| Titel: | Verbesserte Methode verschiedene Waaren zu weben, und Verbesserungen an den hiezu dienenden Maschinen, worauf sich John Heathcoat, Tullfabrikant in Tiverton in der Grafschaft Devon, am 23. Decbr. 1835 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. LXXII., S. 253 | 
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                        LXXII.
                        Verbesserte Methode verschiedene Waaren zu weben,
                           und Verbesserungen an den hiezu dienenden Maschinen, worauf sich John Heathcoat, Tullfabrikant
                           in Tiverton in der Grafschaft Devon, am 23. Decbr.
                              1835 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. December 1837, S.
                              129.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Heathcoat's Bandwebestuhl.
                        
                     
                        
                           Gegenwaͤrtige Erfindung betrifft einen neuen und verbesserten Mechanismus und
                              eine Maschinerie, womit verschiedene Waaren, wie z.B. Baͤnder, Borten,
                              Vorstoße und verschiedene andere schmale Fabricate schneller und in einem kleineren
                              Raume gewebt werden koͤnnen, als dieß mit den gewoͤhnlich
                              gebraͤuchlichen Maschinen moͤglich ist. Der wesentliche Unterschied
                              der neuen Methode von der bisherigen besteht darin, daß das Weben nach der Quere,
                              d.h. unter rechten Winkeln mit dem Ruͤken und mit der Fronte der Maschine,
                              vollbracht wird, wobei die Baͤnder mit der Schaͤrfe neben einander
                              aufgezogen sind, so daß deren Flaͤchen sowohl gegen einander als auch mit den
                              Enden der Maschine parallel laufen; waͤhrend nach der gewoͤhnlichen
                              Methode der Einschuß der Laͤnge nach oder in einer mit der Fronte der
                              Maschine parallel laufenden Richtung zwischen die Kettenfaͤden eingetragen
                              wird. Die zu diesem Zweke dienende Maschine laͤßt je nach den Artikeln, die
                              in ihr verfertigt werden sollen, verschiedene Modificationen zu; da jedoch das
                              Princip der Erfindung hiedurch keine Veraͤnderung erleidet, so
                              beschraͤnkt sich der Patenttraͤger hier auf die Beschreibung einer
                              einzigen Art der Fabrication.
                           Fig. 1 zeigt
                              einen Theil eines Frontaufrisses der Maschine. Fig. 2 ist ein
                              senkrechter, nach der Quere genommener Durchschnitt. Fig. 3 endlich gibt eine
                              Endansicht der zum Weben von Baͤndern oder Borten eingerichteten Maschine.
                              Die ganze Maschine ruht auf den Endpfosten A, A, welche
                              mit ihren Fuͤßen an den Boden befestigt und oben durch Klammern
                              zusammengehalten werden. Die Treibwelle B, die von
                              irgend, einem Motor her durch einen uͤber Rollen geschlungenen Treibriemen in
                              Bewegung gesezt wird, pflanzt diese Bewegung durch ein Winkelraͤderwerk an
                              die an dem Ende der Maschine befindliche senkrechte Welle C fort. An diesen beiden Wellen befinden sich die verschiedenen
                              Raͤder, Excentrica oder Muschelraͤder und Krummhebel, womit die
                              uͤbrigen Theile der Maschine in Thaͤtigkeit gesezt werden. Auf den
                              Baum D sind die Kettenfaͤden aufgewunden, die durch die
                              Loͤcher der Fuͤhrplatten E, E, E gezogen
                              und dadurch in Partien abgetheilt sind. Jede Partie wird in einer Richtung
                              fortgefuͤhrt, die mit der Achse des Kettenbaumes einen rechten Winkel bildet.
