| Titel: | Zur Geschichte der Fourneyron'schen Kreiselräder. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XLI., S. 162 | 
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                        XLI.
                        Zur Geschichte der Fourneyron'schen Kreiselraͤder.
                        Zur Geschichte der Fourneyron'schen
                           Kreiselraͤder.
                        
                     
                        
                           Die Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen
                              enthalten in der vierten Lieferung (1837) S. 167–181 einen sehr
                              schaͤzbaren Aufsaz des Hrn. Dr. und Professor
                              Egen uͤber die Geschichte des ersten in Herford (in Preußen) erbauten
                              Kreiselrades, welches zuerst verfehlt wurde, spaͤter aber gelang. Bei dem
                              allgemeinen Interesse, welches die horizontalen Wasserraͤder
                              gegenwaͤrtig erregen, glauben wir daraus ebenfalls folgenden (im Polytechn.
                              Centralblatt, Nr. 70, enthaltenen) Aufsaz mittheilen zu muͤssen:
                           Hr. Schoͤnfeld in Herford bestimmte sich 1834 zum
                              Bau eines Kreiselrades, welches ein Gefaͤlle von 5 1/2 Fuß und einen
                              Wasserzufluß von 64 Kubikfuß in Triebkraft verwandeln sollte. Nach Fourneyron's praktischen Regeln (Polytechn. Journal Bd. LIII. S. 274) betrug der innere
                              Raddurchmesser 6,03', der aͤußere 7,43'; die Schaufelzahl 42, die
                              Hoͤhe derselben 10'', der Winkel am aͤußeren Radumfange mit der
                              Tangente = 40°; 8 Leitcurven schlossen mit der Tangente einen Winkel von
                              30° ein. Das Rad badete ganz im Unterwasser, und sollte in der Minute 32
                              Umlaͤufe machen. Dabei glaubte man auf 32 Pferdekraͤfte rechnen zu
                              koͤnnen. – Nach Versuchen von Carliczeck
                              machte das Rad rastlos 27 Umlaufe, und gab bei 12 Umlaufen und 50 Kubikfuß
                              Wasserverbrauch der ersten Welle nur 5 Pferdekraͤfte. – Bei so
                              traurigem Resultate wurde Egen consultirt, welcher schon
                              fruͤher den Hauptfehler der Construction darin zu finden geglaubt hatte, daß
                              die Wasserfaͤden bei der angegebenen Construction der Leitcurven nicht den
                              Weg nahmen, den ihnen die Theorie zuschreibt. Jede Leitcurve stand mit ihrem Ende
                              senkrecht gemessen 11'' von der convexen Seite der naͤchsten ab; die
                              Schuͤze wurde hoͤchstens 4 1/2'' gezogen, die Schuͤzenbretter
                              waren nur 3'' dik. Außer diesem Hauptfehler bestand noch ein anderer,
                              naͤmlich der zu große Winkel, welchen die Schaufeln mit dem aͤußeren
                              Radumfange einschlossen. Egen verordnete zunaͤchst, in die Schaufeln
                              Holzkeile einzusezen, durch welche der zulezt erwaͤhnte Winkel von 40°
                              auf 18° gebracht wurde, und außerdem die Schuͤzendike auf 8'' zu
                              verstaͤrken.
                           Bei den persoͤnlich angestellten Untersuchungen zeigte sich, daß durch unvortheilhafte
                              Herstellung der Wasserzufuͤhrungscanaͤle das moͤgliche Gefalle
                              von 7' 4'' um 35,4 Proc. gekuͤrzt worden war, und daß (mit schwimmenden
                              Weinflaschen ermittelt) 55 K' Wasserzufluß State fanden. Die systematisch
                              angestellten Versuche zeigten, daß bei einem Wasserstrahle, dessen Breite die
                              Hoͤhe vielfach uͤbertrifft, die Wasserfaden nicht parallel bleiben und
                              die Richtung des lezten Elementes der concaven Seite der Leitcurven annehmen; das
                              Wasser kam daher nicht in der vorgeschriebenen Richtung auf die Schaufeln. Es wurde
                              nun die rohe consumirte Kraft zu 26,3 Pferdekraͤften bestimmt, und die von
                              dem Rade ausgeuͤbte zu
                           
