| Titel: | Auszug aus einem Berichte, welchen die HH. Heinrich Schlumberger und August Scheurer der Société industrielle in Mülhausen über verschiedene Einrichtungen und Apparate in den englischen Bleichereien und Kattundrukereien erstatteten. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XXXVI., S. 130 | 
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                        XXXVI.
                        Auszug aus einem Berichte, welchen die HH.
                           Heinrich
                              Schlumberger und August Scheurer der Société
                              industrielle in Muͤlhausen uͤber
                           verschiedene Einrichtungen und Apparate in den englischen Bleichereien und
                           Kattundrukereien erstatteten.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen. No. 51.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Ueber die Kattundrukereien in England.
                        
                     
                        
                           Die verschiedenen Industriezweige, welche sich mit der Veredlung der Baumwolle
                              befassen, haben in der neueren Zeit in England einen ungeheuren Aufschwung genommen;
                              dessen ungeachtet fuͤhlt man die Handels- und Geldkrisis
                              gegenwaͤrtig daselbst nicht weniger als bei uns in Frankreich; die
                              Industrieproducte sind um 30–40 Procent gefallen; das gewalzte oder
                              geschmiedete Eisen, welches vor Kurzem noch so gesucht war, fiel um 50 Proc., und die
                              Eisenhaͤmmer haben deßhalb ihre Arbeiten einstweilen eingestellt. Wir trafen
                              in der That keine einzige Fabrik, welche nicht mehr oder weniger stille stand oder
                              doch ihre Production sehr beschrankt haͤtte.Die Verfasser haben die Manufacturstaͤdte Englands im Monat Julius
                                    1837 bereist.
                              
                           Bei uns (in Frankreich) kommen die Rohstoffe viel theurer zu stehen als in England
                              und dennoch muͤssen wir mit diesem Handelscoloß die Concurrenz aushalten.
                              Wenn dieses jedoch mit dauerndem Erfolge moͤglich bleiben soll, so darf
                              unsere Industrie in Zukunft nicht mehr durch das Monopol der franzoͤsischen
                              Haͤfen und durch die hohen Zoͤlle auf die Rohstoffe gedruͤkt
                              werden, besonders aber auch nicht mehr durch den falschen Handel, die sogenannte
                              Spekulation, welche nichts als ein Mißbrauch der Capitalien ist, der die
                              Geschaͤfte in Unordnung bringt, indem er die Production kuͤnstlich
                              steigert und die Consumtion durch erhoͤhte Preise beschrankt, so daß
                              fruͤher oder spaͤter immer wieder aͤhnliche Krisen wie die
                              gegenwaͤrtige entstehen muͤssen, wovon er uns zu erloͤsen doch
                              weder die Macht noch den Willen hat.
                           Wenn wir einzig in Folge der hoͤheren Zoͤlle auf die Rohstoffe und
                              unserer nachtheiligen geographischen Lage etwas theurer als die Englaͤnder
                              fabriciren muͤßten, so koͤnnten wir diese Differenz doch noch durch
                              einen wichtigen Zweig unserer Baumwollindustrie ausgleichen; wir meinen
                              naͤmlich durch unsere schoͤnen aͤchtfarbigen Musseline etc.,
                              welche die Englaͤnder noch nicht in derselben Vollendung darzustellen
                              vermoͤgen, und die in London so geschaͤzt sind, daß man fuͤr
                              ein franzoͤsisches Musselinkleid daselbst einige Schilling mehr bezahlt als
                              fuͤr ein englisches Fabricat. Der englische Kattundruker sieht noch immer mit
                              Bewunderung auf unser Elsaß; er laͤßt sich bei der Wahl seiner Muster und
                              Artikel durch die unserigen leiten. Wenn wir aber auch durch unsere
                              schoͤneren und geschmakvolleren Muster den Vorzug vor den Englaͤndern
                              haben, so sind wir doch hinsichtlich der mechanischen Einrichtung unserer Fabriken
                              leider sehr im Nachtheil gegen sie.
                           Wenn man die Preiscourante der englischen Maschinenfabriken mit den
                              franzoͤsischen vergleicht, so bemerkt man besonders einen großen Unterschied
                              bei den Dampfmaschinen, welche in England in diesem Augenblike wegen des schlechten
                              Geschaͤftsganges und des niedrigen Eisenpreises um 50 Proc. wohlfeiler sind
                              als bei uns; so kostet z.B. eine Expansionsmaschine von 25 Pferdekraͤften mit
                              zwei Kesseln in Glasgow 17,500 Fr. Dabei wird garantirt, daß stuͤndlich 
                              per Pferdekraft nicht uͤber 2 1/2 Kilogr. der
                              besten Steinkohle zum Betrieb derselben erforderlich sind, wobei allerdings zu
                              beruͤksichtigen ist, daß wir die Pferdekraft etwas hoͤher als die
                              Englaͤnder anschlagen.
                           Fuͤr englische Maschinen muß man in Frankreich 15 Proc. Eingangszoll bezahlen;
                              dazu kommt noch, daß die englischen Geseze nur die Ausfuhr solcher Maschinen
                              erlauben, welche allgemein verbreitet sind; so darf z.B. keine Spinnmaschine
                              ausgefuͤhrt werden. Der Zwek hiebei ist kein anderer, als die Verbreitung
                              neuer Maschinen in Laͤndern, welche mit England concurriren, zu
                              erschweren.
                           Die Farbwaaren und chemischen Producte kommen in England ebenfalls wohlfeiler zu
                              stehen als bei uns; der Unterschied betraͤgt bei lezteren im Durchschnitt
                              wenigstens ein Drittel. Bei den aus dem Auslande kommenden Farbwaaren haben die
                              Fabriken in Manchester wie in Glasgow den Vortheil, daß sie nicht weit vom Meere
                              entfernt sind und noch dazu durch die in allen Richtungen verbreiteten
                              Canaͤle bedeutend an Transportkosten ersparen.
                           Die Lebensfrage der Manufacturen ist immer das Brennmaterial; die Englaͤnder
                              bezahlen aber fuͤr ihre vortrefflichen Steinkohlen nur ein Fuͤnftel
                              des Preises, wofuͤr wir sie in Muͤlhausen erhalten. In den Gegenden,
                              wo sich die englische Industrie hauptsaͤchlich gruppirt hat, trifft man außer
                              betraͤchtlichen Steinkohlenbergwerken gewoͤhnlich auch große
                              Eisenwerke. Das Brennmaterial wird von den Gruben auf Eisenbahnen in die
                              benachbarten Etablissements gefuͤhrt, welche so den Centner (112 Pfd.) zu 4
                              Pence (12 kr.) bekommen.
                           Ungeachtet des niedrigen Preises des Brennmaterials benuzt aber der Englaͤnder
                              die Wasserkraft dennoch, wo sie ihm zu Gebot steht. Da das Land sehr gebirgig ist,
                              so gibt es viele Gefaͤlle, welche durch zwekmaͤßig angelegte
                              Reservoirs gleichfoͤrmiger als bei uns gespeist werden. Die
                              Wasserraͤder werden gewoͤhnlich aus Eisen verfertigt und so
                              angebracht, daß durchaus kein Wasser verloren geht. Wir sahen z.B. eine Spinnerei
                              bei Bolton mit einem Wasserrad von 300 Pferdekraͤften, welches 63 Fuß im
                              Durchmesser hatte und aͤußerst kuͤhn gebaut war.
                           Der englische Fabrikant ist auch fortwaͤhrend bemuͤht, eine
                              groͤßere Mannigfaltigkeit von Geweben aus Baumwolle zu erzeugen und diese,
                              besonders durch Nachahmung der Wollenstoffe, bei der aͤrmeren Classe immer
                              mehr in Aufnahme zu bringen.
                           Die Handarbeit ist in England offenbar theurer als bei uns, und in dieser Hinsicht
                              haben wir also einen Vortheil; in Schottland ist zwar die Handarbeit nicht viel
                              theurer als bei uns, aber dort wie in England zeigt der Coalitionsgeist der Arbeiter
                              eine Hartnaͤkigkeit und Entschiedenheit, wovon man bei uns
                              gluͤklicherweise kein Beispiel hat. Als wir Glasgow besuchten, waren alle
                              Spinnereien daselbst geschlossen und den Arbeitern seit drei
                                 Monaten durch ihren Verein das Spinnen verboten! Es war ihnen
                              naͤmlich eine Lohnerhoͤhung, die sie im vorhergehenden Jahre erhalten
                              hatten, von den Fabrikanten entzogen worden; sie verweigerten deßhalb alle Arbeit
                              und wurden waͤhrend ihrer Unthaͤtigkeit von dem Vereine der Spinner in
                              Manchester unterstuͤzt. Die meisten von ihnen zogen sogar vor, Schottland zu
                              verlassen und in England zu arbeiten, als sich dem neuen, von den Fabrikanten
                              festgesezten Tarif zu unterwerfen. waͤhrend dieser ganzen Zeit mußten nun die
                              Spinnereibesizer ihre Dampfmaschinen woͤchentlich zwei Mal heizen lassen, um
                              die Spinnstuͤhle in gutem Zustande zu erhalten.
                           Der Verein der englischen Druker wollte nie die Verwendung von Weibern bei diesem
                              Geschaͤfte gestatten, und verlangte uͤberdieß immer von den Lehrlingen
                              einen bedeutenden Beitrag in die gemeinschaftliche Casse; dieß veranlaͤßte
                              einige Fabrikanten in Schottland alle ihre Druker fortzuschiken und durch Weiber und
                              Lehrlinge zu ersezen. Die Lehrzeit ist auf sieben Jahre festgesezt, waͤhrend
                              welcher der Lehrling nur auf die Haͤlfte des Lohnes eines ausgelernten
                              Arbeiters Anspruch hat. In Schottland druken gegenwaͤrtig Weiber alle
                              Einpaßfarben und verdienen dabei ein Drittel von dem Lohne eines gelernten
                              Drukers.
                           Die Englaͤnder erschweren uns hauptsaͤchlich durch ihre billigen
                              Kattune die Concurrenz beim uͤberseeischen Absaz; ihre Gewebe sind meistens
                              schmal und leicht, und mehrere Farben darauf werden auch immer (und zwar falsch) auf
                              der Maschine gedrukt. Ein 5/8 breites Stuͤk von 28 Yards (21 franz. Ellen)
                              kostete im Monat Julius vorigen Jahres 7 Schilling (8 Fr. 75 Cent.), so daß also von
                              geringer Waare die franz. Elle nur auf 42 Cent. zu stehen kam. Von schoͤnen
                              3/4 breiten Kattunen kostete die franz. Elle 7 Pence oder 70 Cent.
                           Die Kattundrukereien in Ronen haben von jeher dasselbe Princip wie die
                              Englaͤnder gehabt, naͤmlich den Consumenten wohlfeile, dabei aber
                              natuͤrlich geringere Waare zu liefern, und verdanken diesem Grundsaze die
                              große Ausdehnung, welche ihre Industrie nach und nach erlangt hat; es kam ihnen
                              dabei auch noch die Naͤhe von Paris und ihre geringe Entfernung vom
                              Landungspunkte des Rohstoffes zu Statten.
                           Bei dieser Gelegenheit wollen wir bemerken, daß man gegenwaͤrtig in Ronen und
                              uͤberhaupt in der Normandie fast in allen Fabriken
                                 anstatt des Handdrukes die Perrotine anwendet,
                               indem der hohe Druklohn
                              geringe Artikel zu sehr vertheuern wuͤrde. Fuͤr Fabriken, welche
                              mehrfarbige Walzendrukmaschinen besizen, ist die Perrotine jedoch weniger wichtig.
                              Das Stechen einer Form fuͤr die Perrotine kommt beilaͤufig drei Mal so
                              hoch wie fuͤr den Handdruk; aber diese Formen nuzen sich auch nicht so
                              schnell ab wie beim Handdruke, und brauchen nur selten erneuert zu werden. Bisweilen
                              verfertigt man die Formen fuͤr die Perrotine auch aus Schriftmetall,Ueber die neuesten Verbesserungen der Perrotine vergleiche man Polyt. Journal
                                    Bd. LXII. S. 157. A. d. R.
                              