                              F, F ist eine Anzahl duͤnner Platten, welche
                              als Geschirre zu wirken haben; sie befinden sich dicht hintereinander und erstreken
                              sich durch die ganze Laͤnge der Maschine. Die Kettenfaͤden werden
                              durch Oeffnungen, welche zwischen diesen Platten entstehen, gefuͤhrt, und
                              durch die seitlichen Bewegungen der Platten wird ein Theil der Faͤden nach
                              Rechts und nach Links bewegt, damit die Blaͤtter der Kette zum Behufe des
                              Durchganges der Schuͤzen gekreuzt und geoͤffnet werden. Damit die
                              Oeffnungen zwischen den verschiedenen Kettenfaͤdenpartieen weiter und
                              deutlicher werden, wird eine Reihe flacher Spizen oder Zaͤhne G, G, G durch dieselben geschoben, und dann drei Zoll
                              hoch aufgehoben, wodurch die Faͤden aus aller Verwirrung gebracht werden. Der
                              Patenttraͤger nennt diesen Theil der Maschine den Rechen (rake). H, H, H sind die
                              Schiffchen oder Schuͤzen, dergleichen man in Fig. 4 eine in
                              verschiedenen Stellungen abgebildet sieht, und auf deren Spulen der Einschuß
                              aufgewunden ist, der durch die verschiedenen Kettenfaͤdenpartieen hindurch
                              geschossen werden soll, nachdem dieselben die entsprechende Kreuzung erlitten haben.
                              Die Schuͤzen gleiten auf gebogenen Bolzen von einer Seite zur anderen quer
                              durch die Maschine. I ist der Schlag oder das Rietblatt,
                              welches zum Einschlagen dient; dessen Abtheilungen bestehen aus breiten
                              duͤnnen Platten, die so zusammengesezt sind, daß fuͤr den Durchgang
                              der Kettenfaͤden zwischen ihnen, so wie auch fuͤr deren seitliche
                              Bewegung hinreichend Raum bleibt. K, K ist eine Reihe
                              stationaͤrer Zapfen oder Fuͤhrer, womit waͤhrend das Weben von
                              Statten geht, die Arbeit mit den Schuͤzen parallel erhalten wird. Die kleine
                              Walze L dient dazu, die Vorderseite des Fabricates in
                              einer Linie zu erhalten. M ist der Werkbaum, auf den die
                              fabricirten Baͤnder und Borten dicht neben einander aufgewunden werden.
                           Aus dieser allgemeinen Andeutung der vorzuͤglicheren Theile der Maschine und
                              deren gegenseitiger Stellung erhellt so ziemlich, wodurch sich die neue Methode
                              schmale Fabricate zu weben von den gewoͤhnlich uͤblichen Methoden
                              unterscheidet; so wie auch, daß bei der neuen Einrichtung eine bedeutende Ersparniß
                              an Raum erwaͤchst. Wir gehen demnach nunmehr zur Beschreibung der Art und
                              Weise, auf welche die oben erwaͤhnten verschiedenen Operationen vollbracht
                              werden, und zur Beschreibung des Mechanismus, der dieselben bewerkstelligt,
                              uͤber.
                           Angenommen die Baumwolle, die Seide oder das sonstige als Kette zu verwendende
                              Material sey auf den Kettenbaum D aufgewunden; die Faͤden seyen
                              von hier aus durch die Fuͤhrer E, E, die
                              Geschirre F, F, die Abtheilungen des Schlages I, I, die oberen Fuͤhrer K, K geleitet, und an dem Werkbaume M
                              befestigt, so wird die erste erforderliche Bewegung darin bestehen, daß die
                              Kettenfaͤdenpartieen mittelst der Geschirre seitlich gekreuzt oder versezt
                              werden. Jedes der Geschirre verfertigt der Patenttraͤger aus zwei langen,
                              duͤnnen Messing- oder Zinnstreifen, die er zusammennietet oder
                              loͤthet, und zwischen denen er in geeigneten Zwischenraͤumen ovale
                              Stuͤke oder Zaͤhler (counters) anbringt,
                              wie man sie in Fig.
                                 5 sieht. Es bleibt hiedurch zwischen jedem Zaͤhlerpaare eine
                              Oeffnung fuͤr den Durchgang der Faͤden. Von den Geschirrplatten liegt
                              eine hinter der anderen, und zwar so adjustirt, daß deren Oeffnungen nach der ganzen
                              Breite der Maschine einander genau gegenuͤber zu stehen kommen; sie schieben
                              sich dabei der Laͤnge nach in den an den Gestellen befestigten und zwischen
                              zwei Laͤngenstangen festgehaltenen Lagern N,
                                 N.