                              
                                 11 Pferdekr.
                                 bei 25 Umdrehungen
                                 der liegenden
                                 Welle,
                                 
                              
                                   9,7   –
                                  –   12       –
                                  –       –
                                    –
                                 
                              
                           folglich war im ersten Falle der Wirkungsgrad 42 Proc., im
                              zweiten 37 Proc. Sollte das Rad beibehalten werden, so ließ sich das Gefaͤlle
                              auf 6 Fuß, folglich die rohe Kraft auf 42,7 Pferdekr. steigern; 42 Proc. davon
                              betragen 17,0; davon gehen ab als ermittelter Widerstand der Betriebstheile: 7
                              Pferdekr.; folglich bleiben zur eigentlichen Verwendung 10–11 Pferdekr.
                              uͤbrig. Der Zapfen des Rades lag im Wasser, und das Rad konnte nicht gehoben
                              werden. Alles dieß empfahl eine ganz neue Radconstruction.
                           Fourneyron wurde nach den Bedingungen gefragt, unter
                              welchen er die Construction uͤbernehmen wolle, und forderte 2000 Fr.
                              Reisekosten nebst billigem Honorar fuͤr Bemuͤhungen, 11,000 Fr.
                              fuͤr das Rad, das in Niederbronn bei Vv. Dietrich
                              und Sohn gebaut werden sollte; er versprach 18 Pferdekr. Leistung (kaum 60 Proc.)
                              und wollte sie nur dann verbuͤrgen, wenn der Preis auf 14,000 Fr.
                              erhoͤht wuͤrde. Solche uͤbertriebene Forderungen schrekten
                              ab.
                           Carliczeck sammelte auf einer Reise folgende Angaben
                              uͤber Kreiselraͤder: In Niederbronn fand er ein Rad im Bau fuͤr
                              ein Gefalle von 3,050 Meter. Der aͤußere Durchmesser betrug 1,416, der innere
                              1,066 Met., die Schaufelhoͤhe 2,290 Met.; das Rad sollte 36 Schaufeln und 24
                              Leitcurven erhalten; es war fuͤr die Consumtion von 25 K' Wasser und
                              fuͤr 51 Umdrehungen berechnet. Der Zapfen war fast so construirt, wie an dem
                              neuen Herforder Rade, und sollte durch ein Rohr von Unten mit Oehl gespeist werden.
                              Das Rad war fuͤr ein Geblaͤse der Maschinenwerkstatt selbst bestimmt.
                              – In Loͤrrach waren bei den HH. Koͤchlin zwei Kreiselraͤder aufgestellt, und zwar in
                              demselben Gerinne, bei 4 1/2 bis 5 Fuß Gefalle und 25 K' Aufschlagwasser fuͤr
                              beide Raͤder zusammen. Das eine Rad hatte 0,800 Met. inneren, 1,100 Met.
                              aͤußeren Durchmesser, 0,130 Met. Schaufelhoͤhe, 26 Schaufeln und eben
                              so viel Leitcurven. Der Zapfen war construirt wie der in Niederbronn. Das zweite Rad hatte 3' inneren
                              Durchmesser und 7–8'' Schaufelhoͤhe; auch dieses Rad hatte 26
                              Schaufeln und 26 Leitcurven. Die Raͤder treiben die Maschinen einer Drukerei.