                           Hr. Perrot versicherte uns, daß er seit zwei Jahren
                              uͤber 60 Drukmaschinen abgesezt hat; gegenwaͤrtig verkauft er eine
                              Maschine fuͤr drei Farben mit mechanischem Streicher zu 5000 Fr. Er baut in
                              diesem Augenblike die erste Maschine fuͤr vier Farben, welche nach England
                              bestimmt ist, und mit den Streichern auf 8000 Fr. zu stehen kommt.
                           Wir wollen jezt einige in den englischen Kattundrukereien gebraͤuchliche
                              mechanische Vorrichtungen, die theils neu, theils wenig bekannt sind, kurz
                              beschreiben.
                           
                        
                           Walzendrukmaschine. Ein Fabrikant aus der Gegend von
                              Manchester ließ sich sowohl in England als in Frankreich ein Patent auf eine
                              Walzendrukmaschine ertheilen, bei welcher das (bekanntlich sehr kostspielige)
                              wollene Druktuch entbehrlich ist. Wir brauchen diese Maschine nicht naͤher zu
                              erlaͤutern, da sie bereits im Polytechn. Journal (Bd. LX. S. 273) beschrieben worden ist. Bis
                              jezt hat jedoch noch keine Kattundrukerei diese Neuerung angenommen, und alle
                              Fabrikanten stimmen uͤberein, daß sie keinen Vortheil darbietet.
                           In mehreren Fabriken sucht man dadurch an Walzendruktuͤchern zu ersparen, daß
                              man sie sehr kurz anwendet, aber waͤhrend des Drukens immer einen rohen
                              Baumwollzeug uͤber ihnen mitlaufen laͤßt, der dann nach zwei-
                              bis dreimaligem Gebrauche gebleicht wird. Der rohe Zeug geht von der kupfernen Walze
                              aus uͤber Trommeln, welche mit Dampf geheizt werden, und rollt sich dann auf
                              einer Walze auf, um zum zweiten Mal gebraucht werden zu koͤnnen.
                           
