| Titel: | Verbesserungen an den Dampfmaschinen, worauf sich William Geeves, von Old Cavendish Street, in der Grafschaft Middlesex, am 2. Febr. 1837 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. LXXXVIII., S. 327 | 
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                        LXXXVIII.
                        Verbesserungen an den Dampfmaschinen, worauf sich
                           William Geeves, von
                           Old Cavendish Street, in der Grafschaft Middlesex, am 2. Febr. 1837 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Januar
                              1838, S. 5.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Geeves's rotirende Dampfmaschine.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung betrifft die sogenannten rotirenden Dampfmaschinen.
                           Fig. 70 ist
                              ein durchschnittlicher Grundriß einer nach meiner Erfindung gebauten Dampfmaschine.
                              Fig. 71
                              ist ein Querdurchschnitt, und zwar nach der Linie, welche an der vorhergehenden
                              Figur mit a, a bezeichnet ist. Fig. 72 ist ein
                              Querdurchschnitt nach der Linie b, b. Fig. 73 ein solcher nach
                              der Linie c, c, woraus zu ersehen ist, wie die Kraft der
                              Maschine an die beiden Achsen einer Locomotive oder an die Wellen einer Maschine
                              fortgepflanzt werden kann. Fig. 74 zeigt den Bau des
                              Muschelrades, welches die zur Regulirung des Ein- und Austrittes dienenden
                              Ventile oder Schieber in Bewegung sezt. Der Durchschnitt, Fig. 71, zeigt den Kolben
                              und die uͤbrigen Theile in der Stellung, die sie haben, wenn sich die Ventile
                              unter den aus Fig.
                                 70 zu ersehenden Umstaͤnden befinden. Fig. 75, 76, 77, 78 und 79 sind einzelne Theile
                              der Maschine, welche zu vollkommnerer Versinnlichung fuͤr sich allein
                              abgebildet sind. An allen diesen Figuren sind gleiche Theile mit gleichen Buchstaben
                              bezeichnet.
                           Die an den beiden Zapfen B, B laufende Hauptwelle A der Maschine traͤgt den Kolben C, der eine aus zwei, mit zwei geraden Seiten
                              verbundenen Halbkreisen zusammengesezte Figur hat. Von einem Ende des Kolbens zum
                              anderen laͤuft eine metallene Liederung, deren Einrichtung aus der Zeichnung
                              erhellt. Damit sich diese Liederung leichter anbringen laͤßt, sind die Enden
                              des Kolbens durch Abschneiden einzelner Theile seiner Oberflaͤche kantig
                              geformt. Der Dampfcylinder D, worin der Kolben umlauft, befindet sich in dem
                              Gehaͤuse E, in welches der Dampf, nachdem er auf
                              den Kolben gewirkt hat, und bevor er aus der Maschine entweicht, uͤbergeht,
                              damit der Dampfcylinder auf solche Weise durch den Dampf fortwaͤhrend erhizt
                              erhalten wird. Der aus mehreren Theilen bestehende Liederungsring F druͤkt sowohl gegen das Ende des Kolbens als
                              auch gegen den Dampfcylinder; er ist allerwaͤrts, wo er sich trennt, von den
                              ekigen Flaͤchen G, G bedekt, die mittelst der
                              Federn H, H bestaͤndig angedruͤkt werden,
                              so daß das Ganze der allenfallsigen Abnuͤzung ungeachtet fortwaͤhrend dampfdicht
                              schließend erhalten wird. Die beiden Schieber I, I
                              bilden die Stuͤzpunkte fuͤr den Dampf; dieselben bewegen sich in
                              Falzen, welche sich zu beiden Seiten der Dampfcylinder befinden. Man ersieht dieß
                              aus dem Querdurchschnitte der Maschine, so wie auch aus Fig. 70, wo auch die
                              Federn J, J, welche die Schieber I, I bestaͤndig gegen den Kolben zu draͤngen suchen,
                              angedeutet sind. Der Ein- und Austritt des Dampfes wird durch die Ventile
                              oder Schieber K gestattet, welche einander
                              gegenuͤber liegen. Die Bewegung dieser Ventile ist durch das an der
                              Hauptwelle A angebrachte Excentricum oder Muschelrad L vermittelt, welches, Indem es umlauft, die Stange M, in die zum Behufe des Durchganges der Hauptwelle und
                              zweier Reibungsrollen eine Spalte geschnitten ist, in Bewegung bringt, damit auf
                              diese Weise die Schieber oder Ventile abwechselnd geoͤffnet und geschlossen
                              werden. Die Stange M steht mit zwei Kniehebeln in
                              Verbindung, und an diesen lezteren sind die Stangen N
                              befestigt, welche, nachdem sie um die Dampfbuͤchsen der Ventile gegangen
                              sind, mit den Ventilstangen O, O verbunden sind, und
                              dieselben hin und her schieben. Die beiden Trommeln oder Scheiben, an deren Stelle
                              man uͤbrigens auch Zahnraͤder anwenden kann, dienen zur Fortpflanzung
                              der rotirenden Bewegung der Welle A an die
                              Maschinerie.
