| Titel: | Die Verfertigung der Klopfsensen, vom Gewehrfabrikanten Crause jun. in Herzberg. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XXXV., S. 123 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XXXV.
                        Die Verfertigung der Klopfsensen, vom
                           Gewehrfabrikanten Crause
                           jun. in Herzberg.
                        Crause, uͤber die Verfertigung der Klopfsensen.
                        
                     
                        
                           Klopf- und Schleifsensen haben ihren Namen von der Art, wie sie sich scharfen
                              lassen. Der Umstand, daß man in Hannover keine Sensen der ersteren Art verfertigt,
                              obgleich sie viel gebraucht werden, veranlaͤßte den Verfasser, eine
                              Beschreibung des Verfahrens bei Anfertigung derselben bekannt zu machen, welche wir
                              im Folgenden mittheilen:
                           Die Einrichtung einer Klopfsensenschmiede besteht in Folgendem: 1) in einer
                              gewoͤhnlichen Blankschmiedesse mit gutem Geblaͤse. 2) in einem
                              gewoͤhnlichen Hammerwerk, mit zwei zwischen 60 und 80 Pfd. schweren
                              Schwanzhaͤmmern. 3) in einem etwa 3' langen, 1' breiten, zum Verschluß
                              eingerichteten Abloͤschtroge, der mit geschmolzenem Talge angefuͤllt
                              ist, welcher statt des Wassers zum Haͤrten der Sensen dient. Dieser Trog
                              steht in einem mit Wasser angefuͤllten Behaͤlter. Sobald das
                              Haͤrten geschehen ist, wird der Trog sorgfaͤltig geschlossen. 4) in
                              einer 6' langen, 3' breiten, 1' diken eisernen Platte, welche uͤber einem
                              eben so langen Roste liegen muß, damit dieselbe leicht und bequem mit dem auf ihr
                              etwa 1/2' dik aufgestreuten feinen Grand erwaͤrmt werden kann. 5) in einem
                              sonst bei Blankschmieden nicht gebraͤuchlichen Hammerwerke. Dieses Hammerwerk
                              unterscheidet sich von dem einer gewoͤhnlichen Blankschmiede namentlich durch
                              die zwei viel kleineren und leichteren Hammer und durch die groͤßere Anzahl
                              Hebedaumen, wodurch diese Hammer in Bewegung gesezt werden. Die Amboße nebst dem
                              Hammerwerk stehen im Verhaͤltnisse mit den Haͤmmern, und nur die
                              Hammerwelle gibt einer gewoͤhnlichen Hammerwelle im Durchmesser wenig nach.
                              Beide Haͤmmer werden gleichzeitig dicht neben einander durch 16 bis 20
                              Hebedaumen, welche in starken, um die Welle liegenden eisernen Ringen befestigt
                              sind, getrieben, und der hiedurch erlangte rasche Gang der Haͤmmer
                              traͤgt wesentlich zur Guͤte der Sensen bei. Die Haͤmmer wiegen
                              (ohne Stiel) 25–30 Pfd., und haben wie ihre Amboße eine sanft convex
                              gebogene, glatt polirte Bahn; die Stiele oder Helme sind von Weißbuchenholz, 3 1/2
                              Fuß lang, hinter dem Hammer 3 Quadratzoll stark, und laufen dann nach dem
                              Zapfenringe starker an, von hier bis zum Prellkloz aber wieder duͤnner zu.