                        
                           Sieb zum gleichzeitigen Aufdruken mehrerer Farben. Dieses
                              Sieb wird in einigen Kattundrukereien benuzt, um mehrere Farben gleichzeitig auf
                              schwarzen, dunkelbraunen etc. Boͤden einzudruken. Dabei muß jedoch das Muster
                              von der Art seyn, daß die verschiedenen Farben einander nicht zu nahe kommen, und
                              die Eindrukfarben muͤssen auch natuͤrlich uͤber den Grund
                              fallen koͤnnen, ohne ihn zu zeichnen oder ihm zu schaden. Jedes Muster
                              erfordert ein besonderes
                              Sieb, so daß dieses Verfahren nur dann wirklich vortheilhaft ist, wenn sehr viele
                              Stuͤke auf dasselbe Muster gedrukt werden sollen.
                           Die Farben, welche das Sieb E, Fig. 1, speisen
                              muͤssen, befinden sich neben demselben in Gehaͤusen A, welche mit dem Siebe in Verbindung stehen. Die Farbe
                              in den Gehaͤusen A darf nicht hoͤher
                              stehen als das Siebtuch, und muß so gut als moͤglich auf gleicher
                              Hoͤhe mit demselben erhalten werden.
                           Die Farben laufen von den Gehaͤusen oder Behaͤltern A aus durch bleierne Roͤhren B in Faͤcher C, die
                              sich gerade unter dem Siebe E befinden, in welches sie
                              dann durch eben so viele senkrechte Roͤhren D
                              gelangen, als gleichfarbige Stellen in dem Muster sind.
                           Dieses Sieb ist aus Blei angefertigt, so daß alle Stellen E, welche Farbe erhalten muͤssen, durch Raͤnder, auf welche
                              man den Siebzeug auflegt, von einander getrennt sind. Damit sich die verschiedenen
                              Farben auf dem Zeuge nicht mit einander vermischen koͤnnen, nagelt man kleine
                              Bleibleche uͤber alle Conturen der hohlen Raͤume und verkittet diese
                              Conturen unter und uͤber dem Zeuge. Nachdem das Sieb so hergerichtet ist,
                              gießt man in die Gehaͤuse A die verschiedenen
                              Farben, welche natuͤrlich so duͤnn seyn muͤssen, daß sie durch
                              die Roͤhren laufen und durch den Siebzeug dringen koͤnnen; lezterer
                              muß ebendeßwegen auch aus einem sehr duͤnnen Gewebe bestehen.
                           Um dieses Druksieb bedeutend zu vereinfachen, duͤrfte man nur alle unteren
                              Abtheilungen weglassen und sie durch Kautschukroͤhren B, Fig.
                                 2, ersezen, welche von den Farbbehaͤltern A ausgehen und sich so geradezu in das Sieb E
                              begeben koͤnnten. Da man diese Roͤhren nach Belieben biegen
                              koͤnnte, so ließen sie sich leicht jedwedem Muster anpassen.
                           Das Sieb wird bisweilen auch aus Holz anstatt aus Blei verfertigt; es ist dann
                              weniger kostspielig und leichter anzufertigen, aber auch nicht so dauerhaft.
                           
                        
                           Mechanischer Streicher fuͤr den Handdruk. Dieser
                              kleine Apparat, welcher das Streichen der Farben beim Handdruke ersezen muß, wird
                              nur in einer einzigen Fabrik in Manchester benuzt und auch dort ist seine Anwendung
                              noch sehr beschraͤnkt.
                           Das Sieb oder der Trog besteht bei diesem Apparate, Fig. 3, aus einem kleinen
                              Kasten A von Eisenblech, welcher 12 Zoll breit, 18 Zoll
                              lang und 2 Zoll tief ist; er wird mit Gummiwasser oder unbrauchbaren alten Farben
                              gefuͤllt und mit Wachsleinwand luftdicht uͤberzogen. Man stellt diesen
                              kleinen Trog auf vier eiserne Stuͤzen B von
                              beilaͤufig einem Fuß Hoͤhe. An den beiden Enden des Siebes und in
                              gleicher Hoͤhe damit befinden sich Rollen oder Walzen C
                               und D, uͤber welche das endlose Tuch des Siebes E lauft; von diesen begibt es sich unter den Apparat
                              mittelst zweier anderen Rollen F und G, die am unteren Theile der Stuͤzen B befestigt sind. Unter der unteren Rolle F befindet sich ein kleiner Behaͤlter H, welcher die Farbe enthaͤlt, und mit einer
                              kleinen Speisungswalze J versehen ist.
                           Von einer umlaufenden Trommel her geht nun ein Laufband uͤber die Rolle F, die sich uͤber der Speisungswalze J befindet, und dreht so das Siebtuch E, welches sich mit Farbe beschikt, indem es zwischen
                              diesen zwei Walzen hindurchgeht.
                           Zwischen der unteren Walze oder Rolle F und der oberen
                              Rolle C befindet sich ein eiserner oder messingener
                              Streicher K, der alle uͤberfluͤssige Farbe
                              von dem Tuche wegzunehmen hat; dieses gelangt dann mit Farbe beschikt wieder auf den
                              oberen Theil des Apparates, wo der Druker seine Form auf gewoͤhnliche Art
                              aufsezt.
                           Dieser Streichapparat, welcher an und fuͤr sich und wegen der erforderlichen
                              Triebkraft schon ziemlich kostspielig ist, hat den Nachtheil, daß man viel Siebtuch
                              braucht, daß die Farbe der Luft eine große Oberflaͤche darbietet und daß er
                              weder fuͤr zarte Muster noch fuͤr alle Verdikungsmittel anwendbar ist.
                              Auch darf man nicht vergessen, daß der Druker seinen Streichknaben beim Auflegen des
                              zu drukenden Zeuges auf den Druktisch und beim Zuruͤkziehen davon oft wohl
                              brauchen kann.
                           
                        
                           Glanzpapier fuͤr die Druker. Bekanntlich braucht
                              man in allen Drukereien und besonders beim Druken der Shawls sehr viel Papier. In
                              England benuzt man jezt statt des gewoͤhnlichen Papiers ein Glanzpapier,
                              welches sich beinahe zwei Monate lang verwenden laͤßt, waͤhrend das
                              gewoͤhnliche Papier im Verlauf eines Tages unbrauchbar wird. Es wird
                              folgender Maßen bereitet: man loͤst in
                           1 Liter gekochten Leinoͤhls
                           2 Loth gelbes Wachs und
                           2 Loth gepulverten Bleizuker auf.
                           Nachdem dieses Gemenge bis zur Aufloͤsung des Wachses
                              erhizt worden ist, breitet man den Firniß mit einer Buͤrste auf beiden Seiten
                              des Papieres aus. Hierauf haͤngt man dasselbe acht Tage lang an einem
                              luftigen Orte auf, um es zu troknen.
                           In einigen Fabriken benuzt man anstatt Papier auch Wachsleinwand; diese kann aber
                              wegen ihrer Dike zarten Drukformen leicht nachtheilig werden.
                           