                           Zum glatten Weben sind die Geschirrplatten in zwei Partieen getheilt, welche die
                              abwechselnden Faͤden fuͤhren. Von diesen Partieen hat die eine an
                              ihrem rechten Ende Ohren oder Ansaͤze, die nach Aufwaͤrts gerichtet
                              sind; waͤhrend an der anderen Partie diese Ansaͤze nach
                              Abwaͤrts stehen. Diese beiden Reihen von Ansaͤzen oder Ohren stehen
                              durch Stifte mit den Gelenkstuͤken O, O in
                              Verbindung, die ihrerseits an ihren anderen Enden so mit dem Hebel P verbunden sind, daß sich das eine Gelenkstuͤk
                              uͤber, das andere hingegen unter dem Drehpunkte befindet. Raͤder oder
                              Zapfen, die an den beiden Enden dieses Hebels angebracht sind, wirken auf die beiden
                              an der senkrechten Welle C fixirten Muschelraͤder
                              oder Excentrica Q, Q. leztere, welche man aus Fig. 9 ersieht,
                              sind so geformt, daß der Hebel und folglich auch die Geschirre durch deren Umdrehung
                              eine abwechselnde Bewegung mitgetheilt erhalten, wodurch die eine Haͤlfte der
                              Geschirre auf die eine und die andere Haͤlfte auf die andere Seite getrieben
                              wird. Zu vollkommener Versinnlichung dieser Bewegung der Geschirre dient Fig. 6. Wenn
                              die Kettenfaͤden eines jeden Bandes solcher Maßen gekreuzt oder versezt
                              worden sind, so werden die flachen Spizen des Rechens, deren man in Fig. 7 eine fuͤr
                              sich allein abgebildet sieht, unmittelbar uͤber den Geschirren durch die
                              Oeffnungen vorgeschoben, und dann drei Zoll hoch emporgehoben, damit die
                              Kettenfaͤden aus einander gehalten und den Schuͤzen der Weg gebahnt
                              wird. Um diese Bewegung zu bewerkstelligen, erstreken sich von der Stange des
                              Rechens zwei Arme R, R herab, die durch Gefuͤge
                              mit den Hebeln S, S in Verbindung stehen. Leztere ruhen
                              auf den Muschelraͤdern oder Excentricis T, T, und
                              werden daher, so wie
                              sich diese umdrehen, nach Aufwaͤrts bewegt. Ferner befinden sich an den
                              oberen Theilen der Arme R, R kleine Zapfen, die sich in
                              stumpfwinkeligen Spalten der an den Gestellen befestigten Leisten U, U bewegen. So wie daher die Muschelraͤder T, T beim Umlaufen die genannten Arme emporsteigen
                              machen, so wird der Rechen selbst durch die zwischen die unteren Theile der Spalten
                              eingezwaͤngten Zapfen veranlaßt, sich beim Beginnen der Bewegung
                              vorwaͤrts zu bewegen und dann senkrecht emporzusteigen, damit die flachen
                              Spizen des Rechens die Faͤden anspannen und die zwischen ihnen befindlichen
                              Oeffnungen zum Behufe des Durchganges der Schuͤzen frei machen. So wie dieß
                              geschehen ist, lassen die Muschelraͤder T, T den
                              Rechen aus der Bahn der Schuͤzen treten. Dasselbe kann auch das Rietblatt
                              thun, dessen Bewegung demnaͤchst beschrieben werden soll; und waͤhrend
                              dieß geschieht, dringen die Schuͤzen zwischen die Faͤden ein, um ihren
                              Weg durch die Maschine zu vollbringen und den Einschuß einzutragen.
                           Waͤhrend der Vollendung dieses Durchganges beginnt der Schlag oder das
                              Rietblatt allmaͤhlich wieder emporzusteigen, und die Geschirre bewirken,
                              indem sie die Kettenfaͤden zuruͤkfuͤhren, eine abermalige
                              Versezung derselben. Zugleich beginnt auch der Rechen neuerdings seine
                              Vorrichtungen, damit die Kettenfaͤden abermals geoͤffnet werden und
                              die Schuͤzen zuruͤkkehren koͤnnen.