                              Mehr Daten konnten nicht ermittelt werden. – In St. Blassen war das eine Rad,
                              welches eine Baumwollspinnerei treibt, seit 1 1/2 Jahre im Betriebe. Es hat 17''
                              inneren, 28'' aͤußeren Durchmesser, 18''' Schaufelhoͤhe, 36 Schaufeln
                              und 18 Leitcurven, deren leztes Element mit dem Radius einen Winkel von 90°
                              bildet. Bei 70' Gefaͤlle werden 7 K' Aufschlagwasser verbraucht. Das Rad
                              macht 350 bis 370 Umlaͤufe, und hat bei 58 Proc. Nuzeffect eine Kraft von 70
                              Pferden. Der Zapfen kann geschmiert werden. Das zweite Rad wird fuͤr ein
                              Gefalle von 360' und fuͤr ein Wasserquantum von 2 K' erbaut. Es wird 0,100
                              Met. inneren, 0,158 Met. aͤußeren Durchmesser erhalten. Es bekommt 36
                              Schaufeln und 36 Leitcurven. Die Zahl der Umlaufe war von Hrn. Fourneyron auf 2210, und die Kraft auf 62 Pferde vorbestimmt worden. Die
                              Zapfen liegen unter Wasser, haben aber eine abgeschlossene Oehlkammer, so daß sie in
                              Schmiere gehalten werden koͤnnen.
                           Die mathematische Theorie der Kreiselraͤder ist sicher begruͤndet und
                              vollstaͤndig; es kommt daher nur darauf an, die Bedingungen gehoͤrig
                              anzuordnen, unter welchen das Rad gerade so wirkt, wie es soll. Eine der ersten
                              Bedingungen ist, daß die Hoͤhe jeder Schuͤzenoͤffnung ihre
                              Breite mehrfach uͤbertreffe, und daß die Schuͤzenbretter dik genug
                              sind, um dem Wasser einen Canal von hinreichender Laͤnge darzubieten. Bei der
                              neuen Radconstruction wurden nach Egen 28 bis 30
                              Leitcurven beplant; jede Schuͤzenoͤffnung ist so 2,82'' breit, 4''
                              lang und bei vollem Schuͤzenzuge 6–7'' hoch, die untere Seite der
                              Schuͤzen ist nach Innen zu abgerundet. Die Oeffnungen erlangten auf diese Art
                              die Gestalt, welche fuͤr moͤglichste Verminderung der Contraction am
                              guͤnstigsten ist. Bei einem Versuche betrug die wirkliche
                              Ausflußgeschwindigkeit 86 Proc. der theoretischen. – Die Leitcurven sollten
                              einen Winkel von 60° mit dem Radius bilden, und das Rad mit halber
                              Geschwindigkeit des ausstroͤmenden Wassers sich bewegen. Die innere
                              Peripherie des Rades betrug 14,7', die Ausflußgeschwindigkeit war eben so groß;
                              folglich mußte das Rad 30 Umgaͤnge in der Minute machen. saͤmmtliche
                              Ausflußoͤffnungen des Rades betragen im Querschnitte 4,81 □' und sind
                              gegen 53 Proc. groͤßer als die gesammten Schuͤzenoͤffnungen bei
                              5 3/4'' Hoͤhe. Der gußeiserne Ring, an welchen sich die
                              Schuͤzenliederung anlegt, wurde auf 4 1/4' verengt und dadurch die leichte
                              Beweglichkeit der Schuͤze hervorgebracht. Der innere Durchmesser des Rades
                              wurde auf 4' 8'' festgesezt und dem Rade eine Breite von 10'' gegeben.
                           