                        
                           Bleichen. Die Englaͤnder bleichen in der Regel mit
                              weniger Operationen und wir weniger Sorgfalt als wir ihre Stuͤke rein weiß,
                              so daß sie im Krapp
                              nicht mehr einfaͤrben; der Grund davon ist, daß die englischen Zeuge
                              gewoͤhnlich leichter und auf mechanischen Stuͤhlen erzeugt sind, daß
                              der Weber wenig oder gar kein Fett anwendet, endlich daß das Bleichen meistens kurze
                              Zeit nach dem Weben vorgenommen wird.
                           Wir haben mit Vergnuͤgen bemerkt, daß man schon in mehreren Fabriken zum
                              Laugen kohlensaures Natron anstatt des aͤzenden anwendet, nachdem man den
                              Stuͤken zuvor eine Kalklauge gegeben hat.
                           In mehreren Fabriken hat man die Harzseife (Colophoniumseife) beim Bleichprocesse
                              sehr vortheilhaft befunden, in anderen wurde sie als unnuͤz aufgegeben.
                           Wir hatten auf unserer Reise auch Gelegenheit eine der groͤßten
                              Bleichanstalten bei Elberfeld zu besuchen. Die Eigenthuͤmer versicherten uns,
                              daß sie bisher kein reines Weiß zu erzielen im Stande waren, weil sie lauter schwere
                              schlesische Zeuge bleichen, die immer einige Monate liegen bleiben, ehe man sie
                              ihnen uͤberschikt, und welche man auf Handstuͤhlen mit Anwendung
                              vielen Fettes webt. Seit einigen Monaten aber benuzten sie das im Muͤlhauser
                              Bulletin Nr. 48 (Polyt. Journal Bd. LXIV. S. 448) empfohlene Bleichverfahren
                              und erhielten seitdem ein vollkommenes Weiß. Dieses Verfahren besteht bekanntlich
                              darin, die Stuͤke mit Kalk auszukochen, zu saͤuern und hierauf mit
                              kohlensaurem Natron anstatt mit aͤzendem zu laugen.
                           Ein Fabrikant in Manchester hat ein Patent auf ein neues Bleichverfahren genommen,
                              wobei die Stuͤke nicht aus den Kufen kommen. Es ist beinahe dasselbe wie das
                              kuͤrzlich ohne Erfolg in einer Bleicherei in Muͤlhausen versuchte. Das
                              englische Verfahren besteht darin, die rohen Stuͤke in eine große steinerne
                              Kufe zu bringen, welche man genau verschließt und durch die man dann mittelst Pumpen
                              alle Fluͤssigkeiten, naͤmlich die Lauge, das Wasser, die
                              Chlorkalkloͤsung, die Saͤuren etc. hindurchtreibt. Es ist nicht
                              wahrscheinlich, daß man nach diesem Verfahren ein reines Weiß fuͤr
                              Krappartikel zu erzeugen im Stande ist, weil den Zeugen dabei keine mechanische
                              Reinigung zu Theil wird; fuͤr Zeuge, die bloß zum Appretiren weiß gemacht
                              werden und denen daher nicht alle fettigen Theile entzogen zu werden brauchen, ist
                              dieses Verfahren aber vielleicht ausreichend.Die Verfasser meinen hiemit ohne Zweifel Bridson's
                                    Patent-Bleichverfahren; dasselbe ist auch hauptsaͤchlich nur
                                    fuͤr Leinewand berechnet, welche appretirt werden soll, man
                                    vergleiche Polyt. Journal Bd. LXIII. S.
                                       178. A. d. R.
                              
                           
                           Das bedeutendste Bleichetablissement in England ist das der HH. Thom. Ridgway in Hornvide bei Bolton. Dieses Haus bleicht und
                              appretirt taͤglich 6000 Stuͤke, welche groͤßten Theils nach
                              Brasilien ausgefuͤhrt werden. Die Triebkraft liefern vier Dampfmaschinen und
                              der taͤgliche Verbrauch an Steinkohlen betraͤgt 60 Tonnen oder 66000
                              Kilogr. Es besizt 42 Cylinder zum Appretiren. Die Laugkufen sind aus Gußeisen
                              angefertigt und werden mit Dampf erhizt; sie stehen alle in einem Halbkreise herum,
                              in dessen Mitte sich ein großer Krahn befindet, womit immer die ganze Masse der in
                              einer Laugkufe enthaltenen Stuͤke nebst dem eisernen Boden herausgehoben und
                              auf einen Karren niedergesenkt wird, der sie dann zu den Waschraͤdern
                              bringt.
                           Zur Behandlung mit Chlor dient ein Apparat, welcher die Chlorkalkloͤsung
                              bestaͤndig uͤbergießt; der Chlorkalk, welcher die Stuͤke
                              durchdrungen hat, sammelt sich in einem unter der Kufe befindlichen Behaͤlter
                              und wird von dort mittelst einer Pumpe wieder in einen uͤber der Kufe
                              befindlichen Kasten hinaufgetrieben, aus welchem er sich durch ein Sieb in Gestalt
                              eines Regens uͤbergießt. Diese Kufen enthalten gewoͤhnlich 600
                              Stuͤke.
                           Die Stuͤke, welche nach den Bleichoperationen durch die Auspreßmaschine
                              passirt sind, hissen sich durch einen Mechanismus in den oberen Theil der
                              Trokenstube hinauf. Die auf Walzen aufgerollten Stuͤke rollen sich durch
                              einen sehr sinnreichen Mechanismus ab und haͤngen sich von selbst auf den
                              Latten auf. In dem Maaße als die Latten behaͤngt sind, schreitet die Maschine
                              auf einer Eisenbahn vor und sezt so ihren Lauf nach der ganzen Laͤnge der
                              Trokenstube fort. Da die Maschine die ganze Breite des Gebaͤudes hat, so
                              rollt sie eine dieser entsprechenden Walzenreihe auf Einmal ab.
                           Zum Sengen der Zeuge benuzt man in England
                              gewoͤhnlich Halbcylinder aus Gußeisen von einem halben Zoll Dike, welche zum
                              Rothgluͤhen erhizt werden; in einigen Fabriken hat man dieselben durch
                              kupferne Halbcylinder von drei Viertelslinien Dike ersezt. Leztere koͤnnen
                              drei Monate lang gebraucht werden, erstere aber muß man alle Wochen erneuern. Bei
                              Anwendung eines kupfernen Cylinders kann man 1500 Stuͤke mit einer Tonne
                              Steinkohlen sengen, bei Anwendung eines eisernen aber nur 500 bis 600 Stuͤke
                              mit der gleichen Quantitaͤt Steinkohlen.
                           