                           Eine in groͤßerem Maaßstabe gezeichnete Schuͤze sieht man in Fig. 4. Die zur
                              Aufnahme des Einschusses dienenden Spulen koͤnnen aus Messing oder aus einem
                              anderen Materiale bestehen, und sich in ihren Wagen in Fugen drehen. Die
                              Faͤden werden durch gebogene Federn, die eine Adjustirung zulassen, in
                              gehoͤriger Spannung erhalten. Wie man sieht, befinden sich an den
                              Seitentheilen der Wagen krummlinige Fugen, damit sie sich auf den aus Blei
                              gegossenen Bolzen V, V, die an die Stangen W, W geschraubt sind, bewegen koͤnnen. An den
                              oberen Theilen der Wagen befinden sich auch Zapfenloͤcher, die zur Aufnahme
                              der Enden der kleinen, gleichfalls in Blei gegossenen Finger oder Haken X, X bestimmt sind. Diese Finger sind an die Stangen Y, Y geschraubt, und werden durch diese abwechselnd
                              laͤngs der gebogenen Bolzen von Vorne nach Ruͤkwaͤrts und von
                              Ruͤkwaͤrts nach Vorne geschoben. Die Bolzenstangen W, W und die Fingerstangen Y,
                                 Y sind an ihren Enden mit Armen an den in das Gestell geschraubten Zapfen
                              Z, Z aufgehaͤngt, und zwar so, daß ihnen eine
                              schwingende Bewegung gestattet ist. Die zum Aufhaͤngen der Fingerstangen Y, Y dienenden Arme sind an ihren Enden mit Zapfen a, a versehen, die durch diese und durch die
                              Verbindungsstuͤke b, b mit den aus den
                              Hebelwellen c, c vorspringenden Armen verbunden sind. Jede
                              dieser Hebelwellen ist an dem Ende der Maschine der senkrechten Welle
                              zunaͤchst mit einem Arme d, d ausgestattet,
                              dessen beide Enden auf den an der genannten Welle befestigten Muschelraͤdern
                              e, e ruhen. Diese Muschelraͤder, die man in
                              Fig. 8
                              einzeln fuͤr sich und im Grundrisse abgebildet sieht, sind so geformt, daß
                              sie zu gehoͤrigen Zeiten und mittelst der erwaͤhnten Hebelwellen,
                              Gelenkstuͤke und Zapfen die Fingerstangen und Finger zum Behufe des
                              Hin- und Herwerfens der Schuͤze abwechselnd nach Aus- und
                              Einwaͤrts bewegen. An den Enden der Fingerstangen, die an Zapfen aufgezogen
                              sind, und sich in den Armen, an denen sie aufgehaͤngt sind, drehen
                              koͤnnen, sind kleine Stuͤke befestigt, an denen die Reibungsrollen f, f angebracht sind. Leztere gleiten, waͤhrend
                              sich die erwaͤhnten Stangen schwingen, in den an den Bolzenstangen
                              befestigten, ausgekehlten Stuͤken g, g
                              ruͤk- und vorwaͤrts. In Folge der Form und Richtung dieses
                              Falzes werden die Enden der Finger, so wie sie sich nach Auswaͤrts zu bewegen
                              beginnen, nach Abwaͤrts, bei ihrer Ruͤkkehr hingegen in die alte
                              Stellung zuruͤk nach Aufwaͤrts getrieben.
                           Durch die durch die Muschelraͤder e, e bewirkte
                              Wechselbewegung einer jeden der genannten Stangen wird eine Reihe der Finger X, X in die Zapfenloͤcher der Schuͤzen
                              herab gelangen, und sie in dem Augenblike, in welchem sie von den anderen Fingern
                              befreit werden, mit sich fuͤhren, und umgekehrt, so daß die Schuͤzen
                              auf diese Weise abwechselnd ruͤk- und vorwaͤrts bewegt werden,
                              und die Einschußfaͤden zwischen die entsprechenden Kettenfaͤden
                              eintragen.