                           Nach den Versuchen von Carliczeck betraͤgt bei dem
                              seit 6 Monaten befriedigend gehenden Rade der Nuzeffect 68 2/3 Proc. bei 32
                              Umlaͤufen, 6'' Schuͤzenzug, 5' 7'' Gefaͤlle und 47,1 K'
                              Wasserverbrauch.
                           Ueber die Kraftverluste gibt Egen folgende werthvolle
                              Notizen: Wenn angenommen werden darf, daß in den Schuͤzenoͤffnungen
                              keine Contraction Statt findet, d.h., daß die Wasserstrahlen daselbst parallel
                              liegen, so betraͤgt die wirkliche Ausstroͤmungsgeschwindigkeit 86
                              Proc. von der theoretischen. Dann verhaͤlt sich die theoretische Wasserkraft
                              zur Kraft des in die Schaufeln einstroͤmenden Wassers wie (100)² :
                              (96)² = 100 : 74, so daß also das Wasser schon 26 Proc. an Kraft verloren
                              hat, bevor es auf die Schaufeln trifft. Will man einwenden, der
                              Geschwindigkeitsverlust sey geringer, so muß man zugeben, daß dann die
                              Wasserstrahlen nicht parallel liegen, und also nicht unter dem vorausgesezten Winkel
                              die Schaufeln treffen, wodurch ein anderer Kraftverlust herbeigefuͤhrt wird,
                              der dem bestrittenen leicht nahe kommen mag. – Ein zweiter Kraftverlust
                              ergibt sich dadurch, daß die meisten Wasserstrahlen unter Winkeln auf die Schaufeln
                              zugehen, die von den vorgeschriebenen Neigungswinkeln mehr oder weniger abweichen.
                              Der Verfasser wagt es nicht, diesen Verlust zu schaͤzen. Ferner wird dadurch
                              noch Kraft eingebuͤßt, daß das Wasser in den Schaufeln Widerstand findet und
                              daß es nicht in der Tangentialrichtung das Rad verlaͤßt. Endlich noch
                              koͤnnen die Schuͤzenbloͤke nicht genau schließen, es muß sich
                              Wasser durch die Zwischenraͤume hindurchdraͤngen und auf den Ausfluß
                              stoͤrend einwirken. Alle diese Kraftverluste muͤssen unerwartet gering
                              seyn, wenn ein Nuzeffect von 70 Proc. uͤbrig bleiben soll, den das Herforder
                              Rad bei 30 Umlaͤufen vielleicht erreicht. Wo von einem bedeutend
                              hoͤheren Effecte solcher Raͤder die Rede ist, kann man sich des
                              Mißtrauens nicht erwehren. Fourneyron selbst spricht, nach dem er seine Raͤder verbessert hat, nicht
                              mehr von einem Effecte von 80 Proc. und mehr. Und wie sollten seine fruͤheren
                              Raͤder, mit nur 10 oder 12 Leitcurven, einen Effect von 83 und 87 Proc. haben
                              leisten koͤnnen? Es ist gar zu leicht, sich bei hydraulischen Versuchen der
                              Selbsttaͤuschung hinzugeben, oder unwillkuͤrlich derselben anheim zu
                              fallen. Unter den Augen sachkundiger Maͤnner werden jezt in einem
                              beruͤhmten Bergwerksbezirke Deutschlands (Freiberg?) zwei
                              Kreiselraͤder gebaut, die unzweifelhaft in allen Theilen zwekmaͤßig
                              ausgefuͤhrt werden. Hoffentlich wird man ihren Effect genau untersuchen, so
                              daß unsere Kenntniß uͤber den Werth solcher Raͤder recht bald einen
                              erwuͤnschten Zuwachs zu erwarten hat.
                           Eine Vergleichung der Leistung und Kosten von einem Poncelet'schen und Fourneyron'schen Kreiselrade in dem angegebenen
                              Falle fuͤhrt zu folgendem Resultate: waͤre ein Poncelet'sches Rad gebaut worden, dessen Wellenfortsezung sich unmittelbar
                              an den Koͤnigsbaum anschloß, so wuͤrde das Bewegungsmoment dieses
                              Rades nebst Welle gegen 1 Pferdekraft ausgemacht haben. Nimmt man ferner den
                              Nuzeffect des Poncelet'schen Rades zu 64 Proc., so wie
                              des Fourneyron'schen Rades zu 70 Proc. an, so lassen sich
                              die Leistungen beider Raͤder fuͤr 55 K' Aufschlagwasser in folgender
                              Art mit einander vergleichen:
                           