                        
                           Waschraͤder. In allen englischen Fabriken benuzt
                              man zum Reinigen der Stuͤke die bekannten Waschraͤder. In der
                              Normandie hingegen wendet man hiezu fast uͤberall zwei uͤber einander
                              liegende hoͤlzerne Walzen an, die bisweilen cannelirt sind, bisweilen aber
                              auch glatt; durch
                              einen solchen Apparat kann man taͤglich 120 Stuͤke passiren, die aber
                              freilich nur schwach gereinigt werden.
                           
                        
                           Auspreßmaschinen. Diese Maschinen trifft man in allen
                              englischen Fabriken. Eine der hoͤlzernen Walzen laͤßt sich sehr
                              vortheilhaft dabei durch eine Walze aus Baumwollzeug ersezen. Leztere Walzen werden
                              eben so verfertigt, wie die Papierwalzen; man legt naͤmlich eine große Anzahl
                              Scheiben von Baumwollzeug auf einander und schraubt sie zwischen zwei gußeisernen
                              Platten stark zusammen. Eine Auspreßmaschine mit einer solchen Baumwollwalze dauert
                              viel laͤnger, als wenn beide Walzen wie bei uns aus Holz verfertigt sind.
                           
                        
                           Faͤrbekufen. In den meisten groͤßeren
                              englischen Fabriken bestehen die Faͤrbekufen aus Gußeisen von geringer Dike. Man hat von diesen metallenen Kufen keinen
                              nachtheiligen Einfluß verspuͤrt. Ihre Scheiben sezt man in einigen Fabriken
                              mit Zahnraͤdern anstatt mit Laufbaͤndern in Bewegung.
                           In einigen Faͤrbereien bemerkten wir uͤber jeder Farbekufe einen
                              hoͤlzernen Schornstein, dessen unterer Theil die ganze Kufe uͤberdekte
                              und sie so verschloß, daß nur durch das uͤber die Deke hinausreichende
                              Schornsteinende Dampf entweichen konnte. Diese Einrichtung gewahrt den Vortheil, daß
                              sich keine Daͤmpfe im Faͤrbehause verbreiten koͤnnen, was
                              besonders bei kalter Witterung, wo sie sich zu einem Nebel verdichten, sehr
                              unangenehm ist.
                           
                        
                           Trokenstuben. In England baut man allgemein die
                              Trokenstuben sehr niedrig, wenig breit, hingegen lang; sie brauchen daher auch nur
                              ein sehr schwaches und bei weitem nicht so kostspieliges Geruͤst wie unsere
                              großen, 60 bis 70 Fuß hohen Trokenhaͤuser. Man haͤngt die
                              Stuͤke gewoͤhnlich an Haͤkchen unter den Latten auf; der
                              Arbeiter sieht dabei auf einer Art Wagen von der Breite der Trokenstube, der auf
                              einer Schienenbahn nach Belieben vorwaͤrts und zuruͤk gezogen werden
                              kann.
                           Wir sahen in der Kattunfabrik des Hrn. Walter Crum bei
                              Glasgow eine Art zu troknen, wobei an Zeit und Brennmaterial erspart werden muß. Die
                              Trokenstube unterscheidet sich von den unserigen bloß dadurch, daß man der heißen
                              Luft und dem Dampfe durchaus keinen Austritt gestattet, sondern das Zimmer
                              waͤhrend des Troknens der Stuͤke luftdicht geschlossen haͤlt;
                              man versicherte uns, daß man auf diese Art die 200 Stuͤke, welche die Stube
                              faßt, in drei Stunden troknen kann, waͤhrend dazu fuͤnf Stunden
                              erforderlich sind, wenn man wie gewoͤhnlich der Hize einen Ausweg gestattet;
                              sonach wuͤrden bei diesem Verfahren zwei Fuͤnftel an Zeit und
                              Brennmaterial erspart. Hr. Crum ging bei seiner Methode
                              von dem Grundsaze aus,
                              daß wenn man den Strom heißer Luft, welchen wir in unsere Hangen leiten (und der uns
                              einen betraͤchtlichen Verlust an Waͤrme verursacht, indem nicht alle
                              heiße Luft Zeit hat sich ganz mit Feuchtigkeit zu saͤttigen) durch eine
                              hoͤhere Temperatur ersezt, die Zeuge eben so vollstaͤndig, in
                              kuͤrzerer Zeit und mit geringerem Waͤrmeverluste sich troknen lassen
                              muͤssen.
                           Bisweilen sieht man in England auch Trokenstuben uͤber den Dampfkesseln
                              angebracht, um die von diesen abgegebene Hize zu benuzen. Uebrigens haben sie dann
                              keine Verbindung mit dem Plaze, wo sich der Heizer aushaͤlt, damit Staub und
                              Rauch nicht in sie dringen koͤnnen.
                           Oft erhizt man die Trokenstuben durch Dampf, und zwar mittelst gußeiserner
                              Roͤhren von 6 Zoll Durchmesser, deren eine so große Menge auf dem Boden der
                              Trokenstube angebracht ist, daß sie denselben fast ganz bedeken. Diese Heizmethode
                              waͤre bei uns offenbar viel zu kostspielig und wuͤrde ohne Zweifel
                              keine Ersparniß an Brennmaterial gewaͤhren.
                           In fast allen englischen Kattunfabriken (wie auch in der Normandie) trifft man
                              kupferne Cylinder, die mit Dampf geheizt werden, zum Troknen der Zeuge.
                              Gewoͤhnlich sind diese Cylinder so lang, daß zwei oder drei Stuͤke
                              neben einander daruͤber streichen koͤnnen. Oft bestehen diese Apparate
                              bloß aus einer einzigen Reihe von sechs Cylindern, oft aber auch aus zwei solchen
                              Reihen, die sich uͤber einander befinden und in lezterem Falle passiren die
                              beiden Seiten des Zeuges abwechselnd uͤber die Cylinder. Man hat auch solche
                              Cylinder aus Weißblech anstatt aus Kupfer verfertigt, und sie conservirten sich
                              waͤhrend eines 25jaͤhrigen Gebrauches sehr gut.
                           
                        
                           Trokenstuben fuͤr grundirte Zeuge. Da bereits die
                              in der Normandie gebraͤuchlichen Trokenstuben mit Walzen und auch der in
                              England gewoͤhnlich benuzte Hotflue im Bulletin
                              (Polyt. Journal Bd. LVI. S. 92) beschrieben
                              und abgebildet wurden, so haben wir nicht noͤthig uns uͤber diese
                              Einrichtungen naͤher zu erklaͤren und wir bemerken bloß, daß wir weder
                              neuere noch bessere zu sehen bekamen.
                           
                        
                           Feuerroͤste. Man empfiehlt dazu eiserne Stangen,
                              welche in ihrer ganzen Dike durchloͤckert worden sind. Die Luft, welche durch
                              die Loͤcher zieht, kuͤhlt den Rost bestaͤndig ab und verhindert
                              so das Verbrennen desselben.
                           
