fruͤher, so haben die faserigen Theile noch nicht
                              ihre ganze Staͤrke erreicht; und geschieht es zu spaͤt nach der Reife
                              der Frucht, so werden die Fasern zu bruͤchig. Auch verbinden sie sich in
                              lezterem Falle viel inniger mit den sie umgebenden fremdartigen Stoffen, so daß sie
                              nicht nur schwerer davon zu befreien, sondern auch schwerer zu bleichen sind.
                           Das von dem Patenttraͤger eingeschlagene Verfahren ist im Wesentlichen
                              Folgendes. Wenn die Blaͤtter gesammelt worden sind, so entfernt man mir einem
                              scharfen Messer oder einem anderen hiezu geeigneten Instrumente die an deren
                              Raͤndern befindlichen Stacheln. Hierauf schlaͤgt oder klopft man sie
                              auf einem Holzbloke mit einem hoͤlzernen Hammer oder Schlaͤgel, bis
                              sich die Fasern von den uͤbrigen Theilen abgesondert haben, und als eine
                              seidenartige Masse zum Vorschein kommen. In diesem Zustande waͤscht man sie
                              zum Behufe der Beseitigung der ihnen anhangenden gruͤnen Substanz gut in
                              weichem Wasser aus, worauf man sie, um das Wasser aus ihnen zu treiben, unter
                              Anwendung eines gelinden Drukes zwischen zwei Stuͤk Holz hindurchzieht. Bei
                              diesem lezten Geschaͤfte hat man darauf zu sehen, daß die Fasern in
                              moͤglichst gerader Richtung erhalten werden. Sollte sich hiebei zeigen, daß
                              die fremdartigen Stoffe nicht hinreichend beseitigt sind, so muͤßte das
                              Auswaschen wiederholt, oder der Faserstoff einige Stunden hindurch in einer
                              alkalischen Aufloͤsung, wie z.B. in Seifenwasser gekocht werden. Dieses
                              leztere Verfahren wird
                              besonders dann noͤthig, wenn die Blaͤtter nicht zur gehoͤrigen
                              Zeit oder nach der Reife der Frucht gesammelt worden sind.
                           Will man die Fasern dem Siedeprocesse unterwerfen, so legt man sie gerade in das
                              hiezu bestimmte Gefaͤß, und beschwert sie mit einem leichten Gewichte, damit
                              sie immer mit der Fluͤssigkeit bedekt bleiben und sich nicht in eine
                              verworrene Masse aussieden koͤnnen. Wenn die alkalische Fluͤssigkeit
                              auf die solcher Maßen eingerichteten Fasern gegossen worden ist, so kocht man sie je
                              nach der Beschaffenheit dieser lezteren 4 bis 6 Stunden lang. Nach Ablauf dieser
                              Zeit waͤscht man sie gut in Wasser aus, und haͤngt sie zum Behufe des
                              Troknens im Schatten auf, wobei man sie oͤfter schuͤttelt, um deren
                              Zusammenkleben zu verhuͤten. Nach dem Troknen erhaͤlt man eine Masse
                              weißer seidenartiger Fasern, von denen jede aus einem Buͤndel hoͤchst
                              zarter Fasern besteht, und welche in diesem Zustande zu den angegebenen Zweken
                              dienen koͤnnen.
                           Der zweite Theil der Erfindung besteht in der Anwendung des gewonnenen Faserstoffes
                              anstatt Flachs, Hanf, Baumwolle, Seide oder dergl. Will man ihn zu Garn verspinnen,
                              so soll er nach dem bei dem Flachse uͤblichen Verfahren gebleicht werden. Am
                              besten bleicht man ihn im Zustande als Vorgespinnst, indem der Bleichproceß die
                              Fasern noch mehr trennt, so daß sie beim Spinnen zwischen den Speisungswalzen noch
                              mehr ausgezogen werden koͤnnen. Um jedoch ein aͤußerst feines Garn zu
                              erzielen, muß der Bleichproceß wiederholt und noch weiter ausgefuͤhrt
                              werden.
                           Gebleichte und ungebleichte Cambrics, welche aus diesem Faserstoffe verfertigt worden
                              sind, und die das London Journal zu untersuchen
                              Gelegenheit hatte, uͤbertreffen die aus Flachs fabricirten an Feinheit und
                              Dauerhaftigkeit. Die Faden scheinen jedoch nicht gesponnen, sondern jeder einzelne
                              derselben besteht unter dem Mikroskope betrachtet aus 150 bis 200 vollkommen
                              getrennten, geraden und mit einander parallel laufenden Fasern.