                              
                                 Gefaͤlle
                                 Poncelet'sches
                                    Rad
                                 Fourneyron'sches
                                    Rad.
                                 
                              
                                 
                                 Bruttokraft.
                                 Nettokraft
                                 Bruttokraft.
                                 Nettokraft
                                 
                              
                                 4 3/4 Fuß
                                 21,6 Pferdek.
                                 20,6 Pferdek.
                                 23,7 Pferdek.
                                 19,7 Pferdek.
                                 
                              
                                 6       –
                                 27,3   –
                                 26,3   –
                                 29,9   –
                                 25,9   –
                                 
                              
                                 6 1/2 –
                                 29,6   –
                                 28,6   –
                                 32,4   –
                                 28,4   –
                                 
                              
                           Das Poncelet'sche Rad wuͤrde also in Beziehung auf
                              Kraftbenuzung dem Kreiselrade nicht nachgestanden haben.
                           Die Anlagekosten des Poncelet'schen Rades wuͤrden
                              die folgenden gewesen seyn, wenn es ganz in Eisen gebaut worden waͤre:
                           I. An Gußeisen waren erforderlich:
                           
                              
                                 fuͤr die
                                    Wasserradachse
                                   4830 Pfd.
                                 
                                 
                              
                                  –  14
                                    Radarme
                                   4900  –
                                 
                                 
                              
                                  –    3 Radkraͤnze
                                 13000  –
                                 
                                 
                              
                                  –  den Kammring
                                   3600  –
                                 
                                 
                              
                                  –    2 Streben im Gerinne
                                   1200  –
                                 
                                 
                              
                                  –    2 Zapfenlager
                                   1000  –
                                 
                                 
                              
                                  –  den Regulator
                                   1000  –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                  Thlr. Sgr. Pf.
                                 
                              
                                 in Summa
                                 29530 Pfd. zu 50 Thlr. =
                                 1476  15   –
                                 
                              
                                 II. An Schmiedeisen waren
                                    erforderlich:
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Thlr. Sgr. Pf.
                                 
                                 
                              
                                 fuͤr die Schaufeln
                                 4928 Pfd.
                                 zu 90 Thlr. =
                                 443    6  
                                    3
                                 
                                 
                              
                                  –  14 Streben
                                 1200 –
                                  –  
                                    3  Sgr.  =
                                 120    –   –
                                 
                                 
                              
                                  –  Schrauben
                                   500 –
                                  –   4  
                                    –     =
                                   66  20  
                                    –
                                 
                                 
                              
                                  –  Achsen
                                   480 –
                                  –   4  
                                    –     =
                                   64    –  
                                    –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   693   26  
                                    3
                                 
                              
                                 III. An Rothguß 60 Pfd. zu 15
                                    Sgr.
                                     30    –    –
                                 
                              
                                 IV. An Modell- und
                                    Aufstellungskosten
                                   200    –    –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 In Summa
                                 2400   11   3
                                 
                              
                           Dagegen hat das neue Kreiselrad gekostet:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                   Thlr.
                                 Sgr.
                                 Pf.
                                 
                              
                                 1)
                                 Zapfenlager zur Radwelle 500 Pfd. zu 50 Thlr.
                                     25
                                   –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 2 Keile dazu 8 Pfd. zu 5 Sgr.
                                       1
                                 10
                                 –
                                 
                              
                                 2)
                                 Die stehende Radwelle 2152 Pfd. zu 56 Thlr.
                                   120
                                   5
                                 4
                                 
                              
                                 
                                 Schmiedeisen daran 28 Pfd. zu 10 Sgr.
                                       9
                                 10
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Messingene Buͤchsen 31 Pfd. zu 24 Sgr.
                                     24
                                 24
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Durchbohrung zum Behuf des Schmierens
                                       5
                                   –
                                 –
                                 
                              
                                 3)
                                 Rohr um die Radwelle 3182 Pfd. zu 56 Thlr.
                                   178
                                   5
                                 9
                                 
                              
                                 
                                 Schmiedeisen daran 28 Pfd. zu 7 Sgr.
                                       6
                                 16
                                 –
                                 
                              
                                 4)
                                 Kreiselrad 2097 Pfd. zu 60 Thlr.
                                   125
                                 25
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Die 44 Schaufeln 559 Pfd. zu 4 Sgr.
                                     74
                                 16
                                 –
                                 