                        
                           Mechanische Heizer. Die bekannten Apparate, wodurch der
                              Rost mechanisch mit Brennmaterial gespeist wird, verbreiten sich in England immer
                              mehr. Einige Fabrikanten behaupten dadurch 20 Proc. an Brennmaterial zu ersparen.
                              Wenn man einen solchen Apparat anwendet, ist der Rost immer schwach beschikt und das
                              Feuer
                              gleichfoͤrmig; auch kann ein einziger Arbeiter dann sechs Feuer bedienen. Die
                              Roststangen muͤssen aber einander sehr nahe liegen, damit von den kleineren
                              Steinkohlenstuͤken nicht zu viele hindurchfallen koͤnnen.
                           Indessen ist dieser Apparat immer weit vortheilhafter fuͤr Spinnereien als
                              fuͤr die Dampfkessel der Faͤrbereien, weil man bei lezteren die
                              Dampferzeugung nicht gleichfoͤrmig betreiben kann, sondern bald
                              beschleunigen, bald vermindern muß. Ein solcher mechanischer Heizer kostet in
                              Manchester 28 Pfd. Sterl.
                           
                        
                           Dampfkessel. Wo mehrere Dampfkessel neben einander
                              stehen, pflegt man sie in England durch eine Roͤhre zu verbinden, damit, wenn
                              in einem derselben in Folge eines Fehlers des Schwimmers, der Wasserstand zu tief
                              sinkt, er sich durch die Verbindungsroͤhre mit dem Wasser der anderen Kessel
                              speisen kann.
                           
                        
                           Apparate zum Filtriren des Wassers. Die Verfahrungsarten
                              beim Filtriren des Wassers mußten besonders unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen
                              und wir wollen daher die verschiedenen Filtrirapparate, welche wir zu sehen
                              Gelegenheit hatten, genau beschreiben.
                           Auf folgende Art wird das Seinewasser an der Pont-Marie in Paris zum Gebrauch
                              der Haushaltungen filtrirt. Das Wasser wird zuerst von der Seine in vier große Kufen
                              A (Fig. 4) gepumpt; diese
                              bestehen aus Eichenholz, sind 15 Fuß hoch und haben 8 bis 9 Fuß im Durchmesser. In
                              ihnen laͤßt man das Wasser einige Stunden ruhig stehen, damit sich die
                              groͤßten Unreinigkeiten daraus absezen. Dann wird es durch sechs Pumpen B, welche in die Kufen A bis
                              auf einen Fuß von ihrem Boden einmuͤnden, gehoben. Die Pumpenkoͤrper
                              B sind in zwei ovalen Behaͤltern C befestigt, von denen der eine uͤber dem anderen
                              angebracht ist; der obere gießt naͤmlich das Wasser in den unteren in Form
                              eines Wasserfalles uͤber. Von diesen Behaͤltern C tritt das Wasser in hoͤlzerne Canaͤle D, welche 9 Zoll hoch und eben so breit sind. Diese
                              Canaͤle D sind mit Roͤhren E versehen, wodurch das Wasser in Filtrirkaͤsten
                              G auslaͤuft. Das Wasser sezt auf seinem Wege
                              durch die Canaͤle D noch einen Theil seiner
                              Unreinigkeiten ab; man stekt daher vor die Austrittsoͤffnungen
                              Schwaͤmme F, um dieselben zuruͤkzuhalten.
                              Die Filtrirkaͤsten G sind gerade unter den
                              Roͤhren E angebracht und jeder erhaͤlt
                              sein Wasser in drei Strahlen.
                           Die Kaͤsten G enthalten ein Gemenge von feinem
                              Sand, Kies und Holzkohle. Den Sand erhaͤlt man durch Zermalmen des Pariser
                              Pflastersteins. Den Kies nimmt man in nußgroßen und die Holzkohle in erbsengroßen
                              Stuͤken. Von diesem Gemenge kommt eine 12 bis 15 Zoll dike Schichte in die Kaͤsten
                              und daruͤber noch eine Schichte Kies. Das Wasser, welches diese Masse
                              durchdrungen hat, laͤuft am unteren Theile der Filter vollkommen klar ab und
                              begibt sich durch Roͤhren H in große Kufen oder
                              Behaͤlter J, aus welchen es zum Gebrauch
                              abgezapft wird.
                           Den Sand, den Kies und die Kohle erneuert man alle Tage. Die großen Kufen A, wo das Wasser seine Unreinigkeiten absezt, und die
                              Canaͤle D werden jeden Abend gut gereinigt, so
                              wie auch die oben erwaͤhnten Schwaͤmme F.
                           Die waͤhrend eines Tages benuzte filtrirende Masse wird den anderen Tag
                              ausgewaschen. Man bringt sie zu diesem Ende auf ein Eisendrahtsieb, das an einem
                              Hebel haͤngt und in einen mit Wasser gefuͤllten Bottich getaucht wird.
                              Der Arbeiter ertheilt dem Sieb eine Bewegung, so daß aller Sand und der Unrath durch
                              das Sieb gehen; der Kies und die Kohle bleiben also hievon gereinigt darauf
                              zuruͤk; da die Kohle leichter ist, so begibt sie sich an die
                              Oberflaͤche und kann also leicht weggenommen werden.
                           Der durch das Sieb gegangene feine Sand wird durch Decantiren ausgewaschen, indem man
                              ihn mehrmals mit gewoͤhnlichem und zulezt noch mit filtrirtem Wasser
                              anruͤhrt. Den so gereinigten Sand und Kies benuzt man wieder zum Filtriren,
                              die Kohle aber muͤßte hiezu vorher ausgegluͤht werden; man zieht es in
                              diesem Etablissement vor, sie zu troknen und als Brennmaterial zu verkaufen.
                           Seit einigen Monaten hat man am Hôtel Dieu in Paris ein anderes Filtrirsystem
                              eingefuͤhrt, welches einfacher als das obige ist.
                           Dieses Verfahren besteht darin, das Wasser, nachdem es seine groͤbsten
                              Unreinigkeiten bereits abgesezt hat, in einen Behaͤlter A (Fig. 5) zu pumpen, der 40
                              Fuß uͤber dem Filter angebracht ist; das Wasser muß daher unter einem starken
                              Druk die filtrirende Masse durchdringen. Der Behaͤlter ist durch eine
                              Roͤhre B mit dem Filter in Verbindung gebracht
                              und lezteres besteht aus einem sehr starken, mit eisernen Reifen gebundenen Faß C, welches durch vier durchloͤcherte doppelte
                              Boͤden in fuͤnf Faͤcher abgetheilt ist.
                           Die untere Abtheilung D ist leer. Die zweite Abtheilung
                              E ist mit filtrirender Masse von einem Fuß Dike
                              gefuͤllt und zwar auf folgende Art: die untere Schichte besteht aus kleinem
                              Kies, hierauf kommt eine Schichte feinen Sandes, nach dieser eine Schichte groben
                              Sandes und endlich zuoberst eine Schichte von demselben Kies wie in der ersten
                              Schichte. Die dritte Abtheilung F ist leer. Die vierte
                              G ist mit denselben filtrirenden Substanzen
                              gefuͤllt wie die zweite E, aber in umgekehrter
                              Ordnung. Die lezte oder fuͤnfte Abtheilung H ist
                              leer.
                           
