| Titel: | Ueber einen sehr leicht und schnell darzustellenden geistigen Copalfirniß; von R. Böttger. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. LXXXIV., S. 312 | 
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                        LXXXIV.
                        Ueber einen sehr leicht und schnell
                           darzustellenden geistigen Copalfirniß; von R. Boͤttger.
                        Boͤttger, uͤber einen geistigen
                           Copalfirniß.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich haͤlt es sehr schwer, einen recht concentrirten und dabei wenig
                              gefaͤrbten Copalfirniß anzufertigen; es mangelt zwar nicht an Vorschriften
                              dazu, aber wie unzwekmaͤßig und nicht zum Ziele fuͤhrend die meisten
                              darunter sind, wird Jeder, der sich mit Anfertigung von Copalfirnissen befaßte, zur
                              Genuͤge erkannt haben. Der nach meiner Methode angefertigte Firniß
                              laͤßt gar nichts zu wuͤnschen uͤbrig; er ist ungemein
                              copalhaltig, fast ganz wasserhell (wenn der dazu verwendete Copal farblos war) kann
                              nach Belieben durch Schwefelsaͤure verduͤnnt und durch Zusaz von etwas
                              venetianischem Terpenthin auch weniger schnell austroknend, dabei in wenig Minuten
                              und ohne kostspielige Apparate gemacht werden. Besonders eignet er sich fuͤr
                              Tischler zum Poliren feiner Hoͤlzer, und fuͤr Buchbinder zum
                              Ueberziehen von Landkarten, Buͤcherruͤken u. dergl. Seine
                              Brauchbarkeit hat sich bereits in unzaͤhligen Faͤllen bewahrt, und ich
                              kann ihn nicht genug saͤmmtlichen Technikern, die in ihrem Geschaͤfte
                              des Copalfirnisses beduͤrfen, empfehlen. Man loͤse zu dem Ende 4 Loth
                              Kampher in 12 Loth Schwefelaͤther auf, schuͤtte diese
                              Fluͤssigkeit, nachdem die Aufloͤsung des Kamphers erfolgt, zu 4 Loth
                              ausgesuchtem, wasserhellem, in das zarteste, staubaͤhnlichste Pulver
                              verwandeltem Copal, und fuͤge, nachdem diese drei Ingredienzien in einer wohl
                              verkorkten Flasche
                              bei mittlerer Temperatur mehrmals tuͤchtig (bis nach erfolgter theilweiser
                              Aufloͤsung und Aufschwellung des Copals) durchgeschuͤttelt worden
                              sind, noch 4 Loth Alkohol von 0,84 spec. Gew. (vorteilhafter noch ist absoluter
                              Alkohol) und 1/4 Loth rectificirtes Terpenthinoͤhl hinzu, schuͤttle
                              Alles nochmals gehoͤrig durch einander, und der Firniß ist fertig. Er
                              erscheint, wenn man genau nach dieser Vorschrift verfahrt, als ein fast ganz
                              homogenes dikfluͤssiges Fluidum; ich sage absichtlich fast, weil bekanntlich
                              Copal nur zum Theil in reinem oder kampherhaltigem Aether
                              oder in anderen aͤther- oder alkoholartigen Fluͤssigkeiten
                              loͤslich ist. Ueberlaͤßt man daher mehrere Tage hindurch den Firniß
                              der Ruhe, so unterscheidet man deutlich 2 Schichten im Glase, wovon die untere die
                              mehr copalhaltige, die oben stehende aber der oben erwaͤhnte wasserhelle,
                              ganz ausgezeichnete Firniß ist. Derselbe ist so copalhaltig, daß, wenn man einen
                              Tropfen davon zwischen zwei Finger bringt und diese abwechselnd entfernt und
                              naͤhert, zwischen ihnen unzaͤhlige, uͤberaus zarte, lange
                              Faͤden entstehen. Auf Gegenstaͤnde aufgetragen erscheint er wie eine
                              duͤnne, vollkommen durchsichtige Glasschicht, blaͤttert sich nicht ab,
                              besizt hinlaͤngliche Elasticitaͤt. und ist dabei dennoch ungemein
                              hart. Die weniger durchsichtig erscheinende untere Schicht des Firnisses, die noch
                              viel Copal in Gallertform enthaͤlt, kann man, wenn die daruͤber
                              stehende wasserhelle Schicht verbraucht ist, nochmals mit Schwefelaͤther und
                              Kampher behandeln. (Erdmann's Journal fuͤr
                              praktische Chemie 1837, Nr. 20.)