                              Die Einrichtung dieses lezteren ist dem gewoͤhnlichen Prellkloze ganz
                              aͤhnlich. Die Stoͤke oder Kloͤze der Amboße werden so niedrig
                              gemacht, daß die Arbeit davor sizend vorgenommen werden muß; es kommen alsdann die Beine der
                              Arbeiter um die Stoͤke, weßhalb auch der Durchmesser dieser lezteren nicht zu
                              stark seyn darf. Der Raum zwischen beiden Amboßen darf nur klein seyn; denn
                              waͤhrend der Arbeit ist es noͤthig, daß der Arbeiter vor dem linken
                              Amboße bequem, ohne seine aufrecht sizende Stellung zu veraͤndern, mit der
                              rechten Hand den rechten Amboß erreichen kann. 6) in einem Zugofen, in dem die
                              Erwaͤrmung der Sensen bei ihrer Anfertigung vorgenommen wird. Der Ofen wird
                              durch einen aus Baksteinen gemauerten hohlen Raum gebildet, welcher theils durch
                              einen aus starken Eisenstaͤben bestehenden Rost, theils durch das den Rost
                              haltende Mauerwerk in zwei nicht gleich große Theile geschieden wird. Der hohle Raum
                              ist, bis zu seiner gewoͤlbten Deke, vorn 4' hoch, hinten aber, da der Rost
                              nicht horizontal, folglich auch die Deke dem Roste entsprechend liegt, 3–4
                              Zoll hoͤher; die Hintere Seite des Ofens hat gewoͤhnlich keine
                              fuͤr sich bestehende Mauer, sondern ist direct an die Wandmauer der Schmiede
                              gelehnt. Die Laͤnge des Ofens darf nicht unter 4' betragen, weil sonst die
                              Zugluft nicht hinreichend wirken kann; die Breite des inneren Raumes ist 10'', und
                              das den Ofen bildende Mauerwerk hat an allen Stellen die Staͤrke von 10''.
                              Demnach hat der Ofen aͤußerlich an seiner schmalen Seite die Breite von 2'
                              6'', vorn die Hoͤhe von 4' 10'', hinten die Hoͤhe von 5' 2'', und eine
                              Laͤnge von 6 Fuß; dieses lezte Maaß aͤndert sich jedoch da, wo die
                              Wand der Blankschmiede einen unmittelbaren Anschluß des Ofens nicht erlauben sollte;
                              man wird dann genoͤthigt, in diesem Falle die Laͤnge des Ofens um eine
                              10'' starke Mauer zu vermehren. Der unter dem Roste sich befindende Raum ist 28''
                              hoch, seine Laͤnge ist durch die Laͤnge des Rostes bedingt, und
                              betraͤgt 2'. (Der hinter diesen 2 Fuß liegende Raum, nach der Wandmauer zu,
                              befindet sich unter dem den Rost haltenden Mauerwerke, wird entweder vermauert oder
                              mit leichterer Muͤhe mit kleinen Ziegelsteinen, Lehm, Grand oder dergleichen
                              Materialien ausgefuͤllt.) Durch die nach und nach erfolgende Verengung dieses
                              Raumes durch Kohle, Asche und Schlaken bildet sich nicht allein das Zugloch, sondern
                              es wird dadurch zugleich dem vor dem Ofen arbeitenden Manne leicht moͤglich,
                              dasselbe nach Willkuͤr zu vergroͤßern oder zu verkleinern. Der Rost
                              bestecht aus vier oder fuͤnf 20'' langen Staͤben, die an jeder Seite
                              einen Zoll lang eingemauert werden, so daß 10'' als brauchbarer Rost uͤbrig
                              bleiben; derselbe bildet daher einen Theil des Bodens des Ofens, und zwar den
                              mittleren, denn nach der Wandseite zu besteht der Boden des Ofens uͤber dem
                              2' langen, vorhin angefuͤhrten vermauerten Raume, so wie 1/2 Fuß vor dem
                              Roste, nach der Thuͤre zu, aus Mauerwerk. Der Boden des Ofens liegt zur besseren
                              Befoͤrderung des Zuges nicht horizontal, sondern in einem Winkel von 6 bis 7
                              Grad gegen die Thuͤr geneigt; der innere Raum des Ofens hat eine Hoͤhe
                              von 16'', und endigt an der Hinteren Seite in einen in der Woͤlbung des Ofens
                              aufgemauerten, schornsteinaͤhnlichen Zugcanal, welcher in die
                              gewoͤhnliche Esse muͤndet. Sobald das Feuer im Ofen brennt, wird
                              derselbe durch eine starke eiserne Thuͤr, welche zwei etwa 3'' breite
                              Einschnitte von 10–12'' Laͤnge hat, verschlossen; durch diese