                           Um die Erbauung einer Maschine nach dem hiemit angedeuteten Principe zu erleichtern,
                              will ich den Vorgang bei einem Umgange des Kolbens beschreiben, und dabei annehmen,
                              daß sich der Kolben und die uͤbrigen Theile in der aus Fig. 70, 71 und 74 ersichtlichen Stellung
                              befinden. Der Austrittscanal x, x ist hier
                              naͤmlich geschlossen, der Eintrittscanal y, y
                              hingegen geoͤffnet; der Kolben laͤuft in der Richtung des Pfeiles um;
                              die beiden Ventile I, I werden durch den Dampf und durch
                              ihre Federn gegen den Kolben angedruͤkt. Wenn sich der Kolben um eine sehr
                              geringe Streke aus der in Fig. 71 ersichtlichen
                              Stellung bewegt, so oͤffnet das an der Seite x, x befindliche Ventil die
                              Austrittscanaͤle aus dem Cylinder bei x, x,
                              woraus folgt, daß der Dampf bei x, x und dann durch z, z
                              austritt, und in das Gehaͤuse des Dampfcylinders uͤbergeht. Im Falle
                              sich zwischen dem Ventile auf der Seite x, x und dem Kolben Dampf befindet, geht
                              derselbe durch einen zu diesem Behufe geschnittenen Canal unter die Liederung des
                              Kolbens, um dann durch das Ventil Q, welches den in den
                              Kolben geschnittenen Canal abtheilt, zu entweichen. Hieraus ergibt sich, daß der
                              durch die Stelle Q' tretende Dampf in den hohlen Theil
                              des Kolbens uͤbergeht, und dem durch den Canal R
                              gehenden Dampfe Raum gestattet, waͤhrend der den Kolben treibende Dampf auf
                              die andere Seite des Ventiles druͤkt. Das Ventil Q
                               wird daher jederzeit an
                              der Veite des Holbens, auf welche der Dampf wirkt, geschlossen seyn, waͤhrend
                              es an der Seite des Ausfaͤhrungscanales geoͤffnet ist. Durch die
                              weitere Bewegung des Kolbens gelangt derselbe uͤber die Canaͤle x, x hinaus, wo dann diese Canaͤle wieder zu
                              Eintrittscanaͤlen werden, waͤhrend die Canaͤle y, y so lange Eintrittscanaͤle bleiben, bis der
                              Kolben einen halben Umgang vollbracht hat. Um diese Zeit werden leztere
                              Canaͤle geschlossen, und unmittelbar darauf durch weitere Bewegung des
                              Kolbens in Austrittscanale umgewandelt. Eine aͤhnliche Wirkung findet auch in
                              Hinsicht auf die Canaͤle x, x Statt. Damit die
                              Richtung der Kolbenbewegung zu jeder Zeit umgekehrt werden kann, sind die Schieber
                              S angebracht, die man in Fig. 70 sowohl an Ort und
                              Stelle als auch einzeln fuͤr sich abgebildet sieht. Es erhellt hieraus, daß
                              die fixirten Platten, in denen sich die Canaͤle x, x,
                                 y, y befinden, zwei Reihen von Durchgaͤngen haben; ebendieß ist auch
                              der Fall mit den Schiebern 8, wodurch es moͤglich ist, daß die eine Reihe bei
                              der Bewegung der Schieber nach der einen, und die andere bei deren Bewegung nach der
                              anderen Richtung in Anwendung kommt. Gesezt also, man wolle die Maschine umkehren,
                              so brauchen die Schieber 8 bloß mit entsprechenden Hebeln oder auf andere Weise nach
                              Einwaͤrts bewegt zu werden, nachdem man vorher den Dampf in der
                              Dampfroͤhre abgesperrt hat. Ebenso muß das an der Welle A befindliche Excentricum oder Muschelrad, welches, wenn
                              sich die Maschine immer nur nach einer und derselben Richtung zu bewegen
                              haͤtte, fixirt seyn, an der Welle A beweglich
                              seyn, und auf aͤhnliche Weise wie das Excentricum der gewoͤhnlichen
                              Maschinen durch Sperrer bewegt werden.