                              
                                 5)
                                 Leitscheibe 1293 Pfd. zu 60 Thlr.
                                     67
                                 17
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Die 28 Leitcurven 413 Pfo. zu 4 Sgr.
                                     55
                                 12
                                 –
                                 
                              
                                 6)
                                 Schuͤzenring 696 Pfd. zu 60 Thlr.
                                     41
                                 23
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Liederung, die Holzbloͤke u.s.w.
                                     36
                                   6
                                 –
                                 
                              
                                 7)
                                 Ring, in welchem die Schuͤzenliederung
                                    auf- und    abgeht, 2166 Pfd. zu 56
                                    Thlr.
                                   121
                                   9
                                 –
                                 
                              
                                 8)
                                 Kreuz fuͤr den Schuͤzenzug 266 Pfd. zu 50
                                    Thlr.
                                     13
                                   9
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Die Stangen dazu 567 Pfo. zu 6 Sgr.
                                   113
                                 12
                                 –
                                 
                              
                                 9)
                                 Vorrichtung zum Aufziehen des Rades bei
                                       Reparaturen 74 Pfd. zu 6 Sgr.
                                     14
                                 24
                                 –
                                 
                              
                                 10)
                                 Die Schraube fuͤr den Schuͤzenzug 211
                                    Pfd. zu 10 Sgr.
                                     70
                                 10
                                 –
                                 
                              
                                 11)
                                 Zapfen der Radwelle 40 Pfd. zu 12 Sgr.
                                     16
                                   –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Stahlstuͤke dazu 7 Pfd. zu 25 Sgr.
                                       5
                                 25
                                 –
                                 
                              
                                 12)
                                 Die Roͤhre zum Schmieren
                                     10
                                   –
                                 –
                                 
                              
                                 13)
                                 Das conische Rad auf der Radwelle ungefaͤhr
                                       700 Pfd. zu 50 Thlr.
                                     35
                                   –
                                 –
                                 
                              
                                 14)
                                 Der eisenblecherne Gerinnkasten
                                   100
                                   –
                                 –
                                 
                              
                                 15)
                                 Der Regulator
                                   200
                                   –
                                 –
                                 
                              
                                 16)
                                 An Aufstellungskosten
                                   200
                                   –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 In Summa
                                 1671
                                 19
                                 1
                                 
                              
                           Es wuͤrde demnach allerdings das Poncelet'sche Rad
                              730 Thlr. theurer geworden seyn, als das Kreiselrad, wenn man ersteres ganz in Eisen
                              haͤtte bauen wollen. Wenn man aber Arme und Radkraͤnze aus Holz baute,
                              so wuͤrde der Preis des Kreiselrades kaum erreicht worden seyn. Die
                              Herstellungskosten der Gerinne und Wassergraͤben moͤgen fuͤr
                              beide Arten von Raͤdern ziemlich dieselben bleiben.
                           Endlich schließen wir unsere Mittheilungen mit Egen's
                              werthvollen Bemerkungen uͤber die Kreiselraͤder, die unter der
                              besonderen Ruͤksicht aufgestellt worden sind daß die Leistungen dieser
                              Raͤder unter den sehr verschiedenen Verhaͤltnissen, in denen sie zur
                              Anwendung kommen koͤnnen, noch wenig sicher constatirt zu seyn scheinen.
                           