                              Einschnitte wird es alsdann moͤglich, mehrere in Zangen gehaltene Sensen zu
                              gleicher Zeit in der Gluth des Feuers zu erwaͤrmen und außerdem den Zug zu
                              befoͤrdern. Sollte indeß der Arbeiter aus irgend einem Grunde vorziehen,
                              gleichzeitig nur eine Sense zu erwaͤrmen, so ist es gewiß rathsam, nur einen
                              Einschnitt in der Thuͤre zu haben, oder doch den zweiten mit einer solchen
                              Einrichtung zu versehen, daß derselbe schnell und willkuͤrlich verschlossen
                              und geoͤffnet werden kann. Der Ort, an dem man einen Ofen dieser Art bauen
                              will, ist wegen des erforderlichen Luftzuges sehr zu beruͤksichtigen,
                              namentlich ist ein mit der vorderen Seite des Ofens parallel laufender Zug
                              gaͤnzlich zu vermeiden. Ein in dem Schlote angebrachter Schieber ist zur
                              Regulirung des Zuges in vielen Faͤllen von Nuzen. – Obgleich nun wohl,
                              um die Zugluft auf das Feuer des Ofens in hinreichender Menge wirken zu lassen,
                              mehrere dieß bezwekende Anordnungen an dem eben beschriebenen Ofen angegeben sind,
                              die, je nachdem es die Localitaͤt verlangt, einige Modificationen erleiden,
                              so treten doch zuweilen hindernde Umstaͤnde ein, z.B. widriger Wind,
                              Verstopfung des Rostes u. dergl. m., welche es fuͤr einige Zeit nicht gut
                              moͤglich machen, das Feuer in der gewuͤnschten oder erforderlichen
                              Temperatur zu erhalten. Um daher einen solchen Uebelstand zu beseitigen, hat man an
                              der Seitenwand des Ofens, etwa 2–3'' uͤber der Rosthoͤhe und
                              mit dem Roste parallel fortlaufend, einen Kasten von Eisenblech angebracht, welcher
                              die Stelle eines Windregulators vertritt. Die Form dieses Kastens ist ein
                              laͤngliches Vierek, dessen Laͤnge 2', dessen Hoͤhe und Breite
                              6'' betraͤgt; in einer der langen Seiten des Kastens sind drei aus Stabeisen
                              bestehende Geblaͤsformen mit sehr engen Muͤndungen angebracht, welche
                              in der Mauer des Ofens horizontal, und nach dem Schlote des Ofens gerichtet,
                              befestigt werden, durch dieselbe ins Feuer reichen, und somit den Kasten am Ofen
                              befestigen. In der gegenuͤber liegenden Seitenwand des Kastens, also in der
                              aͤußeren Seite, ist nur eine Oeffnung nothwendig, um den erforderlichen Wind
                              in den Kasten zu bringen. Dieß Leztere geschieht mit großer Leichtigkeit mittelst
                              der Anlegung einer eisernen Roͤhre zwischen den in schon bestehenden
                              Blankschmieden vorhandenen Blasebalgen und dem Kasten, vorausgesezt, daß man nicht vorzieht, ein
                              eigenes Geblaͤse hiezu anzulegen, was jedoch in einer schon bestehenden
                              Blankschmiede keineswegs rathsam ist, da in den meisten Faͤllen die
                              natuͤrliche Zugluft vollkommen ausreicht. Sieht man sich indessen
                              genoͤthigt, den zu schwachen Zug der Luft durch das eben beschriebene
                              Geblaͤse zu unterstuͤzen, so sind hiebei die Groͤßen der
                              Oeffnungen in den drei Geblasformen sehr zu beruͤksichtigen, denn dieselben
                              duͤrfen zusammen zu gleicher Zeit nicht mehr Luft verbrauchen
                              (ausstroͤmen), als die den Wind zufuͤhrende einzelne Blasform in eben
                              dieser Zeit in den eisernen Kasten einbringen kann; widrigenfalls wuͤrde das
                              hiedurch sehr ungleich brennende Feuer die Erwaͤrmung der Sensen sehr
                              erschweren. – Es braucht wohl kaum noch bemerkt zu werden, daß die drei in
                              den Ofen fuͤhrenden Geblasformen nur eben durch die Mauer reichen
                              duͤrfen, um gegen das Verbrennen geschuͤzt zu seyn, und daß, wenn das
                              Geblaͤse nicht gebraucht wird, die aͤußere Oeffnung am Eisenkasten
                              verschlossen seyn muß, damit der Zug keine falsche Richtung bekommt, wobei alsdann
                              die dem Zuge folgende Flamme den eisernen Kasten leicht verbrennen
                              wuͤrde.