                           Die nunmehrige Operation besteht in dem Einschlagen des Einschusses mittelst des
                              Rietblattes I. Dieses ist aus mehreren zarten, geraden,
                              messingenen oder auch anderen Platten, welche zwischen zwei leichten, an ihren Enden
                              verbundenen Eisenstangen festgehalten werden, zusammengesezt. Um den Parallelismus
                              dieser Platten zu schalten, muͤssen zwischen denselben in
                              Zwischenraͤumen Zapfen, die in Messing eingesezt sind, angebracht werden. Das
                              auf solche Art zusammengesezte Rietblatt ist an seinen Enden in den beiden
                              Kurbelstangen h, h aufgezogen, und erhaͤlt seine
                              Bewegung durch die an der Treibwelle befindlichen Krummzapfen oder Kurbeln i, i, durch deren Umdrehungen das Rietblatt abwechselnd
                              emporgehoben und herabgesenkt wird. An den Enden des Rietblattrahmens befinden sich
                              Zapfen und laͤngliche Schiebstuͤke, die sich in den an dem Gestelle
                              befestigten Wangen j, j schieben, damit auf diese Weise
                              die senkrechte Richtung der Bewegung des Rietblattes erhalten wird. Die Zahl der
                              Platten, aus denen das Rietblatt zusammengesezt ist, muß demnach so wie an den
                              Geschirren von der Zahl der erforderlichen Kettenfaͤden und von der Breite des zu erzeugenden
                              Fabricates abhaͤngen: d.h. es muͤssen so viele Geschirrplatten als
                              Kettenfaͤden vorhanden seyn, waͤhrend das Rietblatt nur halb so viele
                              Abtheilungen zu haben braucht. Die Zahl der Schuͤzen und mithin der
                              Baͤnder ist durch die Breite der Maschine und durch die Breite der einzelnen
                              Baͤnder bedingt. Leztere werden so dicht an einander auf den Werkbaum
                              aufgerollt, daß sie diesen ganz und gar bedeken.
                           Es wurde oben bemerkt, daß sich sowohl die Bolzenstangen W,
                                 W als auch die Fingerstangen schwingen koͤnnen, damit fuͤr
                              den Durchgang des Rietblattes zwischen den Bolzen V Raum
                              entsteht. Die an den beiden Enden des Rietblattrahmens befindlichen Rollen k, k druken, so wie dieser Rahmen emporsteigt, auf die
                              schiefen, an den Bolzenstangen befestigten Flaͤchen l,
                                 l, und draͤngen dieselben hiedurch so weit nach Auswaͤrts,
                              daß das Rietblatt zwischen den Enden der Bolzen hindurch gehen kann. Beim
                              Herabsinken des Rahmens koͤnnen diese Stangen dagegen wieder
                              zusammenfallen.
                           Da zwischen den Winkelraͤdern, welche die Treibwelle B mit der senkrechten Welle C in Verbindung
                              sezen, das Verhaͤltniß von 1 zu 2 besteht, so machen die an ersterer Welle
                              befindlichen Kurbeln zwei Umgaͤnge, waͤhrend die Muschelraͤder
                              oder Excentrica an lezterer nur eine einzige vollbringen. Hieraus folgt denn auch,
                              daß das Rietblatt zwei Schlaͤge macht, waͤhrend die Geschirre und die
                              Schuͤzen ihre Wechselbewegungen vollbringen. Die gewebten Baͤnder oder
                              Borten werden durch die Fuͤhrer K, K
                              gefuͤhrt, und durch diese mit den Schuͤzen parallel erhalten; sie
                              wenden sich aber dann uͤber die Walze L in
                              dieselbe Flaͤche, in der sich die Achse des Werkbaumes befindet, um endlich
                              auf den Werkbaum selbst aufgewunden zu werden.