                           Jede leere Abtheilung ist mit zwei Haͤhnen versehen, wovon der eine zum
                              Einlassen des Wassers bestimmte mit der Roͤhre des Behaͤlters
                              communicirt, der andere aber zum Abziehen des filtrirten Wassers dient.
                           Um den Apparat in Gang zu sezen oͤffnet man die Haͤhne J und L, damit das Wasser
                              von dem Behaͤlter in die leeren Abtheilungen D
                              und H gelangt, in welche es mit Gewalt eintritt, um dann
                              die zwei filtrirenden Abtheilungen E und G zu durchstreichen, die eine von Unten nach Oben und
                              die andere von Oben nach Unten. Aus diesen zwei Filtern begibt sich das Wasser in
                              die mittlere leere Abtheilung F, deren Hahn N man oͤffnet, damit das filtrirte Wasser
                              austreten kann.
                           Jeden Abend wird die filtrirende Masse ausgewaschen, indem man mittelst derselben
                              Wassersaͤule das Wasser in umgekehrter Richtung durch den Apparat treibt; man
                              laͤßt naͤmlich das Auswaschwasser bei K
                              durch die leere Abtheilung F eintreten und zwingt es so,
                              durch die Haͤhne M und O der unteren und oberen Abtheilung wieder auszutreten. Zum Auswaschen
                              nimmt man uͤbrigens filtrirtes Wasser. Durch diese Operation werden alle
                              Unreinigkeiten, welche sich uͤber der filtrirenden Masse abgelagert hatten,
                              aus dem Filter herausgezogen.
                           Dieser Apparat ist seit einigen Monaten in Gang und bisher wurde die auf angegebene
                              Weise vorgenommene Reinigung desselben genuͤgend befunden, wir vermuthen aber
                              daß dieses in einiger Zeit nicht mehr der Fall seyn duͤrfte (?), sondern daß
                              der Sand dann erneuert werden muß, was nicht anders moͤglich ist, als indem
                              man das ganze Faß auseinander nimmt. Hr. Arago hat
                              kuͤrzlich der Akademie der Wissenschaften einen sehr guͤnstigen
                              Bericht uͤber diesen Filtrirapparat erstattet.
                           Waͤhrend unseres Aufenthalts in Paris nahm Hr. Lanet ein Patent auf ein neues Filter, welches nach ihm dem vorher
                              beschriebenen vorzuziehen ist, weil es mehr Wasser liefert und besonders weil es
                              leichter zu reinigen ist. Das Eigentuͤmliche dieses Apparates besteht darin,
                              daß man das Wasser mit einer großen Oberflaͤche auf das Filter ein-
                              und mit einer kleinen davon austreten laͤßt. Mit 2 Filtern von 3 1/2 Fuß
                              Hoͤhe und 32 Zoll Durchmesser erhaͤlt man bestaͤndig einen Zoll
                              vollkommen gereinigtes Wasser oder 2000 Hectoliter taͤglich. Eine
                              naͤhere Beschreibung dieses Apparates muͤssen wir nach dem Wunsche des
                              Hrn. Lanet jezt noch unterlassen.Dieser Filtrirapparat scheint in der Hauptsache mit dem von Jaminet, woruͤber wir kuͤrzlich im
                                    Polyt. Journal (Bd. LXVI. S. 424)
                                    einen Bericht mittheilten, ganz uͤbereinzustimmen. A. d. R.
                              