                           Die Eigenschaften einer Klopfsense bestehen in einem gewissen Grade von
                              Zaͤhigkeit des Stahles, welche erlaubt, durch Hammerschlaͤge die
                              Schneide der Sensen zu schaͤrfen, ohne daß dadurch ein Ausreißen oder
                              Ausbrechen derselben entsteht; auf der anderen Seite verlangt man eine hinreichende
                              Haͤrte, um das Stumpfwerden der Sense genuͤgend zu verhindern; und
                              obgleich man zur Erlangung dieser Eigenschaften waͤhrend der Bereitung der
                              Sensen die groͤßte Aufmerksamkeit auf alle dahin fuͤhrenden Mittel
                              verwendet, indem man das einmal zur Sense bestimmte Stuͤk Stahl nur im
                              Flammenfeuer und nicht unter Kohlen erwaͤrmt, damit der Stahl von seinem
                              Kohlengehalte verliert und dadurch geschmeidiger wird, so ist es doch
                              noͤthig, den Stahl waͤhrend des Raffinirens hierauf so viel als
                              moͤglich vorzubereiten.
                           Man zerschlage daher, wie gewoͤhnlich geschieht, um Rohstahl zu raffiniren,
                              die Stangen desselben, sortire nach dem Bruche die abgeschlagenen Stuͤke, und
                              waͤhle die fuͤr die besten erkannten aus; derjenige Stahl ist der
                              beste, der auf seinen Bruchflaͤchen ein durchgaͤngig gleichfarbiges,
                              gleichgroßes feines Korn zeigt; diese beste Sorte dient zur Bildung der Schneide.
                              Die ausgewaͤhlten Stuͤke bringe man in das Feuer der
                              gewoͤhnlichen Blankschmiedeesse, welches mit Tannenkohlen unterhalten werden
                              muß, und groß genug ist, wenigstens einen halben Centner zu gleicher Zeit
                              rothgluͤhend zu erwaͤrmen; hierauf haͤmmere oder breite man die
                              Stahlstuͤke unter dem Wasserhammer zu Streifen von 2 Linien Dike, 1 bis 5/4
                              Zoll Breite und
                              15–18 Zoll Laͤnge; die Breite dieser Stahlstreifen ist namentlich so
                              viel als moͤglich gleich zu machen, und der Arbeiter muß sich Muͤhe
                              geben, die Staͤbe so glatt als moͤglich auszuschmieden, damit bei dem
                              nun folgenden Zusammenlegen derselben jeder Spielraum vermieden werde. Achtzehn bis
                              vierundzwanzig solcher ausgeschmiedeten Staͤbe werden auf einander gelegt, in
                              eine passende Zange gespannt, ins Feuer gehalten, nach und nach erhizt, und unter
                              dem großen Wasserhammer ausgerekt. Um nun aber den Stahl zu Klopfsensen geeignet zu
                              erhalten, lasse man waͤhrend dieser Arbeit die Kohlen mehr als
                              gewoͤhnlich loker auf dem Feuer liegen, so daß der Wind gehoͤrig
                              durchdringen kann, bringe auch waͤhrend der ersten Hize den Stahl mehrere
                              Male ganz aus dem Feuer, und klopfe die sich etwa durch die Waͤrme von
                              einander abziehenden Stahlplatten wieder zusammen, jedoch nicht eher, bis die
