| Titel: | Ueber die Anwendung kalter Luft, um glühendem Eisen seine Hize zu erhalten. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. LXXVI., S. 266 | 
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                        LXXVI.
                        Ueber die Anwendung kalter Luft, um
                           gluͤhendem Eisen seine Hize zu erhalten.
                        Ueber die Anwendung kalter Luft etc.
                        
                     
                        
                           Es ist nicht allgemein bekannt, daß die Nagelschmiede die Hize des Eisens beim
                              Haͤmmern desselben auf dem Amboße dadurch zu unterhalten pflegen, daß sie
                              einen Strom kalter Luft darauf blasen. „Vor einiger Zeit“, sagt
                              Richard Phillips im Philosophical
                                 Magazine
                              (1837, Nr. 68), „ersuchte ich einen Nagelschmied bei Birmingham, mir diese
                                 Operation zu zeigen, was derselbe gerne that, indem er mir bemerkte, daß er der
                                 groͤßeren Wirkung wegen noch ein Gewicht auf seinen Blasebalg legen
                                 wolle. Er erwaͤhnte auch, daß man das Eisen auf einer sehr hohen
                                 Temperatur anwenden muͤsse, weil sonst die kalte Luft, anstatt die Hize
                                 zu erhalten und zu verstaͤrken, das Eisen schnell abkuͤhlen
                                 wuͤrde. Ich uͤberzeugte mich auch in der That vollkommen von der
                                 Wirksamkeit des kalten Luftstromes und der Nothwendigkeit, das angewandte Eisen
                                 sehr heiß zu machen.“
                              
                           Ueber denselben Gegenstand theilt Robert Arthur im Philos. Magazine (Nr. 68) folgende Bemerkungen mit:
                              „Als ich mich im vergangenen Jahre in Sheffield aufhielt, zeigte mir
                                 ein Blasebalgverfertiger, Namens Linley, daselbst
                                 folgende merkwuͤrdige Versuche: zuerst wurde eine Eisenstange von
                                 beilaͤufig einem Zoll im Durchmesser an einem Ende in einem Schmiedefeuer
                                 zur vollen Weißgluͤhhize gebracht, dann schnell aus dem Feuer gezogen und
                                 ein starker Strom kalter Luft aus einem Schmiedeblasebalge darauf geleitet; das
                                 Eisen wurde dadurch bald so heiß, daß es schmolz, und der fluͤssig
                                 gewordene Theil wurde weggeblasen und verbrannte funkenspruͤhend in der
                                 Luft, gerade so wie wenn Eisen in Sauerstoffgas verbrannt wird; auf diese Art
                                 schmolz nach und nach uͤber ein Pfund von dem Metalle ab. Eine andere
                                 Art, dieselbe Wirkung hervorzubringen, bestand darin, daß man das Eisen wie
                                 zuvor erhizte, aber anstatt den Wind des Blasebalges darauf zu richten, es an
                                 einen Strik band und vermittelst desselben in einer senkrechten Ebene
                                 herumdrehte; das Eisen kam, indem es auf diese Art schnell die kalte Luft
                                 durchstrich, in Fluß, und spruͤhte Funken aus, die als leuchtende
                                 Tangenten des Kreises erschienen, worin die Stange bewegt wurde.“
                              
                           
                              „Die Ursache dieser Temperaturerhoͤhung kann wohl nur die oxydation
                                 des Metalles seyn, welche bei obigen Versuchen ungehindert Statt finden kann.
                                 Bekanntlich ist die Bildung des Oxydes von einer großen
                                 Waͤrme-Entwikelung begleitet, und die angefuͤhrten Versuche
                                 sind auffallende Beispiele, daß die bei einer chemischen Verbindung frei
                                 werdende Hize die abkuͤhlende Einwirkung der Luft und zugleich die
                                 Ausstrahlungskraft uͤberwiegen kann.“
                              
                           
                              „Wenn diese Versuche gelingen sollen, so ist es durchaus noͤthig,
                                 daß das Eisen zuvor stark genug erhizt wird, und daß die Luft sehr rasch aus dem
                                 Blasebalge ausstroͤmt oder im anderen Falle das Eisen sehr schnell durch
                                 die Luft bewegt wird. Das Eisen zieht bei der Weißgluͤhhize den
                                 Sauerstoff aus der Luft begierig an, das gebildete Oxyd muß aber auch
                                 weggeblasen oder weggeschleudert werden, damit neue Oberflaͤchen des Metalles mit der
                                 Luft in Beruͤhrung kommen koͤnnen. Bei Anwendung eines Blasebalges
                                 sieht man das Oxyd abschmelzen und tiefe Rinnen auf derjenigen Seite der
                                 Eisenstange entstehen, worauf das Geblaͤse gerichtet ist.“