                           Es ist nunmehr nur noch zu eroͤrtern, wie der Ketten- und der Werkbaum
                              zeitweise in solche Bewegung gesezt wird, daß ersterer die erforderliche
                              Kettenlaͤnge abgibt, waͤhrend auf lezteren das gewebte Fabricat
                              aufgewunden wird. Es befinden sich zu diesem Behufe an den Enden der beiden
                              Baͤume Schnekenraͤder, die in entsprechende, an den kleinen
                              Querspindeln m, m aufgezogene endlose Schrauben
                              eingreifen. An den Enden eben dieser Spindeln sind aber auch feine
                              Sperrraͤder aufgezogen; und deßgleichen sind lose an ihnen die Hebel n mit den Sperrkegeln o
                              angebracht.
                           An der senkrechten Welle C ist ein doppeltes Klopfrad p, p befestigt, welches, indem es umlaͤuft, den
                              auf ihm ruhenden Hebel q emporhebt. Durch diesen Hebel
                              q erhaͤlt ein Bolzen oder eine Stange r, der sich gegen das Ende der Maschine zu in Scheiden
                              schiebt, seine Bewegung, und dadurch werden mittelst Hervorragungen, die sich an der Stange befinden,
                              die Hebel n, n emporgehoben, die dann die
                              Sperrraͤder leise in Bewegung sezen, damit die Bewegung an die beiden
                              Baͤume weiter fortgepflanzt werde. Da sich an dem Rade p zwei Daͤumlinge oder Klopfer befinden, so wird diese leise
                              Bewegung nach jedem Schlage des Rietblattes Statt finden; und hieraus folgt, daß ein
                              Baum die Kette abgibt, waͤhrend der andere das gewebte Fabricat aufrollt. Zur
                              Verhuͤtung der Unregelmaͤßigkeit, die aus dem zunehmenden Durchmesser
                              des Werkbaumes erwachsen wuͤrde, dient ein sogenannter Regulator. Dieser
                              besteht aus einem Lfoͤrmigen Hebel s, an dessen einem Schenkel sich eine kleine Walze
                              befindet, die auf der Oberflaͤche der auf den Werkbaum aufgewundenen
                              Baͤnder ruht. Dagegen ist an dem anderen Schenkel ein Bolzen t angebracht, der sich an dem Gestelle schiebt, und von
                              dem ein Vorsprung ausgeht, der als Aufhaͤlter fuͤr die Stellschraube
                              des oberen Hebels n dient. So wie nun der Durchmesser
                              des Werkbaumes waͤchst, steigt der Bolzen und der Aufhaͤlter empor;
                              und indem hiedurch der Raum, durch den sich der Hebel n
                              und das Sperrrad bewegen, verkuͤrzt wird, vermindert sich auch die
                              Quantitaͤt der dem Werkbaume mitgeteilten Bewegung.
                           Der Patenttraͤger haͤlt es nach dieser Beschreibung nicht fuͤr
                              noͤthig, auf die verschiedenen Modificationen einzugehen, welche die Maschine
                              erheischt, um sie zur Fabrication verschiedener anderer schmaler Gewebe geeignet zu
                              machen. Bei der Fabrication gemusterter Stoffe duͤrfte es in solchen
                              Faͤllen, wo verschiedene Theile der Kette verschiedene Diken oder
                              verschiedene Spannungen bekommen sollen, geeignet seyn, statt eines einzigen
                              Werkbaumes ihrer mehrere anzuwenden. Auch an den Geschirren wird anstatt der
                              Theilung in zwei Partieen, deren Haͤlften sich gemeinschaftlich bewegen,
                              fuͤr gewisse Muster fuͤr jedes Geschirr eine eigene Bewegung
                              noͤthig. Die Muschelraͤder oder die Excentrica, oder vielmehr der
                              sogenannte Raͤderschnitt muß sich demnach nach den Mustern richten. Man wird
                              also fuͤr noͤthig finden, daß die Muschelraͤder, die zur
                              Bewegung der Geschirre dienen, an einer eigenen Welle aufgezogen werden, welche um
                              so viel Mal langsamer umlaͤuft als die Treibwelle, als in dem ganzen Laufe
                              des Musters Schlaͤge zu machen kommen. Diese und andere Modificationen, die
                              man fuͤr noͤthig erachten duͤrfte, aͤndern nichts am
                              Principe, welches von dem Patenttraͤger einzig und allein als seine Erfindung
                              festgehalten wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
