| Titel: | Neue Methode sich zum Behufe des Abdrukes auf verschiedene Substanzen Platten oder Formen mit erhabenen Dessins zu verschaffen, worauf sich Godfrei Woone, von Berkeley Street, Piccadilly in der Grafschaft Middlesex, am 12. Junius 1837 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. CXXII., S. 454 | 
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                        CXXII.
                        Neue Methode sich zum Behufe des Abdrukes auf
                           verschiedene Substanzen Platten oder Formen mit erhabenen Dessins zu verschaffen, worauf
                           sich Godfrei Woone, von
                           Berkeley Street, Piccadilly in der Grafschaft Middlesex, am 12. Junius 1837 ein Patent ertheilen ließ.Wir haben bereits in diesem Bande des polytechnischen Journals S. 239 auf obiges
                                 wichtige Patent aufmerksam gemacht. A. d. R.
                           
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Februar
                              1837, S. 95.
                        Woone's Verfahren Drukformen zu verfertigen.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht in einer verbesserten Methode mir Moͤdel oder Matrizen
                              zu verschaffen, von denen in Metall oder anderen, einen starken Druk aushaltenden
                              Substanzen Abguͤsse genommen werden koͤnnen, auf welchen die Dessins,
                              Muster, Schriften etc. erhaben zum Vorscheine kommen. Diese Abguͤsse geben
                              dann auf Calico, Seide, Papier, Leder oder andere Stoffe ebensolche Druke oder
                              Abdruͤke, wie man sie sonst mit Platten, Moͤdeln oder Cylindern,
                              welche durch Stechen, Schneiden, Aezen, Pressen oder auf andere Weise mit erhabenen
                              Dessins ausgestattet worden, oder auch von Stereotypen-Abguͤssen, die
                              von den urspruͤnglichen Platten oder Moͤdeln genommen worden sind,
                              erhaͤlt.
                           Ich verschaffe mir meine Moͤdel je nach der Beschaffenheit des Musters oder
                              Dessins, das ich erhaben erhalten will, auf folgende Weisen. Fuͤr feinere, in
                              der Calicodrukerei oder Buntpapier-Fabrication gebraͤuchliche Muster,
                              so wie auch fuͤr Zeichnungen, die sonst gewoͤhnlich auf Buchsholz geschnitten und dann in
                              Drukerpressen abgedrukt werden, bringe ich folgende Methode in Anwendung. Ich
                              vermenge beilaͤufig zwei Theile Bleiweiß und einen
                              Theil Gyps, ruͤhre sie mit Wasser zur
                              Rahm-Consistenz an, und gieße die Mischung auf eine gut polirte, vollkommen
                              ebene Metallplatte oder auf eine andere derlei Substanz von gehoͤriger
                              Haͤrte und Groͤße, und zwar in einer Dike, welche der Erhabenheit, die
                              das Muster bekommen soll, entspricht. Fuͤr Gegenstaͤnde, welche nach
                              Art der Holzschnitte in der Drukerpresse abgedrukt werden sollen, braucht die Dike
                              der Schichte nicht uͤber 1/24 Zoll zu betragen; fuͤr groͤbere
                              Muster hingegen, wie sie z.B. in der Calicodrukerei gebraͤuchlich sind, muß
                              sich deren Dike ungefaͤhr auf 1/8 Zoll belaufen. Wenn die Masse auf der
                              Platte oder auf dem Bloke allmaͤhlich vollkommen troken geworden ist, oder
                              wenn man sie, um eine mehr ebene Oberflaͤche zu erhalten in groͤßerer
                              Dike auf die Platte gegossen und nach geschehener Troknung mit einem Stuͤk
                              Metall, welches eine vollkommen gerade Kante hat, bis zur erforderlichen Dike
                              abgeschabt hat, so zeichnet man auf sie nach der bei den Kuͤnstlern oder
                              Kupferstechern gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Methode das
                              gewuͤnschte Muster, und gravirt, radirt oder aͤzt mit einem
                              Grabstichel oder einem anderen geeigneten Instrumente saͤmmtliche Linien der
                              Zeichnung bis auf das Metall oder bis auf die harte Oberflaͤche, auf welche
                              die Composition gegossen worden ist.