                              vielleicht zwischen die Platten gefallenen Kohlen oder Schlaken daraus entfernt
                              worden sind; außerdem begieße man das Feuer oft mit Lehmwasser und drehe den Stahl
                              haͤufig im Feuer um, damit alle vier Seiten der Platten der Blasform
                              zugewendet werden. Um den Stahl so rein als moͤglich zu erhalten, bestreue
                              man waͤhrend der ersten Hize wenigstens die schmalen Kanten der Platten nicht
                              mit Lehm, wie fast immer geschieht, um der Verbrennung des Stahles vorzubeugen, denn
                              es ist hiebei leicht moͤglich, daß etwas Lehm zwischen die nicht genau an
                              einander schließenden Platten faͤllt, und hiedurch im unguͤnstigen
                              Falle eine ungeschweißte Stelle bleibt. Der auf diese Weise raffinirte Stahl hat von
                              seinem Kohlengehalte sowohl durch Anwendung der Tannenkohlen als auch durch das
                              loker gehaltene Feuer etwas verloren, und somit seine uͤberfluͤssige
                              Sproͤdigkeit eingebuͤßt. Auf der anderen Seite hat er in einem
                              geringen Grade die erforderlichen Eigenschaften erlangt, die aber beim Schmieden der
                              Sensen noch mehr ausgebildet werden muͤssen. Sollte vielleicht durch ein zu
                              langes Verfahren dieser Art die Haͤrte des Stahles in einem groͤßeren
                              als dem erforderlichen Maaße abnehmen, so laͤßt sich dieselbe durch
                              Gluͤhen in einem dichten Buchenkohlenfeuer wieder erlangen; doch ist dem
                              Verfasser kein Fall bekannt, wo ein solcher Proceß noͤthig geworden
                              waͤre.
                           Von dem auf die eben beschriebene Art raffinirten Stahle werden in der
                              gewoͤhnlichen Esse Stuͤke von 1 Pfd. 28 Loth bis 2 Pfd. schwer,
                              erwaͤrmt und unter dem gewoͤhnlichen Wasserhammer zu den bekannten
                              Formen einer Sense vorgerichtet. Die Klinge der Sense darf in diesem Zustande
                              beinahe die gewuͤnschte Laͤnge erhalten, die Breite derselben wird
                              aber erst spaͤter voͤllig ausgeschmiedet; der zur Befestigung am
                              Sensenstiele dienende Haken mit dem Loche oder Knollen, Angel oder Hamm genannt, ist beim Anfangen der
                              Sense voͤllig fertig zu schmieden, damit bei der weiteren Bearbeitung
                              derselbe zum Anfassungspunkte der Zange dienen kann.
                           Das Brennmaterial des unter 6) beschriebenen Ofens besteht aus Holzscheiten mit
                              Steinkohlen gemengt; wo leztere nicht leicht zu erhalten sind, kann man sich der
                              Holzkohlen bedienen, erstere aber muͤssen beibehalten werden, weil die von
                              ihnen herruͤhrende Flamme hauptsaͤchlich zur Erwaͤrmung der
                              Sensen noͤthig ist, damit der durch das Raffiniren seiner Sproͤdigkeit
                              beraubte Stahl keine Gelegenheit zur Wiederaufnahme von Kohlenstoff findet.