                           Ich will nun versuchen, eine meiner Erfindung gemaͤß gebaute, doppeltwirkende,
                              rotirende Maschine zu beschreiben, d.h. eine Maschine, welche vier Ventile oder
                              Schieber I, I und vier Reihen von
                              Eintrittscanaͤlen hat, von denen sich zwei bestaͤndig an zwei
                              Oberflaͤchen des Kolbens bewegen. Der Kolben hat zwei gliederte
                              Oberflaͤchen, die bestaͤndig gegen die inneren Oberflaͤchen des
                              Dampfcylinders druͤken.
                           Fig. 80 ist
                              ein Laͤngendurchschnitt einer derlei Maschine. Fig. 81 ist ein
                              Querdurchschnitt. Fig. 82 zeigt das Ende des Dekels des Dampfcylinders, in welchem sich der
                              Kolben bewegt, von Außen; die Dampfwege sind hier leicht zu verfolgen. Fig. 83 ist
                              das Ende der Kolbenliederung. In Fig. 84, 85, 86 und 87 sind die Ventile und
                              die Umkehrschieber einzeln fuͤr sich abgebildet; und zwar in Fig. 84 das Umkehrventil
                              h von der dem Schieber 1 zugekehrten Seite; in Fig. 85
                              dasselbe Ventil von der entgegengesezten Seite; in Fig. 86
                              die Platte I gegen den Cylinderdekel, und in Fig. 87 gegen das
                              umlaufende Ventil h. Da an allen diesen Figuren die
                              bereits fruͤher erlaͤuterten Theile mit den fruͤher gebrauchten
                              Buchstaben bezeichnet sind, so beduͤrfen diese keiner weiteren Beschreibung.
                              Man wird finden, daß die Hauptunterschiede, wodurch sich gegenwaͤrtige
                              Einrichtung auszeichnet, darin bestehen, daß die Theile der Doppelwirkung angepaßt
                              sind, und daß an den Dampfwegen rotirende Schieber oder Ventile in Anwendung
                              gebracht sind. Angenommen der Kolben befinde sich in der aus Fig. 80 ersichtlichen
                              Stellung und bewege sich in der Richtung des Pfeiles, so wird der durch die
                              Dampfroͤhre e herbei gelangende Dampf die
                              Ventilbuͤchse f, f erfuͤllen, und durch
                              die Oeffnungen g, g eintreten, nachdem er vorher durch
                              das im Kreise umlaufende Ventil h gegangen ist. Dieses
                              Ventil h dreht sich mit der Welle A; allein es kann laͤngs dieser Welle gedraͤngt werden, um
                              es bei der fortwaͤhrenden Bewegung des Kolbens in Wirksamkeit zu erhalten.
                              Hat sich der Kolben um eine sehr geringe Streke aus seiner dermaligen Stellung
                              bewegt, so eroͤffnet das Ventil h die
                              Austrittswege i, i; und hat er von der in der Zeichnung
                              dargestellten Stellung aus den achten Theil eines Umganges zuruͤkgelegt, so
                              hat das Ventil h die Austrittswege i, i als solche geschlossen, und sie in Eintrittswege
                              umgewandelt. Waͤhrend eine der geliederten Oberflaͤchen des Kolbens
                              beilaͤufig den vierten Theil eines Umganges von der in der Zeichnung
                              ersichtlichen Stellung aus gemacht hat, werden die Wege g,
                                 g geschlossen, und durch das Umlaufen des Ventiles h sogleich in Austrittswege umgewandelt. (Ich spreche hier nur von der
                              Oberflaͤche X des Kolbens, und bleibe auch dabei,
                              bis der Kolben einen ganzen Umgang vollbracht hat.) Die Canaͤle j, j werden zugleich mit den Wegen g, g geschlossen, und unmittelbar darauf durch das
                              Umlaufen des Ventiles h in Austrittswege verwandelt, was
                              sie auch verbleiben, bis der Kolben ungefaͤhr 3/8 eines Umganges
                              zuruͤkgelegt hat, wo dann die Wege j, j
                              geschlossen und unmittelbar in Eintrittswege umgewandelt werden. Wenn dann der
                              Kolben, indem er in seiner Bewegung fortfaͤhrt, einen halben Umgang
                              vollbracht hat, so werden die Canaͤle k, k
                              geschlossen, und unmittelbar darauf in Austrittswege umgewandelt. Wenn die Ventile
                              und Canaͤle genau den eben beschriebenen Bewegungen gemaͤß gebaut
                              sind, so kann der Kolben nach einer Richtung eine ununterbrochene rotirende Bewegung
                              in dem Dampfcylinder vollbringen. Soll hingegen die Maschine eine solche Einrichtung