                           Eine zweite Methode mir meine Moͤdel fuͤr groͤbere, in der
                              Calico- oder sonstigen Drukerei gebraͤuchliche Muster zu verschaffen,
                              deren man sich jedoch auch fuͤr feinere Gegenstaͤnde bedienen kann,
                              ist folgende. Man nimmt ein Stuͤk Metall, Holz, Pappendekel, Stein-
                              oder Gyps-Composition von der Hoͤhe der Erhabenheit, welche das Muster
                              bekommen soll, und leimt es oder fixirt es auf andere Weise auf einem aus Metall,
                              Holz oder einem anderen geeigneten Materiale bestehenden Bloke. Dann schneidet,
                              sticht oder aͤzt man nach dem bei den Kupferstechern uͤblichen
                              Verfahren entweder bloß die Umrisse oder das ganze Muster darauf. Brachte man bloß
                              die Umrisse hervor, so muͤssen die innerhalb derselben gelegenen Theile des
                              Musters ausgeschnitten werden, um einen vollkommenen Model des Musters, welches man
                              erhaben bekommen will, zu erzielen. Will man den Model mit Sauren in Metall oder
                              Stein aͤzen, so soll man die Metall- oder Steinplatte auf einem Bloke
                              aus Holz, Pappendekel oder einer anderen Substanz, die von der Saͤure nicht
                              angegriffen wird, fixiren.
                           Um mit den nach diesen Moͤdeln genommenen Abguͤssen vollkommene
                              Abdruͤke zu bekommen, muͤssen einzelne Theile derselben so versenkt seyn, daß sie nichts
                              von der Farbmasse aufnehmen, damit der Abdruk dadurch nicht verunreinigt wird. Um
                              dieser Bedingung zu entsprechen, nehme ich nun entweder unmittelbar, nachdem ich mir
                              die Moͤdel auf eine der angegebenen Methoden verfertigt, Abguͤsse von
                              denselben, und vertiefe dann alle jene Stellen, die eine groͤßere Tiefe
                              bekommen sollen, nach dem von den Holzschneidern, Modelstechern etc. befolgten
                              Verfahren. Oder ich bediene mich folgenden Verfahrens. Wenn das Muster in die
                              Composition aus Bleiweiß und Gyps, in das Holz, in das Metall oder in die sonstige
                              Substanz gestochen, geschnitten oder geaͤzt worden ist, so trage ich auf alle
                              jene Stellen desselben, die eine groͤßere Erhabenheit bekommen sollen, mit
                              irgend einem entsprechenden Instrumente Modellirthon oder feine Formerde oder eine
                              andere Masse in erforderlicher Dike und mit solcher Vorsicht auf, daß das Muster
                              nicht im Geringsten dadurch beeintraͤchtigt wird. Oder ich vermenge Kalk,
                              Bleiweiß oder eine andere derlei Substanz mit so viel Wasser, daß sie mit einem
                              Pinsel auf jene Stellen, die mehr Erhabenheit bekommen sollen, aufgetragen werden
                              kann. Wenn jedoch diese leztere Mischung auf die aus Bleiweiß und Gyps bestehende
                              Composition aufgetragen werden soll, so muß man den Model vorher leicht
                              oͤhlen.
                           Die Moͤdel muͤssen, bevor man Abguͤsse von denselben nimmt,
                              immer vollkommen getroknet worden seyn, und zwar entweder durch langsames Troknen
                              oder durch Troknen in einem Ofen. Die Abguͤsse koͤnnen mit Metall,
                              Papiermaché oder anderen dermaligen hiezu gebraͤuchlichen Substanzen
                              genommen werden, in so fern sie die Umrisse mit gehoͤriger Schaͤrfe
                              annehmen und zum Behufe des Drukes einen hinreichenden Grad von Haͤrte
                              besizen. Da im Nehmen dieser Abguͤsse nichts Neues gelegen ist, und da
                              dasselbe nach den Sachverstaͤndigen bekannten Methoden zu geschehen hat, so
                              halte ich eine ausfuͤhrliche Beschreibung desselben fuͤr
                              uͤberfluͤssig: bemerken will ich jedoch, daß ich fuͤr feinere,
                              den Holzschnitten aͤhnliche Gegenstaͤnde jener Methode den Vorzug
                              gebe, nach der man aus Gypsmodeln Stereotypenplatten anfertigt; und daß ich mich
                              hiezu auch derselben Metallcomposition bediene. Man kann sich auch Abguͤsse
                              verschaffen, indem man den Model in eine geeignete Form bringt, und entsprechendes
                              Metall darauf gießt. Die Platte muß am Ruͤken eben abgedreht und in Holz
                              eingesezt werden, wie dieß mit den Stereotypenabguͤssen zu geschehen pflegt.
                              Wenn die Platten oder Reliefs auf Cylindern angebracht werden sollen, so muß das
                              Metall oder die Substanz, die den Model geben soll, eine dem Umfange des Cylinders
                              entsprechende gebogene Gestalt haben. Uebrigens kann man die Platten auch eben
                              gießen, und ihnen dann durch Druk die gewuͤnschte Cylinderform geben.