                           1) Das Kreiselrad unterscheidet sich dadurch wesentlich von allen uͤbrigen
                              Wasserraͤdern, mit Ausnahme des Reactionsrades (von Seegner), daß es bei allen Fallhoͤhen, von der niedrigsten bis zur
                              hoͤchsten, zur Anwendung gebracht werden kann. Die gewoͤhnlichen
                              Wasserraͤder werden schon bei Gefallen von 30 Fuß sehr unbehuͤlfliche
                              und trage gehende Kraftmaschinen. Das Kreiselrad wird unstreitig fuͤr so hohe
                              und hoͤhere Gefaͤlle kuͤnftig sehr haͤufig mit großem
                              Vortheile zur Anwendung gebracht werden koͤnnen. In Gebirgsgegenden und beim
                              Bergbau kann man haͤufig sehr hohe Gefaͤlle zur Benuzung bringen, die
                              darum unberuͤksichtigt blieben, weil gewoͤhnliche Wasserraͤder
                              nicht angewendet werden konnten.
                           2) Bei Gefaͤllen von 9–30° Hoͤhe geben die
                              ruͤken- und oberschlaͤchtigen Raͤder einen um
                              5–15 Proc. hoͤheren Effect, als Kreiselraͤder, und werden also
                              schwerlich von denselben verdraͤngt werden. Besonders moͤchten
                              Kreiselraͤder fuͤr den Betrieb von Hammer- und Walzwerken
                              weniger geeignet befunden werden. Wenn aber in einzelnen Faͤllen eine sehr
                              große Winkelgeschwindigkeit, oder Ersparung von Raum, von besonderem Werthe seyn
                              sollte, so wuͤrden fuͤr sie Kreiselraͤder zu empfehlen
                              seyn.
                           3) Fuͤr Gefaͤlle von 6–9 Fuß koͤnnen Poncelet'sche Raͤder nicht zwekmaͤßig mehr
                              zur Anwendung gebracht werden. Ruͤkenschlaͤchtige und
                              Brustraͤder muͤssen bei bedeutenderem Wasserzuflusse sehr breit gebaut
                              werden; sie haben eine geringe Winkelgeschwindigkeit und uͤbertreffen hier
                              kaum nur noch die Kreiselraͤder im Nuzeffecte. In vielen Faͤllen
                              werden fuͤr diese Fallhoͤhen Kreiselraͤder mit Vortheil zur
                              Anwendung gebracht werden koͤnnen.
                           4) Fuͤr Gefaͤlle von 3–6° Hoͤhe moͤchte im
                              Allgemeinen noch immer den Poncelet'schen Raͤdern
                              der Vorzug einzuraͤumen seyn. Nur wo eine große Winkelgeschwindigkeit von
                              groͤßerem Werthe ist, oder wo die Welle des Kreisels zu gleicher Zeit als
                              Koͤnigsbaum fuͤr das Triebwerk benuzt werden kann, treten die
                              Kreiselraͤder mit entschiedenem Vortheile auf.
                           5) Fuͤr ein Gefaͤlle unter 3' Hoͤhe moͤchte ebenfalls ein
                              Kreiselrad vor dem Poncelet'schen Rade entschiedenen
                              Vortheil haben, weil bei Anwendung des lezteren Rades der halbe Schuͤzenzug
                              an: Gefaͤlle verloren geht, was hier schon 16 Proc. und mehr ausmachen
                              kann.
                           6) Poncelet'sche und gut gebaute
                              ruͤkenschlaͤchtige Raͤder koͤnnen ohne besonderen
                              Nachtheil 2–3' tief im Unterwasser baden. Nun betragen aber bei
                              Fluͤssen von mittlerer Groͤße (Oder, Spree, Lippe, Ruhr u.s.w.) die
                              haͤufiger vorkommenden Veraͤnderungen der Wasserhoͤhen mehr als
                              3', und dabei werden oft auf solchen Fluͤssen nur geringe Gefalle benuzt. Unter solchen
                              Umstaͤnden wird das Kreiselrad mit großem Vortheile anzuwenden seyn, so daß
                              kuͤnftig alle Raͤder mit Pansterzeugen wegfallen sollten.
                           Das Kreiselrad ist aber unter allen Wasserraͤdern am schwierigsten im
                              Entwuͤrfe genau und zwekmaͤßig den vorhandenen Verhaͤltnissen
                              anzupassen, am schwierigsten auszufuͤhren und am schwierigsten in gutem
                              Betriebe zu erhalten. Wer ein solches Rad anlegen will, vertraue den Entwurf und den
                              Bau nur sachkundigen und umsichtigen Haͤnden an, wenn er des guten Erfolges gewiß seyn
                              will.