                           Die vorgerichteten Sensen werden mittelst einer Zange durch die Einschnitte der
                              Ofenthuͤr in der Flamme des Feuers erwaͤrmt; da jedoch diese Art, die
                              Sensen zu halten, etwas unbequem ist, so hat man an einigen Orten einen oder zwei
                              Eisenstabe uͤber dem Feuer in der erforderlichen Hoͤhe angebracht,
                              worauf die Sensen gelegt werden. Die Sensen werden nicht staͤrker als
                              rothwarm erhizt und unter dem gewoͤhnlichen Wasserhammer fertig
                              ausgeschmiedet, alsdann gehoͤrig gerichtet und beschnitten. Hat man nach
                              dieser lezten Arbeit keine wesentlichen Maͤngel an der Sense wahrgenommen, so
                              wird dieselbe ferner zwischen braun und rothwarm erwaͤrmt, und in diesem
                              Zustande in dem nahestehenden Talge gehaͤrtet, dann sorgfaͤltig von
                              dem anhangenden Talge gereinigt, und zur Milderung der ihr jezt eigenen Harte in
                              heißen Grand gestekt; dieser Grand ist in großer Menge auf der unter 3)
                              beschriebenen eisernen Platte erwaͤrmt. Da zur Erwaͤrmung des auf der
                              Platte liegenden Grands eine nicht unbedeutende Menge Brennmaterial erforderlich
                              ist, so ist es sehr rathsam, das sogenannte Anlassen der Sensen nur dann
                              vorzunehmen, wenn eine hinreichende Anzahl derselben vorraͤthig ist. Die im
                              Grand sehr gleichmaͤßig vertheilte, sich den Sensen eben so mittheilende Hize
                              macht diese Art des Anlassens noͤthig, obwohl man sonst bei der
                              gewoͤhnlichen Art des Blaumachens schneller fertig wird. – Hat man in
                              den Grand die gehoͤrige Menge Sensen gestekt, so wird das Feuer unter der
                              eisernen Platte nicht mehr geschuͤrt, sondern man laͤßt dasselbe nach
                              und nach ausbrennen, jedoch unter der Beruͤksichtigung, daß man dasselbe so
                              viel wie moͤglich gleichmaͤßig unter der Platte vertheilt; die Sensen
                              bleiben alsdann bis zu ihrer voͤlligen Erkaltung im Grande liegen.
                           Bei diesem Prozesse sind indessen die Sensen gewoͤhnlich uͤberlaufen (d.h. mehr als blau, naͤmlich grau geworden) und
                              haben daher eine geringere Haͤrte, als man sonst wohl von schneidenden
                              Instrumenten verlangt. Um jedoch einerseits diesen Mangel zu ersezen und
                              andererseits die durch die Haͤrtung krumm gewordenen Sensen gerade zu richten, wird
                              das oben beschriebene Hammerwerk in Anspruch genommen; naͤmlich: es werden
                              die gehaͤrteten Sensen in gehoͤriger Menge neben den rechten Amboß des
                              Hammerwerkes gelegt, und zwar in so geringer Entfernung, daß der vor dem Amboße
                              sizende Arbeiter dieselben bequem mit der rechten Hand erreichen kann. Unter
                              „rechter Amboß“ wird derjenige verstanden, den man rechter
                              Hand hat, wenn man zwischen beiden Amboßen steht und das Hammerwerk vor sich
                              sieht.
                           Der Arbeiter ergreift eine Sense und laͤßt die Klinge Punkt vor Punkt auf der
                              inneren Seite von dem sehr schnell gehenden Hammer durchschlagen, und zwar von der
                              breitesten Stelle an. So wie sich nun waͤhrend dieser Arbeit die Spize dem
                              Hammer naͤhert, wird die Sense in die linke Hand genommen, waͤhrend
                              mit der rechten Hand eine andere Sense herbeigeholt wird. Gleichzeitig nimmt der vor
                              dem linken Amboße sizende Arbeiter nun die auf einer Seite durchgehaͤmmerte
                              Sense dem ersten Arbeiter aus der Hand und laͤßt dieselbe auf der
                              aͤußeren Seite eben so durchhaͤmmern. Nach Beendigung dieser Arbeit
                              wird die zweite Sense gerade wie die erste bearbeitet, und so fahren beide Arbeiter
                              fort, bis der Vorrath an Sensen erschoͤpft ist.
                           Durch dieses sehr schnelle Durchhaͤmmern haben die Sensen einen Grad von
                              Haͤrte erhalten, der nur Dingen eigen ist, die auf diese Art gearbeitet sind.
                              Die noch etwas krummen Sensen werden in der Hand gerichtet, und sind alsdann, wenn
                              sich keine Fehlstellen an ihnen zeigen, zum Verkaufe tauglich. (Hannoͤv.
                              Mittheil., Lief. 13.)