                              bekommen, daß die Richtung des Kolbens von Zeit zu Zeit umgekehrt werden kann, so
                              sind auf aͤhnliche Weise, wie dieß oben bei der ersten Maschine angegeben
                              wurde, zwei Reihen von Wegen anzubringen: nur mit dem Unterschiede, daß die
                              Canaͤle einer ununterbrochen rotirenden Bewegung des Ventiles h angepaßt werden muͤssen. Ich bringe zu diesem
                              Behufe an der Welle A die Platte l an, die, so lange sich die Maschine nur nach einer Richtung zu bewegen
                              hat, unbewegt bleibt; waͤhrend sie, wenn die Maschine umgekehrt werden muß,
                              mittelst einer Handhabe um eine kurze Streke herum bewegt wird, damit die andere
                              Canalreihe mit den entsprechenden Oeffnungen der anderen Seiten der arbeitenden
                              Oberflaͤchen des Kolbens in Coincidenz komme. Waͤhrend dieses
                              Umkehrens der Platte I sperrt sie den Eintritt des
                              Dampfes ab, und eroͤffnet dafuͤr Austrittswege, damit aller um diese
                              Zeit in der Maschine befindliche Dampf entweichen kann. Damit dieß aber auch
                              geschehen koͤnne, muß die Maschine eine kurze Zeit uͤber
                              waͤhrend die Austrittswege geoͤffnet sind, angehalten werden. Da sich
                              der Griff des Schiebers oder der Platte I in einer in
                              der Ventilbuͤchse f befindlichen Spalte bewegt,
                              so wuͤrde der Dampf durch die hiedurch bleibende Oeffnung austreten; um dieß
                              jedoch zu verhindern, ist an dem Griffe eine gebogene elastische Platte m befestigt, welche an die innere Oberflaͤche der
                              Ventilbuͤchse f anpaßt und gegen dieselbe
                              druͤkt, so daß der Griff auf diese Weise bewegt werden kann, ohne daß dadurch
                              dem Dampfe Ausgang eroͤffnet wird. Zu bemerken ist, daß das umlaufende Ventil
                              h an der Stelle n, d.h.
                              da, wo es an der Hauptwelle A angebracht ist,
                              gleichfalls mit einer elastischen Liederung versehen seyn muß, um diesen Theil
                              dampfdicht schließend zu erhallen, und dennoch die Beweglichkeit des Ventiles
                              laͤngs der Welle A nicht zu
                              beeintraͤchtigen. Ferner ist zu bemerken, daß hier an dieser Maschine die
                              Federn von der Außenseite des Dampfcylinders her auf die Schieber I, I wirken, und daß sich diese Federn an Schiebstangen
                              bewegen, welche zu diesem Zwek durch Stopfbuͤchsen gehen, wie dieß in Fig. 80 bei
                              o deutlich zu ersehen ist. Anstatt daß die Welle A, wie in Fig. 70 angedeutet ist,
                              von zwei Zapfen getragen wird, laͤuft sie hier durch eine Anwelle, welche
                              sich in dem Dekel des einen Endes des Dampfcylinders befindet, und durch eine an der
                              Ventilbuͤchse f, f angebrachte
                              Stopfbuͤchse. Der Dampf stroͤmt, nachdem er auf die arbeitenden
                              Oberflaͤchen des Kolbens gewirkt, von dem Ventile h aus durch die Oeffnungen p, p in den
                              zwischen dem Dekel des Dampfcylinders und dem Kolbenende befindlichen Raum, um
                              endlich durch die Oeffnungen q, q in das aͤußere
                              Gehaͤuse zu gelangen.
                           Als meine Erfindung nehme ich in Anspruch: 1) die Ausstattung der Kolbenenden
                              rotirender Dampfmaschinen mit winkeligen vorspringenden Haͤlsen oder anderen
                              vorspringenden Oberflaͤchen, zwischen denen sich die Schieber I, I bewegen; die Anbringung gebogener oder schraͤger
                              Liederungsoberflaͤchen in den durch diese vorspringenden Enden erzeugten
                              hohlen Raͤumen; und die oben beschriebene Liederung der Kolbenenden. 2) die
                              Art die Schieber I, I in Hinsicht auf den Kolben so zu
                              bewegen, daß der Druk des Dampfes auf den Kolben waͤhrend seines ganzen
                              Umganges gleich ist. 3) endlich die beschriebene Art rotirende Dampfmaschinen durch
                              Anwendung von Umkehrplatten zwischen den Ventilen und den gewoͤhnlichen
                              Canaͤlen umzukehren.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