                           
                           Diese drei Filtrirmethoden eignen sich zwar um reines Wasser fuͤr die
                              Haushaltungen zu gewinnen; sie sind aber zu complicirt und zu kostspielig, um in den
                              Kattundrukereien angenommen zu werden.
                           Wir wollen jezt das Verfahren beschreiben, wie man in England und Schottland das Fabrikwasser filtrirt. Da die meisten Fabriken nur
                              wenig und oft truͤbes Wasser, bisweilen sogar nur unreines Brunnenwasser zu
                              ihrer Disposition haben, so sind sie genoͤthigt dasselbe vor der Anwendung zu
                              filtriren. Wir kennen Fabriken, welche sich ihr Wasser durch Leitungen aus einer
                              Entfernung von mehreren Kilometern verschaffen muͤssen. Von den zahlreichen
                              Filtern, welche wir untersucht haben, wollen wir nur zwei beschreiben, welche uns
                              die zwekmaͤßigsten zu seyn scheinen.
                           Das erste Filter (Fig. 6) wird
                              folgendermaßen hergestellt: man graͤbt in der Erde ein 5 Fuß tiefes Reservoir
                              von 40 bis 60 Quadratfuß aus. Da das Land sehr bergig ist, so waͤhlt man
                              gewoͤhnlich zu diesen Filtern eine sehr hohe Stelle, damit sich das filtrirte
                              Wasser in den Ateliers durch seinen natuͤrlichen Fall vertheilt. Im
                              entgegengesezten Falle aber errichtet man dieses Reservoir in gleicher Hoͤhe
                              mit dem Boden aus einer Mauer A von 12 bis 15 Zoll Dike
                              und gibt derselben aͤußerlich durch eine Boͤschung von Erde B eine groͤßere Festigkeit. Innerlich kleidet man
                              die Mauer mit einer 4 bis 5 Zoll diken Thonschichte C
                              aus, damit kein Wasser verloren gehen kann und endlich richtet man zu
                              groͤßerer Haltbarkeit gegen diesen Thon noch eine innere Boͤschung I)
                              aus gewoͤhnlicher Erde.
                           Auf dem Boden des Reservoirs errichtet man mit zwei uͤbereinander liegenden
                              Baksteinen 10 bis 12 Zoll breite Canaͤle, welche mit Baksteinen zugedekt
                              werden. Zwischen diesen Baksteinen laͤßt man enge Raͤume offen, damit
                              das Wasser, nachdem es die filtrirende Schichte durchzogen hat, sich in den von
                              diesen Canaͤlen gebildeten leeren Raum begeben kann. Von einer Stelle zur
                              anderen befestigt man auf diesen Canaͤlen gußeiserne oder hoͤlzerne
                              Roͤhren F von 6 Zoll Oeffnung, welche
                              uͤber das Niveau des Wassers hinaufreichen und so der Luft einen Ausweg
                              gestatten, wenn man das Reservoir mit Wasser fuͤllt.
                           An einer Seite des Reservoirs bringt man einen steinernen oder hoͤlzernen
                              Kasten G von beilaͤufig zwei Quadratfuß
                              Flaͤche und von der Hoͤhe des Reservoirs an. Dieser Kasten communicirt
                              an seinem unteren Theile mit den Canaͤlen worin sich das filtrirte Wasser
                              sammelt. Von diesem Kasten geht dann die Leitungsroͤhre H aus, welche das filtrirte Wasser in die Ateliers
                              fuͤhrt.
                           Nachdem die Canaͤle fertig sind bringt man auf den Boden des Reservoirs eine 12 bis 14 Zoll
                              hohe Schichte 6 bis 8 Zoll großer Steine, hierauf eine 6 Zoll hohe Schichte Kies,
                              auf diesen eine zwei Zoll dike Schichte groben Sand und endlich noch eine 14 Zoll
                              dike Schichte feinen Sand.
                           Man laͤßt nun auf dieses Filter das Wasser laufen, welches, indem es die
                              filtrirende Masse durchstreicht, die in ihm schwebenden Unreinigkeiten absezt. Es
                              ist unnuͤz sich einen Behaͤlter fuͤr das filtrirte Wasser
                              anzuschaffen, weil es in dem Maaße als man es braucht, in die Ateliers
                              herablaͤuft, selbst wenn man davon sehr viel verbraucht.
                           Um das Filter in gutem Zustande zu erhalten, braucht man es nur monatlich ein Mal
                              auslaufen zu lassen und mit einem Streichholz beilaͤufig einen halben Zoll
                              von der verunreinigten Sandschichte zu beseitigen, weil diese sonst das fernere
                              Einsikern des Wassers erschweren wuͤrde. Wenn dieser Sand in Kufen mit Wasser
                              ausgewaschen worden ist, kann man ihn wieder anwenden. Jedes Jahr muß die obere
                              Schichte feinen Sandes ganz erneuert werden. Die unteren Schichten von Kies und
                              Steinen bleiben immer.
                           Wir haben in Manchester eine sehr große Faͤrberei gesehen, welche bloß
                              uͤber Brunnenwasser und ein wenig Quellwasser verfuͤgen kann. Jenes
                              enthaͤlt viel Kalk und dieses ist eisenhaltig. Diese beiden Wasser werden zu gleichen
                              Theilen in eine Roͤhre gepumpt; darin vermischen sie sich und laufen dann in
                              einen großen Behaͤlter wo sie durch gegenseitige
                                 Zersezung das Eisen und einen Theil des Kalks absezen; erst von diesem
                              Behaͤlter aus laͤuft das Wasser dann in ein Filter um
                              gelaͤutert zu werden.
                           Wenn man nur ein truͤbes oder mit Pflanzenstoffen verunreinigtes Wasser zu
                              Gebot hat, thut man gut dasselbe in einem besonderen Reservoir sich abklaͤren
                              zu lassen, ehe man es auf die Filter gelangen laͤßt.
                           Das zweite Filter, welches wir beschreiben wollen, ist
                              noch einfacher als das erste. Es beruht auf dem Princip, daß man dem Wasser nur eine
                              große Oberflaͤche der es reinigenden Masse darzubieten suchen muß, und daß
                              die Dike dieser Masse eher ein Hinderniß als von Vortheil ist.
                           Um dieses in Fig.
                                 7 abgebildete Filter herzustellen errichtet man zuerst ein Reservoir wie
                              fuͤr das vorhergehende und dann auf dem Boden desselben Canaͤle aus
                              gewoͤhnlichen Bausteinen, aber ohne darauf Luftroͤhren anzubringen.
                              Alsdann gibt man eine 12 bis 18 Zoll dike Schichte
                              Steinkohlenruͤkstaͤnde hinein, und zwar die groͤberen Theile
                              unten hin, die feinsten aber zuoberst. Das Wasser laͤuft von Oben in das
                              Filter hinein und begibt sich dann wie im vorhergehenden Falle aus den am Boden
                              befindlichen Canaͤlen in einen Kasten, an welchem eine Auslaufroͤhre
                              angebracht ist, die es in die Ateliers leitet.
                           Waͤhrend der ersten Tage laͤßt man das Wasser weglaufen, theils um die
                              Steinkohlenruͤkstaͤnde gut auszuwaschen, theils damit sich eine
                              Schichte Saz bilden kann, die dik genug ist, um die Unreinigkeiten aufzuhalten.
                              Dieses Filter kann ein ganzes Jahr lang functioniren, ohne daß es gereinigt zu
                              werden braucht; wenn das Filtriren nicht mehr gut von Statten geht, laͤßt man
                              das Filter auslaufen, und nimmt den Unrath, welcher sich daruͤber absezte,
                              hinweg; es ist dann wieder so gut wie anfangs.
                           
                        
                           Wiedergewinnung des Indigos aus dem Saz der
                                 Blaukuͤpen. In der Kattundrukerei des Hrn. Walter Crum bei Glasgow
                              wird viel Indigo zum Dunkelblaufaͤrben verbraucht und man erhaͤlt
                              Massen von Saz, der sehr viel Indigo enthaͤlt und woraus man den Farbstoff
                              zum Ansezen neuer Kuͤpen auszieht. Der Saz wird naͤmlich in großen
                              Kufen mit ein wenig geloͤschtem Kalk und Eisenvitriol versezt. Man
                              fuͤllt dann mit kaltem Wasser auf und ruͤhrt die ganze Masse gut um,
                              worauf man sie bis zum anderen Tage sich absezen laͤßt, um alsdann die klare
                              Fluͤssigkeit abzuziehen und durch weithinlaufende und breite Rinnen in eine
                              Kufe auslaufen zu lassen; auf diesem Wege kommt die Fluͤssigkeit mit der Luft
                              in vielfache Beruͤhrung, daher sich schon in den Rinnen viel Indigo
                              niederschlaͤgt; er sammelt sich endlich in bedeutender Quantitaͤt auf
                              dem Boden der Kufe an.
                           Diese Operation wird mit demselben Saz 4 bis 5 Wochen lang wiederholt, indem man
                              immer nach zweimaligem Aussuͤßen oder alle zwei Tage ein wenig Eisenvitriol
                              und Kalk zusezt, um den Indigo stets desoxydirt und loͤslich zu erhalten.
                              Nachdem der Saz auf diese Art dreißig Mal ausgewaschen worden ist, gibt er endlich
                              keinen Farbstoff an das Waschwasser mehr ab und wurde in diesem Zustande
                              fruͤher als erschoͤpft weggeworfen. Erst seit Kurzem hat man
                              beobachtet, daß obgleich diese erschoͤpften Ruͤkstaͤnde an das
                              Wasser nichts mehr abgeben, sie doch noch viel Indigo zuruͤkhalten und der
                              Beweis dafuͤr ist, daß ein in diesen Ruͤkstand getauchter Baumwollzeug
                              sich blau faͤrbt. Selbst der durch Baumwollzeug erschoͤpfte Saz
                              enthaͤlt aber doch auch noch Indigo und man braucht ihn nur einige Tage mit
                              einer geringen Menge einer desoxydirenden Substanz stehen zu lassen, um neuerdings
                              eben so gut wie das erste Mal darin faͤrben zu koͤnnen.
                           
                        
                           Benuzung des Holzgeistes (Holzessiggeistes). Diese
                              Fluͤssigkeit, wovon der Gallon 8 1/2 Schilling kostet, wird
                              gegenwaͤrtig in England statt des (hochbesteuerten) Alkohols sowohl zum Brennen in Lampen als zum
                              Aufloͤsen des Farbstoffs der Alkannawurzel benuzt. Der Holzgeist wird bei der
                              Calcination des holzsauren Natrons gewonnen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
