| Titel: | Ueber eine harte durchsichtige Substanz, worauf man schreiben und zeichnen kann, nouveau papier diaphane et perpetuel genannt. Von Hrn. Laborde. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. CXXI., S. 451 | 
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                        CXXI.
                        Ueber eine harte durchsichtige Substanz, worauf
                           man schreiben und zeichnen kann, nouveau papier diaphane et
                              perpetuel genannt. Von Hrn. Laborde.
                        Aus dem Journal des connaissances usuelles. August
                              1837, S. 68.
                        Laborde's neues durchsichtiges Papier.
                        
                     
                        
                           Das sogenannte neue durchsichtige Papier (nouveau papier
                                 diaphane) wird aus Ochsenhorn fabricirt, dem man anfaͤnglich
                              dieselbe Zubereitung gibt wie dem zu Laternen bestimmten. Man gibt das Horn so lange
                              in siedendes Wasser bis es ausgehoͤhlt werden kann, und bringt es hierauf
                              abwechselnd in Wasser und Feuer, bis es so weich geworden ist, daß es sich leicht
                              mit Huͤlfe eines Messers spalten laͤßt. In diesem Zustande wird es
                              geoͤffnet, und in eisernen Pressen abgeplattet. Sind die auf diese Weise
                              erzielten Blaͤtter zu dik, so spaltet matt sie mit einer eigens hiezu
                              bestimmten Saͤge, und verduͤnnt sie dann mit einem Messer und hierauf
                              mit einer mechanischen Raspel bis auf den fuͤr jede Art von Schrift oder
                              Zeichnung geeigneten Grad.
                           Blaͤtter, die diese Behandlung erlitten, eignen sich zur Uebung der Hand und
                              zum Schreibunterrichte; zu feinerer Schrift und zu Zeichnungen hingegen muß ihnen
                              noch die gehoͤrige Weichheit, so wie auch das Sammtartige gegeben werden. Man
                              benezt sie zu diesem Zwek mit Klauenfett, welches man eintroknen laͤßt, und
                              welches dem Horn beinahe die Geschmeidigkeit des Pergamentes gibt. Da sie in diesem
                              Zustande jedoch die Tinte nicht annehmen wuͤrden, und da die Feder wie
                              uͤber eine gefirnißte Oberflaͤche hingleiten wuͤrde, so weicht
                              man sie einige Augenblike in heißes Wasser, dem arabisches Gummi beigemengt ist.
                              Durch diese einfache Operation wird dem Horne der firnißartige Ueberzug benommen,
                              und man kann es, wenn es im Schatten getroknet worden ist, zu jeder beliebigen
                              Schrift oder Zeichnung verwenden, nachdem es vorher noch, wenn es von dikerer Sorte
                              ist, mit Glaspapier Nr. 1, und wenn es zu feiner Schrift oder Zeichnungen benuzt
                              werden soll, mit Glaspapier Nr. 2 abgerieben worden ist. Dieses Abreiben muß sehr
                              sachte geschehen, damit die Blaͤtter dadurch nicht zerrissen werden, sondern
                              so weich und mild wie das schoͤnste Papier und so durchsichtig wie Glas
                              erscheinen. Zu bemerken kommt noch, daß man bei der Zubereitung der zum Zeichnen
                              bestimmten Blaͤtter weniger Oehl und mehr Gummi anzuwenden hat.
                           Um auf diesen Blaͤttern zu schreiben, kann man sich der gewoͤhnlichen
                              Tinte bedienen, die jedoch so wenig scharf als moͤglich seyn soll, weil man
                              sie dann leichter entfernen kann. Wenn der Lehrling eine Seite voll geschrieben hat,
                              oder noch besser nach Vollendung von je zwei Zeilen, hat er die Schrift mit etwas
                              Sand zu bestreuen, damit die Tinte nicht so anklebt, und leichter mit einem
                              Leinenlumpen oder Schwamme weggewischt werden kann. Bleiben einige Tintenspuren
                              zuruͤk, so lassen sich auch diese durch gelindes Befeuchten der
                              Blaͤtter beseitigen. Hat man das Aufstreuen von Sand unterlassen und ist die
                              Tinte eingetroknet, so ist das Wegschaffen derselben schwieriger. Man befeuchtet
                              dann das Blatt und reibt es mit einem Lumpen oder einem Stuͤk Papier ab; und
                              wenn auch dieß noch nicht ausreicht, so reibt man es noch feucht mit etwas Sand und
                              zulezt mit dem Glaspapiere ab, um ihm sein fruͤheres Aussehen wieder zu
                              geben. Ist das Blatt hiedurch zu feucht geblieben, als daß man gleich wieder darauf
                              schreiben koͤnnte, so braucht man es nur umzuwenden und auf die
                              Ruͤkseite zu schreiben. Alles was von der Schrift gesagt worden ist, gilt
                              auch von Zeichnungen; nur muͤssen hier die Blaͤtter mit Glaspapier Nr.
                              0 abgerieben werden, wodurch sie noch mehr Milde bekommen. Man kann auch mit
                              autographischer Tinte auf dergleichen Blaͤtter schreiben und diese dann nach
                              der gewoͤhnlichen Methode auf Stein abklatschen.
                           Besonders brauchbar zeigen sich die nach dem beschriebenen Verfahren fabricirten
                              Blaͤtter beim Unterrichte in der Kalligraphie, indem der Schuͤler bei
                              ihrer Durchsichtigkeit die Vorlagen nachfahren, und sich also bei gehoͤriger
                              Anleitung in Hinsicht auf die Haltung der Hand sehr schnell an schoͤne reine
                              Zuͤge gewoͤhnen kann. Man will gefunden haben, daß bei dem Unterrichte
                              nach dieser Methode beinahe 2/3 der gewoͤhnlichen Lehrzeit erspart werden.
                              Ebendieß gilt auch vom Unterrichte im Zeichnen.